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DER SPRUN6 UBER DEN SCHATTEN
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VON KARL SCHRÖDER  - ZEICHNUNGEN VON PAUL THESING  Copyright 1928 by»Der Bücherkreis G. m- d. H.* Berlin   SW 61,
12. Fortsetzung. Jeden Morgen brachte di« Post einen Riesenstoß Briefe. Alle diese Briefe begonnen:Durch Zufall erfahre ich.. und endeten mit einem Bekenntnis des unbegrenzten Vertrauens in die Fähigkeit unserer Firma, dem Auftraggeber bis zu dem und dem Termin fein Thema, fertig bearbeitet, abzuliefern. Nun find die Bedürfnisse der Menschen unserer Epoche zahlreich und zuweilen recht eigenartig. Ich war etwas überrascht, als am zweiten Tag in meiner Pappschachtel ein Herr aus Wien  unter Beifügung des architektonischen Grundrisses im Lichtpausabzug" post- wendend di« Ausarbeitung einer Rede wünschte zur Eröffnung eines Dienstbotenheims. Der Lichtpausabzug hat sicher stark auf meine Inspiration ein- gewirkt: denn als ich das frei in die Maschine diktierte Kunstwerk noch einmal durchlas, wären mir beinahe Tränen ins Aug« ge- kommen über soviel menschliche Güte mit armen Dienstmädchen. In die höheren Sphären des Daseins erhoben mich zwei Themen üb«rDie magischen Kräfte in der modernen Musik" und Die Lieb« in der neueren Dichtung". Das zu wissen, war Bedürfnis für zwei Wesen weiblichen Geschlechts. Das zweite wünschte eine Dan i aus Leipzig  . Zu unserer Orientierung teilt« sie gleichzeitig mit, sie sei nochkeineswegs alt und durchaus lebenslustig".Es darf sich in dieser Arbeit", schrieb sie,nicht um rein romantische Schwärmereien handeln: denn ich bin der Ueberzeugung, dah auch den Frauen ihr Recht zugestanden werden niuh, wie es, Gott sei Dank, d-e Schriften Zolas auch jetzt beweisen." Ich ging an die Arbeit, und meine Offenbarungen waren von prophetischem Geist erfüllt. Ich verstand sie selbst nicht: aber der Klang war gut. Aus die Erde zurück brachten mich ein paar Jünglinge, die unbedingt innerhalb vierundzwanzig Stunden im Besitz einerecht humoristischen und saftigen" saftig unterstrichen Tanzstunden­rede sein mußten.Wenn wir Ihrem geschätzten Bureau" dienerten sieeine Anregung zu geben uns erlauben dürften, wäre es vielleicht wünschenswert, einige Fremdwörter geschickt in die Rede zu verweben." Ich wob:saftig und echt humoristisch". Warum auch nicht. Ich sah die Mädchen tanzen. Hunderte solcher Themen liefen mir durch die Finger. Wer würde aber glauben, daß sich auch zahlreiche Studenten, Semina- risten, ja Doktoranden um Hilfe an unsereFabrik" wandten. Das Gros unsererKunden" bildeten freilich die Gymnasiasten. Bis an mein Lebensende werde ich mich an jenen Nachmittag er- innern, als im Vorzimmer nicht weniger als fünf Sekundaner der- selben Anstalt auf denselben Aufsatz wartelen:Die Apselschuß- szene der Höhepunkt in Schillers Wilhelm T«U." Dreimal habe ich den Quatjch'runterdiktiert, daß die Maschine rasselte. Beim vierten- und fünftenmol aber habe ich Blut geschwitzt. Die Bezahlung derHerren Schriftsteller" ergab sich aus der Zahl der abgelieferten Bogen. Die.Herren Schriftsteller" waren zur Zeit meines Eintritts ein wegen Spielschulden geschaßter Lcut- nant.«in russischer politischer Flüchtling, ein Privatgelehrter ein geheimnisumwitterter Name für mich und zwei ältere Studeyten: der eine von ihnen«inPädagoge", der hier sicher an der richtigen Quelle die Erziehungspraxis unserer Zeit studiert«. Ich war der jüngste, schüchternste und unerfahrenste. Deshalb wurden mir bei Verteilung der Post, die das älteste der Mädchen besorgt«, sämtliche Arbeiten zugeschoben, die den anderen nicht paßten. Unser Chef oder Geschäftsführer oder Unternehmer was er eigentlich war, erfuhr man nicht: er sollte ein herunter- gekommener Leipziger   Buchhändler sein, dieser Chef ließ sich nur abends eine Stunde lang zur Abrechnung sehen. Cr zahlte fünfzehn Pfennig für di« enggelchrieben« Schreib- maschinenseit«: den Mädchen die Hälfte. Bei einer Arbeitszeit von rund zwölst Zünden war es möglich, beiglücklichen" Themen auf fünf Mark am Tag zu kommen. Da diese Beschäftigung zufällig in den Universitätsferien begann und Universitätsferien bekanntlich mehrer« Monate dauern, so hott« ich Gelegenheit, ein reicher Mann zu werden. Die ersten vier Wochen arbeitete ich wie ein Verrückter. Nicht nur zwölf, sondern vierzebn Stunden. Mein Essen bestand aus Brot und rohen Eiern. Das kaute und schluckte ich während der Arbeit. Wozu unnützer Aufenthalt? Nach einiger Zeit aber bemerkte ich bei der abendlichen Ab- rechnung, daß irgendetwas nicht stimmen konnte. Meine Kollege», die übrigen Herren Schriftsteller, verdienten ebensoviel und mehr als ich, dabei quälten sie sich nicht halb soviel wie ich. Sie hatten stund«nlangihre" Mädchen auf dem Schoß, waren heiter, gingen Mittagessen eine Stund« lang ins Restaurant. Das wunderte mich denn doch. Aber die Erklärung dafür war verblüffend einfach. Im Einverständnis mit dem Mädchen wurde von jeder Arbeit ein zweiter Durchschlag angefertigt. Den einen erlaubten zerriß der Chef bei der Abrechnung. Nach einer Woche etwa wurden dann die Durchschläge noch einmal vorgelegt. Für einen g«ordneken Betrieb mag das unglaublich klingen: aber hier war alles möglich und noch etwas drüber. Und übrigens: Vongeordneten" Betrieben im ganzen weiß ich ein tolles Lied zu singen. Aber das gehört.nicht hierher. Hier war ich ein Dusseltier und eingebildet obendrein. Solchen Menschen muß erst viel Fell abgezogen werden, ehe sie den richtigen Gripps kriegen. Es versteht sich,- daß bei einem derartigen Betrieb Beschwerden hagelten. Dearbeitet wurde ein Thema nur bei Borvorauszahlung des geforderten Betrages. Um- Porto   zu sparen, wurden aber von den Auftraggebern häufig klein« Beträge in Briefmarken beigelegt. Solche Briefmarken oerschwanden spurlos. Infolgedessen wurden die Briefe nicht beantwortet. Andere wurden deswegen nicht . beantwortet, weil sich niemand zur Bearbeitung fand und einer den» anderen das Thema heimlich in die Pappschachtel praktiziert«, bis es schließlich überhaupt verschwand. Drei Monate arbeitete ich in dieserFabrik", und ich hätte «s vielleicht sechs und mehr ausgeholten, denn soviel Geld halte ich noch nicht verdient, und außerdem verehrte ich mein Tipp- fräulein, das fein« Mutter mit ernährte und tapfer seine zwölf Stunden für die Hälft« meines Honorars durchhielt. Eines Tages indessen, als ich wie immer um sieben beginnen wollte, stand ich mit ollen anderen vor verschlossenen Türen. Wir warteten eine Stunde. Endlich schlendert« der Hausportier heran
und fegte so nebenbei hin:Iestern abend jejen zehne is der janzc Krempel abgeholt worden. Dufte Iesellschast!" Er kraust« die Nase, kratzte sich höhnisch am Hinterkopf und verschwand. Wir feierten diese Angelegenheit mit einem kräftigen Früh- schoppen in der nächsten Destille. Es war das erstemal, daß wir etwas gemeinsam taten und uns einen Augenblick solidarisch fühlten. Hoffentlich hat unser Chef, dem offenbar der Boden unter
Sie war eine gute Frau, die Mutter Albrechien den Füßen zu heiß geworden war, sein Geschäft nicht endgültig aufgegeben. Ich kann ihm bestätigen, daß er einen:dringenden Bedürfnis" abgeholfen hat. Im Galopp in die Einsamkeit. Was dieser U»tern«hnier betrieb, war krasseste Ausbeutung, vermittelt durch das Schwarze Brett in der Universität. Aber es sagte mir immer noch besser zu als das versluchte System der Stipendien und Freitisch«, für deren GenußWohlvcrholten" und Fleiß" Boraussetzung waren. Nach dem Skandal bei Rehberg hatte ich eine Wohnung in der Warschauer Brücke gemietet. Eine verräucherte, unsrohe, verquält« Gegend. Aber ich konnte doch jeden Morgen von der Brück« aus«inen langen Blick über die Spree werfen, die hier
noch breit genug von Treptow   und Stralau aus heranjlrrtet, um sich jenseits der Schillingbrücke langsam im Steinmeer zu verlieren. Vor allem waren die Zimmer hier billig. Für zwölf Mark monatlich Kaffeeinklusive" stand auf dem ausgehängten Papp- schild hatte ich einen möblierten Raum mit Feldbett, Fichten- spind, zwei Stühlen, emailliertem Waschgeschirr und sogar einem Sofa, das mit schwarzem Kaliko überzogen war. Meine Wirtin war«ine siebzigjährige Witwe, die nur ein einziges Wohnzimmer besaß: eben das an mich veemietete. Sie selbst lebte und schlief in einer vier Quadratmeter großen Küche, in der sie abends aus Decken und Säcken ihrBett" aufschlug. Sie handelte mit Zigarren. Priem, Schnürsenkeln und Schuhwichse. Um vier Uhr morgens stand sie auf, um zu den ersten Zügen am Eingang der Stadtbahnhöfe zu sein. Zwischen neun und zehn Uhr vormittags kam sie zurück. Von diesem Handel und der Ab- Vermietung des Zimmers existierte sie. Sie war ein« gute Frau, die Mutter Albrechten, und trotz ihrer Jahre voll Lebenslust und Unternehmungsgeist. Sie� hätte gern noch einmal geheiratet, aberick finde keene passende Partie,' sagte sie,und ufs'n Penner v«rzicht ick händeringend." So blieb sie allein und suchte Ersatz in allerlei kleinen Schweinereien, die sie zum besten gab. Aber was macht das? Wenn schon dann nicht lächerlicher als die reichllch fiebrige Liebeshitze des allen Klassikers Wieland. Natürlich betrog sie mich. Schon dadurch, daß ich niemals Kaffee kriegt«. Um vier kochte sie nicht, und um neun oder zehn war ich nicht mehr im Hause. Und dann war da auch noch das andere: das mit dem Leihhaus nämlich. Als ich das erstemal vor d«m Eingang zu solch einem Wohl- tätigkeiteinstitut auf und ab lief, war mir alles weniger als behaglich zumut. Ich schämt« mich und dachte, alle Welt in dieser Millionenstadt starrt ausgerechnet auf mich und bemerkt, was ich vorhabe. Es ging aber leichter, als ich gedacht hatte. Stumm»ahm«in ernster Herr hinter einem Ladentisch meine Uhr in Empfang, prüfte sie mißtrauisch, sagte:Zwei Mark", kein Wort mehr, füllte einen Schein aus, reichte ihn mir stumm nebst zwei Mark hinüber. Ebenso stumm verschwand ich. DiesVersetzen" besorgte jetzt Mutter Albrecht sür mich. Sie war eine Virtuosin imVersetzen" undVerkloppen". Niemand soll glauben, daß das so leicht ist. Es gibt verflucht viel Hölle*, von denen sich Sattheit nichts träumen läßt: und wenn es ihr schon in der Presse serviert wird, dann mit pikanten Soßen und Gerüchen, die den Höllengestank übertäuben. ' Du klapperst ein Dutzend Buden ab: niemand kann gebrauchen, was du anbietest. In der dreizehnten will man in Gnaden deinen Plunder" nehmen. Zehn Mark brauchst du. aber zwei werden dir geboten. Wohin? Oder willst du handeln? Ich rat« es dir nicht: der Hohn eines Pfandleihers ist Gelächter der Hölle. Mutter Albrecht nun schlug für eine alte Weste immer noch soviel raus, daß wir beide einen Tag leben konnten. Besonders günstige Verkäufe wurden gefeiert. Aus einem Spirituskocher brüht« ich den Tee auf, dazu gab's Rum und Hockepeter. Den liebt« sie sehr.(Fortsetzung folgt.)
RätseI=Bcke desAbend". iiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiitiiiuiiiiniiiiiiiiimiiuniiuiiHiimiiiuiiuiiiniuiHuuuiHiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiitiininiiiiiiiinniiiimiiiiminnnniinimiinnninnnmiiiiniiHHm
Kreuzworträtsel.
Sprichworträtsel. 1. Was ich denk und tu, trau ich andern zu. 2. Wer will, was er kann, fängt nichts vergeblich an. 3. Wo mehr Füchse als Trauben sind, ernte was du kannst, geschwind. 4. Tust du recht in allen Dingen, so wird dir dein Werk gelingen. 5. Die Wahrheit ist eine Arznei, die man zur rechten Stunde reichen soll 6. Wer recht hat, muß den rechten Weg gehen. 7. Die Zeit teilt, heilt, eilt. 8. Leer lärmt am meisten. S. Die Dinge fruchten nur, wenn sie zur rechten Zeit angewendet werden. ll). Man soll nicht am unrechten Ort sparen. 11. Fehlt es am Wind, so greif zum Ruder. 12. Schreit' mit der'Zeit im gleichen Tritt, so kommst du mit. 13. Umsonst, Verstockter, tadelst du das Neue, allmächtig herrscht die Zeit. 14. Haushalten hat ein weit Maul. Diesen Sprichwörtern ist je ein Wort zu entnehmen: richtig gefunden und nacheinander gelesen, ergeben diese einen b«ochtens- werten Sinnspruch. Zahlenrätsel. 1234? 6789 10 bedeulender Vorkämpfer für den Sozinlis- mus, 2 3 9 16 bekannter Sozialist, 3 16 7 9 Gefäß, 4 3 6 3 9 weib- licher Vorname, 5 1 2 7 8 9 Schmuckstück, 6 3 2 16 Nebenfluß der Donau  , 7 2 5 9 Organ. 8 16 2 3 Farbe, 9 16 4 2 3 Stadt in Un­ garn  , 16 6 7 8 9 Turngerät. Verkürz::ng6rätsel. Nimm einem Vorort von Berlin   ein Bein, Und du wirst gleich im Bilde sein, Woher gerade weht der Wind. Auch hier den Endlaut unterbind'. Machst du das Ganze mit Geschick, Verbleibt ein H«rr«nkleidungsstück. A. W.
Wagerecht:!. Wahlparole. 1 1. Straße(fram zösisch), 12. Ton, 14. Meßinstrument(alle Schreib- weis«, 17. Zahl, 19. Fluß inItalien. 26. Merkbüchlein, 22. Gruß, 23. Wahlparole. Senkrecht: 2. Teil eines Kleidungsstückes. 3. Angehöriger eines mongolischen Volkes, 4. Sozia- listischer Parlamentarier, 5. Juristische Berater(plur.), 6. Selbständig. 7. Erinnerung, 8. Gruß, 9. Schuß- wasse, 16. Sozialist. Führer. 13. Großer deutscher Staatsmann, 15. Wegrichtung für den Bürgerbiock, 16. Schreibzeug. 18. Hilfssprache, 21. Klassenbe- Zeichnung(Abkürzung). Silbenrätsel. Die Silben ah al ar bel blu chap chen cho cke dee den dom e e e el en es s« gan ho ho i ib ko k« kla lin lin mar met mir mol mut na yi nig no o pm rtt saß se sei sel sen sig so so stern tan las vier wan xe ze ze ergeben, richtig geordnet. 29 zweisilbig«'Wörter von solgender Bedeutung: 1. asiatischer Fürstentitel: 2. nordischer Dramatiker: 3. alttestam«ntliche männlich« Person: 4. Heimat einer Hexe: 5. Waschmittel: 6. amerikanischer Filmdarsteller: 7. Tischler- werkzeug: 8. lästiges Insekt; 9. Balkon: 16. Operettcnkomponist: 11. Kleidungsstück: 12. Paradies; 13. Postwertzeichen; 14. Bedürftig- keit; 15. Komponist: 16. Nahrungsmittel; 17. italienischer Dich er; 18. Musikinstrument; 19. Lasttier: 20. Gedanke; 21. Schifssart; 22. abgetretenes Land; 23. Flußjungsrau; 24. olttestamentl. Siadt; 25. Fest: 26. Stadt in Arabien  ; 27. amerikanischer MillialHär; 28. saure Flüssigkeit: 29. Spalte. Die Anfangsbuchstaben ergeben ein Sprichwort. Auflösung der Aufgaben nächsten Sonnabend.
Auflösungen der Rätsel aus voriger Rümmer. Kreuzworträtsel: Wagerei�t: 1. Mal, 3. Rom  . 5. Ali, 6. Tau, 8. Ort. 16. Atz. 12. Oha, 14. Ohm. 15. Leo. 16. Amt. Senkrecht: 1. Mit, 2. lau. 3. Rio. 4. Mut. 7. Akt. 9. Roh, 16. AU, 11. Zoo, 12. Oma, 13. all. Silbenrätsel: 1. Aloe: 2. Unze: 3. Glieder; 4. Zyankali: 5. Urlaub: 6. Radio; 7. wielond: 8. Armee: 9. hiob; 16. Lakai; 11. Jnri; 12. INaaßen: 13. ZNeter; 14. Aisne  ; 15. Ischias  ; 16. Frcia; 17. Ucppigkcit; 18. Realschule: 19. Dürer  ; 20. Znterlakcn; 21. Ebene; 22. Seide. Auf zut Wohl im Mai für die Sozialdemokrot'sche Partei! Musikalisches: Auber Aauberflöte. Berufs-Mosaikrätfel: 1) Assessor, 2) Diakoniffen, 3) Ho­telier, 4) Chirurg, 5) Prosesior, 6) Cbquffeur, 7) Kapitaen, 8) Renn­fahrer, 9) Dichter, 10) Dirigent. Ohne Aufopferung laesst sich keine Freundschaft denken.