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?lr. 265» 45. Jahrgang Donnerstag, 7. Juni 192S

Der deutsche Olpe. k. Zuni. Unter großem Andrang des Publikums begann die Ver­handlung gegen den Sernmochcr Heinrich Kühr wegen Be­truges. Es handelt sich um den sensaliooellen Zoll, der sein 5eikenstü«k in dem Wiener Marek-Brozeß Hot. Kühr wird nämlich beschuldigt, daß er selbst sein Bein vor den daher. brausenden Eiseobahnzug aus die Schienen gelegt habe, und daß er es sich Hobe abfahren lassen, um in den Besitz der Versicherungssumme von 40 000 ITC. für Unfall zu gelangen. Das Schöffengericht in Siegen hatte Kühr wegen Betruges zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Gegen das Urteil bat Äüfjr Berufung eingelegt und jetzt beschäftigt sich nun die Straf- tammer des Landgerichts Arnsberg nochmals mit der �rage, ob in Wirklichkeit der ungeheuerliche Fall vorliege, daß sich ein im besten Mannesalter stehender Mensch, Kühr ist erst 31 Jahre alt aus gewinnsüchtiger Absicht zu einem Krüppel selbst gemacht hat. Es gehört ein ungeheurer Mut dazu, sich kaltblütig vor einen Zug zu legen und das schreckliche Ereignis ruhig über sich ergehen zu lasten. Da bei der� Eigenartigkest des Falles ein Lokaltermin an Ort und Stelle notwendig sein wird, hat die Arnsberger Straf- tammer ihre Verhandlung in den Sitzungssaal des kleinen Amts- gerichts Olpe verlegt. Kühr, der von den Rechtsanwälten Münster - mann- Siegen, dem Verteidiger der ersten Instanz, und Rechts­anwalt Dr. Sidney Mendel- Berlin jetzt oertreten wird, be- slreltet jede Schuld, und er behauptet, daß er gegen seinen willen durch befreundete Agenten, insbesondere seinen Schulkameraden Wiebelhaus, ein halbes Jahr vor dem Unfall, der in der Nacht zum 20. August passiert ist, gegen Tod und Invalidität versichert worden sei. Die Anklage und mit ihr das erste Urteil nehmen an, daß Kühr diese ungeheuerliche Tat nicht ohne sremde Hilfe ausgeführt hat.

Kühr schildert? In der neuen Berhandlunq gab der Angeklagte Kühr zunächst die näheren Umstände des Unglücks an, er berichtete, daß er mit ein«» Freund« zusanunen ein Wondergewerbe als Neben- beruf betreibe und Soiurtogs auf Schützenfesten und Jahrmärkten Backwerk verkauf«. An dem Unglückstage, Sonnabend, dem 28. August, hätte er abends notwendigerweil« mir dem Rode seines Freundes nach dein Dorf« S a ß m i ck c fahren müssen, um von dort ein Stück elektrischen Leitungsdraht, den sie dringend benötigten. zu holen. Er selbst habe große Eile gehabt, und als er auf dem Rückweg den Eisertbahnübergang postierte, sei ihm, weil die Schie­nen höher waren als die Chaussee, die Lenkstange aus der Hand geschlagen worden, er sei kopfüber vom Rade herunter gegen die Böschung gefallen und dort besinnungslos liegengeblieben. Erst am nächsten Morgen sei er im Krankenhaus wieder zu sich gekommen. Der Vorsitzende erörterte zunächst bei Eintritt in die Verhandlung, wie die lßorsicherungen abgeschlossen morden seien und fragte, wie er mst Wiebelhaus.zusammengekommen sei Der Angeklagt« gab an, daß ihn Wiebelhouz zum Abschluß der Versicherung furchtbar gedrängt habe, und daß er schließlich nachgegeben hätte, u m d e n Mann loszuwerden. Er habe mit ihm die niedrigste Der- jicherung vereinbart, die überhaupt möglich war. Wenige Wochen -später habe ihn Wiesdorf getrassen und ihn zu bestimme» versucht, nnt ihm ein« Versicherung abzuschließen. Auch dieser Hab« ihm keine Ruhe gelassen, so daß er schließlich eiuwilligre, nachdem Wies- öorf ihm die Versicherung gegeben hatte, daß er(Wiesdors) die erste Versicherung rückgängig machen werde. Der Vorsitzende meinte nun, daß die Vermögensoerhältnisse des Angeklagten doch sehr schlecht seien, woraus der Angeklagte erwiderte, daß seine Mutter ein monatliches Einkommen zwischen 400 und 600 M. gehabt Hab«. dos sich aus dem ,zusammensetzle. was seine Brüder und er selbst der Mitter gaben. Er selbst habe ein Einkommen von 400 bis 800 M. gehabt, das er nur aus seiner beruslichen Tätigkeit und teilweise ans den Eirmahmeu seines Wondergewerbes erhielt. Älißecdem habe er über 300 M. Ersparnisse gehabt.

%d London : W vlfsblUt. Wenn der Hunger ihn gar zu sehr quälte, schlich er zum Lager der Indianer zurück, aber er näherte sich ihm nicht zu sehr. Er lauerte im Walde und beraubte die Schlingen und Fallen in den seltenen Fällen, wenn ein Wild sich darin gefangen hatte. Er stahl sogar dem Grauen Biber ein /ka- ninchen, als dieser vor Schwäche taumelnd und durch Atem- mangel oftmals genötigt sich hinzusetzen, durch den Wald daherkam. Eines Tages traf Wolfsblut einen jungen Bruder, der schwach und matt vor Hunger und so mager wie ein Gerippe war. Wäre er nicht selber hungrig gewesen, so wäre er viel- leicht mitgelaufen und hätte den Weg zu den Brüdern ge­funden, nun aber warf er den Wolf zu Boden, tötete und verzehrte ihn. Das Glück war ihm hold. Immer wenn er am schlimm- sten daran war, fand er Beute, auch wollte es der Zufall, daß er dann auf kein größeres Raubtier stieß. Einstmals kam ein Rudel hungriger Wölfe auf ihn losgestürzt, und sie verfolgten chn lange und grausam-, da er aber bester genährt war wie sie denn er hatte in den Tagen vorher einen Luchs verzehrt, so gewann er ihnen einen Vorsprung ab. Ja. mehr noch, als er in weitem Bogen um sie herumlief. überfiel er einen seiner erschöpften Verfolger. Darauf ver- lieh er die Gestend und wanderte nach dem Tal, wo er ge- boren war. Hier traf er in der ollen Höhle Kischc, die wie er die ungastlichen Feuerstätten der Menschen verlosten hatte und in den allen Schlupfwinkel gekommen war, um für ihre Jungen Schutz zu suchen. Allein nur eines davon war am Leben geblieben, und auch dieses hatte bei der Hungersnot wenig Aussicht» leben zu bleiben. Kifches Begrüßung des nun erwachsenen Sohne» war durchaus nicht liebevoll. Aber Wolfsblut mochte sich nichts daraus-, er bedurfte der Mutter nicht mehr. Also kehrte er ihr bedächtig den Rücken und trabte das Flüßchen hinauf. An der Gabelung schlug er den Weg zur Linken ein und kam -in das Lager der Luchsin, mit der die Müller und er einst auf Leben und Tod gekämpft hallen. Hier an verlastener Stätte ließ er sich nieder und ruhte einen Tag aus. Am Anfang des Sommers, als die Not zu Ende ging, traf er auf Liplip. der ebensnlls in d'e Wälder geflohen war und ein cl>'ndes Dasein geführt hatte. Es geschah ganz un- erwartet- Sie kamen in entgegengesetzter Richtung um den Fuß eines steilen Bergabhangs getrabt, und als st« um eine l

Fall Marek. Die Zeugenvernehmung. Als erster Zeuge wird der Wärter Ebbert veinwitrmen, der schildert, wie er an die llnglücksstcll« gekommen sei. Abends gegen%10 Uhr habe plötzlich jemand an seine Tür geklopft und gebeten, er möchte doch herunterkommen, es sei ein Unglück passiert. Er sei dann mit dem Unbekannten zum Bahnübergang geeilt und habe dort einen Mann in einer Blutloche vorgesundcn, und zwar mit dem Gesicht nach unten. Da» eine Bein war ab­gefahren. denn der Unbekannte hob es aus und zeigte es dem Zeugen. Der Wärter fragte nun den Unbekannten, wer der 2kr- nngluckte fei. Der Mann antwortet« ihm, er wisse es selbst nicht. Aus die Frage, wer er denn selbst sei, antwortet« er, er sei hier fremd, er komme gerade vorbei. Es sei jetzt keine Zeit zu weiteren Erörterungen, denn es müsse ei» Arzt geholt werden und er sollt« telephonieren. vorsu Gab der Derunglückt« deutliche Hilferufe von sich? Zeuge: Er stieß Schmerzensschreie aus. Vors.: Wie sah der Fremd« aus? Zeuge: Er war blond, miitelgroß und sprach nieder- rheinischen Dialekt. Vors.: Ist Ihnen niemals irgendeine Person- lichkeit aus Olpe als dieser Unbekannte bezeichnet worden? Zeuge: Jawohl, der Dersicherungsagent Wiesdorf. Ich glaub« aber nicht, daß er dos ist, denn er sieht anders aus als der Fremde. Lokaltermin an der lsnglücksstelle. Nachdem dann noch die Frau und die Tochter des Wärters über belanglvse Einzelhesten vernommen wurden, begab sich das Gericht in Autos zu der Stelle, an der das Unglück passiert«. Diese Stelle liegt von Bergen umgeben etwa 12 Kilo- mcter von der Stadt Olpe entfernt. Das Gericht ließ sich genau erklären, wo der Angeklagte gefunden wurde. Der Bahnübergang, an dem dos Unglück passiert«, ist nicht durch Schranke» grichiitzl. Ein stiller Weg fuhrt in einem spitzen Winkel zu dem Bahnübergang vom Berg« herunter, und gerade auf dem Bahnübergang befindet sich die Kurve des Weges. Der Angeklagte kam mit seinem Rade den Berg hinunter und fuhr schräg zwischen die Bahnlinie an. Wie Zeugen bekundet haben, waren an dieser Stelle die Schienen etwa sieben Zentimeter höher als die Straße. Rechtsanwalt Mendel ver- anlaßt« einen Zeugen, sich in derselben Lage hinzulegen, wie der Angeklagte gefunden worden war. An diesem Mann wurde dann demonstriert, ob der Angeklagte sich mit vollem Bewußtsein vor­bereiteter Weise dorthin gelegt haben konnte, um sich absichtlich das Bein abfahren zu losten. Nachdem der Lokaltermin beendet war. trat die Mittagspause ein. Das Mtsel des unbekannten Mannes. In der Nachnüttagssitzung kamen zmtächst die Zeugen an die Reihe, die den Angeklagten Kühr ins Krankenhaus transportiert hallen. Sie hoben nicht mit Bestimmtheit aussagen können, daß Kühr nicht ohmnächtig war. Das Rätsel des unbe- kannten Mannes konnte in der Berhondlung nicht geklärt werden. Der Zeuge Boot gab an, daß der Unbekannte ihm auf der Straße begegnet sei und aus den Unglücksfall ousmerkfam ge- macht habe, daß dieser Fremde ihm auch seinen Namen genannt Hobe, den der Zeuge aber wieder vergessen habe. Er be- kündet« weiter, daß das Rod des AugeNagle» vollkommen ver- bogen war und daß die Speichen im Vorderrad sehllen, so daß mit der. Alöglichkeit eine» Unfalles seiner vleinung nach ge- rechnet werden müsie. Der Zeuge Ritter ans Seßmicke bekunSeie, daß der Angeklagte 20 Minuten nach g Uhr abends zu ihm ge- kommen sei. um die Lichtleitung zu holen, die er am nächsten Tage brauchte. Der Angeklagte Halle ez sehr eilig. Nach 5 Minuten sei er wcggefahren, weil er schon um'.»10 Uhr in Olpe wieder zurück- erwartet morden sei. Der Zeuge ist der Ansicht, daß der Angeklagte niemals diesen Zeitpunkt einhalten tonnt«, weil die Entfermmg zu groß war. Er Kitte also sehr schnell fahren müssen. Die früheren Delastungszeugen. Außerordentlich unbestimmt waren die Zeugenaussagen der Operationsschwester Prigzllle, die den Angeklagten noch der Operation

�elsenecke bogen, standen sie sich plötzlich Angesicht zu Ange- ficht gegenüber. Einen Augenblick hielten sie erschrocken inne und blickten sich mißtrauisch an. Wolfsbluts Jagd war in den letzten acht Tagen sehr erfolgreich gewesen, und er war wohlgenährt. Sobald er jedoch Liplip erblickte, richtete sich unwillkürlich sein Haar am Rücken empor. Das war der körperliche Ausdruck des geistigen Zuftandes, in den in frühe- ren Tagen ihn Liplips Rauflust und Berfolgunassucht ver- setzt halle . Auch jetzt verlor er keine Zeit, und der Angriff erfolgte schnell. Der andere versuchte auszuweichen, doch Wolfsblut stieß ihn so kräftig mit der Schulter, daß jener das Gleichgewicht verlor und auf den Rücken rallte. Ein Biß in den magern Hals und Liplip rang mit dem Tode, während Wolfsblut mit steifen Beinen und gespanntem Blick rund um den Feind herumging. Darauf setzte er seine Wanderung fort, indem er den Bergabhang entlang weiter trabte. Einige Tage später kam er an den Rand des Waldes, wo ein schmaler Streifen freien Landes sich nach dem Mackenzie hinabzog. Früher war es dort kahl gewesen, jetzt stand ein Dorf da. Unter den Bäumen verborgen blieb er stehen und ül'erschaute die Gegend. Der Anblick, die Töne, die Gerüche waren ihm wohlbekannt. Es war sein alles Dorf, nur an einem anderen Platze. Doch war jetzt alles anders als damals, wo er daraus geflohen war. Es gab kein Jammern, kein Wehklagen mehr. Töne behaglicher Zu- friedenhell begrüßten fein Ohr. Zwar vernahm er die schellende Stimme einer Frau, allein dieser Aerger kam aus einem vollen Magen, das wußte er. Auch roch es in der Luft nach Fischen. Es war also wieder Speise da. die Rot war vorüber. Wolfsblut kam dreist aus dem Walde heraus und trabte ins Lager gerade auf das Wigwam des Grauen Biber los. Dieser mar nicht da, aber Klukutsch begrüßte ihn mit einem Frsudengeschrei und gab ihm einen ganzen Fisch, und er legte sich nieder, um die Rückkehr des Herrn zu er- warten. TJictf« Teil. I. Der Feind seiner Gattung. Hätte in Wolfsbluts Natur die entfernteste Möglichkell gelegen, mit den Genossen freundlich zu verkehren, so wäre diese für immer dadurch zerstört worden, daß er Leichund des Gespannes würde. Bon nun an haßten ihn die Hunde noch mehr, haßten ihn wegen des Fleisches, das Mitsah ihm besonders zuteilte, haßten ihn wegen der wirklichen und ein- gebildeten Begünstigungen, die er erhielt, am meisten aber. weil er mit wehendem Schwänze und fliehenden Hinterbeinen immer und ewig vor chren Augen herlief und sie dadurch bis zum Wahnwitz reizte. Und diesen Haß vergalt er ihnen

gepflegt hat. Sie bekundete, daß der Angeklagte sehr ruhig war und daß er sehr vernünftige Antworten gegeben habe. Zn der verhand lang erster Instanz hatte sie den Angeklagte» ziemlich schwer be­lastet, weil sie erklärte, er Hobe gleich in ihr den Verdacht erweckt. daß ein Versicherungsbetrug vorliegen müsse, weil der?lngeklazie sehr ruhig war. Jetzt mußte sie diese Belastung sehr wesentlich ein­schränken. Vor ollen Dingen ist ihre Aussage außerordentlich un­sicher. weil sie nicht mehr mit Bestimmtheit angeben kann, ob dem Angeklagten ein Oberschenkel oder ein Unterschenkel amputiert wurde. Zwischen ihr und dem Zeugen Boot herrschten schwere Widersprüche vor allen Dingen darin, weil sie behauptete, der Radsahrschlauch. mit dem dos Bein abgebunden war, sei während der Operation an dem Bein geblieben, während der Zeuge bekundete, er habe den Schlauch vor der Operation abgebunden und die Schwester habe einen anderen Gmnmischlauch zum Abbinden herumgeton. Der Kronkenhausarzt Dr. Bröser bekundet«, daß er sich nicht mehr mit Bestimmtheit daran erinnern könne. Der Zeuge habe stark ge- wimmert und immer gerufen:Au, mein Bein, au, mein Dein!" Vors.: Haben Sie irgendwelche Anhaltspunkte dasür, daß der Ange­klagte sich das Bein mit Absicht hat absahreu lassen, nw die Ver­sicherungssumme zv erhalten. Zeuge: Mir ist dieser Verdacht nicht gekommen. Ich hielt die Sache für einen ganz normalen Unfall und habe volle Genugtuung darüber gehabt, daß die Operation glatt von- statten ging. Die Versicherungsagent!:. Der Zeuge Mebelhaus. der den Angeklagten das erstemal ver- sicherte, gab an, der Angeklagte habe bei ihm öfter Schokolade für seine Jahrmarktsbude bezogen, und zwar dos letztemol für 730 M. Zu der Versicherung habe er ihn überredet. Auf Befragen von Rechtsanwalt Dr. Mendel bekundete der Zeuge weiter, daß der volizeiinspektor heep ihm 15 000 bis 20 000 M. versprochen habe. wenn er aussage, der Schwager des Angeklagten. Kumpold, fei der unbekannte Mann gewesen. Er, der Zeuge, habe es aber abgelehnt, das zu behaupten. R.-A. Dr. Mendel: Herr Zeuge, worder Ueberfall, den Sie semerzest erlitten haben und wofür Sie 23 000 M. erhalten haben, fingiert? Vors.: Sie können die Antwoll auf dies« Frage verweigern. Zeuge: Rein, diese Behauptung ist unwahr. Es war ein schwerer Unfall, den ich erlitten habe. Der Zeuge Wiebelhaus bekundet« ferner, daß es ihm daraus ankam, wegen seiner Vrämie die Versicherung mst dem Angeklagten abzuschließen. Der nächste Zeug« ist der Versicherungsagent Wiesdors. Er gab an, im Auftrage seiner Versicherung habe er so viele und so hohe Versicherungen wie möglich abschließen müssen. Er habe den Angeklagten oft gedrängt. die Versicherung bei ihm abzuschließen, die Viktoria werde ihn be- stimmt herauslassen. Vors.: Das war doch unwahr. Zeug«: Das war«in Agitationstrick. Vors.: Das grenzt aber a» das Strafgesetzbuch, und zwar an den Betrugsparagraphen. Zeuge: Ich habe das nicht so aufgefaßt, übrigens interessierte mich nur die Höhe der Prämie. Urteil: Freispruch? In später Nachtstunde wurde das Urteil verkündet: Do» verurteilend« Erkenntnis erster Instanz wird aufgehoben. Der Angeklagte wird freigesprochen Auf dem Neubau tödlich verunglückt. Aus dem Neubau des Warenhauses der Karstadt A.-G. am Hermannplatz in Neukölln ereignet« sich gestern nachmittag ein schwerer Unfall. Der öajährigo Einschnler Julius Krüger ans der C a p r i v i- A l l e e 98 zu Lichtenberg , der auf dem Gerüst i» beträchtlicher Höhe arbeitete, verlor plötzlich den Halt und stürzte kopfüber in die Tiefe. Der 2er- unglückt« erlitt schwere innere Verletzungen. Cr wurde in das Urbankronkenhaus gebracht, wo er kurze Zeit nach seiner Einlieserung starb.

mit Zinsen. Leithund zu sein war durchaus nicht angenehm. Er war dadurch gezwungen, vor dem kläffenden Hausen her- zulaufen, vor diesen Hunden, die er drei Jahre lang be- herrscht hatte, und das war fast mehr als er ertragen konnte. Aber es mußte sein, sonst wäre es sein Tod gewesen, und danach trug er kein Verlangen. In dem Augenblick, da Mitsah das Signal zur Abfahrt gab, sprang das ganze Ge- spann mit wildem Gekläff hinter ihm drein. Verteidigen konnte er sich nicht, denn kehrte er sich um, so traf ihn ein schmerzender Peitschenhieb von Mitsah ins Gesicht. Es blieb ihm nichts übrig, als zu laufen. Er konnte mit Schwanz und Hinterbeinen der heulenden Horde nichts anhaben, das wären gegen die vielen unbarinherzigen Zähne kaum die richtigen Waffen gewesen. Also rannte er weiter. indem er bei jedem Satz, den er machte, den ganzen Tag lang seiner Natur und seinem Stolz Gewalt antat. Allein man kann den Trieben seiner Seele nicht Gewalt antun, ohne daß man sich nicht dagegen auflehnt. Das ist wie ein Haar, das aus dem Körper herauswachsen sollte, aber unnotürlicherweise sich umdreht und hineinwächst und eiternd schmerzt. So erjjing es auch Wolfsblut. Jeder Trieb seines Wesens drängte ihn, auf die Hunde, die ihm an den Fersen kläfften, loszuspringen, aber der Wille seiner Götter, sowie die Peitsche mst der dreißig Fuß langen Leine aus Renntier - darin dahinter, ordneten es oiiders. Daher konnte er sich nur in Bitterkeit verzehren und einen Haß und Groll nähren, der ebenso groß war wie die Wildheit und Unzähmbarkeit seiner Natur. Wenn je ein Geschöpf der Feind seiner Gattung wurde. so war es Wolfsblut. Er gab keinen Pardon und verlangte auch keinen. Er trug von den Zähnen der anderen fori- während Wunden unh Narben davon und vergalt Gleiches mit gleichem. Ungleich den meisten Leithunden, die, wenn das Gespann abends abgeschirrt wurde, sicb an die Menschen um Schutz drängten, verschmähte er ihn. Er schritt dreist in> Lager umher und teilte nacht? für das, was er am Tage er- dulden mußte, Strafe aus. Borher hatten die anderen ihm ausweichen muffen; das war nun anders geworden. Durch die Verfolgung, die die Hunde den ganzen Tag über mit ihm anstellten, erregt, durch den fortwährenden Anblick seiner Flucht vor ihnen unwillkürlich gereizt, durch das Gefühl der Uebermacht, das sie tagsüber erfüllte, angestachelt, konnten sie nicht dahin gebracht werden, ihm aus dein Wege zu gehe». Wenn er unter ihnen erschien, so gab es immer Streit. Knurren, Beißen und Grollen folgten seinen Schritten; selbst die Luft, die er atmete, war mit Haß und Groll erfüllt, und dies diente nur dazu, ihn noch mehr zu erbittern. __...(Fortsetzung folgt.)