sich mit ihnen zu gemeinsamem politischen Wirken verbinden und diese in der gleichen Weise für eine Politik des fozialen Fortschritts gewinnen, wie sich die Deutschnationalen des rechten Zentrumsflügels für ihre reaktionären 3wecke bedient haben. Es wird Aufgabe der Sozialdemofratie sein, den Einfluß des linken Flügels in den Mittelparteien zu stärken. Die Demofraten fönnen eine Regierungsfront gegen rechts wirksam kräftigen, während auf die Kommunisten bei der Verfolgung realpolitischer Ziele zum Vorteil der Arbeiterschaft nicht zu rechnen ist. Der Aufsatz schließt wörtlich:
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Das ist es, was wir wollen: Eine Regierungsmehr heit, die unter Führung der nach dem Wahlergebnis hier: zu berufenen Sozialdemokratie bewußt und entschlossen danach strebt, die politische Geltung der, in immer schwächeren Wellen, bis in die Mitte des hohen Hauses am Platz der Republit in Berlin vordringenden großkapitalistischen, altpreußisch- bureaukratischen und ostelbisch- monarchistischen Reaktion auf ein Nichts zu beschränken; eine Regierungsmehrheit, die ein stetiges republikanisches Regime einleitet und die Entwicklung zum sozialen Boltsstaat eine Strede voranführt. Das Wahlergebnis hat die Voraussetzungen hierfür geschaffen. Hier gilt nicht das Wort des Kommunistischen Manifestes:
Die Organisation der Proletarier als Klaffe... erzwingt die Anerkennung einzelner Interessen der Arbeiter in Gesezesform, indem sie die Spaltungen der Bourgeoisie unter sich benutzt."
Die äußeren Mittel, mit denen die Sozialisten diese Weijung Wirklichkeit werden lassen, werden bestimmt durch die Zeitumstände und die wechselnden Formen des politischen Lebens. In unserer Zeit gelten die Formen und Gesetze der Demokratie und des Parlamentarismus. Unter ihrer Herrschaft ist es der Zweck der politisch sinnvollen Opposition, die Regierungsmehrheit von heute in die( möglichst machtlose) Minderheit von morgen zu verwandeln und selbst an ihre Stelle als regierende Macht zu treten. Es ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ein anderer Teil der Kieler Entschließung aktuelle Bedeutung erlangen muß:
„ Die Beteiligung der Sozialdemokratie an der Reichsregie rung hängt allein von der Prüfung der Frage ab, ob die Stärke der Sozialdemokratie im Volfe und im Reichstag die Gemähr gibt, durch Teilnahme an der Regierung in einer gegebenen Situation bestimmte, im Interesse der Arbeiterbewe= gung gelegene Biele zu erreichen und reaktionäre Gefahren abzuwehren. Die Entscheidung über die Teilnahme an der Regierung iſt eine tattische Frage, deren Beantwortung nicht durch bestimmte Formeln ein für allemal festgelegt werden tann." Wir wünschen der Leitung der Sozialdemokratischen Partei bei der Wahl ihrer Tattif eine glückliche Hand.
Keine Funkmeldung mehr.
Kingsbaŋ, 26. Mai.
milano " von 0,15 Uhr ist seit Freitag morgens 10,27 Uhr Nach einem offiziellen Funtspruch der„ Citta di von der„ Italia" teine Funkmeldung mehr eingelaufen, und es ist auch nicht bekannt, welche Richtung das Luftschiff eingeschlagen hat. Das Hilfsschiff ist augenblicklich eifrig dabei, den Kohlenvorrat zu ergänzen, um für eine Hilfsexpedition gerüstet zu sein. Wenn auch der Funkspruch der„ Citta di Milano" betont, daß vorläufig noch tein Grund zur Besorgnis vorhanden ist, so geht doch aus den Maßnahmen des Expeditionsschiffes hervor, daß mit einer Notlandung der„ Italia " gerechnet wird, da das Luftschiff nur beschränkte Benzinvorräte an Bord hat und bereits bei Eintreffen der letzten Funkmeldung um 10,27 Uhr 14 Stunden überfällig war.
Die letzten Signale.
Die Radiostation des Dampfers ,, Citta di Milano" forscht ununterbrochen nach Lebenszeichen des Luftschiffes ,, Italia " und sendet
Indon
von Zeit zu Zeit Funksprüche aus des Inhalts: Wir haben euch rals Nobile beunruhigt immer mehr. Auf Grund der letzten Funkfeit Freitag morgen nicht mehr gehört. Antwort auf Bellenlänge von 30 bis 50, je nach der Entfernung." Das Schweigen des Genefprüche des Generals sucht man die Stelle zu erreichen, an der sich die Italia " befand, ais Freitag gegen 11 Uhr die Funkstation mit dem Senden aufhörte. Freitag morgen 3½ Uhr hatte General Mobile berechnet, noch 100 Meilen von der Insel Moffen entfernt zu sein, die sich ungefähr auf dem 80. Breitengrade im Norden von Spitzbergen befindet. Daß die Fahrt immer schwieriger wurde, bewiesen die latonischer werdenden Funtsprüche No. biles, die dringend empfahlen, unbedingt jede halbe Stunde von der„ Citta di Milano" funkentelegraphisch Signale zur Korrektur des Kurses abzugeben. Die letzten Funksprüche ließen deutlich erkennen, daß das Luftschiff immer noch nach Often abgetrieben wurde. Jeden= falls herrschte am Freitag auch an der Kingsbay sehr starker West wind. Man tröstet sich mit dem Gedanken der Möglichkeit einer Notlandung des Luftschiffes auf Nordostland von Spißbergen und der Tatsache, daß die Expedition jedenfalls für eine NotIandung im Polargebiet ausgerüstet und mit Lebensmitteln für einen Monat versehen ist.
Die fürstliche" Kolonialabfindung
Geheimratspolitik in der Kolonialabteilung.
=
gefällig
Arbeiterregierung und Kolonialschäden.
So sehr das Auswärtige Amt es zu bestreiten sucht, die Tatsache| eines millionenschweren Fürstenhauses gefallen hat und dem er bleibt bestehen, daß bei der Abfindung der Liquidationsgeschädigten gefällig fein wollte. mit zweierlei Maß gemessen wurde. Es ist und bleibt unverständlich, warum dem Prinzen Löwenstein Wertheim- Freu= denberg für seine Kameruner Pflanzungsgesellschaft eine Entschädigung zugebilligt wurde, die in ihrer Höhe weit über das Kriegsschädenschlußgefeh hinausgeht während auf der anderen Seite zahlreiche Kleingeschädigte noch der Erfüllung ihrer berechtigten Ansprüche harren. Der„, 2 bend" hat auf dieses schreiende Miß verhältnis bereits wiederholt hingewiesen. Es ist notwendig, noch einmal darauf zurückzukommen, da die amtlichen und privaten Dementis mehr zur Verschleierung als zur Aufklärung des Sachverhalts beigetragen haben.
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Es ist selbstverständlich, daß die Auffassung der Sozialdemokratischen Partei sowohl dem Programm wie der Taktik nach sich mit den Forderungen der gewerkschaftlich organifier- mutlich auch den neuen Reichstag beschäftigen werden. Der 22. Aus
ten Arbeiterschaft decken.
Am Telephon mit Argentinien . Der„ Borwärts" vom Gespräch ausgeschloffen. Die Telefunken Gesellschaft hat am Freitag abend Bertreter der Presse eingeladen, um vorzuführen, wie die Telephonverbindung nach Argentinien funktioniert. Es soll über die Berbindung von über 12 000 Kilometer jedes Wort flar und deutlich zu verstehen gewesen sein, ohne daß man lauter zu sprechen brauchte als bei einer Ortsverbindung". So berichten wenigstens die Zeitungen und Bureaus, die Telefunken einzuladen für gut befanden. Es wird aber unsere Leserschaft intereffineren, zu erfahren, daß das Zentralorgan der deutschen Sozialdemokratie zu dieser Vorführung nicht eingeladen worden ist. Soll das eine absichtliche Brüsfierung der Berliner Arbeiterschaft darstellen? Soll ihre Presse ausgeschlossen werden von der Teilnahme an dem internationalen Telephonverkehr, der die Kontinente verbindet? Oder sind sich die Herren, die eine solche Brüskierung unternehmen, nun nicht klar darüber, daß es die arbeitende Bevölkerung ist, die ihnen die überwiegende Menge ihrer Radioerzeugnisse abnimmt, oder find sie so ahnungslos, daß sie die stark entwickelte Gewerkschaftsbewegung und Arbeiterpresse, Argentiniens nicht tennen? Wir erwarten, daß die Telefuntengesellschaft schleunigst dafür sorgt, daß die Arbeiterpresse ihre gleichberechtigte Stellung erhält und es ihr ebensogut wie der Presse anderer Parteien und Interessen ermöglicht wird, mit dem argentinischen Bruderblatt und Bruderorganisationen zu sprechen.
berbat and Bruderore
In Oslo und in anderen norwegischen Großstädten sind die Bauhandwerker in einen Proteffffreit gegen den Cohnschiedsspruch des Schiedsgerichts eingetreten, der eine Lohnherabsehung vorsicht.
Der Schiedsspruch ist bindend und unanfechtbar, und der Gewerkschaftstongreß sowie der Vollzugsrat der Gewerkschaften der Bauhandwerker haben ihre Mitglieder vor den Folgen eines ungesetzlichen Streifes gewarnt. Die Regierung erließ eine Erklärung, in der gesagt wird, die Regierung werde jeden Arbeitswilligen schützen. Sie droht den Streifenden damit, daß wilde Streits mit Gefängnis bis zu drei Monaten und Geldstrafe bis 25 000 kronen belegt werden.
De Regierung dürfte dann aber auch nicht zulassen, daß durch Cohntürzungen wilde Streits provoziert werden.
Am Freitag murde in dem nördlichen Ortsteil Bülse eine etwa zwei Minuten dauernde Erderschütterung verspürt, die so heftig war, daß sich die Bilder an den Wänden bewegten und die Türen der Schränke aufsprangen. Die Bewohner verließen panifartig ihre Wohnungen und liefen auf die Straße. Man vermutet, daß der Erdstoß durch eine Verlagerung des Gebirges im Bergbau hervorgerufen wurde.
Das erste Rafetenflugzeug.
Die Segelfliegervereinigung der Technischen Hochschule führte gestern im Ueberschweminungsgebiet der Donau den Probeflug eines 80 Zentimeter großen Raketenflugzeugmodells vor. Es gelang nach anfänglichen Schwierigkeiten ein schöner Geradeflug des Modells mit 150 Kilometer Stundengeschwindigkeit. Die Borführungen werden unter Berwertung der bisher gemachten Erfahrungen nach dem Bau eines neuen Modells fortgejezt.
Es handelt sich aber um höchst bedenkliche Vorgänge, die verschuß des Reichstages, der in dieser Angelegenheit zuständig ist, hat von der ganzen Affäre bisher nur gehört, daß das Reich 1924 zunächst 7½ Millionen Mark für den Rücklauf der deut schen Pflanzungen in Westafrita, im englischen Mandatsteil Kameruns gegeben hat, und daß später Summen als Darlehen Auswärtigen Amtes selbst keine Klarheit gebracht haben; nach den vermittelt wurden, über deren tatsächliche Höhe die Angaben des amtlichen Mitteilungen soll die Summe 14 Millionen Mark betragen haben und jedenfalls nicht über 16 Millionen Mart" hinausgehen. wenn ein Geheimrat schon diese Differenz von zwei Millionen Mart als rein gar nichts" abzutun suchte, dann hat die Deffentlichkeit darauf zu antworten: Mit diesem rein gar nichts" konnten allein fast 70 Existenzen von der Art des verzweifelten Langtoop, der 30 000 r. zu fordern hatte, befriedigt werden. abteilung des Auswärtigen Amtes hat gerade die Gesellschaft des lionen, die dieser zuviel erhalten hat, nicht aus fachlichen, sondern Prinzen Löwenstein- Wertheim- Freudenberg nochmals mit 2,3 mil aus persönlichen Gründen bevorzugt. Die Kameruner Pflanzungsgesellschaft Victoria hat diese beffere Chance gegenüber den anderen auch im Vergleich mit den oft= afrikanischen Darlehsnehmern afrikanischen Pflanzern, die besonders mäßig abgeschnitten haben- erhalten, aus keinem anderen Grunde als den des Besizes der Aktienmehrheit durch den Prinzen Löwenstein, der dem Geheimrat Brückner und seiner Abteilung in dieser Eigenschaft als Prinz
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Die Kolonial
Der„ Meister" Kommunist.
Schmier
Gelder
( 3n der Fabrik 3 arzewo war jeder neu eintretende Arbeiter gezwungen, 30-50 Mart Schmiergelder zu zahlen.)
Dabei war die gute Kauffituation im Jahre 1924 nicht etwa lichen Gesellschaft geschaffen worden, sondern ergab sich aus der durch Bemühungen des Auswärtigen Amtes oder gerade der prinzArbeit der Regierung Macdonald, die eine Versteigerung der Bflanzungen unter Zulassung deutscher Mitbieter anberaumte, nachdem eine Bersteigerung unter Ausschluß der deutschen und unter ihrer Regierungsvorgängerin nicht zu einem befriedigenden Ergebnis für die englische Regierung geführt hatte. Die Kaufleute konnten daraufhin dann die Pflanzungen, die einen Wert von 80 Millionen Mark darstellen, für 7 Millionen Mark zurückerwerben.
Der Prinz und sein Wiederaufbau.
Die ganze Arbeit, die der Prinz Löwenstein in dieser Sache für seine Gesellschaft geleistet hat, besteht darin, daß er 1925 einen Automobilausflug an der Goldküste absolviert hat, der ihn auch durch die Pflanzungen seiner Gesellschaft führte. Diese Handlung wird in einem Berichtigungs"-Schreiben der Westafrikanischen Pflanzungsgesellschaft Bietoria, deffen Wortlaut von der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes ebenfalls beeinflußt worden ist, als besondere Großtat gewertet. Die id Reisekosten hat der Prinz im übrigen auch mit Reichsgeldern, eben den schon erwähnten besonderen Darlehen beftritten, die für den Wiederaufbau der heruntergekommenen Pflanzungen bestimmt waren.
Die Abwirtschaftung der Pflanzungen während des Krieges allein rechtfertigt vielleicht eine teilweise Entschädigung der Pflanzungsgesellschaften. Aber weshalb werden diese überhaupt vom Auswärtigen Amt und vom Reichsentschädigungsamt als Liquibaworden. tionsgeschädigte gewertet. Gewiß waren sie enteignes
Sie haben dann aber doch ihre vollen Vermögenswerte hundertprozentig wiedererhalten! Wenn das Reich sie ihnen für 7% Millionen Mark in die Hanu
drücken konnte, so ändert das nichts an der Tatsache, daß sie Werte von 80 Millionen erhalten haben. Diese Gesellschaften müßten also nicht nur die Darlehen bis zur Gesamthöhe von 16 Millionen, sondern auch den größten Teil der 7½ Millionen für den Wiederaufbau ihrer Werte zurückzahlen und ständen dann immer noch unendlich viel besser da als alle anderen Liquidationsgeschädigten, die ja nur geringe Bruchteile ihrer Schäden zurüdvergütet erhalten und sich mit vollem Rifito neu aufbauen müffen, während die Prinzengesellschaft schon erheblichen Nutzen trotz verschwenderischer Ausgabenwirtschaft für Prinzenreifen und andere persönliche Konten abwirft!
Das find Gedankengänge, die den Herren von der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes ebenfalls geläufig sein müßten und ihnen jedenfalls von ihrem Minister vorgehalten würden, wenn der über die Einzelheiten dieser Dinge genau unterrichtet wäre. Wir lenten das Augenmerk des Ministers aber auch auf die Gegenleistung des Prinzen Löwenstein an die Geheimräte für seine unerhörte Bevorzugung!
Der Direktor Kemner ließ in Uebereinstimmung mit der Kolonialabteilung in Kamerun vor wenigen Monaten einen Propagandafilm drehen, der beweisen soll, wie sehr sich die Schwarzen nach der deutschen Verwaltung zurücksehnen und wie wichtig deshalb der Wiedererwerb von Kolonien sei. In dieser kolonialen Geheimratspolitik und diesem startbereiten Film erblicken wir eine schmere Gefährdung einer ver nünftigen Außenpolitif, um so mehr als gegen die Filmerei auf Pflanzungen selbst bei den europäischen Assistenten große Erbitterung herrscht. Diese müssen mit ansehen, daß die Schwarzen als„, begeisterte" Anhänger ihrer e alten Herren gefeiert werden, während nicht einmal die europäischen Affiftenten mit ihren Aufsichtsräten zufrieden sind, sondern sich das trifft namentlich für die Ekona- Gesellschaft in Kamerun zu auf das schwerste benachteiligt fühlen.
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,, Was, du willst bei mir anfangen zu arbeiten? Was fannst du denn?" Hier sind meine Zeugniffe." Gut, du bist eingestellt!"
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Alle hier gekennzeichneten Vorgänge müssen öffentlich flargestellt und die Verlegung der öffentlichen Interessen zugunsten einiger Bevorzugter wieder gut gemacht werden.
Ewige Rebellion in Megifo.
Megito- City, 26. Mai. ( Eigenbericht.) Der Hafen von Manzanillo wurde nach einem schweren fünfzehnffündigen Kampf der Bundestruppen von einer ftarten Rebellengruppe entsetzt. Die Verluste der Rebellen sind äußerst groß. Eine genaue 3iffer darüber liegt bisher nicht vor. Die Zahl der Gefangenen ist ebenfalls sehr hoch.