Ein Tag der Volksfeste. Die Arbeiter Gänger an der Spitze!
Die Jugend muß gefunden.
Der geftrige Sonntag war trotz des widrigen Wetters ein Tag wahrer und echter Boltsfeste. Namentlich der Jugend gedachte man, die gesund und start sein soll, um ihre Pflicht im Kampf für eine beffere Zukunft erfüllen zu können. Die von den Berliner Bezirksvereinen des Reichsver bandes der Kleingartenvereine Deutschlands " veranstalteten Jugendwerbefe fte wiesen starte Beteiligung auf. Bon besonderer Werbefraft waren die Fest züge, die in ihrer originellen Aufmachung überall Aufsehen erregten. In Weißensee nahm der Festzug am Hamburger Platz Aufstellung. Biele Vereine hatten ihre Delegationen gesandt, deren Bannerträger in Gehrod und Zylinder feierlich im Zuge marschierten. Hinter ihnen tamen die Ehrenjungfrauen", die mit Grazie die Hülle, in der das Banner für die Kolonie Sonnenschein" ruhte, trugen. Ihnen folgten im bunten Wechsel Musif tapellen, deren Bläser, Baufer und Trommler auch während der stärksten Regengüsse nicht verstummten. Originell waren die Wagen, auf denen künstliche Gärten und kleine Häuschen aufgebaut waren. Dann folgten die in bunten Farben prangenden Radfahrer und der endlose Zug der Festteilnehmer, die Werbeplafate trugen. Auf dem Platz der Kolonie Sonnenschein" fand dann der Fest att statt.
Die Lichtenberger Kolonistenjugend zeigte sich am Sport plag, Rynast straße. Fröhliche, gesunde Menschenkinder, die hier vor Bertretern des Bezirksamtes, des Jugendpflege- Ausschusses, Eltern, Angehörigen und Nachbarn ihre Arbeit auf sportlich- gymnastischem Gebiete vorführten, Freiübungen, Reigentänze, Laufen, Handball usw. Die jugendliche Sportmannschaft umfaßt alle Jahrgänge. Ganz fleine, deren Aermchen und Beinchen noch zu kurz und auch zu unfolgsam find, hampeln trog allem wader mit, so gut es eben geht. Die Größeren und die Großen machten ihre Sache trop regendurchnäßtem Gewand und feuchter Erde tadellos. Der Lichtenberger Kleingärtner- Bezirksverband, der 99 Vereine mit ungefähr 7500 Kolonisten umfaßt, hatte einen imposanten Werbeumzug von den Kolonien nach dem Sportplatz veranstaltet. Boran schritt die Sportjugend in schwarzem oder schwarzweißem Dreß, dahinter, in blumengeschmückten Wagen, die kleinen Zuschauer.
So marben gestern in allen Bezirfen Berlins die Kleingärtner für die Jugend. Der Jugend gehört die Zukunft, und nur ein starter, gesunder Menschenstamm fann die Gewähr für ein besseres Später bieten!
Bon großem Eindrud war auch der über 3000 Personen zählende Festzug des Schöneberger Bezirksvereins, in dem die Festwagen besonders auffielen. Neben den Berbeschildern und den Bereinsfahnen wurden im Zuge auch viele ich marzrot. goldene Fahnen getragen. Auf dem Städtischen Spiel. play an der Begasstraße hielten die Vorstandsmitglieder der Bereine und des Verbandes Ansprachen.
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In Baumschulen meg feiert die Bevölkerung alljährlich ihr Fest der Republitaner. Wie immer, so waren auch in diesem Jahre die Hauptstraßen Baumschulenwegs mit vielen schwarzrotgoldenen und roten Fahnen geschmüdt. Quer über die Straße flatterten an langen Seilen Girlanden und Fähnchen. Am Baumschulenmeg formierte sich der Zug. Die Spize übernahm das Reichsbanner mit seiner Kapelle, dann folgten die reich ausgeschmüdten Wagen, auf denen symbolisch der Freiheitskampf des Bolkes dargestellt wurde. Auf dem ersten Wagen wurde die junge Republik von einer Republikanerin in schwarzrotgoldenem Kleide dargestellt. Die Republit ist Siegerin" verfünden die Blafate.
Sturm in der Stadthalle.
Der Reichsverband der Auslandsdeutschen" und die ihm nahestehenden Verbände veranstalteten gestern eine Rundgebung in der Stadthalle, die außerordentlich stürmisch verlief. Immer wieder hagelte es zornige Zwischenrufe gegen den Präsidenten des Reichsentschädigungsamtes, dem Gesetz widrigkeiten vorgeworfen wurden. Seine sofortige Abberufung wurde verlangt, und leider gingen die meisten Redner auf die allzuheftige und erbitterte Stimmung der überfüllten Versammlung ein. Man soll mit Vorwürfen über Gefezwidrigkeiten, Betrug und Bruch der Reichsverfassung doch etwas vorsichtiger sein! Gewiß hat jeder Mensch Verständnis für die Notlage gerade der Auslandsdeutschen, deren Rechtsanspruch auf eine angemessene Ent. schädigung unbestritten ist. Was aber sollen Mäßchen wie die, daß
ein deutscher Ingenieur aus Südamerika im Badeanzug erscheint, an den er Pfand und Ersatzscheine geheftet hat. Das sind Kindereien, die den zuständigen Stellen sicher nicht imponieren Kindereien, die den zuständigen Stellen sicher nicht imponieren werden, und kein Bernünftiger glaubt, daß der Ingenieur auch am Alltag im Badeanzug durch Berlin spaziert. Sachlichkeit bringt mehr Gewinn als tindliches und hysterisches Aufbegehren. Sp etwas perfängt vor allem bei denen nicht, die wissen, wie sehr weite Kreise des deutschen Boltes, mittelstand und Kleinreniner, durch Krieg und Inflation gelitten haben. Diese freilich greifen nicht zu solchen Mittelchen.
Interessant war die Mitteilung eines Redners, wonach der Reparationsagent Parker Gilbert erklärt hat, daß er einer reichsgefeglichen Entschädigung in dem Ausmaß, wie sie von den Auslandsdeutschen angestrebt wird, nach den Beftimmungen des Bersailler Bertrages feinen Widerstand entgegen. ſezen könne und würde. Rechtsanwalt Dr. Fren behandelte als Verteidiger den Fall des Farmers Langtopp und warf dem Reichsentschädigungsamt Eingriff in ein schwebendes Berfahren vor.
Auch ein Menschenfreund". Zwei Jahre ausgenuht, dann fortgejagt.
Ein junges Mädchen, arbeits- und obdachlos, schickte sich an, auf einer Bank im Humboldthain die Nacht zu verbringen. Ein alter Mann gefellte sich zu ihr, fnüpfte ein Gespräch an und erfuhr dabei von ihrer Notlage. Er, ein Witwer, der in seiner Wohnung Gewiß nicht aus reiner allein hauste, bot ihr ein Obdach an. Menschenfreundlichkeit. Das Mädchen ging mit und blieb bei ihm, besorgte die fleine, aus Stube und Küche bestehende Häuslichkeit, tochte für ihn, während er seinem Beruf als Bauarbeiter nachging. Der Mann ertranfte an Ischias , lag monatelang zu Bett und wurde von dem Mädchen bei Tag und Nacht sorgsam gepflegt. So hat sie faft zwei Jahre für ihn gesorgt und nichts weiter als Kost und Wohnung bekommen.
Aber eine Aussicht für die Zukunft hatte er ihr eröffnet: Benn fie bis zu seinem Tode bei ihm bliebe, folle sie seine ganze hinter Taffenschaft erben. Er befaß nämlich früher ein Haus in Lichtenberg , das er in der Inflationszeit verkaufen mußte. Biel wird ihm von dem Erlös nicht übrig geblieben sein, aber in den Augen des Mädchens war es immerhin ein Vermögen, in dessen Befiß sie nach menschlichem Ermessen noch in ihren besten Jahren
Der Höhepunkt des Bundesfestes.
Hannover , 18. Juni. ( Eigenbericht.)
Der Sonntag brachte den Höhepunkt des Festes. Schon frühmorgens um 7% Uhr fanden auf mehreren, in reichem Fest schmud prangenden Straßen und Plätzen Konzerte statt. Im Anschluß daran zogen die einzelnen Landes- und Ortsgruppen mit ihren Fahnen und Musikkapellen zum Stadion, wo um 11 Uhr ein Massenchor die Zehntausende von Zuhörern von der hohen Gesangstultur des Arbeiter- Sängerbundes überzeugte. Leider wurde die Beranstaltung durch das regnerische Wetter stark beeinträchtigt.
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Außer dem Bundesvorsitzenden hielt zwischen den Männerchor Borträgen u. a. auch Reichstagspräsident Löbe eine humorvolle Ansprache. Der Wettergott in Hannover " so führte er aus- ist offenbar ein Feind vom Reden unter freiem Himmel. Ich bin damit einverstanden, denn auch ich will lieber zuhören als reden. Aber von weitem sehe ich schon den ersten Sonnenstrahl, der nach dem Regen fommen wird." Löbe weist dann auf die ungeheure Entwicklung des Arbeiter- Sängerbundes hin, der in den fleinen dürftigen Wirtschaften der Borstädte seinen Anfang nahm und heute in die prächtige Kuppelhalle der Stadt Hannover und die gewaltige Arena des Stadions seinen Einzug hält. Weiter meist Löbe darauf hin, wie schwer die Pflege der Sangestunst bei den Proletariern ist, deren Sorge und Mühsal den Frohsinn des Gesanges schwerer medt, deren Arbeitszeit wenig Raum für künstlerische Betätigung gibt und deren materielle Mittel viele Einschränkungen fordern. Heute sei der Arbeitergesang zu einem wichtigen Begleitmoment der Emanzipation des Proletariats geworden. Insbesondere sei den verebelnden idealistischen Motiven des Arbeitergesanges eine große Bedeutung beizumessen. Möge der Arbeiter- Sängerbund- so schloß Löbe sein Ziel in der Strophe erreichen, die eben aus Sänger fehle erscholl: Eintracht und Liebe sei unser Schild, wenn es um Freiheit und Leben uns gilt!"
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Als später der vieltausendstimmige Chor der Internatio. nale unter dem brausenden Beifall der Zuhörer verflungen war, empfing der Magiftrat der Stadt Hannover die. Ehrengäfte zu einer
fleinen Feier. Der sozialistische Professor Robert Seidel aus Zürich benutzte die Gelegenheit, um seine Anerkennung über die Aufnahme in Hannover auszudrücken. Dieses Fest"- so erflärte er- ,, bedeutet den Anfang einer neuen Sangeskultur. Ich habe schon vor 40 Jahren dem Völkerbund meinen Gesang gewidmet. Das Arbeiter Sängerfest fennzeichnet den fulturellen Aufstieg der Dr. Artur Guttmann vom Bundesausschuß Arbeiterschaft." wies dann darauf hin, daß nicht die einzelne Spigenleistung, sondern die innere Einheit der Arbeiter- Sängerbewegung ausschlaggebend fei: Dieses Fest ist noch feine Bollendung, sondern erst ein Versuch, ein Anfang, ein erster Schritt, eine Zukunftshoffnung!" Außer. ordentlich starken Beifall fand auch eine Ansprache des Berliner Hochschuldirigenten Siegfried D chs: ,, Der Arbeiter- Sängerbund mit feiner Tendenz steht an der Spize der ganzen Chorfängerei. Die ganze bürgerliche Sängerei ist verschlampt, der Arbeiter- Sängerbund hat die besondere Wichtigkeit des gemischten Chors erkannt, dem die wertvollsten Werke der Musilliteratur gewidmet sind."
Der Sonntagnachmittag und-abend waren wiederum ausgefüllt mit zahlreichen Chorkonzerten in der Stadthalle und vielen anderen Sälen. Besondere Erwähnung verdienten das Acht- Kantaten- Konzert der Chorgruppe Braunschweig und Bielefeld im Kuppelsaal, der internationale Volksliedernachmittag des Berliner Jugendchors im Beethovensaal, ein Gefang- und Tanzabend der Hildesheimer Arbeiterjugend usw. Im Kuppelsaal führte am Sonntag abend die Boltssingakademie Mannheim unter dem begeisterten Beifall des ausverkauften Hauses Beethovens ,, Missa solemnis" auf. Die Veranstaltung wurde u. a. auch auf den Berliner Rundfunk übertragen, so daß sich meite Kreise in Deutsch land von der Qualität der Arbeiter- Sangesfultur ein Bild machen fonnten. Die Chongruppe Rhein- Main- Gau( Frankfurt a. M.) trug in der Ausstellungshalle das Oratorium ,, Die Jahreszeiten " von Haydn vor.
Die ersten beiden Festtage des Arbeiter- Sängerbundes fins w ein voller Erfolg zu buchen.
25 Jahre Mitglied des Reichstags!
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gelangen würde. Mit dieser Aussicht lohnte es sich wohl, einige Jahre, und teils schwer, teils leicht verlegt. Auch unter den Fahrgästen im ohne Barlohn zu arbeiten. Autobus entstand eine Banit, da ein Umstürzen des Wagens beDoch das gemeinschaftliche Verhältnis nahm ein jähes Ende. Das fürchtet wurde. Mehrere Frauen erlitten Nervenschocks. Die VerMädchen ging öfter abends aus und kehrte erst spät heim. Begreif- unglückten, der 43jährige Kaufmann Janus aus der Pariser lich. Sie ist erst dreiundzwanzig und er achtund sechzig Straße 54, der 51jährige Kaufmann Hermann 3erber aus der Jahre. Als sie nach einem Ausgang wieder in der Nacht heim- Straße 54, der 51jährige Kaufmann Hermann 3erber aus der fehrie, schimpfte er:„ Alte Hure, ich fann dich nicht mehr gebrauchen, Grolmanstr. 9, dessen Frau Frieda, die 64jährige Frau Löwin. mach, daß du rauskommst." Er jagte sie tatsächlich mitten in fohn aus der Großen Frankfurter Straße 75, die 27jährige Rosa Deutsch aus der Brunhildestraße 4 und die 41jährige Witwe Grete der Nacht hinaus. Elias aus der Reichstraße 3, wurden durch hilfsbereite Passanten zur naheliegenden Rettungswache 7 gebracht, wo sie erste Hilfe er
Bor dem Arbeitsgericht fahen sich die beiden wieder. Sie flagte: Sie sei seine Wirtschafterin gewesen und verlange nun für ein Jahr und zehn Monate ihren Lohn von 40 Mart monatlich. Der Mann behauptet, das Mädchen sei nicht seine Angestellte gewesen, er habe sie obdachlos und zerlumpt aufgenommen, habe sie heiraten wollen, aber davon fönne jetzt feine Rede mehr sein, denn sie sei nichts weiter wie eine Hure. Das Mädchen verwahrte fich gegen diesen Bormurf. Sie fei mit Einwilligung ihrer Mutter bei dem Beklagten geblieben, um schließlich die versprochene Erbschaft als Lohn für ihre Arbeit zu bekommen.
Das Gericht entschied: Der Beklagte war auf eine Arbeitskraft als sie sich in eine Notlage befand, die Erbschaft, vielleicht auch die zur Führung feines Haushalts angewiesen. Er hat der Klägerin, Heirat versprochen, um sich ihre Arbeitskraft zu sichern. Wer Jahr und Tag die Arbeitskraft eines anderen ausnutzt, der muß auch einen angemeffenen Lohn dafür zahlen. Da es sich hier um einen fleinen Haushalt handelt, so hält das Gericht einen Monatslohn von 25 Mart für angemessen und perurteilt den Beklagten, der Klägerin 550 Mark zuzahlen und ihr ein 3eugnis auszustellen, des Inhalts, daß sie ihm den Haushalt geführt hat. Bon den Kosten hat der Beklagte zwei Drittel, die Klägerin ein Drittel zu tragen.
Sonntag der Autounfälle.
Autobus und Autodroschte auf Bürgersteig. - Zahlreiche Berlegte.
Am Sonntag ereigneten fich zwei schwere Berkehrsunfälle. Am Kurfürstendamm geriet um 19 Uhr ein Autobus auf den Bürgersteig und überfuhr sechs Personen. Ja den Abendsfunden frug fich ein ähnlicher Unfall am Alexanderplatz zu. Dorf fuhr eine Autodroschte auf die Schuhinjel vor dem Eingang zur Untergrundbahnstation Alexanderplatz und riß eine Haftragfäule um. Acht Berfonen wurden von der niederstürzenden Säule getroffen und mehr oder minder schwer verleht. Drei von ihnen mußten in das Krankenhaus am Friedrichshain gebracht werden.
Zu dem Berkehrsunglüd am Kurfürstendamm werden folgende Ein Autobus der Linie 2, der den KurEinzelheiten mitgeteilt. fürstendamm in Richtung Halensee entlangfuhr, passierte gerade die Kreuzung an der Fasanenstraße, als plöglich aus der Fafanenstraße eine Autobroschte in schneller Fahrt heraustam. Ein Zufammenstoß schien unvermeidbar. Der Führer des Autobusses lenkte, um Hierbei geriet der ein Unglüd zu verhindern scharf nach recht. Wagen infolge der Geschwindigkeit jedoch auf den Bürgersteig und fam dicht vor dem Lofal von Kempinski zum Halten. Bei der Schreckensfahrt über den Bürgersteig, der zu dieser Zeit sehr belebt war, wurden sechs Paffanten vom Autobus zu Boden geriffen
hielten.
Das zweite schwere Verkehrsunglüc trug fich furz vor 23 Uhr auf dem Alexanderplat zu. Eine mit mehreren Fahrgästen befeßte Autodroschke geriet auf dem schlüpferigen Pflaster plöglich ins Schleudern, so daß der Führer die Gewalt über sein Fahr. zeug verfor. Das Auto raste dicht vor dem Eingang zum U- Bahnhof Alexanderplatz auf die Schuzinsel und prallte gegen eine verlegte acht Personen, die an der Haltestelle auf die a ft ragfäule der Straßenbahn. Die Säule stürzte um und Straßenbahn warteten. Die Autodroschke wurde zertrümmert, der Führer fam wie durch ein Wunder unverletzt davon.
Die Berunglüdten, von denen drei schwere Berlegungen erlitten hatten, wurden zur nächsten Rettungswache gebracht. Die Leichtverletzten wurden nach Anlegung von Rotverbänden in ihre Wohnungen entlaffen. Die Schwerverlegten dagegen, der Raufmann Waldemar Aufschläger, Kurfürstendamm 117, der Kaffeehausbefizer Wilhelm Bolen aus der Egerzierstraße 24 und eine Frau Hermine Rohlheimer mußten durch Wagen des Städtischen Rettungsamtes in das Krankenhaus am Friedrichshain übergeführt werden.
Am Sonnabend abend ereignete fich in Leipzig ein schweres Berkehrsunglüd. Der Führer eines Privattraftwagens wollte einem zu spät bemerkten Straßensperrschild dadurch ausweichen, daß er feinen schnellfahrenden Wagen in eine Nebenstraße ablenfte. Er verlor hierbei die Gewalt über den Wagen, der in eine auf dem Bürgersteig angesammelte Menschenmenge hineinfuhr, die in diesem Augenblid ein Lichtspieltheater verließ. Eine Frau wurde fofort getötet, während zwei andere Frauen so schwer verletzt wurden, daß fie kurz darauf starben. Der Kraftwagenführer, der von der Polizei mur mit Mühe vor der erregten Menschenmenge geschüßt werden tonnte, wurde verhaftet.
Bon der Lokomotive geriffen.
Auf der Vorortftrede nach 3ossen ereignete fich am Sonntagabend ein schwerer Unglücksfall. Der 56jährige Lokomotiv. führer Adolf Peter, aus der Großgörschenstraße 25, der sich während der Fahrt aus dem Führerstand zu weit hinausneigte, wurde hinter Lichtenrade von der Lokomotive eines aus entgegengefegter Richtung fommenden Zuges erfaßt und auf die Gleise geschleudert. Der Mann wurde vom eigenen Zuge überfahren und auf der Stelle getötet. Die Leiche wurde nach der Lichtenrader Friedhofshalle gebracht.