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Guten Morgen, mein Herr," sagte er zuvorkommend.Ein schöner Tag wieder heute. Hoffentlich habe ich das Vergnügen, Ihnen etwas zu verkaufen? Wenn Sie vielleicht hereinkommen wollen... Brauchen Sie Bureaumöbel? Da könnte ich Ihnen etwas sehr Feines offerieren: einen Eichenholzsekretär mit Iale-

IS. Fortsetzung. So geht's jetzt mir. Eine Zeitlang überredete ich mich selbst, oaß ich ganz deutlich das Mosaikmuster seh«, dos unser guter Man- terton so fleihig und geduldig aus den vielen herumliegenden Stückchen zusammenzusetzen bemüht ist. Aber dann auf einmal fühle ich, daß das Muster unklar wird. Das Licht ist schlecht ge- worden, ein Schotten ist vor die Sonn« getreten, ein geheimnisvoller Schatten, der kommt und geht und alles tn Verwirrung bringt. Etwas so Fernes und Ungreifbares, daß ich mich frage, ob nicht in meinen alten Tagen die Phantasie mit mir durchgeht. Sagie ich: ein Schotten? Weniger als dos, ein unsichtbarer Einslutz, der die Handlungen aller an diesem Derbrechen Beteiligten zu formen scheint. Und ich frage mich, mein armer Freund, was dieser Schatten sein kann, der so Ihr Lebensglück verdunkelt hat?" Um Gottes willen," stieß Eranmore mit erstickter Stimme her- aus,sprechen Sie deutlich! Sagen Sie mir, was Sie meinen...!" Aber Boulot zuckte nur die Achseln und schüttelte den Kopf. Ein andernial, lieber Freund. Ich fürchte, dieser alte Schwätzer Boulot hat schon zu viel gesagt. Bitte, fragen Sie mich nichts, ich muß die Sachen auf meine eigen« Weife herausbringen. Und denken Sie dran, daß kein Mensch unfehlbar ist." Er blickte auf den gelben Diwan, auf dem Dolores noch vor kurzer Zeit gesessen hatte. Das ist doch der Diwan, von dem Madame sprach, eh« sie starb? Was für ein schönes Stück!" Es war Georg, der antwortete. Jim hatte den Kopf in die Hände gestützt und faß rcgungstos da, ein Bild stummer Der- zweiflung. Sie sagen, daß Mrs. Eranmore von diesem Diwan sprach, ehe sie starb?" Allerdings, mit ihrem letzten Atemzug.. Was sagte sie genau?" Nichts als di« zwei Worte: gelber Diwan. Sic scheint sie zwei- mal wiederholt zu haben." Aber das ist doch sehr seltsam." Ihr Bruder meint, daß Madame in ihren letzten Minuten glaubte, sie befände sich hier in ihrem eigenen Zimmer..." So weit ich meine Schwägerin konnte und ich kannte sie sehr gut wären ihre letzten Worte und ihr« letzten Gedanken zu ihrem Gatten gegangen. Sie liebte ihn sehr zärtlich. Wenn sie wirklich zuletzt von diesem Diwan gesprochen hat, mutz sie einen äußerst wichtigen Grund dafür gehabt haben. Vielleicht etwas, das, wie der Diwan selbst, mit ihrer Vergangenheit zusammenhing." Der Franzose fuhr herum und starrt« den Rechtsanwalt an. Was sagen Sie da?" Dieser gelbe D'wan." erklärte Georg ruhig,ist das einzige Stück, das Carmen von New Jork herüberbrachte..." Von New Pork!" rief Boulot ausgeregt.Don New Jork, sogen Sie?"- Gewiß. Sie wissen doch, daß sie vor dem Krieg dort lebte." Ich weiß, ich weiß. Aber was wissen Sie von diesem. Diwan?" Carmen legte immer großen Wert auf ihn und pflegte ihn ihre Mitgift zu nennen. Sie erzählte mir einmal, daß ihn ihr Vater von einem Chinesen erhalten hatte. Als junges Mädchen benützte sie ihn als Bett, und er stand immer in ihrem Atelier, weil sie ihn so gern hatte. Erinnerst du dich nicht, Jim?" Wem ich ihn ansehe, ist's mir immer, alz läge sie noch darauf," antwortete sein Bruder mit gebrochener Stimme.Du mußt mir Helsen , ihn loszuwerden, Georg, ich kann» nicht ertragen, ihn hier im Hau» zu haben." Boulot betrachtete den niederen, breiten, mit feiner, gelber Seide überzogenen Diwan auf feinen vier schwarzen Füßen, die in von jünfkralligen Klauen gehaltene Kugeln ausliefen Was Sie eben von einem seltsamen Einfluß auf alle De- teiligten in diesem dunklen Drama gesagt hoben, Monsieur Boulot, bringt mich auf den Gedanken, ob nicht irgendein uns unbekanntes Motiv die arme Carmen veranlaßt«, gerade von diesem Erbstück zu sprechen, ehe sie starb..." Boulot fuhr langsam mit dem Finger über seinen Nasenrücken. während er Georg aufmerksam anblickt«. Mein Freund," sagte er ruhig,ich glaube, mit Ihnen kann ich arbeiten. Aber jetzt..." Er griff nach seinem breitrandigen Hut, der auf einem Stuhl lag. Wohin gehen Sie?" fragte der Rechtsanwalt. Boulot wandte sich an der Tür um. Ich gehe," sagt« er,um nach jenem Motiv zu suchen." 13. Ein neuer Schock für ZKrs. Amschel. Die Zufluchtsstätte, die Mrs. Amfchel bei ihrem Bruder, dem Möbelhändler in Hammersmith , ausgesucht hatte, machte den trüb- seligen Eindruck, den derartige Etablissements gewöhnlich an sich haben. Mrs. Amfchels Bruder aber, ein noch lunger Mann von etwa Dreißig, mit glatten, schwarzen Haaren und weichen, schwarzen Augen, hatte nichts Trübseliges an sich. Das Londoner Ghetto lag nun schon in der zweiten Generation hinter ihm. Er hatte sein Geschäft emporgebracht und im Verkehr mit den Londoner Jungen die Liebe zum Sport, zum Rennplatz und Boxerring, eingescgen. Wie all« Juden, war er beständig nach Aufregendem aus. Seine Geschäftsinftinkte gingen weit über dos Kaufen und Verkaufen von Möbeln hmaus, und manchmal stahlen. sich merkwürdige Gestalten bei Nacht in sein Hinterzimmer, um allen möglichen seltsamen Handel mit ihm abzuschließen. Den Bleistift in der Hand und einen braunen Melonenhut auf dem Kopf beugte er sich über di« Zeitung, die auf seinem Pult neben der Ladetrtür ausgebreitet lag und strich die vermutlichen Gewinn- pferde dieses Tages an. Das war seine tägliche Morgenbeschäftigung. eh« er sich zu dem Buchmacher vor der Bierschenke an der Ecke begab. Diesen Morgen war er in besonder» guter Stimmung. Die Ereignisse des vorhergehenden Tages hotten das volle Licht der Oeffentlichkeit auf di« Familie gelenkt, und sein Herz schwoll hoch auf, so oft er das Bild feiner Schwester betrachtete, das in ollen Zeitungen inmitten der Berichte über den Mord einen hervorragenden Platz einahm. Ein schwerer Schritt auf dem Pflaster draußen ließ ihn auf- schauen. Vor dem Loden stand ein großer, graugekleideter Mann, der die Auslagen musterte. Er ließ die Augen über die verrosteten Bettstätten und die mit Fliegenschmutz bedeckten Bilder hingleiten. die draußen gegen die Wand gelehnt waren. Offenbar ein Kunde, und da» Geschäft ging sowieso nicht allzu gut... Mrs. Amschels Bruder trat auf die Straße.

Nichts als die zwei W orte: gelber Diwan. schloß, so gut wie neu und billig! Beinah« geschenkt. Oder möchten Sie was für di« Wohnung? Hinten habe ich ein Büfett stehen, ein hervorragendes Stück.. Der Fremde schob ihn ohne weiteres auf die Seite und betrat den Laden. Wohnt Mrs. Amfchel hier?" fragt« er.

Di« Augen des Händlers zogen sich zusammen. Sein ererbtes Instinkt ließ ihn nichts mehr fürchten als die Polizei, und die bse fehlshaberifchc, unverbindliche Art des Fremden jagte ein Frösteln über feinen Rücken. ,Warum?" stammelt« er. Ich war in ihrem Laden, aber der ist geschlossen, und dit Leute im nächsten Haus sagten mir, daß sie bei Ihnen wohnt Sie sind doch ihr Bruder?" Ja, der bin ich." Mr. Issy Soker, nicht wahr? Ich sah den Namen über denk Laden. Sagen Sie Ihrer Schwester jetzt, daß ich sie sprechen möchte." s hängt doch nicht mit der Polizei zusammen?" Zum erstenmal zog etwas wie ein Lächeln über das Gesichj des Fremden und entblößte zwei Reihen starker, weißer Zähne. Eher nicht!" antwortete er fast spöttisch. Er sagte das mit so eigentümlicher Betonung, daß ihn de» Händler unwillkürlich genauer in Augenschein nahm. Ein stark« gebauter, gutgekleideter, glattrasierter Mann mit glänzend schwarzem, graumeliertem Haar, einem mächtigen Untergesicht und einem harten, bitteren Zug um den Mund. Die Augen hatten einen furchtlosen Ausdruck, aber daneben lag in seinem Blick etwas Trotziges, Herausforderndes, das zu dem Mund stimmte. Dem Juden war«s, als hätte er«inen ähnlichen Ausdruck, der dem eines gehetzten Tiere» glich, schon einmal irgendwo gesehen, abei; wo, konnte er sich im Augenblick nicht erinnern. Freund von Rosa, was?" fragte er. Mehr geschäftlich« Bekanntschaft." Issy schien ein Licht aufzugehen. Er blickte nach den Händen! des Fremden, ober sie steckten in Handschuhen. Tut mir leid," sagte der Jude,tut mir leid, ober sie ist nicht da. Die Polizei hat heut früh nach ihr geschickt wegen des Kenstngton-Mordes, von dem Sie doch sicher gelesen haben?" Wann wird sie zurück seist?" Woher soll ich das wissen? Würd' mich nicht wundern, wenst sie sie den ganzen Tag dabehielten, so was die Polizei»ist." Das ist doch zu dumm!" rief der Fremde.Und ich hätte so! dringend mit Ra... mit Rosa zu reden." Geschäftssache, sagten Sie, nicht?" Davon Hab ich nichts gesagt." Da» Gespräch verstummte. Um das peinlich« Schweigen überbrücken, zog Mr. Soker aus seiner Westentasch« einen sehr schmutzigen Bleistift und begann sich die Zähne damit zu stochern» (Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT. immmtimniiiinimfflimmnnMimiiiimiMmmiiniiiwmniiimnmmmHmmiiiimmHRwwimmHiwiramimimmimiimiraiiiiimBtimnnmmmiimiimtmiimnimiiiiiraimmim

Groß Trara und nichts dahinter/' Zu einer Kundgebung und vor ollem zu einer politischen, ge- hören heute Fahnen und wenn«in hohes Tier erwartet wird auch Postkartenverkäufer. Es ist ein abwechslungsreiches Gewerbe. Das eine Mol preisen die Verkäufer Hitler als Retter Deutschland », dann wieder einmal Marx als den ewig unvergänglichen Reichs- kanzler und dann kommen die Ozcanflieger an die Reihe. Don der S t a h l h e l m k u n d g e b u n g für die Ozeanflieger am Montag oersprachen sich die Verkäufer ein ganz dickes Geschäft. Sie waren rechtzeitig mit schwarzweißroten Fähnchen und mit Postkarten der drei Helden zur Stelle. Nur die Käufer kamen nicht. Die unifor- mierten Stahlhelmer drückten sich so schnell wie möglich in den Sport- palast, denn in den umliegenden Straßen standen nicht nurFreund« und Gönner" des Stahlhelm». Und dos übrige Publikum wollte zwar mal die Flieger sehen, konnte ober nicht die Begeisterung auf- bringen schworzweißrote Fahnen zu kaufen. So wurden auch vor dem Sportpalast keine schwarzweißroten Fahnen zur Begrüßung der Flieger geschwenkt. Die Kartenverkäufer fluchten nicht schlecht, ol» sie ihre Karten in der Hand behielten. Treuherzig meint einer: Groß Trara und nichts dahinter, i4 Karten Hab ick verkoft." Vor dem Berliner Sportpalast Hot man wieder einmal gespürt, daß die Berliner Bevölkerung für die Muselmännergarde des Herrn Seldte nichts übrig hat. Es ist alles schon dagewesen. Zu unserer Notiz:Eintrittspreis nach Gewicht" schreibt uns ein Leser: Einige Jahr« vor Kriegsausbruch nahm ich ol» Gast an einem vom Verband der Stukkateur« in Berlin veranstalteten Herrenabend teil. Bereits hier verfiel man auf di« originell« Idee. den Eintrittspreis nach dem Gewicht zu bemessen, und zwar war für jedes Kilogramm 1 Pfennig zu entrichten. Hierfür wurde nach dem Programm warmes Essen in Aussicht gestellt. Da» wurde aber leider nur in Form eines Salzherings mit Pellkartoffeln verabreicht, während der größte Teil der Anwesenden sich mindestens auf Dick- dein mit Erbsen gespitzt hatte. Es ist also alles schon dagewesen! Ein tüchtiger Händler. In einem westlichen Vorort Berlins passiert« mit einem Ober- leutnant ein« lustige Geschichte. Im Hausflur begegnete er einem etwas jüdisch aussehenden Händler mit Büchern:Wollen Sie nicht da» allerneueste Witzbuch mitnehmen, 1 Mark?" Der Oberleutnant denkt sich, jüdische Witze kann man immer gebrauchen, auch wenn man die Juden nicht leiden kann. Schon hat er«in Heft gekauft, gibt dem Händler nebst der Mark seine Visitenkarte und schärst ihm ein, daß er im dritten Stock, wo derselbe Name stehe, nicht mehr vorzusprechen brauche. Aber« tüchtig, wie der Händler ist, klingelt er an der Tür und weist der Frau de» Oberleutnant» die Kart« vor, mit dem Bemerken, daß sie für ihren Mann das Witzbuch kaufen solle. Nachdem er so den zweiten Verkauf getätigt hatte, verläßt er da» Haus. Der Zu- fall will es, daß der Herr Oberleutnant etwas vergessen hatte, noch einmal umkehrte und nun erfuhr, daß der Händler auch seiner Frau «in Buch aufgeschwatzt hatte. Wütend befahl er dem Hausmädchen, sie soll« den Juden tot oder lebendig herbeischaffen. Das Mädchen stürzt auf die Straße. Sie findet tatsächlich den Händler und sagte ihm, er möchte sofort zu ihrem Herrn kommen. Der Händler dachte nicht daran und bemerkte nur:Sehen Sie, bin ein alter Mann, der Herr Oberleutnant will«in Witzbuch haben, geben Sie mir eine Mark und nehmen Sie es ihm mit."

Gesagt, getan. Als Anna freudestrahlend mit dem dritten Witzbuch vor den Herrn Oberleutnant trat, war die Katastrophe im Hause nicht mehr abzuwenden. Ein klassisches Verbot. Aus Hinterpommern wird dem StettinerVolksboten" ge» schrieben: Die Gemeinde Rensekow im Kreise Greifcnberg sperrt ihren Wald mit folgender Verbotstafel: Das Betreten der Rensekowcr Waldungen ist den Holz- dieben. Spaziergängern, Schulen und Vereinen in betreff der Iagdnutzung und Feuersgefahr verboten. Zuwiderhandlungen werden zur Anzeige gebrocht. Gemeinde Rensekow." In der Aufzählung hätten«in betreff her Iagdnutzung" un« bedingt auch die Wilddiebe nach genennt werden müssen. Die Probe. Von dem Forscher Amundsen wird eine nette kleine Geschichte erzählt: Als er einmal wieder eine Nordpolexpedition zusammen- stellen wollte, suchte er unerschrockene, mutige Männer. Unter vielen meldete sich auch ein kleiner, etwas ängstlich aussehender Herr bei dem Forscher, um, wie er behauptete, sich als mutiger Mann dev Expedition anzuschließen. Amundsen sah den Verwegenen eine Weils an, nahm«inen Revolver und schoß ihm den Hut vom Kopf. Er« staunt über den Mut, den der Mann zutage legte, forderte er ihn auf, das Jackett zu öffnen, um es durchschießen zu können. Aeußerst befriedigt erklärt« er dem Unerschrockenen, daß er der richtig« Mann sei und fragte, was er für die Beschädigung des Hutes und des Jacketts oerlange. Da meinte der Held:Hut und Jackett wollen Sie nur ersetzen, die Hose nicht?" Der chinesische General und Ludendorff. Ich Hab neulich eine wunderschöne Skizze über einen chinesischen General der Tschangtsolin-Armee gelesen. Die Skizze spielt in Tientfin. Im Palast des Generals, der unerhört reich ist. Diener bringen Blumen. Die Säle werden in einen großen Garten oerwandelt. Bestickte, seidene Kissen werden auf den Boden verteilt, in der Küche eilen geschäftig die Köche hin und her, um die teuersten Speisen zuzubereiten. Der chinesische General erwartet viel« Gäste. Die Eingeladenen kommen all«. Sie wissen, daß es kein freu, digcs Familienfest zu feiern gilt. Es gilt Abschied zu nehmen von dem General... für immer. Seine Truppen hoben ihn verlassen. Er hat schwer« taktische Fehler im Kampf gegen die Südtruppen begongen. Darum muß erAbschied" nehmen. Vier Stunden dauert das Fest. Musik spielt auf. Fröhliche Ge« spräche erheitern die Stunden. Um Mitternacht erscheinen Diener mit brennenden Fackeln, nehmen den General'in ihre Mitte. Die Gäste schließen sich an. Der feierliche Zug geht in den Hof des Palastes. Der General entblößt seinen Hals, kniet nieder. Ein Soldat schlägt ihm den Kopf ob. Dos der kurze Inhalt der Skizze. Ich weiß, es war boshaft von mir, wenn ich still vor mich hinmurmelte, da ich noch ergriffen von der Schilderung war: Und Ludendorff kaufte sich eine blau« Brill« und floh nach Schweden !" Gimbim. j