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Freitag
13. Juli 1928
Unterhaltung und Wissen
Der fliegende Holländer.
Bon Balther G. Ossilewsti.
( Fortsetzung.)
Inzwischen famen Wolfen herauf, ganze Kolonnen schwarzer, unheimliche: Felsmaffen verrämmelten das Tor des Himmels und Lasteten drohend über uns und verdunkelten die so bell mit Sternen
und Lichtern begonnene Nacht. Auch der Wind hieb schon träftiger das Wasser gegen die Bordwand.
Gegen 1 Uhr gab es plöglich einen fürchterlichen Stoß, daß einem die Eingeweide durcheinander rutschten, und alles, was niht gerade festgenagelt und festgemachsen war, durcheinanderpurzelte. Die Hängematten plumpften bodenwärts. Schmitthenner schrie: „ Seit wann werden im Stillen Ozean die Walfische ungemütlich?" um, da er allzu unglücklich zu Fall gekommen war, bei seiner angeborenen Jämmerli hkeit aufzuwimmern.
Oben auf Ded rabauten schon mehrere Stimmen. Der Kapitän riß sich den Bart, was ihn bei Gott nich schöner und gemütlicher machte, und fluchte. Alles, was noch unten war, ging nach oben. Ein paar Kerle hatten shon Lampen flar gemacht, damit mir uns nicht in die Füße rannten.
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Was war eigentlich los?"
Riff! Angehauen!"
Das war eine nette Bescherung, sage ich euch Eizen mir da nachts im Stillen Ozean mie feftgeboden und fonnten nicht lose fommen, auf dem 16. Grad südlicher Breite lagen mir etma, die Baumotuinfeln, die sih, eine zerfaferte Wolfe von fleinen Eie Tanden, fast 1500 Kilometer durch den Ozean zogen, mußten in der Näh sein. Auch Tahiti .
Kapitän Strumpeter ließ die Jolle hinunterschnurren und fuhr, aufgeblasen wie ein Schulmeister, um den Eimer", nachzusehen, mas eigentlich zu tun sei.
Mir war alles piepe.
,, Samuel soll die Maschine laufen lassen."
blieb einfach fizen.
Ha, pustekohl! Der„ Eimer" rumorte, schnarrte, pruftete und Der Wind zischte mit einem gläsernen Knall über das Ded, riß das Tatelwert und shlug uns um die Ohren. Es begann gu
regnen.
Das war ein ganz gefährliches, heimtückisches Gewässer, fage ich euch. Die größten Korallenriffe der Welt lagen in dieser Gegend, fleine Teufel, vielleicht das einzige, was der Seemann fürchten müßte. Die Inseln, denen wir benachbart fein mußten, find un Bählige kleine Steinsehen, die oft sehr tief liegen. Im Jahre 1903 brach der Dzeant über sie her und fraß alles auf, mas lebend und tot buf ihnen hockte.
Bir fonnten nih: allzuweit von diesen Ansiedlungen abliegen. 3wei Stunden standen wir schon im Regen und versuchten noch Immer den Kahn freizubringen. Er schien wie mit Ketten in der Tiefe zu hängen; vielleicht machte es ihm Spaß, auch einmal ruhig Schlafen zu können.
Was blieb uns anderes übrig, als Band zu suchen, das füd. bftlich liegen mußte, um Hilfe zu holen.
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Getto der Armen.
denn ich bin ja ein Mädchen für Geld."
Unmeit des Meganderplates, über deffent riesenhafter Baugrube, in ber die Zementwände für den U- Bahntunnet errichtet werden, mässig ber rote Ziegelsteinbau des Polizeipräsidiums emporragt, nehmen die grauen Straßenzüge der Münze" thren Anfang. Die Hamburger haben ihr St. Pauli " die Berliner die Dünze", in der die braven Bürger die Romantik des Berbrechens und Lafters nicht nur studieren, sondern auch von ihnen etwas- mindestens von dem letzteren fosten fönnen. So einen fleinen bitterfüßen Tropfen...
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Dort beginnt die 202 i na straße: auf der einen Seite steht der Dammutbau eines Warenhauses mit unendlich vielen Schau fenstern, hinter deren durchsichtigen Wänden die Schätze der Welt ausgebreitet liegen dem Warenhaus gegenüber steht eine Bo lizeitaserne, die gleichfalls sehr viele Fenster hat, aus denen en schönen Sommerabenden die Polizisten auf bie Straße fdruen. Warenhaus und Polizeifaserne bilden das Tor zur Münze", deren buntes, perwegenes Leben in ben bunklen Seitenstraßen des Scheunenviertels vergurgelt. Grenadierstraße , Dragoner straße, Kaiser- Wilhelm- Straße, Schendelgaffe, Steinstraße, Mulad ftraße und Alte Schönhauser Straße, Wohnviertel, erste Station und unterfte Stufe der oftgalizischen Juden, deren schwarze Schwärme bis Mitternacht auf den Straßen zu sehen sind. In diefem Biertel werden ganze Häuserreihen mit morschen und berbredten Wohnhöhlen umgelegt. Indessen spült die trübe Flut des Lebens durch die Stanäle dieses sterbenden Stadtviertels.
Eine Großdeftillation" reiht sich neben die andere. Dazwischen Rinos, grell um tnallig.„ Das Todeslasso",„ Der Ueberfall auf die Staatsbant"," Die Frauenräuber von Paris " ,,, Auf dem elef. trischen Stuhl". Sechs, zwölf, achtzehnt Afte. Ununterbrochen Spieldauer von 10 Uhr vormittags bis Mitternacht. Mufitautomaten, deren mit titschigem Stud geschmückte Borderfronten auf Rafen gebettete Englein blasen Schalmeien bis auf die Straße hinausgebaut find, dudeln zu den Filmen die Begleitmufit. Ber nur mufifliebend ist, tann sie sich auf der Straße anhören. Bon vormittags 10 Uhr bis Mitternacht. Im Winter schlafen und wärmen sich verzweifelte, gejagte und obdachlose Menschen in den heißen, filigen Kinos. Vor vormittags 10 Uhr bis Mitternacht. Ohne jede die auf Rosen geNachzahlung. Dazu ununterbrochen Musik betteten Englein blasen fleißig die Schalmeien Die Elendsgestalten, die die Destillationen füllen, haben alts ihnen Goldgruben gemacht. Die meisten find überfüllt. Von mor gens bis morgens. An einer Hausmand hängen über einer Kneipe sechs von innen erleuchtete Riesen- ,, Mollen". Cine große Wolle belles Bier foftet 20 Bf. und ein großer Korn" 10 Bf.- dort, wo die erleuchteten Riefen ,, Mollen" an der Hauswand hängen. Im Schaufenster der Kneipe große Schüsseln voll Burst, Fleischfülze, Eisbeinen, Spigbeinen, Schweineohren und Schnauzen, Ochsenschwänzen und Bodwürsten. Und dampfende effel voll Erbfenfuppe. Teller 25 Pfennig. Drinnen, gehüllt in beißenden Tabaks qualm, brängen, schieben, lachen und brüllen die Menschen an der Thefe" und an den Tischen. Gelegenheitsarbeiter, Arbeitslose, Ar. beitsscheue, Straßenhändler( ,, Gummimantel gefällig?" Einen ech ten Siegelring?"), Entmurzelte, aus dem Gefängnis Entlassene, Berufsverbrecher, die hier Sore verscheuern, 3uhälter und Dirnen. Ein Klavier pauit, eine Trompete dröhnt, alles fingt: -In Hamburg bin ich gewesen,
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Meinen Namen barf ich nicht nennen, Denn ich bin ja für jeden bereit. Mein Bruder hat mir geschrieben, Ach, Schwester, ach, fehre zurüd, Deine Mutter liegt schwertrant danieber, Sie beweinet ihr unglücklich Kind. Ach, Bruber, ich fann ja nicht kommen, Ich hab' ja tein Glück auf der Welt, Meine Ehre, die hab' ich verloren, Denn ich bin ja ein Mädchen für Geld.
Was nügte es wohl, wenn wir in einer von Regen und Wind mmauerten Südseena ht die Topplaternen fchmangen, das Rebel Born schreien ließen, Rateten in den vermisteten Himmel schicten? Niemand würde das Licht der Laternen sehen. Niemand würde das Rebelhorn schreien hören. Niemand würde in den verwüsteten Himmel schauen. Stapitän Strumpeter, drei Mann, Bufper und unser Küchen. Junge Rien blieben an Bord, wie anderen sechs gingen in die Boote and ruderten oftwärts. Der Regen weichte uns die Haut auf und machte uns jämmerlich frieren. Jofua bellte wie eine Derrostete Rattan Sammet und Geide gefleib't, none und pruſtete mir alle fünf Minuten in den Kragen. Hallo, linter Hand tränte ein schwaches Lichtlein durch die Regenwand, ba mußte Land sein, menn uns nicht das Wetter narrte. Vielleicht war es Pitcairn, jenes fleine Basaltinselchen, das den Engländern. gehört, taum 5 Quadratkilometer groß und das 1790 von den, meuternben Matrofen des englischen Kriegsschiffes Bounty", die sich einfach Frauen aus Tahiti in den Arm steckten, besiedelt wurde; vielleicht ist es dieses Kleine Basaltinselchen, dachten wir, und waren voller Hoffnung in Blid und im Herzen. Denn mittlerweile machte die Geschichte auch keinen Spaß mehr, wir mußten doch nun einmal nach Brisbane , um die Werkzeuge und Blechkannen abzuliefern, und hockten doch auch noch sechs Mam verlassen auf dem Eimer. Wir Tuderten geradeswegs auf das Licht zu und schienen ihm auch näher zu tommen. Auf einmal saßen wir auf Land, sprangen auf die Erde und zogen die Bote einige Meter hinan. Dann liefen wir einem villenähnlichen Gebäude in den Rachen, das Licht war verschwunden, aber es schienen Leute im Haus zu wohnen. Wir lärmten in den Gängen und leuchteten die Winkel und Zimmer aus, bis eine Tür aufgeschlagen wurde und uns ein breitnafiger, traustöpfiger und etwas verängstigter Insulaner einige Worte eines tomischen Südfee Französisch an den Kopf warf, daß wir grienen mußten. Was wir wohl in aller Nacht und bei diesem Wetter wollten? Er sei Teipo, der seinem Herrn, dem Monsieur Gustave de la Chavellerie, seit drei Jahren diene und ein Weib habe, schön wie eine Blume der Südsee. Was wir denn wollen? Wir fragten nach seinem Herrn, ben er sofort weden müßte, und wo wir denn eigentlich seien. Der breitnasige Diener tauberwelschte etwas von Atibi und Atobui. Es stellte sich nachher heraus, daß es Tahiti war, die größte der fran zösischen Gesellschaftsinseln. Inzwischen tam auch Monsieur Gustave de la Chavellerie, wie es schien, ein sehr seriöser, vornehmer und gut gewachsener Herr, das muß man schon sagen, schwer reicher Banille- und Koprahändler, mie mir später erfuhren. Dem erzählten mir nun unser verdeibeltes Mißgeschick und baten um Hilfe. Monfieur de la Chavellerie fnurrte noch einmal etwas über die unange nehme Störung durch die aristokratischen Zähne und schichte uns dann, da er, was zu verstehen ist, doch nichtmit seinem Forbwagen unferen Ring" nach Brisbane ziehen tönne, nach dem naheliegenden Papeete , der kleinen Stadt der Insel, woselbst Boote und vielbebat auch ein Dampfer lägen. Der Regen hatte inzwischen etwas nachgelassen und wir trabten alle etwas bedrückt durch den Kokoswald nach Papeete . Es war hell geworden, der Tag lief mit filbernen Flügeln über den Waldrücken und pumpte uns das übermächtigte Herz auf. Endlich fanden wir das Haus der französischen Berwaltung und befamen eine Motorbarkasse mit drei Mann und einem mafaiischen Berufstaucher frej. So fonnten wir uns nun endlich wieder auf den Weg machen, um den Eimer von dem verfluchten Stein loszueifen. Die Bartasse hatte allerhand Straft in den Motoren, sie schoß durch die Fluten, vielleicht glückt es, und wir lönnen ben Eimer damit aus dem Dret ziehen.
Sapperlot! Wir fuhren schon zehn Minuten über die Zeit hin, aus, wir hatten gut Richtung gehalten, hier irgendwo muß er doch liegen, unser Eimer", sagten wir uns. Es war strahlendes Licht über der Südsee, wir konnten weit sehen. Der Himmel war ins Bläuliche getaudyt, weit hinten am Horizont schon tintenfarbener, aber, zum Teufel, wo war er denn? Wir sahen uns die Augen aus, oft, west, süd, nordwärts. Weit und breit war nur Wasser und ein leichter, zarter Wind darüber. Vom Schiff aber war teine Spur zu sehen. Josua wurde unruhig und befam Wasser in die Augen, uns allen frampfte sich das Herz zusammen. Wo find Wulper, Strumpeter und der fleine Kien? Hat sie der Wind verschlucht, ohne Gruß und Abschied? Man kann doch nicht ein nahezu 50 meter langes Dampfschiff, das eine ganze Anzahl Kubikmeter verdrängen tonnte, in die Tasche stecken. Auch der Wind kann das nicht. Aber das Meer ist ein heimtüdischer Geselle, das tennt ihr, bem ist nicht zu trauen. Es öffnet den Rachen, und schwapp, hat es weg, was es haben will, wenn es ihm Spaß macht. Da hilft bein Toben, kein Inangriffgehen, da darfst du nicht um dich schlagen, du mußt ganz rubig feines gießt bir Waffer in den Bauch, daß dir die Luft ausgeht, wenn du frech wirst, und du wirst dann schön dick und fegelft hinunter, aufgeschwemmt und mit Algen und Schwammzeug garniert, daß selbst die Fische dich nicht mögen. So geht es auch den Schlickrutschern, wenn die Spanten faulen; bas Baffer will überall hinein, um das, was noch hohl ist, vollzufaufen.
( Schluß folgt.)
Daß in meiten Gebieten des Drients Vielmeiberei besteht, ist eine allgemein befannte Tatsache. Aber weniger verbreitet dürfte bie Kenntnis von der Bielmännerei in Tibet sein. Dort ist nämlich eine Frau das Eigentum der ganzen Familie. Heiratet also der älteste Bruder eine Frau, so ist sie zugleich die Gemahlin aller anderen männlichen Geschwister. Auch Bater und Onfel des Batten fönnen sich an dieser Che beteiligen und selbst Freunde, d. h. nichts perwandte Männer, fönnen in seltenen Fällen als Batten diefer einen Frau zugelassen merden. Allerdings hat feiner diejer Gaiten bas Recht auf alleinigen Besitz der Frau und fann besmegen auch teine
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Beilage des Borwärts
Das ist das sentimentale und einfältige Lieb, das hier am lieb sten gesungen wird. Die Straßenmädchen fingen es besonders gern. Sie nehmen für 3 mei mort jeden Mann mit und wollen das befungen haben. Mit dem Hamburger Lied. An den Tischen sitzen die Mädchen, ihre Freier" umhalsend, weil sie ihnen eine Erdbeerbowle für 25 f. spendiert haben und auch sicher ,, mitgehen" werben für 2 Mart. Der Ober" jongliert mit einem Tablett herum und verkauft belegte Brötchen, faure Gurfen und gefochte Eter. Die Mädchen haben immer Hunger. Alte und junge, frische und ver brauchte, hübsche, sogar bildhübsche und ganz häßliche, sorglose und zerfreffene und zertretene, die sich an einem Glas Bier sättigen... In einem Eckhaus ein Schießfalon", über deffen Schießstand - als ,, Erster Breis" ein verstaubtes Fahrrad hängt. Im Schießsalon stehen auch Guckfäften, die, nachdem man einen Groschen hin eingeworfen und an einer Kurbel gedreht hat, allerhand zeigen: den Einbruch ins Mädchenpenfionat", die Hochzeitsnacht" und Lene, was hast du für Beene". Nur für Erwachsene". Ab und zu drehen auch die Zwölfjährigen an der Kurbel und find von der Hochzeitsnacht und Lenes Beenen ebenso enttäuscht wie die Erwachsenen
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Bor den Spiegelscheiben eines Schaufensters steht ein Ruitdhen. Aus ihrem Handföfferchen tramt sie ihre Sachen heraus und pervollständigt ihre Toilette mit Puderdose, Wangenrot, Hautcreme, Augenwaffer, Lippenstift und einem Rasiermesserchen, mit dem sie fich die Augenbrauen schmaler fragt. Die Mode, die der Kurfürsten damm kreiert hat; warum soll der Osten nicht tun, was der Westen nicht laffent tann? Das Muttchen ist nun fomplett und„ ackert" ihren Strich. Kommite mit?", as fostet es denn?",' n Taler", 5m, soviel fann ich nicht ausgeben", Ra, dann kommid hab' Absteige", ein Haus, das die ganze Nacht offen ist. Hier ist immer noch nich mal Handjeld für zwee Mart". Im Trab geht's zur großer Betrieb. Die schmale, knarrende Treppe wird durch eine Petroleumlampe erhellt. Auf den obersten Stufen des Treppenabsages fißen zwei Mädchen mit ihren Stubben" und warten, bis die drinnen fertig sind. Manchmal steht auch die Wohnungsinhaberin vor ihrer Wohnung, weil auch die Küche gebraucht wird. Fäuste hämmern gegen die dünnen Wände.„ Anneken, halt dir nich so lange uff!" Eine andere Absteige befindet sich in einem Keller. Kohlenhandlung" steht über dem Eingang. Die Mädchen, die hier absteigen, nehmen die Männer für 2 m. mitt. 50 Pf. müssen sie je. desmal der Bermieterin geben. 1,50 m. behalten sie für sich. Monches Mädchen ,, verdient" an einem Abend 10 M. und mehr piele verdienen an zwei Abenden garnichis. Alle zusammen aber verdienen für die 3immervermieter" eine ganz bedeutende Summe.
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lnb in den Kneipen und Cafés warten die Zuhälter auf ihre Pferdehen". Hin und wieder gibt's Rradh und Brügel. Drinnen und draußen. Auf der Straße hat sich eine verhärmte Frau auf ein äbchen gestürzt und schlägt auf die lleberraschte mit einem Gummis auch ein.„ Du Aas haft meinen Mann angesteckt, du Bich Boligisten tauchen auf und bringen die beiden zur Wache. Eine johTende Menge hinterber. Die Erna ist alle gegangen, ruf mal ihren Den!" Missionsschwestern verteilen Trottätchen:„ Denft an den Herrn!"
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Die freudlosen Mädchen der freudlösen Gasse denken an mehr als einen Herrn und summen das Liedchen: n Hamburg bin ich gewesen..." Alfred Frigiche.
Rofenernte in Bulgarien . Wohl die ausgedehntesten Rosenfulturen befigt Bulgarien in seinen Tälern Don Kasonlit und Kartomo. Weit ausgedehnte Flächen sind dort nur mit Rosen bepflanzt, die zurzeit in voller Blüte und damit im Zeichen der Rosens ernie stehen. Diese Ernte besteht in den Rosenblättern, die zur Syerstellung von Rosenöl dienen. Die Ausfuhr von Rosenöl, in deffen Erzeugung Bulgarien den ersten Blaß einnimmt, betrug im Jahre 1927 2400 Rilo im Werte von 185 Millionen Lema( 5 500 000 mart). Hauptabnehmer des bulgarischen Rosenöls fins Frankreich, die Ber: einigten Staaten und Deutschland . Zur Herstellung von einem Kilo Rosenöl find 3000 bis 5000 Stilo Rosenblätter nötig.
Entschädigung verlangen, wenn er z. B. den Ort wechselt. So tommt es vor, daß manchmal eine Frau Männer aus ganz verschiedenen Gamilien hat. Diese Biemännerei herrscht in Tibet seir alters her und man glaubt den Grund für ihre Entstehung in wirtschaftlichen Borausseßungen gefunden zu haben. Da das Land vor allen Dingen Agrarland ist, würde durch neue Familienbildung jedes größere Gut in fürzester Zeit zerschlagen werden, was natürlich den Ruin der gesamten Wirtschaft bedeuten würde. Uebrigens fühlen sich die Frauen in dieser Rolle sehr wohl und verachten die Frauen anderer Gegenden, wo Vielmeiberei herischt. Es ist sicher so, daß in Tibet die Frau eine ganz bedeutende Stellung hat zwischen ihren per schiedenen Männern und vielleicht spricht man besser anstatt von ge gemeinsamem Befihtum mehrerer Männer an einer Frau davon, daß eine Frau viele Männer besitzt.
einheimischen weißen Diptam( Dictamus albus), einem ftrauchartigen Pflanzen, die explodieren. An dem in Südeuropa und Aften Gewächs mit weißen oder rofaroten Traubenblüten, fann man an marmen, windstillen Tagen eine seltsame Erscheinung wahrnehmen. Näher man sich plötzlich dem Strauch mit einem brennenden Licht oder Zündholz, so ziicht plöglich ein unerwartetes Feuermert aui; der Strauch ist in Flammen eingehüllt. Ist das Feuer aber ausgebrannt, so steht er wieder gang unversehrt da, und nur ein eigenfümlicher Geruch zeugt noch von dem Feuerspiel. Als Ursache dieser Explosionen bat man ein in den Blüten des Diptam enthaltenes ätherisches Del festgestellt, das die Eigenschaft befigt, unter dem Einfluß der Wärme brennbares Gas auszuftrahlen. An heißen Tagen, wenn der Diptam in voller Blüte steht, ist die umgebende Luft oft so start mit Gas angefüllt, daß es manchmal, vor Gewittern, zu einer Selbstentzündung fomment tann. Beim Menschen hat das Ginatmen der Gase oft Uebelkeit und selbst Bewußtlosigkeit zur Folge. Steine feurige Explosionen fann man auch an dem in Westindien und in Südamerika vorkommenden Acajoubaum, auch Nierenbaum genannt, beobachten; seine Früchte, die Acajounüsse, enthalten Zellenschichten, die mit einem brennbaren unb leicht entzündlichen Del an= gefüllt find. Entzündet man in der Nähe einer Acajounuß eine Flamme, so daß die Nuß erwärmt mird, dehnt sich die Luft unter der Samenschale aus und preßt nun das Cef aus der Frucht herous. Sm selben Augenblid entzündet sich das Del und umblißt die Nuk mit einem fleinen Funtenfeuerwert; man bezeichnet daher die Früchte bes Acajoubaumes oft auch als Feuermertsnuffe".