„.su �Unterhaltung unö Missen.»»s.
Die Hottand-Tube. Oer Tunnel unier dem Hudson.
Der neu« Tunnel unter dem Hudon, die Holland-Tube genannt, hat seine Probe bestanden. Die Brücke über den Hudson , die New Porks Manhattan-Insel mit Jersey-City verbindet, konnte seit langem den Verkehr nicht mehr bewältigen. Vor ollem der Strom der Automobile brandete heran, ohne die nötigen Abflußmöglichkeiten finden zu können. All« Arten von Hilfsfähren waren eingerichtet worden, aber diese Ersatz- mittel vermochten das Uebel nicht zu lindern. Man beriet lange hm und her, ob man eine neue gewaltig« Brücke über den Hudson oder einen Tunnel bauen sollte. Angesichts der Gefahr der Störung des Schiffsverkehrs durch ein« neue Brücke entschied man sich für das Riefenprojett eines neuen Tunnels. Der Hudfon ist auf dieser Strecke seines Laufes bis zu zwei Kilometer breit, so daß der neue Tunnel ein« Länge von 3 Kilometer erhalten hat. Zwei gewaltige Röhren sind es, die, auf dem Grunde des Hudsons liegend, als Autostraßen dienen. Die eigentliche Röhre für den Fahrtunnel besitzt stets noch einen Unterbau, in dem das sich ansammelnde Grundwasser aufgefangen wird. Gewaltige Pumpwerk« sorgen dafür, daß dieses Grundwasser stets auf dem normalen Stand gehalten wird. Auf diesem Unterbau ruhen dann die beiden Röhren mit den Fahrstraßen. Sie sind lediglich für den Autoverkehr bestimmt, und zwar die ein« Röhre für den Verkehr in Ost-West-Richtiing, die ander« für den Gegenverkehr. Der Fahrdamm ist so breit, daß bequem acht Automobile nebeneinander herfahren können. Jede Fahrstraße ist noch einmal geteilt, und zwar so, daß die rechte Seit« den Lastwagen vor- behalten bleibt, während die linke für die schnelleren Personenwagen bestimmt ist. An der linken Seit« zieht sich ein schmaler erhöhter Gang hin, der durch ein Geländer von der Fahrstraße abgeteilt ist. An diesem Gong liegen in gewisien Abständen Telephone und Melde- apparate, sowie Feuerlöschgeräte und Rettungswerkzeug« und auch einzeln« kleine Reparaturwerkstätten, die bei Pannen und Auto- Unfällen sofort in Aktion treten können. Di« Beleuchtung des Tunnels erfolgt durch zerstreutes Licht, so daß ein Blenden voll- kommen vermieden wird und gleichmäßige Hell« in dem ganzen Tunnel herrscht. Der ganz« Tunnelapparat wird von einem Der- walwngsgebäude aus geleitet, das sich am Manhattan-Ende des Tunnels befindet. Auf einer gewaltigen Schalt- und Signaltafel registriert der Turin ?! selbständig alle Vorgänge, die sich in ihm ab- spielen. Versagt eine Lampe, so erscheint ein entsprechendes Signal auf der Schalttafel, und der überwachend« Ingenieur hat nur nötig,
durch eine Umfcholtung den Fehler zu beseitigen. Das Grundwasser zeigt ihm selbständig seinen Stand an, damit er init einem Hebeldruck die notwendig« Anzahl Pumpen in Bewegung setzen kann. Auf eine Unsallmeldung hin genügt ein Druck auf einen Knopf, um das Hilfs- auto zur Unfallstelle zu dirigieren, kurzum, alle Wunder der Technik sind in diesem Tunnel vereinigt. Das schwierigste Problem war die Entlüftung des Tunnels. Man hatte berechnet, daß die 4000 Autos, die täglich den Tunnel passieren würden, in ganz kurzer Zeit die Lust so mit geruchlosem Kohlen- oxydgos erfüllen würden, daß der Timnel dabei völlig unbrauchbar würde. Das Kohlenoxydgas ist schwerer als Luft, geruchlos und außerordentlich giftig. Für Menschen wirkt es schon nach kürzerer Zeit unbedingt tödlich. Wissenschaftliche Berechnungen wurden an» gestellt, um genau di« Menge festzustellen, die sich an Kohlenoxyd- gasen im Tunnel ansammeln mußte. Um diese Mengen aus dem Tunnel herauszublasen, war nach den Berechnungen der Physiker ein Luftstroni von 125 Kilometer Stundengeschwindigkeit notwendig, Diesen Tornado konnte man selbstverständlich nicht auf die Auto- mobile loslassen. Die Ventilation mußte in einem getrennten Raum vorgenommen werden. Man baute deshalb in den oberen Teil des Tunnels einen horizontal liegenden Luftfchocht ein. Dieser Luft« schochl war mit zahlreichen Verbindungsschöchten mit dein eigentlichen Tunnel verbunden. Durch den großen Lustschacht braust nun ein ununterbrochener gewaltiger Sturm. Riesige Ventilatoren, die von 6000-lPL-Motoren angetrieben werden, machen aus diesem Lust- kanal einen Windkanal, wie wir ihn ähnlich bei den Versuchen unserer Lustfahrinstitute kennen. Dieser Luftstrom nun saugt durch die senkrechten Kanäle vom Boden des Tunnels her die Orydgase ab und erneuert so ständig die Lust. Genau« Mehinstnimente, die über- all in dem Tunnel verteilt sind, zeigen auf der großen Schalttasel an, wie groß der Oxydgasgehalt im Tunnel ist. Ilebersteigt dieser Gehalt das vorhandene normale Maß, was nur möglich ist, wenn etwa einer der Ventilatoren seine Tätigkeit einstellt, so ist der leitende Ingenieur in der Lage, sofort einen Reserveventilator in Gang zu setzen, der den Tornado verstärkt und so für die sofortige Entlüftung des Tunnels und die Verminderung des Gehaltes an Kohlcnoxyd- gas sorgt. O Dieses gewaltige Tunnelwerk stellt zurzeit den größten Tinmel dar, den die Welt kennt.
Ein einig Volk. Von pantelejmon Romanow . (Schluß.) Am nächsten Morgen stand der Sattler früher als gewöhnlich auf. Vor allem guckte er auf die Straße hinaus, zuerst auf die ein« Seite, dann auf die andere, aber in der zweitnächsten Bauernhütte erblickte er noch einen Kopf, der gileichfalls Ausschau hielt. Der Sattler versteckt« sich. „Hol's der Teufel, sechs und sechs sind zwölf, zwölf und zwölf sind vierundzwanzig, heilige Muttergottes, da verreckst du ja..' „Stell? zu, mach's leise, daß dich niemand sieht/ sagt« die Frau. „Dort schaut jemand her/ Die Frau trat hmaus und bemerkte zwei Köpfe, die sich in dem Augenblick zurückzogen? da sie die Tür « öffnete. „Und wie, wenn die dort schon einspannen/ meinte der Sattler , „kann man sich denn auf dieses verdammt« Gesindel verlasien?" „Und was ist gestern beschlossen worden?" „Es ist beschlossen worden, um keinen Preis zuzustellen/ „Run, so spann'«in, dann werden wir sehen/ sagte die Frau, „ausspannen kannst du zu jeder Zeit/ „Einspannen kann ich ja. Das schadet nicht. Ich müßte nur von rückwärts gehen, im Hof wird man mich bemerken/ Und er ging hinaus. Blieb aber gleich stehen und horchte. „Run, Teufel, komm' doch näher zur Deichset, wohin treibt dich der Unsaub.../ schrie jemand auf dem Rachbarhos, und ein Laut wurde hörbar, als hätte der Schreiend«, sich besinnend, mit der Hand auf seinen Mund geschlagen. „Ach, diese Satanskindcr, sie spannen richtig ein/ brummte der Sattler , und begann fieberhast noch dem Kummet und den Zügeln zu suchen. Er legte dem Pferd dos Geschirr an, zog ihm iü« Ohren daraus hervor und wollte das Tier zur Deichsel bringen. Mer dieses streckte den Hals vor und wollte keinen Fuß heben. „Ro, zum Teufel, komm' doch zur../ Und erschrocken schlug sich der Sattler mit der Hand über den Mund. „Wohin willst du fahren/ kam es vom Nachbarhof herüber. ..... Um Wasier/ „Und ich habe schon gedacht../ „Und du...?" ..... Um Gras... für die Pferde/ Plötzlich lief jemand über die Straß« und ries: „Ei, zum TeirfÄ, die von der unteren Siedlung sind ja weg.%/ „Wer?" „3a, olle. Zuerst Sacharka, der Kommunist, dann noch der Reih« noch ander« Fünf. Und wie die anderen sahen, daß diese bei der klemen Brücke waren, öffneten sich all« Tor« und die Leute sprangen mit den eingespannten Pferden nur so heraus, als wären dies« im Geschirr zur Welt gekommen. Zkurz,«i« gut« Feuerwehr. Jetzt sind sie alle auf dem Wege." „Ach, die Schuft«../ Und im selben Augenblick öffneten sich breit die Torflügel in der gesainten oberen Siedlung, knallten im Schwung gegen die Hütten- wände, und die in Holzkarren«ingespannten Pferd« trabten wie.zur Parade, Kopf an Kops, heraus und flogen der unteren Siedlung nach. „Gut, daß ich eingespannt habe." sprach der Sattler zu seinem Rachbar. indem«r die Pferde antrieb.„Sonst wäre ich schön aus- gesessen. Du siehst ja. was dos für ein Volk ist." „Ein Jammer." „Wohin fährt ihr da, dos ganz« Dorf?" fragte an der kleinen Brücke ein Bauer, der«ntgegengefahren kam. hielt fem Pf«» an und überblickte die unendliche Reihe der Fuhrwerke. „Um Holz für die Staatsfabrik../ JDas hobt ihr tüchtig angepackt. Dafür werdet ihr auch an einem Tag fertig werden. Bei uns hingegen, da fährt einer und fünf wieder nicht. Und wie ihr euch da aufgereiht hobt, eine wahre Augenweide." Ach, welch' einig DolN
Oer Kuckuck rafi. Von Hau« Stistegger. „Sum er i» icumen, iu Lhade sing cuccu". Mit diesen Worten beginnt der sechsstimmige Doppekanon, den im Jahre 1220 der Geistlich« Simon Fornete in Reading komponierte und in dem er als Haupthema den Kuckucksruf verwendet. Damit ist das Kuckucks- motio wohl das am frühesten in der musikalischen Literatur austauchende Lautmotiv aus der Bogelwelt. Immer wieder wurde es dann vom Volkslieds aufgenommen. Aber auch in die sin- fonifche Musik und m die Oper hat der Kuckucksruf Eingang ge- funden. Dr. B. Hoffmann weist nach, daß Hoydn in der.Finder- sinfonie", Johanna Kinkel in der„Dogelkontate", Mozart in„Fi- garos Hochzeit". Humperdinck in„Hansel und Grete!" den Kuckuck in der Terz rufen losten. Die kleine oder die große Terz, dos sind die Toninteroallen, in denen sich die meisten Kuckucke hören lasten. Die Terzen, ob groß oder klein, werden vollkommen exakt ausge- führt, wie denn überhaupt der Kuckucksruf der einzige Vogelssang bczw. Lockruf stt. der in musikalisch sicher bestimmbaren Tönen er- schallt und genau gemessen und wiedergegeben werden kann. Aber nicht alle Kuckucke rufen in der Terz, es gibt auch solche. die ihren Ruf in der Quart ersckwllen lassen. Musikdirektor Hochstetter vom Konservatorium in Wiesbaden hat in der Gegend des großen und kleinen Feldbergs im Taunus den Quartruf gar nicht selten vernommen. Was mm die Tonhöhe anbelangt, so ist e» in mitteldeutschen Landen meist das eingestrichene e» auf welches der Vogel mit bewunderungswürdiger Sicherheit einsetzt. Än anderen Gegenden wieder beginnt der Ruf ,nn einen halben Ton tiefer, also mit einem-s. Der Forscher Dr. CE v Freyhold hat jahrelang die Tonhöhe der Kuckucksrufe nach- geprüft und sich zu diesem Zwecke«in Instrument aus Neusilber . eine Stlmmpfeise mit drehbarem Oberteile angefertigt, welche er stets im Frühling bei sich trug. Er schreibt:„Uebernll. wohin ich weit und breit auf meinen Spaziergängen kam, überall hörte ich den Kuckuck mit wunderbarer Sicherheit auf e einsetzen. Es war. als hätten alle diese Dögel eine Stimmgabel oder Stimmpseife im Halse, noch der sie sich richteten. Durch das offene Fenster meines Schlaizimmers vernahm ich täglich in den frühen Morgenstunden zahlreiche Kuckucksrufe von den waldigen Höhen. Ein Griff noch der auf dem Nachttisch bereitstehenden Stlmmpfeise überzeugte mich.
daß auch diese Rufe in kleinen oder großen Terzen der e-Regel folgten. Dielstündiges Rufen macht den Vogel schließlich heiser, ändert aber nichts an der Tonhöhe. Mit ziemlicher Sicherheit ist ferner festgestellt, daß jede Kuckucksmutter ihre Rufort an ihre Kinder weitergibt. Im Volkslied, in der Sage, im Aberglauben der Londleute. übergll spielt dieser geheimnisvolle Vogel eine gewichtige Rolle. Zähle fein« Rufe! Soviel du hörst, soviel Jahre wirst du noch leben, so sagt das Volk. Hätte es iecht, so überträfe gor mancher an Langlebigkeit einen Methusalem , denn stundenlang ruft ost der Kuckuck ohne Unterlaß in den Wäldern. Wieder andere wollen misten, daß den. der beim ersten Kuckucksruf Geld in der Tasche hat, das ganze Jahr Geldnot nicht mehr plagen kann. Gegen Ende des Monats April, wenn sich in den Wäldern das hellgrüne Laubwerk zum Blätterdache verwölbt, erklingt eines Tages der Kuckucksruf und kommt nun bis tief in den Juli hinein nicht mehr zum Schweigen. Ein berauschend reich besetztes Konzert von Vogelstimmen erbraust ringsum von Bäumen, Hausgicbcln und Gartenzäunen, ewig junge und neue Sinfonie des Frühlings,� Flötengesang der Amsel, übermütiger Triller des Finken. Lerchen- jubel über dem Saaffeld. Zwischen all dieser schier verwirrenden Melodienfülle, inmitten dieses grandiosen Durcheinanders ertönt unablässig der Kuckucksruf, zwei Töne nur, immer die gleichen zwei Töne, kein« Melodie,«in karges Thema, ein Lautmotiv ohne die geringste Wandlungsfähigkeit, ohne jeglichen Wechsel im Rhythmus. Und dennoch: Mehr als Ainselsong und erstes Schwalbengezwitscher, mehr als Finkentriller und anmutiges Geplauder der Stare klingen unserem Ohre diese beiden armen, ermüdend ost wiederholten Kuckuckstöne als die eigentliche, die scheuefte, die geheimnisvollste Weise des Frühlings. Woher sie tönt? Immer aus der Ferne. Wanderst du ihr nach, um sie aus der Nähe zu hören, so flieht sie vor dir. D» folgst ihr stundenlang durch die Wälder, immer hörst du sie, aber immer aus der Ferne. So ist dos Leben: Sehnsucht, niemals Erfüllung. Und er selber, der ferne, scheue Rufer, den man nicht mit erleich- terter Nistgelegcnheit in den Hausgarten locken kann, wie sieht er aus? Ach ja, freilich ist es vorwitzigen Menschen schon gelungen— was gelänge ihnen denn nicht?— seiner habhaft zu werden und sein Bild in Rawrgeschichtswcrkcn preisgeben. Du«der bekommst ihn schwerlich zu Gesicht. Um ungesehen zu bleiben, immer zur Flucht bereit, verzichtet dieser unstete Sänger sogar aus dos traute Glück des eigenen Restes und unterschiebt seine Eier listig fremden Brüterinnen, dieweilen süße Häuslichkeit und friedlicher Kinder- fegen nichts ist für solch einen Vaganten, dem jeder hohe Wipsel für eine Stunde zur Heimat wird, wenn sich mir von hier aus der Ruf recht weit in das Tal hinoussenden läßt. Gleich Rinaldini, der Räuber allerkühnstem, wohnt er„in des Waldes tiefften Gründen", menschenscheu, vogelscheu, ungesellig, in selbstgewähller Verbannung. Aber gerade der flaumigen Kehle dieses unschein- baren, grauen Außenseiters der bunten Vogelgesellschast ist der Ruf anvertraut, der. alle Lieder übertönend, zum Ruf des Frühlings wird...«
Neudruck der ältesten gedruckken Zeitung Deutschlands . Auf einer alten Druckpresse des 10. Jahrhunderts, die auf der Presta in Köln aufgestellt ist und von eigens dazu ausgebildeten Schweizerdegen �Buchdruckern) in Tätigkeit vorgeführt wird, soll jetzt die älteste ge- druckte Zeitung Deutschlands aus dem Jahr« 160g neu gesetzt werden. Es handelt sich um den sogenannten„Augsburger Aviso". Zusammen mit dem Mainzer Gutenberg-Museum hat der Verlag dieser Zeitung den Neudruck ermöglicht. Eine beschränkte Anzahl der Zeitung»- nummern des Jahrgangs 1600 wird in gebundener Form später herausgegeben mit einer historischen Einführung von Dr. Heide.
Walsischjagd auf den Azoren . Man schreibt uns aus Horta auf den Azoren : Ein frischer Wind wehte vom Atlantik herüber und kräuselte die Wellen des Kanals von Fayal , der die Stadt Horta von Pico trennt. Mächtig steigt gleich dem Vesuv , nur viel höher, etwa eine balhe Weile entfernt, der schneebedeckte Pico Alto aus. nach dem die gegen- überliegende Insel ihren Namen trägt. Freundlich schaut das Städt» chen mit seinen etwas nüchternen weißen Häusern, die flache Däche? haben, zu uns herab, über die hohe Palmen ihr« Wedel im Seewind schaukeln. In dem weiten Hafenrund liegen Dampfer und Motor- schiffe aus allen Weltgegende», vor allem Engländer und Amerikaner, Heute war ein wichtiger Tag. Di« Amerikaner, unterstützt von einheimischer Fischcrbevölkerung, gingen auf Walfischjogd. Es ist die« kein Sport in Horta , sondern der Kanal zwischen Fayal und Pic« sowie besonders die siidwestlich gelcgeiie Princeß-Alicc-Bank bieie« seit Jahrhunderten reiche Fangausbcule an Thuniischen, Delphine» und Walfischen, die wegen ihres Oelreichtums hier in Mengen g»« fangen werden. Kapital und Organisationsgabe brachten den Wal » fischsang säst ganz in den Besitz amerikaiiischer Fischereien. Während die Fischdampser, die die Motorboote und Segler begleiten, mit einigen erwartungsvollen Gästen, die noch nie«inen Walfisch gesehen, geschweige denn gejagt haben, zy diesem ausregenden Schauspiel in See stechen, erzählt der Kapitän der Mira, wie gefährlich diese Jagd besonders früher gewesen sei, wo die Harpunen mit den Tauen, die heute mit Sprcngstaff gefüllt abgeschossen werden, nach mit der Hand abgeworfen werden muhten. Der Biscayamal, der sich gern hierher verzieht, ist kleiner aber nahrhafter als der Grönlandwal, wenn er auch eine Länge bis zu 18 Metern erreicht. Der größte, den Kapitän Miller je erlegt habe, wog 70 000 Kilo und lieferte 20 500 Kilogramm Speck und ergab 24 000 Tonnen Tran und über 1500 Kilogramm Fischbein. Leider habe die Zahl der Waltiere bei den Azoren sehr abgenommen, man erjage nur noch etwa 70—80 Stück im Jahr. während die Jagd im 17. Jahrhundert noch Taufende betrug. Schon nahte unser Schiff den Gewässern, wo die Wale gern auftauchen, als eine Herde, Wasser aus den Nüstern blasend, mit sabelhoster Schnelligkeit sich zeigte: die Segel- und Motorboote vcr- teilen sich in vorsichtiger Entserming und während ein Teil der- selben den vordersten W«l umzingelte und ihn zerslreuie. mit Spreng« geschossen empfing, als er«mportauchte, um Lust zu schöpscn, über- nahm ein anderer Teil die Verfolgung der übrigen, die insalge einiger explodierenden Sprenggeschosse schleunigst das Weite suchten- Ge- waltige Stille an Bord, atemlos verfolgte man den Vorgang. Ans den Nüstern des gewaltigen Seesöugetieres, das von solcher lieber- macht überfallen wurde, und das seinen mächtigen Körper bisher vielleicht ein oder zwei Jahrhundertc glücklich durch die unbekonnten Tiefen der Weltmeere getragen hatte, drangen zwei Riesenfontäiicn blutig gesärbtcn Wassers, mit dem die Fischer überschüttet wurden. Mit noch unverminderter Schnelligkeit versuchte der angegriffen« Secgewaltige dos Motorboot zu rammen, dos aber, bedenklich schaukelnd, geschickt auswich, und seine gewaltige Hiiiterslosse schlug das Meer zu weißem Schaum. Dann verlangsamte sich sein Schwimmen, der schwere Körper versank, und schon sürchteten die Fischer, die die Taue lose an Bord hielten, ihrer Beute verlustig zu gehen. Da tauchte der Wal noch einmal auf, er wurde noch einmal mit Sprengharpunen überschüttet— und bald schwammen die Boote und die Akteure dieses Dramas in einem Meer van blutigem Wasser. Der enorme Körper des sterbenden Tieres, dessen Riesenrachen sich jetzt wie eine tiefe Höhle össnete und kleine Seetierc ausspie, wurde jetzt von den sich seitlich aufreihenden Schiffen durch Aufrollen der Taue ins Schlepptau genommen und an die nächste Klippe geschleppt, wo der Körper ausgeteilt und an Bord der Dampfer geladen wurde. H. von Hayneck.