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Emil Bohnke   tödlich verunglückt.

Bei einer Autofahrt gegen einen Baum geschleudert.

Durch einen fragischen Unfall ist geffern mittag der bekannte Berliner   Kammermusiker und Dirigent des Berliner Sinfonie­orchester Emil Bohate auf der Fahrt von Berlin   nach Pasemalt ums Leben gekommen. Sein Auto fuhr in hoher Fahrt in den welchen Sommerweg, prallte gegen einen Baum und flog schließlich in den Graben. Bohnke   wurde gegen einen Chauffee. baum geschleudert und perstarb bereits auf dem Wege zum Krankenhaus.

Emil Bahnte gehörte zu ben wenigen Mufitern. benen ber mirt schaftliche Existenzfampf eripart blieb, da er aus einer wohlhabenden Familie stammte. Nach Beendigung seiner Studien in Leipzig   und Berlin   machte er sich zunächst als Violinist einen Ramen. Er gehörte zu den Begründern des Busch- Quartetts. Schon damals fiel feine enge Beziehung zu den atonalen Komponisten auf.

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Seine eigenen Kompositionen es handelt sich um Rammer. und Orchestermusit verleugnen diese Beziehung nicht. Sie find ein Kennzeichen der Moderne mehr vom Intelleft und vom Rhythmus als von empfindsamen Gefühlen diftiert. Er war ein Problematifer und Sucher. Es ist fraglich, ob er mit seinen 40 Jahren schon zu sich selbst gefunden hatte. Man durfte pon feiner Schöpferfraft noch manches erwarten,

Ein Problematiter und Sucher war er auch als Drchester. dirigent In wirtschaftlich schwieriger Beit- und das muß ihm ebenso als Berdienst angerechnet werden wie der Mut, mit dem er fich junger und umstrittener Komponisten annahm übernahm er das Blüthner- Orchester, das dann den Namen Berliner   Gin­fonieorchester erhielt. In feinen Programmen ging er feiner Natur gemäß eigene Wege. Als Dirigent fonnte man von ihm nur mit Hochachtung sprechen, wenn ihm auch die letzte Losgelöstheit und Beschwingtheit des Genies fehlte. Aber auch hier hat der Tob ein Talent zum Schweigen gebracht, das nur langsam reifte und feine 3eit zur pollen Entwidlung gebrauchte.

Fall Jakubowski.

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Die gelegentliche Hinrichtung eines Unschuldigen hebt den sittlich erzieherischen Wert der Todesstrafe nicht auf. Während sich im Normalfalle die Abschreckung auf den engen Kreis der wirklichen Verbrecher beschränkt, wird hier dem ganzen Bolte das Entsetzen vor der unerbittlichen Majestät der Rechtspflege beigebracht."

Krylenkos Erzählungen.

Die Anklage im Schachty  - Prozeß.

Mostau, 11. Mai.

leber ben Unfall erfahren mir folgende Einzelheiten: Bohnte mollte mit seiner Gattin am gestrigen Freitag von Berlin   in seinem Auto nach Swinemünde   fahren, wo er bis Mitte Juni zu bleiben gedachte. Der Kraftwagen, eine schwere Maschine, wurde von dem Chauffeur Eduard Grüßner gelenkt, der seit über einem halben Bahr im Dienst des Dirigenten stand. Der Wagen hatte ein außerordentlich scharfes Tempo, denn in zwei Stun­ben hatte der Chauffeur bereits Basemalt turz por fich und in dieser Beit hatte er rund 135 Kilometer von Berlin   aus zurückgelegt. Der Seraftwagen muß also mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80-90 Stilometer in der Stunde dauernd gefahren sein. Zwei Kilo­meter vor der Stadt überholte Grüßner einen Kraftwagen in schnel lem Tempo und geriet, wie bie Augenzeugen dieses Wagens befun Sen, schon beim Bassieren in eine gefährliche Situation, da das Jahr. zeug zu fchleudern begann. 900 Meter vor der Stadt, bei dem Gute Ruhleben, überfah ber Chauffeur, der hart am Sommerweg fuhr, ein tiefes Loch. Der Wagen raste in die Bertiefung hinein. Das Auto prallte schließlich gegen einen Baum, wobei Bohnke   her ausgeschleudert wurde. Der Künstler fiel so unglüdlich, daß er mit dem Gesicht gegen einen Baumstamm flog. Dabei zog er fich einen tomplizierten Schäbelbruch und fo schwere Berreife Stöfters feien zwei Maschinen eingetroffen, die untauglig legungen des Gehirns zu, daß der Lob schon nach wenigen Minuten eintrat. Grau Bohnte fiel in den Sand und erlitt außer einer Gehirnerschütterung auch innere Berlegungen. Der Chauffeur Grügner, ber fich am Steuer festhalten tonnie, tam mit einem Schlüffelbeinbruch und geringen Hautesfürfungen ba non. Wenige Minuten nach dem Unfall fam der Kraftwagen bes Schloffermeisters Stabe aus Basemalt vorüber, der bie Berlekten fofort ins Stranfenhaus brachte. Bei Bohnte felbft war jede Hilfe vergebens, während die Aerzte seine Gattin am Leben erhalten zu fönnen glauben. Eine Untersuchung über die Schuldfrage ist bereits eingeleitet.

Bum Fall Jakubowski. Meineidsverfahren gegen die Berhafteten.

aufnahmeverfahren zu erwarten.

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Wieders

Die Bemühungen um eine völlige Auftlärung des Falles Jakubowski find einen Schritt weiter gediehen. Gegen die brei verhafteten Personen, die der Ermordung des fleinen Ewald Nogens dringend verdächtig sind, ist inzwischen richter­licher Haftbefehl erlassen worden. Dieser Haftbefehl stüßt sich vor­fäufig auf meineid, meil die Verhafteten unter ihrem Eide  misfentlich falsche Angaben in der Schmurgerichtsverhandlung gegen Jakubowfti gemacht haben.

Das Wiederaufnahmeverfahren ist noch nicht in Gang gesezt morden. Falls die Staatsanwaltschaft nicht auf Grund des neuen Bemeismaterials von sich aus den Wiederaufnahmeantrag stellt, werden die Angehörigen des ingerichteten die Wieder­aufnahme beantragen. Es ist gelungen, zwei Brüder des Jatu­bowsti ausfindig zu machen. Der eine wohnt in der Nähe von Mostau, der andere bei Wilna  . Dem legteren ist durch Ver mittlung der polnischen Behörden eine Bollmacht für den Antrag auf Wiederaufnahme vorgelegt worden. Man rechnet damit, daß diese Bollmacht in den nächsten Tagen in Deutschland   eingehen wird, und daß dann der Antrag auf Wiederaufnahme des Berfahrens gegen Jakubowski formell eingebracht werben fann.

Mit den neuen Ermittlungen des Gerichts ist der Oberstaats­anwalt Müller beauftragt worden. Müller ist der gleiche Beamte, der im Falle Jakubowski seinerzeit die Ermittlungen geführt, die Anflage vertreten und das Todesurteil beantragt hat. Da Medlen burg- Strelit nur einen einzigen Oberstaatsanwalt hat, ließ es fidh nicht vermeiden, daß Müller wieder mit dem Fall Jafubomiti be

traut murde.

Politische Masterade.

Der getarnte Landbund.

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Der Sandbund in Baden, die Tarnorganisation der Deutsch  nationalen, fchießt bei der Wahlmasterade den Bogel ab. Der frühere deutschnationale Reichstagsabgeordnete Julier fandidiert bei der Christlich Rationalen Bauernpartei, der Land­bundführer Klaiber bei ber Wirtschaftlichen Bereini gung und der Vorsitzende des Landbundes Depphard auf der Liste der Deutsch   nationalen. Die Herren denken: getrennt kandidieren, um nach der Wahl vereint in die deutschnationale Reichstagsfraktion zu marschieren. Aber sie werden enttäuscht sein; sie marschieren vor der Wahl getrennt, werden dafür aber in der Wahl pereint gefchlagen werben, weil die Wähler diefes Manöver nur zu bald erfennen werden.

meinsam mit Matoff und Bratanowsti, die pollständig geständig feien, mit französischen amilichen Drganen und dem ppl. nischen Kriegsministerium in Berbindung geftanden und van ihnen erhebliche Summen erhalten haben. Es hätten politische Be­ziehungen mit der Gesellschaft der Gläubiger des ehemaligen ruffi. fchen Staates bestanden. Bratanowski erinnere sich, daß die Orga nisation von der AEG durch Bleymann und ebenso durch Röfter eine beträchtliche Summe erhalten habe. Bratanowiti habe in Berlin   gelegentlich erfahren, daß ein gewisser Kiefer Summen für Siemens und Schuckert überbracht habe. Als Seele der polnischen Verschwörung wird der ehemalige Grubenbefizer Dmorshantschit genannt, doch gebe es noch

Die Anflageschrift für den Schachin- Prozeß bezeichnet die Rolle der deutschen Ingenieure und Technifer bei Uebergabe von Maschinen als eigenartig. Deutsche Firmen hätten Prozente für Bestellungen und das Geld durch Ingenieure und Monteur, welche zur Aufstellung und Montage der Maschinen in die Sowjet. union famen, übersandt. Arbeiter in niedrigen Stellungen hätten befundet, daß gegenrevolutionäre Bestrebungen durch Zerstörung des Mechanismus der Steinkohlenindustrie beabsichtigt ge= mesen feien. Ein Vertrag auf Lieferung von Schremm- Maschinen durch die Firma Knapp fei von dem Saboteur Gorlegti abge, schlossen worden. Die Firma Knapp habe 1926 ben Ingenieur Köfter zum Angebot von Maschinen entfandt. Kurz nach der Abe eine geheimnisvolle Persönlichkeit, die sich Stasimir genannt und im Don- Beden statistisches und technisches Material gesammelt erschienen und nach zwei bis brei Moncten in einen anderen und im Don- Beden statistisches und technisches Material gesammelt Schacht übergeführt worden seien, mo fie gleichfalls un genügenb habe. Bon ben 53 Angeklagten betennten sich 19 uneinge gearbeitet hätten. Bei der Aufstellung der Maschinen jei ber fränft, zehn, darunter Badstieber, teilweise für schuldig: die Angeflagte Babstieber beteiligt gewesen. Der Angelagte Antlage fügt sich fin mefentlichen auf die Befundungen Matoffs, übrigen, barunter Otto unb mater, bestritten jede Schuh. Die nitischein, ber als Inftrufter für die Styremm tafchinen be Bratanowilis und Kajarinofis. Bir nerlautet, soll ber Brozeß Schremm- Maschinen im zeichnet wird, hatte den Einbrud, daß die Maschinen einen Bratanomitis und Kafarinoffs. ir nerlautet, soll der Brozeß veralteten Top in der Konstruktion darstellten und qualitativ auch behauptet haben, daß die gegenrevolutionäre Organisation in beginn um einige Tage perschoben werden. Kafarinoff foll Mängel aufwiesen". Nifischlin habe die Aufstellung ber Maschinen Amerita Maschinen ohne Erfaßteile bestellt habe. vermeigern wollen, doch habe Babstieber gefagt, Nitishtin sei ein schlechter Fachmann. Babstieber habe den Schachtleiter Gawrjuschenko beiseite gerufen und ihn zur Aufstellung der Maschinen bestimmt. Badstieber habe selbst zugegeben, baß Mifischkin die Untauglichkeit der Maschinen für den betreffenden Schacht erkannt habe, doch habe er sich der Aufstellung nicht widersetzt. Badstieber habe ferner befundet, daß Köster

durch Bestechung die Ernennung einer neuen Prüfungs­fommission erreicht

habe, die die Maschinen tauglich befand. Kusma habe dafür 2500 Rubel erhalten. Auf Anweisung von Geesbald sei für die Maschinen der Firma Knapp Reflame gemacht worden. Der Schachtleiter habe etwa 1000 Rubel Bestechungsgelder erhalten.

Wis Leiter des Moskauer   Organisationszentrums mird Sco. rutto bezeichnet, der jedoch jebe Schuld abstreitet. Er foll ge

Maffenverhaffung in Südrußland.

Chartow, 11. Mai.

Die GPU. hat 29 Personen, die gesamte Trustverwaltung bes Rotsbenzol verhaftet megen angeblicher Berbindung mit utrainischen gegenrevolutionären Organisatio nen unter Führung eines gewissen Welman, dessen Nationalität noch nicht festgestellt ist. Es heißt, daß die Vernichtung der chemischen Unternehmungen in der Ukraine   das Ziel war.

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Auch Siemens Bau Union   und Siemens Schudert Werte erflären die Moskauer   Behauptung, Be­ftechungsgelder an russische Beamte und Angestellte gegeben und ihre Hand geboten zu haben, um Maschinen und Anlagen untauglich zu machen, als aller und jeder Grundlage entbehrend.

Richtungsgegensätze vor Toulouse  .

Sozialismus und Kommunismus.

Paris  , 11. Mai.  ( Eigenbericht.) Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen, Léon Blum   ist vielmehr Der Rongreß ber sozialistischen   Seinefödera- nach wie vor um eine Verständigung zwischen den beiden Tendenzen tton wird am 20, Mai wieder zusammentreten, um über die von| bemüht. Wie feinerzeit berichtet, hatte eine Minderheit bes der göberation auf dem bevorstehenden Barteitag in Toulouse   Parteivorstandes die Abwesenheit der gemäßigten Mitglieder benugt, einzunehmende Haltung eingehend zu beraten. Im Schoße der zur um der Seineföderation wegen ihres Beschluffes, in der Stichwahl Prüfung der verschiedenen Resolutionen eingefeßten Rommiffion den Rücktritt der aussichtslosen Kandidaten zugunsten der Kommu fonnte bisher teine Ginigung erzielt werden. Eine von Mit niften zu verbieten, einen Iabel auszusprechen. Die Föderation gliebern des linten Flügels unter Führung 3promitis einge hat befchloffen, gegen dieses Botum auf dem Parteitage zu appel­brachte Resolution verlangt die Wiederherstellung berlieren. politischen Einheit der Arbeiterklasse", die auf der prin zipiellen Gemeinschaft ber Doftrinen des Sozialis mus und des Kommunismus beruhe. Die Resolution lehnt energisch jeden Kampf gegen den Bolschemismus in einer Front mit ber Bour­geoisie ab und fordert schließlich zu einer energischen oppositionellen Haltung der Partei im Barlament auf.

Bon der Gegenseite liegt eine nicht weniger entschiebene Resolu tion gegen die abscheuliche Demoralisation und De grabation der Arbeiterseele" por, wie sie auf Anftiften Mostaus von den Kommunisten ins Wert gelegt werde. Die So zialistische Partei", so heißt es weiter, lehnt bas 3beal ber fyftemati­fchen Gewaltanwendung ab und betrachtet das Bestehen einer ditta trischen Gewalt für unvereinbar mit ihrem 3beal der Brü berlichkeit und der menschlichen Solidarität. Die Resolution verlangt schließlich, daß die sozialistische Fraktion eine tonftruttive Politit betreibe, um das Reformprogramm des franzöfifchen Gewerkschaftsbundes mit allen parlamentarischen Mitteln zu unter­stügen.

Der oberste krim  - Sowjetift Ibraimon ist wegen schwerem seine Freunde sich der Auffassung Spronskis angeschloffen hätten. Ein Abendblatt verbreitet die Meldung, bas Béon Blum und Banditismus hingerichtet morden,

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Schnelleres Tempo in Colmar  .

Das Berhör der Angeklagten geht zu Ende.

Straßburg  , 11. Mai.  ( Eigenbericht.)

In der Bormittagsfigung des Autonomisten proseffes murde vom Vorsitzenden ein Brief des in Buxemburg ansässigen deutschen Staatsangehörigen Heinrich Baumgarten vorge zeigt, der sich dem Gericht als Belastungszeuge zur Ber fügung stellt. Er habe vor einigen Jahren als Agent des Bölti. fchen Kurier", der in München   erschien, Beziehungen zu Ridlin und Rossé unterhalten und würde darüber Aussagen von Bedeutung machen. Bom beutschen Gesandten in Luxemburg   sei er darauf aufmerksam gemacht worden, daß er eine Anflage wegen Landes­verrats zu erwarten habe, wenn er in Colmar   als Zeuge auftreten molle.(?)

Die Bernehmung der Angeflagten geht jetzt rascher vorwärts meisaufnahme übergegangen werden tann, und es ist damit zu rechnen, daß bereits am Sonnabend zur Be