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Nen- Byzanz. Ein Leser sendet une folgende Stizze: Steht| Richtung des Zuges das Wort Westend  ". Natürlich besteigen im Umherziehen und war am Freitag Nachmittag am Bahnhof ba ein Schuhmann Unter den Linden  " mit hochgehobenen Armen, die Passagiere, welde nach den Stationen der Stadtbahn fahren Wedding   damit beschäftigt, eine Scheere zu schleifen. Als er mie de Münch'ner Kind'l und gebietet mit energischer Miene wollen, den Zug und kommen statt deffen nach Stationen des mitten in der Arbeit war, sprang ihm der Schleifstein entzwei. Ruhe und Aufmerksamkeit. Wollen Sie zurückfahren!" schreit Nord- resp. Südringes, woselbst sie dann nach Zahlung von Dabei flog ihm ein Stück an den Kopf und zerschmetterte ihm er dem Führer eines Handwagens entgegen, welcher die Char- 10 Pf. Strafe und Versäumniß der Fahrzeit bis zu einer halben das Stirnbein. Der Schwerverlegte mußte in ein Krankenhaus Tottenstraße heraus tam und nicht zeitig genug gebremst Stunde erst den richtigen Zug besteigen tönnen. Hoffentlich wird gebracht werden. hatte. Wollen Sie zurückfahren!!" Die Brettertalesche wurde hier baldigst Abhilfe geschaffen. ein und einen halben Schritt zurückbewegt! Aber, warum nur alles? Ah ein Ausruf der Bewunderung, der Ueber­raschung, des Glückes. Alle Augen richten sich nach dem Branden: burger Thor  . Alles bleibt stehen. Ah- da kommt es: eine Kutsche mit betreẞtem Kutscher  , betreßtem Diener und fülber beschlagenen Pferden. Ah! Vor mir steht ein vornehmer" Herr mit kühnem Schnurrbart, wohlgerundeten Backen, spär lichem Haar, elegantem Zylinderhut, theurem Biber werden soll, schreibt der Berliner   Berichterstatter der Peters- gefunden. In der Bismarckstraße fuhr ein Rollwagen mit einem pelz, farrirten Hosen und Lackftiefeln, ohne das, was burger Beitung":" Die schon gewöhnlich recht üppige und in der Pferdebahnwagen zusammen, wobei der Führer des ersteren von ich nicht sehen konnte. Die Kutsche kommt näher; ich falten Jahreszeit entsprechend theuere Verschwendung, die mit feinem Size herabgeschleudert wurde, unter die Räder seines ftebe neben ihm, er macht seine rechte Hand frei, da vornehmen Blumen hier auf der Tafel getrieben wird, genügt Wagens gerieth und bedeutende Verlegungen an beiden Beinen blizen Ringe mit bunten Steinen, die goldbepanzerte Hand faßt nicht mehr. Dieser Tage sab ich fein bemalte natürliche erlitt. In der Friedrichstraße wurde ein Kaufmann durch einen nach dem Cylinderhut, fauft wird er zum Gruße abgehoben Blumen, die neben dem Gedeck der Gäste standen. Auf den Omnibus überfahren und am Unterschenkel schwer verletzt. Im und der Kutsche scheint ein Vollmond mehr entgegen. Dann Blättern weißer und gelber Rosen war mit feinsten Laufe des Tages fanden fünf unbedeutende Feuer statt. ging alles befriedigt weiter. Mein Nebenimann aber sah mich, Pinselstrichen in Gold, Silber, Blau u. s. w. und in

An beiden Beinen überfahren wurde am Freitag Abend Als sichere Brotstelle" werden im Annoncentheil der um sechs Uhr der 20 jährige Kaufmann Emil Büttner aus der Deutschen Tages- Zeitung", des Organes der Landwirthe, folche Müllerstraße 31 von einem Omnibus vor dem Haufe Friedrich­Güter, die zum Verkauf stehen, häufig angeboten. Es ist ergöz- straße 188. Gin Schuhmann brachte den Schwerverlegten mit den Nothstand der Landwirthschaft zu lesen. lich, dann in derselben Nummer die ewig gleichen Tiraden über einer Droschke in ein Krankenhaus.

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da ich dem ganzen Vorgange starr wie Eis zugesehen hatte, mit einem weit überlegenen Blicke an, aus dem ich deutlich das Gebet des Pharisäers herauslesen konnte:" Herr, wie dank ich Dir, daß ich nicht bin wie jener Zöllner". Ob aber auch nur einer von all' den Höflingen gewußt haben mag, was er eigent lich gethan hatte? Anscheinend nicht, sonst hätte sich hin und wieder einer schämen müssen; denn die Kutsche war- leer.

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Von der Gründung eines evangelischen Troftbundes, mit dem vielleicht auch hier und da ein Parteigenosse in Trauer: fällen wider Willen Bekanntschaft machen könnte, haben wir vor einigen Tagen berichtet. Unsere unmaßgebliche Meinung ging bekanntlich dahin, daß den Armen, die ihre Ernährer verloren haben, mit einem Zwanzigmarkstück weit mehr gedient sei, als mit evangelischen Trostschriften". Wie die Volksztg." zu melden weiß, gehören dem neuen Trostschriften- Verein bereits eine große Anzahl von Leuten aus den Kreisen der Geistlichen und denen der oberen Zehntausend an. Genannt werden Kultusminister Bosse, Generalsuperintendent Dryander- Berlin, Probst Freiherr v. d. Goly, Graf Douglas, Geheimrath Schwarz­topff u. a. Am heutigen Todtensonntag soll diese neueste Art praktischen Christenthums zum ersten Male in Wirksamkeit treten. Der Erfolg dürfte im heidnisch- proletarischen Sündenbabel auch mäßigen Erwartungen taum entsprechen.

Von der Siegesallee  . Die neueste Mittheilung bürgerlicher Blätter betrifft die vielen Hohenzollernftatuen, die, wie am Morgen

Ueber eine neue Art Lugns, der jetzt in Berlin   getrieben Frau Polizei- Bericht, um 22. er Bitſchinenfraße erhängt vore

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in

Witterungsübersicht vom 23. November 1895.

Stationen.

Swinemünde  

München  

zierlicher Schrift ein anmuthiges Tafelsprüchlein gemalt. Auf dunklem Stiefmütterchen stand z. B. mit rahmfarbenen Buchstaben gepinselt:" Seid herzlich begrüßt!" Und auf den Blätteru einer Rose daneben war der Speisezettel perlfein auf­getrieben. Ich wiederhole, es waren lebende frische Blumen und jedes Buchstäblein in passender Farbenzusammenstellung mit der Färbung der Blume mühevoll und sorgfältig mit der Hand auf­bereits verweltt, hatte aber entsprechend viel Geld verschluckt. gemalt. Der kostspielige Scherz war am Ende des Festmahls Diese Mittheilung über reichbefeßte Tafeln dürfte namentlich die Hamburg  ungezählten Tausende interessiren, die nicht wissen, wie sie vor Berlin  Hunger sich und ihre armen Kinder in den Schlaf bringen sollen. Wiesbaden  Amtlich wird von den Ersatzkommissionen der Aus- Wien. hebungsbezirke Berlin   folgendes bekannt gegeben: Für das nächst Haparanda  jährige Heeres- Ersaßgeschäft wird denjenigen jungen Männern, Petersburg welche in dem Zeitraum vom 1. Jannar 1876 bis zum 31. Te­zember 1876 geboren sind und sich hierselbst aushalten, in Er- Aberdeen. innerung gebracht, daß sie zur Vermeidung von Nachtheilen und Paris  . Weiterungen sich, soweit noch nicht geschehen, mit Geburtsscheinen oder sonstigen Ausweismitteln über die Zeit und den Ort ihrer Geburt zu versehen haben. Die für diesen Zweck aus den Ge­burtsregistern der Standesämter zu ertheilenden Bescheinigungen werden fostenfrei ausgefertigt. Der Zeitpunkt für die Anmeldung zur Rekrutirungs. Stammrolle wird in der ersten Hälfte des Monats Januar t. J. bekannt gemacht werden.

Sort

Barometer­

stand in mm,

reduzirt auf

d. Meeressp.

BUG Windrichtung

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Windstärke

NABOTA( Stala 1-12)

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Wetter

heiter

bedeckt heiter

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766

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GD

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Still

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bedeckt

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Still

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bedeckt

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Schnee

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NNW

3 wollig

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bedeckt

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Temperatur

nach Celfus

( 5° C. 4° R.)

Wetter- Prognose für Sonntag, den 24. Novbr. 1895. leichten Schneefällen und frischen östlichen Winden. Ziemlich faltes, theils heiteres, theils wolkiges Wetter mit Berliner   Wetterbureau.

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Theater.

des 27. Januar d. J. der Vorwärts" und am Nachmittage dieses Eine merkwürdige Mittheilung bringt ein Bericht­Tages der Reichs- Anzeiger" melden konnte, Wilhelm II.   für die erstatter: Der Mord und Selbstmord des Annoncenaquisiteurs Siegesallee" stiften wollte. Im Kleinen Journal" lautet die Calamé und dessen Geliebte Wally Sielaff wird noch ein Nach­betreffende Meldung:" Von der Ausschmückung der Sieges- spiel haben. Auf Antrag der Mutter bezw. der kgl. Staats­allee durch Bildwerke hat man lange nichts vernommen. Der anwaltschaft sollen nämlich beide Leichen wieder ausgegraben wer Plan ist jedoch keineswegs aufgegeben, sondern wird in den, da bei den Betheiligten Zweifel aufgestiegen, ob überhaupt aller Stille weiter verfolgt. Der Kaiser hat, wie man hört, jene aufgefundenen Zeichen die der oben erwähnten Personen aus den Archiven das einschlägige Material eingefordert, um die waren, zumal diese von niemandem persönlich rekognoszirt wor­Frage zu entscheiden, welche Männer als Vertreter der einzelnen den sind, sondern ohne Hinzuziehung irgend welcher Personen Epochen zu wählen sind. Eine Zahl von Bildhauern ist befragt obduzirt und dann begraben worden sind. worden, welche Art der Ausführung fie empfehlen würden. Es Die Heizungsversuche in den Wagen der Großen Berliner   Schauspielhaus: Sonntag, 24.: Die Räuber. Anfang kommt hier nur Marmor und Bronce in betracht. In Künstler­freifen wird angenommen, daß ganz plöglich einmal der fertige Plan veröffentlicht und die Aufträge gleichzeitig vergeben

werden."

Es giebt keinen Nothstand! Die Verfechter dieses Wortes hätten in den letzten Tagen in Riydorf Gelegenheit gehabt, fich von dem Gegentheil dieser Behauptung zu überzeugen. In großen Schaaren zogen Frauen zum Amtshause, weil sie erfahren hatten, daß dem Verein gegen Verarmung, dessen Vorsitzender Amtsvorsteher Bobbin it, zur Vertheilung an Arme eine größere Quantität Steinkohlen überwiesen worden sei. Aber sie famen meist zu spät, die Aermiten, da schon einige Tage vorher gleiche Schaaren sich eingefunden hatten, die glücklicher gewesen waren, und so mußten die Zuspätgekommenen niedergeschlagen und enttäuscht den Heimweg antreten.

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Lebhafte Beschwerden über die Endbezeichnung der seit Turzem in Betrieb gefeßten Nord- Südring- Züge werden auf den Bahnhöfen Treptow   und Friedrichsberg laut. An der Maschine des Zuges befindet sich auf der Orientirungstafel bezüglich der überhoben sind. Sie haben es nicht nöthig", fich ihren Unter­halt zu erarbeiten, und wissen häufig auch schon deshalb keinen vernünftigen Gebrauch von ihrer Zeit zu machen, da ihre Bil­bung, trogbem oder vielleicht weil? sie den gebildeten Gesellschaftsschichten" angehören, vielfach nur Flitterwert und hohler Schein ift. Ihnen fehlt ein äußerer und innerer Halt. Sie fühlen sich unbefriedigt, und dieser Zustand pflegt eine um so bedenklichere Gestaltung anzunehmen, falls es sich um tinderlose Frauen handelt. Zwar sind manchen Müttern ihre Kinder nur eine Spielerei und Tändelei oder eine Last, und trotzdem sie die­felben besigen, herrscht auch in ihrem Innern eine gewisse Dede und Leere. Vorwiegend behalsen sich mit der Langeweile aber die kinderlosen Frauen.

Pug, seichter Lesestoff, gesellschaftliche Pflichten und der gleichen thun's allein nicht, und mitten in diesen unausfüllenden Nichtigkeiten wird der Wohlthätigkeitssport als Rettungsanfer ergriffen. Man giebt dies nur nicht zu, will's nicht zugeben und breitet über die eigentlichen geheimen Triebfedern einen ver­hüllenden Schleier. An die Stelle der grauen Wahrheit tritt ein rofiger, lieblich verklärender Schein.

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Pferdebahn Gesellschaft sollen in diesem Winter in großem Maßstabe" fortgefekt werden. Sobald das Thermometer bis auf 5 Grad unter Null gesunken ist, sollen zunächst auf den Linien Kreuzberg Dönhoffplaß- Gesundbrunnen, Kreuzberg- Opern­play- Gesundbrunnen, Charlottenstraße- Tegel und Alexander platz- Schöneberg geheizte Wagen eingestellt werden.

Boxer- Karl. Der Boyer- Karl, jene nicht nur in Sports freisen, sondern in ganz Berlin   durch seine Parforceleistungen vielgenannte Persönlichkeit scheint, wie eine Lokalkorrespondenz wiffen will, das Zeitliche gesegnet zu haben. Nach einer Mit theilung des Mitgliedes des Herrenhauses, Herrn Graf Kleist Schmenzin, ist sein Neffe Graf Bogislav Kleist vom Loß Anfangs dieser Woche nach kurzem Krank.ilager in Elsterburg am Herz­schlag verstorben. Augenscheinlich ist der Verstorbene mit dem Eingangs genannten Boger- Karl identisch.

Einen schweren Bruch des Stirnbeins   hat sich auf eine merkwürdige Art und Weise am Freitag Nachmittag um 3 Uhr der 23 jährige Schleifer Richard Friedrich aus der Kaifer Friedrich­straße 67 in Pankow   zugezogen. Friedrich betreibt sein Gewerbe

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Theater- Wochenchronik. Opernhaus: Sonntag, 24.: Mignon. Montag, 25.: Die Tochter des Regiments. Phan tasien im Bremer   Rathsteller. Dienstag, 26.: Bum 1. Mal: Ivanhoe. Mittwoch, 27.: Der Evangelimann. Phantasien im Bremer   Rathsfeller. Donnerstag, 28.: Der fliegende Holländer. Freitag, 29.: Ivanhoe. Sonnabend, 80.: Konzert des fönigl. Opernchors. Sonntag: 1. Dezember: Ivanhoe. Krolls Theater: Nachm. 1/23 Uhr: Hänsel und Gretel. Die Puppenfee. 7 Uhr. Krolls Theater: Basantasena. Anfang 7 Uhr. Montag, 25.: 1812. Dienstag, 26.: Toftor Klaus. Mittwoch, 27.: Die Journalisten. Anfang 7 Uhr. Adelheid Runeck: Frau Clara Meyer. Donnerstag, 28.: Besonderer Umstände halber: Frauen­Sonnabend, 30.: 1812. lob. Freitag, 29.: Doktor Klaus. Sonntag, 1. Tezember: Besonderer Umstände halber: Frauenlob  . Kroll's Theater: Wie die Alten Anfang 71/2 Uhr. iungen. Anfang 7 Ubr. Montag, 2.: Doktor Klaus.- Im Deutschen   Theater finden in dieser Woche vier Wieder­holungen des neu einstudirten historischen Trauerspiels Die Jüdin statt und zwar heute Sonntag Abend, am Mittwoch, Freitag von Toledo   von Grillparzer   mit Frau Sorma und Herrn Kainz und nächstfolgenden Sonntag Abend. Meister von Palmyra gegeben, Dienstag und Donnerstag Montag wird Der Tedeum, Sonnabend Die Mütter. Die heutige Nachmittags= vorstellung fällt des Todtensonntags wegen aus. Am nächst­folgenden Sonntag Nachmittag kommen Die Weber zur Auf­führung. Im Lessing  - beater hat das Gastspiel des Herrn Schweighofer infolge einer Erkrankung des Künstlers ver­tagt werden müssen. Für den nächsten Sonnabend wird nun­

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zielen. In das verbindliche Lächeln, den einladenden Blick, Auf solche Weise schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe. womit sie die Käufer anlocken dürfen, läßt sich mehr als Man wird eine lästige Sache los und behängt sich außerdem mit ausschließlich kaufmännische Gewandtheit hineinverlegen, und Wohlthätigkeitsschellen. Manche tettelt" es auch, wie Reuter während des Anpreisens, Empfehlens u. f. w. tann man unter jagt, ihren Namen gedruckt" in den Zeitungen zu lesen, und der Form des Scherzens, Schäferns, Rofettirens fich gar mancherlei den an die gütigen Geber und Geberinnen gerichteten Dant mit sagen, einander vielleicht auch eine schriftliche Mittheilung zu einzuheimsen. Die einem Bazar zum Verkaufe überwiesenen stecken. Am Büffet trinkt die holde Weiblichkeit wohl zum besten Sachen werden zwar gewöhnlich nicht in den Zeitungen im der Armen den Herren zu, und es ist dies allerdings nur einzelnen namhaft gemacht. Das geschieht bei ihnen meistens sehr vereinzelt fogar vorgekommen, daß eine Dame einem nur, falls sie von besonders einflußreicher Seite herrühren oder besonders zahlungskräftigen Bieter einen Kuß verkaufte. besonders werthvoll sind. Allein die gütigen Spenderinnen haben Nachdem dann das eigentliche Wohlthätigkeitsvergnügen vor dabei vielleicht Gelegenheit, sich an vornehme" Leute heranzu­über ist, giebt's natürlich wiederum allerlei zu besprechen und zu drängeln. berathen. Man hat die Vertheilung zu brdnen oder das Ein­gegangene an eine bestimmte Sammelstelle abzuführen und kann doch unmöglich das begonnene Werk so plöglich abbrechen. Es geht dies wirklich beim besten Willen nicht.

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In dem Bekanntmachen der Namen und Gaben liegt auch ein Beweis dafür, daß es mit der Lauterkeit der Absichten nicht sonderlich weit her iſt. Dieser Deffentlichkeit haftet ein häßlicher Beigeschmack von Gitelkeit, Prahlerei und Eigenlob an. Man stellt gewissermaßen ein Aushängeschild mit der Inschrift bin: Seht, was wir für vortreffliche Menschen sind! Andere sollen durchaus wissen, mit was für guten Thaten man aufwarten lann.

Eine gewisse Summe bringen ja diese Wohlthätigkeits­Bergnügungen allerdings ein. Sie ließe sich aber auch ohne das angeftimmte Hallo und Trara erübrigen. Daß man über sie verfügt, beweist eben ihr Gingehen. Wer jedoch 20 M. für eine Rose oder eine Tosse Thee   hinlegen fann, geht keineswegs zu Oft dient der Wohlthätigkeitssport in irgend einer Weise zu Nicht anderen, sondern sich selbst will man in Wahrheit grunde, falls er diese Summe zahlt, ohne als Entgelt eine Rose Reklamezwecken, und sein eigentlicher geschäftlicher Charakter Hilfe bringen, und die Armuth dient nur als willkommener Vor- oder eine Tasse Thee   zu bekommen. Wäre man also, wie man sieht unter der ihm schamhaft umgehängten dünnen, durch­mand, um den eigenen Gelüsten nachzugehen, dies aber mit der dies sich und andern vor- redet, wirklich nur von dem Wunsche löcherten Hülle an allen Ecken und Kanten hervor. Manche an­Maste des wohlthätigen Engels zu verdecken. Die Vor- beseelt, Unglücklichen zu helfen, so bedürfte es nicht der pofaunenden rüchigen Elemente werfen sich der Wohlthätigkeitsmache in die bereitungen zu den Wohlthätigkeitsfesten und diese selbst nehmen Wohlthätigkeitsmache. Tadurch, daß man in das Horn derselben Arme, weil sie einen besseren Dust um sich her zu verbreiten Beit in Anspruch, und es ist also ein Theil dessen, womit man stößt, giebt man zu, daß man nicht einzig und allein von der wünschen. Gewisse, auf dem gleichen Felde sich tummelude sonst nichts anzufangen weiß, ausgefüllt. Absicht, schlimme Zustände umzugestalten, sich leiten läkt. Nicht Sportler haben wiederum andere Absichten. Von ihnen erzählt wenig wird übrigens auf die Ausschmückung der Festräume man sich nämlich unter dem bekannten Siegel der Ver­wie der eigenen Perion- verwendet, und auch die hier vergeudeten schwiegenheit, daß es sie nach dem Adel, nach einem Mitte! gehen doch den bejammernswerthen Armen, denen man Orden, nach Titeln gelüftet. Ihrem bezüglichen Sehnen folgend, angeblich helfen will, verloren. fröhnen sie dem Wohlthätigkeitssport. Diesen Luxus erlauben" ihnen ja ihre Mittel. Es kann dann zu ihren gunsten geltend gemacht werden, daß sie sich Verdienste um das allgemeine Wohl erwarben, und daß man dies durch die Verleibung des Adels anerkennen will. oder einer gleichwerthigen Sache Allerdings giebt's auch Leute, die den Wohlthätigkeits. bestrebungen in durchaus reiner und edler Weise nachgehen, und fich selbst stellen sie damit wohl ein lobendes Zeugniß aus. Traurig ist's aber, daß der Zustand der menschlichen Gesellschaft solche Wohlthaten überhaupt noch nöthig macht.

Das mit den Veranstaltungen verknüpfte Besprechen, An­ordnen 2c., das Herumschäfteln auf den Wohlthätigkeits­vergnügungen felbft zaubert überdies die Fata morgana deffen, was Arbeit ist, herauf. Man glaubt, thätig, nüßlich und fegenbringend thätig zu sein. Potemkin'sche Dörfer sind immer noch begehrte Artikel!

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Der Einsicht, daß statt zum Schmücken, Puzen, zweckent­sprechender zur Arbeit zu greifen näre, scheint der Zutritt in Im allgemeinen wird auch das Treiben auf den Wohl- tonangebende Kreise streng verpönt zu sein. Zwar dem Ver­thätigkeitsfesten von etwas freieren Formen getragen, als sie gnügen, nicht aber der Arbeit vermag man als gaufelnder fonst äußerlich in tonangebenden Kreisen üblich sind. Selbst. Schmetterling obzuliegen. Die richtigen öffentlichen Wohlthätig. geschmiedeter Fesseln kann man sich somit unauffällig. feitsengel sind übrigens weit davon entfernt, da ihre Hand zur wenigstens für die Dauer einiger Stunden entledigen. Hierin Hilfe zu bieten, wo sich die Sache nicht an die große Glocke liegt eigentlich ein unverdorben menschlicher Bug. Man freut hängen läßt. Ja, im geheimen erschweren oder verkürzen fie fich, auch einmal aufathmen zu können. wohl auch denen, die von ihnen abhängen, den Erwerb. Eine Leider bleibt dabei jedoch das die Ketten brechende dem Woblthätigkeitssport start ergebene Dame befleißigte sich Sklaventhum nicht aus dem Spiele. Man begnügt sich z. B. ihrer Schneiderin gegenüber einer sehr weitgehenden nicht mit einem harmlosen Verkehre und benutzt denselben Bahlungsungenauigkeit. vielfach nur, um unter seiner Flagge die bedenklichsten Ver- Mitunter fommt es darauf an, Lebensmittel und Kleidungs­bindungen und Beziehungen einzuleiten. Schon die mit den stücke zu liefern, und lange Listen bringen dann, wie bei den Vorbereitungen im Zusammenhange stehende größere Annäherung zu wohlthätigen Brecken" veranstalteten Geldsammlungen, die zwischen beiden Geschlechtern wird häufig nicht blos in sachlichem Wohlthäter und Wohlthäterinnen nebst den eingeschickten Gaben Intereffe ausgebeutet. Aber man hat es in der Hand, dasselbe aur öffentlichen Kenntniß. Solche Gelegenheiten, und ebenso die vorzuschieben, und fann mit einem Scheine des Rechtes behaupten, Bazare, benutzen viele als eine Art von Ablagerungsstätte für es wäre allerlei zu besprechen u. s. w. u. f. w. Unter diesem allerlei Dinge, von denen sie selbst teinen rechten Gebrauch zu Deckmantel tann man dann die sittlich anrüchigsten Dinge machen wissen. Damit fönnen wir doch nichts anfangen; das wollen wir dem Wohlthätigkeits- Komitee geben," äußern manche Auch durch die Wohlthätigkeitsvergnügungen selbst werden Leute ganz unbefangen und zeigen dabei auf ziemlich werthlose allerlei Vertraulichkeiten begünstigt. Die als Verkäuferinnen Dinge, die indessen nach etwas aussehen. Ein wohlthätiger thätigen Tamen z. B. sind natürlich im Vollbewußtsein über- Gutsbesitzer, der schlechte Kartoffeln eingeerntet hatte, schenkte nommener Pflichten bestrebt, möglichst hohe Einnahmen zu er- I mehrere Säcke derselben einem Krankenhause.

treiben.

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Nahrung, Obdach und sonstige Lebensbedürfnisse, eine Ver­forgung für die Tage des Alters, der Krankheit u. f. w. vermag dieselbe nicht allen ihren Mitgliedern zu gewähren. Erst der von einzelnen abhängenden sogenannten Wohlthätigkeit bleibt es vorbehalten, einen fleinen, theilweisen Ausgleich anzubahnen, der selbst im günstigsten Falle ja immer nur äußerst mangel- und lückenhaft sein kann.

Zwar dem Menschen im besonderen, keineswegs aber der Gesammtheit gereicht die Wohlthätigkeit zur Ebre. Selbstvers ständliches bedürfte solcher Wohlthaten ja eigentlich ebenso wenig, wie es auf besondere Lobeserhebungen einen berechtigten Ans spruch erheben tanu. Man hat es der Neuzeit als besonderen Ruhm angerechnet, taß fie fich in so ausgedehntem Maße der Wohlthätigkeit widmet. Gin Gradmesser für den Fortschritt der Menschheit läge aver gerade in dem Echwinden der Wohlthätigkeit.

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