DER GELBE DIWAN
VON V. WILLIAMS- ZEICHNUNGEN VON ADOLF LEHNERI.
1. Fortsetzung. Während er durch die Drehtür in die Klubhalle eintrat, dachte er, was er doch für ein Glückspilz wäre. Im Besitz einer wunder. schönen Frau, die ihn liebte, einer ausgezeichneten Gesundheit und eines glänzenden Geschäfts. Als der alte Cranmore gegen Ende des Krieges gestorben war, hatte er seine beiden Söhne und seine Tochter in recht guten Verhältnissen zurückgelassen.
Georg hob den Kopf vom Abendblatt auf und sagte: ,, Na, alter Junge, wie geht es Carmen?"
,, Großartig! Du mußt jezt wirtlich ein mal tommen. Wir haben dich ja seit einer Ewigkeit nicht mehr bei uns gesehen." Der andere nidte etwas zweifelnd.
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ich weiß nicht recht, ob man mich brauchen kann....“ ,, Kamel!" begann Jim, aber Georg unterbrach ihn.
,, Du und Carmen, das weiß ich natürlich. Aber ich spreche von Dolores....
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Dolores war Carmens Schwester und lebte mit den Cranmores zusammen.
,, Wieder einmal geftritten." Jim schüttelte den Kopf. Ihr jungen Leute habt auch keine Ahnung, wie man mit jungen Mädeln umgehen muß. Schau doch mich und Carmen an. Hat es zwischen uns jemals. auch nur ein ungutes Wort gegeben?!"
,, Als ob du da was dafür könntest! Carmen ist eine Heilige. Die könnte nicht einmal mit dem Steuerboten grob werden!...“ „ Soll ich dir auseinandersehen, wie man verheiratet und doch glücklich sein fann..?"
..
" Besser wäre es für dich, du fämst mit mir schwimmen. Und danach setzt du mich mit meinem Auto an meiner Wohnun gab. Es steht doch draußen, nicht?"
Ja, ich habe dem Chauffeur gesagt, herzukommen. Aber schwimmen fann ich nicht. Muß um halb fieben zu Hause sein, umziehen. Wir wollen heut auswärts essen und uns dann die neue Revue anschauen.
„ Hochzeitstag?"
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,, Nein, häusliche Tragödie. Rein Dienstmädchen- Carmen warf die letzte hinaus, weil sie ihre seidenen Strümpfe trug die Mutter von der Köchin todkrant, und das dritte Mädchen gerade Ausgang. So machten Carmen und ich aus, daß wir uns heut amüsieren wollten."
,, Das ist ein Gedanke. Ich kenne die neue Revue auch noch nichts. Wie wär's, wenn ich mit Dolores mittäme,"
„ Schon besetzt, Georg, nichts mehr zu machen, sie ist im Ranelaghpart," sagte Jim bedauernd und fuhr nach einer kleinen Bause fort: Weißt du, Georg, was Carmen und ich finden? Du und Dolores, ihr solltet euch heiraten und
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,, Dolores würde mich ebensowenig nehmen wie ich sie," antwortete Georg schnell.
GR 1Aber es würde ihr so gut tun, zu heiraten. Du weißt ja, wie die jungen Mädels heutzutage sind. Unabhängigkeit und sein eigenes Leben" und all den Quatsch. Aber dabei ist sie doch ein famoses Geschöpf, und ich wäre so froh, wenn sie jemand hätte, der sie glücklich macht."
Georg jah seinen Bruder an und zwinferte mit den Augen. ,, Wollen wir metten, daß sie den schon hat? Und paß auf, fie wird ihn heiraten trotz allem, was du dagegen fagen magst." Jims Augen nahmen einen eigensinnigen Ausdrud an. Meinst du diesen Quayre?" Georg nickte.
Ich weiß eigentlich nicht, was du gegen ihn haft. Nun ja, er ist ein Künstler, aber was er macht, ist gut, besonders seine Porträts. Wenn er auch noch nicht bekannt ist, wird er es schon noch werden. Und dann ist er wirklich ein anständiger Kerl und ein alter Freund von Carmen. Sie fannte ihn schon in Amerita...."
„ Mein lieber Georg, ich habe kein Vorurteil gegen Quayre, nicht das mindeste, und so altmodisch bin ich auch nicht, sollte ich meinen. Aber das geht doch wirklich nicht, daß ein neunzehnjähriges Mädchen alle Augenblicke von irgendeiner Künstlerunterhaltung in Chelsea oder da draußen um drei oder vier Uhr morgens nach Haus kommt. Und dabei blieb es nicht einmal. Als sie dann diesen Julian Quayre zu irgendeiner unmöglichen Nachtstunde ins Haus brachte, um ihm noch ein Glas Wein vorzusehen, da wurde es mir denn doch ein wenig zu start. So etwas tut nicht gut, alter Junge. Dolores lebt bei uns, seit sie von der Schule ist, und so laß ich mir einfach nicht kommen. Carmen ist absolut meiner Meinung. Und ich muß dir sagen, ich bin gar nicht sicher, daß sie sich aus diesem Quayre so viel macht, wenn sie ihn auch in New York schon getannt hat. Sie war ganz damit einverstanden, daß ich Dolores meine Meinung über ihre fünstlerischen Freunde klarmachte. Nach der legten Geschichte ließ ich mir den Herrn Quaŋre tommen und schob ihn nach allen Regeln der Kunst ab. Ich sagte ihm, daß es zwischen ihm und Dolores aus sein müsse, und dasselbe erklärte ich Dolores. Ich gebe dir ja zu, daß Quayre ein ganz netter Kerl ist, aber er hat nicht einen roten Heller, und Dolores mit all ihrer Frische und Schönheit und was noch drum und dran hängt, fann doch andere Ansprüche machen. Ohne Mitgift wird sie auch nicht sein, wenn sie heiratet, das habe ich Carmen versprochen. Aber gleichzeitig werde ich auch darauf sehen, daß sie einen ordentlichen Mann bekommt...." Er warf einen Blick auf die Uhr und sprang auf. Großer Gott!" rief er, schon halb sieben. Ich darf mich eilen, wenn ich um sieben fertig sein will. Ich lasse Carmen niemals warten. Also auf Wiedersehen, alter Junge."
Er winkte Georg zu und war im Augenblick draußen. In Piccadilly tobte ein wilder Verkehr, als Jim Cranmore seinen großen Wagen mit sicherer Hand zwischen Omnibussen und Autos hindurchsteuerte. Eine seiner Hauptfreuden war, nach vollbrachtem Tagewerk zu seiner Carmen zurückzukehren. Während er rechts und links auswich, dachte er an die Jahre seiner Ehe, die ein Traum von wolkenlosem Glück gewesen waren. Niemals ein Mißverständnis, eine Meinungsverschiedenheit oder auch nur ein unfreundliches Wort zwischen ihnen. Keine Kinder freilich. aber das mochte ja mit der Zeit auch noch anders werden, und vielleicht war gerade deshalb seine Ehe so vollkommen harmonisch.
Ein Strom warmen Gefühls stieg in ihm auf, als er daran dachte, wie er Carmen am Morgen verlassen hatte. Er sah sie vor fich in ihrem Seidentimono, der ihr so gut stand, vor dem Toiletten
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tisch sizzend, und erinnerte sich an den zärtlichen Blick, den sie ihm nachgesandt und der ihn tagsüber begleitet hatte, ob er im Getöse der Börse seine Geschäfte abwickelte oder im Klub zwischen lauter Männern faß.
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Großartig! Du mußt jetzt wirklich einmal kommen. Wir haben dich seit einer Ewigkeit nicht mehr bei uns gesehen."
Nun war sie allein zu Hause. Seine Finger flammerten sich ungeduldig um das Steuerrad, während er immer wieder in dem tollen Gedränge die Fahrt des Wagens zu verlangsamen gezwungen war.
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3. Das leere Haus.
Zwanzig Minuten vor sieben Uhr steckte Jim Cranmore den Hausschlüssel ins Schloß der Eingangstür von Sloane Crescent. Auf der großen Florentinerkommode der eichengetäfelten Halle fand er Claque und Ueberrod liegen, wie sie das Mädchen zurechtgelegt hatte, ehe sie ausging.
Das Haus war ganz still. Als Cranmore Hut, Handschuhe und feinen Malaccarohrstock abgelegt hatte, hörte er das feierliche Licen der stattlichen Standuhr hinter den grünen Seidenvorhängen, die die Halle vom Treppenhaus abschlossen. Da er wußte, daß die Dienstboten alle fort waren, ließ er den eigenartigen spanischen Ruf auf zwei Tönen erschallen, den Carmen ihn gelehrt hatte und den sie nur gebrauchten, wenn sie allein waren.
,, D... h C. arme n," rief er und wartete auf die vertraute Antwort in der weichen, zärtlichen Stimme, die sein Herz immer wieder schneller schlagen ließ: D.. h.. im!"
Seine Stimme tönte dumpf durchs Haus. Aber feine Antwort fam. Alles blieb still, so still, daß das Ticken der Standuhr wie ein Dröhnen klang. Cranmore schob die Vorhänge beiseite und sprang die Treppe hinauf. Seine Füße brachten auf den weichen Teppichen feinen Laut hervor. Im ersten Stock hielt er an und rief von neuem. Aber wieder tam feine Antwort.
Im zweiten Stock befand sich das Schlafzimmer und sein Ankleideraum. Erstaunt blieb er stehen. Die Tür des Schlafzimmers stand offen, und auf den ersten Blick konnte er sehen, daß es leer
mar.
Das Bett war für die Nacht hergerichtet. Auf ihm lag Carmens feines, weißes Crêpe- de- Chine- Nachtgewand, und am Fuße standen ihre kleinen, blauen, gefütterten und mit weißem Pelz gesäumten Morgenschuhe. Auf der Ottomane war ihr Abendkleid ausgelegt aus silberdurchwirfter Seide, daneben Silberschuhe, grauseidene Strümpfe und ein Handtäschchen aus Brokat.
Cranmore blickte kopfschüttelnd um sich. Es sah Carmen gar nicht ähnlich, sich so zu verspäten. Sie war fein Muster von Pünktlichkeit, und eine Viertelstunde auf oder ab machte ihr nichts aus. Aber sie wußte doch, daß die neue Revue um acht Uhr fünfzehn anfangen sollte. Der Anblick des leeren Stuhls vor ihrem mit Kleinigkeiten aus Kristall und Silber übersäten Toilettentisch verursachte ihm plöglich ein quälendes Gefühl der Einsamkeit. Wie leer das Haus schien!
Rätsel- Ecke des ,, Abend".
Kreuzrätsel.
Jede Zahl in der Figur ersetze man durch eine Silbe; es ergeben sich, richtig gefunden, dann Zusammenfegungen folgender Bedeutung:
1, 2 Bogel, 3, 4 Metall, 5, 6 Teil eines Rades, 7, 8 Stadt in Ungarn , 1, 4 Grünfläche, 2, 4 Reinigungsgerät, 3, 2 Baum, 3, 5 deutsche Landschaft, 3, 7 wertvolles Nahrungsmittel, 5, 4 allgemeine Bezeich nung schroffen Gesteins, 6, 1 deutsche Stadt, 7, 2 eine Bezeichnung für„ Nachlaß", 8, 1 meiblicher Vorname, 8, 2 deutscher Schriftsteller, 8, 6 Flüssigkeit.
Magisches Doppelquadrat.
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Die Buchstaben dieser Figur sind so zu ordnen, daß die einander entsprechenden sieben wagerechten und senkrechten Reihen gleichlautende Wörter folgender Bedeutung ergeben: 1. Deutscher Freiheitskämpfer; 2. Stadt in Norddeutschland; 3. bedeutender Maler der jüngsten Vergangenheit; 4. Stadt in Sachsen ; 5. Gewürz; 6. altgriechische Göttin; 7. Haustier.
Schieberätsel.
Die Wörter Automobil, Teplitz , Mammon, Euterpe und Rotation find untereinanderzusehen und seitlich so zu verschieben, daß zwei benachbarte Reihen, die erste von oben nach unten, die zweite von unten nach oben gelesen, ein den Rhythmus unserer Zeit tennzeichnendes Wort ergeben.
Röffelsprung.
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Verwandlung.
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Weise, Geburt, Geier, Traum, Rhin , Natter, Ostern, Geister, Lager, Salat, Norden. Aus jedem dieser Hauptwörter läßt sich durch Umstellen von Buchstaben ein anderes Hauptwort bilden. Werden die so erhaltenen Wörter hierauf richtig gereiht, so nennen die Anfangsbuchstaben, nacheinander gelesen, den Namen eines berühmten englisch - irischen Dramatiters.
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( Fortsetzung folgt.)
Strahlenrätsel.
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Aus den Buchstaben dieser Figur sollen acht Wörter gebildet werden, deren Anfangsbuchstaben, bei 3iffer 1 anfangend und nacheinander gelesen, einen Wegbereiter der Arbeiterbewegung nennen. Die acht Wörter, welche sämtlich den gleichen Endbuchstaben haben, bedeuten: 1. inneres Organ; 2. deutscher Komponist; 3. deutsche Stadt; 4. Reinigungsmittel; 5. weiblicher Vorname; 6. Muſikinſtrument; 7. alte Waffe; 8. Waldbaum.
Auflösung der Aufgaben nächsten Mittwoch.
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Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Königszug:
Jung sein, heißt die Zukunft zwingen, Ihr bestimmte Formen geben!
Mit sich selbst muß Jugend ringen,
Will sie bau'n ein starkes Leben!
Die fehlende Silbe: Redakteur, Redoute, Referent, Regatta, Regensburg , Regierung, Register, Relief, Remise, Renate, Reporter, Republit, Reserve, Resonanz, Revolver( Re-). Füllrätsel: M AR GA
GAR
N
MAR
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MAR
I
MAR MA
NE
G
I
FEEEE
MARGARINE
Magisches Quadrat: 1. ADGB. ( Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund ); 2. Drau ; 3. Gans; 4. Busch.
Buchstabenrätsel: Wand, Igel, Laus, Halm, Enkel, Last, Mord, Luchs, Inge, Eber, Ball, Kern, Nein, Else, Celle , Horn, Tort. ( Wilhelm Liebknecht .) Fünffache Aenderung: 1. Linse; 2. Niels; 3. Silen; 4. Infel; 5. Gentl. Rammrätsel: GYMNASTIK
E
L
E
MADINA
BAYLOR
AERIKA
KEPLER
TITTI