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Ein Mandat- 20000 Mark. W»e die Wirffchastspartei ihre �eichstagsmandate vergib� Folgende, für die politische Moral der sogenannten Wirt- schaftspartei überaus bezeichnende Ausführungen entnehmen wir derZtationalliberalen Korrespondenz": Die W i r t s ch a s t s p o r t e i, die sich im letzten Wahlkomps nicht genug daran tun konnte, olle anderen Parteien nach Kräften zu verunglimpfen und Über einzelne Kandidatenausstellungen die merkwürdigsten Geschichten in Umlauf zu bringen, hat sich selbst einen Kuhhandel geleistet, den man der Oefsentlichkeit nicht vorenthalten soll. Bei der Aufstellung der Kandidaten der Wirtschastspartci zum Reichstag ist im Wahlkreis Westsalen-Nord folgendes Ver­fahren eingeschlagen worden, um von vornherein einen mehr oder weniger friedlichen Ausgleich zwischen den ausgestellten drei Kan- didaten herbeizuführen, die sich gegenseitig den Rang ablausen woll- ten. Der Wahlkreis wurde in d r e i T e i l e geteilt und zwar nannte man die Bezirke Westfalen , Mittelsolcn und Ostsalen. Für jeden dieser drei Bezirke wurde ein Kandidat aus den gemeinsamen Wahl- Vorschlag gesetzt mit der Bestimmung, daß nicht die Reihenfolge aus diesem Wahlvorschlog nach der Wohl für die Erringung eines

3ean daques Rousseau der berühmte französische Schriftsteller, dessen Toi sieh am 2. Juli 1928 zum ISO. Male jährte. Mandats ausschlaggebend fein sollte, sondern daß derjenige Kandidat nach den internen Abmachungen der Partei als gewählt gellen sollte, der in seinem Bezirk die meisten stimmen aus sich vereinigt habe, und daß andere Kandidaten, die etwa auf dem gemeinsamen Wahlvorschlag vor ihm stehen sollten, dann aus ihr Mandat zu verzichten hätten. Um diesen Abmachungen den nötigen Rachdruck zu verleihen und ihre Durchführung nach dex Wohl sicher­zustellen, mußte jeder der in Betracht kommenden Bewcslier einen Sichtwechsel Über �20000 Mark bei der Parteileitung hinterlegen mit der Maßgabe, daß der Wechsel präsentiert würde, falls einer der Bewerber die vorstehend gekennzeichneten Abmochun- gen nicht innehalten würde. Dieser Fall hat sich nun tat- sächlich ereignet, da der Spitzenkandidat, cherr chester- mann sen., nicht in seinem Bezirk die meisten Stimmen ausbrachte. Er war also gezwungen, entweder den Wechsel über 20000 M. ein­zulösen oder aus sein Mandat zu verzichten. Da j)crr chestermann inzwischen nicht als Abgeordneter im Reichstag erschienen ist, darf man wohl annehmen, daß er in Ermangelung der 20000 Mark wohl oder übel aus seine Tätigkeit als Reichstags- abgeordneter verzichtet hat. An seine Stelle tritt ein Herr Hömberg. In diesem Zusammenhange liegt die Vermutung nahe, daß der Landtagsabgeordnete He st ermann, der Sohn des genannten Kandidaten, in ähnlicher Weise zu seinem Mandat gelangt ist, da auch er nickst die erste Stelle aus der wirt- schastsparteilichcn Liste seines Bezirks inne hatte.

Helene Grünberg ist am Sonnabend in Nürnberg im 5i. Lebensjahre durch ein trogisches Schicksal aus dem Leben geschieden. Ein schweres Nervenleiden zwang sie im Jahre 1924 noch zwanzigjähriger Tätigkeit im Nürnberger Avbeitersekretariat in den Ruhestand zu treten. In einem Anfall geistiger Depression sucht« sie den Freitod. Die Verstorbene isk auch in der Bertiner Arbeiterbewegung keine Unbekannte. Schon mit 22 Jahren trat sie in Berlin in ihrer Berufsorganisation, dem Verband d«r Schneider und Schneiderinnen, agitatorisch hervor, um sich später mehr der Frauenbewegung im allgemeinen zu widmen. Im Jahre 1902 wurde sie dann, als das Nürnberger Arbeitersekretariat eine weibliche Kraft einstellte, unter vielen Bewerberinnen gewählt und nach dort be- rufen. Als ihr ureigenstes Werk darf wohl die Gründung der Hausange st elltenorganisotion betrachtet werden, die allen Rückschlägen und Lästerungen zum Trotz durch das Wirken Helen« Grünbcrgs besonders in Nürnberg zu einer beachtlichen ge- werkschaftlichen Organisation emporwuchs. Politisch war Helene Grünberg mit gleichem Eifer tätig. Auf vielen sozialdemokratischen Parteitagen als Delegierte, jahrelang Mitglied der Kontrollkommission der Partei, war sie auch Mitglied der Nationalversammlung. Stets bereite Helferin und Beraterin der Armen und Unter- drückten, eine energische und unerschrockene Führerin, dankt die deutsche Arbeiterbewegung in unvergeßlichem Andenken der reichen Arbeit, die Helene Grünberg für sie geleistet hat. Die Aechtung des Krieges. Oer Keliogg-pakt vor dem Abschloß. Pari». 10. Juli. Wi« derMatin" zu wissen glaubt, ist es angesichts des Fort- schritts der Verhandlungen über den A n t i k r i« g s p a k t in der letzten Zeit sehr wahrscheinlich, daß in einigen Ägen die Regie- rungen, denen der amerikanische Dorschlag vorgelegt wurde, ihn unverändert annehmen werden. Es handelt sich, so schreibt das Blatt, dabei um Deutschland . Großbritannien , Frankreich und Italien und um die drei Mitunterzeichner des Locarnovertroges, also Belgien . Polen und die Tschechoslowakei . Es ist weiter zu erwarten, daß Kellogg , bevor er die Verhandlungen zum Abschluß bringt, eine Anzahl von Ländern außer den genannten mit seinen Plänen befassen wird, und zwar wird er sich voraussieht- lich an erster Stelle an ein großes neutrales Land wenden, das zvieder m den Völkerbund eintreten wird, nämlich Spanien .

Echönheitskonkurrenz.

Von Gerdland.

Da ist man in Halense«'gewesen oder am Sursürstendamm oder in einer jener anderen Gegenden der heuchlerischen Kultur, der speichelleckenden Moral. Man ist in einer Bor gewesen oder in dem snobistischen Vergnügungspark der feinen Leute oder in einem aufKaschemme zurechtgemachten Lokal", in dem dos Bier in Nacht- geschirren verabreicht wird, in dem die Luft verpestet wird von Staubwolken, die tanzende Schuhe aus dem teppichbelegten Baden stampfen, in das die reichen Parasitären und Edelhuren hineingehen, um«inen neuen Nervenkitzel zu haben, oder man ist in einem jener Eas�häuser gewesen, in denen mondäne Degeneration sich mit in- offizieller, damenhafter Prostitution vereint, oder in einem Nepp- kobarett in der Friedrichstraße (dos ist ja so egal...). Aber dann ist man vom Ekel gepackt worden, vom Ekel, der sich ergab aus der Gedankenlosigkeit junger Schnösel und frecher, dummdreister sogenannter Backfische, aus der Gier der mit Lust- greisen verehelichten, feisten Domen der Gesellschaft. Ja, man hat so einem kleinen, unbedeutenden, nichtssagenden, maßlos«inge- bildeten Mädelchen in die nüttlichen Augen gekuckt, man hat dann mit ihr gesprochen... Do man ober nun einmal nicht aus seiner Haut heraus kann und sich nicht diesem Tohuwabohu aus Cocktails und Seidenbeinen und Iazzgeplärr« und geilen Lüsten assimilieren will, hat man gehofft, bei diesem jungen Mädchen etwas, ein ganz- kleunvenig jugendlichen(also fortschrittlichen!) Geist zu finden. Sie ober hat gegackert wie oll« die alten, manirierden Puten. Und hat gelocht... Da hat man denn den devoten Kellner gerufen, jenen Prole- tarier, der dazu verflucht ist, im Frack die reichen Nichtstuer devotest zu bedienen(und doshalb zu uns gehört...). Und hat seine Zeckst: bezahlt. Und ist gegangen. Dann ist man mit dem Autobus ins Unberechenbare gefahren. Vorbei an den Straßen der Rossinements, vorbei an den vornehm- stillen Wohnstraßen der Kapitalisten. Und plötzlich schier unbe­wußt war man irgendwo ausgestiegen befand man sich in dem Viertel der Arbeiter, der Proletarier, der arbeitenden Bevölkerung der immensen Stadt. Man ging ohne Ziel. Glücklich, dem Trubel des Boulevards entronnen zu sein. Straßen, Straßen. Häuserfronten grau wie alt«, zerschlissene Kulissen,. Trüb sunzelnde Laternen. Hier und da ein Leidenmädchen. Hier und da zermürbte Gannoven, die Bammel hatten vor den Versteckten(das sind Kriminalisten). Und dann war man in der Ackerstraße. » Diese Ackerstraße ist die Straße, die die Salomnenschen, die sich anmaßen, sozial« Zustände zu kritisieren, soziale Problem« und eines der wichtigsten: die Kasernierung, Reglementierung, Kon- trolle der Prostitution zu lösen, als die Kehrseite der Stadt Berlin betrachten. So wie die einzelnen Teil« unserer in den Himmel protzenden, langsam verreckenden Stadt ihre Eigentümlichkeiten haben, so wie der Klirfürstendamm die Gegend der morschen G«- sellschastskaste ist, so ist die Ackerstraße die Stroh« der armseligen Vergnügungen, der. realen Drasttk(die einem denkenden Menschen tausendmal lieber ist als die verlogene Moral und die moralisierte. demoralisierende Verlogenheit). Und da ist ein kleines Lokal. Und

da ist in diesem kleinen Ackerlokal ein« Schönheitskonkurrenz... Dieses Lokal liegt im Keller eines alten, baufälligen Hauses. Alkoholdünste und Rauchschwaden schlagen dem Eintretenden ins Gesicht. Am verstimmten Tastenbrett sitzt«in verkommene» Indi- viduum und klimpert eine Melodie, zu der die alten, vermickerten Liebesrauen ein Lied plärren:... unn, wenn et zwelse schlächt, denn miss'n wo ackan jeh'n... und, wenn et«ensen schlächt. mit eenem ins Bette jeh'n..." Es gibt hier wahrhaftig auch so etwas wie ein Kobarett. Aber die Physiognomien der Gäste sind ungleich interessanter, als etwa die plumpen Späh« eines harmlosen Halbidioten, der ein Couplet trällert, das den schönen Refrain hat:Ich bin dos, du bist dos. wir sind alle dos..." Dos Publikum schert sich denn auch nicht sonderlich um diesen Kunstgenuß, sondern sucht und krakeelt. Auch kleine Kinder sind da. Sie haben Wasserköpfe und klein« oerkümmerte Körperchen, die aus Rachitis schließen laflen. Und dann beginnt die Schönheitstonturrenz. Oh, Schönheit! Oh, kindlich rührende Bogrisssverschiebung. Oh, trostlos bizarr« Euphemie . Man ist versucht, ans Telephon zu gehen, um Richard Eichberg oder Friedrich Zelnik anzurufen oder«inen anderen Könner des Films. Hierher müßten sie gehen, wenn sie Komparserie brauchen für ihre lebensechten Filme, hierher, wo die Komparserie der Menschheit, der Auswurf einer gigantischen Stadt sich Stelldichein gibt zu einer unsagbar trübsinnigen, unglaublich armseligen, un- beschreiblich trostlosen Fröhlichkeit. Schönheit! Ja, es sind auch schöne Frauen da. Schön sind sie, auch wenn man weiß und obgleich man weiß»der gerade weil man weiß?!, daß ihre Schönheit ihre Existenz Ist, daß ihre Schönheit sie zu ihremGewerbe" bestimmte, denn sie waren Pro- lctenmädchen und waren arm und ihre Schönheit besohl ihnen mit unwiderstehlicher Gewalt, sich aus dem Qualm der Fabriken heraus- zufehnen in das große, gotterfüllte Leben. In jenes Leben, dos sie scheu sich erträumten: Kurfürstendamm . Kavalier, Gesellschaft... In jenes Leben, das sie nun in der Ackerstraße noch schön finden, in dem sie, noch erfüllt von einer gewissen Scham, noch erfüllt von jenem Funken, den die DichterSeele" nennen, vegetieren. Schönheit! Ja, wenn nur dieses stereotype Lächeln nicht wäre. dieses armselige, liebedienende Lächeln... Die Nacht ist vorgerückt. Die Stimmung ist gestiegen. Di« Arbeitslosen haben sich betäubt, und die kleinen Kinder wimmern im Schlaf. Die Frauen stehen auf den Tischen. Die Jury beröt. Die Wohl wird getroffen. Und die erkürte Preisträgenn bekommt«ine Pulle Kümmel , eine Leberwurst, eine Schachtel Zigaretten. Sie ist die Königin der Ackerstraßcnschönheiten. e- Der Morgen graut. Man geht hinaus. Die Laternen glimmen noch. Und man denkt an das elegante Mädel im Kursürstendomm- rase und an das junge, unkeusche, entheiligte, urifchuldige, lieben». werte Weib, dos die Gannoven und die Ackerdirnen, die Letzten der großen Stadt Berlin , mit ihren Gaben beschenkten.

Kommunistischer Hofklatsch oder: Wie lebt die Dame? Di«Rote Fahne" bringt einen Artikel von Slang mit der Ueberschrist:Wie lebt die Dame?" Von der Morgenmanikure bis zur Abendgesellschaft ist der ganze Tag in Schlafen und Essen, Schön- heitspslege, spielige und kostspielige Liebhabereien eingeteilt, von der Sorge um Schminke, Lippenstift, Reispuder und elektrische Massage überschattet. Mit Recht stellt dieRote Fahne" das Drohnenlos des Luxusdämchen an den Pranger, vergleicht damit den durchsorgten, durchschusteten, freudlosen Arbeitstag der Proletarierin. Di« sozio- listische Presse hat mehr als einmal den gleichen Luxus geschildert, dieselben Vergleiche angestellt, um die Bourgeoisie und ihr« christ- liche Bescheidenheit zu kennzeichnen. Wer aber glaubt, daß die Kommunisten mit ihrer Anklage den gleichen Zweck verfolgen, der irrt sich gewaltig. Hier wie überall gilt ihr Kamps einzig und allein der Sozialdemokratie. Deshalb bliebe das Bild des Luxus- weibchens für sie ohne rechten Sinn und Zweck, wenn es sich nicht irgendwie gegen die Sozialdemokratie verschieben ließe. Und so be- ginnt denn der Artikel mit folgenden Sätzen: In diesen festlichen Tagen. wodieFrauenvonvierein- jachen, ehrlichen. sozialdemokratischenArbeitern plötzlich und unerwartet zu Reichsmini st ersgattinnen be- fördert wurden, ist es von doppeltem Interesse, zu wissen, wie die Dame der Gesellschaft wohnt und lebt. Wie leicht könnte es sonst der Fra» Reichskanzler Müller passieren, daß sie die Nachtcreme am hellerlichten Tage ans die Backen streicht und den Lippenstift al» Zahnstocher benutzt!" Sehk"ihr, der radikale Schmook kann alles! Er geniert sich nicht einmal, die Frau eineseinfachen, ehrlichen Arbeiters" in diesem verleumderischen, verächtlichmachenden Zusammenhang zu nennen. Aber es kommt noch besser. Die Schmiererei schließt: So leben sie alle Tage, die Damen, in deren Kreis d i e Frauenoonviere infachen, ehrliche n.sozioldemo- kratischen Koalitionsmini st ern ihren siegreichen Einzug geholten hoben." Lassen wir den Kommunisten dos blödsinnige Vergnügen, solche gequälten Zusamnkenhänge zwischen dem Luxueweibchen des Ber - liner Westens und Frauen sozialdemokratischer Führer zu kon­struieren. Aber worum in die Ferne schweifen? Wenn Kommu- nisten sozialistische Frauen derart beschimpfen wollen, haben sie doch die Beispiel« viel näher! Die Frauen derSowjetleut« sind schon mehrfach wegen ihrer luxuriösen Aufmachung der Gegenstand öffentlichen Interesses gewesen. Di« Frau de» bolschewistischen Aul- tusministers Lunarscharsii wird in bürgerlichen Blättern immer wieder abgebildet als eleganteste, mondonst« Frau Rußlands . Und mehrfach photographiert wurden in bürgerlichen Blättern Frauen kommunistischer Radikalinskis, wie der Filmstar Erna Morena , der doch sehr fest mit der kommunistischen Partei ver- bunden ist. Oder als aus der Kölner Presso die Sowjethall« er- öffnet wurde und die kommunistischen Gastgeber für die Vertreter dersotten Bourgeoisie" ein feudale» Gastmahl anrichteten, da waren die Damen all dieser Herren wirklich nicht in Flanell gekleidet. Ganz abgesehen von der Eleganz der Damen des Mas- kauer Kremls. Seitenlang könnt« man Bilder zeigen, auf denen die Leser der kommunistischen Presse die hochgestellten Frauen ihrer Oberbonzen im Glanz mondänster Eleganz bewundern könnten. Aber wir»er-

zichten daraus, un» mit den Mitteln kommunistischen Hofklatsches und kleinlicher Topfguckerei die Agitation bequem zu machen. Wir wollten mir wieder einmal an einem Beispiel festhalten, in welch heuchlerischer, verlogener Weise unsere Mostauer ihren Kampf gegen die Sozialdemokratie führen. J. S. Grabmal des unbekannten Soldaten. (Theater am Kurfürstendamm .) Nach längerer Pause nimmt eine Berliner Bühne wieder Paul R a y n a l sGrabmol des unbekannten Soldaten" in ihren Spiel- plan auf. Diesmal ist es das Theater am Kurfürstendamm . Di« Regie führt Theodor T a g g e r. Das Drama hat nichts van feiner Wirkung verloren Raynal schreibt eine glühende Anklage gegen den Krieg. Im Grunde ein einziger Monolog, den einer der vielen hält, ein Mensch, der als Symbol des Soldaten gelten soll. Aber neben diesem Haupr- thcma erklingen andere Motive. Raynal verfugt über ein differen- ziertcs Orchester der Sprach«. Die Dichtung ist zu reich, um aus einen einzigen Nenner auszugehen. Ueberschneidungen finden statt, lieber- lagerungen der Problem«. Der Krieg löst andere Fragen aus: alte und neue Generation, Mann und Frau, Mensch und Schicksal sind ein paar von ihnen. Hinter dem einmaligen Erlebnis des Krieges stehen ewige Mcnschheitsdinge. Je mehr Distanz zum Kriege gewonnen wird, desto weniger betont enscheint das Einmalige, desto stärker tritt dos Symbolisch« der Diclstung hervor. Und weil inan Abstand gewonnen hat, bewundert man auch den virtuosen Techniker Raynal , den großen Gestalter. Raynal ist Beherrscher der dramatischen Form, ein Meister der Kon- zentration, des dramatischen Ausbaues und de? Dialogs.Das Grabmal des unbekannten Soldaten' ist ein Gedankendrama, aber Raynal übersetzt die Gedanken ins Bildhafte, verleiht ihnen eine klare, sprachliche Form Rur drei Menschen treten aus, drei getrennte Welten, die ein Schluß miteinander verschmelzen. Tagger läßt aber drei ver- schieden« Stile spielen. Robert Müller ist anfangs von ruhiger Geschlossenheit, gerät dann jedoch in Iombenraserei und kann nicht die Wandlung der Figur glaubhaft machen. Erika Burgin, sehr zart, sehr schmiegsam, mit ousdrvcksuvllem Gefühl mrd innigem Ton, beherrscht vorläufig nur die Koutilene des Schmerzes. Es bleibt Ernst Günther Körchow, der für die anderen voll entschädigt. Gebändigt in Geste und Wort, mit einem Minimum an Mitteln ar­beitend, entsteht ein Leidender. Zerwühlter, Glücksuchender hinter der Maske des Willensstärken Weltmanns. Lelix Leberrei. Sprungbrett der Liebe. (Kleines Theater.) Das Kleine Theater dekoriert mit einem Doppelbett. Run fft die wichtige Frage zu entscheiden, ob ein legitimer oder ein illegi- timer Herr diese» Hochzeitslager besteigen wird. Denn«» zeichnet als Verfasser des Lustspiels Herr Sablons, ein Franzose, der gern unmoralisch sein möchte. Das Duell zwischen dem legitimen Herrn Henri(Z e s ch- B a l l o t) und dem illegitimen Herrn Gaston (Franz Schasheitlin) entscheidet sich zugunsten des legitimen Gatten. Zentrum dieses Doppelbettes ist Fräulein Christel Storni. Sie spielt so lustig, daß man im Kleinen Theater begeistert für sie Partei nimmt. M« Hochdorf.