Dienstag
10. Juli 1928
Unterhaltung und Wissen
Schloime.
Bon Hans Frand.
In einem galizischen Dorf lebte ein Mann, welcher Schloime hieß, Schloime, der Schweiger. Kein Wort ging aus feinem Munde hervor, weder bei Tag noch bei Nacht. Nicht etwa, weil er mit Stummheit geschlagen war oder eine Krankheit seine Zunge lähmte. Die Großväter und Großmütter hatten Schloime sprechen gehört, und wenn sie dem Jugendlichen einen Beinamen hätten geben toollen, so wäre es sehr wohl angebracht gewesen, ihn Schloime, den Schwäger, zu nennen. Schloime betrieb, bevor sein Mund sich schloß, eine Krämerei. Alles Erdentliche und vieles Unerdentliche konnte man bei ihm um Geld erstehen: Butter und Schmalz, Erbsen und Hirse, Band und Zwirn, Zuder und Mehl, Schuhe und Mügen, Salz und 3imt, Kaffee und Tee, Nägel und Krampen, Fleisch und Tabat, Sensen und Hämmer, Leinwand und getragene Kleider, Fische und Del, unzähliges dessen, was der Mensch für sein irdisches Dasein braucht oder coch zu brauchen glaubt. Ein Warenhaus der Großstadt kann kaum vielfältigere Dinge zum Verkauf anbieten, als Schloime in seinem Lädchen fümmerlichen Kram und tausenderlei Trödel. Heilloſe Unordnung denn auch hinter und vor, auf und unter seiner Thete! Lange mußten feine Kunden warten, bis Schloime das Begehrte fand. Den Glücksfall vorausgesetzt, daß er es fand! Trotzdem verließ faum je ein Kunde unwillig den überstopften Laden. Denn jo unordentlich das Aeußere Schloimes, so säuberlich lag in seinen Geistesschüben alles griffbereit; so langsam das Tun Schloimes, so flint war er mit seinen Worten. Durch mannigfaches Erzählen von cinst und jeht, von Ereignissen des Dorfes und der Welt wußte Schloime seinen Kunden die Zeit zu türzen, und wenn Erzählen nicht mehr anschlug, brauchte er mur die Witzkiste aufzuklappen. Deren Vorrat war unerschöpflich.
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Als Vierziger nahm Schloime eine Tochter feines Boltes zur Frau. Sie war achtzehn Jahre alt und hieß Rebekka. Keine beffere Lebensgefährtin, hätte der Halboerholzte finden können. 3war Rebettle fo nannte er sie war ein wenig dümmlich. Aber Schloimes Klugheit reichte für mehr als zwei, wie die Ordentlichkeit der frischen Frau für mehr als für Schloime und sie zureichte. Und wenn Rebettle mit den Worten auch nur langsam zu Rande fain, im Tun war fie flint mie taum eine zweite des Dorfes. So jah der Laden Schloimes nach wenigen Wochen blizblant aus. Der Trödel war in eine halbdunkle Rammer daneben abgeschoben. Alle Waren aber lagen heute auf dem Platz, auf welchem sie gestern und vorgestern lagen, auf welchem sie morgen und übermorgen liegen würden. Kaum hatte der Käufer feinen Wunsch geäußert, so flitzte Rebettle hinter der Thefe entlang oder fletterte wie ein Baumläufer die Trittleiter hoch. Zurücklaufen oder Auftauchen oder leiterab springen, Bitte!" der Kunde hatte das Begehrte. Schloime brauchte feine Biztifte nicht mehr aufzuklappen, um Wartenden die Zeit zu fürzen, sondern nur noch, um den Schnellbedienten ein Lachen mit auf den Weg zu geben. Das Glüd der ungleichen Krämersleute wäre vollkommen gewesen, wenn sich Kinder eingestellt
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hätten. Aber die blieben aus.
Als Schloime aus einem Bierziger ein Fünfziger geworden war, Rebettle aber die Zwanziger noch nicht verlassen hatte, fing er an, seine Frau zu beargwöhnen. Sie bediente die Männer schneller als die Frauen! Sie ließ bei den Männern die Wage tiefer aus schlagen als bei den Frauen! Sie lächelte die Männer freundlicher an als die Frauen! Freundlicher und anders! So wie sie ihn in den ersten Jahren ihrer Che angelächelt hatte. In jenen Jahren, da sie noch hoffte! Kein 3meifel, ste hoffte noch, hoffte mehr als je. Aber nicht auf thm! Schloime schloß diefen Argwohn feineswegs in seinem Herzen ein. Er ließ ihn zu seinem Munde aus. Da er mit dem Wort behende war wie niemand im Dorf, hundertfach, tausendfach. Rebeffle sagte:„ Es ist nichts!" Weil die Worte ihr schwer wurden, hundertfach, tausendfach nur:„ Es ist nichts!"
Immer üppiger, immer giftiger schoß der Argwohn Schloimes ins Kraut, immer häufiger, immer heftiger beschuldigte er seine Frau. Rebettle hielt weiterhin auf Ordnung in Haus und Laden, bediente weiterhin die Kunden flint und freundlich, fezte allen mortreichen Anschuldigungen ihres Mannes drei Worte entgegen, die gleichen drei Borte:„ Es ist nichts!" Eines Tages verbot Schloime seiner Frau das Bebienen im Laden: Er habe es zwanzig Jahre ohne sie geschafft, werde es also auch von jetzt ab allein schaffen! Aber Schloime schaffte es ohne Rebettle nicht. Denn Sauberteit und Flinkheit, Lächeln und Umsicht der Frau hatten die Zahl der Kunden vervielfacht. Immer wieder mußte der Kaufbedrängte rufen:„ Rebettle
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Rebettle! Raum war es geschehen, so flizte die Gerufene in den Laden, bediente, als ob nichts zwischen ihnen vorgefallen sei, neben ihrem Mann die Kunden, rasch und rasch, daß nicht das Doppelte, fondern das Dreifache, das Bierfache von dem geschafft wurde, was Schloime allein zu vollbringen vermochte. Nichts blieb diesem schließlich übrig, als das Verbot aufzuheben.
An einem Maitag betrat ein wandernder Schlächtergeselle den Laden Schloimes, ein Kerl, wie es feinen im Dorf gab: groß, blond, starffnodig. Er war übers Gebirge hinweggeklettert, wollte seinen Weg weiter nach Osten nehmen, fonnte aber für einige Zeit der Arbeit nicht mehr ausweichen.
Bisher hatte der Argwohn Schloimes mur den Männern ins gefamt, der Mannheit sozusagen, gegolten. Niemals hatte er mit feinen Beschuldigungen einen anspringen tönnen. Als der Schlächtergeselle eine Woche im Dorf war, vertrallten seine Worte sich in diesen Mann, galt sein Argwohn einzig dem Landfremden. Immer wieder rief, zeterte, schrie Schloime seiner Frau zu: Der! Der!! Der!!!," bewies die Wahrheit seines Verdachtes mit einem Schwall von Sägen. Rebeffle fagte immer wieder das eine:„ Es ist nichts!" Nach und nach aber hingen die Augen Rebeffles länger an den Augen des Schlächtergesellen. Ihre Worte, ihre schmerfüßigen Borte, machten sich zu den Worten des Schlächtergesellen weiter auf den Weg als zu denen eines der anderen laufenden Männer. Ihr Lächeln schmiegte sich an das Lächeln des Schlächtergesellen. Ihre Hand glitt, wenn sie ihm die Ware über den Ladentisch reichte, an der Branke des Schlächtergesellen entlang, wie zufällig, verstohlen. Schloime beschuldigte seine Frau des Einverständnisses mit dem grobfnochigen Kerl, zieh sie des beginnenden, des durch Wunsch und Willen längst vollzogenen Ehebruches. Rebekkle sagte:„ Es ist
nichts!"
Der Schlächtergeselle tam Tag für Tag in den Laden. Schloime lief, um ihn statt seiner Frau zu bedienen. Aber fast immer mar Rebekkle schneller zur Stelle, und er vermochte nicht zu verhindern, daß sie den Kaufwunsch des verhaßten Kunden erfüllte. Doch daß fie mit dem Schlächtergesellen in die halbdunkle Rammer ging, auf beren Trödel es der Zugereifte besonders abgesehen hatte, verbot
Die Eule schreit.
Aus dem schlesischen Weberrevier.
Beilage des Borwärts
bürgerliche Sphäre der Wohlanständigkeit und des Fremdenverkehrs gerückt. Die Zeitung des Landbundes und der Generalanzeiger liegen auf dem weißgescheuerten Tisch. Der Proletarier aus dem Eulengebirge" fehlt. Und doch war dieses Haus einmal Bethaus der Revolte, das Weberlied donnerte empor:
Der Weber war im Waldenburger Revier vor dem Bergmann | nichts erinnert mehr an jene Revolte. Das Gasthaus ist in die da. Der Weber hat die Eisenbahnen im Gebirge gebaut, der Weber ist in die Tiefe der Schächte gestiegen, der Weber ging in die Glashütten und Walzwerke: der Weber ist der Allwater aller Industrie in den schlesischen Bergen. Schwarz und trostlos ist die Stadt Waldenburg, ein dunkler Kern inmitten der vielen Industriedörfer in den Bergen. Die Bergleute hier sind die in Deutschland am schlechtesten entlohnten. Die liebliche Bandschaft: das ist nur die schauerlich- fchöne Auliffe hinter dem Drama der Bevölkerung: im Jahre 1922 starben 22,7 Prozent aller Säuglinge, über 40 Prozent aller Wohnungen im Kreis find Einzimmermohmungen, in denen manchmal zehn und zwölf Menschen hausen.
Hier im Ort ist ein Gericht, noch schlimmer als die Femen,
mo man nicht erst ein Urteil spricht, das Leben schnell zu nehmen.
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Der Ort, von dem das Gedicht sagt, heißt Peterswaldau , und die Herren, die die Henker sind haben noch heute ihre Fabrit da stehen, die Herren Zwanziger. Von Kaschbach aus fahren wir durch alte Weberdörfer nach Langenbielau . Bei den Tertilarbeitern fie haben ein schönes Verbandshaus. sehen wir die Lohnlisten der Weber von heute ein. Der Verdienst schwankt zwischen 20 und 30 Mart, aber wir hörten auch von einer Frau, die im Afford wöchentlich 40 Mart verdiente. Dafür mußte sie auch a cht Stühle bedienen. In Sachsen wird nur ein Stuhl bedient. Wir kommen auch mit dem alten Lug zusammen, einen von den tapferen Schneibern, die mit am neuen Kleid der Menschheit arbeiten. Als Gerhart Hauptmann das Material für seine Weber" sammelte, tam er auch nach Langenbielau, saß mit dem Schneider Lug zusammen und den alten Leuten, die mit gegen zwanziger stürmten.
Büftewaltersdorf im Eulengebirge gehört auch noch zum Kreis, aber es ist jenes Dorf in Schlesien , in dem 1864 der erste laffal. leanische Arbeiterverein gegründet wurde. 1864, das find 20 Jahre nach dem Aufstand der Weber gegen die Brüder Zwanziger in Peterswaldau , 20 Jahre, in denen die Maschinen langsam die Handwebstühle verdrängt hatten. Die Rebellen von Kaschbach, Peters. maldau und Langenbielau waren aus dem Zuchthaus entlassen: die Not der Weber war geblieben. Da machte sich eine Weberdele gation nach Berlin auf, um dem König das Bergelend zu schildern. Die Weber mußten vier Wochen warten, ehe fie empfangen wurden. In der Wartezeit sahen sie sich um in Berlin , tamen mit dem Ber liner Arbeiterverein und vor allem mit Lassalle zusammen. Sie lernten eine neue Welt fennen, ein neues Weltbild entschleierte sich ihnen, sprengte, als sie dann in ihre Dörfer zurüdfamen, die Enge In Langenbielau und auch in Peterswaldau stehen in der ihrer Täler, die dunkle Tiefe ihrer Wälder. Die moderne Arbeiter- Straßenflucht der Proletenhäuser, die von großen Gärten umhüllten bewegung faßte im hochindustrialisierten Eulengebirge festen Fuß. Villen der Fabrikanten. Auch die Villa der Gebrüder Zwanziger Die Unternehmer fofettierten mit dem Fortschritt, oder sie sehen wir. Sie ist von einer hohen Mauer umschlossen, große Bäume hielten es mit der Reaktion, und ob sie nun mit dem Fortschritt wachsen im Garten, die Fabrikgebäude schließen sich an. In der sie gehört dem fofettierten oder sich der Willkür verschrieben: das Elend der Weber herrschaftlichen Brennerei zum Grünen Gatter" waren wir auch. In der großen Stube, von blieb bis ins neue Jahrhundert hinein. Ab und zu erschütterten Fürsten Stollberg wo aus der Sturm begann, saßen einige Weber an den hölzernen grauenvolle Berichte die Ruhe Berlins . Der Reichstag lärmte ein wenig, die Regierung unternahm in den neunziger Jahren eine Not- Tischen. Ein alter, tauber Mann tam und bestellte ein großes Glas standsaktion in den Bergen und Tälern und schloß dabei alle Weber Korn. Die Wirtin führte uns in die alte Brennerei, sie ist abgeaus, die im Verdachte sozialistischer Gesinnung standen. In Büfte- riffen. Auch den großen Kachelofen in der Stube hat man abgewaltersdorf besuchten wir den 68jährigen. Oskar Schüß, den Agitator riffen, aber die Gaststube ift fonft unverändert. Von hier aus rollte der schlesischen Ebene und Berge. Er war in den neunziger Jahren der Donner, der eine ganze Welt aufhorchen ließ, der Donner, der noch der junge Schüß und von der Partei beauftragt, über die Ver- auch noch heute gehört wird, die Verfluchung der alten Welt: hältnisse zu berichten. Die Weber verdienten damals in der ganzen Ihr Schurten all, ihr Satansbrut, Woche 3 bis 4 Mart. Der Schütz schoß seine Berichte nach Berlin ihr höllischen Dämone, ab und schoß gut. Die Bartei fammelte für die von der Regierung verfehmten Weber.
Mit dem Alten fuhren wir über die Berge und durch die Täler. Er wußte viel zu erzählen aus jenem listenreichen Kampf, der von den Behörden mit Spitzeln und brutalen Machtmitteln geführt wurde; Bersammlungen wurden verboten, Säle abgetrieben, Arbeiter brotlos gemacht, die Redner und Redakteure verhaftet, führende Genossen ausgewiesen. Aber die Weber gaben nicht nach. Sie waren mehr als arm, und wenn sie ausschweifende Gelüfte hatten, tauften drei bis vier Mann für einen Groschen Kirschen und aßen gemeinsam davon. Als Schüß einmal die Freunde bei einem alten Weber sammelte, hatte er Bier und Zigarren kommen laffen. Das war ungeheuerlich. Und der Mann, in dessen Hütte fie jaßen, hielt eine Rede. Er hielt seine Rede nicht an Schüß, nicht an die Partei, nicht an seine Kollegen, er hielt eine Rede an feinen Tisch und sagte im breiten Dialett:
„ Du alter Tisch, was du wohl denfft, was dir heute passiert, somas hast du in deinen ganzen Jahren noch nicht erlebt."
Der Mann, der diese Rede hielt, ist schon lange tot, auch die alten Männer und Frauen von 1844 find gestorben, aber man trifft im Gebirge noch auf Weber, die als Kinder bei den alten Rebellen gespult haben. Die Zeitung der Weber hieß und heißt heute noch Der Proletarier aus dem Eulengebirge". Wie schön, ist das Gebirge! Liebliche fanfte Täler, wundervoll geschweifte Waldberge, in den Tälern die schindelgedeckten Hütten, in denen manchmal noch im Winter handgewebt wird. Da ist Raschbach mit der alten„ Wacholderschänke", wo Morig Jäger feine armen Freunde sammelte. Das Gastzimmer ist hell und freundlich, Blumen stehen an den Fenstern,
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ihr freßt der Armen Hab und Gut und Fluch wird euch zum Lohne!
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In dem neuen, angebauten Zimmer, es ist mit vielem Geweih verziert, die Abzeichen bürgerlicher Vereine sehen von den Wänden,
wird wohl kaum das Lied gesungen. Dort sigen die fleinen Herren, Birtin ist sehr stolz auf diesen Raum. Wir gehen bald und kommen die Meister, die Handlungsreisenden, die kleine Bourgeoisie. Die dann an die Fabrik von Zwanziger. Sie ist ein Romplex alter und neuer Gebäude, viele Stühle feiern, viele Arbeiter liegen auf der Straße, den Zwanzigern geht es nicht besonders gut, aber doch viel beffer als ihren Proleten. Ein Weber fommt aus dem Fabriktor und trägt einige Ballen Tuch auf den Schultern. Seine rechte Hand
ift verstümmelt.
3wanziger?" fragen wir und er antwortet: Ja, das ist die Fabrit von Zwanziger".
3wanziger?" wiederholen wir, maren das nicht die Dreißiger, von denen der Dichter Hauptmann geschrieben hat?"
Ja," sagt der Mann mit der verstümmelten Hand und blickt fich um, als befürchte er unsichtbare Lauscher.
„ Und haben sie sich gebessert, die Herren Zwanziger?" fragen wir weiter.
„ Die...? oh... die...?" antwortet er und wir wissen genug. Wir pfeifen leise: Hier im Ort ist ein Gericht...
Der Weber geht mit seinen Tuchballen weiter. Einmal dreht er fich um. Sein Gesicht strahlt. Er winkt mit der verstümmelten Hand. Mar Barthel
Schloime ihr eines Tages machbrüdlich. Es schide fich nicht! sagte| dem 3 Manegen und 4 Bühnen untergebracht find. Es wird gleich er zu ihr und zu dem Schlächtengefellen, sagte es vor den Ohren anderer Leute.
Im Herbst mußte Schloime, zum Einfauf neuer Waren, eine Reise in die Stadt tun. Er werde erst am anderen Tage wieder. fommen, betonte er beim Abschiednehmen. Nachmittags trat der Schlächtergeselle in den Laden: Einen Schmachtriemen! Seiner wäre ihm beim Inshausschleppen eines halben gemezgeten Ochsen zerrissen! Da die gebrauchten Lederwaren sich in der Kammer nebenan befanden, ging Rebettle mit dem Schlächtergesellen in das Halbdunkel. Dort pacte der Hüne die fleine Krämersfrau, hielt fie mit geftredten Armen wie eine Buppe eine Zeit lang in die Luft, riß sie an sich und füßte fie. Ob er am Abend zu ihr fommen dürfe? Nein!- Nur um ihr von seiner Wanderung übers Gebirge zu er zählen? Ihr Mann wäre doch fort und täme erst am Nein! Noch heut! nächsten Abend wieder! Man brauche ja das erstemal nicht gleich die ganze Nacht dazu. Zum Erzählen! Also Nein! Nein! Aber der Schlächtergeselle hatte fich schon aus dem Trödelraum durch den Laden ins Freie gelacht: Zum Erzählen. Zum Erzählen ( Schluß folgt.)
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heut abend!
Nein!
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Der größte Zirfus der Welt.
Der größte Zirtus der Welt befindet sich selbstverständlich in den Vereinigten Staaten und gehört den Nachfolgern Barnums, den Brüdern Ringling. Der Direktor dieses Riesenzirfus, Georg RingBrüdern Ringling. Der Direktor dieses Riesenzirtus, Georg Ring ling, weilt zurzeit in Kopenhagen , wo er dem Mitarbeiter einer führenden dänischen Zeitung einige Mitteilungen über sein gigan tisches Unternehmen gemacht hat. Bor 8 Jahren", erzählte Direttor Ringling, haben wir den Zirtus von Barnum und Bailen übernommen. Unser Zirkus befigt 700 Pferde, 40 Elefanten und eine große Menge anderer Tiere. Wir haben 1700 Angestellte; das Inventar umfaßt nicht nur Reisemagen, sondern auch Eisenbahnmagen, die sich während unseres Aufenthaltes in einer Stadt in bequeme Wohnungen verwandeln lassen. Der Zirkus spielt auf dem Lande in einem Zelt, in dem 15 000 Zuschauer Platz haben, und in
zeitig auf sämtlichen Bühnen und Manegen gespielt, wobei jede Nummer von einer Bühne auf die andere wandert und im Laufe des Abends also dreimal auf den Rundplägen und viermal auf den Bühnen aufgeführt wird. In New York wird natürlich in einigten Staaten dauert sieben Monate, die nur zum Teil in New einem richtigen Zirtusgebäude gespielt. Die Spielzeit in den BerYork verbracht werden. 5 Monate verbringt das ganze Personal am sonnigen Floridastrand, wo man sich ausruht und neue Nummern für die kommende Saison einstudiert." Zum Schluß erzählte Mister Ringling, daß der Weltkrieg die Zirkusarbeit nicht gelähmt habe. Seine größte Attraktion ist zurzeit ein See- Elefant, der 3% Tonnen miegt.
Self wann gibt es teine wilden Pferde mehr? Wilde Pferde gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr. Doch tamen fie noch im 16. Jahrhundert, jedenfalls aber ganz bestimmt noch im 15. Jahrhundert in den großen deutschen Waldgebieten vor. Wann das lezte wilde Pferd im Thüringer Wald erlegt wurde, fann nicht gesagt werden, da es hierüber fein eigentliches Material gibt. Daß die Waldgegend Mitteleuropas im Altertum aber von Rudeln wilder Pferde belebt gewesen, wird durch eine Reihe geschichtlicher Zeugnisse bewiesen. Auch später fehlt es nicht an Belegen für das Vorkommen des wilden Pferdes in Deutschland und in den von Deutschland östlich gelegenen Ländern. So bittet beispielsweise Gregor III. im Jahre 732 den Heiligen Bonifazius, den Genuß des Fleisches wilder Pferde nicht mehr zu gestatten. Doch ist es bekannt, daß noch um das Jahr 1000 die Bewohner von Sankt Gallen solches Fleisch gegessen haben. Im Jahre 1593 werden die wilden Pferde, die in den Bogesen lebten, ausführlich geschildert, und in Preußen jagte man noch zur Ordenszeit wilde Roffe, zu deren Erhaltung Herzog Albrecht im Jahre 1543 einen Schonungsbefehl erließ. Nach den neuesten Forschungen scheint es festzustehen, daß es sich dabei nicht um verwilderte, sondern um wirklich wilde Pferde handelt, von denen es zmei verschiedene Rassen gab: ein schwerer, großer langföpfiger, westlicher Schlag, und ein fleiner, furzföpfiger, öftlicher Schlag. Die legten Eremplare der legten Rasse sind erst um 1880 in Rußland erlegt worden, wo man diefes Pferd Tartan nannte