rz?:L-Unterhaltung unö Missen
Seilage des Vorwärts
Verschollene Polarexpeditionen.
Dos Schicksal dor„Jtalia" unter General Notnles Führung, von dem keine ober doch nur höchst widerspruchsvolle Meldungen vor- liegen, läßt uns zurückblicken auf die Geschichte der Polarforschung, die ja leider nur allzu reich ist an traurigen Unglücksfällen. Zwar muß die„Itolia" nicht verloren(ein, auch wenn der Betriebsstoff zu Ende gegangen ist, da sich das Luftschiff ja dann noch vom Winde treiben lassen kann. Und auch wenn die Besatzung dos Luftschiff verlassen mußte, so ist sie durchaus noch nicht dem sicheren Unter- gange ausgesetzt. Denn General Nolbil«, der ja kein Neuling in den arktischen Gebieten ist, führt in seinem Luftschiff für diesen Fall alles mit sich, was bei einem Unglück der.�ftalia" zur Rettung der ziemlich großen Besatzung dienen kann: Pelze, hochwertige Nahrungs- mittel, die doch wenig Raum wegnehmen, Schneeschuhe und andere Beförderungsmittel für Schnee und Eis. So besteht also immer noch die Hoffnung, daß die italienische Rordpolarexpedüion auf die eine oder andere Weise glücklich, wenn auch mühevoll, zurückkehren kann. Ganz anders gefährlich waren natürlich Expeditionen in die Eisgebiete rund um den Nord- und Südpol , als der Fortschritt der modernen Technik, vor allem der Flugtechnik sie nach nicht unab- hängig mochte von zum Teil noch recht unvollkommenen Schiffen und von den von Polarhunden gezogenen Schlitten. So ist es nicht verwunderlich, daß schon von ein« der ersten Expeditionen, die sich überhaupt an die Erforschung der Arktis machten, nur ein Schiff von dreien zurückkehrte. Es war die Unternehmung von Willoughby, Gefferfon, Durfooth, Chancellor, die im Jahr« 1553 auf drei Segel- schiffen versuchten, die nordöstliche Durchfahrt, also die Umsegelung von Europa und Asien zu vollbringen. Bon diesen drei Schiffen kehrte nur das«ine unter Chancellor nach mehreren Jahren zurück. Die größte Tragödie in der Geschichte der Rorbpoteexpeditionen ist aber der Untergang Franklins, der, nachdem er von einer Expedition im Jahre 1823 nur mit 5 von 23 Leuten zurückkehrte, im Jahre 1845 mit den beiden großen Segelschiffen„(jrebus* und»Terror" absegelte, um die nordwestliche Durchfahrt zu vollenden und die ameri- konischen Teile des Kontinents zu erforschen. Die Schiffe waren mit Lebensmitteln für fünf Jahre ausgerüstet, ober als Franklin im Eise eingefroren war, zeigte es sich, daß ein großer Teil der Lebens- mittel unbrauchbar und daß so die 138 Mann starke Besatzung schon im zweiten Winter vom.Hungertode bedroht war. Es gelang Franklin allerdings, durch Jagd und Fischfang sein« Vorräte zu
strecken, aber der Versuch, im zweiten Jahre, als die Schiffe für einige Zeit aus dem Esse frei wurden, durch das Packeis ins offene Meer hindurchzustoßen, mißlang, und für den dritten Winter lagen die Schiff« im Eise fest. Da enffchloß sich Franklin mit sein« Be- fatzung die Schiff« zu verlassen und als letzte Rettung zu Fuß den Rückweg nach bewohnten Gegenden anzutreten. Bekannt sind die Schilderungen jenes grausigen Marsches, wo zuletzt die Leute m der Wut der Verzweiflung sich(wörtlich) gegenseitig auffraßen. Bekannt ist auch jene Taffache, daß die letzten Eskimos, die Franklins Leute sahen, enffctzt vor diesem Haufen menschlichen Elends flüchteten. Erst viele Jahre nach dem Untergang fand man das Tagebuch Franklins und manche anderen Spuren seines letzten Zuges, und konnte so die ganzen Grausigkeiten seines Unterganges ermessen. Der»Terror" aber, das eine der beiden Schiffe, mit denen Franklin ausgezogen war, kam nach einigen Jahren an der Rordwestküste von Alaska an: Ohne Kopitan und Mannschaft hatte es den Weg zurückgelegt, den Franklin zu fahren beabsichtigt hatte. Dies« Trist des scheinbor festen Polareffes benutzte ja später Nansen zu seiner denkwürdigen Polarexpedüio-n ans dar„gram". die ja für das jahrelange Festliegen im Esse b ff anders stabil gebaut war. Durch diffe Eistrist wurde z. B. im Sommer 1896 die Mann- schast der deutschen Expedition aus dem Dampfer„Hansa " gerettet, die vom 70. bis zum 61. Grad auf ein« Eisscholle nach Süden trieben und dann nach langen Fahrten und Märschen endlich wieder menschliche Siedlungen«reichten. Unglücklicher war die Expedition unter Gordon Bennett aus d«»Jeanette", das Schiff wurde zer- drückt, und die Besatzung versuchte zunächst zu Fuß, dann auf Booten an die Küste von Sibirien zu gelangen. Ab« nur eines von den drei Booten kam bis zum Leno-Delta. die beiden anderen gingen bis auf zwei Mann verloren. Ab« die Antarktis , der sechste Kontinent rund mn den Südpol , hat auch groß« Menschenopfer erfordert. bevor es Amundsen gelang, den Südpol zu erreichen. Gerade Kapitän Scott, der wenig« Tage nach Amundsen am Südpol an- langte, hat ja auf dem Rückwege ein trauriges Ende gefunden, od« die Geschichte seines Kampfes und Todes ist durch die V«öffent- lichung des von ihm bis in die Sterbestunde geführten Tagebuches so bekannt geworden, daß wir nur an seinen Nomen zn erinnern brauchen, hoffen wir, daß die �stalia"-Expedition nicht diffe Unglücksliste vermehrt.
Mein Nekrolog. Don Iaroslav Pofek. Während meines ungefähr sechsjährigen Aufenthalts in Ruß - fand wurde ich von meiner Mitwelt einigemal totgffagt: verschiedent- lich hieß es. ich sei im Auftrag irgendwelcher Gcheimorganisationen erschlagen, andere Mole, ich sei von Privatpersonen in ein besseres Jenseits befördert worden. Als ich im meine Heimat zurückkehrte, hörte ich, daß ich dreimal gehenkt, zweimal erschossen und einmal von wilden, rebellierenden Kirgisen am Kale-Wchela-See gevierteilt worden sei, und schließlich war ich endgültig Währendeines wüsten Streits mit betrunkenen Matrosen in einer Spelunke zu Odessa er- schlagen worden. Letztere Todesart schien mir auch die wahrschein- lichste. Doch nicht nur mir, sondern auch meinem guten Freunde Kol- man leuchtete die Wahrscheinlichkeit diffes meines Abganges«in. Nachdem er einen„Augenzeugen" meines schmählichen und Helden- hosten Todes aufgetrieben hatte, schrieb er für das Blatt, in dessen Redaktion er tätig war, einen Artikel über diffe für mich so un- angenehme Begebenheit. Er begnügte sich ab« nicht«dwa mit der bloßen Nachricht! Sein mitfühlendes herz bewog ihn, mir einen richtigen Nekrolog zu schreiben, den ich kurz nach meiner Rückkehr nach Prag las. In elegant« Form beschimpfte er mein Andenken in der Ueberzeugung, daß Tote sich doch nicht zur Wehr setzen können. Um ihn vom Gegenteil zu überzeugen, suchte ich ihn auf. und so entstand diffe Gffchichte. Nicht einmal Poe. der meisterhafte Schilder« des Schreckens und Grauens, hätte einen gruseligeren Nooellenstoff«sinnen können.... Den Peffass« meines Nekrologs fand ich in einer kleinen Prager Meinstube, just um 18 Uhr, zu der Stunde, in der laut irgend- einer koss«licheu Derordnung vom Jahre 1856 die Lokale gffperrt werden mußten. Er betrachtete de» Plafond. Im Lokal war man damit beschäf- tigt, die Tische abzuräumen. Ich setzt« mich zu ihm und fragte sanft: „Gestatten Sie, daß ich hier Platz nehme." Er fuhr fort, eine ihn anscheinend interessierende Stelle des Plafonds zu betrachten, und seine Antwort war immerhin logssch: „Bitte sehr, dos Lokal wird ja doch eben geschlossen!" Ich«faßt« seine Hand, drehte ihn zu mir herum. Eine Zeit- long starrte er mich stumm an, dann sagte er mit leiser Stimme: »Waren Sie bitte nicht in Rußland ?" Ich antwortete lächelnd: »Sie hoben mich also doch erkannt! Ja, ganz richtig— ich wurde in Rußland bei einem Streite mit betrunkenen Matrosen erschlagen." Er erblaßte:„Sie sind... Sie sind.. „Ja," sagte ich nachdrücklich,„ich wurde in einer Spelunke in Odessa von Matrosen effchlagen Und Sie hoben meinen Nekrolog geschrieben!" „Sie haben gelesen, was ich geschrieben habe?" entfuhr es ihm. „Allerdings. Es ist ein bis auf einige Mißverständnisse sehr interessanter und ungewöhnlich ausführlicher Nekrolog. Nicht einmal üb« Seine Majestät, unseren verstorbenen Kaiser, i,„t man nach seinem Tode so ausführlich geschrieben! Ihm hat Ihr Blatt' nur 152 Zeilen gewidmet, mir aber 186 zu je 33 Hellern, macht 55 Kronen 15 hellen" „Was wollen Sie eigentlich von mir?" fragte er mich ängstlich. »Wollen Sie etwa die 55 Kronen 15 Heller haben?" „Behalten Sie Ihr Geld," erwiderte ich ruhig.„Tote nehmen kein Honorar für ihren eigenen Nekrolog." Er erblaßte. „Wisse» Sie was." sagte ich.„wir wollen zahlen und noch irgendwahin gehen. Ich will die heutige Nacht mit Ihnen ver- bringen." „hätte das nicht Zeil bis morgen?" Ich blickte chn nur schweigend an.„Zahlen!" rief er. Nachdem ich an der Ecke einen Fiakerkuffcher angerufen hatte, befohl ich meinem Nckrologdichter, in den Wagen zu steigen und sagte zu dem Kuffcher mit Grabesstimme:„Fahren Sie uns zum Wol- schöner Friedhof!" Mein Nekrologdichter bekreuzigte sich. Lange, lange herrschte Grabesstille zwischen uns, nur das Knollen der Peitsche und das Schnauben d« Pferde war vernehmbar. Dann beugte ich mich zu meinem Gefährten und fragte:„hören Sie nicht auch die Hunde in den Zizkover Gassen heulen?" Er«bebte, richtete sich im Wagen auf und stotterte:„Sie waren tatsächlich in Ztußland?" „Jawohl. Und ich wurde in einer Spelunke zu Odessa beim Streit mit betrunkenen Matrosen erschlagen," antwortete ich trocken. 2lls wir uns auf der Straschnitzer Straße befanden, winkt« ich meinem Gefährten, den Kutscher abzulohnen. Wir standen nun in der Finsternis auf der menschenleeren Straße. „Ist hier nicht, bitte,«in Restouraiü?" wandte sich ratlos und kloglich mein Nekrologdichter an mich. .„Restaurant?" lachte ich.„Jetzt werden wir über die Fried- hossmouer klettern und auf einem Grobstein üb« den Nekrolog sprechen.. Klettern Sie zuerst und reichen Sie mir dann die Hand!" Stumm und betend kam er meiner Aufforderung nach, mir ließen uns von d« Mauer aus den Friedhof hinab. Leise schwankten die Zypressen, melancholisch rauschte der Wind über die Grabsteine. „Ich gehe nicht vniiter," stöhnt« er.„Wohin schleppen Sie mich denn?" „Jetzt," sagte ich vergnügt und stützte den Schwankenden,„jetzt xverden wir uns die Gruft der alten Präger Familie Bonepiani besehen. Es ist eine ganz verwahrloste Gruft, Abteilung 1, Reihe 6, an d« Mauer. Verwahrlost seit dem Tage, an dem man den letzten Nachkommen bestattete, der im Jahre 1874 hierher aus Odessa über- geführt wurde, wo« beim Streite von Matrosen in einer Spelunke erschlagen worden war." Als wir uns auf den Grabstein setzten, unter dem die Gebein« d« Familie Bonepiani modern, nahm ich den V«fass« meines Ne- krologs bei d« Hand und sagte mit leiser Stimme: „Teurer Freund! In der Mittelschule wurde Ihnen von den Herrn Professoren der schöne Wahlspruch beigebracht:„Von den Toten soll man nur Gutes reden!" Sie aber, Sie fühlen sich be- müßigt, über mich Derstarbenen so abfällig als möglich zu schreiben. hätte ich selbst mir einen Nekrolog geschrieben, so würde ich darin gesagt haben, daß kein Sterbefoll mich so tief effchüttert Hot, als der Tod des Soundso. Ich hätte ferner geschrieben, daß die schönste Eigenschaft des leider verstorbenen Schriftstellers leine glühende Liebe für das Gute und sür alles, was reinen Herzens ist, war. Sie aber schrieben noch meinem Tode, daß hier ein Lump, ein Komödiant gestorben ist. Weinen Sie nickst! Es gibt Augenblicke, in denen das herz überströmt« der Kehnsvckst. die schönsten Eigenschaften
und Taten eines Derstarbenen zu schildern! Sie ob«, Sie haben geschrieben, daß der Vefftorben« Alkoholiker war!" Mein Nekrologdichter weinte noch jämmerlicher. Sein Schluchzen erfüllte die Stille des Friedhofs und verklang in der Ferne der Zizkover Borstadt. „Teurer Freund!" sagt« ich nachdrücklich.„Weinen Sie nicht, jetzt ist es zu spät..." Noch diffcn Worten schwang ich mich üb« die Friedhossmau«, klingelt« den Pförtner heraus und nieldete ihm, daß ich, otff dem Heimweg von meiner Nachtarbeit begriffen, hinter der Friedhofs- mauer, Abteilung 1, Weinen gehört habe. „Das wird wohl ein betrunkener Witwer sein," meinte der Pförtner.„Wir werden ihn einsperren lassen!" Ich wartete im Schutze der Friedhofsmauer. Etwa zehn Minuten später führten die Wärt« meinen Nekrologdichter zur Sichcrheits- wache. Er wehrte sich mit Händen und Füßen und schrie:„Ist das Traum oder Wirklichkeit?" OIcBerfc&ntfl rnis dem Tschechisch«» von Grete Reiner .)
Ein neuer planet jenseits des Reptun. Schon verschiedentlich ist von Astronomen die Vermutung aus- gesprochen, daß es einen Himmelskörper jenseits des Neptuns gebe, das heißt einen Planeten, der sich in dem kolossalen Zwischenraum zwischen dem Neptun und der Sanne befindet. Schon einmal ist das Vorhandensein eines noch nicht gffehcncn Planeten mathematisch berechnet worden, nämlich im Jahre 1846 der Neptun , auf dessen Borhandensein man aus gewissen Störungen im Lauf des Uranus schloß. Nun glaubt der hervorragende amerikanische Astronom Prof. W. h. Pickering einen neuen Planeten berechnet zu haben, wie er in einem Aufsatz der amerikanischen ZeUschrift„Populär Astronomy" ausfuhrt. Da der Neptun 164 Jahre braucht, um eine Umdrehung um die Sonne zu vollführen, so ist es natürlich nicht einfach, irgendeine Störung in seinem Lauf festzustellen. Da der Neptun erst 1846 entdeckt wurde, hatte man noch keine Gelegen- heil, seinen ganzen Umlauf.zu beobachten. Vermutungen üb« solche Störungserscheinungen sind aber schon früher aufgetaucht, und Pickering glaubt mm bewiesen zu haben, daß der Neptun von einem unbekannten Körper beeinflußt wird, geradeso wie man während des letzten Jahrhunderts gefunden hatte, daß der Uranus van einem unbekannten äußeren Planeten beeinslußt wurde. Pickering komrte nachweisen, daß die Störungen des Neptun nicht von den Riffen- Planeten Saturn»der Uranus hervorgerufen wurden, und durch eine lange Reihe van mathematischen Berechnungen kam er zu Er- gebnissen, die er folgendermaßen zissammonsoßt: Der neue Planet, den er O benennt, ist«in kleiner Himmelskörper, der etwa die Hälfte des Baliiinens der Erde hat: der Durchmffser ist 6300 Meilen, etwa drei Viertel von dem der Vemis und um die Hälfte größer als der Durchmesser des Mars . Die Masse des iTeuen Planeten ist fast halb so groß wie die der Erde, beträgt zwei Drittel non der der Venus und das Bierfache von der des Mors. Da Planet O viel weit« enffernt ist als der Neptun selbst, so ist er schwer zu lokalisieren, und es bedarf gut« Fernrohre, um ihn festzustellen. Er liegt vermutlich in der Konstellation des Krebses, einer Gruppe, die jetzt hoch am westlichen Abendhimmel«scheint. Bisher ist es noch nicht gelungen, diesen neuen Himmels-- körper mit dem Fernrohr.zu beobachten, aber nach den Berech- nungen ist die bemerkenswerteste Toffache, daß der neue Planet eine von ollen anderen Planeten vollkommen verschiedene Bahn aufweist. Bekanntlich bewegen sich olle unsere großen Planeten — mit alleiniger Ausnahm« einiger Asteroiden— in konzentrischen Kurven und Ellipsen um die Sonne. Aber d« neu« Planet hat eine so merkwürdige Bahn, daß er die Bahn de? Neptun kreuzt. Das b'deutet so oiol, daß während des halben Jahres dieses Pla- neten seine Bahn innerhalb der des Neptuns verläuft und daß er während des anderen halben Jahres sich außerhalb dieser Bahn befindet. Um 1841 war Kfanet 0 mnerhalft der Bahn de» Neptun ,
während er 1850 schon außerhalb dies« Bahn sich bffand. Gegen- wältig ist er in derselben Stellung, aber auf der andern Seite der Sonn«, in d«« 1850 war. und innerhalb weniger Jahre wird « sich wieder innerhalb der Bah» des Neptuns befinden. Ans ! diesem Grunde darf man keine Zeit vertieren, um den Planeten zu lokalisieren, denn die nächste Störung, die Wied« dazu benntzt werden könnte, ist ein« des Saturn und wird«st 1950 stattfinden. Die Frage«hebt sich mm, wenn es einen neuen Planeten jenseits des Neptuns gibt, ob sich nicht auch ond«e noch enfferntere Planeten feststellen lassen könnten. Diese Frage ist keineswegs zu ver- neinen. Vielleicht wird die Zeit auch noch weit«« Entdeckungen bringen. Sich« fft es, daß uns« Sonnensystem eng mit anderen Systemen verbunden ist und mit großer Geschwindigkeit durch den Weltraum eilt. Wir wissen aber noch nicht einmal, melche Sterne oder Stcrnensystcme uns« Sonnensystem anziehen, und Entdeckungen, wie die von Pickering, würden uns helfen, einig« diff« großen Probleme des Universums zu lösen.
Deffelbe. der nämliche, d« gleiche. Im denffchen Sprachgarten wucherte besonders üppig das Fürwort: deffetbe, dieselbe, dasselbe. Das Unkraut ist fast ausgerottet, es fristet fein kümmerliches Dasein haupffächlich noch m der ftanjlcffpoochc und bei ungebildeten Schrei- kern und bei solchen, die es nie für nötig befuilden haben, ihre Sprache durch ein gutes Fortbitdungsbilch zu pflegen. Der arge Mißbrauch, der damit getrieben wurde, hat aber dazu geführt, daß man nun eiimnddeffelbc oder ebendeffelbe sagen zu müssen glaubt. wo man„derselbe" in sein« wirtlichen Bedeutung„der nämliche" meint. Das Bürg«liche Gesetzbuch sagt immer:„Das Gleiche gilt." Nur ausnahmsweise heißt es:„Dasselbe gilt", nämlich da, wo das Wort„gleich" in demselben öatz od« unmittelbar vorher steht, wo man das Gleiche wegen des Gleichklanges hat vermeiden wollen. Das Gleiche mnnnt ab« immer mehr überhand imd wird— namentlich auch in Zeitungen— oft falsch gebraucht. Im Rundfunk hörte ich über hoffmann von Fallersleben: Im Jahre 1848, also im gleichen Jahre, in dem er das Lied„Deutschland, Deutschland über alles" dichtete.... Gemeint war natürlich dasselbe Jahr. Eine Gesellschaft in der Luffenstroße 38 preist Anzüge an und fügt hinzu: „Verkaufsräume im jjleichen Haufe." Warum nicht in demselben Hause? Oder in dem nämlichen Hanse? A. P.(Deutsch « Sprachverein.) Jährlich« Verlust von 300 Millionen Arbeitstagen durch An- fälle. Nach einer neuen Statistik«eignen sich in der amerikanischen Industrie jährlich mehr als 25 000 tödliche Unfälle, 700 000 Unfälle, die eine mehr als oienvöchige Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben, und etwa 2 Millionen Unfälle, die Arbeitsunfähigkeit von mehr als einem Tag bedingen. Die dadurch verlorene Zeit wird mit 296 Millionen Arbeitstogen berechnet. Noch dem Urteil maßgebender Persönlichkeiten könnten diese Unfälle zum größten Teil vermieden iverden, wenn entsprechende Sicherungsmaßnahmen getroffen würden. Durch die herabsetz nng der Arbeitszeit von 12 Stunden auf 10 oder 8 Stunden wird stets eine bedeutende Verminderung der Unglücksfälle beroorgerufen. Bei den Riffenverlusten, die auf diffe Weise«nfftehen, würden sich die Kosten für die Einrichtung und Instandhaltung der Sicherheitsmaßnahmen sehr rentieren. Auch die Verluste durch Krankheiten sind außerordentlich groß. Man hat berechnet, daß die 30 Millionen Industriearheit« der Bereinigten Staaten im Jahre etwa je neun Tag« durchschnittlich krank sind. Auch hier ließe sich durch regelmäßige ärztlich« Untersuchungen und durch Bekämpfung d« Berufskrankheiten etwa 40 Proz. ver- meiden. Eine grauenhafte Strafe fft die in China bestehend« Entziehung von Schlaf. Rur Männer, die ihre Frauen ermordet haben, w«deu durch Entziehung von Schlaf zum Tode verurteilt. D« D erurteilt« wird in den Kerker geworfen, und unter Aufsicht von Wärtern gestellt, die jede Stunde abgelöst werden, und den Verbrecher Tag und Nacht daran hindern, auch nur ein Auge zu schließen, um zu schlafen. Nach Verlans von etwa acht Tagen flehen die Unglücklichen dringend, ihrer Onol doch ein End«.zu machen, und sie zu töten dlirä. Ertränken, Erschießen oder auf irgendeine andere Art, welche wich immer es sein möge. Zuweilen leben diese Unglücklichen vi«- zehn Tage, ohne zu schlafen; dann ab« sterben sie tratet den grauenhastesteu Schmerzen.