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Arbeiterpartei schlägt Liberale.
Wahlfieg in England.
Halifax ( Yorkshire ), 13. Juli.
Bei einer Nachwahl zum Unterhaus gewann der Kandidat der Arbeiterpartei 2ongbottom einen bisher mit einem Liberalen besetten Sik. Longbottom erhielt 17 536 Stimmen, der Liberale Barnes 12 585 und der Konservative Großich 10 804 Stimmen.
Sonntag vormittag. Im Norden Berlins . Arbeitergegend.| nichts. Die fleine Martha zieht noch immer mit ihrem Vater von Ein feiner Regen rieselt. Ganz gedankenverloren eile ich durch die Hof zu Hof und verdient so ihr tägliches, farges Brot. Dazwischen menfchenleeren Straßen. Plöglich halte ich inne. Aus einem der tritt fie in fleinen Tingeltangels, in der Bühnenschau der BorstadtHöfe höre ich dröhnende Applause. Neugierig trete ich näher. Ein finos auf, und ihr Talent liegt brach. eigenartiger Anblick: Alle Fenster dicht besetzt mit Menschen, mit
Feierliche Begrüßung leerer Waggons. müden Arbeitergesichtern. Ihre Augen leuchten. Sie flatschen noch dem der Krieg seine Existenz vernichtet, machte in Hamburger
Weil man Pilsudski darin wähnte.
Pilsudski liebt Ueberraschungen und sich mit dem Schleier des Geheimnisvollen zu umgeben. Die ganze Welt erfuhr, daß er nach Rumänien fahren wollte, um sich von seinem Berger über den Gejm zu erholen. Tag und Stunde der Abfahrt waren genau fest
Ein Bild der Trümmerstätte.
Bei Bad Sachsa wurde, wie gemeldet, ein mit Landarbeitern vollbesetzter Autobus von einem Eisenbahnzug vollständig vernichtet. Fünf Menschen fanden dabei den Tod. Bei der furchtbaren Wirfung des Zusammenstoßes, die unser Bild zeigt, scheint es fast wie ein Wunder, daß überhaupt Insassen mit dem Leben davonkamen.
gelegt, die Villa gemietet, die ehemaligen Legionäre der Städte, die der Marschall paffieren sollte, puzten ihre Uniformen.
Geheimnisvolle D- Wagen mit der Aufschrift ,, bestellt" reisten von Warschau ab und wurden auf dem Lemberger Bahnhof von allen möglichen militärischen Vereinen feierlich und ge= horsamst begrüßt. Allerdings zeigte sich niemand am Fenster.
Ueberrascht werden sie allerdings gewesen sein, als sie dann später lesen mußten: Der Marschall fährt nicht; in Rumänien ift's zu heiß!
Ferien verbringen wird.
Er ist nach Sulejuwek abgereift, wo er bei den Seinen die Die rollenden Eisenbahnwagen, alle die Vorbereitungen, ein Pleiner Spaß. Und die Kleinen dürfen wieder die Köpfe schütteln über die Eigenheiten der Großen.
3nternationaler Verband der Jugendrichter. Im Anschluß an die Pariser internationale Tagung für den Jugendschutz wurde ein internationaler Verband der Jugendrichter gegründet. Dem Borstand gehören als Vorsitzender der Franzose Rollet, als Generalsekretär der Deutsche Clostermann und als Beisitzer Franke, Berlin , an.
Theater der Woche.
Bom 15. bis 23. Juli. Bolfsbühne.
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Theater mit festem Spielplan.
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Deutsches Theater: Artisten. Die Komödie: Es liegt in der Luft. Theater in der Königgräßer Straße: 15. Leinen aus Irland. Ab 16. geschlossen. Komödienhaus: 15. Der Präsident! 216 16. gefchloffen. Theater des Westens : Die ungefüßte Eva. Komische Oper: Zieh' dich aus! Deutsches Künstlertheater: Es tommt jeder dran! Lustspielhaus: Die Reise durch Berlin in 40 Stunden. Leffing- Theater: Spiel im Schloß. Refidenz Theater: Skandal im Bett. Berliner Theater: Der Prozeß Mary Dugan. Neues Theater am 300: Frühlingsmädel. Die Tribüne: Bis 17. gefchloffen, ab 18. Sibyll?... Ausgeschlossen!- Kleines Theater: Das Sprungbrett der Liebe. RenaissanceTheater: Das Bett. Walhalla- Theater: Der Wirt vom Heidefrug. Roje- Theater- Gartenbühne: Der Fürst von Pappenheim. Schloßpart- Theater Steglitz : Bis 21. Das Dreimäderlhaus. Theater in der Lühowstraße: Muschi. Theater am Kottbuffer Tor: Elite- Sänger.
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Theater mit wechselndem Spielplan. Theater in der Riofferstraße: 15., 19., 21., 22. Büchse der Pandora. 16. Die Schiffbrüchigen. 17., 18., 20. Geschlossene Vorftellung.- Reichshallen- Theater: 15. Stettiner Sänger. Ab 16. Gastspiel der Dresdener Viktoria- Sänger.
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Nachmittagsvorstellungen. Role- Theater- Gartenbühne: 17% 11hr, Konzert und bunter Teil. Theater in der Klosterstraße: 15. Liebe. 22. Büchse der Bandora. Schloßpart- Theater Steglitz : 15. Die Frau ohne Kuß. Erstaufführungen der Woche.
Mittwoch: Iribüne: Sybille... ausgeschlossen!
immer Beifall und werfen forgjam in Zeitungspapier gemidelte Geldstücke in den Hof. Und inmitten des Hofes steht ein junges, zartes Geschöpf, halb noch Kind. Ihm gilt der Applaus.
Die Geldſtücke flirren. Das Kind, ein schmerzlicher Zug um spielt feine Lippen, huscht hin und her. Hebt die einzelnen Geld stücke auf und steckt sie in die Tasche.
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Ein Mann, ein jovial aussehender Berliner beginnt auf einer Ziehharmonika zu spielen. Die große Arie der Mimi aus der ,, Bohème" ertönt. Das Mädchen fängt zu fingen an. Es wird mäuschenstill. Ich stehe mie gebannt und lausche dem Gesange. Ich schließe die Augen und glaube eine große Sängerin zu hören, denn dieses halbe Kind erfaßt mit verblüffender Sicherheit das Ges fühl dieser Töne, den Ausdruck der Melodie und erklimmt die höchsten Höhenlagen mit spielender Leichtigkeit. Dabei steht sie ganz stille. Eine schlanke, anmutige Linie. Die Hände ineinandergeschmiegt, die Augen gesenkt, wie in sich versunken. Sie scheint sich und die ganze trostlose Umgebung vergessen zu haben sie fingt. fie fingt. Dann das Lied ist aus. Das Bild von vorher wiederholt fich. Beifall, Geldstücke füirren, der schmerzliche Zug um den Mund des jungen Mädchens erscheint wieder. Sie Mlaubt die Gelbstücke zusammen.
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Das Künstlerfonzert geht weiter. Das junge Geschöpf singt ,, Ave Maria". Dann kommt Mignons Sehnsuchtslied Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?" an die Reihe, Zuletzt höre ich noch eine Arie aus den Hugenotten ". Sie fingt alles durch einander. Alles mit gleicher Innigkeit, gleicher Beseelung.
Die Beiden schicken sich zu gehen an. Ich schließe mich ihnen an. Wir fizzen bei einem heißen Tee in einem kleinen Caféhause. Ich erfahre den Namen der Sängerin: Martha Schöne mann. Erinnerungen werden in mir wach. Im Jahre 1925 mar es, bei einem Tee des Vereins Berliner Preffe im Kaisersaal des 3oologischen Gartens. Ein junges 15jähriges Kind, Martha Schönemann, wurde damals gefeiert. Des Schauspielers Eugen Burg seither verstorbene Gattin hatte sie, als sie in einem Berliner Hof sang, entdeckt und sich ihrer angenommen. Sie sang zum ersten Male vor der Deffentlichkeit, und die Mufiffritifer aller Blätter prophezeiten ihr eine glänzende Karriere.
Aber bis heute drei Jahre sind seither vergangen
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Martha Schönemann erzählt ihre Lebensgeschichte. Ihr Vater, Kneipen Mufit. Eines Abends begleitete ihn die fleine Martha und sang den Gästen ein Liedchen vor. Sie erntete reichen Beifall, der sich in klingende Münzen umsezte. So begann Marthas Laufbahn. Sie wurde die Stütze der Familie, zog mit dem Vater, der sich eine Ziehharmonika anschaffte, von Haus zu Haus, von Hof zu Hof. Zwischendurch sang sie in obsturen, fleinen Lotalen. Dann tamen fie nach Berlin , wo Martha ein gern gesehener Gast der Hinterhöfe wurde.
Ich frage das Mädchen, von wem sie die Opernarien und Antwort:„ Niemand." Martha fennt noch heute kaum die Noten. Kirchenlieder gelernt hat. Da tommt die unerwartete, verblüffende Ich hatte ein Grammophon und dies war mein einziger Lehrer. Ich kaufte mir die verschiedenen Platten, lernte den Text der Lieder und fang fie, wie sie mir das Grammophon vorspielte."
Seit etwa einem Monat scheint nun in Marthas künstlerischem Dasein eine Wendung zum Besseren eingetreten zu sein. Frau Francillo- Kaufmann, die bekannte Gesangspädagogin, hatte die gemaltige Stimme des Mädchens neuentdeckt und erteilt ihm jetzt Gesangsunterricht. Noch vier bis fünf Monate studieren," erklärte sie mir ,,, und dieses Kind kann beruhigt, in einem jeden großen Opernhaus Mimi in Bohème" Mignon in ,, Mignon" und andere Hauptrollen fingen. Sie wird durchschlagenden Erfolg haben."
,, Aber" und nun tommt diefes Aber, fie braucht während dieser furzen Monate Ruhe und Sammlung. Sie muß eifrig lernen und darf nicht durch das tägliche Brotverdienen abgelenkt werden." Und das ist der springende Bunkt. Martha Schönemann soll einige Monate lang fleißig studieren. Während dieser Zeit muß sie aber auch leben. Und Martha ist arm, bettelarm. Und auch ihr Vater ist ein armer Proletarier.
Boraussichtlich wird sie also, troß ihres Wollens, ihres Strebens, ihres Könnens, wieder scheitern. Scheitern an der unerbittlich harten Wirklichkeit. Ist es denn nicht möglich, eine solch seltene Begabung auf ihrem Wege zu fördern? Ihr die materiellen Möglichkeiten zu verschaffen, um in die Höhe zu gelangen? Nicht die private Wohltätigteit müßte hier in Tätigkeit treten. Der Staat, der für das Musikleben so viel Geld opfert, müßte sich solcher Begabungen an geschah nehmen. Paul Diner Dènes.
" Bluff" im Wallnertheater.
Aufführung des Notbundes Deutscher Bühnenangehöriger. Weil ein Hochstapler fein Hochstapler ist und weil sich eine Hochstaplerin am Schluß als höhere Tochter vorstellt, heißt das Stüd Bluff". Das ist einleuchtend, aber niemand versteht, warum Rudolf Schneider Schelde für diese Borgänge die Bezeich mung Grotesfe mählt. Die etwas sonderbar aufgemachten Gestalten find nicht grotest, sondern schematisierte Luftspielfiguren, und auch die Führung der Handlung weist auf keinen einfallsreichen Kopf hin. Aber Oskar Wilde scheint es Schneider- Schelde angetan zu haben. Er bemüht sich um Bonmots und Paradoxe, leider nicht mit dem gewünschten Erfolg. Für diese Hochstaplergeschichte, die feine iſt, fehlt es ihm an Wit und Erfindungsgabe. Das Resultat: ein LuftSpiel, das nicht einmal mit guter Situationsfomit aufwartet, das fogar im technischen Aufbau stellenweise versagt.
Die Aufführung, die der Notbund deutscher Bühnenangehöriger veranstaltete, hatte anständiges Niveau, das der Träger der Hauptrolle überragte. Walter Tappe ist durchaus überzeugend in der Konversation, ein Schauspieler mit Sinn für Ironie und von be herrschter Liebenswürdigkeit. Allerdings gibt er nur den Entwurf der Nolle ohne feinere Ausarbeitung, aber ein guter Regisseur fönnte leicht die Mängel beseitigen. Man fragt sich, warum dieser Darsteller wie auch mancher andere des Ensembles kein Engagement findet.
F. S.
werden in dieser Zeit wirtschaftlich sichergestellt. Die Bauanlage besteht nun aus den Wohngebäuden für die Hörer, 60 Zimmern für die 120 Schüler, dann aus dem Eßjaal, der Aula, den Wohnungen der Lehrer und Verwalter auf der einen, den Unterrichts- und Leseräumen sowie der Sporthalle auf der anderen Seite. Auf dem und Sonnenbad sowie Sportanlagen an. Die Schule des Bundes mit ihrer Eingliederung in die Natur stellt einen vollkommen neuen om! Schultypus dar, wie das ja auch den Benutzern entspricht, die austmi? dem Berufsleben selbst kommen. Gerade im Hinblick darauf foll die Bundesschule auch als Anlage eine Art indirekte Erziehungsarbeit leiften.
leicht bewegten Gelände schließen sich ein Schwimmbad, ein Luft
Eine deutsche Afrifaforscherin.
Sieben Monate unter afrikanischem Bergvolt.
Die erste deutsche Afrikaforscherin, und überhaupt die erste Frau, die jemals selbständig zu Forschungszwecken den afrikanischen Busch betreten hat, Frau Gulla Pfeffer , ist dieser Tage nach mehrmonatiger Abwesenheit nach Berlin zurückgekehrt. Wie die junge Forscherin erzählte, hat sie sich hauptsächlich mit der antropologia schen Erforschung der wilden und zum Teil noch menschenfressenden Bergpölter in Kamerun und Nigeria befaßt.
Die Forschungsreise hat im ganzen acht Monate gedauert und murde im Auftrage des Berliner Museums für Bölkerkunde unternommen. Die von Frau Pfeffer geleitete Expedition bestand aus 18 Gepäckträgern und 2 Bons, mit denen sie sieben Monate unter den Bergstämmen lebte. Die Forscherin eine reichhaltige Materialsammlung
Moderne Arbeiterfortbildung. ammung mitgebracht, die dem Muſeum für Böltertunde zur
Verfügung gestellt werden wird.
Einführung der lateinischen Schrift.
and Dante, war bundes wird jetzt in Bernau errichtet werden. Die große Anlage, Vereinfachung der türkischen Sprache. in einer Lichtung im Forst zwischen Bernau und Lante, war Gegen Die Preisrichter: Martin stand eines engeren Wettbewerbes. Wagner, Heinrich Lessenom, Theodor Leipart , Otto Heßler und Dr. Adolf Behne , bewerteten am höchsten die Entwürfe von Hannes Meyer , dem jetzigen Leiter des Dessauer Bauhauses, Aloys Klement in Hamburg und Mag Taut in Berlin . Der Bundesvorstand hat daraufhin Meyer den Bauauftrag erteilt. Ende dieses Monats wird der Grundstein gelegt werden. Die Schule foll schon im nächsten Frühjahr ihre Arbeit beginnen. Die Baufoften follen 500 000 Mart nicht überschreiten. Der Leiter des Dessauer Bauhauses entwarf eine Anlage in freier Gliederung, die sich dem Gelände anpaßt. Die Schule soll Arbeiter und Arbeiterinnen zwischen dem 18. und 50. Lebensjahr weiter bilden. Sie soll den Funktionären des Gewertschaftsbundes in den Betrieben eine weitere Ausbildung in den Fragen des Betriebsrechtes, der Gewerbehygiene, der Volkswirtschaft geben und sie zugleich für die Aufgaben eines Referenten, eines Schlichters, eines Jugendleiters oder Versammlungsvorsitzenden vor.
bereiten.
Für diese 3mede werden die Schüler und Schülerinnen von ihren Organisationen für vier Wochen nach Bernau geschickt merben, vielleicht später auch für länger, und sie mit ihren Familien
DER SONNTAG DER
SOMMER- AUSSTELLUNG AM KAISERDAMM Von 9 bis 8 Uhr geöffnet( Einlaß bis 7 Uhr) Eintrittspreis 1.50 M., Jugendliche 0.75 M., Familienkarten( für 2 Erwachs. und 2 Jugendi, oder 3 Erwachs.) 3,50 M., Kinder- Zusatzkarte 0.25 M. Bei schönem Wetter: KONZERT in den Funkturmgärten
Wie aus Konstantinopel berichtet wird, macht die Arbeit der Kommission für lateinische Schrift in letzter Zeit gute Fortschritte. Während es früher eine religiöse Streitfrage war, hat das Unterrichtsministerium jetzt die Kommission angewiesen, die Frage nur rein wissenschaftlich zu behandeln. Die Parteigänger der Beibehal tung oder der Reform der arabischen Schrift haben in den letzten beiden Jahren an Boden verloren, und die Intellektuellen find fast alle für das lateinische Alphabet gewonnen. Die Kommission hat mit der Prüfung der Vorschläge über die Wahl der Buchstaben, die Festlegung der Aussprache und der Schreibregeln begonnen. Der Reichtum an Sprachlauten im Türkischen wird über 30 Buchstaben nötig machen. Das neue Alphabet soll in einem Zeitraum von etma 20 Jahren eingeführt werden.
Die Berliner Sezeffion beabsichtigt nach Schluß ihrer Aquarellausstellung die noch die Monate Juli und August geöffnet bleibt, im Herbst dieses Jahres aus Anlaß des 50. Geburtstages bon Brofeffor Karl Hofer einen lleberblid über dessen Gesamtwert sowohl aus öffentlichem wie auch aus privatem Befik zu geben.
„ ERNÄHRUNG“