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Bellage AHEAD SUA Der Abend

Sonnabend, 12. Mai 1928.

80 ИЦЯ

DHRAHT JUAN MOV MEDMUMMER- 300AM 3AM HOY

Spalausgabe des Vorwärts

Wir werden die Sieger sein!

Bismarck   und der Fall Hödel.

( Schluß.)

Was der Kaiser und seine Tochter fagten. Man muß dem alten Kaiser und seiner Tochter zubilligen, daß sie in dieser Affäre eine vornehme Rolle gespielt haben. Die Großherzogin gab an:

Ein junger Mann in sehr heruntergekommener Kleidung habe bei der Vorbeifahrt des faiserlichen Bagens drei Schüsse in der Richtung des Fahrzeuges abgegeben. Von einem Zielen könne kaum die Rede sein. Die Kugeln müßten hoch über dem Kopfe des Kaisers hinweggeflogen sein. Sie sei sehr aufgeregt gewesen, be= sonders als die Begrüßungsrufe der Menge unter dem Eindruck der Schußdetonationen plößlich in Entsetzensschreie und Ber­wünschungsausbrüche übergingen. Sie fönne aber wirklich nicht glauben, daß der junge Mensch ein Attentat ausführen wollte.

Noch günstiger jagte der Kaiser selbst für Hödel aus:

,, Meine Tochter war furchtbar aufgeregt, als die Schüsse fielen. Sie muß aber nicht die Besorgnis gehabt haben, daß jemand uns an das Leben wollte. Ein Zeichen, daß ich mich bücken sollte, gab sie nicht, und sie suchte sich auch selbst nicht durch die Beugung ihres Körpers vor den Kugeln zu schüßen. Der Wagen hielt. Ein Leibfutscher sprang ab und rannte davon. Als ich mich nach ihm umdrehte, sah ich, wie eine Menge jemand verfolgte. Plößlich stand ein Rittmeister in Gardefüraffieruniform am Trittbett des Wagens, salutierte und fragte mich nach meinen Befehlen. Ich beauftragte ihn, den Vorfall festzustellen und mir sofort nach dem Schloß Bericht zu bringen. Er fam etwa eine halbe Stunde später und meldete, daß der Attentäter festgenommen und der Polizei ausgeliefert fei. Ich selbst bin aber nach allem fest überzeugt, daß von einem Attentat nicht die Rede sein tönne. Möglicherweise daß ein Verrückter mit der Ge­fahr um fein und mein Leben gespielt hat. Morden wollte er mich nicht."

Diese Zeugenaussagen des Raisers und seiner Tochter find in Der die Atten des Justizministeriums aufgenommen worden. Untersuchungsrichter hat sie nicht zu Protofoll gegeben und die Deffentlichkeit hat von ihnen nichts erfahren. Sie waren ja auch zur Unterſtüßung des Bismarcschen Ausnahmegesetzes für die Sozialisten denkbar ungeeignet.

Und Hödel selbst?

II.

Er leugnete beim Berhör entschieden, daß er den Kaiser er fchießen wollte..

Es war pure Lüge, was Wolffs Bureau am Abend des Ereig­misses über sein Geständnis verbreitet hatte.

Hödel erklärte weiter:

Ich weiß, daß ich an schwerer Syphilis leide und daß ich doch mur noch kurze Zeit zu leben habe und teine gute. Ich wollte mir selbst das Leben nehmen, vorher aber doch noch etwas An­ständiges tun. Da habe ich mir gesagt: Wenn du mal paar fräftige Schüsse in die Luft knallst, während der Kaiser vorbei­fährt, so machst du auf dich aufmerksam. Der Kaiser wird sehen, wie schlecht es mir geht und er wird sich denken, wieviel Elend doch in der Welt ist und dann wird es möglicherweise etwas besser werden."

Biel Bahn, wenig Sinn. Dft ein sprunghafter Wechsel von einem zum anderen. So denken, träumen, fafeln Menschen, in deren Hirn sich der Größenwahnsinn festgesezt hat und an denen die Ber zweiflung mürgt.

Der Untersuchungsrichter nahm von Hödels Mitteilungen mit Bemerkungen wie albern, unglaubwürdig, märchenhaft" Notiz. Hödel protestierte.

Der Untersuchungsrichter fragte ihn dann nach seiner Zugehörig­feit zur Sozialdemokratie.

Die besteht schon seit einiger Zeit nicht mehr. Ich bin bei der Stöcker- Partei. Noch unlängst habe ich ein Flugblatt verteilt und das schloß mit den Worten: Wir Christlich- Sozialen pflegen die Liebe zu König und Baferland."

So oft Joël Hödel et spel ben Hobel verhörte, es fam immer auf die gleichen Befunbungen heraus. Die Gerichtsbehörden, die Polizei, die Mini­sterien gerieten in Schwierigkeiten. Da ließ sich der dumme Mensch

Nach bisher unveröffentlichten Akten des Justiz- und Polizeiministeriums dargestellt von Dr. Bruno Altmann. legte die Liste dem Kaiser zur Bestätigung vor. Anfläger war der suchungsrichter gegenüber stärkste Zweifel an der Zurechnungs­Staatsanwalt Tessendorf, damals der schärfte Berfolger im fähigkeit Hödels geäußert. Dieses Gutachten ist aber nicht zur Ver­Dienste der Reaktion. lefung gekommen und der Deffentlichkeit ist es überhaupt unter­schlagen worden.

Mit der Einbringung des Ausnahmegesetzes hatte es Bismard eilig. Schon drei Tage nach dem Borfall lag die Gefeßesnovelle dem Reichstag vor. Die Beratungen waren ebenfalls schnell abgetan, die Schlußabstimmung fand am 29. Mai statt. Der Reichstag   ver­warf das Ausnahmegesetz. Es war in der Fassung so scharf geraten, daß selbst die Nationalliberalen es bis auf zwei Fraktionsgenossen

ablehnten.

Bismard erwog zwei Gegenschläge. Sollte er den Reichstag auflösen? Sollte er Staatsstreich verüben und dem Reichstag   auch noch das Ablehnungsrecht von Regierungsvorlagen rauben? Das Attentat Nobilings.

Da fam am 3. Juli 1878, also drei Wochen nach Hödels Streich, ein wirkliches Attentat auf Kaiser Wilhelm I.   zur Ausführung. Der Landwirt Dr. Karl Nobiling   feuerte an diesem Tage auf den Kaiser mit seiner Schrotflinte und verwundete ihn ziemlich schwer. Es bestand wenig Aussicht, den Berbrecher zur Rechenschaft zu ziehen, weil er sich selbst nach der Tat eine Kugel in den Kopf jagte und derart schwer verletzte, daß er ohne Möglichkeit auf Lebens­erhaltung dahinfiechte. Er starb nach drei Monaten im Gefängnis.

.174.

Die Beliage and exe et.

Berliner Freie Prefe

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Rattat

Defera

Freiheid! Gerefigkeit!

Subotion Berli

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Bygda, Drees Geite wer

Sonntag den 28 Juli 1878.

Richts tann Mein Vertrauen zu Meinem Bolte erschüttern, am allerwenigften eine solche That. Das Verhältniß zu Meinem Bolle bleibt dasselbe. Ich lege ruhig Mein Haupt in den Schooß jedes Einzelnen."

..Gott hat sich überaus gnädig gegen Mich gezeigt. Ich will dieser Gnade Rich dadurch würdig zeigen, daß Ich, wie und we es nur immer angeht, nach alen Meinen Kräften gnädig gegen Meine Unterthanen verfahre."

( Aussprüche Friedrich Wilhelm W.

nach dem Hentat des Bürgermeisters hech.) Eine Wahlaummer der ,, Berliner Freien Presse" nach dem Attentat Nobilings Dieses Ereignis diffierte Bismard die Entscheidung: er löfte den Reichstag   auf. Die Erschütterung in Deutschland   war so tief, daß er von einem neugewählten Reichstag alles haben fonnte, was er gegen die Sozialdemokratie wünschte.

Am 3. Auguft wurde Mar Hödel Wegen Hochverrat" zum Tode verurteilt. Die Richter hielten sich an sein Geständnis", an feine Aeußerungen in den Kneipen und an die Bekundungen der 3eugen, welche den Schießvorgang im Sinne der Anklage darstellten. Hödel wird hingerichtet.

-

Der Staatsgerichtshof sprach sein Urteil legztinstanzlich. Wollte Hödel sein Leben retten, so mußte er eine paradore Sachlage die Gnade des Monarchen anrufen. Er tat das auch. Aber das Todesurteil wurde unterzeichnet, nicht von Wilhelm  selbst, sondern in seinem Auftrag pom Kronprinzen, dem nachmaligen Kaiser Friedrich III.

Am 10. August ist Hödel vom Scharfrichter Krautz enthauptet worden.

Es gab noch ein Nachspiel. Virchow hatte den Kopf Hödels für die Anatomie eingefordert. Seit langem war es üblich, daß die Körper der Hingerichteten den medizinischen Laboratorien zu wissenschaftlichen Zweden überlassen wurden. Dieses Mal ver­weigerte die Gerichtsbehörde die Herausgabe.

Mit guten Gründen. Der Forscher hätte die förperlichen Ent­artungsmerkmale am Schädel des Enthaupteten feststellen und noch hinter Toresschluß beweisen fönnen: Der Bismardsche Staat hat einem Wahnsinnigen den Prozeß wegen Hochverrats gemacht. Er hat einen Wahnsinnigen hinrichten lassen. Er hat die angebliche Schuld eines Bahnsinnigen als Stüße für sein pfuscherhaftes Aus­nahmegesetz gebraucht.

Die Sozialdemokratie aber, die mit Hilfe des Sozialistengesetzes zur Strede gebracht werden sollte, lebt; sie hat vor 50 Jahren über die Bismarcksche Reaktion gefiegt,

fie wird am 20. Mai 1928 über die heutige Reaffion siegen!

Polizei in der Arktis  .

Der nördlichste Bolizeiposten der tanadischen Polizei, vielleicht auch der ganzen Welt überhaupt, liegt etwa 1000 Rilometer dom Nordpol   entfernt im Ellesmere  - Land auf der Halbinsel Bache  . Bon diesem Posten aus unternimmt die kanadische Polizei Streifen, die sich Hunderte von Rilometern weit ins Land erstrecken und an die Ausdauer des einzelnen die größten Anforderungen stellen.

Diese Streifen haben den Zwed, die einzelnen zur Station gehörigen Poften zu tontrollieren. Einer der schwierigsten Bosten dürfte der Posten von Liard sein. Denn hier ist das Klima besonders rauh und ungünstig; die Entfernung, die zwischen ihm und den ersten Spuren der Zivilisation liegt, ist besonders groß, die Transportschwierigkeiten furchtbar, primitiv die Verkehrsmittel. Bis zum nächsten Postamt beträgt beispielsweise die Entfernung 270 Kilometer! Fast ebensoweit sind die nächsten Ansiedlungen von Beißen und Indianern entfernt. Außerdem ist die Reise noch dort mit großen Gefahren verbunden. Im Sommer sind drei tiefe Fluß­täler des Liard- und des Franceflusses zu passieren, die beide sehr reißend find, im Winter tommt man in dem unwegsamen Gelände selbst mit Hundeschlitten nur mühsam vorwärts.

Zu den Obliegenheiten der Polizeistreifen gehört die Ver­sorgung der einsam wohnenden Ansiedler und Indianer mit Medizin, die Unterstützung franter weißer Trapper. Wie gefährlich solche Patrouillen sind, dafür ein Beispiel:

Im Januar waren Bolizeiinspektor Wunsch, Sergeant Copper und Konstabler Cooper mit zwei Hundegespannen bei 35 Grad unter Null aufgebrochen. Sergeant Patou tastete mit einer langen Stange den Weg ab, in Entfernungen von je 400 bis 500 meter folgten ihm die beiden Schlitten. Man hatte bereits etwa 20 Rilometer auf dem Deafeffuß zurückgelegt, Sergeant Paton martierte sorgfältig den Weg für die Schlitten, denn sobald die

Hunde mit den Füßen in offene Rinnen geraten und nasse Füße bekommen, ist es vorbei mit ihnen. Plöglich glitt Baton aus. Sein sich mit Wasser, als sich

in die Falle loden. Die Gefängnisbeamten freundeten sich mit ihm Er begann gegen Ende Juli in Berlin   vor dem Staatsgerichtshof.linter Arm tauchte bis zum Ellbogen in das eisige Waffer, sein

an. Sie gewannen sein Vertrauen und führten politische Gespräche mit ihm.

Diefe Vorgänge übten mun ihren Druck auf den Prozeß Höbel. Die öffentliche Berhandlung hatte zwar die äußere Form des juristischen Berfahrens. Eine ordnungsmäßig erhobene Antlage wurde durch Zeugen unterstüßt, es tam zu Blädoyers und Urteils: der Bucht politischer Kraftausströmungen.

Baton aufrichten wollte. Schnell ertannte Paton die Gefahr, die ihm drohte, riß beide Handschuhe von den Händen, rief seine Gefährten und rannte, fo seine Gefährten und rannte, so

Er habe doch soviel erreicht und die ganze Welt spreche ja schon von ihm. Er habe sich sogar an einen Raiser herangewagt. Nun würde er als ein unsterblicher Held" daftehen, wenn er allen ipruch. Im übrigen war tie Prozeßdurchführung eine Farce unter schnell er tonnte, nach einer verfallenen Trapperhütte, die er in ber

Leuten sagen würde, was er eigentlich mit dem Attentat ge­plant habe.

Attentäter G. M. des Raisers."

Das stieg Hödel in den Kopf. Er dünkte sich groß, unüberbiet­har groß, wenn er sich nun die Rolle des Kaiferattentäters zulegte. Birklich schrieb er jezt einen Brief an seine Eltern, in dem er sich mit Tell verglich, von seiner hohen Mission sprach und bedauerte, nicht so gut gefchoffen zu haben wie der Schweizer   Boltserlöfer. Er unterschrieb ben Brief: Mag Söbel, Attentäter S. M. des Kaifers.

So nannte er sich noch mehrmals in Gegenwart des Aufseher personals.

Einem Bärter, der viel mit ihm sprach, sagte er glatt heraus: Wenn ich heraustomme, dann werde ich aber besser zielen." Man hatte das Geftändnis. Die offiziöfen Bettungen schrieben, Hödel habe wiederholt Geständnisse abaelegt und verftodt wie er fei, rühme er sich noch seines fluchwürdigen Berbrechens.

Nun wollte auch der Untersuchungsrichter das Geständnis schwarz auf weiß verbuchen. Ihm gegenüber widerrief Hödel aber alls. Er blieb bei seiner ersten Darstellung, und als ihm der Unter­fuchungsrichter feinen Brief an die Eltern vorlas, äußerte er blöde grinsend, daß er fich auch mal einen Spaß erlauben wollte.

Zur Aburteilung mirde ein besonderer Staatsgerichtshof be­munt. Der Juftigminifter wählte die Mitglieder, der Reichstanzler

Hödel hatte den tüchtigen sozialdemokatischen Anwalt Frey. tag aus Leipzig   zum Berteidiger gewählt. Dieser hatte sich dazu bereit erklärt, die Zusage aber an die Bedingung geknüpft, daß ihm die Aften eingesandt und genügend Zeit zu ihrem Studium gelassen würden. Beide Forderungen lehnte das Gericht ab. Es bestellte einen Offizialverteidiger, der gleich zu Beginn der Berhand lung den Antrag stellte, ihn von der Berteidigungspflicht zu ent­binben, da es ihm menschlich unmöglich sei, einen Berbrecher wie Söbel in Schung zu nehmen.

Nur die Beloffungszeugen werden vernommen. Acht Zeugen rückten auf. Sie bekundeten übereinstimmend, gefehen zu haben, wie Hödel schoß, wie er zielte und so zielte, daß der Kaiser fehr gut getroffen werden konnte. Eine Frage, wie sie zu derartigen übernormalen Beobachtungsfähigkeiten gefonumen feien, wurde an die Zeugen nicht gerichtet.

Jene sieben Personen, die vor dem Untersuchungsrichter be fundet hatten, daß Hödel hoch über den Kopf des Raisers hinweg­geschoffen habe und daß fie nicht den Eindrud eines verbrecherischen Anschlages gehabt hätten, wurden überhaupt nicht vernommen. Was der Kaiser und seine Tochter dem Untersuchungsrichter selbst gesagt hatten, wurde nicht verlesen.

Auf Erörterungen über seinen Geistes zustand hat sich das Ge. richt nicht lange eingelassen. Ein Gefängnisarzt hatte bem linter

Nähe wußte. Aber noch ehe er die Hütte erreichen fonnte, waren feine Hände mit einer festen Eisfrufte umschlossen. Bohl rieb er feine Hände mit Schlamm, aber vergebens! Bald begannen auch fie in der mörderischen Kälte zu frieren. Baton bat seine Gefährten, ihn seinem Schicksal zu überlassen; Tränen routen ihm über die Range, denn die Kälte, die immer mehr an seinen Armen empor­troch, verursachte ihm rasende Schmerzen. Auch die Tränen er­ftarrten auf seinen Wangen fofort zu Eis. Bier Stunden lang rieben die Gefährten immer wieder Batons Hände, endlich, endlich begann das Blut weder zu zirkulieren, aber die Finger waren Schwarz und blau. Wochenlang war Sergeant Baton vollkommen hilflos, an einem kleinen Finger begann das Fleisch zu faulen, und so murde ihm das eine Glied mit einem Rasiermesser amputiert! Stilles Heldentum im hohen Norden, von dem die Beit nur felten erfährt!

Dynamit als Kinderspielzeug.

In Syracuse  ( Bereinigte Staaten von von Amerika  ) hatten spielende Kinder auf einem Felde 15 Dynamitpatronen gefunden, die sie benutten, um sich nach Herzenslust damit zu bombardieren. Glüdlicherweise explodierte feine der Patronen. Am nächsten Tage fand der Bater eines der Kinder mehrere der Dynamitpatronen auf dem Hofe und übergab sie der Polizei.