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45.31. Beilage des Vorwärts

Nr. 297 Jahrgang

Der Magen von Berlin  .

8

MECK BG.

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Hamburg  

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Was die Ernährung eines Millionenwoltes bedeutet, haben mir im Weltkrieg erfahren. Aber auch schon da, mo es sich um die Befriedigung der Nahrungsbedürfnisse einer Großstadt handelt, schmellen die Zahlen zu phantastischer Größe an. Während bei einer fleinen oder Mittelstadt die Umgebung in erster Linie die Borräte ipendet, ist bei den Großstädten der Welthandel dominierend.

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13 734 Tonnen mehr als Niederschlesien   mit 4028 Tommen, das auch non Bayern  ( 10 903 Zommen ficherlich eine Ueberraschung für die meisten Berliner) und von Medienburg( 6360 Tonnen) übertroffen wird. Aber auf einem anderen ebenfalls sehr michtigen Gebiet steht Niederschlesien   an zweiter Stelle: im Zuder. Es liefert 18 781 Tonnen und übertraf damit Brandenburg  ( 12 277 Tonnen); der Hauptlieferant Berlins   ist aber naturgemäß Magdeburg   mit 44 976 Tonnen Zucker.

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66 607

Was das lebend eingeführte Bieh betrifft, so ist Brandenburg  mit rund gerechnet je 100 000 Stück Rindnieh, Schafen und Schmeinen guter Dritter: für Pommern   und Grenzmark sind die drei entsprechenden Zahlen 205 979 137 878 503 512; für Ostpreußen  94 046 34 275 249 070; für Mecklenburg   52.398 92 560. Sannover- Oldenburg hält seinen Ruf als Schafzuchtland auf­recht( etma 35 000 Stück), wird aber von Magdeburg- Anhalt um das Doppelte übertroffen. Niederschlesien   kann die hohe Stellung, die es als Betreide und Zuckerlieferant einnimmt, auf dem Gebiet der Bichzucht nicht halten: es lieferte nur 7139 Stück Rindvieh. Die gegenwärtig gerade in dieser Provinz sehr fühlbare Zusammen arbeit von Regierung und Tierzuchtverbänden zur Hebung der Tier­zucht wird hoffentlich sich bald bemerkbar machen. Mit scheinbaren Rekordziffern ist in der Darstellung der Bahn- und Wassertransporte die Unterelbe vertreten, so namentlich in Weizen: 77 873 Tonnen, in Mühlenerzeugnissen: 40 107 Tonnen, und in Fleisch: 23 076 Tonnen aber man muß sich vor Augen halten, daß dieje Zahlen in der Hauptsache den Import des Auslandes: transatlantische Güter

Berlin  , dessen Benölkerung am 1. April d. J. 4 227 862 Personen betrug, führte 1926 auf Eisenbahnen und Wasserstraßen an Haupt­ernährungsstoffen mie: Weizen, Roggen, Mehl resp. Mühlenerzeug­miffe, Buder, Kartoffeln und Fleisch aus dem Inlande 1 092 831 Tonnen, aus dem Auslande 44 218 Tonnen ein. Das ergibt als Jahresnerbrauch in genannten Waren pro kopf der Bevölkerung etwa 5 Zentner. Um den Fleischbedarf der Berliner zu genügen, müssen 535 682 Stück Rindvich, 516 920 Schafe und Ziegen, 1194 069 Schmeine und 2500 587 Stück Geflügel eingeführt werden. An Fischen wurden 59 901 Tonnen eingeführt. Diese stattlichen Zahlen neranschaulicht eine aus der Vogelperspektive gesehene Darstellung auf der Ausstellung, Ernährung", die von dem Statisti­schen Amt der Stadt Berlin   ausgeht. Durch bemegliche Eisenbahnzüge und Leuchtröhren wird gezeigt, aus welchen deutschen  Gebieten und aus welchen ausländischen Staaten die Berliner   Lebens mittelversorgung stammt. Es ergibt sich die erfreuliche Tatsache, daß die den Berliner Stadtkreis unschließende Mart Brandenburg in Getreide und Kartoffeln an der Spitze steht: Weizen 17 572 Tonnen, Roggen 78 632 Tonnen, Mehl 79 031 Tonnen, Kartoffeln 304 644 Tonnen. Es folgen dann Niederschlesien   und Pommern   mit Grenz mark; die hohe Bedeutung, die Niederschlesien   für beim Fleisch: Gefrierfleisch betreffen. Die eigene Produktion des Berlin   besitzt, spricht sich darin aus, daß es an Getreide und Mehl mit 107 070 Tonnen an zweiter, Pommern   mit mur 48 964 Tonnen on dritter Stelle steht. In Kartoffeln ist ihm dagegen Pommern  über: 65 902 Tonnen, und auch Magdeburg- Anhalt liefert mit

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Jack London: Wolfsblut.

..Da pfeift es!" rief Matt und vom Dufon her tönte der heisere, heulende Ton der Dampfpfcife. Sie müssen sich be­eilen. Vergessen Sie nicht die vordere Tür zuzuschließen. Ich will zur Hintertür hinaus. Gehen Sie nur voran."

Die beiden Türen schlugen zu gleicher Zeit zu, und Weedon Scott martete, bis Matt nach vorne tam. Bon der Innenseite der Tür fam ein leises Seufzen und Winseln, dann das langgezogene Schnüffeln.

Sie müssen gut für ihn forgen, Matt," fagte Scott, als sie den Hügel hinuntergingen. Schreiben Sie mir, und laffen Sie mich auch wissen, wie es ihm geht."

Gemiß," antwortete der Hundetreiber. Aber hören Sie das bloß an!"

Beide blieben stehen. Wolfsblut heulte, wie es Hunde tun, menn ihre Herren gestorben sind. Es war eine herz­zerreißende Wehklage, fie erhob sich zu lauten Jommertönen und erstarb in zitterndem Weh, dann brach sie von neuem

in ein lautes, fummervolles Geheul aus.

Die Aurora war das erste Dampfboot des Jahres, das hinausfuhr, und das Verde war dicht gedrängt voller Abenteurer und Goldsucher, von denen manch einer Glid, manch anderer lingiüd gehabt hatte, die aber alle ebenjo gierig waren, megzutommen, als sie es einft gewesen waren, anzukommen. Gleich bei der Landebrüde stand Scott und schüttelte Matt die Hand, der im Begriffe war, ans Ufer zurückzukehren. Aber Matts hand wurde plöglich schlaff in der des andern, und sein Auge heftete fich auf etwas

hinter Scotts Rüden. Scott drehte fich um. Da faß in geringer Entfernung von ihnen Wolfsblut auf dem Berded und blickte sie unverwandt an. Der Hundetreiber fluchte leise nor Schred, und Scott stand starr vor Staunen.

Hatten Sie auch die Bordertür verschlossen?" fragte Matt. Der andere niďte und fragte dagegen: Und Sie die

Hintertür?"

Ermiderung.

Darauf können Sie Gift nehmen," tam die fräftige Wolfsblut legte schmeichelnd die Ohren zurüd, blieb aber,

mo er mar.

Ich werde ihn nun ans Land bringen müssen," und Matt mochte ein paar Schritte auf ihn zu, aber Wolfsblut

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Gebietes, fomie des sich anschließenden Schleswig- Holsteins   spielt mohl teine große Rolle für Berlin   und die für die Nordmark gemachte Ergänzung: sowie Häfen von Rostod bis Flensburg  " läßt erkennen, daß hier die Einfuhr von Dänemart mit verrechnet ist.

glitt hinweg. Der Hundetreiber lief ihm nach, aber Wolfs­blut mich ihm zwischen den Menschengruppen aus und machte sich duckend, drehend und wendend die Anstrengungen zu nichte, womit jener ihn fangen wollte. Als jedoch der Gebieter ihn rief, fam er rasch und gehorsam zu ihm. ,, Er will nicht zu mir tommen, der ich ihn doch all die Monate hindurch gefüttert habe," brummte der Hundetreiber tief verlegt. llnd Sie haben ihn nach den ersten paar Tagen der Bekanntschaft doch nie gefüttert. Da möchte ich doch wirt. lich missen, wie er sich das zurechtlegt, daß Sie von uns beiden der Herr find."

Scott beugte sich plöglich tief über Wolfsblut, den er gestreichelt hatte, und zeigte auf einige frische Wunden an der Schnauze und einen Schlitz   zwischen den Augen. Auch Matt beugte sich herab und fuhr mit der Hand über Wolfsbluts

Unterleib.

Wir hatten das Fenster nergessen. Er ist unten ganz erschlitzt und zerrissen. Er muß mit einem Satz durchgesaust fein, zum Donnermetter!"

Allein Scott hörte nicht auf ihn. Er überlegte rasch, denn die Pfeife der Aurora gab das legte Signal zur Abfahrt. Die Leute rannten über die Laufbrücke ans Ufer zurüd. Matt löste ein Tuch vom Halfe, um es Wolfsblut umzubinden. Leben Sie wohl, Matt, und was Wolfsblut betrifft, mein Alter, so brauchen Sie nicht über den zu schreiben. Sie jeben, ich-" ,, Was," schrie der Hundetreiber ,,, Sie wollen doch nicht­Ja, ja, ich mill. Hier ist Ihr Tuch. Ich werde über an Sie schreiben." Matt blieb auf halbem Wege auf der Laufbrücke stehen. Er wird das Klima nie und nimmer vertragen," schrie zurüd, wenn Sie ihn nicht im warmen Better scheeren lassen."

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er

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Das Laufbrett wurde ans Ufer gezogen und die Aurora schwang sich in weitem Bogen zur Abfahrt herum. Weedon Scott wintte ein letztes Lebemohl hinüber. Dann drehte er sich um und beugte sich über Wolfsblut  , der neben ihm stand. Nun grolle, du nerdammter Wolf, grolle," sagte er und streichelte den sich anschmiegenden Kopf und troute ihm die

Ohren.

2. Das Südland.

Wolfsblut   ging in San Franzisto an Land. Er mor starr vor Staunen. Tief im Innern, ohne durch Nachdenken dessen bewußt zu werden, hatte er den Menschen die Macht

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Dienstag, 26. Juni 1928

Jedenfalls sind die Zahlen, die in dem von den Besuchern der Ausstellung viel angestaunten Rundbild dargelegt sind, recht auf­schlußreich: sie zeigen, daß Berlin   zu seiner Ernährung hauptsächlich einige nahe Provinzen in Anspruch nimmt.

Wenn diese Zahlen auch einen Begriff geben von dem Umfange des Verkehrs auf den Transportwegen, für die umfangreiche Entlade= und Aufbewahrungsstellen, u. a. in den beiden Berliner Hajen­anlagen 16 Lagerhallen, 1 3ollspeicher und 2 Getreidespeicher, ge­schaffen worden sind, so ist damit noch bei weitem nicht die ganze Zufuhr gekennzeichnet. Allein an Obst und Gemüse werden aus der Umgegend 90 Millionen kilogramm hereingebracht, die zumeist in den Berliner Markthallen umgesetzt werden. Der Gesamtver= brauch an beiden wichtigen Gegenständen erreicht jedoch im Jahr 150 resp. 250 millionen kilogramm. Für die Milch liegen genaue Angaben vor; der Gesamtverbrauch mar 376 169 000 Kilogramm, mas einem Transportdurchschnitt von über 1 Million Kilogramm und einen Jahresverbrauch von 90,1 kilogramm pro Kopf der Be­völkerung ergibt. Nehmen wir mun auch die Eier, so mird der Jahresnerbrauch auf 50 Millionen Kilogramm berechnet, mas pro. Kopf 12 Kilogramm ergibt. Selbst eine Beifoftware wie die saure Gutte wird im Jahresdurchschnitt auf 600 000 Schock geschätzt.

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Was die Bezeichnung Magen von Berlin  " sagen will, tritt am deutlichsten in die Erscheinung, menn mir die Zusammenstellung dessen betrachten, mas der Magen jedes einzelnen Berliners in einem Jahr verlangt. Neben den bereits genannten Zahlen für Milch und Eier müssen angeführt werden: Fleisch und Fleischmaren 164 Kilogramm, Kartoffeln 115 Kilogramm, Getreide und Mehl 139 Kilogramm, Zucker 19 Kilogramm, Obst 36 Kilogramm, Gemüse 60 Kilogramm und Fische 7,2 Kilogramm. Die verhältnismäßig fleine Zahl des Fischverbrauchs führt leider zu dem Schlusse. daß frog der geschickten und unermüdlichen Werbung für diese gefunde Nahrung der Berliner sich noch nicht so mit dem Fisch angefreundet hat, mie dies z. B. bei dem Londoner der Fall ist..

Die vorzügliche Organisation der Einfuhr und der Aufbe­mahrung famie die Durchführung wichtiger fanitärer Maßnahmen tragen dazu bei, daß das Gelieferte auch in gutem Zustande an die

Benölkerung abgegeben wird. Der Magen von Berlin  "- Zola   hot seinerzeit drastischer vom Bauch von Paris" gesprochen somit als ein recht gesundes Glied des Gesamtkörpers dar.

stellt sich

Die Fahrkartendurchstechereien.

Bisher insgesamt 26 Berhaftungen.

Die Betrugsaffäre bei der Stern- Schiffahrts­gesellschaft zieht immer weitere Kreise. Bisher find 26 Angestellte verhaftet worden, die im großen und ganzen geständig sind und die Durchstechereien zugeben. Der Umfang der Unterschlagungen läßt sich über­haupt nicht mehr genau abschätzen; sie dürften jedoch viele hunderttausend Mart betragen, da sich die Be­trügereien auch über die ganze Inflationszeit erstrecken und bis auf das Jahr 1919 zurüddatieren. Ziemlich vier Wochen hindurch murden im geheimen auf allen Dampferstrecken der Sterngesellschaft die Beobachtungen angestellt, die das Bestehen einer in ihren Aus­maßen beispiellosen Betriebsgemeinschaft" zwischen Fahrkartenverkäufern und Kontrolleuren ergaben. Während die betrügerischen Angestellten noch nichtsahnend ihre Un= terschlagungen fortsetzten, wurde in aller Stille für Erjoßpersonal gesorgt, und die Angelegenheit gleichzeitig der Kriminalpolizei übergeben.

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Nach den bisherigen Feststellungen erstreckten sich die Be­trügereien in der Hauptsache auf den sogenannten Potsdamer Bezirt, und zmar ist hier der Haupträdelsführer der an der Potsdamer Anlegestelle tätige Fahrkartenverkäufer Sch., der ſeit 12 Jahren bei der Sterngesellschaft angestellt ist. Die unter­schlagenen Eummen wurden in der Weise verteilt, daß von dem auf jedem Schiff erzielten Erlös" der Fahrkartenver= fäufer 50 Prozent, die beiden Schiffstontrolleure

von Göttern zuerkannt, allein nie waren sie ihm so mächtig erschienen, als jetzt, wo er auf dem schmuzigen Pflaster von San Franzisko einhertrabte. Statt der Blockhütten, die er bisher gefannt hatte, erhoben sich himmelhohe Häuser. Ge= fahren aller Art lauerten in den Straßen: Wagen, Karren, Autos, ungeheure Lastfuhrwerke, von großen Pferden müh­sam gezogen, während elektrische Wagen tutend und rafselnd in der Mitte wie Ungeheuer hin- und herschossen und immer­fort drohend wie die Luchse freischten, die er in den Wäldern des Nordens gekannt hatte. All dieses befundete Macht, und dahinter stand der Mensch, beherrschte es und lenkte es und zwang die Dinge, seinen Willen zu tun. Es war un­geheuerlich, wunderbar, und Wolfsblut   war wie betäubt. Er hatte Angst. Wie ihm einst in seiner Kindheit, als er zum erstenmal aus der Wildnis ins Dorf des Grauen Biber ge­tommen mar, seine Kleinheit und Unbedeutsamkeit zu Gemüte geführt worden mar, so fühlte er sich jetzt, ermachsen und im pollen Befit seiner Kraft, winzig und unbedeutend. Und mie viele Menschen gab es nicht! Ihn schwindelte, die emig mechselnde Menge um sich zu sehen. Das Getöse in den Straßen betäubte sein Ohr, die unaufhörliche Bewegung der Dinge verwirrte ihn. Niemals zuvor hatte er die Abhängig feit von dem Gebieter so sehr gefühlt, dem er dicht auf den Fersen folgte, und den er um feinen Breis aus den Augen

verloren hätte.

Doch einen nur traumhaften Eindruck sollte Wolfsblut von der großen Stadt erhalten, eine Art Vision, die späterhin ihn in seinen Träumen wie ein Alpdrud verfolgen jolite, denn der Herr brachte ihn in einen Gepäcmagen der Eisens den aufgehäuften Koffern und Handtaschen. Ein untersetzter. bahn, und dort blieb er angefettet in einer Ede mitten unter Präftiger Mann führte sehr lärmend hier das Regiment, marf Roffer und Kisten durcheinander, schleppte sie zur Tür hinein, türmte sie übereinander auf oder warf sie mit großem Gefroch zur Tür hinaus und den Leuten zu, die draußen darauf warteten.

Hier in dem schredlichen Durcheinander von Gepäc­Wolfsblut, bis er die Reisetaschen des Herrn neben sich aus­gewittert hatte und sogleich die Wache darüber übernahm.

stücken hatte der Herr ihn verlassen, so dachte wenigstens

,, Es ist Zeit, daß Sie kommen," brummte der Mann im Backwagen eine Stunde später, als Weedon Scott an der Lür erschien. Ihr Hund ließ mich Ihre Siebensachen nicht anrühren." Forthegung fafgt.)