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befannien Einwand: Ja, wenn das Proletariat die Macht legal erobert, wird die Bourgeoisie fich das nicht gefallen laffen, sondern felber zur Gewalt greifen." In diesem Fall würde sich eben die Bourgeoisie in die Rolle des Rechts. brechers begeben und das Proletariat fönnte ihren rechts­widrigen Angriff mit den Mitteln der Staats. gewalt abwehren, bie im andern Fall, wenn das Pro­letariat felbft illegal vorginge, in der Hand der Bourgeoisie

mären.

Die Arbeiterklasse ist in Deutschland auf dem Wege zur Macht. In ihrem Fortschritt wird sie aber durch den Kom munismus nicht gefördert, sondern im Gegenteil auf das allerschmerste gehemmt. 206 sozialistische Abgeordnete, die fest zusammenstehen, wären in einem Reichstag von 489 Mann eine ganz andere Macht als 152 Sozialdemokraten und 54 Kommunisten. Ob sie gemeinsam in der Regierung oder gemeinsam in der Opposition wären, sie fönnten für prat tische Arbeiterinteressen ganz anders wirken als zwei Frat tionen, die sich gegenseitig erbittert bekämpfen.

Bei den Hamburger Bürgerschaftswahlen errangen die Sozialdemokraten 60, die Kommunisten 27 pon insgesamt 180 Mandaten. Die Kommunisten aber verzich teten darauf, mit den Sozialdemokraten prattische Arbeiter. politik zu treiben, fie zogen es vor, die Gozialdemokratie meiter zu befämpfen. Sie fonnten wohl auch nicht anders, ohne ihr eigenes Wesen aufzugeben: denn die Kommunisten find eben dazu da, nicht den Arbeitern zu nügen sondern ben Sozialdemokraten zu schaden.

Ein ganz ähnliches Schauspiel wird sich bei den nächsten Wahlen in Sachsen entmideln. Schon am 20. Mai mar eine sozialdemokratisch- kommunistische Mehrheit vorhanden, nur wurde eben nicht zugleich für den Landtag gewählt. Lange wird sich bie Selbt Regierung, die von den Wählern verlassen ist, nicht mehr halten, dann wird es auch in Sachsen zum Klappen fommen. Wieder wird sich zeigen, daß die Kommunisten meder den Willen noch die Fähigkeit befigen, der Sozialdemokratie bei ihrer positiven Arbeit zu helfen, sondern daß sie in dem aussichtslosen Bersuch, die Sozialdemokratie umzurennen, ihre ganze Kraft verbrauchen. Man denke an die zahlreichen industriellen Groß­gemeinden! Hier könnte eine einheitliche sozia. listische Arbeiterpartei leicht auf legalem Wege die Macht gewinnen und Aufbauarbeit verrichten, die die schöpferische Kraft des Sozialismus beweist und meit hinaus propagandistisch wirkt. Aber Spaltung und Bänkerei zwischen den Arbeitervertretern lähmt alles.

Wie hat Berlin gewählt?

Uebersicht über die Reichstagswahl nach Verwaltungsbezirken.

Das Statistische Amt der Stadt Berlin gibt nach dem borläufigen Ergebnis der Reichstagswahl eine Uebersicht über den Wahlausfall nach Berwaltungsbezirken heraus, die wir unter Vernachlässigung der Splitterparteien, soweit es sich nicht um Absplitterungen von den Sozialdemokraten oder den Kommunisten handelt, nachstehend wiedergeben:

Verwaltungsbezirk

Kreuzberg. Wedding

O

9

9

Friedrichshain Prenzlauer Berg 1

Mitte

9

9

°

4

.

Tiergarten Charlottenburg. Neuföln Schöneberg Lichtenberg Wilmersdorf Steglin Spandau Pantow

.

Reialdendorf. Trepiom Tempelhof Köpenic weißensee. Zehlendorf

4

P

9

Bon den abgegebenen gültigen Stimmen entfielen auf den Wahlvorschlag:

Zahl der abgegebene

gültigen Stimmen

96

9

10

11

12

13

Berhältnis zahlen in Taufend

73 28 54 82 131 65 655 39 023 8 039 3527 2 449 90 657 78 331 46 371

14 036

2

3

5

Grund zahlen

233 349

83 014

58 816 40 445

14 972

12 016]

7742

5 703

4005)

769

377 225

4

219 578

74 579

88 650

24 129

9 801

5713

5 663

4 594

1 742

668

363 125

204 487

70 668

71 156

25 532

10 943

6 228

6 697

5 377

2439

768

484 162

196 922

73 650

9

56 261

29 752

12 413

6.890

6 163

4718

2343

645

247 170

169 922

53 189

43.959

30 478

14 667

8426

6 285

4 434 3 069

609

261 173

167 437

50 395

34 017

36 149

15 274

11 744

7 291

3810 2 898

516

222 169

199 584

57 254

30 872

42 777

25 127

18 672

7 314

4449 3.961

813

9

197 269

186 758

75 238

57 553

21 050

9 617

7 435

4 500

4 473

2145 692

266 131

139 994

37 957

17 950

36 990

16 694

14 009

5 087

3 482

2961

349

115 166

125 121

44 619

36 993

17 851

6574

5 813

4 068

3 722

1 875

146

278 142

.

105 626

24 890

.

8 747

29 889

16 237

13 391

3 721

2 434

2 231

300

B

86 126

103 612

23 702

11 648

27 518

9 218

17 233

3546

3122

3 021

247

122 161

68 204

28 017

11 705

12 238

3 501

5 004

2 462

2185

1555

291

75

75

65 038

21 841

13 451

13 996

5 005

4 281

1 617

2 173

851

288 90

79

72 449

24 722

20 243

9 735

4 428

4 748

2 918

2 762

914

238

92

91

63 519

22 172

17 702

9570

4 062

3775

2011

1905

604

231

85

46

45 282

15 701

7 736

9 437

4 134

3 959

1 814

1 185

822

111

20

23

47 294

15 547

11 317

8 429

2 769

2 906

980

3 144

726

145

27 69

34 843

11 102

10 715

5 456

1 743

2 107

1 175

1 288

324 140 55 34

29 249

6 771

1689

8795

3 050

5 417

1 077

695 537

Zusammen am 20. 5. 28 am 7.12. 24

2 478 773 815 029 611 190 440 216 190 229 159 767 2 299 758 697 281 375 038 549 266 249 983 149 316

1000

356

252

173

64

52

33

25 17

1000

340

404

110

45

26

26

21

8

1000

346

348

125

54

30

33

26

12

1000

375

287

.

152

63

35

31

24

12

1000

313

259

179

86

50

37

26

18

1000

301

203

216

91

70

44

23

17

1000

287

155

214

126

94

37

22

20

1000

403

9

308

113

2A

51

40

24

24

11

1

1

1000

271

128

264

119

100

36

25

21

1.1

0

1000

357

296

143

53

46

33

30

15

1

2

1

1000

235

83

283

154

127

35

23

21

1000

229

112

266

89

166

34

30

29

12

1000

411

172

179

51

73

36

32

23

1000

336

207

215

77

66

25

33

13

1000

341

280

134

61

66

40

38

13

Treptow Tempelhof . Köpenic Weißenfee. Zehlendorf

1000

349

279

151

64

59

32

30

10

1

1

1000

339

167

204

89

86

39

26

18

2

0

1

.

1000

329

239

178

59

61

21

67

15

1

1

100

B

1000

319

308

158

50

60

34

37

9

4

e

1000

231

58

301

104

185

37

24

18

Zusammen am 20.5.28

1000

329

247

178

77

64

33

27

16

1

am Z. 12.24

1000

303

163

239

109

65

39

34

20

Und warum? Warum? Weil die Führer des Kom­munismus nicht den Mut haben, ihren Irrtum zu be­fennen. Weil das raditale Schlagwort, die schmetternbe Phrase, die immer wieder prolongierte weltrevolutionäre Areuzberg. Illusion sie der Unbequemlichkeit entheben, sich mit den wirtlichen, ernsten und schwierigen Bros blemen der sozialistischen Arbeiterpolitit auseinanderzusehen! Auf diese Weise wird zum Schaden der Arbeiterklasse das Leben einer Partei aufrechterhalten, die als parlamentarische Partei, die sie ist, und als revolutionäre, die sie scheinen möchte, gleich impotent ist.

Alles in allem: der Weg zur Machteroberung durch die Demokratie ist gangbar, das beweist der Ausfall der Wahl. Er beweist aber auch, daß auf diesem Wege ein Hindernis liegt: die Kommunistische Partei . Die Sozialdemokratie wird auch damit fertig merben!

9 P

Wedding Friedrichshain Prenzlauer Berg

Mitte

Tiergarten

9.

Charlottenburg Reukölln Schöneberg. Lichtenberg Wilmersdorf Steglig . Spandan Bankow

Die Glückwünsche der Internationale. Reinidendorf.

Kopenhagen , 22. Mai

Die Sozialdemokratische Partel Dänemarts fendet herz­lichsten Glückwunsch zu dem glänzenden Wahlerfolg. Es lebe die fiegende deutsche Sozialdemokratie im Kampfe für Frieden und Sozialismus!

Budapest , 22. Mai. Aufrichtigen Herzens jenden wir euch die Glückwünsche des ungarischen Proletariats su eurem mächtigen und vielverheißenden wohlverdienten Sieg.

Sozialdemokratische Partei Ungarns Belgrad , 22. Mai.

In aufrichtiger Freude beglüdwünschen wir die glänzenden Wahlresultate der brüderlichen Partei, die einen enormen Schriff auf dem Wege des vollkommenen Sieges der Demokratie, des Melt­friedens und des Sozialismus bedeuten.

Sozialistische Partel Jugoslawiens .

Hoffnungsbotschaft der italienischen Sozialisten.

Bon der Sozialistischen Bartel Staflens, die ihren Siz in Baris hat aufschlagen müssen, nachdem sie im eigenen Bande von Mussolini unterdrlickt und verfolgt wurde, erhielt ber Barteivorstand nadytehendes Glückwunschtelegramm:

Nach eurem Siege blühen wieder Hoffnungen auf bei allen vom Faschismus Unterdrüdten, vom Imperialismus Bedrohten und Ge­fofferten. Ein dreifaches Hoch!" der deutschen Sozialdemokratie. gez. Modigliani, Sefreför des Borffandes der Sozialistischen Arbeiterpartei 3taflens.

Friedrich Brühne .

Totenfeier in Frankfurt .

Frankfurt a. M., 22, Mai.( Eigenbericht.) Der Leib Friedrich Brühnes war heute unter der flegreichen roten Fahne im Krematorium aufgebahrt; ihn bedten Kränge, ge­widmet von den vielen Organisationen, für deren Ziele das Leben des Berstorbenen restlos aufgegangen ist. Für den Parteivorstand sprach Otte Beis herrliche und tief bewegende Borte des Dantes und der Anerkennung für das unendlich mühevolle und fegensreiche Lebenswert Friedrich Brühnes, der das Ideal eines sozialistischen Kämpfers war, herausragend aus der Zeit des Sozialistengefeges und nie erlahmend bis in unsere Tage. Im Namen der Partel gab Bets Zeugnis von der Treue und Selbstlosigkeit des Toten und feiner Lebensgefährtin, die ihm allezeit sorgend und hilfsbereit zur Seite stand und ihn jetzt zur letzten Ruhe begleitete. Im Auf­trage der Kontrollkommission sprach Brey Worte ber Trauer und bes Dantes. Bürgermeister Gräf Frankfurt rief dem Taten ben legten Gruß der Bezirksorganisation nach. Gewerkschaften, Berufs­organisationen, Bereine und Rorporationen fäften dann einander ab, um sich mit Worten und Kränzen von dem Toten zu verab­schieden.

Urbeiter fangen vom Sohn des Boltes, und bann neigten sich die Fahnen. Was fterblich war von Friedrich Brühne , fant in bie

Die Stimmen der Frauen.

Eine Statistit der getrennten Abstimmungen. Wie in Berlin , murbe u. a. auch in Magdeburg , Hagen , Darm stadt, Eisenach und Jena nach Frauen und Männern ge. trennt abgestimmt. Der Demokratische Zeitungsdienst berichtet darüber:

-

222121

334343

443

1

1

I 0

1

1 1

112

Im übrigen hat die Boltsrechtpartei in Darmstadt gegenüber 1924 einen Stimmenrüdgang von insgesamt 2000 Stimmen zu ver zeichnen.

In Jena ergab sich im wesentlichen dasselbe Bild. Hier er hielt insbesondere von den Splitterparteien die Aufwertungspartei eine weitaus größere Anzahl Frauen als Männerftimmen. In Jena stimmten für die Boltsrechtpartei 352 Frauen und 223

Männer.

Neue Führergarnitur der KPD .

Die Wandlung der Reichstagsfraktion.

Im Dezember 1924 zogen 45 Kommunisten in den Reichstag ein. Von ihnen sind nur 22 wiedergelehrt. 32 find neugewählt, darunter nur zwei bekannte Köpfe: Bied und Paul Frölich 15 Mitglieder der kommunistischen Frattion, unter ihnen Rosen­berg, Sholem, Ruth Fisher, Urbahns. Rorld, Ras. waren teils ausgeschieden, teils ausgeschlossen worden. Aber nicht mur fie fehren nicht wieder, fondern auch a cht andere, die bis zu lezt als Mitglieder der offiziellen Fraktion zeichneten, sind ver schwunden, so Creußburg, Rebbermeyer und Rosen.

In Magdeburg gab es rund 17 000 mahlberechtigte Frauen mehr als Männer. Von den Richtwählern waren in Magdeburg 21 000 Frauen und 14 000 Männer. Für die Deutschnatio. nalen stimmten hier 10 166 Frauen und 7199 Männer, für das Sentrum 1962 Frauen und 1308 Männer, für die Bolts. partei 15 006 Frauen und 12 017 Männer. In Magdeburg hatten entgegen dem Ergebnis aus anderen Orten auch die Sozial. be motraten mehr Frauenstimmen als Männerstimmen zu vers zeichnen, und zwar stimmten für die Sozialdemokraten 42 229 Frauen und 38 930 Männer. Für die Demotraten ftimmten 7583 Frauen und 7218 Männer, für die Wirtschaftspartet 4145 Frauen und 3849 Männer. Für den Völkisch - nationalen Blod stimmten 1007 Frauen und 986 Männer. Für die Kommunisten bagegen mur 8334 Frauen und 10 430 Männer. Bei einer Ber hältnisberechnung ergibt sich, daß in Magdeburg bei den Deutschbaum. nationalen und bei der Deutschen Boltspartei die Frauenstimmen die Männerstimmen prozentual erheblich überwogen. Bei der Sp­alaldemokratie hielt sich der Sumachs ungefähr in dem Verhältnis des llebergewichts der wahlberechtigten Frauen über die Männer.

In Hagen war das Bild ähnlich. Hier kam das Frauen­mahlrecht den Deutschnationalen und besonders dem Zentrum zu­gute. Die Deutschnationalen erhielten 2081 Männer und 2381 Frauenstimmen, auch die Volkspartei vermochte 218 Frauenstimmen mehr als Männerftimmen zu erlangen. Besonders aber konnte das 3entrum Nutzen aus dem Frauenwahlrecht ziehen. Für diese Partei fttimmten 3372 Männer und 4882 Frauen.

In Darmstadt erhielten die Deutschnationalen 1738 Männer. ftimmen und 2041 Frauenstimmen, das Sentrum 1225 Männer­und 2921 Frauenstimmen. Die Demokraten zählten 1851 Männer. und 1915 Frauenstimmen. Wenig beliebt waren in Darmstadt wie überall die Kommunisten und die Nationalsozialisten bei den Frauen. Die Kommunisten erhielten 1362 Männer und 857 Frauen­ftimmen, 869 Männer stimmten für die Nationalsozialisten, und nur 560 Frauen wählien die gleiche Liste. Charakteristisch ist bie Bor­liebe der Frauen für die Splitterparteien, die sich in Darmstadt , dadurch auswies, daß die Boltsrechtpartei mur 1019 Männerstimmen, bagegen 1515 Frauenftimmen aufweisen fonnte.

Stadtverordnetenwahlen.

Das Ergebnis in Breslau und Frankfurt a. M. Bie in Dortmund wurden auch in Breslau und Frankfurt a. M. infolge der neuen Eingemeindungen zusammen mit den Reichstagswahlen Stadtverordnetenwahlen vorgenommen.

Die Wahl in Breslau ergab: So3 . 38(+ 7). Dntl. 16 (-4), 3tr. 11( 1), DBp. 5(-1), KPD . 5(+ 1), Dem. 4(-1). Wirtsch. P. 2(+ 1), Bölt. 1(-3), Dt.- Goz. 2( unverändert), Mieterliste 4( vorher unvertreten), Bodenreformer 1(-3).

In Frankfurt a. M.: S03. 29(+ 10). Dntl. 7(- 3), Dep. 9(+ 3), ABD. 11(+ 3), Dem. 7( unverändert), Wirtsch.- P. 4( unverändert), Nat.- Soz. 4( unverändert), Arbeitnehmer 3(-1). 3tr. 9(+ 1), Aufwertler und Engl . Bergg. je 1 neues Mandat, die Unabhäng. Soz. verloren thr Mandat.

Eine Regierungsfrise in Griechenland ist ausgebrochen. Man rechnet mit Barlamentsauflösung und Neuwahlen oder Staats. streich!