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Moskauer Zureden. Deutschrussische Freundschaft trotz Schachtyprozeß! Den Moskauer Machchabern wird bange um die Wir- kung ihres Prozesses gegen die deutschen Techniker. Weit im lechnisch so rückständigen Rußland unfähige Leute oder der allmächtige Bureaukratismus moderne Maschinen kaputt- machen, müssen deutsche Techniker durch verlauste Sowjet- kecker geschleppt und in Moskau wochenlang als Erzfeinde der Sowjetherrschaft öffentlich zur Schau gestellt werden. Lächer» liche Zeugenaussagen werden durch das ganze Riesenreich ge- funkt, in der monopolisierten Sowjetpresse breitgetreten die von der Verteidigung vorgeschlagenen Entlastungs- zeugen wurden fast ausnahmslos abgelehnt! Diese Behandlung, zu der noch die wildeAgitprop"- Hetze gegen alleSpez" kommt, die Deutschen inbegriffen, muß die deutsch -russischen Wirtschaftsbeziehungen schädigen, muß die Weigerung deutscher Techniker und Monteure nach sich ziehen, nach Sowjetrußland arbeiten zu gehen. Das erkennt man auch im Kreml und läßt daher seinenZeitgenossen" im RegierungsblattIswestija" schreiben: Auf der Anklagebank des Kolonnen-Saales sitzen nicht das Deutsche Reich, nicht die deutsche Industrie und nicht deutsche Firmen als solche", sondern deutsche Staatsangehörige, denen eine Reihe gesetzwidriger Handlungen zugeschrieben wird. Der Vorsitzende des Gerichts hat ausdrücklich hervorgehoben, daß wederdieTechnik des Maschinensystems noch die Auslands firmen einen Urteils- spruch zu erwarten haben, sondern Einzelpersonen, die schädigende Handlungen verübt haben. DerZeitgenosse" hält sich über die an- geblich tendenziöse Berichterstattung der deutschen Presse auf und sagt:Es ist Zeit, nachzudenken, in welchem Maße eins derartige Kampagne geeignet ist. die freundschaftlichen deutsch -russi- schen Beziehungen zu festigen oder zu schwächen." Die schlechteste Methode der Verterdigung Deutscher sei eine Diskreditierung des Ober st en Gerichtes und der Sowjetregierungsorgane überhaupt. Diese Methode könnteungeheuren Schaden bei der Erweiterung der deutsch -russischen Beziehungen verursachen, die während einer Reihe von Iahren eine gleichartig positive Bewertung von beiden Seiten erfahren hat". Kein Mensch in der Sowjetunion glaube, daß das Oberste Gericht über die Beziehungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion Gericht halte, neue Linien in diesen Beziehungen zu konstruieren oder überhaupt Aenderungen plane. Die bisher erzielten positiven Ergebnisie dieser Politik sprächen dafür, daß k e i n e r l e i Aenderung der bestehenden Freund- schaftspolitik erwünscht sei. Wir nehmen gern zur Kenntnis, daß dos Moskauer Re- gierungsorgan die Freundschastspolitik mit der sogenannten hindenburgrepublik" auch dann fortsetzen will, wenn an Stelle der sympathischen Deutschnationalen mindersympathi- sche Sozialdemokraten in der Reichsregierung sitzen. In der Richtung einer solchen Freundschastspolitik läge es jedoch, wenn man den angeklagten Deutschen uneingeschränktes Verteidigungsrecht aeben und auch ihre Eni- l a st u n g s zeugen hören wollte.

Räumung und Gegenleistung. Gin Mißverständnis desTemps ". Der PariserTemps " erblickt in unserem am vergangenen Fret- tag erschienenen ArtikelZlußenpolitische Konsequenzen" den Beginn ein«» Feldzuges zugunsten einer vorzeitigen Rheinland - räumung ohne jegliche Gegenleistung. Das ist ein schwer erklärliches Mißverständnis. Denn in diesem Artikel war ausdrücklich bewnt worden, daß wirdie michtvrnen, prak­tische« Fragen nicht oerkeimen, die gleichzeitig geregelt werden können oder deren Regelung zumindest grundsätzlich gemeinsam ins Auge gesaßt werden kann". Cs wurde weiter in diesem Zusammen­hang das Weltkriegsschuldenproblem, insbesondere die Mobilisierung der deutschen Dawes-Obligotionen erwähnt. Der Berliner Kdrrcspondent de»Temps " hat in gewisscnhaster Weise bei der Uebermittiung eines Auszuges aus dem'Vorwärts"- Artikel auch diese Stellen zitiert. E« ist daher nicht recht verstand- lich. wie das Pariser Blatt behaupten kann, wir wollten für eine Räumung ohne jegliche Gegenleistung Stimmung machen. Richtig ist, daß wir auf dem Standpunkt stehen, es läge im Interesse b eider Länder, wenn man in Frankreich erkennen würde, daß. je schneller geräumt wird und je weniger die Räumung den Charakter eine« Geschäfts trägt, desto bester für die Festigung d«r freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deuschtand und Frank- reich. Aber wir misten auch, daß man leider m Frankreich noch nicht so weit ist. den Vorteil einer solchen Handlungsweise zu er- kennen. Und da wir nicht Politik in den Wolken zu treiben pflegen, sehen wir die Notwendigkeit einer sogenannten Gegenleistung durch­aus ein. Wer wir machen nochmals daraus aufmerksam: j« länger man wartet, desto mehr verringern sich für das deutsche Volk die Le- Häutung des Problems. Konkret gesprochen: die zweite(Koblenzerf Zone soll vertragsgemäß spätestens am lv. Januar 19.V) geräumt sein. Glaubt man in Frankreich , daß es bei den Deutschen als am de- sonderes Entgegenkommen empfunden werden würde, das«ine wesentliche Gegenleistung verdiente, wenn man diese Koblenzer Zone etwa sechs oder neun Monat« vor diesem Termin zu räumen geruhte? Wir sind überzeugt, daß jeder nüchtern denkende Franzose, so­fern er die deutsch -franzöfstche Annäherung wünscht, die Richtigkeit diese« Gedankens ohne weiteres anerkennen wird.

Ketidells Giudentenpoliiit. Finanziert er die völkischen Studentenschaften? ImNachrichtendienst des Deutschen Studentenverban- des" heißt es: Alle deutschen Länder mit Ausnahme von Bayern , Württem- berg und Thüringen hab«n die Erhebung von Zwangsbei- trägen für die völkische Deutsche Studentenschaft untersagt. Trotzdem besteht die Zentrole der Deutschen Studentenschaft in Charlottenburg unverändert fort. Wie der Deutsche Swdentenverband aus zuverlästiger Quell« erfährt, erfolgt jetzt die Finanzierung der Deutschen Studentenschaft zum Teil durch rheinische Großindustrielle. Die Etatmittel für das Amt für politische Bildung hat die Deutsch « Studentenschaft gestrichen, trotz- dem wird dies« aber in nächster Zeit drei politische S ch»- lungswochen veranstalten. Es wird außerdem bekannt, daß bereits die letzte Schulirngstagung der Deutschen Studentenschaft nicht von dieser jmmgiert wurden sondern daß h-eyzn sowohl der

Da wird's einembang"!

Dr. Bang:Gerade der Wahlausfall zeigt besser als irgend etwas, daß die deutsche Frage schlechthin eine Frage derFührungist--

aber wo sind denn meine Anhänger?-' Denen ist Ihre Führung zu schlechte

Spannung Rom Belgrad . Kundgebungen und proiestnoien.

In allen größeren Stödten S ü d s l a w i e n s ist es in den letzten Tagen zu erregton Kundgebungen gegen die Inkraftsetzung der Verträge mit Italien gekommen, die seinerzeit zu Nettuno ab- geschlossen worden sind. Die erfolgreichen Verhandlungen Italiens mit den Nachbarstaaten Südilawicns zur Sicherung italienischer Vorherrschast. aus dem Balkan über Aldanien hinaus haben das südslawische Volk schwer beunruhigt und das äußerte sich überall in Aufmärschen gegen die italienischen Konsulate, auch im Herunter­reißen italienischer Fahnen. Die südslawisch« Polizei ist dann sehr energisch gegen die Kundgebungen vorgegangen, hat in Balgrad sogar eine Anzahl Studenten durch Säbelhiebe oerletzt. Auch in Agram(Zagrob), wo u. a. ein Zeitungsbild Mussolinis in einer Versammlung verbrannt worden ist, in Laibach(Lubljana) und in Ragusa (Dubrovnik ) sind Verletzungen vorgekommen und' Verhaf­tungen erfolgt. Der italienische Gesandte. General Bodrero, hat in Belgrad eine scharse Protestnote überreicht. Der Vertreter de; Außen­ministers sprach ihm sofort das Bedauern der Regierung über die Zwischenfälle aus, wies aber gleichzeitig daraus hin, daß in zahl- reichen italienischen Stödten jugoslawiensei nd liche Demonstrationen vorgekommen seien. Er zeigte dem Gesandten auch die amtlichen Berichte über die Demonstrationen, wonach die Po- lizei überall das Vermögen der italienischen Staatsbürger so- wie der italienischen Firmen und die diplomatischen Bertretun- gen Italiens gegenüber den Demonstranten in Schutz ge­nommen hat. Bodrero betonte, daß die sich wiederholenden Demonstrationen in Jugoslawien die Beziehungen der beiden Lander sehr ungünstig beeinslußten. Sektionschef Bakotitsch erwiderte, daß diese Demonstrationen durch die Zwischenfälle in Italien pravozierk worden seien, und daß die Belgrader Regierung es für ihre Pflicht halte, in Rom hiergegen die notwendigen diplomatischen Schritte zu unternehmen. Das ist denn auch bereits geschehen. Der südslawische Gesandt« in Rom , General R a k i t s ch, hat bei dem Staatssekretär Grand! oorgesprochcn, und zwar wegen der in verschiedenen italienischen Städten gegen Jugoslawien vorgekommenen Zwischenfälle, die auch

an dem Vermögen jugoslawischer Bürger Schaden verursacht hotten. Er hat darauf hingewiesen, daß in Z a r a(der zu Italien geschlagenen ehemaligen Hauptstadt Dalmatiens ) faschistische De- monstranten jugoslawische Geschäftsläden geplün- d e r t und sogar den jugoslawischen Konsul Simitsch tätlich an- gegrisseu hätten, daß ferner in mehreren italienisäien Städtetz die jugvslawische Fahne heruntergerissen und das- Bild de? Königs Alexander zerfetzt worden sei. Die jugoslawisch« Regierung könne diese Demonstrationen nicht ohne weiteres hin- nehmen und sei angesichts der langen Reihe von Anlässen zu Bc- schwerden genötigt, Genugtuung zu sordem. Staatssekretär Grandi erwiderte, daß die italienische Regierung schriftlich antworten werde. Inzwischen geht es an der albanischen Grenze wieder kos. Das offiziöse Pressebureou in Tirana meldet, eine Bande unter Führung von Kojo Isnus Ee sm a und Demir P o l o s k a, beide in Serbien ansässig, habe die Grenze überschritten und das Dorf Tushenisht in der Rahe der Grenze geplündert. Dabei sei der Priester Dimitri Bellkameni er m ordert worden und die Täter nach Jugoslawien zurückgekehrt. Der ermordete Priester sei durch seinen albanischen Patriotismus bekannt gewesen und sein Tod habe tiefen Eindruck gemacht. Hans Dampf in ollen Batkongassen. Athen , 29. Mai. (Eigenbericht.) Der italienische Gesandte hat dem Außenminister mitgeteilt, daß der italienisch-türkische Pakt am Mittwoch in Rom unter- zeichnet wird. Italien sehe sich dazu genötigt, weil die griechisch- türkischen Vertragsverhondlungen verzögert feien. Wieviel Musso- lini daran liegt, die Hände in allen Balkandingen zu haben, ergibt sich aus der ausdrücklichen Zusicherung des italienischen Gesandten, daß Italien bereit sei, in Angara zwischen Griechen und Türken zu vermitteln und in der zum Ausdruck gebrachten Hoffnung, daß die mnerpolftifche Entwicklung in Griechenland die Verhandlungen des griechischen Außenministers mit Mussolini nicht unmöglich machen möge.

R« i ch s m i n i st e r v o n K e u d e l l als auch das thüringische Ministerium ihr Scherslein beigetragen haben sollen. Herr von Keudell will sich übrigens auch noch in einer anderen Angelegenheit für seine' studentischen Freund« bemühen: das Deutsche Hochschutamt für Leibesübungen, an den, bisher die Deutsche Studentenschast maß- geblich und finanziell beteiligt war, soll in Zukunft gleichfalls aus dem Ministerium des Innern von Herrn von Keudell unterstützt werden. Wenn auch die Wahlen den Förderer der völkischen Deut- sehen Studentenschast nicht allzulange mehr in seinem Ministerium wirtschaften lassen werden, so ist doch die Mitteilung dieser Dinge notwendig. Zum mindesten wird den beteiligten Kreisen Gelegenheit gegeben, sich dazu zu äußern." v. Keudell hat schon wiederholt gezeigt, daß er sich der extrent völkischen Deutschen Studentenschaft nahe ver- wandt fühlt. Als der preußische Kultusminister die deutsche Studentenschaft vor die Entscheidung stellte, ent- weder ihre verfassungswidrigen Satzungen zu ändern oder auf die staatliche Anerkennung zu verzichten, bekundete er öffentlich seine Sympathien für die völkische Studentenclique, die sich über den Willen des Parlaments, des Staatsministe- riums hinwegsetzen und Gesetz und Verfassung mißachten zu können glaubte. Es wäre deshalb dringend notwendig, diese dunkle Finanzierungsgcschichte aufzuklären. Die Gelder des Reiches sind nicht zur Unterstützung einer Studentengruppe da, deren Tendenzen die Mehrzahl der Länderregierungen aufs schärfste mißbilligt.

Rückgang der unterstützten Arbeitslosen Llm 11,9 proz. bei den männlichen. Die Zahl der haaplunterstützvagsempfänger in der Arbeitslosenversicherung ging in der ersten Hälfte des Monats Mai von rund 729 300 am 30. April auf 642 2 00 am 15. Mai, also ura rund 87 100 oder um 11,9 JJtoj. Zurück. Dieser Rückgang entfällt wiederum mit 84 700 s a st o u»- schließlich auf die Männer, während sich die Zahl der nnterstühlen Frauen avch diesmal nur wenig(um 2400 oder l.6 pro;.) verringert hat. Die Zahl der hauptempfänger von Srifenunter- stühung hat in der ersten Hälfte des Mai fast in dem gleichen Maße abgenommen wie in der vorhergehenden verichtszeik. Sie sank von rund 162 400 auf 142 900 oder um 12 Pro;. Die Zahl der Rotstandsarbeiter ist in der Derichtszeit wiederum gestiegen, und zwar um 1.7 pro;. Sie betrug am 15. Mal rund 91 00 0. Davon waren vorher in der Arbeits- tofenverficherung 70 400 unterstützt worden. Krtfenunlcrstühung hallen 2l 500 erhallen. Auf lOO hauplunlerstühungsempfänger in der Arbeitslofenfürsorge entfielen somit 11. auf lOO hauptunter- ftühungsempsänger in der Krisenjvrsorge 154 Rotstondsarbeilrr.