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Dienstag

15. Mai 1928

Unterhaltung und Wissen

Eine Lohnerhöhung.

Bon Arnold Bertefi.

Der Ausschuß des Bamoser Fröbelvereins hielt bereits die dritte außerordentliche Sitzung ab, und man tonnte noch immer zu feiner Beschlußfaffung lommen. Die Situation war überaus ernft und fie bedrohte die ganze Bamoser Gesellschaft mit einer Krise.

Der Sachverhalt war folgender:

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Eine der Inspektionsausschusdamen, Frau Lanni( denn die Aus schußmitglieder teilten die Aufsicht wöchentlich unter sich auf), hatte bemerkt, daß das im Kindergarten angestellte Fräulein als die Kinder fortgingen etwas unter ihrer Schürze verbarg. ,, Was ist das?" fragte die Inspektionsdame streng. Es stellte sich heraus, daß es ein halbes Ripfel und zwei Aepfel waren. Die Ausschußdame rief das Mädchen zu sich.

Was soll das heißen? Ein Diebstahl im Kindergarten? Das muß gemeldet werden."

Daraufhin begann das alte Fräulein zu jammern. Man möge fie nicht unglüdlich machen. Sie hat nur diese zwei Nepfelchen und Dieses halbe Ripfel genommen, nicht mehr, fie tann es beschwören, und auch das haben die lieben Kleinen liegen laffen, fie wollten es nicht mehr.

Der Ausschußdame tat das jammernde afte Fräulein leid. Ja, wenn die Not Sie dazu gezwungen hätte," sagte fie etwas nachgiebiger.

Not."

Nur die Not hat mich gezwungen, bitte sehr, die allergröße Die junge Ausschußbame überlegte. Hier muß geholfen werden. Man fann das Fräulein des Fröbel- Rindergartens nicht in einer folch elenden Lage laffen, das sie gezwungen sei, vom Berauben der Kinder zu vegetieren. Bei der nächsten Ausschußfizung stellte Frau Lanni den Antrag, man möge den Monatslohn des Fräuleins von achtzig auf hundert Pengo erhöhen.

Ein Gemurmel der Entrüftung ging burch die ganze Berfamm. lung. Erhöhen? Den Lohn erhöhen? So etwas ist in Bamos noch nie vorgefommen. Die vielen sparsamen Hausfrauen waren geradezu entfeßt. Nicht genug, daß alles teurer geworden ist: bas Fleisch, Der Zucker, der Kaffee, die Schuhe, die Hüte und nun soll man auch noch den Lohn der Dienstboten erhöhen? Und noch bazu von felbft? Damit sich dann das schlechte Beispiel durch die ganze Stadt ver­breite? Und eine Ausschußdame stellte einen solchen Antrag? Doch die Meine Frau Langi ließ nicht loder. Sie war ein trogiges Frauchen, wenn sie sich auf etwas taprizierte. Jezt müffen es justement hundert Pengö werden. Es wäre eine Schande für den Berein, wenn er ein in feinen Diensten stehendes alles Fräulein barben ließe und es zwingen würde, die Bröschen aufzurlauben, welche die Rinder fallen laffen.

Die Bröschen rührten die Apothekersfrau, die ein fehr weiches Herz hatte. Mein Gott, ein armes, altes Fräulein, das nach den Kindern die Bröschen aufflaubt! Man möge ihr boch die hundert Bengo geben oder zumindest neunzig oder wenn auch das nicht geht, fo doch fünfundachtzig.

,, Nicht einen Heller mehr", erklärte die Gegenpartei.

Beilage

des Vorwärts

Was man aus Vogelstimmen hört.

Im Mai ist das große Konzert der Bögel, das die Natur all-| Gott  !", Fürcht mich nicht", Tritt mich nicht"," Harte Zeit", oder jährlich zur Frühlingsfeier veranstaltet, zur glanzvollsten Entfaltung aus dem Gesang der Nachtigall die schwermütigen Worte: Zurüd, gebiehen. Die besten unter den gefiederten Sängern sind dann da, zurüd", oder 3u spät, zu spät. vor allem die Nachtigall, und lassen den Wohllaut ihrer Kehle aus- Erst viel später hat die Wissenschaft, durch diese musikalischen strömen. Andachtsvoll hat der Mensch zu allen Zeiten diesen Ur- Versuche beeinflußt, die Lautfolgen der Vogelſtimmen genau feſt­lauten gelauscht und immer wieder versucht, diese Rufe der Vögel halten wollen. Der erste, der das unternahm, war der gelehrte in die menschliche Sprache umzusetzen. Manche Bögel sind danach Bolyhistor Athanasius Kircher  , der in seiner 1650 erschienenen genannt worden, wie z. B. der Kudud, der im Gansfrit Kokila, Musurgia   universales" auch den Vogelstimmen ein Kapitel wid griechisch Kokkyx, lateinische Cuculus heißt. Die ganze Fülle der mete. Der Hahn ruft nach seiner Niederschrift Cuculi cu", die Töne, die die Vögel bei ihrem Gesang ausstoßen, hat zum ersten Henne beim Eierlegen ,, Totototo to, totototo to", die Wachtel ,, Bike Male der große Komödiendichter der Antike Aristophanes   in Bersen kik, biki bik". Auch die schwierigste Aufgabe auf diesem Gebiet, die wiederzugeben versucht, und zwar in seiner unerreichten Bertlärung Wiedergabe des Nachtigallenschlags, ist ihm nicht schlecht gelungen. dieser luftigen Welt in feinen Bögeln", in denen fich& B. Nachti In neuester Zeit freilich ist man dann in dieser Hinsicht viel weiter gall und Wiedehopf so vernehmen laffen: ,, Epopopopopopopopopopoi/ gefommen, ganz abgesehen von der Festhaltung des Vogelgesangs Jo, io, ito, ito, ito, ito/ Tio, tio, tio, tio, tio, tio, tio/ Trioto, im Grammophon, die die Lautbilder ganz genau reproduziert. Eine trioto, totobrix/ Torotorotorotorotiy/ Kikkabau, kikkabau/ Toro- große Anzahl von Ornithologen hat sich mit der genauen Nieder­torotorolililix." Der Ruf des Kududs ertönt schon früh in den meisten schrift der Bogelstimmen beschäftigt. Als Probe sei die Aufzeichnung Don 15 Nachtigallstrophen mitgeteilt, die der berühmie Bogelienner Literaturen, so& B. in dem bekanntesten Frühlingslied des angel­Jächsischen Schrifttums. Auch Walther von der Bogelweides be- Naumann gegeben hat: 1. ih ih ih ih ih watiwatiwatiwati! tanntes ,, Tandaradei" ift ameifellos die Nachahmung des Bogel 2. diwati quoi quoi quoi quoi quoi quoi, 3. italülülülülülülülülülü gefangs, wie überhaut die Dichter von Minnesangs Frühling  " watiwatiwatih! 4. Ihih tita girarrrrrrrrrr itz, 5. nicht selten solch melodische Bogelrufe in ihre Verse einflechten 60 la la watitititi, 6. twoi woiwoiwoiwoiwoiwoi ih, 7. malt& B. Oswald von Wolfenstein den Gefang der Nachtigall la la la dahidowitz, 8. twor twor twor twor twor twor twor durch die Laute Zizifigo- zizifigo", während ein altfranzöfifcher twor tih, 9. dadada jetjetjetjetjetjetjetjetjet, 10. tütütütütütütü Dichter im Lied der Nachtigall die Worte ,, fier fier oooi ooci" pernimmt. qui zatnzatnzatni, 11. iht iht iht iht iht iht zirhading, 12. i i i Tie die Dichtung, so hat sich auch die Mufit der Bogelstimmen beiiiii a zatn zi, 18. rihp rihp, rihp, riph, rihp, rihp, rihp ih! mächtigt. Die erste eingehende Klangmalerei dieser Art finden wir 14. zezezezezezeze zäzäzäzäzäzäzä zazazazazazazi, 15. jih jih in dem ,, Chant des oiseaux" eines Romponisten des 16. Jahr güh güh güh güh güh dadahidowitz". Noch eingehender hat hunderts, Jannequin. Da wird das Durcheinanderzwitschern wieder sich Bernhard Hoffmann in seinem Bert Kunst und Vogelgejang" gegeben: Farirariron/ Ferely joly". Aus dem Chor der Sänger mit den feinsten Einzelheiten der Bogelstimmen beschäftigt und fest­hört man ble Stimme der Drossel heraus: Choity, thouy, thouy/ geftellt, daß die Nachtigall, die doch als die Brimadonna" unter Toyque, dyta, que dytu", ober ber Nachtigall  : Oy, ty oy ty, oy ty, ben Bögeln gilt, in ihren Tonfolgen sich mit anderen Sängern, wie oy ty/ Ter qui lara, qui lara", oder der Lerche: ,, Fere lire ly ty!/ der Amsel oder Grasmüde, an Abwechslung und Reichtum nicht Piti fere li". Die Romponisten der Renaissance haben dann vielfach messen tann. Nur ist die Rhythmit des Nachtigallengesangs befon­bas Bogelfonzert in ihren Schöpfungen aufzufangen gesucht, und ders eindrucksvoll und mannigfaltig. Hoffmann hat den Gesang der Aehnliches findet sich auch im Boltsfied, wo man immer wieder Dresdener Nachtigallen besonders studiert. Aber die Bögel singen versucht, aus den Bogefſtimmen sinnvolle Borte herauszuhören nicht überall gleich, sondern die Renner sprechen von verschiedenen Man denfe mir an die vielen Lieber vom Bachtelschlag", von Dialetten der Bögel, wobei man allerdings nicht so weit gehen denen die Beethovens und Schuberts die schönsten sind. Was hat darf, zu glauben, daß die Nachtigallen von Elbflorenz fächſeln" man nicht alles aus dem Ruf der Wachtel herausgehört? Balte oder die am Rahlenberg Bienern".

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Die besten Freunde ftanden fich iegt als Lobfeinde gegenüber. te Amtstollegen sprachen nichts miteinander und gingen ohne Gruß aneinander vorbei. Der Schulinspettor tat, als würde er den ihm begegnenden Finanzdirektor nicht sehen, und der Bostoberoffizial fehrte dem Steuerfaffierer, mit dem er früher jeden Abend im Raffeehaus Tarod gespielt hatte, den Rüden.

Die Frauen feuerten die Männer an Reine mollte die ihr zu gefügte Beleidigung ungefühnt laffen. Die Meine Frau Langi meinte,

Sie wollen zeigen, baß fie ftandhaft find. Das Bereinsgeld darf fchluchte und fiel ihren Mann um den Hals.

nicht verschwendet, nicht ein Heller unnüz vergeudet werden.

Frau Langi trat ihnen entgegen. Ein Wort brachte das andere, und die Debatte murde immer heftiger. Die Borsigende Frau Barton wollte die Gemüter beruhigen, als sie aber sah, daß das auf feine Weise möglich ist, schloß fie die Sigung. Der Beschluß foll in der darauffolgenden Woche, mit ruhigerem Gemüt, gefaßt werden Bis zur nächsten Woche wurden aber die Gemüter noch triege­rischer. Frau Langi gab große Jausen und sie verschaffte der Hundert- Bengo- Bartel durch das Auftischen unzähliger Schalen Kaffee und einer ungeheuren Menge Eingefottenem sowie verschie denstem Backwer! viele Anhänger, so daß sich die Hundert- Bengo­Bartei bei Eröffnung der neuen Ausschußstzung bedeutend vermehrt einfand.

Die Bersammlung mußte wieder erfolglos geschlossen werden. Die Borsigende wagte es nicht, über die Angelegenheit bei derart gereizten Gemütern abstimmen zu laffen. Man möge sich erst ein wenig beruhigen.

Je mehr sich aber die Sache hinzog, defto heftiger wurde der Kampf. Auch die Achtzig- Bengö- Partei sparte nicht mit den Jaufen. Noch niemals ist in Vamos soviel Eingefottenes, soviel Raffee und Schokolade verzehrt worden wie während dieser Zeit. Der dortige Zuckerbäcker denkt an diesen Zeitabschnitt als an die blühendste Periode des Zuckerbädergewerbes zurüd. Tag für Tag wurden bald hierher, bald dorthin einige Torten bestellt, man fonnte faum mit dem Liefern nachkommen.

Die Männer begannen zu murren. Dieses viele Essen und Trinken richtet einen ja total zugrunde. Kaffee, Schokolade und Backwerk genügten schon nicht mehr; Schinken, Basteten, Totayer wurden bereits aufgetischt. Die Herren wollten doch auch etwas haben.

Denn es wurden bereits auch die Männer miteinbezogen. Näm­lich jene Männer, die Zeit hatten, bei den Jaufen zu erscheinen und die Frauen zu unterhalten. Die Gatten haben dazu nie Zeit; Diese müssen, wenn sie ihre Geschäftsangelegenheiten erledigt haben, ins Kaffeehaus eilen.

Bei den ledigen jungen Leuten war aber die Höflichkeit noch nicht ganz ausgestorben, und sie nahmen auch an diesem wichtigen Gemeinwesen der Frauen Anteil. Der ritterliche Dienfteifer ein­zelner ging sogar so weit, daß sie an den Jaufen beider Parteien teilnahmen und am liebsten beiden Teilen auf gleiche Weise recht gegeben hätten, wenn mit den Frauen überhaupt zu reden gewesen

wäre.

Nein, mit ihnen war nicht zu reden, und die dritte Ausschuß­Figung endete mit einem noch größeren Tumult als die beiden vor, Hergegangenen. Die Präsidentin läutete, bat, flehte in einem fort; alles vergebens, der Lärm ließ nicht nach.

Beleidigende Bort flogen hierhin, dorthin, und am nächsten Morgen machte sich eine ganze Schar von Männern von ihren Gattinnen aufgeftachelt auf die Suche nach Sefundanten, um für fhre beleidigten Frauen Genugtrung zu fordern.

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Bierundzwanzig Stunden später wimmelte die ganze Stadt von ritterlichen Angelegenheiten. Die Sekundanten tamen und gingen. Die ganze Intelligenz war auf den Beinen. In den Aemtern legte man die Aften beiseite und verhandelte über die verschiedensten ritterlichen Angelegenheiten. In den dumpfigen niedrigen Zimmern des Bezirksgerichts und der Finanzdirektion, überall war man nur bamit beschäftigt,

Und du? Du wirst mich nicht verteidigen?"

Aber kind, erklärte Rudolf Lanyi, was würde man sagen, wenn ich in meinem Alter, in meiner Stellung, als Bezirks. richter

Aber weder sein Alter, noch seine Stellung tonnte als Entschuldi­gung dienen. Wenn man sechzig Jahre alt ist, dann soll man eben fein junges Mädchen zur Frau nehmen. Wer eine Dame nicht ver­teibigen fann, der möge fich nicht brüsten, sondern sich in die Ede verkriechen.

Auch der Bezirksrichter mußte in den Rampf.

Wenn du verwundet wirst, werde ich dich treu pflegen", ver­sprach das Frauchen.

,, Und wenn ich sterbe?"

Werde ich dich betrauern, solange ich lebe, und nie einen anderen

lieben."

Wie viele großherzige Gelübde wurden an diesem Tage ge schworen und wie viele Witwenschleier schwebten in der Luft! Bie viele Gräber von gefallenen Helden entstanden schon in der Phantasie der Damen, mit Blumen befrängt und mit Tränen benetzt!

Die Runde von blutigen Rämpfen freifte durch die Stadt. Die Männer gingen mit gespreizter Brust, den Revolver in der Tasche und mit verwegener Entschlossenheit im Herzen durch die Straßen. Selbst der alte Finanzdirektor, der schon nahe an die siebzig war, soll den Schulinspektor gefordert haben, und Stern, der Inhaber des Modewarenhauses, schickte seine Sefundanten zum Kleiderhändler Schwarz. Niemand war seines Lebens sicher.

Duellpistolen langten mit der Bost per Nachnahme an. Und das alles nur darum, weil das Fräulein des Kindergartens zwei Nepfel und ein halbes Ripfel zu sich gesteckt hat.

Wäre denn an der Sache nicht irgendwie zu helfen?" berat  Schlagte Bartos mit seiner Gemahlin.

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,, Ganz ausgeschlossen", erklärte die Frau verzweifelt. Und wenn ihr dieses nichtsnußige Fräulein fortjagen würdet?" ,, Was würde es nüßen? Der Streit würde von neuem beginnen, ob der Monatsfohn achtzig oder hundert Pengö betragen soll." Bartos, der ein schlauer Advokat war, sagte lachend: ,, Schau, ihr könntet doch den Lohn auf siebzig Pengö herab­setzen.

Wir fönnten ihn herabsetzen?" rief Frau Bartos staunend. ,, Nun freilich, herabsehen. Das wäre ein neuer Antrag, und er würde die Sparsamen befriedigen. Dann fönntet ihr vom Lohn der Dienerin monatlich zwanzig Pengo abziehen, und diese würde als außerordentliche Zulage das Fräulein bekommen. Das würde dir eine noch größere Volkstümlichkeit verschaffen, und damit wäre auch die andere Partei befriedigt. Schließlich bestimmt ihr für die Dienerin ein jährliches Honorar von zweihundertfünfzig Bengö, und auch diese wäre euch dankbar. Dem Fräulein würdet ihr aber zur Pflicht machen, daß sie von der außerordentlichen Zulage Besen, Geife und Handtuch selbst anschaffen muß.

Die nächste Ausschußfizung nahm die Anträge der präsidierenden Frau Bartos einstimmig und mit großer Begeisterung an. Beide Parteien entfernten sich triumphierend aus dem Sigungs­faal, und in Vamos waren die Ruhe und der Friede wieder her­gestellt, bevor noch von den ritterlichen Männern, die für ihre Frauen in den Kampf gezogen waren, auch nur ein einziger gefallen wäre. Die Pistolen wurden wieder verwahrt, und man konnte im Kaffee­haus auch weiterhin ruhig Tarod spielen.

( Berechtigte Heberlegung von St. Reach)

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Kanonen gegen Heuschrecken  .

Reben der Dürre, die von Zeit zu Zeit die palästinische Land wirtschaft bedroht, gibt es für den Bauern dieses Landes teinen größeren Schreden als die Heuschreckenschwärme, die zuweilen in ungeheuren Scharen über die Orangenhaine, die Gemüsefelder, die Weinberge und überhaupt über alles, was grün ist, herfallen und die Ernte bis auf den letzten Halm vernichten. Seit Tagen wartete man nun in der Umgebung Jerusalems   angstvoll auf die Ankunft der Meinen Tiere, die vorher einige Nachbargebiete verheert hatten, und rüstete sich zu einem energischen Feldzug gegen die Schädlinge. Als die großen Schwärme am 10. mai vor der Hauptstadt auf­tauchten, wurden fie mit Kanonenschüssen empfangen, und es gelang tatsächlich, durch das Artilleriefeuer große Berheerungen unter den Heuschrecken anzurichten und sie in das Tal zwischen Megidda und Nazareth   abzudrängen.

Bei früheren landwirtschaftlichen Katastrophen, die in diesem Land von den fleinen Schädlingen verursacht worden sind, begnügte man sich mit primitiveren Hilfsmittelit, fuchte die Heuschrecken durch Trommeln, Gewehrschüsse, Blafen oder schwarze Tücher zu ver scheuchen, verbrannte Teile der Schwärme mit Petroleum oder Sprigte eine in Italien   erprobte Teerlösung und errichtete Bände Don Zinkblech um die bedrohten Felder. In Algier   wurden mit großem Erfolg auch Flammenwerfer der französischen   Armee im Rampf gegen die Heuschrecken verwendet. Eine einzige Ladung Don 12 Litern rohen Dels reicht aus, um in einem Umkreis von 500 Quadratmetern alle vorhandenen Heuschrecken zu vernichten. Dagegen haben chemische Methoden und vor allem die Anwendung Don Giftgasen feinen Erfolg gehabt. In Südafrika   und Süd­amerita hat man sich zu internationalen Kampfverbänden zusammen­geschlossen, um ohne Rücksicht auf Landesgrenzen Feldzüge gegen diese Tiere, die nur fünf Zentimeter lang sind, unternehmen zu fönnen. Gerade Südafrika   leidet allerdings besonders start unter der schon in der Bibel erwähnten Heuschredenplage; hat man dort doch im Jahre 1924 zwischen dem Orange- und dem Sambesifluß ganz gewaltige Heuschreckenschwärme beobachtet, von denen ein ein­siger eine Länge von 250 Kilometern aufwies. In Palästina hat man Heuschredenzüge beobachtet, die an manchen Stellen des Landes in einer Breite von mehreren hundert Metern, Tier an Tier dicht aneinandergedrängt, mehrere Tage lang mit einer Geschwindigkeit von etwa vier Metern in der Minute vorüberzogen. Wird die Bes fämpfung der Schädlinge auf einem Feld gründlich durchgeführt, so verpesten die toten Tiere unter Umständen längere Zeit die ganze Umgegend. Uebrigens fommen riesige Heuschreckenschwärme auch in Europa   vor, z. B. in Südfrankreich  , wo im Jahre 1920 Tag für Tag zwischen 12 und 30 Millionen dieser Insekten ver­nichtet wurden, und in Südrußland, das im Herbst 1926 von einer solchen Heimsuchung befallen wurde. In Deutschland   nehmen Heu­schreckenschwärme zwar niemals einen ähnlichen Umfang wie in wärmeren Ländern an; doch ist es teineswegs ausgeschlossen, daß besonders die östlichen Teile des Deutschen Reiches eines Tages wieder folche ungebetenen Gäste erhalten. Freilich sind seit dem Jahre 1889, als Brandenburg   und Westpreußen   von fleineren Schwärmen bedroht wurden, teine Wanderheuschreden mehr in Deutschland   eingefallen. Doch sind aus dem Mittelalter dreißig schmere Heuschreckenfatastrophen bekannt, und im 18. Jahrhundert hatte besonders Schlesien   viermal heftig unter dem unerwünschten Besuch der Heuschrecken zu leiden.

Eine neue Riesenbrüde für New Bort. Eine Gruppe von Nem Porter Kapitalisten will mit einem Kostenaufwand von 60 Millionen Dollar eine Brüde von Brooklyn   nach Staten Island   errichten, um den immer steigenden Verkehr New Yorks   zu entlasten. Es foll eine Hängebrüde mit einer einzigen Spannweite von 4500 Fuß werden und einer Höhe von 235 Fuß, so daß die Schiffahrt unter der Brücke ungestört vor sich gehen kann. Es würde dies die bei weitem größte Brüde der Welt werden. Die Summe ist bereits gesichert, und die Brücke soll, wenn die Stadt die Erlaubnis gibt, in ihren Besib übergehen