Rr. 236 45. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts 20, Rai 1928
Chinas Rampf um Staatseinheit.
Weltwirtschaftliche Umschau.
Es gehört zum Wesen des internationalen Sozialismus, daß er jebe Form der Ausbeutung bekämpft. Doppelt schwer wiegt die Ausbeutung, menn fie von einer Fremdherrschaft ausgeübt wird. Go begegnet der Befreiungstampf der chinesischen Bevölkerung gegen ihre eigenen ausländischen Ausbeuter den größten Sympathien des curopäischen Proletariats. Indeffen herrschen nicht immer die richtigen Borstellungen darüber, um was es in dem großen Kampf in China geht. Insbesondere macht man sich selten eine deutliche Borstellung davon, wie bedeutungsvoll die Schaffung des chinesischen Einheitsstaates als Erfolg des chinesischen Befreiungskampfes vom weltwirtschaftlichen Gesichtspunkt wäre und wieviel davon auch für die Lebensinteressen des europäischen Proletariats abhängt.
Sunyatsens Traum.
Bounmpollwaren, richtet sich nach China . In der chinesischen Inbuftrie ist japanisches Kapital start beteiligt. Die japanische Bolitif geht aber davon aus, wichtige Teile Chinas zum japanischen Herr fchaftsgebiet zu machen. Im Weltkrieg hot Japan in Schantung Fuß gefaßt, von den deutschen Rechten an Eisenbahnen, Kohlen rungen an China gestellt, deren Erfüllung China zu einem Bajallen und Eisenfeldern Besiz ergriffen, 1915 bie berüchtigten 21 Forderungen an China gestellt, deren Erfüllung China zu einem Bajallen staat Japans gemacht hätte. Unter dem Drud der Vereinigten Staaten mußte Japan 1921 Schantung räumen. So wichtig auch für Japan der Einfluß in Schantung sein mag, an dessen Industrie japanisches Stapital start beteiligt ist, so richten sich seine Eroberungsabsichten doch vornehmlich auf die besiedelt, hat nur 22 Millionen Einwohner, verfügt über große Mandschurei und die Mongolei . Die Mandschurei ist dünn Naturschäße und über eine erhebliche landwirtschaftliche Ausfuhr. Hier winken dem japanischen Rapital große Gewinne, dem japaniBill man die Beweggründe des chinesischen Emanzipations fchen Bevölkerungsüberschuß Möglichkeiten der Auswanderung. Die fampfes erkennen, so ist es nötig, auf die been des 1923 ver- füdmandschurische Eisenbahn steht bereits in japanischem Besiz. Die ftorbenen großen chinesischen Führers und Staatsmannes Sunnatfen Eisenbahn hat eigene Berwaltung, eigene Kohlen- und Erzbergeinzugehen, der diese Ideen in seiner Person gleichsam verförpert werte, eigene Bolizei und Gerichtsbarkeit auf dem Gebiet der Bahnhat. Wenn das Andenten dieses großen Staatsmannes in Moskau linie. Die Industrie der Mandschurei steht in japanischem Besitz und gefeiert wird, so bedeutet dies nicht im geringsten, daß Sunnatsen beschäftigt japanische Angestellte. Die Arbeiter find Chinesen. etwa Bolschewit gewesen wäre. Sunyatsen war ein Revolutionär, Diese Machtpofitionen bieten Japan die Handhabe für das mas er um so mehr sein mußte, meil die Befreiung seines Landes weitere Bordringen in der Mandschurei . Die amerikanische Reohne eine revolutionäre Bewegung unmöglich war. Mit Sowjet gierung schien fich diesen Bestrebungen nicht zu widersetzen; darauf rußland war er jedoch nur außenpolitisch verknüpft. deutete die Tatsache hin, daß die südmandschurische Eisenbahn fürz Sunnatsens Idee war die Schaffung des chinesischen Einlich eine 40- Millionen- Dollar- Anleihe von der Morgangruppe erhielt. heitsstaates. Von den vielen Provinzen, die jede für sich Bor nicht langer Zeit hat Japan seine Ansprüche auch auf die lebten, teine geordnete Verwaltung besaßen und der Spielball für nördliche Mandschurei und die Mongolei in nicht mißverständlicher machthungrige chinesische Generale waren, wollte Sunyatsen zur Weise angekündigt. Der chinesische Machthaher der Mandschurei , Staatseinheit. Er fah, daß die Entfaltung der Produktivkräfte unter changtfolin, hat den japanischen Machtbestrebungen lange Zeit feinen Widerstand entgegengestellt, da er in seinem Kampf gegen der Herrschaft der zahllosen einander befehdenden Generale und bei den andauernden Bürgerkriegen unmöglich sei, daß daher das und Geldhilfe angewiesen war. Doch gingen zuletzt die japanischen Südchina bzw. die nationalistische Armee auf japanische Waffen chinesische Bolt zu ewiger Armut verurteilt sei, solange nicht Forderungen allzu weit und als er sich weigerte, sie zu erfüllen, eine staatliche Zentralgemalt entstehen fönne. Die europäischen Großmächte haben aber die Schaffung fiel er bei der japanischen Regierung in Ungnabe. des chinesischen Einheitsstaates mit allen Mitteln hintangehalten. Hat doch die Zersplitterung Chinas das imperialistische Bordringen erleichtert durch zollfreie Einfuhr europäischer Baren, Befiz ergreifung von Eisenbahnen und Naturschäzen und Ausbeutung der Kinder und Jugendlichen. So war es nur selbstverständlich, daß fich Sunnatsens Kampf in erster Linie gegen den Imperialismus der Großmächte wenden mußte, zumal diese ihm, dem Präsidenten Südchinas, die Zolleinkünfte, woraus er die Verwaltungsausgaben hätte bestreiten können, vorenthalten haben.
Doch wollte er in erster Linie den Wohlstand des chinesischen Boltes heben. Seine großzügigen Pläne für den Ausbau der Transportmittel standen im Dienste dieses Zwedes. Er hat bie notwendige Agrarreform angestrebt, in die Industrie aber mollte er die Elemente der europäischen Sozialpolitif über pflanzen, vor allen Dingen wollte er den Zusammenschluß der Arbeiter in Gewerkschaften fördern.
Die furchtbare Armut.
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Was nun unter solchen Umständen das japanische Bordringen in Schantung, die Besetzung der Schantungbahn und das Ultima tum an China , 10 Kilometer Breite zu beiden Seiten der Schan tungbahnstrede zu räumen, bedeutet, tann nicht eindeutig beant mortet werden. Es fann dem 3wed dienen, die Südarmee in ihrem Bormarsch aufzuhalten was Japan anscheinend noch nicht geglückt ist die Eroberung Belings, die Verbindung der Südarmee mit der Mandschurei hintanzuhalten und die Schaffung des Einheitsstaates zu verhindern. Doch ist eine andere Annahme nicht von der Hand zu weisen, daß Japan diesmal Schantung nur aus dem Grunde belegt hat, um mit der südchinesischen Armee unter dem Drud der Besehung über die Zölle und die japanischen Borrechte in der Mandschurei zu verhandeln. Die Belegung hätte als Erpressungsmittel dienen sollen. Erst die Ereignisse der kommenden Wochen werden eine Antwort auf diese Fragen geben.
Während Ching zu einem imperialistischen Ausbeutungsobjekt geworden ist, blieb seine Rolle in der Weltwirtschaft trotzdem außer ordentlich gering. China hat heute die weitaus geringste opi: quote im Außenhandel in der ganzen Welt. Während auf den Kopf der deutschen Bevölkerung im Jahre 1925 eine Außen handelsquote von etwa 338,20 Mart entfiel, betrug die chinesische Kopfquote 13,94 Mart, d. h. das Vierhundertmillionenvoll ist für hebung der chinesischen Kauftraft würde eine große Zunahme der den Welthandel so gut wie ausgeschaltet. Eine auch nur geringe Ein- und Ausfuhr Chinas zur Folge haben. Doch tönnen die kraft auf ihrem heutigen Tiefstand bleibt. Lebensgewohnheiten sich nicht ändern, solange die chinesische Kauf
Erschütternd sind die Berichte, die uns von der ungeheuerlichen Armut in China erzählen. China ist ein Agrarland mit Bauernwirtschaften. Die Beschaffenheit des Bodens ist aber nicht günstig, es gibt feine Viehwirtschaft in China , feine Düngemittel. Dürren und Ueberschwemmungen erschweren die landwirtschaftliche Produktion. Auf der anderen Seite ist die Bevölkerungs: zunahme zum Teil auch aus religiösen Gründen sehr groß, der Nahrungsmittelspielraum infolgedeffen außerordentlich eng. Der Bodenertrag reicht faum für die Befriedigung des dürftigsten Lebensunterhalts aus. Daher die nicht zu überbietende AnspruchsDie europäischen Industrieländer leiden unter Absatzschwieriglosigkeit des chinesischen Bauern, die noch größer ist, als die des feiten. China fönnte der europäischen Industrieausfuhr schier unchinesischen Industriearbeiters. Wenn nun vollends schlechte Ernten hinzukommen oder aber, wie seit vielen Jahren, Bürgerkriege die ermeßliche Möglichkeiten eröffnen und gleichzeitig Europa mit wichBroduktion hemmen, so treten ngersnöte auf. Die dauernden tigen Rohstoffen versehen. Die Schaffung des chinesischen EinBürgerkriege hindern die Bauern an der Instandhaltung der zahl- heitsstaates ist jedoch die Voraussetzung für diese Entlofen Staudämme und an der Berieselung. Ihre fargen Borräte midlung. Deshalb ist sie auch von größter Bedeutung für die werden durch die Soldaten und die Räuber diese beiden Kate- Weltwirtschaft. gorien gehen in China häufig ineinander über geplündert.
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Verschärft wird die Lage der Agrarbevölkerung durch den Großgrundbesig von Kaufleuten und Beamten. Die Bauern müssen einen großen Teil ihrer dürftigen Ernte als Bachtzins an den Eigentümer abführen; der Rest reicht für den Lebensunterhalt nicht aus. Der Nebenverdienst der Bauern aus Heimarbeit wird aber durch
das Eindringen der kapitalistischen Produktion immer mehr eingeengt, auch dies trägt zur Steigerung des Elends bei. Bei Hungersnöten richtet sich die Auswanderung vorwiegend nach der dünn be= nölferten Mandschurei, die in den letzten Jahren drei bis vier Millionen, im laufenden Jahr mindestens eine weitere Million Chinesen aufgenommen hat. Zehntausende von Wanderern, Frauen, Greise und Kinder, gehen auf der Strede zugrunde. Ein anderer Teil der Bevölkerung strömt in die Städte, wo sich seit dem Krieg eine großtapitalistische Industrie, zum Teil im Besiz chinesischer, zum Teil japanischer und englischer Unternehmer, entwickelte, die das junge Industrieproletariat mit unmenschlichen Arbeitszeiten bis zu 16 Stunden und mehr, auch für Frauen und Kinder, ohne Ruhe tage bei niedrigsten Löhnen ausbeuten.
A. H.
Nach dem Tode von Felix Deutsch .
Schärferer Kurs im AEG Konzern?
denkt die Arbeiterschaft notwendig anders als das kapitalistische Ueber den Tod und die Nachfolgerschaft von Konzernführern Bürgertum.
Felix Deutsch , der verstorbene Generaldirektor, hat im AEG. Konzern und für die, die auf dessen Aufträge und Gewinne warteten, große Verdienste. Er hat als erster Gehilfe von Emil Rathenau , 13 Jahre über deffen Tod hinaus, die riesige Konzernmacht aufgebaut, die äußere und innere Berkaufsorganisation war sein ausschließliches Wert, als Finanz- und tüchtiger Kaufmann hat er weder seine Kreditgeber, noch die Aktionäre enttäuscht. Unter den Industrieführern stand er in vorderster Reihe. Mit der Idee der horizontalen Zusammenfassung, mit feiner Feindschaft gegen inflationistische Sach werthäufung gab er im Gegensatz zu Stinnes schon frühzeitig auf mertfamen Unternehmerfollegen lukrative Fingerzeige. Er hat geDer japanische Imperialismus auf dem Bormarsch. lehrt, die deutsch - französische Verständigung sowohl als auch die Bährend die Bereinigten Staaten in der Nachkriegszeit mit ruffische Sowjetrevolution faufmännisch fruchtbar zu machen. In friedlichen Mitteln in China vordringen und die Politik der offenen allen diesen Dingen hatte Felix Deutsch Format und einen sicheren Tür" vertreten, ja fogar der englische Imperialismus seine Er- Blid. Das fapitalistische Industrieführertum tonnte und mußte ihn oberungspläne im Innern Chinas in letzter Zeit aufzugeben und sich auf die Bertretung seiner Intereffen in den Hafenstädten zu befeiern, denn er hat ihm sehr viel genügt. Hier hinterläßt er auch Schränken scheint, haben die imperialistischen Bestrebungen Japans eine große Lüde. in China mit der Zeit an Stärke gewonnen. In Japan herrscht der Großgrundbefiz und das Bachtsystem vor; der japanische Bauer ist fehr arm, wenn auch nicht so mie der chinesische, er tann aus dem ihm verbleibenden Bodenertrag, feinen Bebensunterhalt nur schwer gewinnen. Der Bevölkerungsüberschuß Japans ist gewaltig. Die Zunahme der Geburten beträgt jährlich etma 700 000, im vergangenen Jahr sogar eine Million Menschen.
In Japan herrscht großer Rohstoffmangel; Kohle, Eisen, Del und die verschiedensten Lebensmittel fehlen. Eine große moderne Industrie ist mun entstanden, eng mit Großgrundbesig verbunden, non Trusts und Kartellen beherrscht, die bereits als Export. industrie gegründet wurde, da der innere Martt infolge der geringen Kauffraft der Bevölkerung die im Inland erzeugten Industrieprodutte nicht aufzunehmen vermag. Alle diese Momente drängen nach einer imperialistischen Ausdehnung. Die in den letzten fleben Jahren dauernd herrschende Wirtschaftstrise, die Geldentwertung, der Breissturz der Rohjeide des hauptsächlichsten Ausfuhrartikels Japans , die zunehmenden Abfahschwierigkeiten auf dem Weltmarkt, insbesondere der Baumwollwarenausfuhr in Indien und China , haben jene imperialistischen Tendenzen sehr nerschärft. Die gegenwärtige Regierung Tanata vertritt das Prinzip der starten hand" gegenüber China .
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Etwa ein Biertel der japanischen Ausfuhr, vornehmlich von
Daz Deutsch Jude war, Charakter hatte, aus einem Mufifer hause stammte und alles schließlich eigener Arbeit verdankte, hinberte ihn persönlich, ein ausgeprägter Chauvinist oder Scharfmacher zu sein, wie die meisten seiner Stoflegen. Die gleichen Gründe hin derten ihn aber auch, über die Eigenschaften eines großzügigen tapitalistischen Kaufmannes hinauszuwachsen, für den das Ver. dienen groß geschrieben war.
Wahrscheinlich hat innerhalb des AGG.- Konzerns fein Dasein an vielen Stellen, im Gegensatz etwa zu Siemens, Exzesse der Scharfmacherei verhütet; die Neigung dazu war im AEG.- Konzern immer start. Aber schon im Verband Berliner Metallindustrieller, in der Bereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, im Reichs: verband der deutschen Industrie merkte man nichts mehr von seinem mäßigenden Einfluß.
Da mit dem Tode von Generaldirektor Deutsch die letzten Hemmungen weggefallen find, wird die Belegschaft des AEG.. Konzerns mit einem noch schärferen Kurs gegen die Arbeiterschaft rechnen müssen. Dem wirtschaftlichen wird auch der sozialpolitische Wettbewerb" mit Siemens folgen. Das ist die Lehre, die mit dem Tode von Felix Deutsch für die Arbeiterschaft mahrscheinlich zunächst praktisch wird.
Sonntag,
Lindcars Aufstieg.
26 000 Fahrräder im letzten Jahre. Leistungsfähigkeit 600 Fahrräder täglich.
Daß die organisierte Arbeiterschaft auf ihre eigenen wirtschaftlichen Unternehmungen mit immer größerem Stolze bliden darf. dazu hat auch im letzten Jahre die vom ADGB . und Verbänden der freien Gewerkschaften beherrschte Lindcar- Fahrradwert A.-G. in Berlin- Lichtenrade wieder erfreulich beigetragen. Der Geschäftsbericht für 1927 liegt uns heute vor.
Die Fahrrad produktion ist im vergangenen Jahre auf 26 000 Stid gegenüber 16 000 Stück im Jahre 1926 gestiegen, ein Zeichen, daß nicht nur die Leistungsfähigkeit groß ist, sondern auch das Bertrauen bei den Käufern. Obwohl in der übrigen Fahrradindustrie in den letzten Monaten eine außerordentliche Flaute herrschte, wofür zahlreiche Arbeiterentlassungen sprechen, gesamten Absah des ganzen Jahres 1927 mit 20 000 Stück be konnte die Lindcar Broduktion bis Ende Mai 1928 fast den reits erreichen. In Berlin wurden in der furzen Zeit, in der das Wert der Arbeiterschaft gehört, allein 23 000 Fahrräder abgefeßt, und wie außerordentlich start Vertrauen und Kauflust der Berliner Arbeiterschaft sind, beweist die Tatsache, daß die erst am 10. Februar d. 3. eingerichtete Fabrikniederlage in der Oranienstraße 127 bis zum 19. Mai schon rund 3000 Fahrräder verkauft hat. Es bestehen gegenwärtig Fabrifniederlagen in Ber= lin, Breslau , Hannover , Magdeburg , Bremen , Bochum und Mün chen , außerdem an 25 Orten Verkaufsstellen.
Dieser starten Aufwärtsentwicklung fonnten die bisherigen Fa brifräume und Fabritationseinrichtungen in Lichtenrade nicht ge nügen. Im Herbst 1927 wurde mit dem Neubau von drei großen Fabrithallen und dem Umbau der alten Fabrikgebäude begonnen. Gegenwärtig sind die Neubauten fertiggestellt. Das bedeutend erweiterte Werf ist mit einer Belegschaft von 400 Mann voll im Betrieb. Durch diese Erweiterung hat sich die täg erhöht. liche Leistungsfähigteit des Wertes auf 600 Fahrräder
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Zur teilweisen Finanzierung dieser Erweiterung murde im November des vergangenen Jahres das Kapital von 105 000 2.
auf 505 000 Mart erhöht, mehrere Sentralverbände haben sich bei dieser Kapitalerhöhung neu an dem Werk beteiligt, gleichzeitig wurde das Fabrikgrundstück, für das bisher eine Bacht zu zahlen war, fäuflich erworben. Beim Bollbetrieb, d. h. voraus fichtlich im Sommer 1928, merden rund 300 Mann beschäftigt sein, d. i. gegenüber der Höchstbeschäftigung des Borjahres von 220 unterschied von den meisten privaten Fahrradfabriken der AchtMann mehr als das Doppelte. Es ist selbstverständlich, daß zum stundentag in den Lindcar- Werken scharf durchgeführt wird.
Geminnrechnung und Bilanz sind naturgemäß recht günstig. Es ist erfreulich, daß die Verwaltung Geminnrechnung, Bilanz und Geschäftsbericht in diesem Jahre fehr viel ausführlicher gestaltet hat, wenn der Bergleich mit dem Borjahr deshalb auch etwas erschwert ist. Einem Rohertrag von 2,16 1,59 Millionen und in weiteren fünf Bosten die HandlungsMillionen werden in vier Posten die Produktionskosten mit unfoften mit 0,41 Millionen gegenübergestellt. Die Abschreibungen betragen 77 800 Mart gegenüber 61300 Mart im Vorjahr, der Rein überschuß hat sich von 22 861 Mart auf 81 293 Mart erhöht. In der Bilanz find die Außenstände von 0,79 auf 1,32 Millionen Mart, die Verpflichtungen von 0,90 auf 1,58 Millionen Mark gestiegen. Die Waren- und Materialvorräte sind mit nur 511000 Mart bewertet und dürften erhebliche stille Reserven enthalten.
Der Gewinn von 81 300 Mart wird zu einer 10prozenti gen Dividende" auf das frühere Kapital von 105 000 Mark und für ein halbes Jahr auf das neue Kapital von 400 000 Mart verwendet. Die Reserven werden um rund 38 000 Mart auf rund 60 000 Mart, d. i. mehr als 10 Prozent des Kapitals, erhöht.
Wie immer bei den eigenen Unternehmungen der Arbeiterschaft, deren Kapitalanteile sich in den Händen der Gewerkschaften befinden, kommt auch die Lindcar Dividende ebenso der Stärkung der Ge mertschaftskaffen zugute, wie die Belieferung mit Lindcar- Fahrrädern fast nur an Gewerkschaftsmitglieder erfolgt. Der Fahrradfäufer zahlt den sogenannten Gewinn letztlich also in die eigene Tasche, womit es selbstverständlich seine volle Richtigkeit hat,
Rückgang der Inanspruchnahme der Reichsbankgelder für wirtschaftDer Reichsbantausweis für Mitte Mai zeigt einen erheblichen liche Kredite. Die Wechselbestände sind um 294,4 auf 1985,9 Milmit seit September v. 3. für die jeweilige Mitte der einzelnen Monate den niedrigsten Stand. Wie gewöhnlich, haben die Lombardbestände zur Monatsmitte zugenommen, und zwar um 20,5 Millionen auf 59,7 Millionen Mart. Die Gelder auf Girotonto sind um 3,0 auf 463,5 Millionen angewachsen. Der Um lauf an Reichsbanknoten hat sich entsprechend stark, d. h. um 251,8 auf 3987,1 Millionen, verringert. Rentenbankschei.te waren am 15. Mai 565,5 Millionen Mark im Umlauf. Die Gold
lionen gesunken und haben mit Ausnahme von Mitte Februar da
bestände sind mit 2040,8 Millionen fast unverändert, die Bestände an deckungsfähigen Devisen haben sich um 15,37 auf 212,9 millionen erhöht. Reichsicha mechiel werden zum 15. Mai nur für 600 000 m. ausgewiesen, so daß gegenüber der Vorwoche 700 000 Wt. Reichsschabwechsel abgegeben worden sind.
schon lange vorgesehene Kapitalerhöhung der Deutschen Bau- und Badenbank A.-G. Berlin , der Wohnungsbaubant des Reiches, ist jetzt
28 Millionen Kapital der Deutschen Bau- und Bodenbant. Die
durch Generalversammlungsbeschluß erfolgt. Das Kapital wird um 15,2 auf 28 millionen Mart erhöht; bis auf 24,3 Millinnen Mart soll sofort erhöht werden. Die restlichen 3,7 Millionen follen der Vorstand und Aufsichtsrat bis zum 31. Dezember 1928 unterbringen. Der Zweck der Kapitalerhöhung ist die Beschaffung fofort greifbarer Mittel zur Ausnutzung der Baufaifor. Das Reich übernimmt 10 Millionen Mark der jungen Aktien und bleibt damit der Hauptaktionär. Mit einem kleinen Mart), der sich bisher von diesem Reichsinstitut offenbar aus politiBetrage hat sich auch der tanerische Staat beteiligt( 250 000 fchen Gründen ferngehalten hatte.
Der Großhandelsinder steigt weiter. 3um 16. Mai hat sich gegenüber der Borwoche der amtliche Großhandelsinder um 0.4 auf 141,0 Broz. erhöht. Agrarftoff- und Kolonialwareninder sind je um 0,7 Proz. gestiegen, die Mertziffern für industrielle Rohstoffe, Halbmaren und Fertigwaren haben um 0,2 Broz. angezogen.
Die Konferenz der polnischen fozialistischen Partei in Kattowik hat am 18. Mai erneut ide Einheitsfront mit den deutschen Sozialisten gebilligt und in einer Entschließung von den Barteistellen verlangt, daß mit allen Mitteln die Beilegung gen merden solle, da die Arbeiterschaft und das Wirtschaftsleben in des deutsch polnischen Wirtschaftstrieges erzwunDitoberschlesien schmer barunter zu leiden baben.