Nr. 227 45. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Preußens Bauernhilfe.
Weitgreifende Vorschläge zur Verstärkung der Umschuldungsaktion.
Jeder Tag, der die deutschen Landwirte der tommmenden Ernte näherbringt, bedeutet für die Bauern, da erst mit der Ernte neues Geld in den Betrieb tommt, neue Lasten und neue Berlegenheiten. Indessen drücken die alten Schulden, die eingelöst werden follen, immer stärker und selbst, wenn turzfristige Schulden verlängert werden, häufen sich die drückenden Zinslaften. An sich ist heute noch die Gesamtverschuldung der deutschen Landwirtschaft mit etwas über zehn Milliarden Mark um mehr als ein Biertel niedriger als 1913. Aber da laufende Zinsen von 9 bis 13 Broz. zu zahlen find, miegt die laufende Belastung der Landwirte schwerer als die an sich nicht unerheblich niedrigere Verschuldung.
Die falsche Agrarpolitit der vergangenen Rechtsbloc regierungen hat zu dieser schwierigen Lage der Landwirtschaft geführt. Die bevorstehenden Reichstagswahlen haben die agrarischen Parteien gezwungen, ein Notprogramm für die Bandwirtschaft zu entwerfen, für das nach langen Kämpfen im Reichsrat und im Reichstag endlich die Richtlinien fertiggestellt worden sind. Die für die Bauern dringendste Aktion ist die Umschuldung der hoch verzinslichen Personaltrebite in niedriger verzinsliche langfristige Kredite. Für den Bauern lautet das große Problem, wie und mie schnell die schweren Zinslaften durch Umschuldungsaktionen ge fenft werden können und wie gleichzeitig die Rückzahlung der Schulb auf längere Fristen verteilt werden famm.
Je länger, desto deutlicher ist Mar geworden, daß bas u m. fchuldungsprogramm des Reiches, bei bem mit einiger Sicherheit zunächst taum mehr als hundert Millionen Mart be
schafft werden fömmen, nicht nur viel zu wenig Geld zur Verfügung stellt, sondern darüber hinaus auch noch den Klein- und Mitte. bauern wegen der Grundbuchschwierigkeiten, und weil vielfach nicht mehr gemügend Raum für Hypothefeneintragungen vorhanden ist, faum eine wirksame Hilfe bringen tann. Es ist deshalb verständlich, daß die preußische Staatsregierung, der immer vielmehr an tat fräftiger Hilfe als an nuglofen Subventionen und agitatorischen Phrafen gelegen ist, Bedenken haben mußte, die absolut unzuläng fiche Reichsattion ohne weiteres zur eigenen zu machen. Die Not drängt aber, und Preußen hat deshalb der Reichsregierung seine grundfäßliche Mitwirkung zur Durchführung der Umschuldungs aftion zugesagt. Um den Bauern aber nachbrüdlicher zu helfen, als es durch die Umschludungsaktion des Reiches geschehen kann, hat die preußische Staatsregierung weitere Borfoläge von größe ter Bedeutung gemacht.
Dabei leitet die preußische Staatsregierung der Gedanke, neben der 100 bis 200 millionen- Aftion des Reiches, die Personalschulden in langfristige Hypothekenschulden umwandeln will, erheblich größere Summen vorläufig den verschuldeten und rettungsfähigen landwirtschaftlichen Betrieben dadurch abzunehmen, daß ein möglichst großer Teil der kurzfristigen Personaltredite in mittelfristige Personaltredite umgewandelt wird, für die ein mehrjähriger 3ahlungsplan bei niedrigeren Rinsen aufzustellen ist. Nach dem Muster der von der Rentenbank Kreditanstalt bereits eingeführten Abzahlungs kredite sollen 300 bis 400 millionen Mart in drei fünfjährige Kredite umgewandelt und bei niedrigeren Zinssätzen durch regelmäßige Abzahlungen getilgt werden.
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Die Möglichkeit dazu ist gegeben, wenn sich das Reich mit seinen rund 100 Millionen Düngerkrediten, die Rentenbant Kreditanstalt und eventuell die Reichsbant als Hauptgläubiger der landwirtschaftlichen Kreditinstitute zu dieser sofort mittsamen EntTaftung der Schuldner zur Verfügung stellen werden. Es handelt sich für die preußische Staatsregierung um Ergänzungsvorschläge, die in wirtungsvoller Weise die im gesamten landwirt fchaftlichen Rotprogramm vorgesehenen Maßnahmen unterstützen follen. Die Kapitalerhöhung der Breußentasse täme natürlich diefer auch von der Preußentaffe geförderten internen Umschuldungsaftion zugute.
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Die Vorteile der preußischen Borschläge liegen auf der Hand: Es könnte sofort ein erheblich größerer Kreis von Landwirten in die Umschuldungsaktion einbezogen werden, weil mindestens der dreifache Betrag von turzfristigen Schulden in längerfristige umgewandelt werden fönnte. Die Klein und Die Klein und mittelbäuerlichen Landwirte, die bei jeder reinen Hypotheten umschuldung zu furz tommen müffen, tämen zu ihrem Recht und tönnten in den meisten Fällen die beträchtlichen Grundbuchtoften sparen. Die Hilfe tönnte erheblich schneller gebracht werden, als es burch die Beschaffung von Anleihegeldern und durch die zeitraubende und sehr teure- Eintragung von Hypotheken möglich wäre.
Die Vorschläge sind auch gerecht. Die Rentenbank- Kredit. anstalt hat aus den Grundschuldzinsen billige Gelder zur Verfügung. Die Reichsbant hat an einer schnelleren, allgemeineren und foli deren Umschuldung nicht nur ein betriebliches, sondern auch ein voltswirtschaftliches Intereffe. Für das Reich liegen teine Gründe vor, wenn das von ihm verfolgte Sanierungsprogramm der Landwirtschaft, wie es das Gesez will, durch die entschiedene Förderung nur der leistungsfähigen Betriebe eine wirkliche Sanierung der Landwirtschaft herbeiführt, feinen Hundertmillionenkredit nicht mehrere Jahre zur Verfügung zu stellen.
Wie die Dinge aber heute Begen, ist es feineswegs selbstverständlich, daß die wertvollen preußischen Borschläge, die befonders den breiten Bauernmassen helfen wollen, von der jeßigen Reidysregierung afzeptiert und gefördert werden. Nur wenige Tage trennen uns von den Wahlen, und so ist es sicher, daß erst der kommende Reichstag und die kommende Regierung über die preußischen. Borschläge entscheiden werden. Kein Zweifel ist barfiber, daß der Bauer sie braucht, wie das tägliche Brot, und daß die Umschuldungsaftion des Reiches erst wirklichen ugen stiften wird, wenn die preußischen Vorschläge zur Durch Mugen führung gelangen.
Die gegenwärtige Regierung hat and tetn Interesse daran, auf die Reichsstellen und die Rentenbank rebitanstalt so einzuwirken, daß die preußischen Vorschläge zur fofortigen Durchführung fommmen. Es hängt deshalb außerordent lich viel davon ab, wie der tommende Reichstag und damit die tommende Reichsregierung zusammengefeßt sein werden, wenn die nachbrüdliche Hilfe, bie hier Preußen den Bauern bringen will, praktische Tat werden soll.
Berufstod mit 40 Jahren.
Jeder muß seinem Berufstod fest ins Auge sehen können!" Angestellte, denft an den 20. Mai!
Zu dem Schluß: Jeder muß seinem Berufstod feft ins Auge fehen", tommt Herr Dr. Friz Giese von der Technischen Hochschule Stuttgart , in einer Abhandlung ,, Menschenbehandlung beim Bureauperfonal" in der Zeitschrift Der Wertsleiter". Für feine ,, Menschenbehandlungstechnif" untersucht er das Material: das niedere Hülfspersonal", bei dem er eine gewiffe fentimentalitätsfreie Einstellung empfiehlt, sodann die zahllosen proletarisierten Akademiter", bei denen es sich in den überwiegenden Fällen um die Vielzuvielen der Akademiter( Bolkswirte, Inge nieure)" handle, die froh sein müssen, überhaupt Brot und Arbeit gefunden zu haben. Hier wird scharfer Schliff und unverblünte Draftit" für den Ton der Menschenbehandlungstechnik empfohlen. Noch schärfer geht er ins Zeug bei der Ueberfülle der„ Auch kaufLeute, die heute das Arbeitslosenheer füllen und zweifellos nur in selteneren Fällen unverschuldet(!) in mißliche Lage geraten feien. Sie könnten in einem neuzeitigen Betriebe faum über die Vierzig hinaus noch angenommen werden".
Wingsten
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Dienstag, 15. Mai 1928
Leistungsfähigkeit des Menschen im Konkurrenztampf heutzutage schon in früheren Jahren zum Abschluß tomme. Es handle sich eben um ,, eine naturgemäße Entwidlung, gegenüber der Mitleid und Geduld vielleicht die schlechtesten Verfahren einer Menschenbehandlungstechnit im Betriebe wären!" Und deshalb gelte für jedermann, auch für den leitenden Posten, das oben zitierte Wort.
Sicher ist selten von einem Berteidiger der heutigen Gesellschaftsordnung ihre innere Sinnlosigkeit so offen dargetan worden, wie hier, die Sinnlosigkeit einer Produktionsweise, die vergessen hat, daß alle menschliche Wirtschaft nur den einen Sinn haben kann, dem arbeitenden Menschen selbst das Leben besser, schöner und sicherer zu machen. Trägt nicht eine Produktionsweise, die den arbeitenden Menschen bereits mit 40 Jahren oder noch früher als unbrauchbar aufs Pflaster wirft, mit Notwendigkeit den Reim ihres 3erfalles schon in sich? Und welcher Hohn liegt in dieſem billigen Heroismus, mit dem hier empfohlen wird, gefaßt das Walten von angeblichen Naturgesehen zu beobachten, die doch nur die Unnatur des Rapitalismus aufzeigen!
Berufstod! Ja, wo gibt es denn für den ausgemerzten 40jährigen Angestellten in der durchrationalisierten Wirtschaft noch ein Weiterleben? Arbeiter tann er doch auch nicht mehr werden, da der Arbeiter ja ebenso bereits mit 40 Jahren abgestoßen wird!
Gegen diese einfachen biologischen Geseze", die den Familienpater mit 40 Jahren, wo unmündige Kinder Brot verlangen, vor das nichts stellen, hift nur eine andere Wirtschaftsordnung. Eine Wirtschaftsordnung, wo der Mensch und sein Wohlbefinden der einzige Sinn aller Arbeit und aller Wirtschaft ist, wo man nicht lebt, um zu arbeiten, sondern arbeitet, um zu leben. Das tann der Kapitalismus nicht, der heute herrscht, das fann mur der Sozialismus, dessen zukünftige Herrschaft auch die Angestellten am 20. Mai durch den Sieg der Sozialdemokratie mit vorwärtstragen müffen.
Der wandlungsfähige Rütgersfonzern. Das fette Jahr 1927.- Fast 5 Millionen Reingewinn.- Gute Geschäfte bei Fusionen.
Nach Ablauf einer sehr unruhigen Ausdehnungspolitit, die dieses Unternehmen in die Delindustrie, den Bergbau, die Teerverarbeitung und Säurefabritation führte, überraschte Rütgers 1925 die Deffentlichkeit mit der Auflösung der Interessengemeinschaft mit der Deutschen Betroleum A.-G. Ein Jahr später folgte eine Ueberraschung, die zwar auf einem ganz anderen Gebiet lag, aber nicht weniger Aufsehen erregte. Es war dies die stille Sanie. rung" von Verlustbeteiligungen. Bei einem an und für sich recht günstigen Jahresabschluß sette die Berwaltung 14,5( 11) Millionen für Sonderabschreibungen an, mit deren Hilfe die bei Tochtergesellschaften entstandenen Verluste buchmäßig ausgeglichen werden sollten.
Im legten Halbjahre erfolgten bei Rütgers zwei große 3u= sammenschlüsse, deren Bedeutung über den Rahmen des Konjerns weit hinausgeht. So beteiligte sich die Gesellschaft im Dezember vorigen Jahres an der Bildung des Waldenburger Montantrusts, indem sie in die neugegründete Niederschlesische Bergwerts 2. G. ihre Zechen Kulmiz und Abendröte ein brachte. Die Abgabe dieser Zechen gegen Attien der neuen Gesellfchaft war im übrigen ein ausgezeichnetes Geschäft für den Konzern, denn die Gruben waren für Rütgers eine emige Berlust quefie. Nicht weniger wichtig ist die erst vor wenigen Bochen abgefchloffene Fusion der Rütgersschen Blaniamerfe in Ratibor und dem Kohlefabritatbetriebe von Siemens u. alste. Dieser Zusammenschluß, der jetzt zu der Gründung einer neuen Gesellschaft, der Siemens- Piania 2.-G. für Kohle fabritate, mit 18 Millionen Kapital geführt hat, ist als typische Rationalisierungsmaßnahme anzusehen. In seinem Jahresbericht fagt Rütgers felbst, daß sich beide Partner durch das Zusammengehen
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Die in unseren Kleiderwerken hergestellte, auf Teilarbeit beruhende, einheitlich und sauber ausfallende Bekleidung ist nicht zu verwechseln mit der Fabrikarbeit, die
auf Heimarbeit beruht.
Baer Schn AG=
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