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DES

VORWARTS

STADT

BETLAGE

Zur Berliner Schulpolitik.

Die Forderungen der Gozialdemokratie.

An der Spize der Berliner Schulverwaltung steht ein sozia listischer Schulrat, unterſtügt im Boltsschul- und Fort bildungsschulwesen von je einem sozialdemokrati fchen Oberschulrat, auf dem Gebiete des höheren Schul­wesens von einem Demokraten. Die Zentrale Schuldeputa­tion weist eine sozialdemokratische Mehrheit auf, ebenso die Bezirks schuldeputationen 1 bis 6. Wenn also irgendwo, so könnte wohl auf dem Schulgebiet zu allererst von rechts und links der Angriff einsetzen gegen das, was man zur Zeit der Wahlen so gern sozial­demokratische Mizwirtschaft" zu nennen pflegt. Wie fah es tatsäch lich mit diesen Angriffen bei der diesjährigen Generalabrechnung", den Haushaltberatungen, aus?

Deutschnationale Borschläge".

Angriffe auf die Schulverwaltung, find überhaupt nur von der äußersten Rechten und der äußersten Linten erfolgt, und was man vorbrachte, bemeist am besten, wie wenig man trotz eisrigsten Suchens zu finden vermochte. Was der Redner der Deutschnationalen, ein Berliner Schulaufsichtsbeamter, an ,, Borschlägen" im Ausschuß zum besten gab, erregte allgemeine Heiterkeit und fann als ernſt zu nehmende Anregung überhaupt nicht gewertet werden. Er ver­langte vom Magiftrat, er folle im Schulwesen in geeigneter Weise sparen. Als besonders geeignet erschienen ihm folgende Dinge:

1. Die Stadt könnte viel sparen, wenn sie aufhörte mit dem Bestreben, die Privatschulen allmählich sämtlich zu yerstadtlichen ein Grundsay, der der Arbeit unserer Ge nossen zu danken ist. Sie täte besser daran, wenn sie weiter wie bisher den Schulen städtische Unterstützungen gewährte.

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Deutschnationales Ziel: Beibehaltung der privaten Standes­schulen auf städtische kosten.

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2. Der Magistrat solle feine neuen meltlichen Schulen amt­lich noch immer ,, Sammelschulen" genannt zulassen, da diese hohe Soften verursachten eine Behauptung wider besseres Wissen! Deutschnationales Ziel: Berhinderung der verfaffungsmäßig gewährleisteten Gewissensfreiheit von Eltern und Kindern!

3. Der Magistrat soll Experimente im Schulwesen nicht zulassen, wie sie der geplante Schulneubau in Neukölln darstelle.

Deutschnationales Ziel: Berhinderung des erffen Berliner Schul­systems, das eine praktische Berwirklichung der Einheitsschule vom Kindergarten bis zur Hochschule darstellen wird.

4. Streichung der Mittel für Schulverjuche überhaupt.

Sozialistische Forderungen.

Deutlicher als alle Erklärungen beweisen diese Angriffe", in welchem Sinne die Sozialdemokratie ihre Schulpolitif betrieben hat. Die Hauptgesichtspunkte, die unsere Genoffen geleitet haben, jeien hier aufgeführt.

1. Die Beseitigung der Standesschule.

a) Die Stadt übernimmt allmählich sämtliche Privat schulen, soweit sie nicht als entbehrlich aufzulösen sind.

b) Die Schulgelderhebung wird immer sozialer gestaltet. Zurzeit sind durchschnittlich bereits 50 Broz. der Schüler in unseren höheren Schulen schulgeldfrei, in proletarischen Be­zirken erheblich mehr.

c) Die Wirtschaftsbeihilfen an bedürftige Schüler werden erhöht und vermehrt; zurzeit stehen 900 000 m. im Haus­halt für 1928.

d) Die Studienbeihilfen für Bedürftige werden auch auf die Zeit des Studiums an der Universität ausgedehnt, erst malig mit 50 000 m.

e) Die Gewährung freier Lernmittel wird weiter ausgebaut, bis endlich Reich und Staat die nötigen Summen bereit stellen, um sämtlichen Kindern an den öffentlichen Schulen volle Lernmittelfreiheit zu gewähren, wie es die Verfassung verlangt. Eigentlich follie" bereits heute nach den staatlichen Grundfägen für den llebergang zur höheren Schule die Schulart nur noch den Begabten offenstehen, leider sieht die Braris doch noch wesentlich anders aus. Die Sozialdemokratie im Rathaus ist dauernd bemüht, alle früheren selbstverständlichen Unterschiede zwischen den Schul­arten, fomeit fie nicht fachlich geboten find, aufzuheben.

2. Neben der Beseitigung der alten Stlassenvorrechte auf dem Gebiete des Sajulwesens bemühten sich unsere Genossen um die Erfüllung der allgemeinen Schufforderungen unseres Kommunal= programms:

a) Unbeschadet unseres Zieles der Vermeltlichung des gesamten Schulmefens fordern mir die Schaffung von einzelnen weitlichen Schulen, soweit der Wille der Erziehungs­berechtigten danach verlangt. Zurzeit bestehen in Berlin 49 Sam­melschulen, von denen 10 die innere Umstellung zur Lebensgemein schaftsschule vorgenommen haben.

b) Durchführung der Einheitsschule; solange dieses Ziel nicht zu erreichen ist, fortschreitenden Ausbau der Bolksschule. Der erste praktische Versuch ist vor kurzem beschlossen worden. Und zwar soll bei diesem Versuch vom 7. Schuljahr ab die Aus­bildung in einem besonderen dreijährigen Lehrgang erfolgen, der den Volksschülerinnen den Weg eröffnet zum Beruf als Kinder­gärtnerin, Hortnerin, Fürsorgerin, technische Lehrerin, Gewerbe­lehrerin.

c) zur Durchführung des Arbeitsunterrichts Ein richtung von Schülerwerkstätten zurzeit hat Berlin 300, in denen täglich 20 000 Kinder unterrichtet werden Schaffung von Nähzimmern und dergl.

d) Pflege der körperlichen Ausbildung durch Ein­führung des obligatorischen Spielnachmittags, Schaffung von Landschulheimen, die gleichzeitig der Erholung und der Gemein­schaftserziehung dienen sollen; zurzeit bestehen solche in Zoffen: für den klaffenweisen Besuch von 500 bis 600 Kindern zur gleichen Zeit; somit jährlich von vielen Tausenden; in Zerpenschleuse: für ständig 120 Kinder; in Dubrow: neu eröffnet, Aufnahme für 100 Kinder. Förderung der Schülerwanderungen, der eintägigen in die Umgebung von Berlin , sowie der mehrtägigen, die an die See oder ins Gebirge führen. Für 1928 stehen 175 000 m. zur Verfügung.

Alle diese bereits durchgeführten Maßnahmen bedeuten selbst­verständlich nicht die restlose Erfüllung unserer Schulforderungen. Sie beweisen aber mit aller Deutlichkeit, daß unsere Genossen un­entwegt auf die Erreichung ihrer Schulzicle zusteuern. Außerordent lich hemmend wirken bei unseren Bestrebungen die Eingriffe der staatlichen Aufsichtsbehörde. Deshalb hat unsere Rathausfraktion bei den diesjährigen Haushaltberatungen erneut einen Borstoß unter: nommen zur Beseitigung des Provinzialschultolle. giums von Berlin sowie der Landesschul- und Landesmittelschul taffe.

Die Kommunisten...

Wie haben sich nun die Kommunisten im Rathause zu unserer Schulpolitik gestellt? Natürlich mußten sie ein fleines Schein= manöver ausführen, um zu beweisen, daß sie durchaus nicht efma zufrieden wären mit dem Stande des Berliner Schulmefens

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hätten ja sonst zugeben müssen, daß die SPD . im Sinne des Schul­fortschritts gearbeitet hat. So brachten sie wie jedes Jahr den Antrag ein, die Stadt solle volle Lehrmittelfreiheit in ihren Schniert einführen. Es galt ja, den ,, Arbeiterverrat" der SPD. aufs neue festzustellen; denn man mußte bereits vorher, daß dieser Antrag von den Sozialdemokraten abgelehnt würde( nach der Verfassung Bflicht von Reich und Staat). Man griff den Magistrat scharf an, weil er die Summen für Schulneubauten verringert hat. Man wußte natürlich, daß diese Abstriche praktisch nichts bedeuteten, meil fein einziges Projekt dadurch verzögert wird. Im allgemeinen aber fann festgestellt werden, daß bei der sonst beliebten Taktik der Kommunisten, recht viele Anträge aus Agitationsgründen zu stellen, das Schulwesen auffällig wenig bedacht wurde. Besser noch als der überaus schwache Angriff der Deutsch­nationalen zeigt dieses Verhalten der KPD., daß wir Arbeit geleistet haben, die sich sehen lassen kann. Wie gern hätte man sonst ,, Wahl­material" gesammelt! Lisbeth Hübner Riedger.

Der Kampf um die Schule.

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Am 17. Juni finden, wie im Vorwärts" schon mitgeteilt murde, die Elternbeiratswahlen an sämtlichen öffentlichen und privaten Schulen Berlins statt. Der Termin ist, so furz nach den großen Barlamentswahlen, nicht gerade günstig gewählt, zumal da auch die Pfingstferien die Vorbereitungsarbeiten start beeinträchtigen mußten. Es wird der eifrigen und eindringenden Arbeit aller ben am 20. Mai über die Reaktion errungenen Sieg nun auch bei schulpolitisch fortgeschrittenen Eltern bedürfen, um den Elternbeiratswahlen durchzusetzen, damit auch auf schulpolitischem Gebiet den Reaktionären für ihre Pläne der Boden entzogen wird. Eine Niederlage der Christlich Unpolitischen bei den Elternbeiratswahlen ist ein Schlag gegen die rechtsstehen den Parteien und gegen ihre Versuche, die Schule der Kirche auszuliefern. An allen Schulen muß den Chriftlich- Inpolitischen nicht wieder so tommen, daß an vielen Schulen die Chriftlich- Unpoli­eine Liste Schulaufbau" entgegengestellt werden. Es darf tischen allein eine Liste aufstellen, wodurch sie bei den legten Eltern­beiratswahlen tampflos mehr als 100 Schulen mit über 1000 Sigen erlangten. Bis zum 7. Juni müssen die Kandidatenlisten beim Wahlvorstand( nicht beim Schulleiter!) eingereicht sein. Aber auch um die in den Schulen ausgelegten Wählerlisten sollen alle fich fümmern, die es angeht, alle Mütter und Bäter oder Pflege­eltern von Kindern der betreffenden Schulen. Die Wählerlisten liegen nur noch bis einschließlich 2. Juni aus.

Eröffnung der Gartenbühnen.

Traditionsmäßig öffnen alljährlich um Pfingsten herum die Berliner Gartenbühnen ihre Pforten. Denn eine Belt für sich iſt's, die sich hier auftut. In all ihrer Ursprünglichkeit, viel wahrer und echter als unsere geschniegelte, gebügelte. Mit Kind und Kegei rückt man aus, trifft Freunde und Nachbarn; Stullen und Kuchen sind in Bereitschaft. Der Nachwuchs befreit sich möglichst rasch von der elterlichen Autorität und geht seine eigenen Wege. Man sondiert das Terrain, äugt nach einer möglichst günstigen Singelegenheit in den vordersten Reihen, prüft eingehend die Leistungen des Orchesters, im übrigen harrt alles der schönen Dinge, die da angefündigt find. Beit erhalten haben, nimmt unbedingt das Rose Garten­Bon den wenigen Sommerbühnen, die sich noch bis in unsere jezige Theater den ersten Platz ein. Bon 6 Uhr nachmittags bis nach 11 Uhr abends, Sonntags sogar schon ab 5 1hr wechseln hier in bunter Reihenfolge Konzert, Operetten- und Varieté- Borführungen. Das Eröffnungsprogramm fommt ganz flaffisch mit Offenbachs heiterem Einafter ,, Die Insel Tulipatan ". Die Komödie von Rose als Bjeudomägdelein und Erna Böwe als zarter Jüngeling mit den vertauschten Geschlechtern zmeier Liebesleute, wobei sich Willi Gesang und Artistik und zum Schluß folgt Lehárs Operette Der Erfolg präsentieren. Im darauffolgenden Barietéteil wechseln Lanz, fidele Bauer", die bei flotter Darstellung fröhliche Stimmung schuf.

Mufitaufträge

übergibt man nur dem Nacnets Dre Deutschen Mufiterverbandes, Berlin , Rom mandantenftr. 63,64 Dönhoff 3277-78 Beschäftszeit 9-5, Gonntags 10-2 Uhr. Auf Wunsch: Bertreterbefuch.

Eine gute Zigarette

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ist ein wahres Heilmittel. Sie enthält das Nikotin in homöopathischen Mengen, d. h. in jenem geringen Grade dee Beimischung, in dem es unvergleichlich heilsam wirkt. Nichts ist besser imstande, die vielfachen Verstimmungen, welche uns begegnen können, in gleich leichter und vorzüglicher Weise zu beheben. Wie auch nichts imstande ist, die feinen Acomastoffe einec guten Zigarette zu ersetzen.

Ueberdies ist nicgends in der Welt ein Mensch so vecstimmt, als daß ihm nicht durch eine gute Zigarette geholfen werden könnte.

Rauchen Sie eine

Greiling - Auslese

und Sie werden wissen, was eine gute Zigarette ist.