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Sechzig Jahre Omnibus.

Bum 60jährigen Bestehen der Allgemeinen Berliner   Omnibus- Aft.- Ges.

Die Berliner   Autobusse, die in den letzten Jahren mit das beliebteste Massenverkehrsmittel geworden sind, fahren heute bunt bewimpelt mit der schwarzrotgoldenen und der Stadtfahne durch die Straßen. Es gilt dem 60jährigen Bestehen der ABOAG., die heute bereits zum größten Teil in den Besitz der Stadt Berlin   übergegangen ist.

Im Juni 1868 murde die Allgemeine Berliner   Omnibus­Aktiengesellschaft geboren. An diesem Tage wurde sie mit einem

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Ein alter ,, Sechseromnibus"

Aktienkapital von 1 Million Talern gegründet; sie eröffnete ihren Betrieb am 1. Juli 1868 mit 257 Omnibussen und 1089 Pferden. Der Gründungsvertrag wurde abgeschlossen zwischen der in Liquidation befindlichen Berliner   Omnibusgesellschaft( G. Busch und S. Rojen berg) und dem Generalmajor a. D. Robert von Hartmann, dem Hosbuchhändler Alexander Dunder, dem Stadtältesten Ernst Riedel und dem Bankier Joseph Pinfuß. Schon seit dem 30. Oftober 1846 hatte es in Berlin   eine Ronzeffionierte Berliner Omnibustom­pagnie" gegeben, die fünf Omnibuslinien betrieb, aber im Laufe der Jahre infolge des Wettbewerbs fleinerer Unternehmer in Verfall geriet. Erft als am 28. August 1865 die erste Pferdeeisenbahnlinie Kupfergraben- Charlottenburg eröffnet wurde, fam es zur Grün­dung einer festgefügten Aktiengesellschaft( Aboag), die den weitaus größten Teil des damaligen Omnibusverkehrs übernahm, und vom 1. Juli 1868 ab hatte dann Berlin   einen regelmäßigen Omnibus­verfehr im heutigen Sinne. Im ersten Betriebs halbjahr ( 1. Juli bis 31. Dezember 1868) wurden bereits Mill. Personen befördert, in den nächsten Jahren etwa 10 Millionen; 1875 nach dem Aufschwung, der dem Deutsch  - Französischen   Kriege folgte, wurden 14 Millionen erreicht. As man 1882 auch die Stadt- und Ringbahn in den Berkehrswettbewerb Ber lins einbegriff, ging der Anteil der Omnibusgesellschaft am Ge­jamtverkehr auf 8 Proz. zurüd. Unter dem Drud dieses gefähr­lichen Wettbewerbes ging die Aboag zu Versuchen mit Att u- mulatorenwagen über. Die erste Probefahrt fand am 25. Mai 1898 statt, nach meite­ren eingehenden Versuchen wurde am 13. März 1900 ein fahrplanmäßiger Probebetrieb mit Affumulatorenwagen auf der Linie Anhalter- Stettiner Bahnhof eröffnet, aber schon Ende desselben Jahres mußte die Linie infolge vielfacher Stö­rungen eingestellt werden. Die Zeit des Verbrennungsmotors war noch nicht gekommen.

Einen neuen Aufschwung nahm die Gesellschaft 1903, als fie mit einem finanziell schwach gewordenen Konkurrenzunter­nehmen, der Neuen   Berliner Omnibusgesellschaft, verschmol­zen wurde. Die Konkurrenz

wurde damit der übrigen Omnibusse murde zum größten Teil beseitigt. So forinte turz nach der Jahrhundertwende und trotz des Hinzukommens der( Hochbahn( 1902) der Anteil der Aboag am Ge­samtverkehr wieder bis auf 12,5 Proz. gesteigert werden. Die größte Zahl der Fahrten entfiel dabei auf die Sechserteilstreden. Die letzte Konkurrenz der Aboag wurde 1908 mit dem Auftauf der Konzessionen des   Berliner Spediteurvereins ausges haltet. In den besten Zeiten des Pferdebetriebes besaß die Gesellschaft über 5000 Pferde; als die geeignetste Rasse hatten sich schließlich Pferde aus dem Innern   Rußlands erwiesen. Von 1911 ab wurden auch Ma u l- tiere verwandt, die sich zwar im ganzen gut bewährten, aber zu

teuer waren.

Eine neue Phase der Entwicklung der Aboag, der Autobetrieb, begann am 19. November 1905. An diesem Tage wurde auf der Linie Hallesches Tor- Chausseestraße ein Bersu hsbetrieb mit zwei von der Daimler- Motorengesellschaft gelieferten Omnibussen und einem losen Faß Benzin eröffnet. Die Fahrt des ersten Wagens stand unter einem glückverheißenden Vorzeichen: auf der ersten Fahrt des ersten Wagens wurde eine Scheibe zerstoßen; der zweite Wagen wurde derartig gestürmt, daß er am Halleschen Tor mit einer Banne liegen blieb; dann aber ging alles glatt,   die Berliner waren vom Autobus begeistert. Seit diesem Novemberſonntag 1905 hat   der Berliner eine steigende Vorliebe für den wendigen, nicht an Schienen gebundenen Autobus. Die Umstellung auf den Autobetrieb wurde durch den Krieg unterbrochen. Ende Juli 1914 besaß die Aboag bereits 336 Kraftomnibusse. Die Zahl der Pferde betrug noch 4434, die der Pferdeomnibusse 520. Neben 22 Pferdelinien wurden damals 13 Kraftomnibuslinien betrieben. Im ersten Hals­jahr 1914 beförderten die Pferdelinien 48 Millionen Fahrgäste, die Kraftomnibuslinien 37 Millionen.

Das jeßige Verkehrsnet der Aboag umfaßt 24 Stadtlinien mit 253 Kilometer, 6 Borortlinien mit 52 Kilometer und eine Eil­linie( Unter   den Linden  - Halensee) mit 11 Kilometer Streckenlänge. Auf 9 Stadtlinien wird Nahtverkehr gefahren. Seit einiger Zeit betreibt die Gesellschaft neben dem Ausflugsverkehr( auf 7 Strecken) und dem Sonderverkehr nach den Rennplätzen auch einen sich steigender Beliebtheit erfreuenden Ueberlandverkehr nach den schön sten Landshaften der Mark Brandenburg und der weiteren Um­  gebung Berlins. Heute besigt die Gesellschaft 580 Kraftomni­busse, die auf 5 Betriebshöfen untergestellt sind. Die neuesten Betriebshöfe liegen in der Helmholzstraße  ( Charlottenburg) und in der Eichenstraße( Treptow) für je 160 Wagen. Der Treptower Hof ist, wie mitgeteilt, in diesen Tagen fertiggestellt worden.

Die Aboag wird als solche thren 60. Geburtstag wahrscheinlich nicht lange überleben.   Der Berliner Magistrat beabsichtigt eine enge Zusammenfassung der drei Verkehrsgesellschaften, der die jetzige Form der Aboag voraussichtlich zum Opfer fallen dürfte.

Der neue Omnibus- Riesenbahnhof in Treptow

Versuch einer Parodie.

Gernegroß" im Theater in der Klosterstraße. Friedrich Mellinger schreibt ein grobfchlächtiges Theater stück. Zuerst mondane Unterhaltung in Schlagworten, die man aus Zwischentiteln deutscher und amerikanischer Gesellschaftsfilme fennt. Ein Mann von Welt tritt auf, Baron, Herzenstnider, Berschwender. Seine Geliebte ist als Gesellschafterin bei der Großmutter unterge= bracht, die wie eine   Adele Sandrock in Kleinformat wirft. Dazu ein Diener, ein echtes Kindchen der Natur, ein Diener, der von der Alten und der Jungen geliebt und schließlich als Univerfalerbe ein gesetzt wird. Tod der Großmutter, Entwendung des Testaments und Wiederermachen der Totgeglaubten bilden den Schluß. Ein paar literarische Weihnachtsmännlein find empört.

Hinter dieser Kitschfassade verbirgt sich eine Parodie. Aber Barodie ist nicht Selbstzwed. Es muß irgendetwas parodiert werden. Raum anzunehmen, daß hier eine gewisse Art von Gesellschafts­tomödien das Opfer bildet, denn ähnliche Vorgänge ereignen sich höchstens noch in Borstandttheatern, und auch diese Sprache ist auf der Bühne nicht mehr möglich. Doch die Säße, diefe pathetisch biedermännlichen Worte oder diese schön geschliffenen und dabei nichtssagenden Bonmots stammen aus dem Film. Mellinger be.

WER SEINE

raufdyt fich geradezu an ihrer Nachbildung, jongliert mit der Phrase, übersteigert und überhißt sie, und auch die Zufpigung einiger Situ ationen ist filmisch empfunden. Leider liegen dazwischen matte Szenen, in denen Mellinger vom Geist verlassen ist. Die Komödie ist nicht aus einem Guß, ist fein Creszendo, tein toller Cancon des Wizes. Sie ist nicht gleichmäßig temperiert wie Raisers, Rolportage", fie perrät ein Suchen, ein unsicheres Tasten. Es fehlt an innerem Gleichgewicht.

Die Aufführung unter Franz Sondingers Regie trifft nicht immer den richtigen Ton. Sie perfifliert stellenweise noch die Perfi flage. Rose Grams ist die Erbgroßmutter im Stil der Sandrock, Ellen Frank hat sich in der Nähe von   Brigitte Helm angesiedelt, Philipp Lothar Manring ist eher Heldentenor als Filmparodist, und nur Franz Sondinger hat das Empfinden für diskret be F. S, handelte Ironie  .

Hamburger Operetten- Gaffspiel.  

Ein Hamburger Ensemble gastiert im Theater in der 2ügomstraße mit dem Operetichen Muschi", dessen mehr als anspruchslofer Tegt von Carl Schmitz und Paul Möhring, und dessen ganz flotte Musik von Bernhard Korf und Gustav Ebhardt stammt. Dem netten Komiterpaar Carl

FERIEN

BOTE FÜR EINE

Shmig und Anni Harrar gelingt es wenigstens manchmal, die sehr langweilige Situation aufzumuntern und die Zuschauer am völligen Einschlafen zu verhindern. Ein im Hintergrund vorbet ziehendes Schiff wurde als willkommene Unterbrechung vom Parkett stürmisch beflatscht. Im übrigen feierten urälteste Wize fröhliche Auferstehung. Die niedliche, junge und anmutige Hansi Rösle war ein milder Lichtblick  .

Französische Plastiker.

Zur Houdon Ausstellung   in Paris.

Sz  .

Paris, im Juni.

Während die   großen französischen Maler, ein Watteau, Lan­cret, Fragonardoder  , Poussin, bei uns ebenso bekannt sind, wie die der anderen   großen europäischen Völker, hat das Publikum von den  Bildhauern Frankreichs nur wenig Ahnung, vielleicht bildet der große Belgier Meunier die einzige Ausnahme. So fommt es denn, daß man   in Deutschland in diesem Dürer- Jahr zwar noch von dem Goya- Jubiläum Notiz genommen, daß man aber das Andenken eines der größten Bildnisplastiker der neueren Zeit vergessen hat. Es handelt sich um den   Franzosen Houdon, der vor 100 Jahren im Alter von 83 Jahren starb. Und doch belehrt uns ein Besuch der zur Zeit in einer Galerie am kunstlädenreichen   Quai Voltaire zu wohltätigen Zwecken veranstalteten Ausstellung, daß es sich auch   in Deutschland lohnen würde, einmal eine Houdon- Zentenar- Schau zu geben. Schon zu Lebzeiten ist dieser aus ganz kleinen Verhält­nissen hervorgegangene, auch menschlich ungemein sympathische Künſt­ler ein international begehrter Porträtist gewesen.

Der   Quai Voltaire heißt nach dem, in seiner ganzen überragen den weltgeschichtlichen Größe, wohl noch nicht völlig erkannten Dichterphilosophen, den Houdon mehrere Male mit einer besonderen Eindringlichkeit porträtiert hat. Stehen wir vor einer der Büsten und lesen den Namen François Marie Arouet de Boltaire" und ver­senken wir uns in die unheimlich um die vorspringend herabhängende Unterlippe spielende Spottfucht des ewigen Verneiners und Sar­taften, so begreifen wir es, warum sich die Zeitgenossen geradezu um eine Verewigung durch Houdon gerissen haben. Bar es doch u. a. der durch seine Blizableitererfindung weltbekannt gewordene  Benjamin Franklin,   der Houdon den Auftrag verschaffte, den Gene­  ral Washington zu porträtieren. Das gleiche gilt von Persönlich­feiten   wie Diderot   und Rousseau,   von Napoleon und Kaiferin Jo­sephine, von Gluck und dem Prinzen Heinrich   von Preußen. Da­neben   hat Houdon aber auch ein Werk geschaffen, das wohl ein Unifum in der ganzen Geschichte der neueren Plastik überhaupt dar­stellt: nämlich eine entzückend duftige Büste seines faum ein paar Monate alten Töchterchens Sabine  . Houdon hatte drei Töchter, die ihm seine gutbürgerliche Gattin geschenkt hat. Auf einem doku­mentarisch interessanten Gemälde sehen wir, wie der liebenswürdig lächelnde Künstler, der echte Typ   des französischen Künstlerbohemiens alter Schule, behaglich in seinem Atelier arbeitet, während Frau und Töchter s freuen, mit auf die Nachwelt gebracht zu merden. Ohne hier auf die Eigenheit des Houdonschen Schaffens näher ein­gehen zu können, muß wenigstens das eine hervorgehoben werden: mit einer für seine Zeit staunenswerten Sicherheit hat Houdon seine Bildnisse auch dem Material, dem Marmor, der Bronze, der Terra­fotta usm. anzuschmiegen gewußt. Er hat die lebenatmende Wesen­heit des Dargestellten stets täuschend echt und doch nicht etwa bloß photographisch naturwahr gebildet, um dabei doch in Form und Bil­dung der Köpfe wie der Kleidung sehr fein zu unterscheiden. Dabei erkennen wir überall den   in Rom forgfältig gebildeten Könner, der denn auch bis in sein höchftes Greifenalter hinein raftlos ge­arbeitet hat... Dr. A. Neisser.

Theater der Woche.

Bom 2. bis 9. Juli.

Bolfsbühne.

Theater am Bülowplah: Orpheus in   der Unterwelt. Theater am Schiffbauerdamm: Der Kuhhandel.

Staatstheater.

Oper Unter den Linden: 1., 6  . Zigeunerbaron. 2. Salome.

3. Meistersinger. 4  . Rosenkavalier. 5. Boris Gudonoff. 7. Boheme. 8. Die Macht des Schicksals. 9. Geschlossen, Ferien,

Oper am Blah   der Republik: 1., 5., 8. Der Freischüß. 2., 4., 6  . Cardillac. 3. Der schwarze Domino. 7. Edepus Rer Petruschka. 9. Geschlossen, Ferien.

Städtische   Oper Charlottenburg: 1. Geschlossene Borstellung. Schluß, Ferien.

Schauspielhaus am Gendarmenmarkt: 1. bis 6  . Kalkutta, 4. Mai. Ab 7. Geschlossen, Ferien.

Schiller-   Theater Charlottenburg: 1. bis 6. Hinterhauslegende ( Der Mord im Hinterhaus). Ab 7. Geschlossen, Ferien.

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Theater mit feftem Spielplan.

Deutsches Theater: Artisten. Die Komödie: Es liegt in der Luft. Theater in der Königgräger Straße: Leinen aus Irland.- Komödienhaus: Broadway. Theater   des Westens: Die ungefüßte Eva. Luftspielhaus: Die Reise   durch Berlin in 40 Stunden. Leffing- Theater: Spiel im Schloß. Residenz- Theater: Der eiserne Gustav  . Berliner Theater: Der Prozeß Mary Dugan.- Wal­

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halla- Theater: Der Birt vom Heidekrug.

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Theater mit wechselndem Spielplan. Deutsches Künstler- Theater: Bis 6. Das sind ja reizende Leute. 26 7. Es kommt jeder dran, Kleines Theater: Bis 5. Galante Nacht. Ab 6. Das Sprungbrett der Liebe.

Im Oberlichtsaal des Kupferstichkabinetfs der Staatlichen Museen wird die Goya- Anestellung geschlossen und Sonntag, den 1. Juli eine Ausstellung von Miniaturen des 11.- 16. Jahrhunderts eröffnet. Der Ausstellungs. raum bleibt bis dahin geschlossen,

3  . Fitelberg, Schüler der Kompositionstlasse von Herrn Prof. Gm einbl an der Staatlichen atademischen Hochschule für Mujit, bat für ein neues Streichquartett in Baris den Kompositionspreis erhalten. Unter den Preis. richtern befanden sich die hervorragendsten Musiter Frankreichs Strawinsky, Sonnegger, Rouffel  , Ravel.

RECHT GENIESSEN WILL, DER LERNT NOCH VOR DER ABREISE DIE GE­

ZWECKMASSIGE ERNÄHRUNG

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AUF DER GROSSEN SOMMERSCHAU AM KAISERDAMM

Von 9 bis 9 Uhr geöffnet( Einlaß bis 8 Uhr). Eintrittspreis: Erwachsene 1.50 Mk., Jugendliche 0.75 Mk. Familienkarten( für 2 Erwachsene und 2 Jugendliche oder 3 Erwachsene) 3.50 Mk., Kinder- Zusatzkarte 0.25 Mk.- BEI SCHONEM WETTER: KONZERT IN DEN FUNKTURMGARTEN