Die Rheinschiffahrt liegt brach.
Gie foll in Fluß fommen durch einstweilige Verfügung".
Die Rheinschiffahrtsunternehmer arrangierten in Duisburg eine Pressebesprechung, in der sie sich entschlossen erklärten, den Betrieb nicht eher wieder aufzunehmen, bis nicht eine tragbare Lösung erreicht sei. Die tragbare Lösung" erblicken die Herren bekanntlich in einer Lohnkürzung. Und da die streikenden Rheinschiffer entschlossen sind, den Betrieb nicht eher wieder aufzunehmen, bis nicht eine für sie tragbare Lösung erreicht ist. möchten die Unternehmer die Rheinschiffahrt mit Streitbrechern wieder in Bang bringen. Hier ihr Plan dazu:
„ Die Arbeitgeberverbände glaubten feststellen zu können, daß, obwohl das Personal in überwiegendem Maße sich arbeits= willig zeigt( indem es im Streit steht! D. Red.), der Streifterror der Gewerkschaften, vor allem auf den Gebirgsstrecken zwischen Koblenz und Bingen , die Wiederaufnahme des Betriebes unmöglich mache. Der Arbeitgeberverband habe zum Schutz seiner Arbeitsmilligen beim Arbeitsgericht Duisburg eine einst weilige Verfügung gegen die Gewerkschaften erwirft, nach der Streitposten und Belästigungen Arbeitswilliger verboten find, Ein gleicher Erlaß sei auch beim Arbeitsgericht Koblenz beantragt worden."
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Im einzelnen seien Versuche, ausländisches Bersonal zum Streit zu bewegen, erfolglos geblie= ben.
Trotz einstweiliger Berfügungen werden die Streifenden dafür jorgen, daß der Streifbrecherplan in den Fluten des Rheins erfäuft.
Diskussion.
Die Liebe dreier Könige."
Städtische Oper.
Zwei Könige lieben, zu ihrem Berderben, die schöne Fürstin von Altura: Avito, der angestammte Herrscher", der sie heimlich- und Manfred, der blonde Nordländer, der sie offiziell besigt. Und Archibald, der dritte unter den liberalen Königen, men liebt er? Auch er Fiora, die Gattin seines Sohnes Manfred? Daß man es denken soll, ist eine Falle, die der listige Dichter, Sem Benelli , seinem Publikum stellt. Es ist des Alten Vaterliebe, die, wirksam als stärkste Kraft des dramatischen Geschehens, dieses in die drei fache Ratastrophe treibt. Alle Etiquettenfragen beiseite, und für mittelalterliches Italien irgendwelche Gegenwart gefeßt, begibt sich folgendes: Manfred, Krieger und Sieger von Beruf, hat selbstherrlich, wie das Erobererart ist, Avitos Braut Fiora zur Frau genommen. Nach der Moral feines Handwerks soll sie ihm, indes er es auf Kosten der Bolfsgenossen weiter übt, Treue halten; er, der feindliche Eindringling, verrichtet in der Umgegend, was seine Sprache Heldentaten nennt. Wenn sie ihn flüchtig zu sehen bekommt, ist es nur zum Abschiednehmen. Ganz natürlich, fie betrügt ihn. Noch während sie, von der Burgruine herab, dem ins Tal Davonreitenden mit dem Schleier mechanisch zuminft es ist die erste und einzige Gunst, die er ihr abgerungen- macht sich Avito, dem drunten nicht sicht bar, um ihre Füße zu schaffen; den Füßen folgt das übrige. Das ift freilich sehr traurig für den armen Manfred, der obendrein, im Privatleben ein Sänftling, mit der Tugend immer verzeihender Güte geschlagen ist. Aber der blinde Archibald, mit Witterung be gabt, wie Blinde sind, hat den Betrug erspäht und ermürgt die halb Geständige. An dem Gift, mit dem der rächende Schmiegervater
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vorsorglich ihre erfaltenden Lippen bestreichen läßt, stirbt Avito, hierdurch sich als den heimlichen Chefrevler verratend. Doch auch Manfred, dem alles flar geworden, geht nun, furz entschlossen, an die Lippen, um sich den Tod zu holen. Das ist ein bißchen fomisch, aber Archibalds Schlußwort rettet die Situation und damit die Wirkung der Oper.
In dieser Dichtung, die motivisch an Belleas und Melisande" antlingt, ist Maeterlincsche Atmosphäre. Nicht in der Musik Italo Montemezzis. Alles Hintergründige, Zwischentönige fehlt; leider auch das Persönliche. Es ist Mufit, wie sie etwa um die Jahrhundertwende schrieb, wer nichts Eigenes zu sagen und feinen eigenen Stil hatte. Sehr wagnerisch, schon ein wenig straußisch: mit italienischem Einschlag felbstverständlich, in der vorgezeichneten Linie Berdi- Puccini . Aber mit viel Theatergeschid und Klangfinn, mit Können und gewiß mit sehr ernstem Vorsatz geschrieben. Kein. bedeutendes, doch für unsere Opernbühne tein unannehmbares Werk. In Berlin ist es schon vor Jahren gegeben und abgelehnt worden; im Deutschen Opernhaus . Die neue Aufführung in der Städtischen Oper ist kaum danach, es zu rehabilitieren. Nur Kipnis hat als Archibald das Format feiner Rolle; und Riavez hat in der Partie des Avito sehr schöne Töne. Ein Gast hilft als Manfred, ein anderer in der Regie aus. Obgleich Sebastian, der Dirigent, Chor und Drchester in guter Ordnung hält, alles in allem eine mittelmäßige Opernaufführung, wie sie leider in diesem Hause und nur hier. möglich ist. Sie wäre nicht möglich in der Staatsoper; der Generalintendant würde es nicht dulden, Klaus Pringsheim .
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Der Kommunist:„ Die Angriffe meines deutschnationalen Herrn Borredners gegen die Gozialdemokratie kann ich nur unterffreichen!"
Die Eisenbahner in Frankreich .
Paris , 12. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Der zweite Tag des Eisenbahner- Gewerkschaftskongresses in Toulouse brachte neben der Erledigung innergewerkschaftlicher Angelegenheiten vor allem eine große Rede des Generalsekretärs der CGT. Jouhaux. Jouhaug erinnerte daran, daß es auch in Toulouse im gleichen Saale war, wo im Jahre 1910 der große Eisenbahnerstreit beschlossen wurde. Diese Erinnerung gab. Be legenheit, einen energischen 2 ppell an die Gewerkschaften zu erlassen und sie aufzufordern, sich bei großen fozialen Kämpfen nicht von der Leidenschaft verführen zu lassen.
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Eines Hohenzollern würdig. Carol legt sich ins Bett, damit er in England bleiben kann. Condon, 12. Mai.
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Hohenzollernprinz Carol von Rumänien , hat sich ins Bett gelegt und frant gemeldet mit dieser Spekulation auf die Tränenbrütfen hofft er zu erreichen, daß er von der Polizei nicht über die Grenze gebracht wird. Die Ausweisung wird aber trotzdem durch geführt.
Der franzöfifche Rorrespondent des Daily Telegraph berichtet aus Paris , daß der französische Innenminister die Mitteilung er halten habe, Prinz Carol hätte einige Zeit in enger Fühlung mit den rumänischen Kommunist en gestanden, die in Paris ein Bropagandabureau eröffnet hätten, sowie auch mit Ratowski, als dieser leztes Jahr Sowjetbotschafter in Paris mar. Carol habe eine Zeitfang angenommen, daß er Bräsident einer fom munistischen rumänischen Republik werden könnte.
MORGEN
Eine schöne Aufführung unter der Regie Jürgen Fehlings. 25 Jahre zählte Goethe, als er diese Tragödie des Liebesverräters in acht Tagen niedergeschrieben hatte. Er traute sich zu, noch ein Dutzend solcher Theaterstücke zu verfassen und hoffte, daß die Bühnen für alle Zeit reichen Eegen von solcher Fruchtbarkeit haben würden. Er hat seinen Wunsch sich und der Nachwelt nicht erfüllt. Wir hören immer noch die vermegene Melodie seiner dramatischen Sprache. Es quillt eine Ueberschwenglichkeit, es strömt ein Ueberfluß, der aus Empfindung und einer früh gepackten Menschenkenntnis stammt. Der Regisseur darf Uebermucherungen des Sturms und Drangs, der überspizten Worte und der graujigen Entgleisungen fortnehmen, und es bleibt immer noch die süßeste Suada. Die Philologen haben früher herausgefunden, daß die Sprache des Clavigo nur gekrampft, nicht aus dem großen Herzen sportan gekommen sei. Heute glauben mir, daß auch die Dinge des Gehirns bichterischen Wert haben fön nen, wenn nur das Gehirn etwas wert ist.
den richtigen Stil, er tastet, er probiert, er schafft unbefriedigende Kompromisse.
Man kann den Wedekindschen Dialog nicht wie den von Ibsen oder Hauptmann behandeln. Er enthält mehr innere Spannung, stärkere latente Energie. Der Regiffeur muß das Tempo foreieren, es ist unmöglich, diese Sprache in naturalistischer Breite zu entfalten. Die Antworten, auch wenn sie im Grunde teine Antworten find, müssen Schlag auf Schlag fallen aus einer inneren Getriebenheit der Menschen heraus. Sondinger jedoch hat eine Vorliebe für Pausen, er dehnt, statt zu straffen und zu fonzentrieren. Ernst Bendt, der Dr. Schoen, macht aus diesem Pfeudowillensmenschen einen wilhelminischen Aristokraten. Aeußerlich lehnt er sich an den Schauspieler Wedekind an, doch er verfügt nicht über seine geballte Energie. Alles bleibt in der Maske stecken. Der Schigolch ist nichts weiter als ein Stammgast von Budilen, der Kunstmaler Schwarz gefällt sich in zerfasernder Nervosität, Sondinger als Alwa hat graues Haar, sieht älter aus els der Bater, aber in ihm lebt Temperament und Ausdruckswille. Es bleibt die Lulu der Nju Schifra Omsejewa, einer Schauspielerin im Anfangsstadium, die über einen ausbrudsfähigen Körper verfügt, und die die Gefte finngemäß dem Wort unterorbitet. Reine Lulu, aber ein verheißungsvolles Talent. Erich Haads Medizinalrat Goll ist der einzige, der mit Wedekindschem Del gesalbt ist.
8. SA
מאדי
Ein Filmlustspiel aus Sowjetrußland? Man ist etwas step
Lothar Müthel spielt den Clavign, den reuigen Liebesverrä ter, Günter Hadant den Beaumarchais, der für das verratene Herz feiner Schwester das Racheschmert führt. Die beiden Künstler wirken darum so erfreulich, weil sie außerordentlich sparen. Sie nehmen von ihrem Temperament, das gern in der Wildheit rast, unter dem Einfluß des Regisseurs genau soviel weg, wie der Regiffeur aus dem Terte herausschneidet. Da sie genügend befizen, spürt man die vorhandene Kraft. Heute müssen die sogenannten jugendlichen Heldenspieler in manchem Sinne auch Charakterspieler tisch , denn man erwartet alles andere aus dem alten wie auch aus sein. Sie müssen ein Stück von jener Altersgebeugtheit vorwegneh dem neuen Rußland , als gerade Lustspiele. Um so intereffanter men, die unsere ziemlich unangenehme Zeit dem Zeitgenossen auf mußte der Versuch anmuten. Freilich, so originell russisch das bürdet. Wir wollen den jungen Menschen nur noch als einen Ozean Milieu ist, das wie in den russischen Komödien sehr breit ausflieger oder als einen lyrisch gebrochenen Träumer sehen. Instinkt gewalzt wird, der ganze Film mutet doch in vielem ganz ameri mäßig beschäftigen unsere Einbildung nur diese Extreme. Der Mann fanisch an. Auch hier ist eine Liebesgeschichte der Hauptinhalt, und des Alltags, der dazwischen steht, seine jungen Jahre durch andere das gute Ende wird uns beschert wie in jedem Bourgeoisfilm. nicht ehrgeizige Pläne, etwa nur durch die Geschäfte seines Herzens Dazwischen gibt es Berfolgungs- und Rauffzenen ganz nach ameriausfüllt, erscheint uns widerwärtig, beinahe wie ein Lump. Und fanischem Muster. Das satirische Element ist nur schwach entwickelt, die Bureaukratie des Wohnungsamtes betommt ein paar janfte so wird es als eine Entdeckung neuen Seelenlandes empfunden, wenn der Schauspieler den Zuschauer ein empfindsames, weder allzu träu- Badenftreiche. Die junge Modiftin, die täglich nach Moskau fährt, merisches noch allzu realistisches Herz sehen läßt. Müthel und Hader keine Wohnung hat; sie verschafft ihm eine durch eine Scheindank spielten ihre Rollen ganz aus solchem Verständnis für die 3artheit der Stimmung, in die sie hineingeralen sollen. Sie ver fuchten nicht, den alten Stil der Morte durch einen neuen Stil der Deflamation zu verdecken. Deshalb schienen fie vollkommen Natur zu sein. Fräulein Grete Jacobsen stilisierte das verlassene Mäd chen, das Goethe mit blühender Lyrik und mit melancholischem Bal ladenton überfrachtet, aus dem Gefühl heraus, daß die unglück selige Kreatur in die Erinnerung des Zuschauers ihre moralische Niederlage hineinschreien und hineintoben muß. Fräulein Jacobfen ergab sich der Tradition der großen sentimentalen Komödiantinnen, ohne daß sie sehr viel von eigenem Temperament hergeben fonnte. Der Bille reicht nicht zur Erfüllung der Absicht. So sieht man die Technikerin bei der Arbeit, und es schweigt die seelische Beglückerin.
Wedekinds ,, Erdgeist".
Theater in der Klosterstraße.
Nach Reinhardt, Jeffner und Meinhard bringt jetzt Franz Sondinger Bedekinds ❝Erdgeist" zur Uraufführung. Das beweist Mut und den Willen zu einem künstlerischen Spielplan. Leider kann dieser Wille nicht in die Tat schlackenlos umgesetzt werden. Vor allem fehlt es Sondinger an dem Ensemble an Schauspielern, die Wedekind gestalten können. Ferner findet der Regisseur nicht
um dort ihre Hüte abzuliefern, lernt einen armen Studenten fennen, ehe bei ihrer Prinzipalin, die eine bourgeoise Wohnung inne hat. Die Modiftin wird gleichzeitig umworben von einem Eisenbahnbeamten ihres Drtes und, als das ihr in Zahlung gegebene Lotterielos mit dem Hauptgewinn herauskommt, auch von dem Mann ihrer Brin zipalin. Aber der Student befördert die Mitbewerber alle in den Schnee, will aber die Scheinehe wieder auflösen, weil er tein reiches Mädchen heiraten will. Der Kofetterie der schelmischen Modiftin gelingt es natürlich leicht, ihn eines Besseren zu befehren.
Das also ist ein Sowjetlustspiel! Das Erstaunen legt sich, wenn man bedenkt, daß in Rußland amerikanische Filme den meisten Zu spruch haben. Die Darstellung ist übrigens recht gut. Anna Stean gibt die Modiftin mit soviel Liebreiz und Spigbüberet, daß man sich gern von ihr einspinnen läßt. Auch der Student tommt aus gezeichnet heraus durch J. Kowall. Das Ensemblespiel, das allen russischen Filmen eigen ist, läßt auch die kleinste Rolle zu ihrer vollsten Geltung gelangen. Die Buzmacherin, eine Hysterikerin, und ihr Mann, der sie schließlich bändigt, find charakteristische Typen.
Boran ging ein französischer abstrakter Film von René Clair , der bereits früher in Berlin gezeigt wurde und in ulfiger Weise Straßeneindrücke mit Traumvorgängen mischt.
T.
Tiefenreford eines Unterfeebootes. Wie aus Spezia gemeldet wird, bat das neueste italienische U- Boot Balilla gelegentlich seiner ersten Tauchprobe mit einer Tiefe von 101 Metern einen neuen Weltrekord aufgestellt.
Von 9 bis 9 Uhr geöffnet( Einlaß bis 8 Uhr). Eintritt: 1.50 Mark, Jugendliche 0.75 Mark. Familienkarten für 2 Erwachsene und 2 Jugdl. oder 3 Erwachsene nur 3.50 Mark, Zusatz- Kinderkarte 0.25 Mark.
DIE
ERNÄHRUNG
AUS DEM REICHEN INHALT: Der durchsichtige Mensch. Anatomie- Physiologie der Ernährung. Der Bauch von Berlin - Die Entstehung der Nahrung. Das Mahl der Völker. Die Schreckenskammer der Kriegsersatznahrungsstoffe. Das Wunder des laufenden Bandes in zahl Die große Sonderschau„ Die Milch" mit Muster reichen Nahrungsmittelfabriken in Betrieb. Der Backofen der 20 000 Brote. Das Früchte- Restaurant. Die Verpflegung der Wehrmacht. stallung . Die Welt der Hausfrau.- Küchen und Haushaltsschulen in Betrieb. Die tägliche Kost der Familie. Der große Reistempel. - Landwirtschaftliche Versuchsfelder.- Kleinvieh( Geflügel,
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HINTER DEN FUNKTURMGARTEN- TERRASSEN: Kaninchen, Schweine, Ziegen) in Musterstallungen usw. usw. usw.