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Morgenausgabe
??r.238 A 122
45. Jahrgang
WSch«ntI!ch 85 Pfg, monatlich 3,60®!. tan socaus zahlbar, Postbezug 4,32 M. einschl. Bestellgeld, Auslandsabonne» ment 6,®l. pro Monat. 4- Der.vorwärts� erscheint wochentSg- lich zweimal, Sanntags und Montags einmal, die Abendausgaben sür Berlin  und im Handel mit dem Titel.Ter Abend', Illustrierte Beilagen.voll und Zeit' und.Aindersreund'. gerner .Unterhaltung und Wissen',.Frauen. stimme',.Technil',.Blick in die Bllcherwelt'und.Iugend-Lorwärts'.
Berliner   voltsvlatt
vienstag 22. Mai TS2S Groß-Äerlin IN Z)f. Auswärts i5 pf.
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Unsere neue Fraktion. Die Verteilung der Reichsiagsmandate.
Nach den Vorläufigen Berechnungen des Reichswahlleiters gehören folgende Genossen der neuen sozialdemokratischen Reichstags- fraktion an: Wahlkreis 1, Ostpreußen  : Schulz, Iäckel, Lübbring, Lu f ft. Wahlkreis 2, Verlin: Crispien, Hermann, Klara Bohm-Schuch, Aufhäuser, Moses  , L i t k e. Wahlkreis Z. Potsdam II: Künstler, Löwenstein  , Heinig, Marie Kunert  , Mendt. Wahlkreis 4, Potsdam I: Wissell, Breitscheid, Marie Iuchacz, Müller. Lichtenberg  , Staad  . Wahlkreis 5, Franksurl a. d. Oder: Wels, Schumann, Kotzte, H e i l m a n n. Wohlkreis 6, pommem: Schumann, Passehl, Georg Schmidt, Bülow. Wahlkreis 7, Vreslan: Lob«, Feldmarm, Wendemuth, Mache, Marie Ansorge, Seppel. Wahltreis 8, Liegnih: Taubadel, Buchwitz, Anna Nemitz  , G i r b i g. Wahlkreis 9. Oppeln  : Stelling. Wahlkreis 10, Magdeburg  : B e i m s, Bender, Paul Bader, Marie Arning  , Ferl, P e u s. Wahlkreis 11, Merseburg  : Hertz, Krüger, Peters. Wahlkreis 12, Thüringen  : Bock, Rosenfeld  , Frölich, Mathilde Wurm  , Dietrich, Hermann. Wahlkreis 13, Schleswig-Holstein  : Luise Schröder, Eggerstedt, Richter, Biester. Wahlkreis 14, Meser-Ems, Henk«, Hünlich, Tempel. Wahlkreis IS, Osthannooer: Pejne, Rowack, Adel« Schrei- bar-Kr leg er. Wahlkreis 16, Südhannover-Braunschweig: Brey, Grotewohl  , Moria Reeses Karsten, Schaffner, Juncke, Schiller  , Richter. Wahlkreis 17, westfolen-ltord: Severing, Schreck, Janschek, Schlüter. Wahlkreis 18. Westfalen- Süd: Robert Schmidt  , Hufemann, Berta Schulz, Ludwig, Brandes, Spiegel.
Wahlkreis 19, hesten-Rasiau: Scheidemann  , Metz, Becker, Schnabrich, B r o ß w i tz, Witte. Wahlkreis 20, Köln-Aachen: Sollmann, Luise Schiffgens, B ö ck l e r. Wahlkreis 21, Koblenz  -Trier  : Kirschmann. Wahlkreis 22, Düsteldorf-Ost: Limbertz, Lore Agnes  , G e r l a ch. Wahlkreis 23, Düsfeldorf-wesl: Otto Braun  , Thabor. Wahlkreis 24. München  : Saenger, Simon. Unterleitner, Frau Weiß. Wahltreis 25. Riederbayern: Toni Pfüff. Wahlkreis 26. Arankea: Hermann Müller  , Bogel  , Simon, P u ch t a, Seidel. Wahlkreis 27, Pfalz  : Hoffmann, Jokobshagen. Wahlkreis 28, Dresden  -Vauhen: Fleihner, Toni Sender  , Richard Schmidt. Krätzig, Schirmer, Arzt, Margarete Stegmann. Wahlkreis 29, Leipzig  : Lipinski, Saupe, Anna Siemsen  , Engelbert Graf  . Wahlkreis 30, Chemnih-Zwickau  : Ströbel, Seydewitz, Kuhnt, Levi, Stücklen  . Wahlkreis 31, Stuttgart  : Kerl, Hildenbrand, Roßmann, Schlick«. Wahlkreis 32, Laden: Geck, Schöpflin, Meier. Wahlkreis 33. Darmstadt  : Ullrich, David, Onestel. Wahlkreis 34, Hamburg  : Großmann, Johanna Reitze, Bieder- mann, Bergmann. Wahlkreis 35, Mecklenburg  : Krüger, Dr. Leber, Ronny Kur- fürst. Relchsllste: Hilferding  , Landsberg  , Dittmann, Steinkopf, Stampfer, Schulz, Marum, Scheffer, Taknow, Falten- b e r g. Für den Fall, daß in den Wahlkreisen oder Wahlkreisverbänden noch Verschiebungen in den Ziffern eintreten, ist es möglich, daß ein oder mehrere Mandate von der Reichsliste zugunsten der Wahlkreislisten wegfallen. (Die gesperrten Namen bezeichnen neu in die Fraktion eintretende Genosten.)
Die Wahl in Württemberg  .
Stuttgart  . 21. Mai.(Eigenbericht.) Wie die nachfolgenden AAftimmungszahlen erweisen, hat Ba- zilles Staatskunst feiner Partei bei der Landtagswahl eine ganz katastrophale Niederlage bereitet, obgleich er zu seiner Unterstützung für den Wahlkamps die größten Kanonen seiner Partei wie Gras Westarp, Dr. Hergt u. a. ins Land geholt hatte. Das Ergebnis der Wahl ist folgendes: S0. Mai ISS8 Sozialdemokraten. SSL«81
«4 220 221 718 S7 417 82»88 11» 0S« 12 228 10 40»
.Mai 1021 1S0 28» 124 207 248 748 SS 00« 13&«8» 125 545
47»01 240 153 15 039
Deutschnatiouale.. Zentrum..... Deutsche   BolkSpartet Kommunisten... Deutsche   Demokraten WirtschastSpartei.. Nationalsozialisten. Württemberg  . Bauernbund 202 437 VolkSrechtSpartet....»7014 Christi. Volksdienft... 42 404- Christi.-soz. Rechtspartei. 962 Neben den Deuffchnationaien haben, wenn auch nicht in gleichem Ausmaß, die mit ihnen verbündeten Parteien, der Bauernbund und das Zentrum. Verluste erlitten, die beim Bauernbund trotz der besonderen Gehässigkeit und Zügellosigkeit seiner Agitation und vermuttich infolge seiner bekannten kulturfeindlichen Einstellung sich auch im Verlust eines Mandats ausdrücken. Die Verteilung 80 Landtogsfitzc wird die folgende sein:
Aus Grund der Vorschriften der Verfassung muß der neu« Land- tag am 16. Tage nach der Wahl das ist der 5. Juni, zusammen- ! treten, um das Präsidium und die neue Regierung zu bildem Es I unterliegt keinem Zweifel, daß die Führung der parlamen  - tarischen Geschäfte in die Hände der Sozialdemo- ! k r a t i e als der nunmehr stärksten Fraktion gelegt werden wird; denn selbst wenn Deutschnationale und Bauernbund wieder ein« ge> meinsame Fraktion bilden, so bleibt ss« doch noch um zwei Mandate hinter der Sozialdemokratie zurück Wer auch bei der Bildung der neuen Regierung wird der Ruck nach links und der ganz außerordentlich« Erfolg der Sozialdemokratie sich auswirken müssen. Die drei Parteien der Weimarer Koalition verfügen zu- lammen über 47 Mandate, haben also, wenn sie sich ver- ständigen, ein« festere Mehrheit hinter sich als die seitherige Regierungstoalition, die nur über 42 Mandate verfügte. Diese Mehrheit besteht heute nicht mehr und könnte auch durch Hinzu- nahm« der Deutschen   Dolkspartoi und des Christl. Volksdienstes nicht lebensfähig gemacht werden. Wahlsieg auch in Bayern  . München  , 21. Mai. Das Gesamtergebnis der Wahlen zum Bayerischen Landtag   ist folgendes:
der
Di« Nationalsozialisten, die im vorigen Landtag noch drei Mandat« hatten, sind ganz ausgefallen.
zus. 128 Mandate Di» übrigen Parteien, darunter die Demokraten, die Beamtengruppe Kratofiel, die Polksrechtspartei, der Ehristtich« Volksdienst usw. blieben ohne Mandat. Beim Vergleich mit den jetzigen Mandaten ist zu berück- sichtigen, daß aus den acht Wahlkressen noch Restfitze für die nicht verbrauchten Ressstimmen zu verteil«, find. Außerdem sind durch den Landeswahlousschuß 15 Landesmandate zu verteilen.
Wahlen und presse. Die Ursachen des Linksrucks. Und was weiter? Man war ausgezogen, den Marxismus zu töten, und als der Kampf zu Ende war, lag auch einer auf der Strecke. Leider war es der Falsche. An Stelle des Karl- Marxismus hatte man den Wilhelm-Marxis- mus erwischt. Die Bürgerblockregierung, für die Herr Wilhelm Marx  als Reichskanzler veranwortlich zeichnete, ist durch das Volk, von dem die Staatsgewalt ausgeht, gestürzt worden. Ueber dieses Ergebnis des 20. Mai besteht nirgends ein Zweifel, es wird vielmehr von der gesamten Presse ohne Unterschied der Partei festgestellt. Die Bürgerblockregierung hat vom Volk die Kündigung erhallen, sie macht noch ihre vierzehn Tage, dann geht sie. Ob sie während dieser Zeit noch als ordnungsmäßige Regierung", wie sie Herr Hergt im Reichs- tag nannte, oder nach vollzogener Demission nur noch als geschäftsführende Regierung" die Geschäfte weiter führt, ist eine formale Frage dritten Ranges. Die bürgerliche Presse ist noch in einem anderen Punkt einig. Von freudigen Gefühlen ist sie nicht bewegt. Sie hat auch keine Ursache dazu. DerErfolg, den die hinter ihr stehenden Parteien bei den Wahlen erzielte, steht keineswegs in Einklang mit der Rolle, die sie auf dem Zeitungsmarkt spielt. In Iournalistenkreisen macht man die Bemerkung, daß Hugenberg, Ullstein und Masse in diesem Wahlkampf geschlagen worden sind. Es handelt sich da um eine Erscheinung, an der man keinesfalls achtlos vorüber- gehen kann, wenn auch der Hinweis auf sie für die Be- troffenen eines bitteren Beigeschmacks nicht entbehrt. Der Einfluß der bürgerlichen Presse auf ihre Leser ist geringer, als mancher geglaubt hat. Das zeigt sich nicht nur in Berlin  , es ist im ganzen Reiche so und entspricht übrigens auch den Erfahrungen, die man schon in anderen Ländern, besonders in England, gemacht hat. Zeitungskonzerne find mächtig, aber der Druck der Volksstimmung ist mitunter viel mächtiger. In einigen Blättern findet man auch Versuche, den Wahlausfall kritisch zu erklären. Daß die demokratische Presse die Ursache des Linksrucks in der Bürgerblockpolitik erkennt, versteht sich, nach der opposi- tionellen Haltung, die sie eingenommen hat, von selbst. Dabei kommt ein Bedauern und an manchen Stellen, z. B. in derVossischen Zeitung", ein leichtes Erschrecken darüber zum Ausdruck, daß der Linksrucküber die Mitte hinaus- gegangen ist". Die alldeutscheDeutsche Zeitung" hält von ihrem Standpunkt aus den Deutschnationalen den Sündenspiegel vor. Weil sie in nationalen Fragen man nur soso gewesen wären, hätten sie verloren. Wäre das richtig, so hätten Herr Bang in Dresden   und Herr v. L e t t o w in München  , die doch Männer nach dem Herzen derDeutschen Zeitung" sind, desto glanzvoller abschließen müssen. Sie haben aber genau dieselben Prügel erhalten wie die anderen. Aber auch die völkisch-nationalsozialistischen Formationen kommen nur mit einem Hitler-Dutzend in den Reichstag  , und die völkisch- nationale Gruppe ist gan'zaüsgefallen, so daß man auf Herrn v. Graefe verzichten muß/ Die Beweisführung derDeutschen Zeitung" ist nicht gerade sehr zwingend. Begreiflicherweise beschäftigt sich die Presse besonders ausführlich mit der Frage, was nun weiter werden soll. Für Preußen beschränkt man sich meist auf die Fest- stellung, daß die bisherige Regierungskoalition jetzt über eine Mehrheit verfügt,, die ihr bisher gefehlt hat. Desto leb- hafter sind die Erörterungen über die künftige Regierungs- bildung im Reich. Dabei wird allgemein auf die Große Koalition als die beinahe einzige Möglichkeit hin- gewiesen. Die demokratische Presse ist stets für diese Lösung eingetreten, sie vertritt sie jetzt mit besonderem Nach- druck. Aber auch das Zentrumsblatt, dieGermania  " schreibt: Ueber die polittsche Gruppierung und die Frage der Ver- antwortung im neuen Parlament wird am besten erst zu sprechen sein, wenn die endgiilligen Ziffern vorliegen. Die Ten- denz erscheint uns aber auch jetzt schon klar: Der Stimmen- Zuwachs der Sozialdemokratie erhöht ihre Ver- antwortung. Sie wird die Frage der praktischen Regierungsarbeit nicht mehr von sich abweisen können. Mehr denn je scheint uns dieser Wahlausgong ein Beweis dafür, daß die Große Koalition wieder im Vorder- grund der Diskussion steht. Von der oolksparteilichen Seite her läßt sich dieTägliche Rundschau" so vernehmen: Jedenfalls ist die gehofft« Weimarer Koalition nicht zu erreichen, da sie weder zahlenmäßig über«ine Mehrheit verfügt, noch das Zentrum ohne die Deutsche Volkspartei   in ein« Regierung mit den Sozialdemokraten eintreten dürfte. Da«ine Rechtskoalition nach der Niederlage der Deutschnationalen   unmöglich geworden ist, muß somit die Bildung der Großen Koalition versucht werden. Die Rechtspresse weiß auch mit keinem anderen Vor- zur Regierungsbildung aufzuwarten. Sie gibt sich er der Hoffnung hin, daß der Versuch mißlingen und der neue Reickstag sich überhaupt als arbeitsunfähig er- weisen wird. Und dann müsse er eben wieder auf-