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Offenbach   auf der Volksbühne.
Orpheus   in der Llnterwelt."
Man hatte gehofft,«in sehr fröhliches Pofsenspiel zu sehen, und dazu wäre noch die Musik des Cancans gekommen, die uns allen "unvergeßlich durch die Nerven prickelt. Gewünscht hatte man, daß ein Mann von Geistesgaben heute den alten Text herrlich verzieren und umdichten würde. Ihr seligen Spottgötter Ofsenbachs, ihr habt ja soviel Anlagen zur Lächerlichkeit! Wenn man nun die Uhr auf 1928 gedreht hätte, es brauchte nicht ganz und gar garstig-politisch zu sein, es könnte auch nur die Kulturprotzen oder Niggeranbeter und ähnliches Gesippe und Gesindel am Ohrläppchen ziehen. Man hätte nicht gleich Phosgen ins Theater spritzen müssen. Doch so allerhand hätte sich sagen lassen, hätte sich beseirigen, bekritteln, be- geifern, begaffen, beloben, belämmern lassen. Gewiß, es gibt nicht viele helle Köpfe, die in Deutschland pariserisch« Grazie ins Wicne- risch« oder sogar ins Verlinerrsche übersetzen und den alten Sekt mit neuem Mousfeux durchquirlen könnteir. Doch ausgerechnet cherr Günther Bibo nein, der paßte nicht für diese hübsche Arbeit. Man beauftragt einen Kabarettisten, der vielleicht Meriten Hot, aber keine Augen, um in unsere Zeit zu sehen; man ruft einen Ka- barcttljten, der die Freiheitsschmissigkeit mit kleinen Conferencier- Frechheiten verwechselt; man lädt einen talentierten Wortemauschler «in, der ein bißche» die Sprichwörter verdreht, doch niemal» die Welt auf den Kopf stellt. Ein solcher Konjunkturkabarettist vom Witz des Nachtlokals ist nicht der rechte Mann, um den schon klassisch geweihten Unsinn für unsere Zeit wiederzusinden und da? Gallische in deutsche Galle, vielleicht auch in deutschen Geist zu verwandeln. Der neue Text ist weder gemütlich, noch rebellisch, sondern nur Hausmannskost ftir anspruchsloses Spießerkabarett. Die Volksbühne braucht anderes. Es bleibt die Musik, die Kapellmeister M a ck e b e n tells konserviert, teils für Jazzohren repariert hat. Frau Agnes Straub   spielt die öffentliche Meinung und spricht melodramatisch, manchmal mit Wärme, meist ohne Fröhlichkeit ihren matten Text wie eine expressionistische- Litanei. Charlotte Börner und Werner Heidcmann wurden von der Ope- rette ausgeborgt, und die Dame sang und tanzte zum Genüsse der Ohren und Augen, und auch Herr Heidemann ist ein liebenswürdiger Künstler. Jupiter, der Ueberlebemann des Olymp, wird durch Herrn Josef Plaut   in einen trockenen Schmachtlappen verwandelt. Da sind Naul Lange, Leo Peukert   und Armin Schweizer   schon lustiger, weil sie wenigstens gute Posienfiguren mache». Doch Sünde der Sünde: Der Regisseur Fritz Holl   fühlte das Unzulängliche seines Textes nicht. Er ließ sich dies ungepfefferte
Geschmuse gefallen und mußte es daher trotz seines Fleißes, trotz der Mitarbeit feines erfindungsreichen Bühnenbildners Edward S u h r und des geschmackvollen Tanzmeisters Trojanowski dulden, daß an dem häuslichen Beifall auch Trillerpfeifer teilnahmen. dlax Hochdorf.
W srner Heidemann und Agnes Strauh in Orpheus in der Unterwelt  '.
Zwei urgemütliche Premieren. Theater am Nollendorfploh:Oer Feldherrnhügel'. Der uralte Ulk von Roda-Roda   und Karl Rößler Der Feldherrnhügel" feiert in der Sommerspielzeit des Theaters am Nollendorfplatz eine lustige Auferstehung. Bor zwei Jahrzehnten ist er ein starker Theaterersolg gewesen. Es gab-damals sogar eine Parodie auf die Parodie mit dem TitelDer Feldivebelhügcl". Damals gehörte noch Mut dazu, mit dieser frechen Sorglosigkeit das allmächtige Militär, den blöden Kommiß und die Vertreter der Monarchie zu verhohnepipeln. Das gab einen be- sonderen Reiz. Heute wirkt die theatralische Buntheit der Uniform an sich schon lächerlich. Di« Schnurre ist natürlich etwas angestaubt. Aber der Humor ist echt und darum lebendig geblieben. Wir lachen von Herzen, wenn der Oberst absichtlich Fehler beim Manöver macht, um seine Pensionierung zu erzwingen, und wcun dann Königliche Hoheit, die von Strategie keine Ahnung hat, den Obersten zu feiner großartigen Taktik beglückwünscht. Diesen Obersten spielt Leopold Kramer   mit der sonnigen Gemütlichkeit des liebens- würdigen Oestcrreichcrs. Als Regisieur sorgt er für flottes Tempo. Eine Reihe glänzender Darsteller steht ihm zur Seite.. Sie werden alle unsere Freunde: der leichtsinnige Rittmeister Anton P o i n t n« r, der galante Fähnrich Franz Leder er mit seiner strahlenden Jugend, die Regimentsarzttype Fritz Schrecker  , der großmächtige Feldwebel Fritz Kampers   und der ver- ängstigte tschechische Muschkote Heinz Greif. Herrlich heraus- gearbeitet ist der Gegensatz zwischen der Wiener Gemütlichkeit und dem preußischen Schneid des Oskar Sima   und des Werner Holl mann. Sima. liebenswürdig, charmant und blöd, das Ur- bild einer Königlichen Hoheit, Hollmann der lebendig gewordene Schnarrton des preußischen Leutnants. Der Hauskomponist Edmund M eiset hat die pathetische Militärmusik in wahrhast genialer Komposition verulkt. Uraufführung im Theater am Kurfürstendamm  . Die Nachtvorstellung ist von den Veranstaltern sehr ernst gemeint. Es wurde aber ebenso gemütlich wie am Nollendorfplatz, obgleich es sich am Kurfürstendamm   um kolossale Tragik handelte. Das KollektivD i e S t u f e" des russischen Regisseurs Dyk Rudensti inszeniert ein Stück von Walter Mcckauer,Spuk", kein Schauspiel, kein Werk, einSchauwert", wie der Verfasser feine Dichtung nennt. Der Autor, der offenbar von seinem Drama etwas hält, legt auf die Feststellung Wert, daß er allein dafür oerant- wortlich ist. Er nimmt seinenSpuk" ernster als das Publikum, das dem Gestammel auf der Bühne mit beachtenswerter Nachsicht und Geduld zuhört. Bon der Milte des Schauwerks an breitet sich im Parkett eine urgemütliche Stimmung aus: man ermuntert die jungen Schauspieler durch Zurufe, die im Augenblick mehr Geist und Witz entwickeln, als man von der Bühne zu hören bekommt. Meckauec versucht, tiessinnige Psychologie zu treiben, in der oerdrängte Kam- plexe, gequetschte Erotik, Mordsehnsucht, Reueabsicht und überhaupt die Psychoanalyse eine Rolle spielen. Auch wird mit Hilse von Re- ooloern und anderen Mordinstrumenten in Tragik gemacht. Um dem Ganzen einen tissgründigen Sinn unterzuschieben, läßt er Traum
und Wirklichkeit ineinanderfließen(nach Pirandello oderDer Traum ein Leben" oderDos Leben ein Traum" und so). Die Darstellerschaft besteht aus unbekannten jungen Schauspielern, die sich unter Rudenski zu einer Wertgemeinschast zusammengeschlossen haben. Nach der gestern abgelegten Probe seiner Kunstauffassung kann ich den jungen Leuten nur raten, sich schleunigst nach einem anderen Führer umzusehen. Ernst Dcgner. Kitsch im Staatstheater. Carl Häßler:Die beiden Seehunde'. Carl Rößlers LustspielDie beiden Seehunde" ist ein handfester Theaterkitsch, der mit seinem sanften liberalen Schim- mer dos Herz jedes Durchschnittsbürgers erwärmt. Der vertrottelte, ach so gütige Kurfürst Christian der XVlI. geht alz Dienstmann  unerkannt wie Harun al Raschid   unter sein Volk, um dieWahr- heit" zu hören. In hellseherischer Erkenntnis, die bei dem Grad« seiner Dertrottelung besonders verblüfft, weiß er die Spreu vom Weizen zu sondern. Fühlt darum endlichin des Thrones Glanz die hohe Wonnegans, Liebling des Volks zu sein" wie es so schön hieß. Sogar der aufrechte, da gibt's nichts zu kichern, mannhafte 5?erausgeber desDolkswillen" schließt Freundschaft mit dem siebzehnten Christian, nachdem dieser auf sein Blatt abonniert hat und bitte ohne Gegenleistung ihm sämtliche Druckausträge der Stadt versprochen. Aber kommt ein ganz wilder, radikaler Re« publikaner etwa nicht auf seine Kosten? Ist Ehristian etwa nicht vertrottelt? Bestätigt er zum Schluß etwa nicht seinem Doppel- gänger, dem echten Dienstmann Nr. 6, daß«in Dienstmann   leichter Kursürst als«in Kurfürst Dienstmann   sein kann? Ei warum? Ei, darum natürlich hat dos Staatliche Schiliertheater dieses verstaubte, massiv gezimmert« Lustspiel wieder ans Tageslicht ge« brächt, und wer's nicht glaubt, zahlt einen Taler, der ihm aber wieder zurückgegeben wird, weil das Schillertheater das Geld eines Unzufriedenen nicht nötig hat. Denn die Zufriedenen werden's bringen. Mit denbeiden Seehunden" wird ein ausgezeichnetes Ge- schäft gemacht«erden. Das ist eine Prophezeiung. Was will also der Nörgler eigentlich? Nur noch feststellen, daß ein sauberes Ensomblespiel geboten wurde. Nichts weiter. Wirklich nichts weiter. _ Tes. Hans Hyan  . Zn seinem 60. Geburtstage. Hans Hyan   wurde am 2. Juni 1868 in Berlin   in der Lands- berger Straße geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums kam er mit dem Einjährigenzeugnis in«ine Kaufmannslehre, später wurde er Reisender. Ohne inneren Beruf für den Kaufmannsstand hat«r sich überall in der Welt herumgetrieben und sich schon seit semer frühesten Jugend literarisch und dichterisch betätigt. Sein Herz ge- hörte von jeher den Annen und Niedrigen und in seinen Sturm- und Drongjahren hat er genug Eleitd am eigenen Leibe erfahren, so daß er wußte, wie denen zu Mute ist, die nichts zu essen und kein Obdach haben. Was war natürlicher, als daß er die Objekte für
seine Schrerbckunst unker diesen Leuten suchte? Erst im Jahre 1896 trat er mit einer Novelle, dieDer E i n b r u ch" hieß, an die Oesfentlichkeit. Man kann wohl sagen, daß Hyan in Deuffchland der erste Literat war, der mit der herkömmlichen Kriminalgeschichte brach und den Verbrecher aus feiner Anlage und seiner Umwelt erklären wollte. Das war zu Ende des vorigen Jahrhunderts nicht so leicht wie heute. Man nannte ihn denVerherrlicher des Verbrechens" und die bürger- liche Presse lehnt« feine Arbeiten lange Zeit ob. Noch 1912, als sein RomanDie Verführten" erschien, in dem er den Werdegang des Schwerverbrechers und der Dirne schilderte, entspann sich ein erbitterter Kampf zwischen ihm und der preußischen Justiz um dieses Buch. Man bekam es fertig, den Aussehen erregenden Roman mit dem berüchtigten Unzuchtparagraphen totzuschlagen, weil hier ein unerschrockener Mann die überlebten Anschauungen von Verbrechen und Straf« über den Haufen warf. Seitdem hat Hyan manchen Artikel uird manches Buch geschrieben. Der Krieg mit seinen Folgen hat ihn hart getrosfen, doch nicht entmutigt. Hoffentlich wird er uns noch manches schreiben und sich, wie bisher, durch keine Rücksichten abhalten lassen, da? zu sagen, was er für recht hält.
Shaws Testament. Bernard Shaw   hat gelegentlich seines 71. Geburtstages sein Testament gemocht. Einem neuzierigen Journalisten hat er«ins der Legate im Vertrauen mitgeteilt: er hat Der Menschheit das Eoangclimn des Sozialismus" vermacht. Der.Volkschor Osten", M.d.D. A.S.B, gibt bekannt daß die Leitung iti Chores seit dem I.Mai d. I. der Chormcisler Wilhelm Knöchel übernommen hat. Alle sangeSsreudigen Damen   und Herren werden ,um Ausbau eineS gl aßen leistungsfähigenGemilchten Chores' um talträstige Unterstützung gebeten. Jugendliche unter 18 Jahren zahlen den halben Beitrag. UebungSftunde: jeden Dienstag von 810 Uhr abends in der Schul-Aula, Frankfurter Allee   37. (Borti-Jder in Moskau  . Im Moskauer   Ld-rnhauz hat eine Riesen- Versammlung zu Ehren GorkiS ftattgesunden. Lunatscharlki begrüßte Görke namens der Eowjeliegierung und feierte ihn«IS den glößten plolctarischen Schriftsteller. Zahlreiche Redner sprachen die Hoffnung ouS, daß er in der Sowjetunion   bleiben werde. Salsworthy spricht in Deutschland  . John Ealsworlhst bält am IS. Juni, abends 8 Uhr, in der Hamburger   Kunftgefcllschaft eine» Bortrag in englischer Spräche:Chs Faith of a Xo vollst". Pros. Ludwig Eanecceru» ist, 85 Jahre alt, in Marburg   gestorben. Länger al§ SlZ Jahre gehörte er als Lehrer des römischen und bürgerliche» Rechtes der Marburger   Universität an. Durch seine Mitarbeit am Bürger- lichen Gesetzbuch und seine langjährige parlamentarische Tätigkeit als national» liberaler RcichStagSabgeordneter, ist er weiteren Kreisen bekannt geworden.
Theodor Glockes Jubiläum. Dem Jubilar, der für die Sozialdemokratische Partei   und die deutsch  « Arbeiterschaft nunmehr vierzig Jahre amVorwärts" tätig ist, dem alten Kämpfer und Arbeiter Theodor Glocke, gratu- lierten gestern im Gewerkschastshaus die Parteigenossen, die mit ihm schritten und schreiten. Das Ebert-Mans- Quartett trug die Kampslieder der Partei vor und fügte nach- her, als der Uhrzeiger vorgerückt war, Volksweisen von Lebens- lust und Lebensfreude an. Manche Rede ward geHallen, aber den Gipfelpunkt bildeten die Dankesworte des Gefeierten, der berichtete von den Jahren des Sozialistengesetzes, der Sturm- und Drang- Periode der deutschen   Sozialdemokratie. Franz Künstler   und Otto Meier   feierten Theodor Glocke, Arthur Crispien   dankte der Ehefrau. Launige Verse von Otto Meier   wurden mit stürmt- schem Beifall begrüßt. Die letzte Strophe seines Gedichtes sei wieder gegeben: So wie sich all' die Jahre runden Zu vier Jahrzehnten, wie im Flug, Mit schweren und auch heitern Stunden� Dir war dein Schassen Lohn genug. Wenn heut' der Arbeit Heere stehen Gerüstet alle, Mann an Mann: Dein Werk ist's mit, das tticht vergehen Und auch für dich mit zeugey kann.
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Ktavierfabrikanten reden große Töne. Sieben Wochen Kampf noch lange nicht genug. Der Schlichter von Berlin   hatte die Berhandlungskommission der Berliner   Älavierarbeithr und die Vertreter der Fabritanten zu Donnerstag vormittag geladen, um zu oersuchen, eine Einigung in dem nunmehr schon sieben Wochen dauernden Kamps herbeizuführen. Die Unternehmer hossten anscheinend, den Schlichter und die Unterhändler der Holzarbeiter dadurch beeinflussen zu können, daß sie erklärten, an der Beilegung des Konfliktes noch gar kein Interesse zu haben und daß sie zu den Verhandlungen überhaupt nur erschienen wären, um keine Versäumnisstrafe zu be- kommen. Sie lehnten es rundweg ab, auf die Forderungen der streitenden und ausgesperrten Klavierarbeiter einzugehen. Die Vertreter der Klaoierarbeiter erwiderten, daß sich die Organisation und die Klaoierarbeiter aus einen lang- wierigen Kampf vorbereitet haben und ihn nicht eher abbrechen würden, bis die Unternehmer bereit seien, von ihrem hohen Roh herabzukommen. Ein Versuch des Schlichters, durch getrennte Verhandlungen zu einer Annäherung zu gelangen, schlug ebenfalls fehl. Der Schlichter erklärte schließlich, daß nach seiner Ausfassung noch nicht der Zeitpunkt für erfolgversprechende Schlichtungsverhandlun- gen gekommen sei und brach dieVerhandlungen" ergebnislos ab. In einer von etwa 3000 streikenden und ausgesperrten Klavier- arbeitern besuchten Versammlung am Freitag abend in den Kammer- sälen berichtete der Bevollmächtigte des Holzarbeiterverbandes B o e s e über diese Verhandlungen. Die Versammelten gaben ihr E i n o e r st ä n d n i s mit der Haltung ihrer Berhandlungskommission durch die Annahme eines Antrages kund, in dem verlangt wurde. von jeder Diskussion Abstand zu nehmen. Da» Vertrauen zur Or- ganisation wurde in einer einstimmig angenommenen Entschließung zum Ausdruck gebracht. .Volk und Zeil", unsere Mustrierte Wochenschrift, liegt ver yeutigen Postausloge bei.
005«an EIN SCHONER TAG sagt jeder, der Berlins   größte Ausstellung DIE ERNÄHRUNG sah und er hat recht damit fand er doch nützliche BELEHRUNG für die Verlängerung und Verschönerung seines Lebens und boten die schönen Ausstellungsgärten neben dem Funkturm in der Frühlingssonne doch so schöne ERHOLUNG   Auch Sie werden überrascht und erfreut sein über die vielen Reize eines Besuches der Ernährungsschau 5 IN DEN FUNKTURMGÄRTEN: GROSSES KONZERT