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Stahlhelm im Parlament.

Geldtes Mannen im Reichstag und Landtag.

Nach einer Zusammenstellung des Stahlhelm find folgende seiner Mitglieder in den Reichstag   gewählt worden:

Deutsch nationale: Graf zu Eulenburg, Breyer, Berndt, Stubbendorf  , Minister v. Keudell, v. Troilo, Schlange, Jandren, Wolf, Schmidt- Stettin, Rieseberg, Hemeter, Leopold, Graef  , Dr. Oberfohren, Schmidt- Hannover, Dr. Bienbed, Treviranus  , v. Lind­einer, Wallraf, Dr. v. Dryander, v. Lettom- Borbed, Dr Bang, Hart­mann, Dr. Hanemann, Dr. Enerling, n. Golbader, Haßlacher. Sächsisches Landvolk: Dr. Philipp.

Christlich nationale Bauernpartei: Hepp, Doe­brich, Hänse, Dr. Wendhausen.

Deutsche   Boltspartei: Dr. Scholz, Dr. Kulenkampff, Dr. Albrecht, Cramm, Hued, D. Gilja, Dr. Moldenhauer, Dr. Wunder­lich, Brüninghaus.

Dem Breußischen Landtag gehören folgende Stahl­helmer an:

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Deutsch nationale: Krischid, Müller Königsberg, n. Plehwe, Dr. Kaufmann, Koch, Brund, Steinhoff, v. Gersdorff, Roennice, Klein, Gauger, Günther, D. Rohr, Dr. Semmler, Wende, Schäfer, Straube, Frizsche, Heden, Milberg, Logemann, Lange Windhof, Martin, Schwecht, Dr. Weisemann, Janssen, Hein, Bachem, Meyer- Hermsdorf, Bord.

Böltisch Nationaler Blod: Gieseler.

Deutsche Volkspartei  : Graf Kaniz, Dr. Schiftan, Heidenreich, Helmers, Wurm, Krämer, Dr. Wigand, Dr. Heinemann, Schröder- Krefeld.

Das sind im ganzen 42 Reichstags- und 40 Landtags­abgeordnete.

Westarp   will Wahlpleite heilen.

Rotstandsaktion für Schlesien  , nachdem die Korruptions­taler nichts gefruchtet.

Auch in Schlesien   waren die Reichstagswahlen für Deutschnatio­nale und Reichslandbund eine große Pleite- trok der vielen runden Taler, die die Großagrarier zur Beeinflussung der Wahlen dort haben springen laffen. Die Deutschnationalen haben es deshalb nötig, schon jekt für den nächsten Reichstag, nachdem der neugewählte noch nicht zusammengetreten ist, gute Stimmung zu machen.

Graf Westarp, der geschlagene Held vom 20. Mai, hat an den Reichsfinanzminister Dr. Köhler nicht an seinen Parteifreund Schiele, die Trauben hängen dem zu hoch ein Schreiben gerichtet, in welchem für die von den Pfingstunwettern betroffenen schlesischen Gegenden weitestgehende und sofortige Hilfsmaßnahmen gefordert werden. Auch von dem landwirtschafts ,, feindlichen" Preußen wird jede nur mögliche Hilfe verlangt.

Wir glauben, daß sich Herr Westarp   seinen politisch- demagogi­schen Schritt hätte schenken dürfen. Das sozialistische" Preußen hat nie einer Mahnung der Deutschnationalen be= durft, mo es der Landwirtschaft wirklich zu helfen galt. Mohl aher das Reich, in dem Bestarps Parteifreund Schiele als Land­wirtschaftsminister fungierte.

Was für Breußen gilt, gilt noch mehr für die Sozialdemo Eratie. Hilfe zu bringen, mo durch Naturgewalten große Not­ftände eintraten, ist für bie Sozialdemokratie selbstverständlich. Sie will aber auch Gerechtigkeit bei solcher Hilfe, nicht aber, mie es meift in den großagrarischen Gegenden geschah, eine glatte untone trollierte Subpention der Großbefiger, während die Kleinen betrogen werden.

Westarp und sein Reichslandbund werden sich die Finger nerbrennen, menn fie auch int neuen Reichstag wieder ihre Partei­fuppe fochen wollen. Dazu ist wirkliche Rot der Bauern, denen fein Großagrarier helfen kann und will, zu gut.

Kriegsschäden als Geschäft.

Banten planen Anfauf der Geschädigtenforderungen. Schon vor zwei Monaten ist das Kriegsschädenschluß gesetz im Reichstage angenommen worden, aber die Mobilifierung der Geschädigtenforderungen, die im Interesse der Geschädigten so schnell wie möglich durchzuführen wäre, ist bisher noch nicht vom Fled gelommen. Weder wissen die Maffen der gänzlich verarmten Kleingeschädigten, mann fie auf die Barauszahlung ihrer Forde rungen rechnen tönnen, noch. ist in der Frage der Mobilisierung der Forderungen, die in das Reichsschuldbuch eingetragen werden, irgendein Fortschritt erzielt worden. Mehr als das Reichsentschädi gungsamt scheinen sich private Finanzkreise für die Lösung dieses Problems zu intereffieren. So ist jetzt von Großbanten an die Verbände der Geschädigten ein Angebot eingereicht worden, das zur Mobilifierung der Geschädigtenforderungen folgende Bor schläge enthält:

Alle Geschädigten, die nicht durch Barzahlung abgefunden merden, sollen in einer deutschen   Körperschaft zusammengefaßt merden, die ihnen ihre Schuldbuchforderungen beleiht oder abfauft. Ferner wird eine amerikanische   Trustgesellschaft gegründet, die gegen Abtretung der Schuldbuchforderungen die nötigen Mittel zur Verfügung stellt. Die amerikanische   Gesellschaft selbst würde fich durch Ausgabe von Dollarobligationen finanzieren.

Das Angebot der Banten hölt die Finanzierung durch Kauf der Schuldbuchforderungen für leichter durchführbar als auf dem Bege der Beleihung. Durch ben Kauf werden die Forderungen der Gefchädigten gegen einen festen Preis an die amerikanische   Gesell schaft endgültig abgetreten, wobei vier Fünftel des feft­gelegten Preises in bar, ein Fünftel in Aftien ausgezahlt werden. Bei einer Festsetzung des Uebernahmepreises für die Schuldbuch forderungen auf nur 85 Broz. des Gegenwartswertes würden neben ciner Dividende für die Attien noch Mittel zur Verfügung bleiben, die zur Schaffung eines weiteren Wertpapiers für die Geschädigten Berwendung finden fönnten. Würde aber aus Zweckmäßigkeits­gründen von der Schaffung dieses weiteren Wertpapieres, das ein Genußschein oder ein Zertifikat sein könnte, abgesehen merden, so wäre mit einer Gesamtauszahlung an die Geschädigten in Höhe von 90 Broz. des Gegenwartswertes der Schuldbuchforderun gen zu rechnen. Das Erposé tommt zu dem Schluß, daß den Ge­schädigten damit mehr gedient jei als mit der Ausgabe von Gemuß fcheinen oder Zertifikaten.

Ohne zu den noch nicht durchsichtigen Einzelheiten dieses Banken­vorschlags Stellung zu nehmen, muß doch jetzt schon grundfäßlich gefagt werden, daß die Einschaltung von Zwischeninftanzen im Interesse der Geschädigten durchaus unerwünscht ist. Diese 3mischeninstanzen arbeiten natürlich nicht umsonst und beanspruchen 3wischengewinne auf Rosten der Geschädigten. Dem Reichsentschädigungsamt und dem Reichsfinanzministerium aber sei gesagt, daß es nicht sehr für ihre Tätigkeit spricht, wenn private Finanzfreise bereits mit fertigen Vorschlägen an die Oeffentlichkeit herantreten fönnen, die Behörden bagegen bisher noch teine Bor Lhläge für die Lög biejes Broblems made fouten.

nadison Haltet feftatoot

Nur nicht verzagen, liebe Frau! Der liebe Gott vergißt feinen braven Deutschen  ... , 3a ja, ich bitte ihn schon jeden Tag, daß er mir endlich mal das Beschwerdebuch schickt!*

Der Sturm in Südslawien  .

Fortdauernde Kundgebungen und Tumult im Parlament.

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Zu den Borgängen in Südslawien   ist festzustellen, daß zuerst| runter 2 schwer, und außerdem mehrere Geheimpolizisten ver. italienische Faschisten in 3ara, der zu Italien   ge mundet. schlagenen ehemaligen Hauptstadt Dalmatiens  , das südslawische Konsulat gestürmt und den Konsul Simits fo zuge richtet haben, daß er ins Krankenhaus mußte. Daraufhin fam es zu den Ausschreitungen gegen Italiener in südslamischen Städten und zu den erregten Kundgebungen gegen die Ratifi zierung der Nettuno- Berträge mit Italien  , da jetzt eben die Re­gierung diefe Ratifizierung beantragt hat. Das hatten auch schon frühere Regierungen in den drei Jahren seit jenen Vertragsab: schlüssen getan, das Parlament hatte jedoch die Ratifizierung immer verzögert.

Wie schon gemeldet, ist die füdslawische Polizei gegen die Kund­gebungen sehr scharf vorgegangen, und Demonstranten sogar ge­tötet. Dies findet nun im Barlament, der Belgrader   Stupfchtina, ein stürmisches Echo. Wir erhalten darüber folgende Meldung:

Belgrad  , 31. Mai.  ( Eigenbericht.)

Die italienfeindlichen Kundgebungen in Belgrad   dauern fort; dabei sind bisher drei Personen getötet und etwa 60 ver­legt worden. Auch im südslawischen Suschat, der Nachbarstadt des italienischen Fiume, waren am Donnerstag neue Demonstrationen gegen Italien  . Außenminister Marincowitsch erklärte Don nerstag in der Stupschtina, die Regierung habe bei der Unter­breitung der Nettuno- Berträge zur Genehmigung durch das Barla­ment nur die Erlangung einer Anleihe in London   im Auge gehabt, und feineswegs unter italienischem Drud gehandelt. Das Barlament folle in feiner Weise beeinflußt werden. Wegen des scharfen Borgehens der Polizei gegen die Demonstrationen hatte die Oppofition einen Antlageantrag gegen den früheren Juftigminister eingebracht. Als der Schriftführer die Verteidigungsschrift Subo­tisas zu verlesen begann, protestierten die Abgeordneten des bäuer­lich- demokratischen Blods. Stürmische Rufe wie Blutige Regie­rung" und Mörder" erflangen; einmütig verlangte die Oppo fition den Rücktritt der Regierung. Als Innenminister Koroshez sprechen wollte, setzte ohrenbetäubendes Bultdeckelkonzert ein, bei dem viele Deckel in Stücke gingen. Der Lärm wurde begleitet von den immer aufs neue wiederholten Rufen der Opposition, daß fie jede Beratung unmöglich machen werde, solange die gegenwärtige blutbefleckte" Regierung im Amt sei.

Die Belgrader   Polizeipräfeftur hat über die Unruhen in der legten Nacht ein Kommunique ausgegeben, in dem u. a. die Behauptung zurüdgewiesen wird, daß Bolizei und Gendarmerie die Menge provoziert hätten und betont wird, daß an den Demonstrationen sich weniger Studenten als tommunistische Arbeiter beteiligt hätten; die berittene Gendarmerie sei erst in Attion getreten, als fich zeigte, daß es der Feuerwehr nicht gelingen werde, durch Sprißen die Demonstranten zu zerstreuen. Die ersten und die meisten Schüsse sollen die Demonstranten abgegeben haben, und die Gendarmerie ihrer Weifung gemäß von der Schußwaffe erst im Augenblick der Not Gebrauch gemacht haben. Die Zahl der, Berhaftungen wird von der Polizei mit 65 angegeben, darunter 12 Studenten, die bereits wieder auf freien Fuß gejezt wurden, und 43 Kommunisten. Der im Café" Russischer Zar" an­gerichtete Schaden wird auf 200 000 Dinar geschätzt. Während Des Rampjes murden 9 Gendarmen und 16 Demonstranten, da

Im Gegensatz zu der Darstellung der Polizei wird in Belgrader   Blättern behauptet, daß im Besitz der Demon ftranten faum einige Revolver maren, und daß aus der Menge nur wenige von den rund 50 Schüssen abgegeben worden seien. Die Zahl der Verwundeten habe bisher nicht genau ermittelt wer­den können, da nur 2 Berlegte ins Strantenhaus eingeliefert morden feien, während sich offenbar viele leichter Verwundete nach Haus begeben hätten. Diese Berichte sprechen davon, daß sich in den Reihen der Demonstranten zahlreiche unserantwortliche Elemente befunden hätten, benen es weniger um Teilnahme an einem Protest gegen Italien   als um eine Demonstration gegen die Staatsgewalt und die Polizei zu tun gewesen wäre. Bertagung des Parlaments. dazsibs Belgrad  , 31. Mai.

insul   fol62

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Die heutige Sigung der Stupichtina wurde unter bauerndem Lärm geschlossen. Einige Minuten nach Sigungs­schluß teilte Präsident Peritsch mit, daß die Sigungen der Gfup­fchtina bis zum 18. Juni pertagi würden.

Die offiziöse Bramda" veröffentlicht einen Appell an die Demonstranten, in dem darauf hingewiesen wird, daß die Nation ihre Stimmung bereits gezeigt hat, und daß weitere Demon­ftrationen einen Charakter anzunehmen beginnen, der nur dem Feinde zur Freude gereichen würde. Es sei daher an der Zeit, die Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Das Blatt fordert die Bürgerschaft und die Jugend auf, sich weiterer Demon ftrationen zu enthalten.

Italienische Banfherrschaft in Südflawien. Belgrad  , 31. Mai. Während die Opposition gegen den Außenminister Marin­fowitsch in der Skupschtina Sturm läuft und die Studenten Barri­faden errichten, wird bekannt, daß auf Grund von Verhandlungen der Berliner   Finanzgruppe Michael mit der Banca Commerciale Italiana   in Mailand   sämtliche Aktien der Hrvatska Banka"( Kroatische Bank) in Agram in den Besitz der Mai­länder Bank übergegangen sind. Damit hat sich diese führende italienische Bank in Südflawien festgesetzt. Sie braucht teine Ge­nehmigung der Regierung, um eigene Filialen in Südslamien zu errichten, da sie jetzt eine füdslawische Bank befigt. Es ist faum anzunehmen, daß die füdslawische Regierung vom lleber­gang der Aktien der Hrvatska Banka an die Banca Commerciale Italiana   gar nichts gewußt hat. Ob sie von ihm besonders entzüďt war, steht freilich auf einem anderen Blatte.

Militärskandal in Merifo.ndal

Der Generalstabschef der merikanischen Armee, Alvarez, ist auf persönliche Anweisung des Präsidenten alles jeines m tes enthoben und under 2nflage gestellt worden. Die Zoll­behörden haben bedeutende Schmuggeleien aufgedeckt, wobei der Name und die Autorität des Bräsidenten miberrechtlich zur Täuschung der Behörden bemuzt worden sind.