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Sonntag 20. Mai 1925

Unterhaltung unö ÄAissen

Beilage des Vorwärts

pagliatti. Von Edward Stilgebauer . Bei Hillbrich in der Leipziger Straße erwartete Graf Lothar von Felsenberg seine bildhübsche Kusine, die Baronesse Gabriele Bonaventura. Er erwartete sie heute zum letztenmal. Beide waren sich darüber vollkommen klar. Beim Wintersport in St. Moritz , in den des Abends strahlend erleuchteten Sälen des Grandhotels, hatte die für beide Teile im Grunde genommen recht verzweifelte Sache ihren Anfang genommen. Denn durch einen Zufall hatte Lothar damals Gabriele, um die�r sich sein Lebtag nicht gekümmert hatte, eigentlich erst kennengelernt. Lothars und Gabrieles Mütter waren Schwestern. Bor zwanzig Iahren hatte der damalige Gesandtschaftsattache bei der italienischen Botschaft in Berlin die reizende jüngste Lübbenou-Waldstein als seine Gemahlin in die römische Gesellschaft verpflanzt. Am Ufer des Tiber hatte Gabriele das Licht der Welt erblickt. Dann war sie nach dem Tode ihrer beiden Eltern, die in jungen Iahren und rasch hintereinander starben, in einem schweizerischen Pensionat erzogen worden. Die Hinterlassenschaft Bonaventuras und die Mitgift der jüngsten Lübbenau -Waldftein hatte gerade gelangt, um Gabriele eine ausgezeichnete Erziehung und eine kleine Rente zu sichern, mit der eine alleinstehende Dame in Berlin oder noch besser in einem Berliner Vororte bescheiden leben konnte. Und Lothar von Felsenberg war jetzt 40 Jahre alt. Er hatte beim Gardedukorps in Potsdam gestanden. Er sah sich gezwungen, seinen Abschied zu nehmen, um das durch den Tod seines Baters er- ledigte Majorat in Schlesien anzutreten. Es war eine verteufelt dumme Geschichte, dieses Majorat und dieses letzte Rendezvous mit Gabriele bei Hillbrich, zu dem die anfangs so harmlos erscheinende Geschichte in St. Moritz geführt hatte. Ja, damals im vorigen Winter, in dem tiefverschneiten Tale der Engadiner Berge, da hatte das alles einen anderen Anschein gehabt. Im Kasino in Potsdam und in Berlins vornehmen Lokalen hatte er mit den adligen Kameraden, unter denen sich auch mancher veritable Millionärssohn befand, so recht in den Tag hineingehaust. Der Vater war noch am Leben gewesen, der hatte regelmäßig, wenn auch manchmal mit bedenklichen Zukunftsprophezeiungen in seinen Briefen, den monatlichen Zuschuß von K00 Mark geschickt. Wieviel auf den Gütern lastete, wieviel herausgewirtschostet wurde, das war des Vaters Sache gewesen. Aber jetzt!... jetzt war das ganz an- ders. Der reiche Bankier Anspacher in der Behrenstraße, wo er schon des öfteren den ihm- vom Vater eingesandten Scheck in blaue Scheine und goldene Füchse verwandelt, hatte ihn freilich getröstet. Der hatte ihm gesagt, daß die Lage doch nicht so verzweifelt sei, wie sie ihm beim ersten Anblick erschienen, daß es recht wohl möglich sei, noch eine Hypothek von 30 000, ja auch 50 000 Mark aus Beatenhof anzubringen und daß er sich mit diesem Gelde zunächst über Wasser halten könne. Freilich, was dann geschehen sollte.., Anspacher war ein Mann von nahezu 15 Millionen, wenn man einen Schluß aus seiner Selbsteinschätzung ziehen durfte. Der hatte gelächelt und dann gesagt: Ich denke mir, ein Mann wie Sie, Graf und Majoratsherr, der sollte schon Mittel und Wege finden, um die gewiß nicht allzu schwierigen Verhältnisse zu ordnen." Und einige Wochen später war Graf Lothar zum erstenmal in der Anspacherschen Villa zu Gast gewesen und hatte die neunzehn- jährige Tochter Rahel, des Bankiers einzige Tochter, kennengelernt. Er hatte den Damen natürlich vor und nach dieser Einladung seine Besuche gemacht. Der Zufall hatte es gewollt, daß man sich zuerst in der Oper und dann im Deutschen Theater traf. Es waren miserable Regenabende gewesen, und die Damen Anspacher. in deren Loge Lothar während der großen Pause erschien, hatten es sich nicht nehmen lassen, den Grafen in ihrem elektrischen Auto nach dem Wannseebahnhof zu bringen. Es war ja für sie nur ein kleiner Umweg von höchstens drei Minuten, hatte Frau Anspacher gemeint. So war es gekommen. Am nächsten Dienstag war Fasching und großer Hausball bei Anspachers. Er war fest entschlossen. Darum erwartete er Gabriele heute zum letztenmal. Schon hatte er sich den zweitenSchwarzen" bestellt. Da öffnete sich die Tür und Gabriele trat ein. Himmlisch sah sie wieder aus. Wo das Mädel nur den Schick hernahm? Das war eben an- geboren, von den Lübbenau -Waldsteins her und dem italienischen Vater, der einst einer der elegantesten Kavaliere im Quirinal ge- wesen."; j Er erhob sich und ging auf sie zu.> Ich dachte schon, liebe Gabriele.« Du dachtest doch nicht, mein bester Lothar, daß ich dich bei dem mit einem so feierlichen Brief eingeleiteten letzten Rendezvous versetze?" Gabrieles dunkelbraune Augen blitzten ihm entgegen, und ein Lächeln flog um ihren klassisch schönen Mund, das ihm in diesem Augenblick Scherz, Spott, Verachtung und Mitleid in sich zu fassen schien. Willst du nicht ablegen, beste Gabriele? Es ist reichlich warm hier. Nimmst du eine Schokolade, eine Portion Eis oder Zitronen- wasser, für das du doch eine Vorliebe hast?" Zitronenwasser, wie immtr, lieber Lothar," sagte sie, nachdem sie sich des eleganten Pelzjacketts entledigt und an seinem Tisch Platz genommen hatte. Zitronenwasser hat so etwas Beruhigendes, Philiströses an sich, findest du nicht auch, so etwas, was wir beide jetzt sehr gut ge- brauchen können!" Wenn du meinst, liebe Gabriele!" Du hattest mir etwas ganz Bestimmtes zu sagen, lieber Lothar." nahm nun Gabriele das Gespräch auf. Ich meine, bester Lothar, das heutige Rendezvous hat doch wohl einen anderen Zweck als die früheren, die dann bei Adlon oder im Kaiserhof endeten und wo wir so von ganzer Seele glück- lich waren!" Ach ja, Gabriele!" Er versuchte ihre Hand zu fassen. Sie ließ ihn ober nicht. Bei diesem letzten Rendezvous dürfte das doch nicht mehr an- gebracht sein." Einen Moment geriet er in Verlegenheit. Eine weiche, sentimentale Stimmung, die er von Grund aus haßte, drohte sich seiner zu bemächtigen, und aus ihr heraus sagte er: Das waren herrliche, unvergeßliche Wochen in St. Moritz ." Ja, das waren sie, Lothar! Und ich werde sie nie in meinem Leben vergessen! Das verspreche ich dir!" Das versprichst du mir. Gabriele?" Wie der Jubel entfliehenden Glücks waren diese Worte aus Lothars Munde gekommen.

Kulturbilder aus Montevideo .

Sonderbericht von Max Winter.

Die Parts. Monkevideo hat eine ganz« Reihe großer, schöner Parks. In einem dieser, im jüngsten, im Prado, wurde voriges Jahr auch eine Beethoven-Büste aufgestellt, so wie in der brasilianischen Stadt Porto Alegre , die ihren für öffentliche Sitzkonzerte bestimmten Platz vor dem Regierungsgebäude mit einer Beethoven-Büste schmückte. In diesen Parks gibt es Naturwunder zu schauen, wie längs der herrlichen Küstenstraße, die nach Carasco hinausführt. dem größten Strandbad und Spielerhotel Montevideos. In Buenos Aires gab es früher auch die Roulette. Aber seit dort das Glücksspiel untersagt ist, kommen die Söhn« und Väter des reichen Buenos Aires und all« anderen, die einmal ihr Glück mit der rollenden Kugel versuchen wollen, gern nach Montevideo hinüber. ein wenig vom Glücksspiel zu naschen. Für diese ist freilich die Naturschönheit nur ein Rahmen, den sie kaum sehen. Was scheren diese Menschen die Trompetenbäume, die Cedrons, die Pfeifen- sträuche und Glycinien, was-machen die sich aus dem fast heiligen Baum der Uruguayaner und Argentinier, aus dem großen, mächttgen Schattenbaum Ombu, was aus den Eukalyptuswäldern, was aus den mächtigen Phylodren, die ihre Luftwurzeln zur Erde senden, aus den vielen herrlichen Akazien und Mimosenarten und aus all den seltsamen Bäumen und Früchten, deren eine den Namen Negerohr führt, welcher Name auch auf den Baum über­gegangen ist. Oer schönste Badestrand der Welt. Es ist eine andere Welt, die Welt des betäubenden Genusses, die sich in Carasco ein Stelldichein gibt. Wenigen von diesen Menschen gilt selbst der Strand etwas, dieser schönst« und größte Badestrand der Welt, den man sich denken kann. Mächtig breit ist er der See vorgelagert und so dicht geschlagen sst der feine Sand vom Wasser, daß die Autos diesen Strand als herrlichste, staubfrei« Straße nützen, die sich dreißig Kilometer weit dehnt, einmal freilich von einem zufließenden Wasserlauf unterbrochen. Aber die Frauen und Kinder der Reichen, sie nützen diese Gelegenheit. Sie lassen sich im Auto irgendwo hinausführen in diese Strairdeinsamkeit und wandeln dann das Auto in die Badehlltte oder sie fahren schon von der Stadt im Badeanzug weg und genießen nicht weit ab von der Stadt das Strandleben. Wer weniger Zeit hat und wer sich dos Auto nicht leisten kann, der findet und das sind sehr segens- reiche Einrichtungen der Stadt zwanzig Minuten vom Mittel- punkt aus im eleganten Autobus erreichbar, zwei andere große Strandbäder, die denn auch an kflrn heißen Januar- und Februar- abenden von Tausenden und aber Tausenden bevölkert sind. Be- sonders die Kinder finden hier ihr Paradies. Die Bäder sind frei. Es kann jeder hineingehen, der will und den Strand nützen. Das ist besonders für die Kinder eine herrliche Gelegenheit zu-gesunden. Ueberhaupt die Kinder! Denen geht es gut, soweit nur überhaupt die Eltern lialbwegs in der Lag« sind, für ihr« Ernährung zu sorgen. Diesen Kindern ist ungebundene Freiheit geschenkt. In den Parks gibt es für sie die Ausnahm«, daß sie denheiligen Rasen" betreten und auf ihm spielen dürfen, auf den Spielplätzen gibt es Schaukeln und Turngeräte und auch im Bad oder auf dem Strand ist für allerlei Kurzweil gesorgt. Irgendwo Hab« ich in einem Seebad auch Schaukeln über dem Wasser gesehen, von denen aus in weitem Bogen ins Wasser zu fliegen, ein besonderer Genuß sein muß zumal dann, wenn es Tag um Tag feine 30 Gmd Celsius im Schatten hat. Freilustschulen. Uruguay hat einen aus der Opposition hervorgegangenen sehr jungen Unterrichtsminister. Herr Henriqu« Rodriguez Fabrigat zählt erst dreiunddreihig Jahre. Er war früher Lehrer und wurde dann Journalist und Politiker. Er ist ernstlich bemüht, die schlimmste Krankheit des Landes, den Analphabetismus, zu bekämpfen und den Kindern zu dienen, nicht nur durch Errichtung guter und schöner Schulen. Wir gehen auch in einen Kindergarten, der nun nach der Methode Montessori umgewandelt werden soll. Schon ist projektiert, die Bänke zu entfernen und jedem Kinde mit Tisch und Sesselchen die so notwendige Bewegungsfreiheit zu schenken. Hassent- lich läßt der jung« Minister nicht auch die Projektkrankheit Herr über sich werden, hoffentlich wird ihn hier dieselbe Tatkraft be- gleiten und beseelen wie bei den Freilufsschulen, für die die Re- gierung wunderbare alte Parks mietet oder erwirbt, in denen dann ein Kinderhundert ein herrliches Leben ungebundener Freiheit

führen kann. In einer solchen Waldschule, mitten in der Stadt, halten wir Einkehr. Die Kinder kommen um 9 Uhr morgens. Das erste ist, daß ihnen frisch« Milch kredenzt wird. Mittags können sie Fuhren auflegen von nahrhaften und guten Speisen. Suppe, ein« Teigwarenspeise, Fleisch und Gemüse und eine Sllßig- keit. Alles in reicher Menge. Nach dem Essen bezieht jedes Kind seinen Liegestuhl und dann gibt es wieder Spiel und Lustbarkeit, Duschbäder, Erzählstunden und Lehrgänge durch den Garten und die nötigen Unterrichtsstunden im Freien, aus einem herrlichen Platze unter alten Schattenbämnen. Die Kinder gedeihen groß- artig. Abends fahren sie wieder mit der Straßenbahn heim. Für alles das kommt die Regierung kostenlos auf, und die Einnahmen aus den Spielerträgnissen sind es, die hier, wie bei der Erhaltung der Spitäler, Verwendung finden. Gewehr bei Fuß gegen den Sozialismus. In Uruguay ist viel von Freiheit die Rede und doch werden vor dem 1. Mai Jahr um Jahr die Straßen mit Sand bestreut, auf daß die Pferde der in d«n Kasernen in Bereitschaft stehenden Soldaten auf dem Asphaltpslaster bei Attacken nicht stürzen mögen, und so weit geht die Sorge um die Freiheit, daß zum Beispiel eine sozialistische Protestversammlung auf dem Theaterplatz, die dem Ministerium des Aeußern unbequem war, verboten wurde, weil vom Besitzer des Platzes der Theaterdirektion nicht eine Be­scheinigung beigebracht werden konnte, daß er die Erlaubnis zur Abhaltung der Versammlung aufseinem" Platze gebe. Die Trennung der Kirche vom Staate ist so streng durchgeführt, daß man auch einige Dinge beobachten kann, die lustig anmuten. Auf dem Hauptplatz der Stadt steht«ine Kirche, deren Uhr steht. Warum wird sie nicht ausgezogen? Sie müßte repariert werden. Die Kirche gehört der Religionsgemeinschast, die Uhr aber der Stadt. Diese will die Uhr der Kirche nicht schenken und die Kirche läßt die Uhr nicht reparieren, wenn sie ihr nicht geschenkt wird. So wissen die Montevideer wenigstens auf diesem Platze nickt, wieviel es geschlagen hat, dieselben Montevideer, die sonst ein so fortschrittlich einfaches und nachahmenswertes Zeitzeichen eingeführt haben. Um 8 Uhr abends wird täglich das elektrische Licht in der Stadt ein« Sekunde lang schwächer. Jeder richtet sich dann seine Uhr. Das ist amerikanisch praktisch und sollt« überall nachgeahmt werden. Wie Staat und Kirche zueinander stehen, dasür gibt es auch auf dem Friedhof der Reichen«ine seltsame Sache. Einst gab es dort eine Kapelle. Heute ist an diesem Eigentum der Stadt kein Kreuzeszeichen zu sehen und der Bau dient auch nicht mehr als Kapelle. Aber die Kraft, ein Krematorium zu errichten, mutete sich die Stadt noch nicht zu. n- Soll man nach Uruguay auswandern? Alle diese Zeichen noch unvollendeter Entwicklung, diese Zeichen eines sozialen und kulturellen Gärungsprozesses, muß mau auch sehen, wenn man jemanden gewissenhaft beraten soll können, ob er nach Uruguay auswandern soll oder nicht. Die Regierung scheint sich heute noch nicht sonderlich um die Einwanderung zu bekümmern, sonst hätte sie dem Beispiel Buenos Aires und der Blumeninsel in Rio de Janeiro folgend, das alte, schmutzige, feuergefährliche Ein- wandererhotel von Montevideo längst schon durch das projektierte neu« ersetzen müssen. Im Arbeitsministerium war man nicht gerade entzückt darüber, als man hörte, daß ich das schlechte Ein- wandererhotel schon gesehen hätte. Aber vorbeiführcn an solchen Dingen kann man doch den Fremden nicht, der ins Land kommt, um zu sehen, ob schon soviel Kultur dort heimisch ist, daß sich auch europäische Arbeiter wohl fühlen könnten. Wer die Kraft hat. sich durch böse Widrigkeiten durchzukämpfen, und wer etwa als Hand- werker(vielleicht auch als Gemüsegärtner) sein Glück versuchen will, der versuche es immerhin. Für Handlungsgehilsen und geistige Arbeiter aller Art ist mir dann an dem schönen Strande Platz, wenn sie hingerufen werden oder wenn sie ihre Stellung� schon früher durch Vertrag gesichert haben. Leichter wird es Frauen gemacht, zumal wenn sie gelernte Hausgehilfinnen, besonders wenn sie gute Köchinnen sind, und auch Ehepaaren, denen es nicht fetten möglich ist, im Hausgehilsinnenzimmer der Frau zusammenwohnen zu dürfen. Dadurch sparen sie fürs erste die Miete und können langsam in die neue Heimat hineinwachsen, die Uruguay vielen taufenden Europäern bereits geworden ist und täglich von neuem wird.

Ja, das verspreche ich dir! Aber siehst du. St. Moritz ist eben nicht die Welt. St. Moritz ist ein Ding für sich. Das kommt mir immer so vor, Lothar, dieses St. Moritz , wie wenn man in einem Luftschiff fährt. Hoch über allen Kanten und Ecken des Lebens sieht man dieses Leben gar nicht mehr, oder sieht man es doch anders, wie vom Luftschiff aus die Berge und die Täler und die Flüsse und die Städte nur noch Linien und Punkte werden, man hat das eigent- liche Maß für die Dinge verloren, und das hatten wir beide auch in St. Moritz getan." Das mag wohl der Fall gewesen sein!" Komme doch nun auf den Kern deiner Mitteilungen, ach ja, bitte! Meine Limonade ist bald zu Ende, und ich möchte mir in der Tat keine zweite bestellen. Einesteils wegen der schlechten Lage von Beatenhof und dann, das viele Zitronenwasser macht blutarm, und ich werde jetzt mein Blut notwendig haben." Wenn du es wünschst, liebe Gabriele.. Am nächsten Dienstag ist Hausball bei Anspacher. Ich bin geladen, ich habe angenommen." Gratuliere! Aber reizend trifft sich das doch. Da können wir noch einen wundervollen Fasching vor dem großen Aschermittwoch unseres Lebens seiern. Ich bin nämlich auch geladen, auch ich habe zugesagt." Du kennst Anspachers? Das wußte ich gar nicht!" Na, so flüchtig. Du host mir doch selbst den Rat erteilt, meine paar Kröten bei der Deutschen Bant zu kündigen und sie bei Anspacher anzulegen, weil der Mann solid ist und ein halbes Pro- zent mehr gibt." Richtig, daran habe ich gar nicht mehr gedacht." Habe ich dir denn das gar nicht erzählt?" _-v.....

Am Ende hatte das seine besondere Bewandtnis, daß ich mich immer scheute, dir davon zu sprechen. Aber, da du auf den Faschings- ball zu Anspachers gehst.-. übrigens nett, höchst schick, Rahel Gräfin von Felsenberg, geborene Anspacher, entzückend..." Habe ich deinen Spott verdient?" Ich spotte ja gar nicht. Ich habe auch gar kein Recht, darüber zu spotten. Meine Besuche auf der Bank des Herrn Anspacher ver­bieten mir das. Wie gefällt dir der junge Siegfried Anspacher?" Wenn die Dinge so stehen, dann kommt deine Frage wohl etwas post kestum, liebe Gabriele." Aufrichtig?" Na. er gefällt mir nicht schlecht. Er ist aber zu sehr.. na..- wie soll ich sagen... zu sehr Anspacher!" Aber!" Ich weiß, was du sagen willst. Nach unseren Insormationen ist er der einzige, und sein Vater versteuert fünfzehn Millionen!" Das wollte ich allerdings sagen!" Na warte mal... da Rahel die Hälfte zusteht.,. zu fünf Prozent... das wären nach dem Tod des Alten... dreimal- hunderttausend Mark Jahreseinkommen. Dafür kann man schon den Namen Anspacher gegen Bonaventura vertauschen. Es klingt ja beides recht international! Uebrigens hat er..." Deine Witze sind nicht schlecht! Er hat heute um meine Hand angehalten! Darum hatte ich mich verspätet!" Und du hast Ja gesagt?" Ich bat um ein paar Tage Ueberlegung. Ich mußte dich erst sprechen. Am Faschingsball wird er feine Frage wiederholen." Herr Ober, zahlen!" Er half ihr in das elegante Pelzjackett. Dann verloren sie sich beide in dem Menschenstrom der Leipziger Straße .