Arbeit im Reichsenischadigungsami. Eine Darstellung des Präsideuten. Seit der Annahme des Kriegsschädenschluhgesctzes ist fast ein Dieneljahr oerstrichen, ohne dost das Reichseivfchädigungs- arat auf die vielfachen gegen es gerichteten Angriffe reagiert hattiv <>egt aber hat der Präsident des Amtes. Dr. Karpins! i, einer Anzahl Vertretern der Presse eine Darstellung über die von seiner Behörde bisher geleistete Arbeit gegeben. Das Amt steht vor einem neuen Arbeitsabschnitt: zur Erlcdi- gung stehen man' auch alle Entschädigiingssölle mit Forderungen über AtOOO M.. die sich noch durch die Forderungen jener Großgeschädigten(über 200 000 M.) erweitern, die ein Anrecht auf den„Wieder- ausbauznschlag" haben. Das Arbeitsgebiet des Amtes teilt sich in drei Gruppen� Abwicklung der Fälle aus derSchlußentschädi- g u n g> Erledigung der �ärtefondsanträge und die Erledi- gung der noch nicht schlußentfchädigungsreifen Fälle, die bisher 2iV> Vergleiche, 3181 Spruchtammersachen und 4700 Beschwerden aufweisen. Dazu kämen täglich viele Akten vom Ansgleichsamt herübgn, die jetzt ans das Entschädigungsverfahren übertragen wer- den. Außerdem gebe es«ine große Zahl von Fällen, in denen früher einmal Anträge gestellt worden sind- Die Zahl der aus der Schluhentschädigung hervorgegangenen Fälle beträgt ISO 000. von denen 110 000 durch Barzahlung und 40 000 durch Schnldbucheintragungen zu erledigen sind. Von den„Gläubigern", die mit ihren Forderungen unter 20 000 M. liegen, kamen 12 631 Fälle mit einem Betrage von 31,2 Millionen Mark zur Er- ledigung: däoon sind 4668 Fälle mit einem Betrage von 13,2 Mil- lionen Mark bereits zur Auszahlung gekommen. Zur e n d g ü I t i- gen Erledigung gelangen tägliih 30 0 Falle. Wer von den Geschädigten auf eine Beschwerde gegen den Schlußentschädigungs- bescheid verzichtet, erhält die ihm bewilligte Entschädigung-summc umgeljend ausgezahlt! ein Verfahren, von dem die Geschädigten mehr und mehr Gebrauch machen. Der Präsident gab des weiteren Erklärungen über den Per- s o na l bestand des Amtes. In seinem Arbeitsbereich werden S93 Personen gezählt, eine Zahl, in die sämtliche Hilfskräfte(z. B. Scheuerfrauen) einbezogen sind. Für die eigentliche Arbeit kommen tatsächlich nur 171 Referenten und 132 Erpedienten in Frage. Für den Härtesonds stehen dem Präsidenten nach dem Gesetz 34 Mil- lionen Mark zur Verfügung bisher sind 27 000 Anträge gestellt worden, die sich bis zum Ablauf der Anmeldefrist am 31. Juni schätzungsweise aus SO 000 bis 60 000 erhöhen werden. Die Zahl der einlaufenden Postsachen ist eine ungeheure: bei ZS Arbeitstagen im Mai waren 132 821 Eingänge zu erledigen, pro Dag also 4913. Die Zahl der einlaufenden Postsendungen steigt dabei dauernd. Die neuerrichtete Auskunft? stelle wurde vom 1. bis 13. Juni von 1695 Besuchern in Anspruch genommen. Mit der Ausführung der Durchführungsbestimmungen aller Entschädi- gungsansprüchc, die über 20 000 M. liegen, wird in der nächsten Woche begonnen. Man hofft, daß das Personal, das nach den Worten des Präsidenten bis zur Erschöpfung ausgenutzt wird, durch Usberweisung von Kräften ans der Abgabenverwaltung verstärkt werden kann..... Dia. Erklärungen des Präsidenten schloffen mit der Persicherung, daß er lediglich die Interesien der Geschädigten verfolge und daß seiner von keinen bureaukratischen Regeln eingeengten Tätigkeit nur durch das �Gesetz Grenzen gezogen sind.
Beschlüsse des Reichswirischastsrats. ms* Achtstvodentag»ad ZSerufstraoth-itea. J5Ä Sozialpalktifche 2lo»fchuß des BorlSusigev Rsichswirtschoftsrats nahm in feinen Sitzungen am 18. und 14. Juni zunächst den Bericht des Arbeitsausschusses zur Perotung de» Eni- Nwrf»-Ines Derzeichniffe» zum Z 7 der ArbsttszeitoerordnuNg (AZL) über die Anwendung des 8 7 der ÄZB. auf Betriebe der metallverarbeitenden Industrie und der In- dustrie der Maschinen, Instrumente und Apparate entgegen.,_.. Nach kurzem Bericht des Berichterstatter» kam der Sozial- politische Ausschuß einstimmig zu dem Ergebnis, folgende Ar beitergrupven dem 8 7 zu unterstellen: Metall beizereien: Die Arbefter an der Gelbbrenne: die anderen Arbeiter dann, wenn das Gelbbrennen nicht in einem abgeschlossenen Raum stattfindet und die anderen Arbeiter durch die aus der Gelbbrenne austretenden Dämpf« belästigt werden. Metallschleifereien: Die Metallschleifer und Polierer. Auf Antrag können von den Gewerbeinspektionen hiervon Betriebe widerruflich ausgenommen werden, wenn diese Betriebe so einge- richtet sind, daß eine Gefährdung der Arbeiter ausgeschlossen ist. Eisengießereien, Stahlgießereien, Metall- gießereien, einschließlich Gußputzereien: /�. Die Arbeiter an der Sandaus be reitung, wenn sie den Über- wiegenden Teil ihrer Schicht mit dieser Arbeit befaßt sind. L. Die Lauskranführer im Führerkorb, wenn sie den über- wiegenden Teil ihrer Schicht mft dem Transport und Nergießcn flüssigen Eisen» oder mit dem Ausstoßen der Formen besaßt sind. C. Di« Schmelzer: a) in Stahlgießereien an kontinuierlichen und Tiegelöfen:- b) in' Metallgießereien an Tiegelöfen. Die sonsti gen Arbefter der Metallgießereien werden unterstellt, wenn sich der Ti»gelofen in dem Gießraum befindet, v. Die Arbeiter in Guß» putzerelen.. E. Die Arbeiter am Sandfreistrahlg« blase und am Rotationstischgebläse. In Kettenschmiedereien: Die Arbefter, die mft der Herstellung von Schiffstetten befaßt sind. Emaillierwerke: Die Brenner an den Brennöfen, die mft dem Auftragen der Masse beschäftigten Arbefter, wenn die Ar beften in angewärmten Arbeftsstücken(Tanks) verrichtet werden. In Schriftgießereien: Di« Arbefter an Schrift- gießmaschinen. In B u ch d r u ck e r ei e n: Die Stereotypeure und deren Hilfs- arbefter, die Maschinensetzer, die Arbefter an den Tiefdruckpressen. Alle diese Arbeiter nur dann, wenn nicht zweckentsprechende Ab- sauge- bzw. Entlüftungsonlagen vorhanden sind, für die Maschinen- setzer überdies nur. wenn mft Gas geheizt wird: die Arbeiter an Tiefdruckpresien dann nicht, wenn Druckfarben verwendet werden. die nicht mft Benzol oder desien Derivaten gelost sind. Den Be- trieben soll eine angemessene Frist zur Einführung der Schutzmaß- nahmen gegeben werden. In Anlagen zur Herstellung elektrischer Akkumulatoren aus Blei oder Bleiverbindungen: Die Bleigießer, die Arbefter. welch« die Füllmasse mahlen, sieben, mischen und einstreichen, die Löter. Der Sozialpolitische Ausschuß faßte nach längerer Beratung folgende Beschlüsse über die Ausdehnung der U n fa l lv e r s i ch e- rung auf gewerblich« Berufskrankheiten: Der Sozialpolitische Ausschuß des Vorläufigen Reichswirtschafts- rat» empfiehlt der Reichsregierung, in die Verordnung vom 12. Mai ISZS über Ausdehnung der Unfallversicherung auf gewerbliche Be- rufskrankheiten neu auszunehmen: Erkrankungen an Staublunge(auch in Verbindung mit Tuberkulose) in der Sandsteinindustrie, dem Bergbau und in der Metallindustrie bei Schleifern. Polierern, Gußputzeru ustn,
Die Volkspartei vor der preußentür.
»Verflixt— jetzt Hab ich die Tür von draußen zugeschlagen und keinen Schlüssel."
.Aufmachen?"
„Auf— ma-chea???"
»Stemmeisen her!"
»An weh!"
»Ob ich mal höflich anklopfe...?"
Aaukmg wird Hauptstadt.
Die Ranking Regierung hat telegraphisch de» fremden Ge- sandten in Peking die Awtsübarnahme durch Dr. Wang als Minister des Aeußeren mitgeteilt, womit die Verlegung des Auswärtigen Amt «? nach Nanking ausgedruckt sein soll. Die Nanking -Regierung rst bemüht, den Zentralregierungs- opparat in Peking abzubauen und in Nanking auszubauen und hat ohne Rücksicht auf das in Washington mft den Konferenz- möchten getroffene Po st abkommen mit telegrafischer An- Weisung die GeneraKnrektion der P o st v e r w a ltung von Pe- king nach Nanking verlegt. Der französisch« General- direktor ist nach Nanking abgereist,, um ein für die fremden Mächte befriedigendes Arrangement zu oersuchen. Auch die Der wo ltung der Salz st euer dürfte, wie es heißt. nach Nanking übersiedeln. Chinesischer Klaggenwechsel in Berlin . Wie in den Hauptstädten anderer Länder, so hat auch in Berlin die diplomatische Vertretung China » auf Anweisimg der Nationalregierung von Nanking die Na»ionalflagg« ge- hißt, eine rote Fahne mit blauer Gösch und in der Mitte einer weißen Kugel, umgeben von weißen Sternen. Damit betont die Nanking -Regierung den Ländern, mit denen st« in diplo- matischem Verkehr steht, gegenüber, daß sie sich in aller Form m den Besitz der politischen Macht setzt und sich al« die Vertreterin der Interessen Chmaz gegenüber dem Ausland« legitimiert.
AOatog. 1«. dum. Tut* Nankmg-Nagierupg erklärt at einet Kundgebung, daß die Einigung Ehina» vollzogen sei. p« neue ZUgletMg wünsch« dem chinesischen Volk die Segnungen persönlicher und stoat- nch« Freiheit und dem Land internationalen Frieden auf der Basi» der Gleichheit. Jede militaristisch« R�ierungsform werde beseitigt werden, die Kommunisten werde man nicht dulden. Man soll« sofort mft Verhandlungen zum Abschluß neuer internationaler Bertrage beginnen aus der Grundlage gleicher Rechte und gegenseitiger Achtung der staatliche» Hoheit. Japan will Tsingtou-Tsinanfu behatte«? Peking . 16. Juni. Der japanisch« Generalkonsul in T singtau hat den chinesi- schen Zivilgouverneur unter Hinweis auf die Zwischenfälle in Tstnanfu daraus aufmerksam gemacht, daß die neutralen Zonen der Schantung-Eisenbahn zwischen Tsingtau und Tsinanfu unbedingt ge» achtet Verden müssen und daß das Hissendersüdchinesi schen Flagg«nicht erlaubt sei. Der Generalkonsul verlangt Ab- schluß eines Abkommens über die Errichtung eines Stadtrates in Tsingtau und die Einsetzung einer Hafenkommisston. Nach einer Tokioter Reuter-Meldung fordert Japan Ent- schädigungen für die Ermordung seiner Staatsangehörigen sowie für die Verlust« der Japaner durch die Plünderungen und Bestrafung aller Schuldigen. Bis zur Annahm« dieser Forde- rungen worden die Japaner in Tsimmfu bleiben.
Braunkohlenindustrie verteilt Orden. 1350 silberne, 11 goldene Medaillen. Auf der gestrigen Tagung der Brauntohlenindustrie iu Kassel wurde die für die Braunkohlenbelegschast sicher Interessant« Tatsache bekannt, daß der Brauntohlenindustrieverein für 2Sjährig« treu« Dienste in einem Braunkohlenunternehmen 1530 silberne Denk- münzen und für SOjährige treue Dienste in einem Braunkohlenunter- nehmen 11 golden« Denkmünzen verteilt hat. Wir wissen nicht, wie schwer und wertvoll die Silber- und Goldmünzen de? Braunkohlenindustrievereins sind und um wieviel dadurch die S« l b st k o st« n der Braunkohlenuidustti« erhöht werden. Wir wissen auch nicht, wer die schönen Orden der Braun- kohlenunternehmer erhallen hat. Sind es Arbeiter, so ist es sicher, daß dies« Ordensverleihung billiger ist als die Verschwendung riesiger Summen für Gelbe und Stahlhevnleifte. Die Kvrruptionsmethoden im Braunkichlengebiet wären jetzt also auch rationalisiert worden. was immerhin erfreulich ist. Ob dieser Ordenssegen aber mehr nutzen wird al« di« kost- spielige Treibhauszucht von. Gelben mft«cht nationaler Gesinnung? Wir fürchten, damit treiben die Braunkohlenherren die Hasen auch nicht in ihren Stall. Wer schlecht zahlt, kann noch so viel Orden verteilen. Orden machen nicht sättl
Zu einer neue« Note der Sowjetregierung an Pole» bezeichnet Tschitscherin die von der polnischen Regierung getroffenen Maßnahmen gegen die Tätigkeit der weißgardistischen Flüchtlinge in Polen al? unzureichend und legt der polnischen Regierung di« Verantwortung für die Sicherheft der Sowjetvertreter in Warschau auf.
Züudholzirust kaust Ungarn . ZüadHohmonopol für Anleihe verkaust. Budapest . 16. IimL Finanzminister Lud teilte mit, daß es der Regierung gelunge» sei. die soft langem offenstehende Frag« der Finanzierungder Bodenreform zu lösen. Die Regierung hat mit dem schwe- disch-a me ri k a n i sch e n Zündholztrust ein Abtvmmen abgeschlossen, wonach der Trust Ungarn ein« Anleihe von 36 Mil- lionen Dollar, Ausgabekurs 92 Proz., Zinssatz 5% Froz. gewährt. Di« Regierung muß bis zum 15. Juli ein Gesetz zur Annahm« bringen, wonach der schwedisch -amerikanische Trust da» ungarische Zündholzmonopol erhält- Zusammen mit der Völkerbunds- anleih« steht der Regierung damft«in Betrag von 600 Missionen Mark für Anlagezwecke zur Verfügung.
Miliz in Amerika . Oas Berufsheer bildet die Zivilisten für dea Krieg aus. N Washington. 1«. Juni. MehralsdieHälfteder regulären Armee der Dereinigten Staaten nUrd in diesem Sommer damft beschöftigt sein. Aivlliste» misitärisch auszubilden. Nahezu 273 000 Personen sSien in Rc- krutenlagern untergebracht. 3450 Offizier« und 47 900 Mann der rsgulären Armee werten als Instrukteure verwendet. Der Unterricht wird sich erstrecken aus den Dienst in der Infanterie. Kavallerie. Feldartillerie, Luftflotte, im Pionierlorps, Signalkorp», Nachrichten- dienst und in der chemischen Kriegführung.(!)