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Der erste Flug zum Mars  

Weil- Leopoldshöhe.

Das Selbsterledigungsfach" in Basel  .

Eine technisch- phantastische Erzählung von Kurt Delta/ Zeichnungen von A. Florathafel- Frankfurt- Berlin, Weil- Leopoldshöhe  , hat vor

Spricht

5. Fortsetzung( Schluß). So wollen wir lofen," haucht die Lady leise. Lady Merimeer," sagt Jonny ernst, zu solchen Erbärmlich feiten haben wir feine Zeit mehr. Lord  , Sie sind allein imstande, die Beilungsberechnungen zu machen. Ich und die Lady sterben also zuerst."

Der Lord nidt. Er ist zu groß, um an etwas anderes, als an die Papiere zu denken. Sei es, handeln wir sofort," sagt er.

In aufwallendem Gefühl drücken sich die Männer die Hände.

Der Lady tüßt Merimeer zärtlich und liebevoll die schwarzen Locken.

My darling, flüstert er, farewell." Jonny und die Lady treten zurück. Auf einen Hebeldruck schieben sich die gummibesetzten Stahlplatten von ber Dede. Ohne daß ihm die Hand gezittert hätte, zieht Jonny die Mutterschrauben mit dem Schlüssel fest. Es ist der Lohn für meinen Tod, denkt er fich, daß ich mit ihr zusammen sterben darf-

Jäh wentet er sich zur Lady. Diese war beim Senfen der Schotten über eines der lederbezogenen Ruhelager hingesunken. Der steigende und steigende Sauerstoffgehalt hat ihr blühende Farben in das Geficht gezaubert. Schweigend starrte er sie an-

Da hebt sie die Augen zu ihm. Oh, Jonny," flüstert sie,

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"

, es ist gut, daß wir sterben müssen ,, Lady", jubelt er.

Er fniet vor ihr. In seinen braunen Händen liegen ihre schmalen Finger.

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Jonny, ich habe nicht geschlafen damals, als du mich vom Stahlgehänge nahmst. Seitdem habe ich mich gesehnt nach deinen Küssen. Es war mein Wunsch, daß wir nie wieder auf die Erde zurückkehrten.

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" Oh, Lady, ich mußte dich damals tüssen.- Du so, wie ich dich jetzt füffen muß.- Dein schwarzes Haar und deinen Mund-"

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Der wachsende Sauerstoff bringt ein Brennen in der Brust, er treibt das Blut in das Gehirn.

Jonny," flüstert sie, ihre Augen glänzen Glut und Nacht, unfer Tod gibt uns ein Recht--

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Eisern hatte Lord Merimeer Zahl neben Zahl gesellt, als ihm ein Flimmern um die Augen kommen wollte. Dann hatte er mit dem Triebstoffhebel die drei Grad Fahrtänderung gegeben, die der Richtung fehlten.

Auch die Beobachtungen waren nun alle eingetragen. Mit An­ftrengung hob er die Kassette aus Chromstahl auf den Tisch. Sorg­fältig schichtete er die Dokumente und Bilder hinein, die denen auf der Erde ein unermeßlicher Besitz waren. Schraube um Schraube zog er dann sorgfältig mit dem Schlüffel an, so daß der fleine Hohl­raum der Raffette mit einer schweren Panzerung umgeben war. Oben, mitten auf dem Deckel der Kassette, lag eine runde, fuppel­förmige Erhöhung. Ueber dieser lag, durch ein Gewinde gehalten, eine metallisch rot glänzende Schutzhülse. Es war wie ein Zögern über Merimeers Geficht gegangen, ehe er die halbkugelige Hülle

entfernt hatte.

de Die Zeiger aller Instrumente sprangen in diesem Moment auf und nieder. Der Stromanzeiger drehte sich wirbelnd im Kreise, als wäre er rasend geworden.

Radium war es, das eingeschmolzen in der Kuppel lag. Eine besonders legierte Hülfe hatte bis jetzt das Projektil vor den strah lenden Kräften dieses Elements bewahrt. Ein froher Schein ging über das bleiche Gesicht Lord Merimeers: Nun konnte die Rafete beim Einsturz in Trümmer zerschellen. Nach dieser Kassette würden die Instrumentenzeiger der Erowelt springen, und sollte sie auch fünftausend Meter tief am Grund des Meeres liegen.

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Aber die Sanduhr lief. Schon brannte ihm der Kopf, und rote Funken tanzten Kreise um seine Augen. Das Radium tat seine Wirkung. Rasch riß er sich die Kleider von der Brust und warf sich über die Kassette. Bündel um Bündel der tödlichen Strahlen schickte das Radium ihm ins Herz­

zuhielt.

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Eine heilige Stille herrschte Aber in diese Stille flang schüchtern ein leises Bochen und Hämmern. Draußen auf dem Betonfundament baute man ein neues, stärkeres Projeftil.

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ادانہ

FORKL

Der wachsende Sauerstoff bringt ein Brennen in die Brust­

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Die erste reichsdeutsche Station auf der Schmelzugsstrede turzem die ungeheure Ehre gehabt, Schauplatz der ersten Begrüßung eines leibhaftigen, noch nicht abgefundenen und sogar absolut herra schenden Königs durch die deutsche Republik zu sein.

Bem im Sommer der Ferienzug nach Basel   Berliner   Touristen nach der Schweiz   führt, zu ermäßigtem Holzklassenpreis und immer hübs regelmäßig vier auf jeder Bant, damn freut fich gewiß alles beim Anblick dieser Station, denn nur noch ein paar Minuten und man ist in Bi- Ba- Basel. So schnell ging das in der Großen Zeit" nicht, da man überall und schon gar an jeder Grenze einreisende Spione und ausreißende Deserteure roch. Gegen die neutrale, at Frankreich   und Italien   grenzende Schweiz   war dieser Argwohn so start, daß man den Zugverkehr Leopoldshöhe  - Basel   überhaupt einstellte. So mar es auch noch 1919, als zwei Borwärts". Leute am 2. August zur Internationalen Sozialistenkonferenz in Luzern   eilten. Die schöne Fahrt zwischen Rhein   und Schwarzwald  mit dem Blick auf die fernblauet Bogesen und hinüber in das ach so nahe Elsaß   war vorbei, der berühmte Idsteiner   Kloz, die schon zerstörte Riesenfestung, umfahren raus! Und wie weiter? Es galt, die Grenzfontrolle Ottersbach auf der Landstraße zu er reichen. Man hatte dies- und jenseits der Grenze solchen Gefallet an der Wiedereinführung mittelalterlicher Paßwirtschaften gefun den, daß man noch lange nicht davon abgehen wollte; war auch der Krieg aus, so hatte der Bolschemismus die Rechtfertigung dafür ge. liefert.

Kein Fuhrmer! war da. Die Straßenbahn von Basel  - Otters. bach mar nicht gekommen, also stellten auch die Fuhrwerter ihre Betrieb ein. Glüdlicherweise übernahm ein Handtarrenfahre: die Roffer und fo fonnten wir unbeschwert die schöne Nachmittagswan. derung antreten.

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In der Zollbarade Ottersbach deutsche Gendarmen und Schwei  zer Soldaten. Die Kontrolle geht ziemlich glatt: Wo wollet Ihr hi?" Zur Sozialistentonferenz in Luzern  ."" Bassieret. Dort glich bi der E- i- dgenössischen Fremdenpoliz- e- i melde!"

Nun aber auch nach Bajel fein Fuhrwert. Warum? S' ischt Generalstresist." Ahoi! Trapp- trapp weiter auf der Straße im Sonnenschein, dann endlich über die Rheinbrüde. Feiertägliche Stille, es ist Schweizer Nationalfeiertag, der 2. Auguft.

Eine Woche später Rückfahrt. 3mar hatte ich über die Osta schweiz   rradhy Deutschösterreich fahren mollen, aber man durfte nur über Sie Einreifestation wieder hinaus und mein Gesuch um Aus nahmebewilligung war, wie mir der Beamte in Luzern   sagte, vera mutlih nein, das muß man wörtlich erzählen: Wisset Sie, in Bern   hent fie en Selbschterledigungsfach, was da hino- i- dhömmt, blo- i- bt brin liege!" Also wieder nach Leopoldshöhe  . Diesmal ging die Elektrische wieder.

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WAS DER TAG BRINGT.

Lektion für Aktenfanatiker.

Ein österreichischer Ministerrat hat in diesen Tagen beschlossen, an der Stätte des im Juli vorigen Jahres niedergebrannten Justiz palastes   wieder Aufbauarbeit zu leisten. Bei dieser Gelegenheit erinnert man sich an die damaligen Vorgänge und im besonderen daran, daß mit dem Justizpalast eine große Anzahl Artenstücke und vor allem Grundbücher in den Flammen aufgingen. Damals wurde grimmig über den Verlust gezetert, man sagte, daß diese Aftenstücke unerfezlich wären und daß gar nicht abzusehen sei, wie die Ber­nichtung so umfangreichen Materials sich auswirken werde. Ein Jahr ungefähr ist vergangen und in diesem Jahr hat sich das für Attenfanatiker Unfaßbare herausgestellt: Es ist so gut wie nie die Rede mehr gewesen von den verbrannten Papieren. Möglich, daß hier und dort einmal in einem österreichischen Blatt beiläufig eines Falles Erwähnung getan worden ist, wo Erschwerungen aus der Aktenvernichtung entstanden sind; größeren Umfang können diese Komplikationen auf feinen Fall angenommen haben, sonst müßte Kunde davon zu uns herübergekommen sein. Welch eine Diskredi­tierung der Grundbücher und des Attenstaubes schlechthin bedeutet verbraucht haben im Dienste des dem Feuer anheimgefallenen Bas aber diese Tatsache! Wieviel Menschen werden ihr Arbeitsleben piers, wieviel Nervenkraft, Berufsfleiß, Gewissenhaftigkeit mag in jenen Fasziteln aufgespeichert gewesen sein! Welche Recherchen wird nicht jede Ungenauigkeit im Gefolge gehabt haben! Eines Tages Und Desterreich geht weiter. Und man hört überhaupt nichts mehr fraß Feuer den ganzen Klumpatsch auf. Und die Welt geht weiter. von

Skagerrak   im Modell.

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Zeitungsnotiz: Der Hauptanziehungspunkt der Ausstellung ist aber unstreitig die Darstellung der Stagerrat Schlacht. Zivilingenieur Joachim Horn hat auf einem langen Tisch im Maßstabe 1: 1000 der Stand der Schlacht um 8 Uhr abends aufgebaut.

Die deutsche Jugend, die die alte Flotte nie hat sehen fönnen, sollte es nicht verabsäumen, die Ausstellung zu besuchen. Hier kann sie sich eine Vorstellung schaffen von unserer früheren Hochseeflotte, die den Engländern trog zahlenmäßiger Unterlegenheit durch straffe Manneszucht und den Willen der Führer die empfindlichsten Ver­lufte beibrachte."

Wo ist die Ausstellung"?

In Potsdam   natürlich! Wo man sich im ,, Garnisonmuseum" die Wachtparade" mangels lebender Muschkoten mit Zinnsoldaten mieder aufgebaut hat!

Ein Studentenstreich in Belgien  .

Ein Aachener, der sich mit seinem Kraftwagen auf dem Bege zu den belgischn Seebädern befand, wurde in Löwen das Opfer eines durchstach ein wallonischer Student am Bagen fämtliche Schläuche Etudentenstreichs. Während er in einem Lokal zu Mittag ſpeiſte, machsende Menschenmenge amüsierte sich stundenlang über die Be und Decken, auch an den Reserverädern. Eine immer mehr an­mühungen des Wagenbefizers und feines Chauffeurs, das Fahrzeug überliegt, war zunächst fein Polizeibeamter zu sehen. Ein von einem wieder flott zu machen. Obwohl die Polizeiwache dem Café gegen

Fiebernde Aufregung herrschte auf Zentron. Die Rakete sollte 9 Uhr dreißig Minuten in den Gaskreis der Erde treten. Doch hatte fie bis jetzt feinen Versuch gemacht, ihre Geschwindigkeit abzuſtoppen. Auch war man merkwürdigerweise seit der Umkreisung des Mars ohne Funkverbindung. Daß das Projektil nicht ohne Führung war, jah man daran, daß es fast genau auf die verabredete Einsturzftelle Nun war das Projektil in den Luftring getreten. Seine Ge ficher Rechtsansprüche. Diese Urkunden über die Befigtitel: fie find belgischen Zeugen als Täter bezeichneter Student wurde festges schwindigkeit vergrößerte fich von Sekunde zu Sekunde. Auf Sentron hatte man alle Hoffnung auf Rettung der Bemannung aufgegeben. Man sah, daß die Ratete nicht einen Rest Triebstoff besaß. Schon war das Projektil der Erde auf 20 Kilometer nahegekommen. Da plöglich war es verschwunden. Die Beobachter ahnten, was das zu bedeuten hätte. Bald darauf schlugen die Bruchstücke ins Meer.

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Tage und Nächte fuchte man nach lleberresten und Bruchstücken. Taucher in rötlichen, metallisch glänzenden Apparaten arbeiteten an der Bergung der Kassette: Unter besonderen Vorsichtsmaßregeln wurde sie aus dem Meere geholt. Sie war von den Instrumenten bald am Grunde entdeckt worden, wo sie aus einer Tiefe von fünf­hundert Metern ihre Strahlen sandte.

Mit Schneid und Bohrwerkzeugen ging man auf Zentron an die Deffnung der Kassette. Man hatte sie bald so weit von der Umhüllung befreit, daß sie mit einigen leichten Hammerschlägen zu öffnen war.

Nund stand sie im Sigungssaal der Eromelt, auf dem Tisch des Bräsidenten. Zusammengeschmolzen hatte man die Außenhülle auf­gefunden. Aber die raffinierte Isolation hatte erreicht, daß der den Hohlraum umgebende Kern von der Hige menig berührt war.

Tiefe Stille herrschte unter den Mitgliedern, als der Präsident mit flingenden Hammerschlägen die Teile auseinander trieb. Wie die Gralsschale hob er den unteren Teil der Kassette empor. In ihm lagen leicht angebräunt und brüchig, sonst aber noch völlig unver­sehrt, die Bilder und Berichte der Expedition.

Als nun dem Präsidenten das Goldene Buch überreicht wurde, erhoben sich die Mitglieder von den Sigen. Wohl zitterte die Spitze der Feder leicht, ehe er ansette, aber dann trug er mit festen, feil­förmigen Zügen ein: Erste erfolgreiche Erpedition zum Mars Die Rafete ist zur Erde zurückgekehrt und wurde beim Einsturz zertrümmert Die Mannschaft ist tot- Helden der Lord Merimeer Menschheit sind sie Jonny Hellar

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Lady Merimeer

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Darumter jette er das Datum des Tages­

gar nicht so wichtig. Es geht, es geht ohne fie. Es ist ein von Archivverwaltern aus Existenzgründen in Umlauf gefeßter Aber­glaube, daß in den Justizpalästen und anderswo die großen, die riefigen Stapel lagern müßten...! Bielleicht stellt es sich eines Tages auch heraus, daß es nicht nur ohne die Urkunden über die Besigtitel( oder wenigstens ohne die meisten der vorhandenen), nein, daß es auch ohne die Besitztitel selber geht. Das wäre dann ja eine fchöne lleberraschung! Hans Bauer,

Der beleidigte Pecht.

In Köln   lebt eine Rentenbezieherin, die mit der staatlichen Kreis­fasse II in Dortmund  , Stiftstraße 5, einen Briefwechsel zu führen hatte. Vor einigen Tagen erhielt sie nun als Antwort auf ihren Brief folgendes Schreiben:

Dortmund  , den 18. Mai 1928.

/ Staatliche Kreisfasse II. Dortmund  , Stiftstraße 5. Bant- Girokonto, Fernsprecher 8484. Bostiched tonto: Dortmund   2017.

Auf die Karte vom 16. Mai 1928. Benn Ihre Jahresquittung nicht spätestens 25. d. M. hier vorliegt, dann fperre ich Ihre Junibezüge.

Falls Sie sich noch einmal die grobe Ungehörigkeit erlauben fouten, einer Steuerbehörde das Brabitat Achtungspoll" anstatt Hochachtungsvoll" zuteil werden zu lassen, dann werde ich, soweit die von mir vertretene Behörde in Frage fommt, gegen Sie wegen Beleidigung vorgehen. gez. Becht.

Bielleicht gibt der Regierungspräfident in Arnsberg   Herrn Becht davon Kenntnis, daß in der deutschen   Republit mit Staatsbürgern, und feien es auch nur arme Rentenbezieherinnen, anders verkehrt werden muß, als das zu Wilhelms Zeiten oft der Fall war. Er arbeitet wahrscheinlich nicht.

Fünfzig Jahre sind Sie und wollen noch Arbeit haben?" ,, Sie sind doch auch ein Fünfziger, Herr Direktor!" Ja, mein Lieber, bei mir ist das auch etwas ganz anderes!" Wahrer Jakob."

nommen, aber sofort wieder freigelassen und dann von seinen Kom­militonen stürmisch gefeiert.

,, Lange Kerle" für Kowno  .

Der Chef der Polizei der litauischen Hauptstadt Kowno   hat eine Berordnung erlassen, die die Erinnerung an die berühmten Potsdamer langen Kerls" im 18. Jahrhundert lebendig werden läßt. Der Polizeichef schreibt für die Polizeibeamten der Hauptstadt ein Längenmaß von mindestens 180 Zentimeter vor. Die Polizisten, die diesen Anforderungen nicht genügen, sollen nur in der Provinz verwendet werden.

Wer weiß das?

In Nürnberg   durfte ein Batengeschent im 15. Jahrhundert nicht mehr als 32 Pfennig, in Württemberg   1459 nicht mehr als drei Schilling betragen.

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Fischdampfer gibt es in Deutschland   noch nicht gar so lange; erst 1884 war es, als ein Geeftemünder Fischhändler den ersten Fischdampfer in Betrieb segte.

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Die Zahl der Kaufleute in London   betrug im Jahre 1590 nur vier. Ihr gesamtes Bermögen wurde auf 1200 bis 1600 Pfund Sterling geschätzt.

Der Name Antwerpen   wird abgeleitet von an de Berp", d. h. am Hafen. Die Stadt war schon im 10. Jahrhundert ein be­deutender Welthandelsplatz und Industrieort.

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Ein Kubikmeter Wasser des Atlantischen Ozeans   enthält 14 Rilos

gramm Salz