Dfor. 240* 45. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Mittwoch, 23. Mai 1928
�>Ü! Reichsbahndircktion Berlin gibt nunnichr bis endgültigen Derkehrstage und Abfahrzciten der Fcriensonderzüge so- wie die zu den einzelnen Zügen aufgelegten Fahrkarten bekannt. Dabei ist zu beachten, daß die Bestellungen(Bestellkarten) für die im Juni verkehrenden Sonderzüge frühestens zum 30. Mai. für die im Juli und 21 u g u st verkehrenden Sonderzüge frühestens zum 9. Juni einzureichen sind. Bor dem 30. Mai bzw. 9. Juni eingehende Bestellungen müssen zur Vermeidung von Benachteiligungen der richtig bestellenden Reisenden unbeantwortet und u n- berücksichtigt bleiben. Die Besteller erhalten Bescheid, ob ihrer Bestellung entsprochen werden konnte oder nicht. Die Fahrkarten können in Berlin nur schriftlich durch 2lusfüllung der beson- dcrs hierfür vorgesehenen Bestellkarten mit Rückantwort, die bei sämtlichen Berliner Fahrkartenausgaben kostenlos abgegeben werden, bestellt werden. Die Deskcllkarken sind nur durch die Post an die in den amtlichen Aushängen und im Ueberstchtsheft bei jedem Sonderzuge angegebene Fahrkartenausgabe einzusenden. Bestell- karte und Slntwortkarte sind mit Anschrift und Freimarke zu oer- sehen. Es werden Sonderzüge nach der Ostsee , der Nordsee , nach den Harz, nach.Thüringen , der Sächsischen Schweiz, nach Oberbayern , Württemberg , den Schwarzwald , Riesen- und Jsergebirge, Glatzer- gcbirge, Ostpreußen und dem Rheinland gefahren. 1. Nach der Ostsee : Nach Käslln'Misdroy von Charlottenburg am 30. Juni, am 2., 3., S., 6. und 7. Juli, jedesmal um 10.50 Uhr: vom Stettiner Bahnhof am 4., 5., 6., 7. und 14. Juli und am 11. August, jedesmal um 11.47 Uhr.— Fahrkarten werden ausgegeben noch Horst oder R e w a h l, nach Deep, nach K o l b e r g 18 M., noch Henken. bogen oder Timmenhagen oder A l t- B a n z i n oder G ü d e n h a g e n oder K ö s l i n 20,60 M., nach M i s dr o y 16,30 M. und nach D i e v e n o w oder Heidebrink 17,30 M. Nach Swinemünde ab Charlottenburg am 3., 4., 5.. 6. und 7. Juli, jedesmal um 9.50 Uhr: vom Stettiner Bahnhof am 23 Juni, am 4., 5., 7. und 14. Juli, am 11. August, jedesmal um 9.33 Uhr.— Fahrkarten werden ausgegeben nach Swinemünde 14,90 M., nach Heringsdorf Seebad oder 2l h l b e ck Seebad oder Bansin Seebad 16,20 M., nach U« ck e r i tz oder Kölpinsee oder Koserow oder Zempin oder Carlshagen Trossen- Heide, nach Z i n n o w i tz 18 M. Zu dem Sonderzuge vom Stettiner Bahnhof nach Swinemünde am 5. Juli werden auch Fahrkarten nach Zoppot , Pillau und Königsberg ausgegeben, die ab Swine - münde nur über den Seeweg gelten. Die Preise betragen nach Zoppot 27,60 M., nach Pillau 29,60 M., nach Königsberg (Pr.) 34,40 M. Noch Saßnitz/Putbus von Charlottenburg am 4. Juli um 10.30 Uhr: vom Stettin «? Bahnhof am 3. und 5. Juli. Abfahrt der Sonderzüge vom Stettiner Bahnhof am 3. Juli um 11.40 und 12.30, am 5. Juli um 12.30 Uhr. Fahrkorten werden ausgegeben nach G r e i f s w a l d, nach Ludwin 18,20 M., nach S t r a l- s u n d, nach Zingst oder P r e r o w, nach H i d d e n s e c 20,70 M., nach Bergen oder Putbus oder Lauterbach oder Sagard 17,60 M., nach Saßnitz oder Binz oder Sellin oder Baabe oder Göhren 21,30 M. Nach Warnemünde am 3. Juli um 15 Uhr, am 4. und 7. Juli um 11 Uhr. Die Sonderzüge verkehren vom Stettiner Bahnhof.— Fahrkarten werden ausgegeben nach Warnemünde oder Bad Doberan oder Heiligendamm oder Brunshaupten oder Ost- seebad A r« n d s e e oder R i b n i tz oder Kröpelin oder Rövershagen zum Preise von 16,40 M. lNach Stettin am 4. Juli, Stettiner Bahnhof ab um 7.10 Uhr. Zu diesem Sonderzuge werden nur Fahrkarten ausgegeben, die von Stettin auch nach den nachstehenden Ostseebädern nur über den Wasserweg gelten. Auf der Rückfahrt kann entweder der Landweg oder wiederum der Wasserweg benutzt werden. Als Zielstattonen sind vorgesehen: Swinemünde 14,90 M., 5ieringsdorf Seebad oder Ahlbcck Seebad oder Bansin Seebad 16,20 M., Zinnowitz 18 M?,
Saßnitz oder Linz oder Sellin oder Göhren 21,30 M., Misdroy 16,50 M., Dieoenow oder Heidcbrink 17,30 M. Nach Lauenburg (Pom.) am 4. und 5. Juli, Abfahrt ab Stettiner Bahnhof 10.25 Uhr. Fahrkarten werden ausgegeben nach Kolberg 21,40 M, nach Köslin oder Henken Hagen oder Timmenhagen oder Güdcnhagen oder Alt-Banzin 21,60 M., nach Rügenwaldc oder Stolpmünde 25,40 M. und nach dem Ostseebad L e b a 30,40 M. Auf den Strecken, die der Sonderzug nicht bc- rührt, können fahrplanmäßige Züge benutzt werden. 2. Nach der Nordfee: Nach Hamburg am 3., 4. und 5. Juli(Nachtzüge), Abfahrt Lehrter Bahnhof ob 22.20 Uhr, Ankunft in Hamburg um 5 Uhr am folgenden Morgen. Nach Hamburg/Westerland am 4., 5., 6. und 7. Juli(Tages- züge). Abfahrt Lehrter Bahnhof um 7.05 Uhr, Ankunft in Hamburg um 12.20 Uhr, in Westerland um 18,21 Uhr. Fahrkarten werden ausgegeben nach Hamburg 19,60 M., nach B ü f u m, nach Husum , Garding und nach den nordsriesischcn Bädern W y k(Fähr) 41,30 M., nach Amrum 46,70 M. und nach Westerland (Sylt ) 39,30 M. Femer werden in Berlin auch noch folgende' Anschlußkarten ab Hamburg ausgegeben: Nach Cuxhaven , Eutin , Eckernförd«, Kiel, Lübeck , Flensburg , Niendorf(Ostsee), Malente-Gremsmühlen , Travemünde . Nach Vremen/Norddeich am 3., 4. und 5. Juki. Abfahrt Lehrter Bahnhof um 23 Uhr. Fahrkarten werden ausgegeben nach Bremen 22,80 M., nach Wilhelmshaven , nach Emden Außenhafen, nach Norddeich . Außerdem werden durchgehende Fahrkarten noch den ostfriestschen Inseln: Nach Borkum 45 M., nach I u i st 44 M, nach Langeoog 41,20 M., nach Norderney 40,10 M., nach Spiekeroog 40,10 M. und noch Wangerooge 40,60 M. aus- gegeben. 3. Nach Oberbayern : Am 16., 17., 23., 24. und 30. Juni, am 1., 2., 3, 4., 5., 6., 7., 14., 15., 16., 28. und 30. Juli, am 11. und 12. August. Die Sonderzüge fahren über Nürnberg oder über Hof-Regensburg bis München . Von da ab können noch den über München hinaus ge- legenen Zielstationen fahrplanmäßige Züge benutzt werden. An allen obengenannten Togen verkehren die Sonderzüge vom An- Halter Bahnhof um 16.48 Uhr. An den Tagen, an denen mehrere Züge vorgesehen sind, verkehren diese um 13.25, 19.19 oder 21.10 Uhr. Die am Nachmittag abfahrenden Sonderzüge kommen so zeitig in München an, daß sie die von München ins Gebirge fahrenden Frühzüge erreichen. Die Fahrkarte nach München kostet 43,80 M. Die über München hinaus aufliegenden Fahrkarten ge- statten unter Berücksichtigung der Wairdermöglichkeiten und der Eisenbahnoerbindungen eine ausgedehnte Wahlfreiheit. Versuchsweise werden in diesem Jahre drei Ferien- sonderzüge ohne Berührung von München bis ins Gebirge durchgeführt werden, und zwar am 3. Juli nach P a ff a u- Berchtesgaden, Fahrkarten nach Regensburg , nach Plattling , nach Paffau, nach Berchtesgaden oder Salzburg : am 4. Juli nach Oberstdorf/Lindau , Fahrkorten nach Augsburg , nach Füssen oder Pfronten -Steinach oder Oberstaufen , nach Lindau -Stadt oder Oberstdorf oder Pfronten -Steinach: am 5. Juli nach Garmisch- Partenkirchen , Fahrkarten nach Augsburg , nach Murnau , nach Garmisch-Partenkirchen , nach Mittenwatd oder Griesen(Obb.) oder Oberammergau . Auf der Rückfahrt gewähren die Fahrkarten die gleiche Wahl- freiheit wie die entsprechenden Karten, die zu den Sonderzügen nach München ausgegeben werden. Reisende mit Feriensonderzugkarten noch Salzburg oder Passou erhalten gegen dercnGVorzeigung an den österreichischen Fahrkartenschaltern in Salzburg und Passau um 25 Proz. ermäßigte Anschlußrücksahrkarten 3. Klasse nach Wien -Westbahnhos über Linz . 4. Nach dem Rheinlande: Nach Köln am 3. 4. und 13. Juli, am 6. und 11. August. Ab- fahrt der Sonderzüge im Juli und am 11. August vom Potsdamer
Bahnhof um 19.10 Uhr, des Sondcrzuges am 6. August um 8.50 Uh? vom Bahnhof Friedrichstrahe. Fahrkarten werden ausgegeben nach Brilon Wald oder Bestwig , nach Hägen oder Schwerte 31,80 M., nach Elberfeld oder Barmen 34 M.. nach Köln 38,80 M. Ueber Köln hinaus werden Fahrkorten nach Bonn zum Preise von 41,90 und nach Trier zum Preise von 52,40 M. ausgegeben. Die Fahrkarte nach Bonn gilt auch nach Godesberg oder Mehlem oder Königswintor oder Honnef . Auf der Rückfahrt können von Bonn bis Köln mit der Fahrkarte auch Personenschisse auf dem Rhein benutzt werden. Mit der Fahr- karte nach Köln kann die Rückfahrt auch von Mainz aus über Frankfurt (Main ) angetreten werden. Zu den Sonderzügen am 13. Juli und am 6. August werden nur Fahrkarten nach Köln ausgegeben. 5. Nach Ostpreußen : Nach Sönigsberg/Znstertmrg über Marixnburg am 23., 24. und 30. Juni, am 2., 3., 4., 6., 8., 14. und 15. Juli, am 3. und 4. August. Abfahrt der Sonderzüge vom Stadtbahnhof Friedrichstrahe um 20.02 Uhr, der Sonderzüge am 2. und 4. Juli um 15.50 Uhr. Der Sonderzug am 2. Juli führt durchgehende Wagen nach Cranz , der Sonderzug am 4. Juli führt durchgehend« Wagen nach Warnicken, � wohin auch Fahrkarten ausgegeben werden. Nach Jnsterburg werden zu diesen beiden Zügen keine Fahrkarten ausgegeben. Nach Jnsterburg über Deutsch-Eylau am 1., 5., 7. und 9. Juli, am 5. August. Abfahrt der Sonderzüge vom Stadtbahnhof Friedrich- straße 20.02 Uhr. Zu den Sonderzügen über Marienburg werden Fahrkarten ausgegeben nach Marienburg 23,10 M., nach Elbing , noch Braunsberg, nach Königsberg 30,50 M. und noch Jnsterburg 34,90 M.: am 2. Juli auch nach Cranz 31,65 M., am 4. Juli, auch nach Warnicken 32,60 M. Zu den Zügen über Deutsch- Eylau werden Fahrkarten ausgegeben nach Deutsch-Eylau 24,70 M., nach Allenftein, nach Korschen und noch Jnsterburg 35,10 M. Für diese Fahrkarten wird eine Fahrpreisermäßigung von 50 Proz. gewährt. 6. Nach dem Harz : Nach dem Nordharz (Goslar . Thale ) an: 3., 4. und 7. Juli, am 4. August. Abfahrt ab Potsdamer Bahnhof um 9 Uhr. Fahrkorten werden ausgegeben nach Halberftadt 13,60 M., nach Ouedlin- bürg oder Thal«, noch Alerisbad, nach Blankenburg 15,60 M., nach Elbingerode oder R ü b e l a n d, nach Tanne, nach W e r n i g e- rode oder Jlsenburg, nach Bad Harzburg oder Goslar 16,80 M., nach Schierke oder Elend oder Drei-Annen-Hohne 17,70 M., nach Benneckenstein oder Sorge und nach Braunlage . Nach dem Südharz< Seesen Quedlinburg ) am 4. und 5. Juli, Abfahrt ab Friedrichstraße um 7.10 Uhr. Fahrkarten werden aus- gegeben nach Berga . Kelbra 15,20 M.. nach Nordhausen , nach Walkenried oder Bad Sachsa , nach Scharzfeld oder Herzberg , nach Osterode oder Gittelde oder Seesen , nach Ballenstedt Ost oder West oder Gernrade oder Bad Suderode oder Ouedlin- bürg 13,20 M. und nach Braunlage . ' 2. Nach Thüringen : Nach Schwarzburg am 4. Juli, Anhalter Bahnhof ab 6.55 Uhr. Fahrkarten werden ausgegeben nach Bad Köfcn 14,40 M., nach Rudolstadt oder Saalfeld oder Bad Blankenburg unh nach Schwarzburg oder Sitzendorf 20,60 M. Nach Eifenach am 5., 6. und 7. Juli. Abfahrt Anhalter Bahnhof ob 6.55 Uhr. Fahrkarten werden ausgegeben nach Naumburg oder Bad Köfcn oder Bad Sulza 14,40 M.. nach Gotha , nach Weimar , noch Eifenach oder Ilmenau oder Oberhof oder F r i e- d ri chro da oder Tambach-Dietharz 21,60 M. 8. Nach der Sächsischen Schweiz: Nach Bad Schandau am 4. und 7. Juli, Abfahrt Anhalter Bahnhof um 11.40 Uhr. Fahrkarten werden ausgegeben nach Pirna , nach Oberoogelgefang oder Vötzfcha-Wehlen oder Rathen 14,20 M., nach Königstein oder Bad Schandau oder Kipsdorf 14,80 M.
%d London : W vlfsblUt. Dritter Teil. 1. Die Feuermacher. Ganz plötzlich machte das Wölflein eine neue Entdeckung. Es war einst ganz sorglos aus der Höhle zum Bach hinunter- gelaufen, um zu trinken, vielleicht war es noch schlaftrunken, denn es war die ganze Nacht auf Raub ausgewesen und eben erst aufgewacht: auch hatte es den Weg zum Bache so oft ge- macht, daß es ihn genau kannte, und niemals war ihm dort irgend etwas passiert. So war es an der umgefallenen Tanne vorbeigekommen, dann quer über den freien Platz und unter die Bäume getrabt. Dann witterte und erblickte es das Neue im nämlichen Augenblick. Vor ihm auf der Erde saßen fünf lebende Wesen, wie es ähnliche nie im Leben gesehen hatte. Es waren die ersten Menschen, die es erblickte. Die Fünfe sprangen jedoch bei seiner Annäherung nicht auf, auch wiesen sie nicht knurrend die Zähne: unbeweglich, schwei- gend, unheimlich saßen sie da. Auch das Wölflein regte sich nicht. Alle Instinkte seiner Natur trieben es an, fortzurennen, doch zum erstenmal regte sich in ihm ein anderer, entgegengesetzter Trieb. Eine Art geheimnisvoller Ehrfurcht überkam es: ein Gefühl der eigenen Schwäche und Unbedeutcnheit drückte es nieder. Hier, fühlte es, war Herrschast und Macht, etwas viel, viel Größeres als es selber. Das Wölflein hatte zwar nie Menschen gesehen, aber dem Instinkt nach kannte es sie. Unklar erkannte es in ihnen das Tier, das über alle andern herrscht. Nicht bloß mit eige- nen Augen, sondern auch mit denen seiner Vorfahren blickte es jetzt auf den Menschen— mit Augen, die in der Dunkel- heit sich um zahllose Lagerfeuer gedrängt, die aus dem Dickicht aus sicherer Entfernung auf das seltsame, zweibeinige Ge- schöpf geschaut hatten, das Herr über die lebenden Wesen war. Der Bann seines Erbteils lag auf ihm, die Furcht, der Re- spekt, den ein jahrhundertelanger Kampf und die gesammelte Erfahrung ganzer Generationen erzeugt hatten. Dies Erb- teil war für einen so jungen Wolf zu mächtig. Wäre er er- wachsen gewesen, so wäre er weggelaufen: jetzt kauerte er in lähmender Furcht nieder und brachte ihnen die Unter- werfung dar, die sein Geschlecht zum erstenmal den Menschen dargebracht hatte, als ein Wolf herangekommen war, um sich
da-aevral te&aa
Feuer zu wärmen,
Einer der Indianer stand auf, ging zu ihm hin und bückte sich zu ihm herab. Das Wölflein duckte sich tiefer. Das Unbekannte, das Wirklichkeit, ja Fleisch und Blut geworden war, beugte sich über es und wollte es packen. Unwillkürlich richtete sich sein Haar empor, seine Lippen zogen sich zurück und entblößten die kleinen Zähne. Die Hand, die wie das Verhängnis über ihm schwebte, zögerte, und der Mann sagte lachend:„Seht doch die weißen Zähne!" Die andern Indianer lachten laut und drängten den Mann, das Wölflein emporzuheben. Wie die Hand ihm näher kam, stritten sich widerstrebende Empfindungen in ihm. Es hatte das Verlangen, nachzugeben, und der Wunsch, sich zu wehren, und das Resultat war, daß es beides tat. Es ließ es geschehen, daß die Hand ihn fast berührte, dann schnappte es blitzschnell danach. Im nächsten Augenblick be- kam es eine Ohrfeige, die ihn umwarf. Nun war ihm dte Streitlust vergangen. Seine große Jugend und der Instinkt der Unterwerfung gewannen die Oberhand, es setzte sich auf- recht und winselte kläglich. Allein der Mann, den es in die Hand gebissen hatte, war ärgerlich. Das Wölflein erhielt noch eine Ohrfeige auf die andere Seite, worauf es noch kläglicher schrie. Die andern Indianer lachten laut, und selbst der Ge- bissene stimmte ein. Sie standen rings um das Wölflein und lachten, während es in feinem Jammer und in seiner Angst laut winselte. Da hörte es einen wohlbekannten Ton. Auch die Indianer lauschten, ober das Wölflein wußte, was es war, und nachdem es noch einmal laut aufgejammert hatte, schwieg es und wartete auf die Ankunft der Mutter, seiner wilden, unbezwinglichen Mutter, die mit allem kämpfte, was da lebte, und es tötete und Furcht nicht kannte. Sie kam knurrend herangestürmt. Sie hatte den Ruf ihres Jungen gehört und stürzte herbei, um es zu retten. Sie sprang mitten.unter die Männer, und ihre mütterliche Angst und ihre wilde Kampfbereitschaft machten sie furchtbar. Aber dem Wölflein gefiel ihr rasender Zorn: das verhieß ihm Schutz. Es stieß einen schwachen Freudenschrei aus und sprang ihr entgegen, während die Männer eiligst ein paar Schritte zurückwichen. Die Wölfin stellte sich mit gesträubtem Haar vor ihr Junges, und ein tiefes, grollendes Knurren stieg aus ihrer Brust empor. Ihre Züge waren drohend verzerrt, die Nase von der Spitze bis zu den Augen voller Falten, und ihr Knurren klang boshaft. Auf einmal schrie einer der Indianer:„Kische!" Es lag Erstaunen in dem Ruf. Das Wölflein fühlte, wie die Mutter bei dem Ruf zustnnmenzuckte.
,Lische!" rief der Mann noch einmal, diesmal scharf und gebietend, und nun sah das Wölflein, wie seine sonst so un- bändige Mutter sich duckte, bis sie fast den Boden berührte, und winselnd und schweifwedelnd um Frieden bat. Es konnte sie nicht verstehen, und es war entsetzt. Angst und Grauen vor den Menschen übermannte ihn. Sein Instinkt hatte also recht gehabt, auch die Mutter bestätigte es, denn auch sie unterwarf sich den Menschen. Der Mann, der so gesprochen hatte, näherte sich ihr. Er legte ihr die Hand auf den Kopf, und sie duckte sich noch tiefer. Sie schnappte nicht zu oder drohte, es zu tun. Auch die andern kamen näher, stellten sich um sie, betasteten und streichelten sie, was sie sich geduldig gefallen ließ. Sie waren alle sehr aufgeregt und machten seltsame Töne mit dem Munde. Diese Töne bekundeten jedoch keine Gefahr, das sah das Wölflein ein, als es zur Mutter herankroch, und wenn auch fein Haar sich emporrichtete, doch, so gut es konnte, seine Unterwerfung bezeigte. „Es ist nicht zu oerwundern," sagte einer der Indianer. „Ihr Vater war ein Wolf, wenn auch die Mutter eine Hündin war. Allein mein Bruder band diese in der Paa- rungszeit oft nachts im Walde an. Darum war Kisches Vater ein Wolf." „Ist es nicht ein Jahr her. Grauer Biber," sagte ein anderer Indianer,„seitdem sie weglies?" „Das ist kein Wunder," antwortete der Graue Biber. „Es war eine knappe Zeit, und es gab kein Fleisch für die Hunde." „Sie hat bei den Wölfen gelebt," sagte ein dritter. „So scheint es. Drei Adler," antwortete der Graue Biber und legte die Hand auf den jungen Wolf,„und das ist das Resultat davon." Das Wölflein knurrte ein bißchen bei der Berührung Sofort wurde die Hand zurückgezogen, um ihm eine Ohrfeige zu geben. Darauf wies es nicht mehr die Zähne, sondern legte sich unterwürfig nieder, während die Hand ihm am Kopfe kraute und ihm den Rücken streichelte. „Ja, das ist das Resultat davon," fuhr der Graue Biber fort.„Es ist klar, daß Kifche seine Mutter ist. Aber der Vater ist ein Wolf. Darum ist wenig vom Hunde und viel vom Wolfe in ihm, und„Wolfsblut" soll sein Name sein. Ich habe gesprochen. Es ist mein Hund. War nicht Kische meines Bruders Hund? Und ist nicht mein Bruder tot?!", �.(Zortjetzung folzt.) j