Sonnabend
30. Juni 1928
Unterhaltung und Wissen
Der Mantel.
Bon Rudi Eims.
Franz Winter faß in feiner Mansarde und starrte auf die morschen Dielen. Seine Mundwinkel hingen schlaff nach unten. Manchmal spudte er verächtlich vor sich hin. Er saß schon seit Stunden so und grübelte. Und immer wieder fragte er sich, ob es überhaupt noch zu etwas nutze sei, dies trostlose Dasein zu leben. 3wei Jahre lief er ohne Arbeit herum; trug sich mit einem ewig hungrigen Magen durch die Straßen. Aushilfestellen-? Ein Tropfen auf den heißen Stein. Man bezahlte die drüdendsten
Schulden und stand wieder vor dem Nichts. So war es immer gewesen. Und konnte dieses Vegetieren nicht noch Jahre
dauern?
Er erhob sich stöhnend und rückte den gebrechlichen Stuhl an den Tisch. Müden, schleppenden Schrittes lief er einige Male im Zimmer auf und ab; blieb dann vor dem eisernen Feldbett stehen und strich mit der Hand über das Kopfkissen. Nur noch eine Nacht durfte er hier schlafen. Die Wirtin hatte ihm gekündigt. Er dachte ohne Groll an die alte Frau, die selbst nicht wußte, wie sie sich mit der kleinen Rente durchs Leben schleppen sollte. Sie brauchte einen Mieter, der pünktlich bezahlte und nicht wie er wochenlang die Miete schuldig bleiben mußte. Nur noch eine Nacht. Und Ein Nachtloger in der Herberge, im Asyl für Obdachlose oder in einer billigen Benne. Efel schüttelte ihn.
dann
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Der Hunger wühlte wieder in seinen Därmen... Franz erwog hin und her, wie er sich ein paar Mark Geld verschaffen könne. Dort stand der Kleiderschrank. Er war leer. Die Anzüge, die er beseffen, hingen in Pfandhäusern und beim Trödler. Er hatte jedesmal seelische Schmerzen empfunden, wenn er gezwungen wurde, wieder ein Kleidungsstüd zu veräußern. Es war ihm, als müsse er ein Stüd von seinem Ich aufgeben. Jetzt besaß er nur das, was
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er auf seinem Leibe trug und den Regenmantel. Ein praktisches Kleidungsstüd; man konnte es zu jeder Jahreszeit tragen und was das wichtigste war es verbedte den zerschliffenen Anzug. Sollte er den Mantel verkaufen? Nein! Es ist leichter Arbeit zu finden, menn man einigermaßen gut angezogen ist, sagte er sich immer mieder, aber der fnurrende Magen redete eine schärfere Sprache. Mit einer jähen Bewegung griff er den Mantel vom Nagel und schickte fich an, zum Trödler zu gehen. Als er die Treppen hinunter stieg, brummte er: Jch tue es ja nur, um mich einmal fatt zu effen... Ein Zittern flang aus diesen Worten. Ein Ton mie von brechenden Aesten...
Tage später... Franz war obdachlos. Die letzten Groschen legte er für eine warme Suppe in der Volksküche auf den Tisch. Seit dem Nachmittag regnete es.. Als der Abend tam, goß es in Strömen... Den Rodfragen hochgestellt, die Hände in den Taschen vergraben, schritt er durch die Straßen... Was ihn umgab, erschien ihm häßlich; der Asphalt war schmutzig, die Schaufenfter aufdringlich erleuchtet, die Menschen rücksichtslos. feinem Herzen brannte ein grenzenloses Weh. Berlaffenheit.
In
Mitternacht ! Seit Stunden irrte Franz in den Anlagen umher. Der Regen preßte sich an feinen Rörper... Wie naffe Tücher flebte der Anzug an ihm... Immer dachte er an seinen Mantel! Er hätte doch lieber hungern und ihn nicht verkaufen follen... Wüfend über sich selbst stieß er einen Fluch durch die Zähne. Bergeblich fuchte er in feinen Taschen nach einigen Strümeln Er war in einer verzweifelten Stimmung und die Nacht
Tabat.
schien ihm endlos.
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Wie ihm der Regen ins Genid rann! Er hatte keinen trodenen Faden mehr am Leibe... Ihn fröstelte! Plötzlich schoß es ihm durch den Kopf: Du mußt dir den Mantel wieber beschaffen! Ganz gleich, auf welche Art! Du brauchst den Mantel..." Diese Stimmen ließen ihn nicht mehr los. Sie zwangen zum Nachdenken. Auf einmal erhellte sich sein schmales, ernstes Gesicht und langfam, jedes Wort betonend, sagte er:„ Ich hole mir den Mantel wieder... Er fühlte sich froher bei diesem Gedanken. Unwillkürlich schritt er rascher aus. Sein Tritt wurde fester... Irgendwo schlug eine 11hr die dritte Stunde. Einhalbvier Uhr fonnte man in den Martesaal des Bahnhofs gehen und sich aufwärmen. Franz spitte die Lippen und begann ein Lied zu pfeifen.
Später. Die Frühzüge fuhren fauchend in die Bahnhofshalle und durch die breiten Tore ergoß sich die Woge der Arbeiter, die in der großen Stadt Arbeit und Brot fanden. Auch Franz, der einige Stunden in der Ede des Wartefaals auf einer Bant geschlafen hatte, schritt wieder auf der Hauptstraße dem Zentrum zu. Er be= neidete die vielen Proletarier, die jetzt von zu Hause famen, in marmen Betten geschlafen hatten und nun an ihre Arbeitsstätten gingen. Wie gerne hätte auch er gearbeitet Seine Miene mar unbewegt. Er pflegte diese äußere Starrheit immer zur Schau zu tragen, wenn er innerlich beschäftigt mar. Erst als er vor einem Schaufenster stehenblieb, veränderten sich seine Züge. Er erschrat, als er sich in der Spiegelscheibe sah. Ein Mensch mit einem mageren, unrafierten Geficht blickte ihm entgegen. Er sah übernächtigt aus. Die Augen lagen tief in den Höhlen und waren gerötet. Scham überfam ihn... Was hatte es genügt, daß er den Anzug immer so unendlich sorgfältig behandelte, jeden Fleck mit Benzin entfernte, jede schadhafte Stelle von der Wirtin behutsam flicken ließ? Er blieb trotzdem verschliffen. Die durchgescheuerten Knie waren ohne den Mantel nicht zu verdecken... Er wandte sich verdroffen ab und ging weiter.
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Franz verstand jetzt den Portier, der ihn gestern vom Fabrikhof jagte. Der herabgekommene Kerl, den er eben im Spiegel gesehen hatte, wurde von feinem Arbeitgeber eingestellt. Schaute er nicht aus wie ein Landstreicher, wie ein Bennbruder? Er mußte sich unbedingt den Mantel wieder holen, der den verregneten und verdreckten Anzug wenigstens etwas verbarg. Unter solchen Betrachtungen war er bereits in die Gasse eingebogen, in der der Trödler wohnte. Doch je näher er dem Ziele tam, desto mehr wurde ihm die 3medflosigkeit feines Borhabens bewußt. Der Tröbler würde bestimmt feine Bitte perlachen. Den Mantel zurückgeben, ohne Geld?. Das tut tein Geschäftsmann. Und wenn er hundertmal beteuern würde: 3ch bringe Ihnen die Summe, wenn ich wieder Arbeit habe..." Frucht loses Beginnen. Es blieb nur der andere Weg..
Mit flopfendem Herzen und freudeüberglänztem Gesicht stand er an dem fleinen Laden. Sein Regenmantel hing vor der Tür. An einem Mantelfnopf ein Zettel. Er las den Preis und ballte por Erregung die Fäuste, daß er die Nägel im Fleisch spürte. Der Tröbler verlangte das Doppelte der Summe, die er ihm gegeben hatte. Franz trat rasch in den Torbogen des gegenüberliegenden Hauses und wußte, daß mun, in Gefunden, sich vieles entscheiden müsse. In ihm wuchs der Mut, den die Verzweiflung gibt.
Beilage des Borwärts
nichts anderes als den Markt, das Forum des Trajan, darstell:. In Der Tat: ein Baumert, wie es in dieser arhitektonischen Geschloffenheit fast einzigartig dasteht.
Die Marmorpflasterung des großen Plakes, hauptsächlich in Gelb und Purpur, mit geometrischen Figuren, liegt vor unseren Augen. Der Markt hat eine Front von mehreren Metern. Das dreistöckige Ma: ftgebäude meist in jeder der drei Etagen Verkaufsläden auf. In den nach der Straße zu gelegenen Verkaufsstellen erblicken wir noch das schwarzweiße Mosait der Bodenbekleidung, ferner Studverzierungen und einfache, eingebrannte Bilddarstellun gen. Jeder einzelne Laden bietet durch Löcher, die in den Stein gebohrt sind, die Möglichkeit, zum Verschluß große Holzbretter anzubringen, etwa wie wir heuzutage die Rolläden herunterzulaffe: pflegen.
Seit Jahren beschäftigt sich de: italienische Archäologe Senator| dreiftöckigen Gebäude, das, auf fast wundervolle Weise erhalten, Corrado Ricci mit Ausgrabungen an der Trajans- Säule. Diese Säule ist eins der berühmtesten Dantmäle: aus der Kaiserzeit; fie perherrlicht in ihren Reliefs die Eroberung der neuen Provinz Dacien durch den guten Kaiser" Trajan ( 98 bis 117 n. Chr. Alleinherrscher). Man stieß in der Nähe der Säule auf den Marktplaz des Auguſtus( Forum Augufti) und den Tempel des rächenden Kriegsgottes, des Mars Ultor. Danach herrschte eine lange Zeit Shweigen und beträchtliches Dunkel über die dortigen Ausgrabungen. Nun die Bretterwände gefallen sind, enthüllen sich der ftaunen den Mitwelt Ueberraschungen von eigenartigem Reiz, Ueberzaschungen, die das stolze Rom ans heinend immer wieder in Vorrat hat. Das, was uns Senator Ricci zu zeigen vermag, sind nicht etwa Torfi, Fragmente, Bruchstücke altrömischen Lebens, sind nicht be= liebige Fundamentreste belangloser Gebäude, auch nicht vermoderte erdübertruſtete Ruinen eines Erdgeschosses, sondern ein herrliches Bauwert von drei Stockwerfen, mit prachtvollen Treppenaufgängen. vielen Räumen mit gewölbten Decken, in Wahrheit eins der impofantesten ,, profanen" Bauwerke aus der Zeit der Antife. Wir haben es hier nicht allein mit einem Kunstwert ersten Ranges zu tun, sondern auch mit einer höchst wichtigen Entdeckung, die manche brennende Fragestellung mit Licht überflutet.
Rombesucher find vertraut mit dem Plak des Trajans- Forums, der sich neben dem Capitol befindet und wo sich eine vierfa he Reihe grauer Granitsäulen erhebt, unter denen als größte die Trajans Säule zu nennen ist. Um das ganze herum standen unbedeutende fleine Häuser, in denen sich das Leben des hauptstädtischen Prole tariats abspielt. 3mei moderne Kirchen fehlen nicht. Die Säulen gruppen wurden bisher immer zu Unrecht als Forum( Marktplatz) des Trajan bezeichnet, in Wirklichkeit aber sind sie Ueberreste einer älteren Basilika. In der Mitte des Forums wölbte sich ein dem Raiser errichteter Triumphbogen, davor rect die schon erwähnte Monumentalsäule des Trajan ihren Zeigefinger gen Himmel.
Das Rätselraten begann mit der Inschrift auf dieser Säule, besagte diese doch, daß die Säulenhöhe mit der Höhe eines abgetragenen Hügels übereinstimme. Da aber der verstorbene Archäologe Giagomo Boni an der Basis der Säule eine vorkaiserliche, republitanis he Straße sowie ebensolche Abzugstanäle entdeckt hatte, fonnte es mit der Ins hrift nicht seine Richtigkeit haben. Da eine gepflasterte Straße vor Traja is Zeit existierte, tonnte schwerlich ein Hügel abgetragen worden sein.
Nun standen die Ausgräber vor einem zweiten Problem. Im Hof eines Bäderladens fand sich ein Halbkreis aus römischem Stein. Man schloß mit Recht aus der Aufmachung, daß es sich um einen Bestandteil des Raisergebäudes, das„ Senat und Bolt" von Rom ( die übliche Formel) dem Dazieneroberer errichtet hatten, handle. Nachbem aber erst einmal 5000 Waggons Geröll und Schutt weggeräumt und die scheußlichen Baraden der Magnanapolistraße gefallen maren, wurden die Vermutungen zur Gewißheit. Nun end lich erwies fih, daß die aus dem Boden herausragenden Mauerrefte nichts mehr mit der Basilita zu hin hatten, mohl aber mit einem
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Noch ein kurzes Warten, dann tappte er mit vorsichtigen Schritten und angehaltenem Atem über das budlige Pflaster der Gasse Jest ein rascher Griff... Salt!" frächzte eine zurüd... Stimme. Aber Franz lief schon wie ein Rasender davon. Halt...! Halt...!" Er preßte den Mantel feft gegen seinen Körper Hörte, wie Menschen hinter ihn her schrien. Den Hall ihrer Tritte... Näher kamen die Häscher. Er rannte blindlings in eine Bertehrsstraße. Straßenbahnen, Autos, Menschen. Keuchenden tems, wie ein Beseffener laufend, versuchte er den Fahrdamm zu freuzen. Er blickte für den Bruchteil einer Sekunde zurück. Nur Da brauste noch wenige Meter trennten ihn von den Verfolgern. ein Auto heran Hupte Er sprang erschrocken zur Seite... Der Mantel entglitt seiner Hand... Franz schrie auf und- blieb stehen. Der Reifen des Lastwagens drückte den Mantel in eine Pfütze und fuhr darüber hinweg... Sein Mantel beschmutzt, zerrissen Er taumelte, murde wieder hochgerissen und starrte ein Lumpen wie ein Irrer in den Menschenhaufen... Ich wollte mur meinen Mantel wieder... Ich Lachen schlug an sein Ohr... Er fah den gestikulierenden Trödler... Einen Polizisten... Raltes Eisen drückte am Handgelenk Wie aus weiter Ferne hörte er jemand sagen: Im Gefängnis brauchst du keinen Mantel." Dann taumelte er neben dem Polizisten wie ein Betrunkener nach der Polizeiwache
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Ameritas Rübezahl.
Der Gagenfreis um Paul Bunyon.
Der amerikanische Mittelwesten und die nördlichen Teile des Bestens, das Felsengebirge, der Besten Kanadas sind seit knapp zwei Menschenaltern der Kultur erschlossen. Bahnbrecher waren unerschrockene Belzjäger und Waldläufer französisch- kanadischen und neuenglischen Geblüts, Wegbereiter dann die ihnen auf dem Fuße folgenden, hart zuschlagenden Holzfäller, und erst geraume Zeit später brachte der emfige Farmer fein Joch Ochsen, feine Pflugschar und Sämereien ins Land und bestellte das Land zum Nuzzen feiner Familie und zum bleibenden Wohle der mit ihm vordringenden Zivilisation. Die Romantik des Holzfällerlebens gebar einen eigenen Sagenschatz, dem erst heute erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt wird. viel mag von den Ureinwohnern übernommen worden sein, anderes ist aber feineswegs indianischer Herkunft. Das prahlerische Element findet sich allerdings schon in den Legenden der Indianer des Ostens, 3. B. bei den Jrofefen. Die hervorstechendste Sagengeftalt der Holzfäller, die Schöpfung Tausender von Leuten, die die Zivilisation im Rücken und den ihre Mannestraft und ihren Unternehmungsgeist herausfordernden Urwald vor Augen hatten, ist die Gestalt Paul Bir nŋans. So ist wohl schmerlich im letzten Jahrhundert ein zweites Heldenlied zerfungen worden: fo gargantuahaft übertrieben, mit Aufschneiderei verfegt, so phante fieüppig und dabei derb- urwüchsia mit gelegentlichem Einschlag ins Rohe, wie der Bunnan- Mythos. Ent standen jenseits der Grenze in französisch- fanabischen Streifen, wurde der Bunyan - Sagenfreis Gemeingut sämtlicher Holzfällertrupps, die in die Urmildnis porstießen, um ein primitives Lagerleben zu führen und vor lauter Kraftüberschuß die Riesen des Waldes umzulegen. Der Held dieser Rübezahlgeschichten ist ein franzöfifcher Kanadier . Historisch läßt sich über ihn feststellen, daß im sogenannten Bapineau aufstand des Jahres 1837, als das französisch sprechende Kanada fich gegen die Königin Viktoria auflehnte,' unter den Freiheitskämpfern ein junger, bärtiger, friegerischer Rede sich befand namens Baul Bunnon, der mit Hade und Heugabel bewaffnet mie ein Berferfer unter den feindlichen Englandern hauste. Später verlegte fich dieser
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Im Erdgeschoß find zwölf solcher Läden, ein vollkommen erhaltenes Treppenhaus führt aufwärts zum ersten Stock. Dort haben wir einen breiten. Korridor, den große Fenster erhellen. Die größten und bestgehenden Läden liegen in diesem Stockwerk; der Verkauf fand den ganzen Tag über statt. Kam die Nachtzeit heran ,, dann schloffen die Kaufleute ihre Ware in einem Gelaß hinter den eigentlihen Räumen ein, ohne Einbruch und Diebstahl befürchten zu müssen, denn eine Sonderpolizei versah den Wachdienst während der dunklen Stunden. Außerdem haben wir einen zwar primitive, mohl aber den Bedürfnissen Rechnung trage den Kühlraum, mo Ein it. a. Fisch und Gemüse ständig gewaschen merden fonnten. Abzugskanal führte Reste aller Art in die„ Cloaca Maxima " und von dort in den Tiber .
Eine weitere Treppe führte zum zweiten Stod. Auch hier wieder dasselbe Bild, nur sehen wir, daß die fauflustige Menge pon hier aus direkt auf den Quirinalhügel gelangen konnte. Wir haben es also nicht mir mit einem Etagenfaufhaus zu tun, vielmehr könnte man auch die Bezeichnung Passagekaufhaus" dafür wählen. Hier liegt auch die Lösung des Inschriftenrätsels. Nun erklärt sich uns auh, von welchem Hügel man einen Teil abtrug. Es handelt sich ameifellos um einen Teil des Quirinal .
Noch immer sind wir nicht zu Ende mit unserer Beschreibung. Zu einem solchen Wertheim " des alten Rom gehört auch eine Börse, in der die Geld- und Geschäftsleute ihren Handel abschließen konnten, in der Käufer und Verkäufer miteinander Fühlung juchten. So finden wir den als Abschluß, als Bekrönung des Monumentalbaus eine 15 Meter hohe holle mit gewölbter Dede, in der man beim Betrachten noch das Hin und Her des Geschäftsbetriebes, das Feilschen und die teils lauten, teils leisen Stimmen der Anbietenden und der Kunden zu vernehmen meint. Auch diese Riesenhalle, dieser Börsensaal, ist vollkommer intatt auf uns gekommen.
Noch ist nicht alles restlos ausgewertet, was jüngste italienische Forschung ans Licht gefördert hat. Aber man kann und darf sagen, daß es dem Senator Ricci geglückt ist, ein Kulturdokument ohne gleicher aus dem Schuttberg, in dem es 25 Jahrhunderte lag, den K. W. Augen der Laien erschlossen zu haben.
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Bunnon auf das Zusammenstellen von Holzfällertrupps; seine Taten und Fahrten machten ihn bald berühmt unter seinesgleichen. Aber was auch die französischen Kanadier von ihm fingen und fagen mochten daß er fünf Zentnerlasten durch die Wildnis schleppte und ähnliches mehr- war ein Nichts gegen das, was ihm der amerikanische Holzfäller, der lumberjack", andichtete. So entstand in den Bereinigten Staaten eine große Bunyon- Legende. Die Eigenart der Gestalten um den amerikanischen Rübezahl herum erfuhr eine merkwürdig- phantastische Umgestaltung. Da war Babe, der blaue Ochse, der zweiundvierzig Aristiele maß und eine Stange Tabak zwischen den Hörnern. Da war ferner Pauls Vorarbeiter, der ,, große Schwebe", der einen fünfzigpfündigen Tabatblock bei sich in der Westentasche trug. Da war eine Sägemühle, deren Schornsteine mit Scharnieren und Zugbrückenmaschinerie ausgestattet waren, um die Wolken vorbeilassen zu können. Jezt erhielt Paul die Baumfense, mit der er einen Wald auf einen Hieb niedermähen konnte. Ein gefährlicher Winter bricht an, der Winter des blauen Schnees". Ihm folgt ,, ber Frühling, in dem der Regen tam aus China ".
Im Winter des blauen Schnees, so heißt es, verursachte der Anblick der blauen Flocken eine ungeheure Panik unter den Renntierherden der tanadischen Steppen. Hals über Kopf flohen die Tiere nach Norden, wo ihrer viele in dem Blizzard umfaren, so daß mur ein verschwindender Rest übrigblieb. Die riesigen schwarzen Bären Kanadas folgten ihnen auf der Flucht. Ein Teil von ihnen gelangte in die Polargefilde, aber ihr Haar war durch den Schrecken weiß geworden, daher denn am Bol Eisbären hausen. Andere, die in den Wäldern verblieben, erschrafen weniger und wurden nur zu Grizzlyoder Graubären. Die Jungen erfuhren durch das Maturereignis eine Wachstumhinderung und wurden so zu den Stammvätern der fleinen braunen Bären.( Das nennt man, einen Bären aufbinden!)
Paul Bunyon saß mittlerweile in seiner Höhle, ließ den blauen Schneesturm müten und fämmte sich nachdenklich den Bart mit einer jungen Fichte. Von großer Arbeit, die ihm bevorstehe, träumte er, den Sturm hatte er eine Bision. Er rettete den neugeborenen ,, blauen wußte aber noch nicht, wie sie aussehen werde. Erst nach dem wütenOchsen" Bébé aus den Fluten der Tonnerebai, überschritt die amerifanische Grenze, änderte seinen Namen in Bunyan ( mit a), und aus dem blauen Ochsen Bébé wurde Babe.
Bei der Auswahl seiner Vorarbeiter hatte Baul Pech. Er verfuchte es mit allen möglichen Skandinaviern, da kam eines Tages prahlerisch Hels Helsen ins Lager. Als Paul bemerkte, wie der große Schwede die Kiefern aus dem Weg knickte, die sein Fortkommen hinderten, wußte er, das fei sein Mann. Aber erst fochten die beiden noch einen mächtigen Strauß aus, bevor Helfen Paul als Meister anerkannte. Die Schlacht wurde auf dem ,, Berge, der auf dem Kopf fteht," ausgefochten. So heftig war der Anprall der Gegner, daß der Berg auseinanderbarft, so daß nur noch Spuren von ihm vorhanden sind, die man als die Schwarzen Berge Dakotas fennt. In einer anderen Gegend hatte Paul einen eigenartigen Wald niedergelegt. Die Stämme hatten weder Rinde noch zweige, ftatt Wurzeln zu besigen, waren sie unten zugespitzt. Baul war perwundert über die Leichtigkeit, mit der er diese Bäume" ausreißen tonnte, aber feineswegs enttäuscht. Doch als er Jonny Intslinger traf, den staatlichen Feldmesser, stellte sich heraus, daß Baul jämt fiche Bermeffungspflöde ausgeriffen hatte, die dieser im Regierungsauftrag hatte anbringen laffen. Da zum lleberfluß der blaue Ochse auch noch das Vermessungsjournal auffraß, 30g es Jonnn vor, bei Baul Bunyan Dienst zu nehmen, statt sich von der Regierung rüffeln au laffen.
Das find so einige Lesen aus dem Kreis der um Paul Bunyan gewobenen Geschichten. Heute, wo mur noch wenig von der ursprüng lichen Romantit der Holzfällerei übrig ist, wird auch hier eifrig ans Sammeln gegangen werden müffen, damit nicht die berühmten ältesten Beute" ausgestorben find, bevor das Wert vollendet ist. Dr. K. M.