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Wie die Parteien agitiert haben.

Der Berliner Wähler kann im allgemeinen nur immer ein fleines Stück dieses gewaltigen Gebiets von über 4 Millionen Menschen übersehen. Er beobachtet meistens nur das, was in seinem engeren Wohnviertel geschieht. Aus diesem Grunde wollen wir heute nach der Wahl noch ein paar Momentbilder von der hin­gebungsvollen und aufopfernden Tätigkeit der sozialdemokratischen Wahlhelfer und des Reichsbanners fowie von den Wahlvorgängen selber geben. Nur so tommt man zu einem ungefähren lleberblick über die Gesamtleistungen, die der Sozialdemokratie den verdienten Sieg gebracht haben.

Troß des ununterbrochenen Regens waren die Helfer und Helferinnen unermüdlich tätig. Auf Lastkraftwagen und Fuhr­merken durchfuhren sie die Straßen, um die Säumigen durch Sprechchöre und Transparente an ihre Wahlpflicht zu erinnern. Die Kommunisten bedienten sich auch gestern wieder zahlreicher Hosenmähe von 3-14 Jahren, die in Gruppen von 20 unter Führung eines Großen" die Höfe abflapperten und die ihnen eingepaufte Litanie die selbstverständlich eine einzige Hegrede gegen die Sozialdemokratie war herunterleierten.

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In den nördlichen Bororten, in Pantaw, Niederschön­haufen, Weißenfee und Reinidendorf war die Wahl­beteiligung schon um 8 Uhr morgens außerordentlich start. In ein zelnen Wahllokalen fam es aus diesem Grunde schon in den Morgenstunden wegen des zeitweise. starken Andranges zu fleinen Stockungen. Erst gegen Mittag ließ die Beteiligung etwas nach, um dann in den Nachmittagsstunden wieder eine erhebliche Belebung zu erfahren. Vor allen Wahllokalen standen die frei­willigen Helfer der Sozialdemokratie. Das Zentrum und die De motraten hatten hier fast restlos darauf verrzichtet, Blafatträger vor den Wahllokalen aufzustellen; die deutschnationalen und volls­parteilichen Interessen dagegen wurden zum größten Teil von Jugendlichen und Halbwüchigen vertreten.

In den Straßen der östlichen und südlichen Außenbe= zirke flattern bunt die Fahnen! Rot und Schwarzrotgold. Trans­parente, gut sichtbar angebracht, vervollständigen das Bild. Noch hat der Regen nicht eingesetzt, Laftwagen, befeht mit Reichsbanner­leuten, erfüllen noch einmal ihre Pflicht und mahnen zur Wahl. Vor den einzelnen Wahllokalen haben Sozialdemokraten längst Posten gefaßt; weithin leuchtet das Plakat Wählt Liste 1". In hohen schönhausen ein etwas ruhigeres Bild. Aber auch hier find die Sozialisten auf dem Posten und haben alle Wahllokale mit Blafatträgern besetzt. In den ersten Stunden nach Deffnung der Lokale fanden sich bereits viele Wahlberechtigte in ihrem Stimm­bezirk ein. Später, als der Regen stärker niederging, ließ die Be­teiligung zu wünschen übrig. Erfreulicherweise war es nicht über all fo. Sc gaben in einem Wahllofal in Friedrichsfelde in der Zeit von 11 bis 12 Uhr etwa 200 Wähler ihre Stimme ab. Auch im roten Lichtenberg fonnte man in den Bormittags­stunden befriedigt feststellen, daß die Bewohner dieses Bezirks ihre wichtigste Staatsbürgerpflicht erfüllten! Treptow , das sich wie so piele Bezirke auf eine sehr gute Parteiorganisation stüßen darf, stand trotz der Regenschauer ganz im Zeichen der sozialdemokratischen

*** Ein jugendlicher Brandstifier.

3hn freute das Feuer..

Seit etwa 4 Jahren wurde die Stadt Trebbin , südlich von Berlin im Kreife Teltow, in 3wischenräumen von größeren Bränden heimgesucht, die hauptsächlich in dem Straßenzuge aus­brachen, in dem die Reihenscheunen der Ackerbürger stehen. Nur dem schnellen Eingreifen der sehr gut organisierten Trebbiner Feuerwehr war es zu verdanken, daß die Brände zum großen Teil auf ein Gebäude beschränkt werden fonnten und nicht größeren Schaden anrichteten. Die Nachforschungen ergaben jedesmal, daß es sich um vorfäßliche Brandlegung handelte, alle Bemühungen, den Täter festzustellen, scheiterten.

Als neuerdings die Stadt wieder von Feuerbrünsten heim­gefucht wurde, entsandte das Landeskriminalamt Berlin zwei Beamte des Branddezernats, die Kriminalaffiftenten Rud. Schulz und Joh. Mener nach Trebbin . In vorsichtiger Weise wurden Ermittlungen angestellt, die jetzt zu einem überraschenden Ergebnis führten. Der Verdacht der Täterschaft fiel auf einen 18 Jahre alten Schriftseter Karl Beck, der seit 4 Jahren bei einem Druckereibefizer in Trebbin zuerst als Lehrling und dann als Schriftseger tätig war. Beck, dem sein Arbeitgeber das Zeugnis

Wahlarbeit, ebenso Baumschulen weg, dessen wuchtiger Fackel­zug am Sonnabend auch den letzten Umschlüssigen aufrüttelte. Im Kreis Mitte befindet sich auch das Wahllofal für sehr viele Bertreter der höchsten Reichs- und Staatsbeamten. In der Taubenstraße hatten sich deshalb frühmorgens zahlreiche Neugierige, Pressephotographen und Berichterstatter eingefunden.

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WNSPO Listel

Eins von den vielen Transparenten der Sozialdemokratie. Wenige Minuten nach 9 Uhr erschien der Reichspräsident mit Staatssekretär Meißner, Wilhem Marg, heute noch Reichs. fanzler, war ihm mit Frau und Kindern wenige Minuten zuvor­gekommen, als Erstling unter den Ministern aber war, wie die Wahlhelfer vorm Lnfal erzählten, der preußische Justizminister Schmidt- Lichtenberg zur Stelle gewesen. Natürlich haben es sich die Kommunisten nicht nehmen lassen, bis zur letzten Stunde zu randalieren und sich unflätig zu benehmen. 18 Jungfozialisten und Reichsbannerfameraden, die Plakate für die Sozialdemokratie anfleben wollten, wurden von 50 Rotfronthelden über­fallen. Uebermacht gibt eben immer ein gemisses Sicherheits­gefühl, vor allem, wenn man mit Gummifnüppeln, Schlagringen und Messern versehen ist! Es ist eben die unfäglich rohe und gewalttätige fommunistische Kampfesweise!

eines sehr fleißigen, sparfamen und umgänglichen Menschen aus stellt, war früher in Berlin als Arbeitsbursche in Stellung. Damals famen in Niederschönhausen nach und nach 9 Brände aus und der Verdacht lenkte sich auf Beck, der ins Gebet genommen wurde. Der Jugendliche gab dann auch zu, die Brände gelegt zu haben aus Born darüber, daß sein Vater erwerbslos gewesen sei und es ihm schlecht gegangen fei. Weif er damals als Bierzehnjähriger noch nicht strafmündig war, so überwies man ihn dem Wohlfahrtsamt, das ihn in Trebbin unterbrachte. Als man ihn jetzt dort ins Verhör nahm, kam die ganze Wahrheit ans Licht. Beck ist Pyro mane, feine einzige und größte Freude ist das Feuer. Zu zeiten fommt der innere unwiderstehliche Drang über ihn, hell­( odernde Flammen zu sehen. Er muß dann Feuer an­legen, ohne sich über die Folgen recht Mar zu fein. Er hat minmehr auch zugegeben, daß die Brände in Niederschönhausen auf diesen frankhaften Trieb zurückzuführen sind und daß er die Geschichte von feines Vaters Not nur erfunden hat. Insgesamt hat er nach und nach mehrere Brände zugegeben, die ihm ohnehin einwandfrei nachgewiesen werden fonnten, einen größeren Brand aus dem Jahre 1925 in Trebbin und aus dem laufenden Jahr drei große Scheunenbrände. Soweit sich die Sachlage bisher überblicken läßt, ist Beck bei den meisten Bränden in Trebbin als Täter anzusprechen. Der junge Mann wurde dem zuständigen Amtsgericht zugeführt. Er wird auf seinen Geist es zustand untersucht werden.

Vom Unglück verfolgt.

Die Armenfürsorge muß helfen, weil die Sozialversicherung versagt.

Wenn heute ein bei der Reichsversicherungsanstalt für Ange­ftellte verficherter Angestellter das Unglüd hat, längere Zeit frant zu sein, so gerät er in eine äußerst verzweifelte Situation. So urteilt in einem Briefe ein von harten Schicksalsschlägen Betroffener über die Unzulänglichkeit unserer Sozialversicherung. Sein Fall zeigt das sonnenklar.

Ein langwieriger Krankheitsfall, verursacht durch eine bösartige Kniegelenksbeschädigung, die in einem städtischen Krankenhaus drei Operationen erfordert. Der Träger der Krankenversicherung ist zu­nächst verpflichtet, die notwendige Hilfe zu gewähren. Doch seine Leistungspflicht ist gefeßlich begrenzt. Die Krankenhilfe endet späte­stens mit Ablauf der sechsundzwanzigsten Woche nach Beginn der Krankheit; durch die Sagung fann die Dauer der Krankenhilfe auf ein Jahr ausgedehnt werden. So will es die Reichsversicherungs­Ordnung. Bei einem so schwierigen Krankheitsfall vergeht selbst diese Zeit, ohne daß Arbeitsfähigkeit wieder eingetreten ist. tritt also der Zustand ein, daß die Leistungspflicht auf­hört, bevor die Krankheit beendet ist.

Doch wir haben ja noch andere Versicherungsträger, die nun mehr einzuspringen haben, wenn die Leistungspflicht des zunächst zu­ständigen Versicherungsträgers erschöpft ist. Man sollte es wenig­stens meinen. Es fiegt Berufsunfähigkeit vor und wenn die sonstigen Voraussetzungen erfüllt sind, dann muß im vorliegen­den Falle die Angelltenversicherung helfen. Sie tut es auch. Aber wie! Der Versicherte hat zunächst Anspruch auf Ruhegeld. Die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte zahlt aber eine monatliche Rente von etwas über 60 M.. Mit diesem Betrag ist erst ein Drittel der Krankenhaustosten gedect!

Was bleibt da weiter übrig, als die Armenfürsorge resp. den Träger für die gesamte öffentliche Fürsorge, das Wohlfahrts= amt, in Anspruch zu nehmen. Wie unerträglich dieser Zustand ist, ergibt sich insbesondere aus der Tatsache, daß der Hilfsbedürftige nach den gesetzlichen Borschriften verpflichtet ist, die aufgewendeten Roften dem Fürsorgeverbande zu ersehen, sobald er dazu in der Lage ist. Der Ersatzanspruch fann auch gegenüber dem Erben des Hilfs bedürftigen geltend gemacht werden. Wenn also die Notlage am größten ist, ist ausreichende Hilfe am schwersten zu erreichen.

Doch damit hat das grausame Spiel noch feineswegs sein Ende erreicht. Lassen wir zunächst den Versicherten schreiben:

Mittlerweile ist das tranke Bein( wenn auch steif und ver­fürzt) wieder so weit in Ordnung gekommen, daß ich nach An­legung eines orthopädischen Stüßapparates nebst dazu gehörenden Stiefeln notdürftig gehen kann. Die Anschaffungskosten von Ap­parat und Stiefeln belaufen sich auf etma 310 M. Der an die Allgemeine Dristrantenfaffe gerichtete Antrag auf Zahlung eines Zuschusses wurde abgelehnt, weil ich bereits vor längerer Zeit ausgefteuert war. Ich beantragte nun bei der Reichsversicherungs­ anstalt für Angestellte , daß diese die Kosten für den zur Erlangung der Arbeitsfähigkeit unbedingt notwendigen Apparat übernehmen möge. Die Antwort: Wir bewilligen 150 M."( Also noch nicht einmal die Hälfte der Gesamtkosten.) Und weiter heißt es( vor­gedruckt) in dem Bescheid. Die Gesamtkosten übernehmen wir grundsäßlich nicht." Infolgedessen muß auch hier für den Rest wieder das Wohlfahrtsamt forgen,"

Zeigt nicht auch dieser Fall wieder einmal, wie begründet die sozialdemokratischen Forderungen im alten Reichstag für den Ausbau der Angestelltenversicherung waren und wie sträflich das ablehnende Verhalten der bürgerlichen Parteien gewesen ist? Ein reicher Ber­sicherungsträger, der in wenigen Jahren ein Vermögen von rund einer Dreiviertel Milliarde ansammeln fonnte, feilscht um lumpige 160 M. mit einem vom Unglück verfolgten Versicherten. Auch ein Grundsatz, nur fein schöner.

Darüber hinaus beleuchtet dieser Fall weit bedeutsamere Mängel in unserer Sozialversicherung. Das Ineinandergreifen der einzelnen Bersicherungsträger, um den Versicherten ausreichend zu helfen, iſt viel zu wenig gewährleistet. Diese grundlegende Form der gesamten Sozialversicherung gehört mit zu den großen sozialpolitischen Auf­gaben des kommenden Reichstages. Das umfassende Versicherungs­wesen unter maßgebender Mitwirkung der Versicherten, wie es der Artikel 161 der Reichsverfassung verheißt, muß endlich Wirklichkeit werden. Erstes Erfordernis dazu ist: mehr Macht der Go aialdemokratie!

Aufstand der Kannibalen. In dem Gebiet Südvogelfopf ( Neuguinea ) haben Eingeborene eine Polizeistreife ermor Det. Die Ruhe fonnte inzwischen durch Militär wiederhergestellt werden. Man nimmt an, daß die Ermordeten von der Bevölkerung aufgefreffen worden sind.

Eine gute Zigarette

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ist der Schutzgeist jeder feinsinnigen Geselligkeit. Sie gibt dem Gespräche eben-. sowohl Behaglichkeit und Ruhe wie den munteren Fluß geistvoller Plauderei. Sie dämpft unangebrachte Leidenschaftlichkeit und führt über Stockungen der Unterhaltung oder den toten Punkt des nichtverständnisses leicht hinweg. All­zuhitzige Gegnerschaft wird durch sie gemildert und freundschaftlicher Zusammen= halt gefestigt. Vecworcenes wird klar und Klares wird einleuchtend. Ueberdies ist keine Situation so verfahren, als daß nicht bei dem gemeinsamen Genusse einer guten Zigarette dennoch ein gutes Einvernehmen erzielt werden könnte. Rauchen Sie eine

Greiling - Auslese

und Sie werden wissen, was eine gute Zigarette ist.