1. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Ur. 275.
Bu den Stadtverordneten
Stichwahlen!
Sonntag, den 24. November 1895.
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12. Jahrg.
erstatten. Das kann ja eine recht interessante Debatte darüber amerikanische batschartige, in den schmucksten Farben schillernde zeitigen, weshalb die liberale" Stadtverwaltung Schritt für und nicht mit Uurecht als Sunfishes( Sonnenfische) bezeichnete Schritt ihr schmales Selbstverwaltungsrecht auch auf dem Schul- Fische. Herr Ad. Rady überwies dem Aquarium je eine Gesellgebiet selbst beschnitten hat. Bekanntlich hat die von sozial- schaft Holländer und Burnham- Austern, die in einem der unteren Eine reiche Ausbeute an demokratischen Elementen sorgfam freigehaltenene Schuldeputation Seewasser- Baffins ausgesezt wurden. den staatlichen Behörden sämmtliche Finger gereicht und ist nun interessanten, zum theil hier fehlenden Fischen, Schnecken, Starr vor Verwunderung darüber, daß der Staat durch das den Mantel- und Pflanzenthieren, Schlangensternen zc. ging aus dem Schulinspektoren beigelegte Vetorecht nun die ganze Hand ge- Mittel- und Adriatischen Meere ein und fand in verschiedenen nommen und die Schuldeputation auch nach außen erkennbar zu Becken Unterkunft. einer Scheinverwaltungsbehörde herabgedrückt hat.
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Gemeinde
Am 29. d. Mis., von morgens 9 Uhr bis abends 7 Uhr, finden im 17. und 27. Kommunal- Wahlbezirk die Stichwahlen zwischen den freisinnigen Kandidaten und unseren Genossen statt. Jn 27. Wahlbezirt fehlten uns bei der Hauptwahl nur einige Stimmen an der absoluten Majorität. Die Wahl des bisherigen Vertreters, Genossen Hente ist absolut sicher, wenn eifrig für rege Betheiligung an der Stichwahl gesorgt wird. Ebenso Die Rigdorfer Gemeindevertretung beschäftigte sich aus Diphtherie und Scharlach. Das Berl. Tagebl." schreibt: Donnerstag infolge einer Anregung des Genoffen Müller dürfen wir mit Bestimmtheit auf den Sieg im 17. Wahlbezirt, Die Erkrankungställe an Diphtherie und Scharlach unter unserer mit der Einverleibungsfrage. Infolge der leyten Beschlüsse der in welchem unser Genosse Börner zur Stichwahl steht, rechnen, schulpflichtigen Jugend haben sich während der lezten Wochen Berliner Stadtverordneten- Versammlung hat sich der Einwohnerwenn in Haus, Werkstatt und Fabrik energisch für seine Wahl dermaßen gehäuft, daß man faft von einer epidemischen Ver- schaft hinter der Ringbahn eine große Aufregung bemächtigt, agitirt wird. Es gilt am 29. d. M. diese beiden Bezirke für die breitung dieser beiden ansteckenden Krankheiten sprechen könnte. weil eine Theilung des Ortes schwere Schädigungen des hinter Sozialdemokratie zu erobern. Die Genossen dieser Bezirke haben zum Glück find die bisher zur ärztlichen Kenntniß gelangten der Ringbahn belegenen Theiles mit sich bringen müßte. Um in die Pflicht, alles aufzubieten, um den Sieg an unsere Fahne zu Fälle so leichter Natur, daß von einer Erhöhung der Sterblich dieser Beziehung die Einwohnerschaft zu beruhigen, beantragte fesseln. Aber auch die Genossen, welche nicht zur Wahl berufen sind, feit in unserer Bevölkerung im allgemeinen auch nicht entfernt Genosse Miller, einen Beschluß zu fassen, in welchem die Gemüssen fleißig bei der Agitation helfen und sich den Wahlkomitees die Rede sein darf. Allein gleichwohl wäre es nicht am Plage, zur Verfügung stellen. Die Wählerlisten liegen zur Einsichtnahme für wenn man es an der erforderlichen Vorsicht fehlen lassen wollte. meindevertretung sich dahin ausspricht, daß Rigdorf infolge seiner bet 17 Bezirk bei Börner, Ritterstr. 15 und für den 27. Bezirk Zum guten Theile liegt es in den Händen der Mütter und geographischen Lage und seiner wirthschaftlichen Verbindungen unter feinen Umständen zerrissen werden könne. bei Henke, Naunynstr. 27, aus. In erfolgreicher Weise können der Lehrer, der Verbreitung dieser Krankheiten entgegen vorsteher Boddin stimmte dem Antrage bei undiwar der Auficht, die Genossen thätig sein, wenn sie die Wohnung ihrer Arbeitszu wirken. Bei den leisesten örtlichen Anzeichen, also daß mit Rücksicht auf die ganzen Verhältnisse die Regierung keine genoffen erfragen und diejenigen, welche im 17. und 27. Kommual. bei start gerötheten Schleimhäuten des Rachens, den Wahlbezirk wohnen, energisch zur Erfüllung ihrer Wahlpflicht fogenannten Mandeln an den Gaumenbogen, sind sofort die demnächst auch die betheiligten Gemeinden zur Sache gehört Theilung des Ortes zulassen werde. Uebrigens dürften wohl anhalten. Wir fordern alle Genossen auf, sich in den Dienst der Kinder zu Haus und im Bette zu halten, ein Thermometer ist in werden. Die Vertretung gab schließlich die nachstehende ResoWahlagitation zu stellen und durch Verbreitung von Flugblättern, die Achselhöhle zu legen, um sich davon zu überzeugen, daß keine lution der bestehenden Eingemeindungs- Kommission als Richt durch energische und andauernde Agitation in Werkstatt und fieberhafte Steigerung vorhanden ist! Da die normale Körperschnur auf den Weg: Die Gemeindevertretung erklärt, im Fabrit sowie durch lebhafte Hausagitation für die Wahl der temperatur 37,5 Grad Celsius beträgt, so ist damit eben ein zu Gegensatz zu den Beschlüssen der Berliner StadtverordnetenSozialdemokratischen Kandidaten thätig zu sein. verlässiger Auhaltepunft gegeben. Natürlich muß ärztlicher Rath Versammlung, daß die Eingemeindung nur dann den öffentlichen schleunigst eingeholt werden. Es ist ferner unumgänglich noth- und Gemeinde- Interessen entsprechen kann, wenn sie sich auf das wendig, daß in jeder Familie, in welcher schulpflichtige Kinder find, eine Sublimatlösung von 1: 1000, das heißt von 1 Gramm ganze Gemeindegebiet erstreckt."- Des weiteren wurde in dieser Sublimat auf einen Liter destillirten Waffers in einem gut ver- Sizung der neugewählte Schöffe Sander in sein Amt eins Die Parteigenoffen und Genoffinnen von Rigdorf und schloffenen Gefäß in Bereitschaft gehalten werde, um mit dieser geführt. Der Gemeindeverordnete Blant hat sein Amt frankheitshalber niedergelegt, infolge dessen findet Mitte Brig werden wiederholt auf das Wirken der Parteispedition Lösung sofort gurgeln und den Mund ausspülen zu lassen. So Dezember eine Erfahwahl statt. Das Publikationshingewiesen und ersucht, die Abbestellung und das Neu- dann sollten die Kinder alltäglich, bevor sie in die Schule gehen, Innitut„ Kosmos" in Berlin hat ein Gesuch um Gestattung der Abonnement auf den Vorwärts", das„ Volksblatt" und die genau von den Müttern besichtigt werden, ob sich an der Körper Ausstellung von Anschlagfäulen eingereicht. Genosse Schenk Sonstige Parteiliteratur an den nachstehend befannt gegebenen oberfläche irgendwo allgemein verbreitete, gleichmäßig gefärbte, beantragt, das Gesuch abzulehnen. Er könne sich nur für die Stellen rechtzeitig bewirten zu wollen. Es ist bekannt, daß die tieirothe Stellen zeigen. Die Lehrer sollten es an Ermahnungen Aufstellung von Plakatfäulen erklären, wenn die Gemeinde felbft Parteispedition fich vor allem die Abschaffung der Kinderarbeit, in dieser Richtung nicht fehlen lassen und die Schul- die Aufstellung und den Betrieb besorge, da sonst leicht die sowie die anständige Entlohnung der Austrägerinnen angelegen finder, welche über allgemeine Mattigkeit und Kopfschmerzen Arbeiterschaft übers Ohr gehauen werden könne und Dinge eine fein läßt; möge daher jeder, den die Hebung seiner eigenen Lage lagen, sofort wieder nach Hause schicken. Selbst auf die Gefahr treten könnten, wie in Berlin mit Nauck und Hartmann.- Die am Herzen liegt, auch für die Besserstellung der in der Zeitungs- hin, daß einzelne Kinder ohne gegründete Ursache zeitweilig von Vertretung wies die Sache an eine Kommission. spedition Beschäftigten eintreten, indem er das Partei- Unter- der Schule ferngehalten würden. Die strengste Einhaltung der nehmen unterstützt. polizeilichen Anzeigevorschriften, die sofortige Zuziehung des Der wegen Majestätsbeleidigung zu 21/2 Monaten Liften zum Ginzeichnen liegen an folgenden Stellen aus: Arztes, sorgfältige Achtsamkeit seitens der Mütter und der Lehrer Gefängniß verurtheilte frühere Redatieur des„ Sozialist". Hilpert, Restaurant, Karlsgartenstr. 1, Barthel, Restaurant, auf das Allgemeinbefinden der Kinder, das sind die wirksamsten Hermanplatz 8, B. Schent, Restaurant, Hobrechtstr. 9, D. Klein, Mittel, um einer im Entstehen begriffenen Scharlach- und Bigarrenmacher Ostar Witzke, ist der Volks- Zeitung" zufolge Restaurant, Kaiser Friedrichstr., Ecke Pannierstr., Rheden , Diphtherie Epidemie Einhalt zu thun." Diese Vorschläge sind behufs Strafantritts verhaftet worden. Restaurant, Prinz Handjernstr. 66, Thomas, Restaurant, Berg- gewiß recht nüßlich. Leider hat das liberale Blatt vergessen, Straße 162, Krüger, Materialgeschäft, Prinz Handjernstr. 58, anzugeben, wie die genauen Beobachtungen von den vielen Herrmann, Bigarrengeschäft, Kirchhofstr. 2, D. Lindemann, proletarischen Müttern angestellt werden sollen, die unter der Restaurant, Hermannstr., Ece Steinmezstr., sowie beim Partei- göttlichen Weltordnung morgens früh an die Arbeit gehen, und spediteur, Genoffen Gustav Ostermann, Jägerstr. 70, II., woselbst es dann den Kindern überlassen müssen, zu sehen, wie sie fertig auch sämmtliche Schriften der Parteiliteratur ausliegen. Auch werden. Und auf diese kommt es doch namentlich an, denn wo find Beschwerden über Unpünktlichkeit bei letzterem auzubringen. Das meiste Elend, da sind auch die meisten Krankheitsteime Der Vertrauensmann. vorhanden.
Tokales.
Recht erbauliche Zustände scheinen in der KommunalVerwaltung von Stegliz zu herrschen, wie eine Erklärung besagt, die von ca. 200 dortigen Bürgern dieser Tage in öffent licher Versammlung beschlossen worden ist und der GemeindeVertretung übermittelt werden soll. Die Erklärung lautet:„ In anbetracht der im Schooße der Gemeinde- Vertretung immer stärter anbetracht der im Schooße der Gemeinde- Vertretung immer stärker hervortretenden Spaltungen und der zum theil schwerwiegenden Beschuldigungen einzelner Gemeindevertreter gegen die Mehrheit( z. B. Staatsbehörde und Gemeindeschulen. Der Stadt- Im Berliner Aquarium hat man verschiedene neue Einrich- Gehalt des Gemeinde- Baumeisters, Submissionsfrage u.s.w.) fordern verordnete Dr. Preuß hat in Gemeinschaft von 21 anderen Mit- tungen getroffen. Unter anderem ist der Teich am Fuße der wir von der Gemeindevertretung Aufklärung über diese die gliedern folgenden Antrag bei der Stadtverordneten Ver- großen Grottentreppe zu einem& chteich umgeschaffen und durch Bürgerschaft auf das engste angehenden Vorgänge. Wir erklären, sammlung eingebracht: Die Stadtverordneten Versammlung ausgesucht schöne und stattliche Goldschleihen und Goldorfen daß die von der Bürgerschaft gewählten Gemeindevertreter die wolle beschließen, einen von den Abtheilungen zu wählenden besetzt worden. Mit mehreren im lebenden Zustande dem Publi- Verpflichtung haben, ihren Wählern endlich einmal einen RechenAusschuß von 15 Mitgliedern zu beauftragen, das Material über fum gänzlich oder fast unbekannten Süßwasserfischen, so mit schaftsbericht über ihre Thätigkeit abzulegen, zumal durch Ers die neuerdings von Staatsbehörden in bezug auf das tommu Donauwelsen und den marmorirten Aalquappen, wurde örterungen im St. A.", wie sie in leyter Beit von seiten der nale Schulwesen erlassenen Anordnungen zu prüfen und der ein Becken neben den Ochsensröschen bevölkert. Die be Gemeindevertreter gegen einander stattgefunden haben, das Ver Versammlung darüber, sowie über die von den städtischen Bekannte Fischzucht des Herrn von dem Borne in Berneuchen trauen der Bürgerschaft zur Gemeindevertretung naturgemäß hörden ergriffenen oder zu ergreifenden Maßregeln Bericht zu fandte außer Goldfischen und Goldschleihen eine Anzahl nord- immer mehr schwinden muß."
Christ und Heide.
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ging, ohne daß er vor dem Altar des Herrn gekniet hätte. würden gegen eine solche Unterftellung" ganz entschieden Ber Eines Tages aß ich bei ihm, ein Diener zerbrach eine wahrung einlegen. Sie sind vielmehr einem schönen, echt Aus Boethe's Freundeskreise. Erinnerungen von Schüssel, und sein Herr schlug nach ihm. Daun hörte ich menschlichen Zuge des Herzens gefolgt und haben um irgend Baronin Jenny von Bustedt, herausgegeben von 2ily von seinem Bruder sprechen; man sagte, er sei sehr arm. eines böchst löblichen Zweckes willen einen Wohlthätigkeitsbazar" v. Kretschmann"), so betitelt sich ein staatlicher Band, den wir eingerichtet. Er ist ein Rezer und Gottesleugner und trägt gerechte mit tiefster Spannung, wir möchten fast sagen: Andacht, geTonangebende" Persönlichkeiten unterzeichneten den bes lesen haben, und den wir allen, die sich aus den Stürmen Strafe", sagte mein Wirth. Ich erschrak, denn er war ja treffenden Aufruf. Ja, auch innerhalb der hohen, höchsten und des Tages für Augenblice in die olympische Ruhe des großen ein Christ! allerhöchsten Gesellschaftsschichten bringt man jenen herrlichen Olympiers von Weimar zu flüchten wünschen, aufs wärmste Ich wurde ein Weib, ich sah das Elend in der Welt, Kulturblüthen, die sich besonders üppig in den beiden leyten empfehlen. Die Verfasserin ist eine edle Frau, begeistert für die bitterste Armuth in den Hütten, und Kirchen von Gold Monaten des Jahres zu erschließen pflegen, erfreulicherweise das alles Hohe und Schöne, Baronin Jenny von Gustedt, die jüngste stroßend und Priester in Seide und Spitzen da dachte regste Interesse entgegen. Man beehrt fogar- Herz, was willst der Freundinnen Goethe's, die letzte der in die Gegenwart ich an ein schlichtes Zimmer mit niedrigen Fenstern und du mehr?- die Wohlthätigkeitsbazare mit seiner hohen, höchsten und allerhöchsten Gegenwart, und wem dann noch nicht der hineinragenden, die ihn noch geschaut, noch mit ihm geplaudert hölzernen Stühlen, an einen Mann darin im langen, und allerhöchsten Gegenwart, und wem dann noch nicht ber bat. Sie starb am 28. Juni 1890. Und die Herausgeberin grauen Rod, mit einer milden Hand, leuchtenden Augen, ganze Sinimel herniedersteigt, bem ist wahrlich nicht zu helfen. ist ihre Enkelin Lily von Kretschmann uns besser bekannt unter ihrem Frauennamen: Lily von Gizycki. Aus dem Ideen herrlichen Gedanken war er nicht doch ein freise Goethe's, des größten der Seher, der, wie den Darwinismus, Christ?! so auch den Sozialismus vorausgeschaut, ist sie natürlich zum Nun bin ich alt. Ich erschrecke nicht mehr, wenn ein Sozialismus gekommen. geliebter Mensch die Kirche meidet, aber ich bin verzweifelt, Wir wollen hier keine Rezension geben, auch nicht eine wenn er an den Hütten der Armuth vorüber geht. Ich Uebersicht des Inhalts. Nur eine prächtige Perle wollen wir bewundere nicht mehr den frommen Mann, dessen Name dem Buche entnehmen eine Berle doppelt werthvoll in dieser in allen Kirchenkollekten zu finden ist, aber ich verachte den, Beit des chriflichen Cant's, das heißt des blasphemischen Miß der es versäumt hat, ihn in die Herzen der Menschen zu brauchs religiöser Schlagworte für die gemeinsten weltlichen 3 vede. Es ist der Schlußabschnitt des Buches und lautet also: schreiben!
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Eine Erinnerung.
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Der Wohlthätigkeitssport.
Viele Wohlthätigkeitsbazare gondeln allerdings unter ein facheren Verhältnissen umher. Es läßt sich die leidige Thatsache, minder glänzend gestellte Verwandte zu haben, eben nicht aus der Welt schaffen. Tröstlich ist's dabei wenigstens, daß, wenn auch nicht überall der äußere Prunt sich gleichmäßig auf der Höhe der Beit" bewegt, so doch der Geist und innere Gehalt unweigerlich der selbige bleibt.
und Namenänderung in Frage kommt aus jedenfalls sehr Mitunter erachtet man es wobei auch nur eine Formenschwerwiegenden Gründen für angebracht, nicht einen Wohl thätigkeitsbazar, sondern einen Wohlthätigkeitsball. einen Wohlthatigkeitsthee, eine Wohlthätigkeitsausstellung oder irgend eine andere Wohlthätelei in diese Welt des Athmens zu sezen. Als unerläßliches Anhängsel pflegt aber bei allen derartigen Gelegen. heiten eine Wohlthätigkeitslotterie einherzutrotten.
Ich war ein Kind. Allsonntäglich ging ich zur Kirche, allabendlich faltete ich die Hände zum Gebet, jeden Morgen Zwei Dinge, die sich so schroff wie Noth und Vergnügen Gewiß nur ein Kanadier, der Europens übertünchte Höflich. galt mein erster Gruß dem lieben Heiland. Da sah ich gegenüberstehen, find unmöglich, meint vielleicht mancher, unter Goethe, er streichelte mir das Haar, er lächelte freundlich einen Hut zu bringen. Doch dem erfinderischen Menschengeiste, feit nicht fennt, ist unfähig, diese Wohlthätigkeits- Festlich feiten ter bekanntlich eine ganze Menge anftaunenswerthester Dinge ins recht zu würdigen. Giner niederen Zivilisationsstufe Angehörende und schenkte mir ein Körbchen Erdbeeren, das er gerade Leben rief, gelang auch dieses Wunder, und wer etwa von der können unmöglich auf den Gedanken kommen, Noth und Glend einem armen, zerlumpten Mädchen abgekauft hatte, für mehr Kultur so unbeleckt ist, daß er diefer verbürgten Mittheilung zu einer Quelle des Vergnügens zu machen. Diese werthGeld, als es verlangte, wie ich deutlich bemerkte. Von nun feinen Glauben schenken will, kann sich ja durch eigenen Augen- volle Errungenschaft bleibt höher entwickelten Geschöpfen vor. an wurde jeder Tag mir zum Fest, an dem ich ihm be- schein überzeugen. behalten. Sie erwarben sich das unschäzbare Verdienst, den gegnete; ich sah ihu überall: im Part, im Wald, auf der Der führt ihn in glänzende, festlich geschmückte Säle, die Wohlthätigkeitssport in Schwung gebracht zu haben. Straße, zu Haus nur in der Kirche nicht. von der„ vornehmen Welt" durchrauscht werden. Lächelnd, Durch Lachen und Lächeln, Tanzen und Tänzeln gedenkt man Warum geht der Herr Geheimrach nicht in die scherzend, kokettirend, stolzirend, drängt sich dieselbe um eine dem Glende abzuhelfen!! Man flunkert sich und anderen vor, Menge improvifirter" Verkaufstische, an denen Zugus- und so- daß dies möglich sei, und pugt und schmückt sich ohne jedes Gr Kirche?" fragte ich. genannte Kunstgegenstände, Spizen, Stickereien, furz gar manche röthen, um zum besten der Armen im kostbar ausgestatteten überflüssige und unnütze angeblich auch nigliche und praktische Salon berunizuwalzen oder herumzugaloppiren. Wichtig thuend, - Dinge ausliegen. Das Büffet" wird gleichfalls dicht umdrängt. geschäftelt man in vergnügungshaschen dem Begehren hin und her, Auch die Blumentische stehen nicht gerade vereinsamt da, und wenn's gilt, den geliebten Wohlthätigkeitsbazar oder dessen Veraus allen Taschen strömt Gold in Fülle herbei. wandte natürlich in gänzlicher Üneigennüßigkeit erstehen zu lassen.
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Er ist tein Christ!" Ich erschrak tödtlich. Da hörte ich, daß einer armen, fleißigen Familie das Haus abgebrannt war; ich ging hin, um ihr mit meinen schwachen Kräften beizustehen, und fand sie glücklich und zufrieden in einem neuen Heim:„ Der Ganz besonders rechnet sich's die galante Herrenwelt zur In vollen Zügen wird das beranichende Gift der SelbstHerr Geheimrath hat uns schon geholfen."- Wie fonnte Ehre an, für den wahren Zappalienpreis von 20 M. eine Tasse er barmherzig sein, wie konnte Eegen auf seiner Gabe Thee , eine Rose u. s. w. zu erstehen. Tamen der höchsten täuschung geschlift, und in die süß kosende Gautelei, durch sein Aristokratie", der ersten und feinsten Kreise" walten als Ver- Thun das Los bedauernswerther Menschen verbessern zu helfen, ruhen? Er war ja kein Christ! Und die Jahre vergingen. Ich machte die Bekannt- fäuferinnen. Ihrer eigenen Versicherung nach haben dieselben schmeichelt man sich förmlich hinein. Man ist von der Lüge umschaft eines frommen Mannes und freute mich dessen. Er fich bei ihren Anzügen der Einfachheit befleißigt, und man sieht garut, will von ihr umgarnt sein und sitzt so fest verstrickt in den gab mit vollen Händen, er sprach so schön von Gott und auch wirklich nur mit echten Spitzen besetzte Kleider, Mäntelchen Maschen derselben, daß man die anpochende Wahrheit als Vervon starrer Seide u. s. w. leumdung, als Entstellung bester und edelster Absichten empört Christenthum; feine Kirche in seiner Gegend gab es, die Auf dem ganzen ruht der Schimmer vergnüglichen Treibens, zurückweist. Wohlthätigkeitsbazare und ähnliche Festlichkeiten werden, nicht von ihm unterstützt worden wäre, kein Sonntag ver- und ein Unkundiger glaubt wohl, man habe sich bier zum Zwecke des Ergözzens, zu irgend einer Lustbarkeit versammelt. Diese hauptsächlich durch Tamen ins Werk geseßt, die den sogenannten Auffassung ist aber eine vollständig irrige und die Betheiligten" I vornehmen Kreisen angehören und der Sorge ums tägliche Brot * Braunschweig , Georg Westermann , 1892.
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