7kr. 323» 45. Iahrgang Mittwoch, Juli il 92»
Verfassungstag- Eine Kundgebung des Reicht Sicherlich war es bei der Kundgebung de« Reichs- bantlers Schwarz-Rot. Gold, die gestern abend aus dem Gendarmenmorkt ftattsand. durch die kürze der Zeit nicht möglich gewesen, eine grobzügige Propaganda zu entfalten. War doch die Erklärung de« Reichskanzler«. Genossen Hermann Müller , dab unter den vorlagen, die da» neue Kabinett dem Reichstage vom 20. Mai vorlegen würde, sich auch der Entwurf über die Erhebung des ll. August zum Rationalseiertag befände, erst vor wenigen Tagen erfolgt! Trohdcm war der Gendarmen- markt gefüllt. Der Redner schaute von der historischen Tribüne, von der au« vor sechs Jahren unser verstorbener Ebert sprach, herab auf Massen, die gekommen waren, um für die Republik Zeugnis abzulegen und zu sagen, daß der Gedanke von Weimar im deutschen Volke feste Wurzel gefaßt Hot. Immer neue Kolonnen von Reichsbannerkameraden marschierten heran, immer wieder hört« man die Lieder und Märsche, die heute schon Gemeingut aller deutschen Republikaner geworden sind: In Kümmernis und Dunkelheit Da mußten wir sie bergen, Jetzt haben wir sie doch befreit, Befreit aus ihren Särgen! Schwarzrotgold hat sich durchgesetzt, das sah man gestern wieder, und der Masfenanmarsch auf dem Gendarmen- markt bewies, daß die Republik sieht und daß gerade die Berliner fest entschlossen find, die neue Staatsform allen Anfeiw- düngen der Reaktion zum Trotz zu verteidigen und zu schirmen. Die Fahnenträger marschierten auf, ein imposanter An- bkick. Dann spricht, oft von stürmischem Beifall unterbrochen, der Gauvorsitzend« de» Reichsbanner» Schwarz-Rot-Gold, Genosse Stelling. ''.meradenk Sie sind der Parole gefolgt und hier zusammen- gelt um noch einmal zu mahnen, noch einmal zu fordern: V e r- faii�.igstag muß Nationalfeiertag werden! Wir hören die Stimmen, die da sagen: Noch ein nener Feiertag? Wir aber wollen nur, daß endlich der Tag gefeiert wird, den wir im herzen und mit unseren Kundgebungen schon seit Zahreu zum Rakionalselertag gemacht haben. Wir wollen, daß endlich die Idee der Rc- p u b l i k, die in der Weimarer Derfassung oerankert liegt, bekräftigt wird dadurch, daß der Tag, an dem diese Verfassung dem Volke ge- geben wurde. Feiertag ist. Di« Weimarer Derfassung ist heute kern Stück Papier mehr. In jahrelanger Arbeit haben die Volk», vertrete? und mit ihnen hunderttausendevonReichs- bannerkameraden am Aufbau der Republik mit» gearbeitet. An der Republik allein Hot sich das deutsch« Volk nach der entsetzlichen Niederlage ISIS wieder aufrichten können. Wir wifien, daß die deutsche Reichsneriassung in Rotzeiten entstanden ist und auch«in» Reihe Mangel enthält. Sie ist verbesserungsbe. . dürstig. das hoben wir in dsn letzten Jahren mehrfach betont. Wir wären aber zufpsden, wenn zunächst einmal alleParagraphen dieser Bersassung durchgeführt würden. Um dieses Wert von Weimar in die herzen der Staatsbürger einzuhammen«, wollen wir. daß dieser Tag Nationalfeiertag werde. In später Abendstunde haben sich heute die Volksvertreter mit der Vorlage des Reichsinnenministers Severing beschäftigt. Roch langen Reden wurde die Vorlage an den Rechlsausschuß verwieseu. <Etürmisches Pfui?) Wir wollen noch nicht Pfui rufen, wir wollen noch abwarten, wie der Rechtsausschuß sich zu dieser Frage stellen wird. Ich hosse, und mit mir alle überzeugten Republikaner, daß die heutigen Reden im Reichstag vielen Abgeordneten die Augen geöffnet haben. Die deutschnationalen Abgeordneten verlangten, daß zum mindesten erst ein Gedenktag für die
Nationalfeiertag? banners Gchwarz-Rot-Gold. Gefallenen des Weltkrieges geschaffen wird. Wir sind nicht gegen einen solchen Tag. Aus den Reihen der Volksschichten, die heute im Reichsbanner zusammengeschlossen sind, sind die größten Opser während des Krieges gebracht worden. Wären heute diese Gefallenen unter uns, sie würden uns sicher sagen, daß ee bc- schämend für die deutsche Republik ist, daß nach neunjährigem Be- stehen noch immer kein Versassungstag gesetert wird. heute abend richten wir mit dieser Massenkundgebung und mit all den Kundgebungen, die wir im Reiche veranstalten, einen letzten dringlichen Appell an die Volksvertretung. Mit aller wünschen?- werten Deutlichkeit wollen wir noch einmal erklären, daß das deutsche Volt in seiner übergroßen Mehrheit den Wunsch hat, daß der Tag, an dem Deutschland durch die Annahme einer neuen Verfassung zu einem freien Volksstaot geworden ist, gefeiert werden muß. Wann für Wann werden wir an», da«» sich om eine Machkstage handelt, diesen Tag erkämpfen und erzwingen. Auch wenn der Reichstag dieses Gesetz gegen den Willen des Volkes nicht durchbringt/ werden wir uns diesen Tag als Nationalfeiertag erobern. Es ist ein« ideale Sache, für die wir die herzen und Köpfe und die deutsche Jugend begeistern. Begeistert stimmten die Massen in da» hoch auf die deutsche Republik«in. Die Reichsbannerhymne wurde noch einmal ange- stimmt. Entblößten Hauptes sangen sie die Massen der Erschienenen. Der Abmarsch vollzog sich ohne jede Störung. Di« s ch w a r z r o t» goldenen Banner der Republik an der Spitze, die Kapellen, die republikanisch« Melodien intonierten, dahinter. So zog man in die Bezirke zurück, nachdem man den Willen bekundet hatte, daß endlich nach neun Iahren Republik der Versassungstag Nationalfeiertag werden solle.
Dörr nimmt keine Ladungen an. Wohl aber Landtagsdiäten. Am Dienstag früh ständ wiederum, und zwar zum zweiten Mal« die Berusungsoerhandlung in dem Fall des früheren komniu- nistischen Landtagsabgeordneten und Führers der kommunistischen Stadtoerordnetenfraktion Dörr vor der großen Berufungsstraf- kammer des Landgerichts III unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Ohnesorge an Der Prozeß hat eine eigenartige Vorgeschichte. Nachdem Dorr vom Großen Schöffengericht Webbiiuj wegen Untreue in Tateinheit mit Unterschlagung zu dr« Monaten Gefängnis verurteilt worden war, hatte er ebenso wie die Staatsanwaltschaft gegen das Urteil Berufung eingelegt. Im Oktober sollte vor der Berusungsstraskainmer die Affäre Dörr, der mit seiner Partei inzwischen in Differenzen geroten war, aber sein Abgeordnetenmandat bis zum Schluß des Landtages beibehalten hatte, nochmals aufgerollt werden. Der Angeklagte Dörr war aber nicht erschienen. Seine Ehefrau erklärte sür ihn, daß er in Berlin herum irre und die Lodungm nicht zugestellt erhalten habe. Dem Antrag de« Staatsanwalts gemäß wurde die Berufung des An- geklagten ogf dessen Kosten von der Strafkammer verworfen, wäh- rend Staotsonwolsschaftsrat Dr. Lest« die von ihm eingelegte Be- rufung des seiner Meinung nach zu geringen Strafmaßes in der Schwebe ließ. Gegen den Beschluß der Strafkammer hatte R.-A. Dr. Georg Cohn sür den Angeklagten Dörr Revision beim Reichsgericht angemeldet mit dem Erfolge, daß das Reichs- gericht das Urteil der Berufungsstraskammer auf Verwerfung der Bern hing des Angeklagten wegen nicht ausreichend begründeten Fernbleiben« aushob und zur nochmaligen Prüfung an die Vorin stanz zurückverwies. In dem Reichsgerichlsurteil heißt es, daß die Strafkammer nicht unzweideutig bejaht habe, daß Dörr bei seinem Geisteszustand imstande war, die Bedeutung der Ladung zu erkennen. Zu der gestrigen Verhandlung war Dörr wieder nicht erschienen. Auch ein Anwalt war für ihn nicht da. Frau Dörr gab dem Ge- richt die Auskunft, daß ihr Mann Zuschriften nicht an- nehme. Sie Hab« sich mit ihm getroffen und er habo ihr erklärt, daß er sich ein Bureau eingerichtet habe und für eine Reihe von
SieAachlnachdemVerrat. zj Zfonum von Liam O'Ilaherty. (Kot dem Englisch «« überseht von K. Häuser.) Er grunzte:„Schiefgewickelt bist du immer gewesen, und das Fruhlingswetter scheint dich auch nicht besser zu machen. Halt'ne Minute den Atem an, dann will ich schon erzählen. Deine Botschaften Hab' ich ausgerichtet an deinen Vater und deine Muttor und an das Exekutivkomitee. Dein Alter hat mich aus dem Haus gejagt wie einen Hund und verflucht bei Hölle und Schwefel. Deine Mutter ist mir nachgelaufen, geweint hat sie und hat mir zehn Schillinge in die Hand gedrückt, die ich dir geben sollte. Ausfindig machen könnt' ich dich nicht, und dreckig ging's mir selber, so sind sie denn alle geworden. Na und...' McPhilipp unterbrach ihn mit einem gemurmelten Fluch. Dann bekam er einen Anfall seines Hustens: als er vorüber war, fuhr Gypo fort:..... Na. und was mit dem Exekutivkomitee passiert ist, weiht du selber. Sie haben ja einen geschickt, der's dir sagen sollte. Ich konnt's ihnen nicht verdenken, daß sie'nen Brief an die Zeitungen schickten, dah sie nichts zu tun hätten mit dem Streik. Gelogen ist ja doch alles, und wer kümmert sich drum. Aber ich kann dir oersichern, daß sie mich beinahe totgeschossen hätten, als ich hinkam und berichtete. Kommandant Galaghcr war drauf und dran. Leute auszuschicken, die dich erschießen sollten, aber'ne Menge anderer Leute mischten sich drein, und so ließ«r's. Immerhin, mich haben sie'rausgefeuert aus der Organisation und dich auch, und du weißt doch, Francie, daß ich nichts zu tun hatte mit dem Schuß. Und.. ..Hol' dich der.. sagte McPhillipp ärgerlich, aber wieder packte ihn der Husten. Ohne von dem Anfall Notiz zu nehmen, fuhr Ghpo fort: „Die Polizei nahm mich fest, aber Beweise konnten sie nicht finden; so gaben sie mir eine böse Abreibung und schmissen mich'raus. Nun lauf ich so herum, kein Hund will mich ansehen. Hab' nichts zu fressen." McPhillip kam wieder zu Atem:„Was geht das Exekutivkomitee mich anl Ich will nichts hören von Exekutiv - ko'mitees und von der Organisation. Verdammt sei die
ganze Blase? Ich will hören, wie's meinem Vater und meiner Mutter geht. Wie ist das mit ihnen, Gypo?" Gypo blähte feine dicke Unterlippe und starrte mit auf- gerissenen Augen aus McPhillip. In seinen trüben Augen schien ein Ansdnick von Traurigkeit zu liegen, aber er war schwer zu erkennen. Seine Züge waren so roh und grob, daß jener Ausdruck, der in einem anderen Gesicht Trauer bedeutet hätte, in dem seinen nur Erstaunen war.- Zum ersten Male bemerkte er die bleiche Farbe von McPhillips Gesicht, die hektische Röte, die Hustenanfälle, seine zuckenden Bewegungen und den augenscheinlichen Schrecken in seinen Augen, die sonst immer furchtlos gewesen waren. Mit seiner tiefen, langsamen und leidenschaftslosen Stimme sagte er:„Francis, du bist krank. Mann Gottes, aussehen tust du wie einer, der im Sterben liegt." McPhillip sah auf und blickte wild um sich, als erwartete er hinter seinem Rücken lauernd den Tod zu sehen. Gypo fuhr fort:„Nimm einen Bissen, s wird dir warm machen." Gleichzeitig begann er selbst wiederum zu essen, finster wie ein großes Tier bei dem einzigen Mahl seines Tages. Seine großen roten Hände mit den kurzen Stumpen der Finger hielten Messer und Gabel so gewichtig, daß diese gebrechlichen Instrumente in Gefahr schienen, zerdrückt zu werden wie irgendein zierlicher Gegenstand im Griff eines Elefantenrüssels. McPhillip folgte nicht der Einladung. Einige Sekunden starrte er mit ärgerlich gerunzelter Stirn das Essen an, als müsse er sich besinnen, was das sei und wozu es da sei; dann sprach er wieder:„Ich weiß, mit mir geht's zu Ende, Gypo, und darum bin ich hergekommen. Ich Hab' die Schwindsucht." Gypo sah auf. Ein verrückter und ungeheuerlicher De- danke befiel ihn in diesem Augenblick. „Ich kam, um mir von meiner Mutter etwas Geld zu holen, und sehen wollte ich sie, bevor es mit mir aus ist. Großer Gott, schrecklich war das in den Bergen, den ganzen Winter lang, immer mit der Pistole in der Hand, Tag und Nacht, schlafen in Löchern, in den Steinen, und die ganze Nacht bläst der Wind um einen herum und heult wie eine Horde Teufel, und jeder Windstoß spricht� mit der Stimme eines Mannes, und ich liege da und höre die Stimmen. Großer Gott..." Wieder fing er an zu husten und mußte aufhören.
Zeitungen arbeit«. Stoatsainvattschasssrat Dr. Lesse? hielt den An- geklagten nicht für geistesgestört. Nach der amtlichen Auskunst habe Dörr'noch nach der vorigen Verhandlung im Oktober bis zum Schlüsse des Preußischen Landtages an der Verhandlung teilgenommen, sich dort eingezeichnet und die Diäten bezogen. Er beantragte daher, die Berufung des Angeklagten wiederum zu verwerfen. Die Bc- rufungsstmfkammer stellt« ausdrücklich fest, daß der Angeklagte Dörr sich nicht in dem Zustand einer Geistesverwirrung befinde und dah ihm die Bedeutung der ihm ordnungsgemäß zur ersten chauptver- hondlung klar erkennbar geivesen sei. Zu der neuen Verhandlung sei er dürch Anschlag an der Gerichtstafel durch zweiwöchigen Aus- hang geladen worden. Aus allen diesen Gründen wurde die Bc- rusung des Angeklagten Dörr auf dessen Kosten verworfen. Cm Oeutscher als russischer Spion. Spionageaffäre bei der Versuchsanstalt für Lustfahrt. Wie das Reichsverkehrsministerium milteill, ist ein seit wenigen Wochen bei der Deutschen Versuchsanstalt für Lustfahrt in Adlershos tätiger Angestellter unter dem dringenden verdacht, ivissenschaftiiche Arbeiten an eine fremde Macht verkauft zu haben, festgenommen worden. Der Angeschuldigte. Regierungsbaumeister £„ ist verdächtig, auch in früheren Stellungen bei zwei Flugzeugwerken ähnlich gehandelt zu haben. Wie die Berliner VS.-Korrespondenz zu dieser Spionageasföre erfährt, ist die Verhaftung des Regierungsbaumeisters L. bereits vor 14 Togen erfolgt. Gleichzeitig sind zwei seiner Helfershelfer, die wohl die Verbindung mit der in Frage kommenden ausländischen Macht aufrechterhalten haben, aber nicht selbst bei der DBL. tätig waren, festgenommen worden. Nach unseren Informationen soll L. für Rußland gearbeitet haben. Seine Verfehlungen, an deren Aufdeckung in ihrem ganzen Umfange noch gearbeitet wird, bestanden in der Hauptsache darin, daß«r' Sonstrukkionseinzelheiten neuer deutscher Flugzeugtypeu für hohe Summen an da, Ausland verkauft hat. Die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt erhält bekanntlich auf Grund der für die Abnahme von Luftfahrzeugen vorgeschriebenen Prüfordnung alle technischen Unterlagen, und zwar sowohl Zeich- nungen wie Berechnungen von den verschiedenen Flugzeugfirmen, deren Erzeugnisse dann von der Versuchsanstalt auf Grund der vor- genommenen Kontrollen und der Musterprüfung für den Luftverkehr offiziell zugelassen werden müssen. Auf diese Weise erhalten die An- gestellten in den einzelnen Abteilungen der DBL. Einblick in die betreffenden Konstruktionsdetails, und es scheint, als ob Regierungs- baumeister L. nun dies« Kenntnisse, die natürlich absolut vertraulich zu behandeln waren, für sich entsprechend ausgenutzt hat. Daneben hat er wahrscheinlich auch Forschungsmaterial preis g«- geben, das von der DBL. auf Grund der bei dieser Anstalt geleisteten wissenschaftlichen Arbeit sür die deutsch « Flugzeugindustrie zusammengestellt worden war, wobei es sich natürlich ebenfalls um Betriebsgeheimnisse handelt, deren Verrat an das Ausland eine Schädigung der deutschen Interessen bedeutete. Für Rußland hatten diese Forjchungsarbeiten eine besondere Bedeutung,«eil die Sowjetregierung seit langem bemüht ist. die russisch « Luftfahrt vom nationalen Stand- punkt aus neu aufzubauen und möglichst vom Auslande unabhängig zu mache». Der Umfang der gan.zen Spionageongelegen- heil läßt sich»och gar nicht übersehen, weil auch die weiter zurück- liegende Tätigkeit L.'s bei mehreren deutschen Flugzeugwerken nach- geprüft werde» muß.
Der Havclschtttze ermittelt. Bon Alt-Tornow bei Potsdam aus wurden seit mehreren Tagen verschiedentlich Schüsse über die Havel weg abgegeben, die unmittelbar neben Wassersportlern einschlugen. Einige Schüsse trafen auch die gegenüberliegende Werst vom Stahl- werk. Der Potsdamer Kriminalpolizei ist es jetzt gelungen, den Täter in der Perjon des Grundstücksverwalters Schulz vom Küssel-Potsdam festzunehmen. Man fand bei Sch. eine Klein- kaliberbüchse mit 6 Millimeter Munition.
Gypo hörte kein Wort von dem, was er sagte. Ein furcht- barer Gedanke war in seinen Kopf geschlichen wie eine blutdürstige Bestie aus der Wildnis in eine Siedlung, wo kleine Kinder allein sind. Er hörte weder McPhillips Worte noch fein Husten, obwohl jener Gedanke mit Mc- Phillip in Verbindung stand. „So sagte ich mir denn, daß ich gerade so gut in die Stadt» kommen könnte, als da draußen verrecken an Kälte und Hunger und an dem Husten. So bin ich hergekommen, um dich zu sehen, Gypo, und erst mal zu hören, was los ist. Wird das Haus bewacht? „Ach was— Wache." Gypo antwortete plötzlich und streckte dann mit einem kleinen Ausruf feine Rechte gegen McPhillip aus. Seine Augen waren wild, der Mund stand weit offen wie der Mund eines Mannes, der ein Gespenst erblickt. Sein Geist war auf jenen Oger gerichtet, der sich in sein Gehirn einbohrte. McPhillip lehntet sich über den Tisch. Seine Augen verengten sich allmählich zu starrer Wildheit. Seine Lippen kräuselten sich, die Stirn geriet in Falten. Er begann zu zittern:„Wie ist es damit, Gypo, heraus mit der Sprache oder..." Er machte eine schnelle Bewegung mit dem Ge- lenk der Hand, die die Pistole preßte.„Die Polizei ist hinter mir her. und ich bin am Verrecttn, mir kommt es nicht darauf an, wie ich die vierundzwanzig Schuß ge- brauche, die ich noch habe. Ich habe die Palronen hübsch angefetlt, damit es ordentliche Löcher gibt. Für mich selber ist auch noch eine da. Er erbebte wie im Gedanken an ein zärtliches Vergnügen. Er schimpfte drohend und zog den Kolben der Pistole halb aus der Tesche. Seine Stimme war beinahe unhörbar.„Sag' mir die Wahrheit. wie die Sache steht, und mach' mir nichts vor oder ich mach' dich hin." Die Hand an der Pistole, den rechten Arm steif an der Schulter, jeden Augenblick schußbereit, starrte er Gypo an. Gypo sah ibm in die Augen, er zeigte keinerlei Erregung. weder Furcht noch Ueberraschung. Mit dem Nagel seines rechten Zeigefingers entfernte er eine zwischen den Zähnen. hängengebliebene Fleischfaser. Er schmatzte mit den Lippen und zog die Schulter hoch. Das Gespenst war plötzlich all» seinem Kops entschwunden, er tonnte nicht erfassen, wa» es war. (Fortsetzung folgt.)