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DER SPRUNG ÜBER DEN SCHATTEN

XVON KARL SCHRÖDER  - ZEICHNUNGEN VON PAUL THESING  

Heinrich Fehlow, dessen Lebensgeschichte der Verfasser schil­dert, stammt aus einem ostelbischen Landstädtchen. Sein Vater ist Dorfschullehrer mit 750 M. Gehalt im Jahr. Der Junge ist ein aufgewecktes" Kind und der Schulrektor meint, daß er studieren müsse. Zuerst bekommt er privaten Unterricht in den Gymnasial­

fächern. Später schicken ihn die Eltern unter den größten

persönlichen Opfern aufs Gymnasium.

8. Fortsetzung.

Dann gingen wir in die Küche. Die Mutter war da, und für jeden stand ein Teller mit Mehlsuppe bereit. Bor meinem Teller lag auch ein Ei. Das gab es sonst niemals zum Frühstück; aber heute war ja der letzte Tag. Die Mutter ging um mich herum und strich mir heimlich über das Haar. Dann saßen wir stumm.

Lena und Martha schliefen noch. Sie mußten geweckt werden. Gähnend kamen sie herein; lachten aber bald, zogen sich an den Flechten und traten mir unter dem Tisch auf den Fuß.

Kam die Stunde des Abschieds, dann lief ich noch schnell ein legtes Mal durch Zimmer, Boden und Keller. Mir war schwer zumute; aber aussprechen konnte ich de nicht. Wollte es bald auch gar nicht mehr. Ich würgte es hinunter.

War ich ein paar Tage von Hause weg, ließ die Qual nach. Ich hatte teine 3eit mehr, an solche Dinge zu denten.

Im Hause der Bastorenwitwe und ihrer fünf Neffen, von denen der älteste nur ein Jahr jünger war als ich, war Lärm genug und Arbeit die Fülle. Ich beaufsichtigte" die Arbeiten der fünf, das heißt, ich fragte ab, diftierte, forrigierte, schrieb selbst die Hauss auffäge meiner Schüler. Es waren ganz gute Jungen. Sie liebten mich, und ich liebte sie. Heimlich, des Nachts, fam der älteste auf meine Rammer. Dort feierten wir mit faurem Apfelwein seine erste Liebe.

Auch die Pastorin war freundlich und mütterlich zu mir und niemals habe ich mich in den ersten Jahren als Fremder gefühlt. Dann aber, als ich es wagte, mit eigenen Freunden auszugehen, als ich mit kleinen Angriffen auf Religion und Kirche herausfam, wie jeber junge Mensch in diesen Jahren; furzum, als ich ein weniges nur die Grenzen überschritt, in denen nach Auffassung adliger Leute der Sohn eines Kleinbürgers fich zu bewegen hat, lernte ich preußische Junter und ihre Sippe Mennen.

Der Brief tam gerade, als ich mit der Mutter in der Küche stand und Butunftspläne entwarf. Sie lächelte und war glücklich. Sie öffnete den Brief, und Freude war verwandelt in Schmerz und Hoffnungslosigkeit.

Aus petuniären Gründen" fonnten auf einmal Großgrund­befizer sich nicht mehr den Lurus" eines Hauslehrers leisten; einen Lugus, der darin bestand, daß fie für Wohnung und Effen mich täglich vier und fünf und oft sieben und acht Stunden arbeiten ließen. Niemals habe ich ein Geschent und niemals einen Pfennig bares Geld erhalten. Was ich brauchte, mußte ich durch weitere Private stunden am Sonnabend und Sonntag verdienen.

Ich dachte bei all dem nicht viel; hatte einen zähen Körper und ein festes Ziel. Aber dieser Hieb traf doch. Kein Wort des Dantes, tein Wort des Bedauerns für Jahre der Arbeit.

Die Herren kannten die Lage meiner Eltern. Es wäre eine adlige Freude gewesen, fie zu zwingen, mich ein Jahr vor dem Abschlußeramen von der Schule zu nehmen.

Doch tam es anders. Zu Hause verschwand die Butter vom Tisch; und die Mädchen famen aus der Schneiderstube nicht mehr heraus. Der Jäger fonnte der Jagd auf Eigentum weiter nachgehen; leiden­schaftlicher als zuvor.

3wei Jahre hatte ich feinen anderen Verkehr gehabt als den mit meinen Schülern. Im dritten Jahr aber gewann ich zwei Freunde.

In der Freundschaft sucht der Mensch das eigene Ich. So find Freunde immer auch ein Stück unseres Selbst, Ergänzung dessen, was uns fehlt; Abwehr dessen, was uns quält. Freundschaft ist das Miniaturbild einer unnatürlich gewordenen Gesellschaft an Stelle der tieferan, sozialen Gemeinschaft. Am liebsten wanderten wir drei durch die Wälder, abseits der Wege, quer durch Gestrüpp und dichte Schonungen  . An freien Tagen lagerten wir zwei Wegstunden weit in den Ostseedünen; tuschelten uns in den Sand hinter goldblumigen Ginsterbüschen. Wir lagen auf dem Rüden, flogen in ballige, weiße Wolfen, starrten aufs Meer, ließen uns durchzittern von Wellenschlag und Möwenschrei Harri Weichert zog ein Buch aus der Tasche und las uns Verse von Falte und Busse, von Liliencron  , Dehmel und Arno Holz   vor.

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Harri Weichert war ein hübscher Junge und Mädchenjäger. Kastanienbraunes, welliges Haar lag über einer herrlichen weißen Stirn; aber das Kinn wich ängstlich zurück, und ein fräftiger Rumpf ruhte auf furzen, schwächlichen Beinen. Er las mit weicher, betören­der Stimme und strich mit gespreizten Fingern durch das glänzende

Haar.

Mir war wohl zumute in dem freisenden Strom von Erbe und Luft und Wasser. Ich wühlte den Kopf in die harten Ginster­spieren; ließ unaufhörlich den warmen Sand durch die Finger rinnen und schwieg.

Hans Hurtenbach aber lag nicht lange still. Er fonnte nicht leben ohne Lachen; war ewig heiter und ewig vergeßlich und frei von jeder Selbstquälerei. Das rechte Objekt für Antlagen, denen er mit großen, dunklen, mitleiderfüllten Augen zuhörte.

Je länger ich liegend geschwiegen hatte, je eifriger segte ich ihm auf dem Rückweg zu, daß es Pflicht sei, die Natur zu überwinden und niedrige Triebe zu entwurzeln.

Betchert aber ging neben uns her, schaufelte leicht in den Hüften und summte Lieder.

Sonntags nachts aber faßen wir in Surtenbachs Stübchen, brauten Bowle aus Apfelwein, Selter, Zitrone und Zucker und be: gannen die Wanderung durch Himmel und Hölle in jener herrlichen, niederträchtigen, jauchzenden, frechen Strolchmanier aller Jugend, die dreimal in einer Nacht die Welt erschlägt und dreimal sie wieder aufbaut.

Alkohol löst die Zunge, sagt man. Niemand hätte sie uns zu lösen brauchen; herrlicher und schöner löst sie sich im Spiel natürlicher Kräfte. Aber das mußte ja so sein, und alle taten das gleiche. Schoß dann das Morgenrot neuen Tages in die Obstbaumwipfel des Gartens unten am Hause, bann riffen wir die Fenster auf, jagten unartitulierte Schreie hinaus; standen da mit heißen Gefichtern; satt und leer von der Nacht und vom Stammeln zukunfttastenden Lebens. Ram   ich zurüd in meine Rammer, deren Wände mit Bildern Landschaften auf der einen Seite, Porträts be­rühmter Männer auf der anderen dann warf ich mich in Kleidern

überflebt waren

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auf das eiserne Feldbett, starrte auf die Toteninjel Böcklins, in die qualzerriffenen Gefichter Beethovens und Michelangelos  ; drohte mit der Faust dem Bild des alten Goethe, fühlte mich unglücklich, schlief aber feft nach wenigen Minuten.

Bon Politik hörte und verstand ich nichts in diesen Jahren. Ein geistiger" Mensch las feine Zeitung. Ein geistiger Mensch ging in die Tiefe. Zeitungen waren für das Dugend, für den Spießer und für die Plebs.

Trotzdem aber find Schaumsprißer der anderen Wirklichkeit in mein Leben geschlagen, die verwischt waren, faum, daß sie berührt hatten, und die nun doch- rückschauend rüdschauend mit lebendigen Lichtern mich anblicken.

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So

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,, Gibt es hier auch Sozialdemokraten?"

Ich hatte auf der Boltsschule einen jüdischen Freund. Sein Bater schlachtete Ziegenlämmer und gerbie die Felle. Da ging das Gerücht durch alle pommerschen Flecken, die Juden griffen alljährlich zu Ostern Rinder, schlachteen fie und verrührten ihr Blut in den Mazen, dem ungefäuerten Osterbrot.

Es summte in der Stadt. Die Lehrlinge standen nach Feier­abend in dicken Nestern unter den Straßenlaternen und steckten flüsternd die Köpfe zusammen. Wir Kinder gruselten uns. Laufend mur trauten wir uns bei Abendbesorgungen durch das Dunkel der Gassen. Und dann fand eine große Bersammlung statt. Ein Redner von auswärts sprach. Nur auf Jahrmärkten noch sah man so viele Menschen auf der Straße wie an diesem Tage.

Alle Juden hatten die Läden geschlossen. Rotten großer Jungen standen davor und zerknallten 3ündhütchen auf dem Pflaster.

Copyright 1928 by Der Bücherkreis G. m. b. H. Berlin   SW 61. Am nächsten Tag erzählte mein Freund, sein Onkel ginge nur aus mit einem Revolver in der Tasche. Das imponierte mir. Nichts­destoweniger aber erklärte ich ihm, ich würde antisemitisch" wählen. Ich verstand das Wort nicht einmal, aber es hatte großen Eindruck auf mich gemacht. Mein jüdischer Freund war nicht böse über meinen Entschluß. Erzürnt haben wir uns ein andermal; da war es aber über einen Kohlrübenstrunt, der das Aussehen einer Keule hatte. Den wollen wir beide haben, und der Strunt wurde int Kampfe darüber zu Mus zerquetscht.

Tiefer als dies erregt hat mich während der Gymnasialzeit ein Erlebnis während einer Reichstagswahl. Ich las am Edhaus des Marktes einen Wahlzettel der Sozialdemokratie. Ein Maurer stand daneben. Der Mann beachtete mich gar nicht; ich aber fragte ihn erregt:

"

Gibt es hier auch Sozialdemokraten?"

Er sah mich etwas mißtrauisch und etwas ironisch an.

"

Wie meinen Sie das?"

Ja, ich... möchte... die kennenlernen."

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S000? Na ich bin einer." Er lachte, ein gutes Gesicht mit breitem Bollbart.

Kann ich Sie nicht einmal besuchen?"

Warum nicht." Er sagte mir seine Adresse.

Ich wußte nicht, warum ich das plöglich fragte; wußte nicht,

woher ich den Mut nahm, es zu fragen.

Jetzt hatte ich Angst und hastete, wegzukommen.

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Ich bin in die Wohnung des Mannes gegangen. Heimlich, auf noch Umwegen. Er wohnte in einem verfallenen Haus, und dort. eine Leiter hoch direkt unter dem Dach. Das Dach senkte sich in einer Ausbuchtung und war gestützt durch ein dickes Stück Gruben­holz. Kreuz und quer auf Leinen trocknete bunte, rote und blaue Wäsche. Eine zahnlose, schwangere Frau öffnete. Auf dem Fuß­boden spielten mehrere Kinder.

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Der Maurer war nicht da. Ich war sehr verlegen, merkte aber doch, daß die Frau noch verlegener war als ich. In aller Eile be­fannte ich ihr was gar nicht wahr war, und woran ich noch nie gedacht hatte, daß ich selbst wahrscheinlich Sozialdemokrat merden würde; das heißt, jetzt noch nicht, erst später, wenn ich studierte. Dann verschwand ich; steckte einem der Kinder fünfzig Pfennig in die Hand und dachte, ein großes Werk getan zu haben. Damit war diese Episode vorüber. Ich habe nie mehr daran gedacht. Erst jetzt wird sie mir völlig lebendig, und ich muß mich wundern.

Unvergeßlicher als alle Schularbeit meines letzten Gymnasial­jahres ist mir das Weihnachtsfest, das dem Abgangsegamen vor aufging.

Bir saßen in der Hinterstube um den breiten Tisch in der Nähe des großen Kachelofens. In der Ofenröhre bruzelten Aepfel. Die Lampe   war gelöscht. Im Ofen fnackten die Holzscheite, und aus der Ofentür fiel ein breiter, gelbroter Feuerschein in den Raum. Dem Tisch gegenüber stand der Tannenbaum mit wenigen brennen. den Lichtern. Ketten aus buntem Glanzpapier, das die Schwestern schnitten und flebten, hingen über den Aesten; auf der Spitze stedte ein silberner Stern. Lena und Martha hatten einen Teller mit Haselnüssen vor sich, die im Herbst im Walde gesammelt waren. Ab und an fnisterte ein von der Lichtflamme erreichter Tannenzweig. Der Geruch der brennenden Nadeln vermischte sich mit dem der Bratäpfel zu jener wundervollen, finnbeglüdenden Einheit, die für mich unzertrennlich bleiben wird von der Vorstellung eines Weih­nachtsfestes. ( Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT.

Der schwierige Satz.

Neulich ist, wie die Deutsche Beamtenbunds- Korrespondenz" mitteilt, bei einer Intelligenzprüfung in Düsseldorf  , der sich Bewerber unterziehen mußten, die im mittleren Postdienst beschäftigt zu wer­den wünschten, den Kandidaten folgender Sah diftiert worden: ,, Der gleisnerische Mesner Matthias befam trog feines Ratarrhs großen Appetit auf Grießtlößchen. Da nahm seine ihn stets schurigelnde Haushälterin bloß ein bißchen Salz, eine Brife Grieß   und ein Quentchen Meerrettich. Das schien ihm recht brenzlich. Nach dem Mahle reinigte er feinen Niednagel mit einem. Span Holz und Bims­ftein, der in Stanniol eingewickelt war, nahm Beffchen und Perüde und ging rhythmischen Schrittes fürbaß, denn er war Leichtathlet." Welch ein Glüd, daß unsereiner sich recht und schlecht als Schrift steller durchzuschlagen vermag: zum Beamten im mittleren Postdienst würde es unter diesen Umständen teinesfalls langen. Es gibt Worte, die sich in der deutschen Sprache finden und die schreibt der Normalmensch einigermaßen richtig, denn er begegnet ihnen häufig und hat sich ihr Buchstabenbild eingeprägt. Ferner gibt es Worte, die sich nimmermehr in der deutschen Sprache, sondern nur in In telligenz- Brüfungssägen finden und die schreibt der Normalmensch falsch, oder nein, er schreibt sie gar nicht, auch dann nicht, wenn er dazu aufgefordert wird. Denn er weiß, daß Bildung fich weniger in den versteckten Winkeln der Wörterbücher, als vielmehr im Trubel des braufenden Lebens auslesen läßt. Inder Mensch, auch der Ge­bildete und sogar der zufünftige mittlere Postbeamte hat ein Recht darauf, ratlos vor Schurigeleien, vor Stanniol und Meerrettich zu stehen und gar die Beffchen braucht außer Duden nur der Fabrikant richtig schreiben zu fönnen, der sie herstellt. Was nun gar das halsbrecherisch- phantastische Abenteuer anbelangt, das der gleisne­rische Mesner Matthias zu bestehen hat, so ist es allzu qualvoll- mirr, als daß die Zumutung, es zur Kenntnis zu nehmen, nicht in jebem Falle dem normalen Verstand mehr Abbruch täte, als die Bereiche­rung durch orthographische Kenntnisse ihm einzubringen vermöchte.

Der höfliche Bandit.

Hans Bauer.

In dem großen Nordwest- Ueberland- Expreß- Luruszuge, der täglich zur Dinerzeit Chicago   perläßt, hatte sich fürzlich eine Reihe prominenter Fahrgäste, barunter einige befannte Bantiers, Industrielle und Politiker, zum Mahle zusammengefunden. Ein junger Mann, den niemand kannte, der aber alle Welt zu kennen und durch sein sicheres und vornehmes Wesen seine Zugehörigkeit zur ersten Gesellschaft zu beweisen schien, beteiligte sich lebhaft an der Unterhaltung und fand mit seiner bescheiden- liebenswürdigen, flugen Art allgemeine Sympathie. Plöglich aber, der Zug hatte Chicago   vielleicht 10 minuten verlassen, erhob sich der junge, tadels

Los gekleidete Mann und zeigte den erstaunten Passagieren seinen Revolver. Es tut mir außerordentlich leid, meine Herren," sagte er, die so interessante und anregende Unterhaltung jetzt beenden zu müssen, allein meine Berufspflicht ruft!" Damit schritt er gelassen von einem der schreckerstarrten Gäste zum anderen und ersuchte jeben auf das höflichste, aber immer mit erhobenem Revolver, ihm Uhr und Kette, Ringe, Brieftasche und dergleichen auszuhändigen. Dem Zahlkellner nahm er ebenfalls die Barschaft, den gesamten Inhalt der Tagestasse, ab. Hierauf derbeugte er sich mit liebens­würdigem Lächeln, drückte nochmals sein Bedauern wegen der Stö­rung aus und zog die Notbremse. In dem Augenblick, als der Zug zum Stehen fam, sprang er ab und verschwand in der Abend­dämmerung, und bis heute ist es noch nicht gelungen, eine Spur von dem höflichen Banditen wiederzufinden. Fünf todgeweihte Frauen.

In Newark   im Staate New Jersey   waren in einer sogenannten Radium- Gesellschaft" fünf Frauen tätig, die mit vielen anderen Kolleginnen die Aufgabe hatten, auf Leuchtuhren mittels eines feinen Binsels eine Leuchtmasse aufzutragen. Gewohnheitsgemäß wurde der Pinsel regelmäßig mit den Lippen angefeuchtet, und nun wurde bei den fünf Frauen durch Untersuchung festgestellt, daß die Knochen­gewebe unrettbar der Zerstörung durch die radiumhaltige Substanz, die ihren Weg über die Lippen fand, verfallen find. Die fünf Frauen haben nunmehr einen Schadenersatz an ihre Firma gestellt, der sich auf 1 250 000 Dollar beläuft. Der vor Gericht gebrachte Fall ist um fünf Monate vertagt worden, worauf eine nochmalige ärztliche Untersuchung der dem Tod geweihten Frauen über den Schadenersatzanspruch entscheiden soll.

Der Doppelselbstmord im Theater.

Unter den vielen Jugendselbstmorden in Mostau hat tein anderer so großes Aufsehen erregt, wie neulich der Doppelselbstmord zweier junger Mädchen im Großen Theater. Es wurde die letzte Szene des revolutionären Balletts Der rote Mohn" aufgeführt, als plöglich zwei Menschenförper aus der Höhe auf die Bühne hinabstürzten. Es waren dies die Praktikantinnen Rorolje wa und Atlenowa. Sie hatten der Vorstellung beigewohnt, waren auf das oberste Stockwert der Kulisen hinaufgestiegen, hatten sich mit Striden aneinandergebunden und waren dann in die Tiefe hinuntergesauft. Der Vater des einen Mädchens war gerade als erster Geiger im Orchester beschäftigt. Im Zusammenhang mit diesem Doppelfelbstmord sind zwei Bühnenarbeiter verhaftet worden. " Die fommunistische Jugendprawda" wirft mun die Frage auf, wann endlich die skandalösen Arbeitsbedingungen im Großen Theater gebessert werden,