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Der unanständige Goethe.

Die Augen des Angeklagten sind leicht umflort. Er bereut auf­richtig die Tai, die ihn jetzt unter Anklage gestellt hat. Immer wieder sei es der Alkohol, der ihn zu unseligen Handlungen treibe. Habe er einmal den Kanal voll", so wisse er nicht, was er treibt. Am nächsten Tage erinnere er sich an nichts. Niemals sind es gemeingefährliche Dinge, die er im Alkoholrausch begeht, aber oft sehr peinliche. Schon wiederholt ist er in prefäre Lagen gedrängt worden, ja einmal, als er alkoholumnebelt der Frau seines Chefs fünf Mart angeboten hat, wenn sie..., furz und gut, damals habe er seine erstklassige Stellung aufgeben müssen.

Er meide den Alkohol, so gut es gehe, aber von Zeit zu Zeit fönne er nicht anders, dann müsse er trinken, und jedesmal haben solche Erzesse böse Nachspiele. Er habe das, was der Volksmund einen guten Rausch" nenne, er werde freuzfidel, singe unendlich viel und führe stets längere Reden, deren Inhalt nicht immer, das müsse er unumwunden zugeben, salonfähig sei.

Er ist Schön geist. Die Kunst liebe er über alles. Ja, ein gutes Gedicht rühre ihn zu Tränen. Wenn er also der Privat flägerin ein Gedicht ins Gästebuch geschrieben habe, durch das sie sich chofiert fühlt, so bedaure er das aufs heftigste, doch solle man nicht verkennen, daß er ein Gedicht von Deutschlands   größtem Dichter, Johann Wolfgang Goethe  , verwandt habe. Wie gesagt, mur der Alkohol ist an allem schuld. Die Privattlägerin ist eine junge Witwe. Sie ist sehr fromm und kann den Schmerz über ihren verlorenen Gatten nicht so recht verwinden. Und doch müsse er, der Angeklagte, sagen, daß er es etwas merkwürdig fand, wenn bereits rier Wochen nach dem Tode des Mannes die Frau eine Abendgesellschaft gab, auf der viel Alkohol getrunken wurde und er eingeladen war. Er kannte den Verstorbenen als einen schwer­mütigen Mann, der unter der Ehe sehr gelitten habe. Die Goethe­schen Verse sind ihm im Laufe des Abends eingefallen, er habe sie ins Gästebuch geschrieben, in dem Glauben, der Witwe einen Trost zu spenden. Nicht bedacht habe er, andere würden die Verse lesen und weiter folportieren und der Witwe dadurch Unannehmlichkeiten bereiten. Jedenfalls, und das muß betont werden, der Angeklagte be­' streitet entschieden, die Absicht der Beleidigung gehabt zu haben, auch liege es ihm fern, einen Verstorbenen beschimpfen zu wollen. Er bedauere das Vorkommnis lebhaft, er sei zu einer Ehrener­flärung bereit, er wolle der Witwe volle Genugtuung geben, aber im übrigen möge man nicht verfennen, daß die Verse von Goethe herstammen, was doch irgendwie strafmildernd sein müsse.

Richter:" Run, Frau Blöschte, Sie hören, was der Angeklagte jagt. Würden Sie einen Vergleich eingehen, wenn der Angeklagte eine Ehrenerklärung abgibt?"

Frau Plöschte: Nein, der Mann muß bestraft werden; die ganze Nachbarschaft zeigt mit Fingern auf mich und es ist doch eine Gemeinheit....

Richter: Halt, halt. Also Sie wollen nicht, gut, so müssen wir erst das Gedicht verlesen:

Ein junger Mann, ich weiß nicht wie,

Berstarb an der Hypochondrie

Und ward dann auch begraben.

Da fam ein schöner Geist herbei,

Der hatte seinen Stuhlgang frei,

Wie ihn so Leute haben. Der setzt sich nieder auf sein Grab Und legt sein reinlich häuflein ab, Schaut mit Behagen seinen Dreck, Geht wohl eratmend wieder meg Und spricht zu fich bedächtiglich: Der gute Mann, er dauert mich, Wie hat er sich verdorben! Hätt' er gesch.

so wie ich,

Er wäre nicht gestorben!"

Frau Plöschte: Und das soll von Goethe sein?"

Ausnutzung der Erdenergie in Jsland. Schulhauses dient, mit etwa 60 Grad an und läuft mit 55 oder

Von Dipl. Ing. Dr. A. Hamm.

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Island   ist ohne Zweifel eines der ärmsten Länder unter den bewohnten Gegenden dieser Erde. Der Boden bringt fast nichts hervor, Mineralschätze fehlen so gut wie ganz, und auch weiße Kohle scheint nur in so geringer Menge vorhanden zu sein, daß ihre Aus: beute sich nicht lohnt. Kürzlich ging eine Nachricht durch die Zei­tungen, daß eine norwegische Gesellschaft in Island   an einem Wasserfall eine Luftstickstoff- Fabrit errichten und eine Eisenbahn bauen wolle, die die erste auf der ganzen Insel gewesen wäre. Aber die Gesellschaft gab ihren Plan auf, weil er sich nicht als Ichnend erwies. Damit dürfte für absehbare Zeit wohl wieder einmal die Hoffnung der Isländer, der Segnungen der modernen Kultur teilhaftig zu werden, gescheitert sein.

56 Grad ab. Es wird dann in einem Zeich gesammelt und tann der Schülern zum Baden dienen, die so das ganze Jahr über im Freien baden können. Das Baden in den heißen Quellen hat natürlich in Island   von jeher eine große Rolle gespielt, sogar das Christentum

nahmen die Isländer   nur an unter der Bedingung, daß sie in heißen Quellen getauft würden.

Wunder der Dämmerung.

Die zarte Farbenpracht der aufsteigenden Sonne, der Glanz der morgenröte, die schon die Alten als die ,, rosenfingerige Eos" priesen, das großartige Schauspiel des Sonnenuntergangs mit feiner oft überwältigenden Glut haben stets die Menschen entzückt und sind in zahllosen Märchen und Sagen, in Gedichten und Geschichten gefeiert worden. Aber ein genaueres Studium dieser Himmelserscheinungen hat lange auf sich warten lassen. Goethe, der allumfassende Geiſt der den Fragen des Lichtes und der Farbe, den wechselnden Gestal

tungen der Wolken und dem geheimnisvollen Spiel der Dämmerung

eine leidenschaftliche Aufmerksamkeit zuwandte, ist wohl einer der ersten gewesen, die sich wissenschaftlich mit diesen Phänomenen be schäftigt haben, und seine Aufzeichnungen sind Meisterwerke sprach gewaltiger Schilderung. Doch ihm fehlten noch die physikalischen und optischen Kenntnisse, um in die Tiefe dieser Vorgänge einzudringen Auch heute noch steht man am Anfang, und es ist daher besonders zu begrüßen, daß der beste lebende Kenner dieses Gebietes, B. Gruner, jeßt zusammen mit H. Kleinert ein Buch über ,, Die Dämmerungserscheinungen" veröffentlicht hat, in dem er besonders alle naturliebenden Kreise auf eingehende Beobachtung dieser Wunder am Himmel hinlenken will.

Dagegen machen die Isländer   selbst sich jetzt daran, den ein­zigen Schatz, den ihr Boden birgt, nutzbar zu machen, das ist die vulkanische Wärme. Damit ist das Land überreich gesegnet, reicher als alle anderen gleichartigen Gebiete auf der Erde, selbst Neu­ Seeland   und das Yellowstone- Gebiet. Die Vulfane der Insel find ja nicht mehr sehr aftiv, aber dem von ihnen erwärmten Boben entspringen über 700 heiße Quellen. Außer diesen gibt es noch Dampflöcher, kochende Schlammtöpfe und andere vulkanische Er scheinungen, von den bekannten Geysiren gar nicht zu reden, deren Tätigkeit allerdings auch schon sehr zurückgegangen ist. Während bisher außer der sehr teuren eingeführten Kohle als einziges Brenn­material getrockneter Schafmist diente, sollen jetzt endlich die heißen Quellen dazu nutzbar gemacht werden. Es ist ein Plan entworfen worden, zunächst einmal die Hauptstadt Reykjavik   unter Zuhilfe­nahme von 3 heißen Quellen, die in etwa 40 Kilometer Entfernung entspringen, zentral zu heizen. Das Wasser dieser Quellen ist fast kochend, so daß es trotz der großen Entfernung noch mit genügend hoher Temperatur in Reykjavik   ankommen würde. Die Anlage der ganzen Rohrleitung usw. soll ungefähr 100 000 m. foften, wäh- schaften" faßt R. Stähler die bisherigen Ergebnisse dieser Studien rend durch sie eine solche Menge Kohle gespart würde, daß es bei dem hohen Preise, den Island   dafür bezahlen muß,( 40-50 m. je Tonne) schon einen Wert von über 75 000 M. ausmacht. Die An­lage würde sich also schon in 2 Jahren bezahlt machen. Dabei ist dieses Projekt, wie fich aus einer Erörterung der Isländischen In­genieur Zeitschrift ergab, noch nicht einmal das günstigste. Etwas nördlich Reykjavik  , bei Laugarnes, entspringen heiße Quellen, die zwar nicht genügend Wasser hergeben, um damit die Stadt zu heizen, die aber als letzte Ausläufer einer vulkanischen Spalte mit zahl reichen heißen Quellen erscheinen und damit die Möglichkeit er­öffnen, durch Anbohren dieser Spalte noch viel größere Waffer mengen zu gewinnen. In Toskana   hat man ja bekanntlich schon mit sollte es in Island   nicht auch gehen? Dann würden die Anlage­großem Erfolg auf heißes Wasser und Erddampf gebohrt, warum fosten für die Heizung von Reykjavik   wesentlich geringer sein. Die Wirtschaftlichkeit wäre noch viel besser. Da die Einfuhr der Kohle die isländische Handelsbilanz natürlich sehr stark belastet, wird dieses Projeft wahrscheinlich bald ausgeführt werden.

Auch der isländische Bauer fängt allmählich an, die heißen Quellen, die ihm oft dicht am Hause sprudeln, auszunuzen. Aus­zunuzen ist insofern freilich nicht der richtige Ausdruck, als fie natürlich schon seit jeher irgendwie benutzt werden, aber doch nicht entfernt so, wie es möglich gewesen wäre. Zum Waschen wurden sie selbstverständlich stets gebraucht. Aber wenn die Quelle sehr heiß war, und die meisten isländischen   Quellen sind das, so gebrauchte.man den Erdbeden um die Quelle herum als natürlichen Badofen. Er war denn gewöhnlich so heiß, daß darin gebackener Brotteig nach etwa 24 Stunden gar gebacken war. Natürlich ergab das fein Brot, das unseren Ansprüchen genügt, da hierzu eine viel größere Hige erforderlich ist, aber der Isländer ist bescheiden. Ein deutscher Schullehrer, der Island   bereist hat, bezeichnet das tägliche Effen des Isländers, Hammelbraten mit Kartoffeln, als gefochtes Schuh­leder mit Seife. Dementsprechend wird wohl auch das Brot gewesen sein, das in diesem Heißwasser- Backofen hergestellt wurde. Auch zum Kochen der Speisen dienten die Quellen. Die Bäuerin hängte ihren Kessel einfach hinein und ließ ihn gut bedeckt stundenlang darin hängen, während sie ihrer Haus- oder Feldarbeit nachging. wendung der heißen Quellen erschöpft. Zum Heizen des Hauses diente stets der getrocknete Schafmist. Erst neuerdings sind die Bauern dazu übergegangen, wenn sie dicht am Hause genügend heiße Quellen haben, das heiße Wasser zur Heizung zu verwenden. Für die Milde des isländischen   Winters ist übrigens fennzeichnend, daß das Wasser dabei nur einen ganz geringfügigen Temperatur verlust erleidet. Bei einer großen Handelsschule im Norden der Insel kommt das heiße Wasser, das auch dort zur Heizung des

Angeklagter: Jawohl, es ist von Goethe, es stammt aus dem Das ergab eine natürliche Kochtiste. Damit war aber die Ber­Jahre 1775 und heißt: Nicolai auf Werthers Grab'."

Richter:" Unter diesen Umständen, Frau Blöschte, halte ich einen Bergleich für das beste."

Der Vergleich kam zustande. Schließlich, der Angeklagte ist ge­straft genug; wer wird ihn zukünftig wohl zu einer Gesellschaft ein­laden? Wer wird ihm sein Gästebuch verlegen wollen?

Bartolus.

In einer Besprechung dieses Werkes in den Naturwissers zusammen. Die optischen Erscheinungen, die wir unter dem Allge meinbegriff der Dämmerung" zusammenfassen, entstehen durch die Einwirkung der Lichtstrahlen auf die Luftmoleküle sowie besonders auf die stets der Luft beigemengten verschiedenartigen Fremd törperchen, wie Staub, Rauch, vulkanische Asche, Dunst, Wassers tröpfchen und Eiskristalle. Auf Grund dieser wechselnden Verhält niffe zeigen sich verschiedene Arten der Dämmerung, fo die Nacht dämmerung, die astronomische Dämmerung, die bürgerliche" und die Lagdämmerung. Auch das Alpenglühen gehört hierher und als eine Haupterscheinung das Purpurlicht. Besondere Dämmerungserscheinungen, die sich durch große Stärke und Farben pracht auszeichnen, entstehen hauptsächlich in den sogenannten, Ste die Sonne, und die leuchtenden Nachtwolten. Die letteren rungsperioden", so der Bishopsche Ring, ein rötlich brauner Ring ura wurden zum erstenmal bei der großen Störung von 1883 beobachtet, Diefes Wolkenleuchten am Nachthimmel war durch den Staub und bei der größten, die bisher aufgetreten ist und bis 1886 dauerte. die Aschenmassen verursacht, die der Vulkanausbruch auf der Insel Krakatau  , westlich von Java, in die Atmosphäre geworfen hatte. Eine ähnliche Erscheinung zeigte sich in den Jahren 1902/04 infolge des Ausbruchs des Vulkans Mont Pelée   auf Martinique   und eine dritte 1912/13, hervorgerufen durch den Vulkanausbruch des Katmag auf Alaska  .

Neben solchen großen Störungen sind auch andere möglich die von der Sonne herrühren. Derartige fleinere Trübungen traten 1916, 1917 und 1919 auf. Außerdem werden Schwankungen und Veränderungen der Dämmerung durch das herrschende Wetter verursacht. Deshalb sucht man aus den eigenartigen Färbungen der Abenddämmerung auf die Witterung des fünftigen Tages z schließen. Die reiche Palette der Dämmerungsfarben, die starte Rotbeleuchtung, die durch eine 3 bis 4 Kilometer hohe Dunstschicht sich erklären läßt, der weiße Schein, der von größeren trübender Tröpfchen erzeugt wird, die farbigen Kränze usw., werden vor Gruner nach den bisherigen Kenntnissen erklärt. Aber um völlige Klarheit zu gewinnen, wird es noch vieler weiterer Beobachtungen bedürfen, an denen sich auch die Allgemeinheit beteiligen fönnte Daher gibt das Wert zum Schluß Winke für Dämmerungs beobachtung, die eine reizvolle Beschäftigung darstellt. Für den Anfänger ist es wesentlich, seine Aufmerksamkeit auf die Haupt erscheinungen zu lenken, also an der Sonnenseite auf das Purpure licht, an der Sonnengegenseite auf den Erdschatten und die Gegen dämmerung, im Gebirge auf das Alpenglühen. Später fann man sich den schwierigen Erscheinungen zuwenden, die eine unerschöpp liche Quelle der feinsten Farbenwunder und der interessanten Verw änderungen darbieten.

feid nicht ,, damenhaft". Gott   schuf Frauen, Rockefellers Diebsbande| fie aussteigen zu lassen; aber der sagte, es sei gegen bie Verordnung.

Mutter Jones erzählt aus ihrem Leben. chuf die Damen. Ich habe soeben sechzehn Monate harten Ringens vor einer Station zu halten. So hatten die Frauen noch ein wenig

Upton Sinclair  : Mutter Jones ist seit Jahren( länger als mein Gedenken zurückreicht) eine tapfere Streiterin in der ameri tanischen Arbeiterbewegung. Bieles   hat sie in ihrem Rampfe ums Recht durchgemacht, und ich habe sie oft davon erzählen hören. Ich glaube bestimmt, daß die Genossen deutscher Zunge beim Lesen diefer Erinnerungen die tiefe Ergriffenheit, die ich beim Hören empfand, teilen werden..

Frauenrecht und Menschenrecht. Fünfhundert Damen" gaben ein Festmahl und forderten mich dabei zu sprechen auf. Die meisten waren ganz verrückt mit dem Wahlrecht der Frauen. Sie glaubten, die Befreiung der Frauen würde das Himmelreich auf Erden bedeuten.

fagte ich.

Ihr müßt euch für die Redefreiheit auf der Straße einsetzen," ,, Wir können wir's," flötete eine ,,, wenn wir fein Wahlrecht haben?"

Ich hatte mein Lebtag kein Wahlrecht," sagte ich, und hab einen Mordstrawall im Lande gemacht, sobald es um unser Recht ging. Dazu braucht man fein Wahlrecht nur Ueberzeugung und eine laute Stimme!"

Eine miaute: Sie sind gegen die Frauenrechtlerinnen!" Ich bin gegen gar nichts, was meiner Klaffe zur Freiheit verhilft. Aber ich will mal ganz aufrichtig mit euch sein, die ihr euch für das Wahlrecht der Frauen abradert. Die Frauen von Colorado   haben das Wahlrecht seit zwei Menschenaltern und die Arbeiter dort, Männer und Frauen, leben in Stiaverei. Der Staat ist versflant, der Colorado   Eisen- und Brennstoffgesellschaft" und ihren Interessen untertan. Ein Mann, der eine Versammlung der Unternehmer beiwohnte, erzählte mir folgendes:

Als die Unruhen in den Zechen begannen, schlug ein Unter­nehmer vor, den Frauen das Wahlrecht zu entziehen, weil einige thre Stimme zugunsten der Bergleute erhoben hatten. Ein anderer sprang auf und rief: Um Himmels willen! Was schwazen Sie da! Wäre nicht das Wahlrecht der Frauen die Bergleute hätten uns schon längst untergefriegt!"

in Kolorado   hinter mir. Mußte mich gegen bewaffnete Söldner wehren. Aber diese alte Frau da, ohne Wahlrecht, die keine andere Waffe besaß als eine Hutnadel, sie hat die Kerle in Harnisch gehalten."

,, Die Arbeiterbewegung soll ihre Frauen auf industrieller Grund­lage organisieren. Politit ist nur der Sklave der Industrie. Die Blutokraten haben ihre Frauen schon organisiert. Sie beschäftigen fich mit Frauenwahlrecht und Wohltätigkeitsbafaren...."

Wie sich die Frauen aus dem Gefängnis fangen. Die Bergarbeiter in Greensburg( Pennsylvania  ) traten wegen Lohnforderungen in den Streif. Sie befamen elend wenig gezahlt. Als Antwort auf den Schrei nach Brot wurde die Polizei in das Gebiet geschickt.

Eines Tages stand ein Haufe von erregten Frauen vor dem Bergmert. Sie schimpften auf die Streifbrecher, die ihren Kindern das Brot vor dem Munde wegnahmen.

Der Sheriff kam, verhaftete alle Frauen als Friedensstörer". Natürlich hätte er die Streitbreder verhaften sollen, denn nur die hatten den Frieden gestört...

Ich sagte den Frauen: wenn ihr vor Gericht kommt, nehmt eure Säuglinge und Kleinsten mit. Das taten sie, und während der Richter fie verurteilte, dreißig Dollar zu zahlen oder dreißig Tage im Gefängnis zu arbeiten, fingen die Kinder fürchterlich zu jammern an, so daß man kaum die Stimme des alten Richters hören fonnte. Er zankte und fragte die Frauen, ob sie jemand hätten, bei dem sie die Kinder lassen könnten.

Ich flüsterten ihnen zu, dem Richter zu sagen: die Bergarbeiter­frauen halten feine Kinderfräulein, die Mütter allein find für ihre Kinder verantwortlich.

Zwei berittene Polizisten brachten die Frauen ins Gefängnis, das etwa zehn Meilen entfernt ist. Sie wurden in einen elektrischen Lotalzug gefeßt, die Polizisten fuhren mit ihnen, um fie am Fort­laufen zu hindern. Der Zug hielt und nahm ein paar Streifbrecher Einige Damen jappten nur so vor Entsetzen. Zwei oder drei auf. Kaum fetzte er sich wieder in Bewegung, als die Frauen die verließen empört den Saal. Ich sagte zu den Frauen: Streitbrecher herzurichten" begannen. Die zwei Polizisten waren Ich glaube nicht an gesondertes Recht der Frauen und der zu nervös, um etwas dagegen zu tun. Die Streifbrecher, die schon Männer, sondern an Menschenrecht. Was immer euer Rampf ift, I ganz nett zerfragt waren, baten den Motorführer zu halten und

Zeit. Als die Leute dann in der Station antamen, sahen sie aus, als hätten sie im Tigerfäfig im Zoologischen Garten geschlafen. Bei der Ankunft in Greensburg fangen die Frauen, während der ganzen Fahrt durch die Stadt. Eine Menge von Leuten, die mitfangen, folgten dem Zuge. Sie empfingen die Frauen mit Hoch rufen, als sie, ihre Kinder auf dem Arme, vor dem Gefängnis ausstiegen. Die beiden Polizisten übergaben die Gefangenen dem Sheriff und fahen erleichtert aus.

Der Sheriff fagte mir: Mutter, es wäre mir lieber, Sie brächten mir hundert Männer statt diefer Weiber. Frauen find wild!" Ich hab' fie Ihnen ja nicht gebracht, Herr Sheriff," fagte ich, der Richter der Bergwerksgesellschaft macht ihnen ein kleines Geschenk!"

Der Sheriff führte sie ins obere Stodwerf, alle in einen Raum, gestattete mir, eine Weile mit ihnen zusammenzubleiben. Ich sagte den Frauen:

,, Singt die ganze Nacht. Ihr könnt einander ablösen, wenn ihr müde und heiser werdet. Schlaft tagsüber und singt in der Nacht. Laßt euch durch niemand davon abhalten. Sagt, ihr singt für die Kinder. Ich will den Kleinen Milch und Früchte bringen. Ihr aber fingt!"

Die Frau des Sheriffs war eine nervöse fleine Person. Sie pflegte hinaufzulaufen und versuchte, die Gefangenen zum Schweigen zu bringen, weil sie nicht schlafen konnte. Dann schickte der Sheriff zu mir und verlangte, daß ich den Frauen das Singen verbieten solle. Ich fann nicht," fagte ich, fie fingen für ihre Kleinen. Telephonieren Sie dem Richter um den Enthaftungsbefeht." Klagen tamen duzendweise: von Hotels und Pensionen und Privathäusern.

,, Diese Frauen heulen wie die Kaßen," sagte ein Hotelier zu mir. ,, Das ist nicht die Art von Frauen zu sprechen," erwiderte ich die ihre Kinder mit patriotischen Liedern in den Schlaf fingen!"

Endlich, nach fünf Tagen und Nächten, in denen jeder in der Stadt wach geblieben war, ordnete der Richter die Enthaftung an. Er war ein beschränktes, wild aussehendes altes Tier und wütend, daß er es tun mußte aber niemand konnte diesen Frauen einen Maulforb umhängen!

Autorisierte Uebertsagung von Dr. Anna Nußbaum.)

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