Dienstag 22. Mai 1928
Unterhaltung uns ÄAissen
Beilage des Vorwärts
Das Haus. Groteske von IacobuS Schnellpfeffer. Mein Freund Karl hatte noch nicht die geringste Lust nach Hause zu gehen. Langsam schlenderte er die Ludwigstraße hinunter und schlug unmutig mit seinem Sparzierstock das Pflaster. Er war im höchsten Grade verstimmt. Dos waren ja keine Menschen, das waren Marionetten, die an Fäden gezogen wurden, jede von der gleichen unsichtbaren Hand. Die Moler hatten von Literatur gesprochen, und die Literaten von der Molerei:' und zum Schluß, als man die Polizeistunde ausrief, wurde es ganz schlimm, da sprachen die Literaten von Literatur und die Maler von der Malerei, also beide Parteien von Dingen, über die sie durchaus kein Urteil halten. Und als sie des schlechten Weines voll waren, wurden sie auf verhältnismäßig höflich« Weife hinausgeworfen. Do stand man noch eine Zeitlang vor der Tür der Weinstube und redete das über- frostige Zeug weiter, dann sagte einer, daß man jetzt schlafen gehen müßte— und dann gingen sie auch, jeder seines Wegs. Pur Freund Karl nicht, der mochte so, in dieser desperaten Laune durchaus nicht ins Bett. Aber es war niemand da, mit dem er weiter trinken konnte. Als er. in die Adalbertstroße einbog, sah er sehnsüchtig nach den Fenstern. Wachte denn keiner mehr, der mit ihm noch ein Gläschen trinken wollte? Er mochte keine fünfzig Schritte gegangen fein, da bemerkte er zu seiner Freude auf der rechten Straßenseite im zweiten Stockwerk eines dreistöckigen Hauses ein hellerleuchtetes Fenster. Das schimmerte recht freundlich in die schwarze Nacht hinein. Einsam leuchtete es zwischen der langen Reihe schwarzer Fenster- höhlen. Und wie der irrende Wanderer im düsteren Walde freudig ausatmet, wenn er ein fernes Lichtlein durch die Zweig« schimmern sieht, so schlug meinem Freunde Karl dos Herz höher in der Brust. Wer mochte so spät noch wachen bei stillem Lampenschein? War es ein Mägdelein, das rosa Schleifchen an ihr batistenes Hemd nähte zur Freude des Geliebten, war es eine biedere deutsche Haus» frau, die am Loger ihres kranken Kindes wachte, oder war es— o süße Hoffnung!— ein einsamer Zecher bei verstaubter Flasche? Das mußte festgestellt werden. Freund Karl stellt« sich in die Mitte de» Fahrdaonne». den Kopf nach dem leuchtenden Viereck da oben erhoben. .Holla, holla! Tu auf, mein Kindt" So schallte die trSftig« Stimme durch das Schweig» der nächt. lichen«infamen Straße. Und noch einmal: .i?«- holla l" Da zeigte sich eine schwarz« Silhouette auf der hellen FlSche-r eine männliche Silhouette, die langsam da» Fenster öffnete. .Wünschen Sie etwas?" fragte ein jugendlicher Bariton her. unter. .Sowohl!" sagte Kars ,»was mache» Sie denn noch da oben?" »Was geht Sie denn das an?" »Man wird doch noch fragen dürfen," sagte Karl gekränkt. .Sch arbeite!"*;_ � .So spät noch?— Sind Sie Student?"" r"' .Was fällt Ihnen denn ein? Soll ich jedem wildfremden Menschen Auskunst über meine Person geben? Wer sind Sie denn?" .Ein Mensch wie Siel Ich möchte ihr« Bekanntschaft machen. Haben Sie was zu trinken oben?" .Rein, keinen Tropfen— ich arbeite, stören Sie mich nicht länger." .Nicht mal ein Glas Schnaps? Es braucht nicht viel zu sein!" .Nichts, gar nichts, gehen Sie weiter! Adieu!" .Halt!" schrie Karl entsetzt, als er sah, daß der Mann da oben Anstalten machte, sich zurückzuziehen und das Fenster zu schließen. .Nun?" fragte die Silhouette. .Warten Sie doch, machen Sie das Tor auf, ich komme zu Ihnen nach oben!" .Was wollen Sie denn eigentlich von mir?" .Wir wollen noch ein bißchen zusammen plaudern." .Das ist doch zu toll!" schrie der Mann am Fenster,.jetzt wird es mir zu viel. Sie hören doch, daß ich bei der Arbeit bin! Nun ober Schluß, schlafen Sie ihren Rausch bei sich zu Hause aus!" „Werden Sie nicht so unverschämt, Sie junger Bursche Siel" rief Karl erbost, als er sah, daß seine Felle davonschwammen. Die.Silhouette wollte gerade ohne weitere Antwort das Fenster schließen, als plötzlich im dritten Stockwerk ein anderes Fenster hell wurde, an dem sich gleich darauf ein anderes Schatten- gebilde mit männlichen Umrissen zeigt«. Es wurde aufgerissen, und ein tiefer alter Bah tönte donnernd:„Himmelherrgottsakrament, was ist denn das für eine Unverschämtheit, die Leute so im Schlafe zu stören! So eine Flegelei ist mir doch noch nicht vorgekommen!" .Halten Sie gefälligst ihr Maul!" rief Karl hinauf, dem nun alles gleich war.„Sie sind gar nicht gefragt wordenl" „Was sagen Sie da?" brüllte der Baß. Da öffnete sich ganz unerwartet ein dunkelgebliebenes Fenster im gleichen Stockwerk, in dem der Student wohnte, zwei Fenster von dem seinigen entfernt. Daraus schrie eine weibliche Stimme: „Jetzt wird's mir aber zu bunt! Machen Sie ihr Fenster zu, Sie unverschämter Mensch, Sie!" Dos galt also dem Studenten, und es war offenbar desien Zimmerwirtin. Karl schlug unten eine gellende Lache auf:„Sie werden sich doch von dieser Person kein« Vorschriften machen lassen?" Das führ dem Studenten an die Ehre. Er rief, weit aus feinem Fenster herausgebeugt, feiner Wirtsfrau zu:„Holten Sie ihren Schnabel, Sie alte Vettel Sie!" In Karl jubilierte die Hölle. Er quietschte vor Vergnügen. „Sie frecher Patron Sie!" quäkte mit überschnappender Stimme die Alte,„wollen Sie sofort ins Bett gehen!" „Haben Sie mir vielleicht etwas zu befehlen. Sie lächerliches Frauenzimmer? Legen Sie sich selbst in ihren Nachttopf!" „So ein gemeiner Mensch!" kreischte die Alte,„morgen ziehen Sie aus! Sie brauchen gar nicht mehr ins Bett zu gehen!" „Das brauchen Sie mir nicht erst zu sagen— glauben Sie. daß ich noch eine Stunde in ihrer dreckigen stinkigen Bude bleiben werde. Sie blödes, dummes, freches, altes Weibsstuck Sie!" verfluchtes Gepndelj" dröhnte der Baß vom dritten Stock. föglich folgt)
Weingortner, bct bcnwrlcns»fttt flompottift uiti Klassiker unter den älteren Dirigenten, veriiffentlicht im Orell ssllssli Set. lag, Ulrich, seine„Ledenserinnerungen". Wir entnehmen dem soeben erschienenen ersten Band einen besonders fesselnden Abschnitt. Im Haust Wahnsried fanden wöchentlich zweimal Empfänge statt, zu denen, wie man erzählte, jeder geladen wurde, der seine Karte mit Adresse dort abgab. So faßten wir denn zu dritt, Kadletz, Böttcher und ich, den Mut, bis zur Eingangstüre der Villa vorzu- dringen und dem öffnenden Diener Bifitenkartxn zn übergeben, worauf wir unsere Adressen nottert hatten. Ein wehmütiges Er- innern ergreift mich, wenn ich das unscheinbare, an mich gerichtete Blatt betrachte, auf dem folgende Worte gedruckt stehen: „Herr und Frau Richard Wagner geben sich die Ehre, zu melden, daß sie jeden Donnerstag und Montag vom 27. Juli bis 28. Zlugust abends um Uhr empfangen." Eine mannigfaltig zufammengesetzte Gesellschaft bewegte sich in den Räumen Wahnfricds am Abend, da wir uns dort einfanden. Die ehrwürdige Gestalt Franz Lifzts stach hervor: er war nach kurzer Abwesenheit am selben Tage wieder in Bayreuth angekommen. Ich erkannte Hans Richter, Hermann Levi und viele der mitwirkenden Künstler. Frau Cosima in einem eleganten Schleppklcide, das afch- blonde Haar geschmackvoll frisiert, hielt Hof wie eine Fürstin. Junge Mädchen in weißen Kleidern, die Töchter Wagners und Bülows, huschten anmutig durch die Menge. Siegfried, noch ein Knabe, sprach mit ausländischen Besuchern englisch, und ich beneidete ihn um die Kenntnis dieser Sprache. Wird Wagner kommen?— Ost blieb er diesen Gesellschaften fern. Heinrich Porges , der„Blumen- oater", hatte mir versprochen, mich vorzustellen, wenn er käme. So bezwang ich meine Ungeduld und betrachtete die große, reichhaltige Bibliothek und den merkwürdigen Kopf Schopenhauers, der, von Lenbach gemalt, über einem Schreibtisch hing. Ich sah Liszt in ein Nebenzimmer eintreten, das durch einen halbaufgezogenen Vorhang vom'Empfangsraum getrennt war. Instinktiv folgte ich ihm und konnte, ohne in da» Zimmer selbst ein- zutreten, alles sehen, was dort vorging. Eine Tür öffnete sich— Wagner eilte Lifzt entgegen, flog ihm um den Hals und übergoß chn mit einem Schwoll erregter, zärtlicher Worte. Diese rührende Szene, deren Zeuge ich durch einen Zufall wurde, war nur ein Vor- spiel. Gleich darauf trat Wagner, seine Gäste begrüßend, in den großen Saal. Er schien besonders guter Laune zu fein, denn er hatte sich, was er sonst nicht zu tun pflegte, einen Frack angezogen. In der Hand trug er einen Cstapesu claque, den er öfters zugeklappt auf dem Kopfe balancierte. Was aber am meisten erstaunte, war ein großer exotischer Ordensstern, den er, der Verächter aller Aus- Zeichnungen, um den Hals trug. Das Rätsel löste sich bald: er hatte ihn nur umgehängt, um ihn mit liebenswürdigen Worten dem ersten seiner Blumenmädchen, Fräulein Horson aus Weimar , zu
schenke». Man erzählte, er hätte diesen Stern am selben Tag von einem orientalischen Potentaten erhalten und schon manchen Ulk damit getrieben, ihn auch seinem großen Lieblingshundc umgehängt, als er im Garten mit ihm promenierte. Wagner war ungemein lebhaft und rasch in seinen Bewegungen: niemand hätte auf den bloßen Augenschein hin vermuten können, daß er kein Jahr van seinem siebzigsten Geburtstag entfernt war, nach weniger, daß er diesen Tag nicht mehr erleben würde. Er war bereits etwas beleibt, der prachtvoll geformte, ober keineswegs übermäßig große Kopf stand ebensowenig im Widerspruch zur untersetzten Statur wie die kleinen Hönde und Füße. Er sah unoerhättnismoßig jünger aus als der bereits greisenhafte Liszt, trotzdem dieser nur zwei Jahre älter war als er. Das Haar war erst mäßig ergraut. Die Augen blitzten aus dem bleichen Antlitz in wechselnder Farbe hervor: bald schienen sie hell, bald dunkel zu sein. Rastlos schoß er herum, bald diesen. bald jenen in die Unterhaltung ziehend. Ich vermied es respektvall, mich in seine Nähe zu drängen: so verstand ich vieles nicht, was er sprach. Einmal aber stand ich ganz nahe, als er über das Tempo des Tannhäuser-Marschcs sprach, dessen häufiges Vergreifen ihm unerklärlich schien. Im Allabrevctakt schreitend, summte er die Mc- lodie, wie er sie haben wollte. Hätte ich damals geahnt, daß ich nur dieses einzige Mal in seiner Nähe weilen würde, ich wäre weniger diskret gewesen und hätte mehr von seinen Aeußerungen mit mir genommen. Für kurze Zeit zog er sich in den Nebenraum zurück und ließ sich etwas zu essen servieren. Ein Blick auf die vor ihm stehende Platte zeigte, daß er sein Eintreten für das vegetarische Regime nicht in die Praxis übersetzte. Man brach bereits auf, als ich mich Porges näherte und ihn an sein Versprechen erinnerte. Meine beiden Freunde standen neben mir. Porges stellte uns vor. Wagner reichte uns srenndlich die Hand und fragte, ob wir schon Ausführungen gesehen hätten. Er schien zu bemerken, daß ich aufgeregt war, denn plötzlich legte er die Hand auf meine Brust und rief:„Ihr Herz klopft ja." Als ich über- rajcht und wohl auch etwas verlegen schwieg, sagte er in unver- fälschtem Sächsisch:„Nu, sehen Sie, für ein«n so jungen Mann sind im„Parsifal " zunächst die Blumenmädchen die Hauptsache, aber's Herz dürfen Sie dabei nicht verlieren." Dann gab er uns nochmals die Hand. Wir waren bereits bei der Türe, als seine Stimme er- scholl:„Aber's Herz nicht verlieren!" Ich wandte mich um. Da stand Wagner allein mitten im Zimmer und winkte mir lächelnd mit der Hand. — Bei der Trauung von Blondine v. Bülow faß Frau Cosima, die Mutter der Braut, zwischen Wogner und Liszt , dieser mit salbungsvoller Miene der Rede des katholischen Priesters lauschend, Wagner sichtlich nervös, weil die Rede sehr lange dauerte. Als die Zeremonie zu Ende war, stand Wagner, leicht in seine Frau eingehängt, ziemlich lange unter dem Portal der Kirche, bis sein Wagen vorfuhr. So konnte ich seine Erscheinung nochmals in der Nähe betrachten.— Es war das letztemal, daß ich ihn sah.
Oer Prophet an der Theke. Beim Heilmagnetiseur. Ich trete ein und nehme im Wartezimmer Platz. Mit mir warten etwa noch 15 bis 20 Personen. Eine Blinde mit ihrer Schwester darunter, die sie hergeführt hat. Eine kleiye verwachsene Bureauangestellte, eine Witwe in tiefer Trauer und Frauen, Frauen. Sie warten und kürzen die Zeit mit den Erzählungen ihrer Leiden. Da öffnet sich die Tür und das„Werkzeug" erscheint. Der „Meister" selbst hat keine Zeit. Er hat seine„göttliche Kraft" auf seine Werkzeuge übertragen, die nun die Kranken behandeln. Es geht los. Einige mesmerische Striche, zwei Wartende verfallen in Starre und müssen erst wieder gelöst werden. Die Diagnose ist leicht gegeben, der Mittel sind wenige. Für die Blinde weißen Käse auf die Augen, die kleine Bucklige soll in Buttermilch den Buckel baden und„abweichen". Und der Tee macht's, den nebenan der Drogist verkauft. Die Witwe, seit dem Tode ihres Mannes an Herzkrämpfen leidend, soll ihn dreimal am Tage trinken und im übrigen-- viel tanzen gehen. Damit sie vergißt. Der„Meister" erscheint aus einen Augenblick. „Hier sind sechs Katholische im Zimmer!" Es stimmt nicht, denn ich fragte nachher nur eine katholische Patientin heraus. „Sie sind die Aelteste." sagt er zu einer Frau. Stimmte auch nicht, denn die Frau nebenan war sechs Jahre älter. „Sie müssen glauben, nur glauben: dann wirken meine Mittel. Ja, man muß glauben! Die Behandlung kostet eine Mark, sofort beim Betreten des Wartezimmers von dem Türfteher-Rausschmeißer erhoben. Am Abend. Saal in irgendeiner Straße des Zentrums. Die zahlreiche Gemeinde des Propheten versammelt sich. Männer, junge und alte: Frauen ebenso vertreten. Man kann nicht sagen, daß das Alter überwiegt. Nein, manches frische Mädchen ist darunter und mancher junge Mann mit lebenslustigen Augen. Es wird Bier aus- geschenkt, der Prophet steht an der Theke und trinkt eine„Molle". Und noch eine.„ �. Ein gemeinsamer Gesang macht den Anfang. Vereinsnachrichten werden vorgetragen usw. Bis man die Geister„einschaltet. Das geht ganz einfach.. Plötzlich, man denkt an nichts Uebles, fällt ein junges Mädchen hintenüber. Der Meister kommt und wieder einige Striche. Das Mädchen erwacht. Als einzige„Beschwörungsformel" kennt der Meister nur die Worte:„Willst du raus, willst du raus!" „Du", das ist der böse Geist. �. Es gibt auch andere Geister, die aus Wunsch in die Gemeinde fahren und zu ihr sprechen. Königin Luise zum Beispiel, oder Bismarck . Auch Napoleon hat schon gesprochen im besten Hoch» deutsch. Heute geht's nicht so nobel her. Aus den hintersten Reihen kommt ein Mädchen nach vorn. Was sage ich„kommt", marschiert. Marschiert wie ein Soldat. Hält militärisch kurz an, salutiert ebenso und dann-- ja dann läßt sie ihren Geist sprechen. Den Geist eines einfachen Seesoldaten. Will eine starte Flotte haben„Ruhm und Größe des Baterlandes. Im übrigen bitte Leitartikel der Rechtsblätter verfolgen. Am Ende singt die ganze Gemeinde das Lied von der jchwarzweißroten Flagge. Der Meister schaltet den Geist wieder aus und trinkt eine Molle. Am Schluß das Deutschlandlied. Dann ist's aus! � Die Gemeinde ist in der Mark wett verbreitet, In LaNdsderg au der Warthe und Trossen . Auch in Zülllchan, Kalldorf und Herzberge jehlen nock� �„Ii'!.. R*£..
Wie lange leben pflanzen? Es scheint, als ob die Höherentwicklung der Organismen mit einer geringeren Lebensdauer bezahlt werden muß, denn es gibt so manche Tiere, die sehr viel älter werden als der Mensch. Aber auch die Methusalem « der Tierwelt, die Elefanten, Papageien oder Karpfen, die bis zu 200 Jahre alt werden, sterben früh im Vergleich mit dem Alter, das manche Vertreter der Pflanzenwelt erreichen. Di« Pflanze hat eben noch nicht die„geschlossene Form" erreicht, die den Organismus von Tier und Mensch zu einer beschränkten Einheit macht: sie besitzt an ihren Sprossen und Wurzeln eine fortgesetzte Zuwachsfähigkeit. Bäume und Sträucher erreichen ein Alter, das uns im Verhältnis zu Mensch und Tier ungeheuer groß erscheint. Pros. B. Schmidt führt in der Leipziger.�llustrirten Zettung" einige Zahlen über das Lebensalter der Pflanzen an. Danach werden Edeltannen etwa 300 Jahre alt, Fichten 400 und darüber, Lärchen 500 Jahre: der Bergohorn bringt es auf 600 Jahre, die Bergkiefer auf 1000, die Eiche auf 1500, die Eibe auf 3000 Jahre. Als die ältesten Pflanzen, die es gibt, gelten die kalifornischen Mammut- bäum«, deren Lebensdauer aus 4000 Jahre und mehr geschätzt wird, und von dem im Jahr« 1868 vom Blitz zerstörten heiligen Drachen- bäum aus Teneriffa hat man sogar angenommen, daß er ein Alter von 6000 Iahren erreicht hat. Bei Myrten hat man ein Alter von 156 Jahren, beim Efeu ein solches von 440 Jahren sestgsstellt. Selbst bei Blättern und Nadeln, von denen man doch allgemein glaubt, daß sie sehr schnell dahingehen, kommt bisweilen ein« recht ansehnliche Lebensdauer vor. Die Blätter unseres Efeus werden über zwei Jahre alt, die unserer Preißelbeere 29 Monate und die des Lorbeer- baums 6 Jahre: die Nadeln einiger Tannenarten können ebenfalls mehrere Jahre am Baum bleiben, so z. B. die der Edeltanne 5 bis 7 und die der spanischen Pinsapotanne sogar über 12 Jahre. Natürlich gibt es sehr viele Pflanzen, die sehr früh sterben, so die bekannten Einjahrsblumen, von denen manche sogar nicht einmal ein volles Jahr alt werden. Unter den niederen Pflanzen finden sich jedoch neben kurzlebigen solche mit einem verhältnismäßig sehr Hohen Alter. Die größten Unterschiede können in derselben Familie vor- kommen. Eine ganze Anzahl von Algen wird nur wenige Tage alt, aber die größten aller Pflanzen, einige Braunalgen, die 200 bis 400 Meter lang werden, übertreffen in ihrem Längcnwachs- tum selbst die Mammutbäume und dürften ein entsprechend Hohes Alter erreichen. Der Samen verschiedener Pflanzen und manche Sporen, die recht lange leben, können durch trockene Aufbewahrung noch zu viel höherem Alter gebracht werden. So kann man z. B. Blaualgen in trockener Erde 70 Jahre lang erhalten, manche Batterien über 100 Jahre. Der Samen der bekannten Sinnpslanze (Mimosa pudica) bleibt 50 Jahre lang keimfähig: die angeblich Jahr- tausende währende Keimfähigkeit des sog. Mumienweizens hat sich steilich als Fabel erwiesen. Ob zwischen der Lebensdauer und Größe der Pflanzen«in bestimmtes Verhältnis besteht, läßt sich nicht ohne weiteres bejahen._ Vaumform und Zruchtform. Manchem ausmerrsamen Natur- beobachter wird es vielleicht nicht entgangen sein, daß die Form der Baumkrone, d. h. die äußeren Umrisse derselben, eine ausfallende Aehnlichteit, ja häusig fast Uebereinstimmung mit der Form der Frucht des betreffenden Baumes zeigen. Natürlich gilt dies nur für Bäume, die nicht oder wenig beschnttten wurden, frei stehen und in ihrer Entwicklung nicht durch Mauern oder nahestehende Bäume in ihrem Wachstum behindert sind, und andererseits nur für ausgereiste Frücht«. Die Uebereinstimmung trttt besonders bei Kernobst, Aepfeln und Birnen, und bei Radetholzbäumen, Fichten� Tannen, Föhren, Zirben, anschaulich zutage,__.> ia: mm- i"