ragua, Kuk>a, Panam« nicht als Krieg, sondern als Polizei« a k t i o n e n,„um Leben und Eigendun amerikanischer Bür- ger zu schütze«". Nach dem Scheitern der großen Seeab- rüstunflskonferenz suchte, im Hinblick auf die Präsidentenwahlen im Herbst, die Regierung Eoolidge nach einem sichtbaren außenpolitischen Erfolg. Es vergingen fünf Monat« nach Frankreichs Antwort: im Dezember nahm Washington Frank- reichs Kriegsverzicht an, aber statt des zweiseitigen schlug es einen mehrseitigen(multilateralen) Vertrag unter den Groß- mächten vor, dem dann alle Staaten beitreten könnten. Damit treten die Vereinigten Staaten aus ihrer Isolie- rung heraus. Die wirtschaftliche Verflechtung der Welt ist zu groß geworden, als daß sie Europa für sich lassen könnten. Amerika hat seine„Kulturmission" entdeckt, es trachtet, die Welt zu befrieden. Die ökonomischen Interessen der Amen- faner haben eine dazu gehörige Idee, die Idee des internatio- nalen Kriegsverzichtes, gefunden. Dieser Radikalismus der amerikanischen Bourgeoisie, nichl nur mit Frankreich Frieden zu halten, sondern gleich ganz Europa zu befrieden, stieß in Paris auf ein Harles Rein. Frankreichs Frieden beruht ja nicht nur auf den Friedensverträgen, dem Völkerbund und Locarno , sondern auch aus seinen Bündnissen. Frankreich will sich vor- behalten, etwa Südflawien oder Polen gegen Angriffe zu verteidigen und gegen jeden Angreifer Krieg zu führen. Ebenso will es, daß leine Bundesgenossen an seiner Seite einen Verteidigungskrieg führen. Das Mißtrauen ist noch so groß, daß selbst Briand sich nicht scheute, auf solchen Bedingungen zu bestehen. Amerika wandte mit Recht ein, daß ein Vorbehalt, Krieg führen zu dürfen, die Kriegsächtung in den Augen der Welt völlig entwerte. Zudem verliere der Kriegsächtungspakt— wie alle internationalen Verträge — von selbst seine Kraft, wenn ihn eine der Vertragsmächte verletze: Frankreich gewänne seine Handlungssrecheit in diesem Fall wieder. Trotz dieser durchschlagenden Einwände hält Frankreich noch an seinen Vorbehalten fest: unter dem Zu- reden der anderen Regierungen und dem Druck der Oeffent- lichkeit beginnt sein Mißtrauen gegen die einfache Formel jedoch langsam zu weichen., Die anderen Regierungen find nicht in Bündnisse ver- strickt. Die Zustimmung Deutschlands war für eine Bürgerblockregierung zwar keine Selbstverständlichkeit— unterschreiben Deutschland und Polen den Kriegsverzichtspakt. so bedeutet das ein Stück Ost locarno , eine neue, über die bisherigen hinausgeltende Verpflichtung, auch dort Frieden zu halten. Aber es gelang, dies neue Stück„Berzichtspolitik" im Dunkel zu halten. So passierte die vorbehaltlose Zuftim- »tung znrKriegsächtung dasKabinett des sterbenden Bürger- blocks. Ebenso hat Italien , ohne Aufhebens davon zu machen, sein Jawort gegeben. Selbst der Faschismus ver- meidet es zurzeit, sich militaristisch zu demaskieren und das mächtige Amerika vor den Kopf zu stoßen. Japan hat zwar keinen Vorbehalt gemacht, aber da Korea annektiert ist, Schantung und die Mandschurei keine„Staaten" sind, so wird der Antikriegspakt dort nicht stören, wo Japan etwa mit Kriegsschiffen und Truppen„lebenswichtige Interessen seiner Bürger" schützt. England hingegen hat sich aus- drücklich vorbehalten, daß auf Gebiete mit„lebenswichtigen englischen Interessen"— Vorderasien, Aegypten — der Pakt nicht anwendbar ist. Da die Vereinigten Staaten ähnlich Mitrelamerika„betreuen", stößt diese Auslegung bei ihnen nicht auf grundsätzlichen Einspruch. Die amerikanische Regierung wird die Verhandluin>g?n über die.Kriegsächtung bis zum Abschluß weitertreiben. Er- folg oder Mißerfolg in dieser Frage entscheiden mit darüber, of» die republikanische Partei im näckssten März wiederkehrt. Aber selbst wenn sie aus anderen, innerpolitischen. Ursachen der demokratischen weichen sollte, so werden doch die Gedanken und die Interessen Amerikas auf das Ziel des Kclloaa-Plans gerichtet bleiben. So ungenügend die Kriegsächtung vom wahrhaft internatio- nalen Standpunkte ist: sie ist ein Schritt auf dem Wege, wenigstens zwischen den kapitalistischen Staaten den Krieg zu beseitigen. Aber auch die Sowjetregi-eiung hat ihre Bereit- .. schoft bereits angedeutet, dem Antikriegspakt beizutreten. Gegen den Nationalismus und Militarismus in Deutschland , � England, Frankreich und den anderen Ländern muß auch die Sozialdemokratie auf die Kriegsächtung drängen: denn ein neuer Weltkrieg würde einen Trümmerhaufen hinterlassen, aus dem auch der Sozialismus keine Frucht mehr zu ziehen vermag « - Der Führer der Sozialistischen Partei Frankreichs , Leon Blum , focderl im„Populoire" nochmals, daß die französische Regierung ihre Borbehalte gegenüber dem amerikanischen Antikriegspaktoor. schlag endlich fallen lasse. Längeres Zögern tönne Frankreich nur in schlechtes Licht setzen. Denn sonst müßten doch in französi- scheu Bündnisverträgen unverantwortliche Bestimmungen entholten seil', die nicht mit dem Kriegsverzicht vereinbar seien und infolgedessen auch gegen den Völkerbund verstoßen müßten. Er hoffe, mit dieser seiner Ansicht ein amtllches Dementi hervorzurufen: aber das einzige wirkungsvoll« Dementi wäre doch nur die vorbehaltlose Unterzeichnung des Antikriegspakt««.
„Gwrmfahne"- Wiking. Das Ergebnis der Untersuchungen in Kiel . Niel. 29.»«. Zur Aufdeckung geheimer Zusammenkünfte in Kiel wird weiter mitgeteilt: Der Poli�i wor seit längerer Zeit bekannt, daß von dem in die Magdeburger Wiking-Angelegenheit verwickelten Studenten Ko belins ki in Kiel der Aufbau einer neuen Organisation ver- sucht»erde, die den Namen„S t u r m f a h n e" führte. Die neue Gruppe bestand aus nur wenigen Mitgliedern, die sich in der Woh- nung eines der Beteiligten trafen. Bei dem Mitte voriger Woche erfclgten Zugriff der Polizei wurden fünf junge Leute vorgefunden. die zum Teil Pistolen und Dolche mit sich führten. Nach der polizei- lichen Bernehmung wurden vier von ihnen wieder auf freien Fuß gesetzt, während der Führer Kobelinfki, dessen Bruder der Führer einer Wikinggruppe m Eifenach ist, dem Untersuchungsrichter vor- geführt wurde, von dem er jedoch später auch wieder ent- lassen wurde. Das bei den einzelnen Teilnehmern an den Ber- sammlungen vorgefundene Material Hot bisher keinen Anhaltspunkt ergeben, daß ein« Verbindung mit anderen Orten bestand, doch läßt die ganz« Aufmachung der Gruppe erkennen, daß es sich um ein« Fortsetzung des in Preußen verbotenen Wikingbundes handelt. Die Staatsanwaltschaft hat die Angelegenheit an das Land- geOcht I Berlin weitergeleitct, wo«s zur Abrundiing der dort noch schwebenden Magdeburger Wikwgjache dient.
Stuttgart , 29. Mai. (Eigenbericht.) Di« Parteien sind sich darüber einig, daß nach dem katastrophalen Dahlausgang sür die Deutschnationalen die Herrschaft B a z I l l e s beendet ist. Er kann nicht länger Staatspräsident bleiben. Innerhalb der D e u ts ch n a t i onal e n und der Bolks- partei machen sich min Bestrebungen geltend, für den geschlagenen Bürgerblock zu retten, was noch zu retten ist. Da man an die Mög- lichkeit an einer Koalition wie sie früher war nicht mehr glaubt, be- müht man sich, die Demokraten in das Lager des Bürgcrblocks hinüberzuziehen. Es ist verständlich, wenn die Demokraten zunächft keine Lust haben, sich in die Konkursmasse einbeziehen zu lassen. Das Wochenblatt der Demokratischen- Partei Württembergs, der „Beobachte r", schreibt deshalb: „Das Ergebnis der Wahl ist die Ablehnung deutsch - nationaler Politik und die Ablehnung der Rechts- k o a l i t i an. Diese Tatfache liegt so klar zutage, daß eine nähere Begründung überflüssig ist. Klarheit besteht weiter darüber, daß alle diejenigen, denen es um ein gesichertes und nicht Zufälligkeiten aller Art ausgesetzles Arbeiten im württembergischen Landtag zu tun ist, die Große Koalition anstreben müssen. Die Deutsche demokratische Partei wird in dieser Richtung tätig fein." Weiter wird im bisherigen Rcgierungslager der Gedanke erwogen, die wirtschaftlichen Organisationen der Arbeiter und Angestellten einem oerkappten Bürgerblockregime irgend-
wie dienstbar zu machen. Gegen diese Methode, die Sazioldemokraris auszuschalten und die Arbeiter zu Objekten einer rein bürgerlichen. eigensüchtigen Politik zu machen, wendet sich unser Stuttgarter Parteiorgan, die„Schwäbische Tagwacht" mit aller Enti schiedenheit:, „Die Berbrsiterung der Rechtskoalition nach links geht aus die Einbeziehung der Demokraten. Darüber wird diese Partei in erster Linie selbst zu entscheiden hoben. Aber es ist«in verhäng- nisvoller Irrtum zu glauben, daß die Gewerkschaften und andere wirtschaftliche Organisationen der Arbeitnehmer— unbe- schadet ihrer Rolle gegenüber jeder Regierung— jemals die M i t- arbeit der Sozialdemokratie jemals entbehrliäz machen könnten oder auch nur wollten. Diese verhängnisvolle Anschauung darf von vornherein nicht unwidersprochen bleiben." llnfcr Parteiblatt m Heilbronn , das„R« ck a r- E ch o" bemerkt zu den Plänen der Reaktion: „Sollten sich tatsächlich Zentrum und Demokraten — so wie es die Stresemänner für Württemberg wünschen— zu einem Bürgerblock gegen die Sozialdemokratie zusammenfinden, so würde unsere Partei einer solchen Regierung und Koalition gegenüber in die schärfste Oppositlons- und Kampfstellung treten. Wir hätten die Wirkungen einer solchen, den Willen der Wähler- schast vergewaltigenden Entwicklung wahrlich nicht zu fürchten." Das Zentrum hat nunmehr das Wort. Aber es fcheini, daß man es hier nicht eilig hat, Farbe zu bekennen.
Westarp will gehen? Es kriselt bei den Dcutschnationalen. Von einer Führerkrife bei den Deutschnationalen wissen der„Iungdeutsche" und die„Deutsche Allgemeine Zeitung" zu berichten: beides Organe, die der Rechten nahestehen und in die deutschnationalen Reihen irgendwie hineingehört haben mögen. Nach der„D. A. Z." soll der Partei- und Fraktions- Vorsitzende Graf W e st a r p R ücktrittsabsichten haben, doch nimmt das Blatt an, daß die Partei ihn in feinem Amt bestätigen und ihm selbst ihre notwendig gewordene Neu- organisation übertragen wird. Wollte man aber dem„Jung- deutschen" glauben, lo stünde es um Westarp kritischer, da ihn die oppositionellen Gruppen der Partei für die Wahl- Niederlage verantwortlich machten und seinen Rücktritt forderten. Als Nachfolger in der Führung der Partei halte der „rechte" Flügel den Abgeordneten Schlange- Schöningen , der„linke""den Abgeordneten Treviranus in Bereit- schast. Der jetzt vierundsechzigjährige Graf Westarp ist feit dem Kölner Parteitag vom September 1926 so gut wie unum- schränkter Herr der deutschnationalen Heerscharen. Es war nur folgerichtig, daß die für Diktatur schwärmende Partei zunächst ihren eigenen Betrieb aus die Diktatur einzurichten begann. Stuf den Befehl des Grafen schwenkten die deutsch - nationalen Abgeordneten ein wie die Unteroffiziere. Das Wort des Herrn Lambach :„Der Graf hat es b e- fohlen", das die deutschnationalen Mitglieder eines Reichs- tagsauSfchusses inmitten einer Sitzung zu einem jähen Front- Wechsel veranlaßte, gehört zu den geflügelten Worten der politischen Sprache. Es ist glaubhaft, daß die Diktatur des Grafen durch die Niederlage am 29. Mai ins Wanken gekommen ist. Läßt sich doch die außerordentliche Stellung, d>e er einige Jahre lang einnehmen durfte, nur aus dem Mangel an Perfön- l i ch k e i t e n erklären, an dem feine Partei leidet. Graf Westarp war als Nachfolger Heydebrands Vorsitzender der konservativen Partei, er hat zuerst diesen Vorsitz niedergelegt, um den der Deutscknationalen zu übernehmen, und hat schließlich infolge eines Konflikts, der während des Wahlkampfes ausbrach, auch feine Mitgliedschaft bei den Konservativen aufgegeben. Das ändert aber nichts daran, daß er nach der ganzen Struktur seines Geistes und Gemüts ein alt preußischer Kanserva- t i» c r ist, das heißt, ein Mann, der der ganzen Entwicklung der letzten zehn Jahre sassungs- und Verständnis- los gegenübersteht. Das Kokettieren mit der völkischen Ka- naille mag ihm, für den der adlige Großgrundbesitz stets die Blüte der Nation bleibt, ebensowenig gefallen wie das Dienern von der unebenbürtigen Großindustrie. Trotzdem ist er als Parteiführer aus einem Kompromiß ins andere hineingerutscht. So entstand vielfach der Eindruck, daß die Deutschnationale Partei gar nicht handelte, fondern nur förm- lich an den Haaren in ihr Schicksal bis zur Wahlniederlage hineingefchleift wurde. Nach alledem wäre es begreiflich, wenn die Deutfchnatio- nale Partei ihre bisherige Führung mit einiger Sorge be- trachtete. Wenn Westarp dennoch Aussicht hat, durch ein sogenanntes„überwältigendes Vertrauensvotum" in seiner Fuhrerstellung bestätigt zu werden, so oerdankt er das der völligen Unzulänglichkeit der Männer, die als seine mutmaß- lichen Nachfolger bezeichnet werden. Das Wort von dem Einäugigen unter den Blinden gilt eben auch und ganz be- fonders für die Parteien der Diktatur.
,/Vonvaris"-Leser, seid benihigi! Oie„Kreuzzeitung " rät es euch. In seinem Sonntags-Leitartikcl hott« der„Vorwärts" gesagt, in der neuen Regierung werde es vor allem ollf die Personen ankommen, diese müßten den Parteien die Sicherheit geben, daß sie im Kabinett gut vertreten seien. Di«„Krcuzzeitung" druckt das ab und bemerkt dazu: Es wird„vor allein von Persönlichkeiten abhängen". Be- kanntlich hat sich die Sozialdemokratie im Preußenkabinett mit nur A w f, S i p e n begnügt, und sie hat es trotzdem verstanden, der Preußenregierung ihren Stempel aufzudrücken. W i r sind sicher, daß sie auch für das künftige Reichs- kobinett die„Persönlichkeiten" finden wird, die „mir der Geltendmachung jhrrr Ansichten im neuen Kabinett nicht zu kurz kommen werden". Di«„V o r w ä r i s"- L c s e r dürfe» also ganz beruhigt sein. � Wir erlauben uns, der Redaktion der„Kreuzzeitung " namens unserer Leser sür diese Worte der Beruhigung linseren liesgefühlten Dank auszusprechen, ebenso namens unserer Parteiführung den Dank
sür das sie ehrende Vertrauen. Hoffentlich behält die„Kreuzzeitung " recht und wird es der neuen Regierung an energischen und geschickten Persönlichkeiten aus der Sozialdemokratischen Partei nicht fehlen! Erfreulicherweise können ja auch die„Kml&eiwng"- Leser beruhigt sein angesichts der Tatsache, daß die Keaidell, Hergt, Schiele und Koch schckn den Spediteur für ihren Umzug bestellt haben, diese Blamage der Deutschnationalen Partei also endlich einmal aufhört. Immer dasselbe. Reichswehr , Turner und Konsumvereine. Der Dresdener Konsumverein„Vorwärts" feiert am Sonntag, dem 19. Juni, sein vierzigjährige? Bestehen und beabsichtigt an diesem Tag einen Fest- und Werbeumzug. Um den Straßen- verkehr nicht zu behindern, wandte er sich an die Militäroer- waltung mit der Bitte, den Alaun-Platz in Doesden-Neustabt, der der Militärverwaltung untersteht, an diesem Sonntag für einige Stunden als Aufftcllplatz benutzen zu dürfen. Darauf kam zunächst folgender Bescheid: „Bevor Ihrem Antrage nähergetreten werden kann, bittet dia Kommandatur um Angabe, welchen Charakter der Festzug tragen wird, was die einzelnen Gruppen des Festzuges zur Darstellung bringen, ob yorteipolitifcheFahnen bzw. Schilder mitgeführt werden und ob überhaupt das gesamte Gepräge des Festzuges parteipolitisch abgestimmt ist." Der Konsumverein berichigte die Militärverwaltung: es handle sich um eine neutrale wirtschaftliche Bereinigung. Zweite Antwort der Kommandantur Dresden : „Ihrem Antrag auf Ueberlafsung des Alaunplatzes zur Auf- stellung des Werbeumzuges kann aus folgenden Gründen nicht entsprochen werden: Der Festzug verfolgt, wie aus dein Schreiben des Konsum- vereüis„Vorwärts" hervorgeht, Werbezwecke für eine Wirtschaft- liche Organisation. Hierzu heereseigene Liegenschaften zur Ver- fügung zu stellen, ist aus grundsätzlichen Erwägungen heraus nicht angängig. Außerdem dürfen nach den Bestimmungen des Heeres-' ocrordnuiigsblcittes 1926, Nr. 334, Ziffer 2. Exerzierplätze, die— wie der Alaunplay— außerhalb eines Kasernenbereichs liegen, nur zu sportlicher Betätigung für zivil« Vereine p. p. überlassen werden. Dieser Fall liegt nach dem Antrag des Kon- jumoercins„Vorwärts" jedoch nicht vor." Nun ist es mit der sportlichen Betätigung für zivile Vereine aber auch so eine Sache. Denn vor gar nicht langer Zeit erhielt der Pie- schöner Arbeiterturnverein ein Entscheidung des Reichs- Wehrministeriums, gez. G r o e n e r, in der den Pieschen«: Turnern die Spielgenehmigung auf dem von der Reichswehr als Ererzierplotz benutzten Heller verweigert wurde, well sie— Sozialdemokraten seien. Dabei haben die Pieschener Turner diesen Platz seit 1894, also 24 Jahre lang, unter kaiserlich-konser- vativer Herrschaft benutzt, ohne daß es zu einem Konflikt gekommen wäre! Es ist uns unbekannt, ob Reichswehrminifter Groener wußte. was gespielt wurde, als er seine Unterschrift unter die Entscheidung setzte. Die beiden Fälle lassen jedenfalls erkennen, daß innerhalb der Reichswehr auch heute noch der Neutralität serlaß dazu mißbraucht wird, um neutrale, den betreffenden Stellen nicht genehme Organiso- tionen zu schikanieren und zu boykottieren. Reichswehrminister Groener würde, wenn er dos duldet, sehr bald indieLageseines Vorgängers kommen, den man schließlich als Attrappe für Unter- nahmungen gebrauchte, die mit einem die Reichswehr auf« äußerst« konpromiltierenden Kladderadatsch endeten. Das Reich hat ein Inter- esse daran, daß Geßler nicht umsonst zurückgetreten ist.
Gin Oberst erschießt seinen Spielpartner Sowno. 29. Mai. In dem Vergnügungklokal Dilnis in der Loisves Aleja wurde in der vergangenen Nacht der Rechtsanwalt Nareika von einem Oberst der Armee beim Kartenspiel durch mehrere Revolver, schüsse schwer verwundet. Noreika war lange Zeit Rc- dakteur der„Lietuvos " und politisch tätig. Es ist jedoch sehr un- wahrscheinlich, daß der Zwischenfall einen politischen Hintergrund hat.
Bedenkliche Journal, slenpraxiz. In der Pfirigstausgab« dos ,B-Uhr<Abendblatt " erschien u. a. ein Aufsatz, als dessen Verfasser der preußische Landtagspräsident Genosse Bartels genannt war. Tatsächlich war� jedoch dieser Aussatz nicht von Bartels geschrieben, sondern aus Sätzen zusammengestöppelt, die er dem Abgesandten eines Berichterstatterburenus gegenüber geäußert hatte. Wie es scheint, ist diese Umwandlung eines sogenannten Interviews zu einem gezeichneten Aufsatz des Ausgefragten von jenem Bureau vor- genommen und dos umgewandelte Produkt an Redaltionen verkauft worden. Auf alle Fälle handelt es sich um ein Verfahren, übcr dessen absolute Unzulässigkeit nicht der geringste Zweifel b«, stehen kann.>