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(27. Fortsetzung.) Manderton schüttelt« den Kopf und deutete auf das Blut vor dem Mund, aus dem winzig« Lustbläschen aufftiegen. „Lunge," sagte er kurz. Er sprang nach vorn, brachte sein« Schulter unter den Wagen und versuchte mit aller Kraft ihn aufzuheben Aber er rührte sich nicht. Nur ein dumpfes Stöhnen kam unter dem Blech hervor. Der Verunglückte öffnete die Augen. „Hob wohl die Wegbiegung— verfehlt," flüsterte er und ver- suchte zu lächeln. Dann murmelte er:„Ach Gott— mein« Brust!" und stöhnte von neuem. Ein flackernder Lichtstrahl drang durch die Hecke. Das Geräusch von Fußtritten und Stimmen auf der Straße wurde hörbar. Gleich darauf erschienen zwei Männer am Ende des Feldes und rannten mit geschwungenen Laternen herbei. Ihre Kleidung war unvoll- ständig, un» offenbar waren sie beim Lärm des Unfalls eben aus den Betten gespuizgen. „Weg mit der Laterne!" schrie Monderton.„Es ist sa alles voll van Benzin. Und dann kommt her und halst mir, den Wagen aufzu- heben. Er liegt dem Mann da auf der Brust." Er zeigte den Leuten, wie fie's machen sollten und beugte sich selbst herab, um die regungslose Gestalt herauszuziehen. Dann ein gleichzeitiges„auf!" der beiden Männer, der Wagen hob sich«in Stück, und Manderton, der auf dem Boden kniete, hatte den Ver- unglückten in den Annen. Boulot wunderte sich, mit welch fast zärtlicher Sorgfalt der plumpe Mensch mit ihm umzugehen verstand. Als wäre er«in« Mutter, die ihr Kind betreute. Der Fremde schien bewußtlos. Bon Zeit zu Zeit stöhnt« er, und jedesmal erschien eine blutige Blas« vor seinem Mund. Sein Atem kam pfeifend aus der Brust, und seine Aug«nttder zuckten. Manderton winkte einen der beiden Männer heran. „Wohnen Sie hier in der Nähe?" fragte er.„Wir müssen ihn irgendwohin bringen, wo er bequem ruhen kann, bis der Arzt kommt. Lang wird's mit ihm nicht dauern." „Unsere Farm ist gleich über der Straße drüben," antwortet« der andere.„Das wird das best« für ihn sein. Und dann lausen wir gleich noch dem Doktor im nächsten Dorf..." .„Mein Freund bringt Sie im Auto hin und kommt mit dem Arzt zurück." Der Inspektor warf Eranmore einen fragenden Mick zu. „Natürlich!" murmelte der Makler versonnen und wandte lang- sam seine Augen von dem grauen, oerzerrten Gesicht des Der- unglückten. Der eine der beiden Farmer hatte mittlerweile ein paar Bretter hergejchleppt, während der andere mit Eranmore zur Straße hinab- eilte. Vorsichtig hoben sie den Fremden auf die improvisierte Bahr«. Die Bewegung schien ihn wieder zu sich zu bringen. „Wenn ich die Straße gekannt hatte!" flüstert« er.„Guter Gott <— daß das nun das Ende sein soll..'.!" Durch ein Gatter in der Eibenheck« trugen sie ihn ins Haus und betteten ihn auf eine Polsterbont im Wohnzimmer. Der Farmer ging in die Küche, um Wasser zu wärmen. Manderton und Boulot zogen sich Stühle herbei und setzten sich neben dem Lager nieder. So warteten sie schweigend auf die Ankunft des Arztes. Nichts war zu hören als das angestrengte Atmen des Sterbenden, dos Ticken der llhr und hin und wieder der Klang eines Schrittes aus dem anstoßenden Zimmer. Dann sah Boulot plötzlich, daß Nomon die Augen öffnet« und sie beide anblickte. Auf seinem Gesicht erschien ein geisterhaftes Lächeln. „Da seid ihr ja!" Es kam kaum hörbar aus seinem Mund. „Wie das Atmen wehtut! Hat keiner von euch ein bißchen Morphium--?" Er brach keuchend ab: der Schweiß stand in kleinen Tropfen auf seiner Stirn. „Der Arzt muß jeden Augenblin' kommen" sagte Manderton. Der Verwundete nickte. „Bielleicht kann er mir was geben, daß ich ohne solch« Schmerzen reden kann. Dann werden Sie was erleben! Nicht wahr, Boulot?" „Sie kennen meinen Namen, Flagg?" „Freilich. Kenn« alle die Kanonen..." „Das ist Inspektor Manderton von der englischen Polizei." Wieder versucht« der Sterbende zu lächeln. „Freut mich, Ihr« Bekanntschaft zu machen. Aber ich fürchte— es ist zu spät." Draußen wurde ein Schritt hörbar, die Tür flog zurück, und der Farmer trat n«t einein kleinen, dicken Mann ein, der ein« schwarze Tasche in der Hand trug. Jim Era innere folgte. Sie zogen sich ans Fenster zurück, während der Arzt den Rock auszog, sich die Hände wusch und an die Untersuchung machte. ■»Iis er sich wenig später zu den drei Männern gesellte, war seine Miene bekümmert. „Keine Hofsnung." sagt« er.„Die Brust ist gequetscht und di« Lunge verletzt. Kaum, daß er die Nacht überleben wird. Ich habe ihm Morphium gegeben, und er wird bis zuletzt nickst viel zu leiden haben. Wenn Sie mit ihm sprechen wollen..." Die drei Männer traten an das Lager. „Flagg," sagte Manderton freundlich,„wollen Sie uns mit- teilen, was Sie über das End« von Carmen Eranmore wisien?" Langsam schlug Ramon die Augen auf, in denen schon der Tod geschrieben stand. „Freilich will ich, Inspektor." Sein« Stimme erhob sich kaum zu einem Flüstern, aber sie war deullich. und sein Bewußtsein schien klar. Mit schwachen Fingern nestelt« er an seinem Hemd. „Fahren Sie da mit der Hand herein— und tm Futter der Weste ist eine Tasche..- da drin.. Manderton zog ein langes, schmales verschnürtes Päckchen her- aus und öffnet« es auf einen Wink de» Sterbenden. Ein wunder- volles Diarnantenholsband funkelt« in feiner Hand. Ein klägliches Lächeln spielte um Ramon« Mundwinkel. „Mit mir ist's aus. Ich Hab mich nie viel um Religion oder solche Sachen gekümmert, aber mit einer Lüg« möchte ich auch nicht sterben. Was ich Ihnen jetzt erzähle, ist die Wahrheit! Die ver- wünschten Stein« in Ihrer Horst» haben mich so weit gebracht. Hören Sie zu! Carmen war mein Weib. Ich lraf sie auf der Kunstschule. Damals war ich verheiratet und schon bekannt als der geschickteste Juwelendieb in den Vereinigten Staaten . Auch in Europa war ich gewesen und hatte einige große Fischzüge gemacht... In Paris fand ich heraus, daß ich Talent zum Malen hatte, und est»
Künstler, den ich kannte, redet« mir zu, mich draizzuhalten. So kam ich in die Kunstschul«. Alles ging damals so furchtbar leicht. Aber Carmen wußte nur von der einen Seit« meines Lebens, auch nicht, daß ich schon verheiratet war... Ich hatte auf die Scheidung gerechnet, um Carmen heiraten zu töimen. Aber im letzten Augenblick weigerte stch mckine Frau. Weiß Gott , daß ich's mit Carmen ehrlich meinte! Aber ich konnte sie nicht aufgeben, al» mich mein« Frau nicht losließ. Sie war so süß und so rein... hätten wir uns früher getroffen, so würde alles anders geworden sein...
„Ich furchte, es ist zu spät." Unser« Heirat hielten wir geheim. Ich sagte ihr, es müsse so sein, und das arme Ding hatte solches Vertrauen in mich! Jeder von uns behielt sein Atelier, und niemand erriet etwas. Bon Zeit zu Zeit gab's einen Schlag in einem Hotel, einen sicheren Diebstahl oder etwas Aehnlichcs. Als ich Carmen heiratete, wollt« ich das alles ausgeben, aber wenn man einmal drin ist... Drei Jahre lang waren wir sehr glücklich. Ich blieb beim Malen, weil ich Freud « dran hatte, und dann mußte ich doch auch Carmen was vorweisen können für dos viel« Geld, das ich nach Haus brachte. Dam» faßten sie mich wegen dieser Pittsburg -Geschichte.. Ramon schwieg einige Sekunden und rang noch Atem.
„Ich tat's wirklich nur des Sportes wegen, denn ich wußte, daß solche Steine schwer zu verkaufen sein würden. Kein Hehler in New Aork wollte damit etwas zu tun haben, weil die Versicherungsgesellschaften Hölle und Teufel in Bewegung setzten. So versteckte ich einstweilen die Halskette in einen» ausgehöhlten Fuß des gelben Diwans, auf den» Carmen zu schlafen pflegte. Ich war sicher, daß sie sich niemals davon trennen würde, war er doch unfer Hochzeitsbett. Brady faßte n»ich in New Dork. Meine erst« Frau verriet mich an di« Polizei. Das hätte ich ihr oerzeihen können, ober sie brachte di« Sache mit Carmen heraus und erzählt« ihr von meiner früheren Heirat. Doch dos alles erfuhr ich erst neulich, als ich aus dem Zuchthaus kam. Carmen besucht« mich im Untersuchungsgefängnis. Nie werd ich diese Zusammenkunft vergessen. Jetzt weiß ich, daß sie damals von meinem Betrug wußte, ober sie sprach kein Wort darüber. Kein« Silbe des Vorwurfs weder über mein Betrogen gegen sie, noch wegen des Lebens, das ich geführt hatte. Ruhig und prakttsch wie immer erzählt« sie mir, daß sie einen Rechtsamvalt zu meiner Verteidigung genommen hätte. Dann ging sie, und ich Hab sie nicht mehr gesehen bis vor einigen Tagen in Quoyres Atelier..." Seine Stimme wurde immer schwächer. Offenbar war das Ende nah«, ober in seinem zerquetschten Körper»var ein Borrat von Lebenstrast, der ihn noch aufrecht hielt. Sein« Hände griffen unruhig umher. „Wie dunkel es wird!" murmelte er, und ein« gequält« Angst trat in seil»« Augen.„Will's dem» gar nicht Morgen merden?..." Der stumpfe, graue Ton des ersten Tageslichtes begann vor dem Fenster aufzudämn»«rn. Ein leichter Wind schaukalte di« Blüten- zweige draußen im Garten. „Acht Jahr« gaben sie mir," fuhr di« flüsternde Stimme fort. „Nie zuvor»var ich im Gefängnis geivefen und glaubt«, ich ivürde wahnsinnig werden. Für Carmen hatte ich gelebt, und Carnren lvar nicht da... „Sie kam niemals wieder. Sie schrieb nicht, und mein« Briese an sie erhielt ich uneröffnet zurück. Ich konnte nicht daran glauben, daß sie mich aufgegeben hätte! Und ich wußte nicht, was aus ihr geworden»vor. Acht lange Jahre... acht Jahre einer Qual.. Das war»nein« Straf «, weil ich das Spielzeug einer fetten Dame... Dann war's überstanden, und sie»varfen mich heraus ohne«inen Pfennig, ohne irgendein« Aussicht, nur mit meinen Erinnerungen an die Vergangenheit. Mein Entschluß war gefaßt. Ein ganz großer Spitzbub«»sollte ich»Verden , und das Halsband sollt« mir dazu behilflich sein! Mein« Frau erwartet« mich am Gefängnistor. Sie erzählt« mir, »vas si« getan hatte. Ich verwünschte sie für das, was sie Carmen und mir angetan hatte und ließ sie dort auf der Straß« stehen. Ich mußt« Carmen finden, mußte»Bissen, ob sie mich lvieder aufnehmen würde... Wenn nicht, blieb immer noch das Halsband,.. Ich suchte in New Port nach ihr und erfuhr, daß st« nach Eng- land gegatrgen war. Aber»»»eitere« konnte ich nicht herausbringen. Dann hörte ich zufällig, daß Quoyre, der auch an der Kunstschule gervesen»var, sich in London aufhielt. Sa fuhr ich nach England. lFortletzunq folgt.)
WAS DER TAG BRINGT.
Nichts für die Finger. Von einem Leser erholten wir folgenden Spruch, der in der früheren deutschen Proviirz Posen zu lesen»var: Für jeden Fuß sei jeder Gang, Für jeden Müden jede Bank. Für jedes Auge jede Blum«, In diesem schönen Eigentum«. Für Herz und Sinn ich alles ureih« dir, Doch»tichts ist für die Finger hier. -4os dem Landtag. Christlichnationale Bauernbündier, Welsen, Aufwertter und etliche Völkisch« haben sich im Reichstag zu einer„Arbeitsgemem- schaft" zusammengeschlossen. Führer dieser eigenartigen Gruppe ist der Gras Posadowsky. Neulich wurde Posadoivsky von einem Kollegen gefragt, wie denn eine Fraktion mit solch widerstrebenden Interessen überhaupt arbeiten könne? „Ach," meinte Posadorvsky lächelnd,„wir verstehen uns ganz gut!— Politik treiben wir ja nicht!--" (Aus dem„Wahren Jacob".) Wälder auf dem Boden der Ostsee . Die Wissenschaft vermutete schon Immer, daß irgendwo im Gebiet« der Ostsee , heute unter dem Wasser, in der Zeit der ältesten Braunkohle, im sogena.rnten Eozän , di« Nadelwälder gegrünt haben müssen, denen wir das versteinerte Harz, den altbekannten Bernstein, verdanken. Man hat bisher von den Bäumen selbst im Ursprung- lichen Waldverband nichts gefunden, sondern nur einzeln« Holzstück«, die mit dem Bernstein verwachsen»oaren. Auch an manchen Stellen der deutschen Nardseeküste kann man zurzeit der Ebb« Waldrest« erkennen, die infolge ständigen Sinkens der Nardseeküste der letzten 2000 bis SM) Jahre unter dem Wasser liegen. Und nun hat di« geologische Wisie.ischast südlich der Insel Born Holm in 80 bis 100 Meter Tief« Reste größerer Nadelwaldungen nachgewiesen, die am Grunde der Ostsee vorhanden sind. Man kam durch Treibholz zu dieser Entdeckung. Es wurden mächtige Stämme schwimmend gefunden, die nicht von den Küstenwäldern der Jetztzeit stammen konnten, und«s stellt« sich heraus, daß st« südlich von Bornholm von untergegangenen Wäldern stammen. Noch in der jüngsten Steinzeit Hot also hier Land bestanden. Di« Ostsee muß damals von viel kleinerem Umfang« gewesen sein. Diese Tatsache unrd noch durch folgend« kürzlich gemacht« Entdeckung bestärkt. Auch an der Ostküste von Schleswig haben Tiefseeuntersuchungen die Rest« von Waldbeständen unter der Ostsee nachgewiesen. In der Mb« des Leuchtturms von Falshöft ragen die Baumreste aus dem Wasser heraus. Man hat erkannt, daß es sich um Rest« von Fören und Kiefern handelt, die zum Teil steinhart geworden sind. Diese Wälder ziehen sich unter dem Meer« südlich der Flensburger Förde hin bis nach dem breiten Grimd der Insel Alfen.
Charakterdeutung nach den Beinen. Nach«in« Londoner Tageszeitung ist es einem gewissen Mister Prevost« gelungen, äußerst genaue Charokterdeutungen nach den Formen der Beine auszuführen. Nach der Meinung des Herrn Prevofte oerraten im allgemeinen hohe schlanke, aber doch gut pro- portioniert« Bein« größte Intelligenz und Schönheit. Dicke, kurze Beine zeigen gutmütige und fleißige Personen an. T-Beine sind ein Zeichen der Bequemlichkeit, während dünne Geiz bedeuten. O-Beine. wenn nicht zu geichweist, sogenannte Romanbeine. so b«- nannt, weil si« auseinandergehen und wieder zusammen kommen, sind Draugängerinnen zueigen. Dagegen gehören gleichmäßige, dünn« oder dicke, sogenannte Streichholz- oder Säulenbeine, ge- wissenhaften Charakteren, die zuweilen notorische Nörgler sein können. Da der Gang gcwissernrohen für die Deutung mit einbe- griffen werden muß. geHort einige Uebung dazu, um immer das Richtig« zu treffen. Die Männer bleiben leider von der Deutung des Mister Prevoste verschont, da sich deren Beine unter Korkzieher- oder gebügelten Hosen oerbergen. Tödliche Fuchsjagd. In Lille wollten zwei Jäger einen Fuchs zur Strecke bringen, indem sie trockenes Reisig anzündeten, um ihn auszuräuchern. Der Fuchs hatte sich in eine Höhle gejllichtet. Der Wind trieb aber den Rauch auf di« beiden Jäger zu, die bald bewrißtlos niedersanken. Man fand beide später tot auf. der Fuchs war entkommen. Leuchtturmwärters Tod. Als der Dockmeister Thomas Jones sich zum Dienst nach dem Leuchtturm L l a n e l l y am Kanal begeben wollte, erschrak er: das Licht war erloschen. Sofort begab er sich in den Leucht- türm, im Lampenraum fand er den Leuchtturmwärter toi vor. Er »var einem Herzschlag erlegen. Sein Ted hätte schwere Folgen für die Schiffahrt haben können, glücklicherweif« kannten die Kapitän« zioeler Schiff«, die sich dem Pier von Aonelly näherten, die Ein- fahrt sehr genau und fanden ihren Weg auch ohne das Licht des Leuchtturms. Schlechte Rosenernte. Der strenge Winter und der nachfolgende kalt« Frühling habe» viel« Rosenkulturen in Bulgarien vernichtet oder stark eingeschränkt. Im Jahre 1SS7 tonnten 6000 Tonnen Rosen für die Herstellung von Parfümerien geerntet»rerden, in diesem Jahre dürfte die Ernta um 30 Proz. geringer feilt Carusos ffinterlassenschatt Nach einer offiziellen Auistellung der amerikanischen Steuer. behörde beläust sich d!« Hinterlassenschaft des verstorbenen Tenors Enrico Caruso auf 1333137 Dollar. Davon sind allerdings nicht unbeträchtlich« Schulden abzusetzen, die in New York allein 262618 Dollar betragen. �