Nr. 307 45. Jahrgang
5. Beilage des Vorwärts
„ Kriegsfunft" im Frieden.
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Nationalistische Verhehung in den Schulen.
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Der Verlag ,, Offene Worte", Berlin W10, Bendlerstr. 8,| stehen in einem Café, das ist falsch"," richtig" sind Schießversendet an die Schulen eine Zeitschrift Kriegskunst in übungen junger Leute. Richtig" ist die Lektüre dieser ZeitWort und Bild", Zeitschrift für die deutlche Wehrmacht, zu schrift, denn sie bringt innere Befriedigung und mehr Gegleich IX. Jahrgang der Militärwissenschaftlichen Mitteilun- nuß als Bummeln und Kneipen."!! Bugegeben. gen", herausgegeben von Major a. D. Bodo Zimmermann . Auf einem Bild erscheint ein Abgeordneter mit den BorDie Oktobernummer 1927, die einen neuen Jahrgang be- ten: Ich lehne den Heeresetat ab! Das ist falsch!" Wer für ginnt, bringt als zweiten Satz:„ Unsere Leser haben gesehen, den Ausbau von Heer und Marine die Geldmittel verdaß weder das deutsche Bolk noch die damalige deutsche Re- weigert, gefährdet die Sicherheit des Staates." Daneben steht gierung irgendeine Schuld am Ausbruch dieses Krieges hatte. ein junger Arbeiter und erklärt: Für Ausbau unseres Heeres Heute steht, durch geschichtliche Urkunden einwandfrei belegt, gebe ich meinen legten Pfennig! Das ist richtig!" Als fest, daß Deutschland im Juli 1914 die einzige Großmacht war, Lert dazu:„ Tretet stets für unsere portreffliche kleine Reichs die mit aller Kraft den Ausbruch des Weltbrandes zu verwehr ein! Sie ist der letzte und einzige Schutz vor Verftlahindern suchte." In diesem Tone, frei von jeder geschicht vung des deutschen Volkes durch seine Feinde." lichen Sachkenntnis, gehts weiter: Unsere Feinde... zum Kriege fest entschlossen... verschlagene französisch- englische Staatskunst... französische und englische Machtgelüfte... und am Schluß: ,, Heute sind wir wehrlos und daher verarmt und allerlei Niedertracht unserer feindlichen Nachbarn ausgeliefert. Die große Weltpolitit geht heute achtlos an Deutsch land vorbei. Wir müssen es erdulden. Aber unsern Kindern und Kindeskindern wollen wir immer wieder einprägen... na, usw. Am Ende dieses militär ,, wissenschaftlichen" Artikels ein Bild: eine Frau mit der Aufschrift Bosen", ein Mann mit der Aufschrift ,, Thorn" gefesselt, verspottet von feirenden slawischen Soldaten; aus einem Grabe erhebt sich drohend eine Faust.
Jedes Heft bringt eine Fülle taftischer Aufgaben für jede Waffengattung. Sinnvolle Sprüche wie„ Der Krieg ist die Urpolitik alles Lebendigen" würzen die Kost; dann ein höhnischer Aufsatz, überschrieben ,, Französische Ritterlichkeit", mit dem Schlußfaz: Jeder, der die barbarische Gesinnung des Franzosen fennt, wird sich ihnen gegenüber bis zum letzten Blutstropfen mehren und den Tod im Kampfe den furchtbaren Quälereien vorziehen, die ihm in französischer Gefangenschaft drohen würden!" Am Schluß jedes Heftes ein Auffaz ,, Was lehrt uns die deutsche Geschichte" in völlig ein deutiger Tendenz: jeder Pastor und jeder Major glaubt ja heute vollwertiger Künder deut scher Geschichte sein zu fönnen, gestüßt auf Geschichtsbücher, die eine ahnungslos seiende oder scheinende Wissenschaftler"-Schicht für den Schul- und Büchermat geliefert hat.
Der Novembernummer 1927 ist ein Artikel an die Spige gestellt, der das Heldentum eines Offizier- Stellvertreters schil bert, er schließt:„ Seit Deutschland entwaffnet ist, wird es fast täglich von Staatsmännern des feindlichen Auslandes beschimpft, verhöhnt, besudelt( Würden Sie, Herr Major, dafür vielleicht einmal den Wahrheitsbeweis antreten?) In unserer Wehrlosigkeit müssen wir solche Schande flaglos ertragen. Aber vergessen soll unsere Jugend nicht, daß unser Bolt, als es noch Waffen trug, hochgeachtet. in der Reihe der Völker stand, und daß unser ganzes Sinnen und Trachten auf das eine große Ziel gerichtet sein muß: Befreiung von dem unerträglichen feindlichen Joch, Vereinigung des gesamten Deutsch tums Mitteleuropas in einem mächtigen, starken deutschen Reich." Die Kriegsspielerei und wahrheitswidrige Verhegung der Völker dürften, Herr Major, das letzte Mittel fein, das zu einer großen deutschen Republik im Rahmen der Ver einigten Staaten von Europa führt.
In jedem Heft ist eine Bilderferie, die richtiges" und falsches Verhalten fennzeichnen soll, so z. B. als Gefangener, 3. als Schüße, bei Führung eines Rampfwagens, im Buntte Wehrhaftigkeit, im Ortstampf usw. Nehmen wir die Serie Wehrhaftigkeit". Eine Mutter führt ihr Kind über die Straße zum Schuh vor einem herannahenden Auto, das ist falsch", dann wächst leicht ein feiges, verweichlichtes Gefchlecht heran", richtig" ist, wenn die Knaben sich tüchtig austollen im Indianerspiel. Ein junger Mann und eine Dame
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In der Serie ,, Ortstampf" wird der Kampf zwischen Militär und 3ivil bevölkerung dargestellt, Militär ist der Angreifer. Die feindliche Bevölkerung( mit Beilen und Messern versehene Arbeiter!) erschlägt einen einsamen Boften von hinten, meuchelt nachts einen im Einzelquartier untergebrachten Soldaten.
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Ob es einen Sinn hat, die verlogene Kriegspropaganda der anderen" zu brandmarten und sich selber als engelrein zu charakterisieren, das ist nicht nur eine Geichmackssache. Von den Franzosen wird ferner behauptet, fie trieben seit dem Kriege" ihre Lügenheze" unentwegt weiter( Nov. 1927, S. 85), sie seien die wahren Räuber ( S. 87). Bergeßt nicht die uns geraubten schönen deutschen Städte" heißt ein wiederkehrendes Stichwort, zu dem Bilder von Bromberg , Gnesen , Danzig , Meß, Straßburg usw. ervon Bromberg , Gnesen , Danzig , Meh, Straßburg usw. erfcheinen. Das Thema des Dezemberheftes ist: so haben die Briten während des Krieges gehandelt, so handeln wir! Die rohe Behandlung wehrloser deutscher Zivilper fonen durch die Franzosen ist von neuem Thema in diesem Hefte, was einem Bolte, das die belgischen Deportationen auf dem Gewissen hat, besonders wohl ansteht. Ein Aufsatz über Chemische Kriegsführung " erzählt:„ Obwohl also allen Unterzeichnern dieses Bertrages der Gebrauch von Kampfgas verboten ist, treffen doch alle Staaten außer Deutsch land - umfassende Maßnahmen für den Gastrieg." Auch die Möglichkeit, ganze Städte oder weite Landstriche durch Gasgranaten oder Fliegerbomben so zu verseuchen, daß alles Lebende vernichtet wird, scheint ganz gering zu sein,"( Jan. 1928). Bielleicht verteilt der Berfasser diesen Auffah an die Hamburger Bevölkerung gratis? Das Januarheft varitert das Thema: Wie Frankreich die Kriegsgefangenen mißhandelte" weiter und gipfelt in dem Saz: Seit 1918 haben die Franzosen den haß gegen uns Deutsche immer weiter gesteigert. Den fran zösischen Kindern wird von frühester Jugend ab Haß und Feindschaft gegen alles Deutsche gelehrt.( S. 184). ,, Der Rhein- Deutschlands Strom- nicht Deutschlands Grenze, fo heißt der nächste Erguß über die Machtgelüfte Frankreichs . Ausgerechnet Friedrich der Große ist es, der die ,, unersätt lichen Franzosen" aus dem Herzen Deutschlands herausmirft ( er, der die Wiedergewinnung des Elsaß vereitelt hat; er schreibt in seinem politischen Testament 1752: Preußen darf nicht ruhig zusehen, daß Frankreich Elsaß oder Lothringen verliert") Erbfeind", Todfeind" sind ständige Titulierungen; hat man je eine Wahrheit gröber vergewaltigt als wenn man hier schreibt ,, Elsaß- Lothringer hätten unter französischer Herrschaft geschmachtet"?
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Nicht ohne unfreiwilligen Humor geht es bisweilen ab, so, menn als Vorbild für die Deutschen der Amerikaner hingestellt wird, wie die Jugend dort zur Baterlandsliebe, zum Grüßen der Flagge erzogen wird( S. 89), so, wenn gejammert wird ,, Alle Staaten bilden ihre Jugend für den Krieg aus nur Deutschland verwehrt man dieses Recht!" ( S. 228).
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Sonntag, 1. Juli 1928
gefallenen Freund durch Handgranatenwürfe rächt. ,, Bie weich und weibisch erscheint angesichts solcher Heldengröße der Pazifismus mit feinen greifenhaften, verängstigten Zügen!" Bald darauf erscheint Geßlers Bild ,,, seine warme Fürsorge für die deutsche Wehrmacht wird ihm nicht vergeffen werden". Ein gehäffiger Artikel über die tschecho- slowakische Wehrmacht steht wohl in innerer Berbindung mit dem Nachruf für Geßler und den Schmährufen auf den Bazifismus, und auch hier feiert der Haß gegen Frankreich unerhörte Orgien: es wird gegenübergestellt ein Bild vom Einzug Wilhelms I.( Jubelnder Empfang), ein Bild vom Einbruch der Franzosen ins Ruhrgebiet ( Eisiges Schweigen), ein Bild, Ausweisung durch die Fran3ojen, liebevolle Aufnahme im unbesetzten Deutschland . Das Buch eines französischen Generals wird besprochen: ,, In den deutschen Pazifisten sieht der französische General wertvolle Bundesgenossen zur Niederhaltung Deutschlands (!); in Frankreich ist ihm jedoch das pazifistische Geblöte zuwider". Offenbar hat der französische General die berühmt gewordenen Worte des Borsigenden des Berbandes deutscher Ge schichtslehre, des Direttors Reimann, in umgefehrter Anmendung nachgesprochen. Der franzöfifche General ertötet mit seinen harten Worten alle Friedenshoffnungen." Was wären die deutschen Kriegsbeger ohne die franzöfifchen, was die französischen ohne die deutschen , sieleben voneinander, es ist eine Symbiofe, jegliche dieser Arten stürbe ohne die andere ab. Und wo blieben denn solche und ähnliche Zeitschriften, Bünde , Vereine, Techniker und Theoretiker des Massenmordes?
Symbol dieses zur Methode gewordenen Jrrsinns ist das Bild auf S. 280, wo ein Franzoje den gefesselten deutschen Michel mit der Reitpeitsche züchtigt. Wir aber fragen: hat etwa das Reichswehrministerium oberirdisch oder unterirdisch etwas mit dieser Kriegskunst" zu tun? Wer bezahlt dieses Blatt und seine Bropagierung in der Reichswehr und an den Schulen? Weiß Herr Minister Beder von dieser Bropaganda in Preußen? Und wie ist dieses Erzeugnis übelster Kriegsheze mit dem Geifte von Locarno und der Reichsverfaffung vereinbar? Ein Augenaufschlag in Unschuld, begleitet von füßen Dementier- Besten, wird nicht genügen! Siegfried Kawerau .
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