Morgenausgabe

Лr. 331

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45.Jahrgang

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Der Bormoris" erscheint mochentag Tidy zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abenbausgaben für Berlin und im Hanbel mit dem Titel„ Der Abend, Illustrierte Beilagen Bolt und Zeit und Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Wissen", Frauen Stimme", Ledynit"," Blid in die Bücherwelt" und Jugend- Borwärts".

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Sonntag 15. Juli 1928

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mart

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Vor dem Brüsseler Kongreß.

Lebhafte Debatte im französischen Parteiausschuß.

Paris , 14. Juli. ( Eigenbericht.)

Am Sonnabend trat in Paris der außerordentliche Parteiausschuß der französischen Sozialisten zur Vorbereitung des Internationalen Rongresses in Brüssel zusammen. Die Tagung wurde mit einer Rede des Generalsekretärs der Partei Paul Faure über das Programm des Brüffeler Kon­grejjes eröffnet. Anschließend wurde die französische Wirtschafts­frise besprochen. Im Vordergrund der äußerst lebhaften Berhand­lungen stand die Frage der Produktionsvermehrung. Im weiteren Verlauf der Tagung wurde die Debatte über die außenpolitischen. Grundsäge der Partei unter stellen weise stürmischen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der verschiedenen Richtungen fortgefeßt. Eine Reihe von Rednern fritisierte im Zusammenhang mit dem Fall Boncour

weiterhin die Böllerbundspolitik der französischen Regie rung. Unter anderem führte 3yromski aus, daß die berühmte For­mel Schiedsgericht, Sicherheit, Abrüstung fa Isch fei. Die Sicher heit müsse das Ergebnis der allgemeinen Abrüstung fein. Dies sei die Auffassung des internationalen Sozialismus, die jedoch zu derjenigen der französischen Regierung im offenen Widerspruch stehe. Die ganze Politik der französischen Regierung, so erklärte Byromiti unter Beifall, ist nur auf den Abschluß fleinerer militär­bündnisse gerichtet, die die Kriegsgefahr nur erhöhen. Der französischen Regierung fommt es lediglich auf die Aufrecht erhaltung des status quo in Europa an. Auch dies steht im offenen Widerspruch zur Bolitik des Sozialismus.. Wir sind nicht gegen den Völkerbund, aber wir möchten, daß der Parteitag aner­fennt, daß ein Sozialist gar feine Regierung vertreten tann, deren Bolitit mit derjenigen der sozialistischen Partei vollkommen unvereinbar ist.

Der Bürgermeister von Bordeaux , Abgeordneter Marquet, ver­teidigte die Haltung Boncours. Wann hat die sozialistische Inter­nationale, fo fragte er, verlangt, daß Paul Boncour nicht mehr nach Genf gehe? Wenn Brade sagt, Paul Boncour in Genf bedeutet eine Bertrauenserklärung für Frankreich , so fage ich, Boincaré wird von dem Teil der Partei gehalten, der es ablehnt, in eine neue Mehrheit einzutreten.

Gegen diese Worte erhob der Abgeordnete Brade, unterstützt von 3yromffi und vielen anderen ihm nahestehenden Delegierten, heftigen Widerspruch, fonnte sich jedoch in der allge meinen Unruhe fein Gehör verschaffen. Nach längeren erregten Diskussionen von Bank zu Bant brach der Abgeordnete Grumbach

nochmals eine Lanze für Baul Boncour. Er erinnerte an die, wie er fagte, außergewöhnlichen Umstände, unter denen Breitscheid von seiner Bartei zum Vertreter der Regierung in Genf bestimmt worden sei, wo sein Auftreten der Sache der deutsch - franzo fischen Verständigung unschäßbare Dienste geleistet Grumbach nahm die französische Außenpolitit unter Finweis auf Locarno gegen den Vorwurf des Imperialismus in Schu z. Er gab zu, daß die Sonderbündnisse eine Gefahr für den Frieden der Welt bedeuten, erklärte jedoch, daß der Bölferbund alle von Frankreich abgeschlossenen Bündnisse gebilligt habe. Bezüglich der Räumung des linken Rheinufers

erfannte Grumbach an, daß die Partei diese Räumung auf ihr Programm gefegt habe, mies aber darauf hin, daß fie gleich zeitig die Notwendigkeit einer internationalen Rontrolle der entmilitarisierten 3one betont babe.

Schließlich ergriff Paul Boncour selbst das Wort, wobei er er klärte, daß dies nicht zu seiner Berteidigung geschehe, die er den wählern überlassen habe. Er wolle einen Warnungsruf vor der Gefahr einer übereilten Revision der Friedens verträge erheben. Der Parteitag und die Internationale hätten sich mit der Frage dieser Revision bereits beschäftigt und feien von der damit verbundenen Gefahr überzeugt. Dies dürfe man nicht außer acht laffen, weil sonst die Gefahr bestehe, daß in der Welt ein Brandherd angezündet werde, den man nicht mehr löschen tönnte.

Baut Boncourt wiederholte sein befanntes. Argument, daß der Bölferbund demotratifiert werden müffe und daß auch die Mit arbeit eines Sozialisten in Genf feinem Lande und der Sache des Friedens Dienste leiften fönnte. Sodann sprach er die lleber zeugung aus, daß die Abkommen von Locarno logischerweise zu einer Begrenzung der Rüstungen in den beteiligten Län­dern führen müffen und tatsächlich führen werden.

Die technischen Vorarbeiten zur Abrüstung, so erflärte Baul Boncour, find fast beendet. Die Konferens tann im nächsten Jahr von den Regierungen einberufen werden. Wenn das ge schicht, so werden wir auf dem Wege zur Befriedung der Bölfer schicht, so werden wir auf dem Wege zur Befriedung der Bölfer eine feste bemerkenswerte Etappe zurücgelegt haben. Benn das nicht gefchieht, so habe ich die starke Befürchtung, daß die in den Finanzen der einzelnen Länder wieder eingetretene Ordnung und der zeitliche Abstand vom Kriege uns von neuem zu dem Bettrüsten, dos die Zeit vor 1914 charakterisierte, bringen werde. d neljaste

Malmgreens Eistod.

Bon seinen Kameraden im Eis zurückgelaffen. wird fortgesetzt.

Mosfau, 14. Juli.

Das Präsidium der Somjefabteilung der Aeroarktischen Gefell­fchaft teilte dem Nobile- Hilfskomitee mit, daß feiner Ansicht nach Amundsen längs der Offfüfte Spißbergens bei der Edge- und Barents Infel gesucht werden müffe. Das Präfidium biffet, Noch forschungen in dieser Richtung anzustellen.

Die Suche nach Amundsen

mechselt murden. Einer amtlichen Mitteilung zufolge verfucht der Eisbrecher bereits, an die Alessandri- Gruppe heranzukommen. Dem Kommando des, raffin" ist nahegelegt worden, Amundsen, der sich bei dieser Gruppe befinden soll, auf alle Fälle zu retten.

Krylenko berichtet vor Ingenieuren.

Einmütige Billigung.

-WOO

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Der sterbende Monarchismus.

Sugenberg gegen Westarp.- Trustfaschismus gegen Juntermonarchie.

Die Berwirrung in der Deutschnationalen Bolkspartei bezeichnet den Sieg des republikanischen Gedankens. Die Deutschnationale Boltspartei ist als Partei der monarchisti­fchen Restauration ins Leben getreten. Fällt der monarchische Gedante, so liegt darin das Geständnis, daß das unmittelbare Barteiziel nicht erreichbar ist. Der Prozeß der Festigung der Republik hat sich in Deutschland in reißendem Tempo voll­zogen. Selbst die unentwegten Monarchisten geben zu, daß die monarchische Frage keine Tagesfrage ist, und gestehen da­mit, daß im Spiel der Kräfte sich das Schwergewicht zu= gunsten der Republik geneigt hat.

Ist damit die Reaktion am Ende ihres Lateins? Scheiden grundlegende Verfassungsfragen aus der politischen Ausein­andersegung aus? Ist die Zeit vorüber, in der die Republik von ihren Freunden aufmerksam und entschlossen bewacht merden mußte? Man muß den Blick fest aufs Lager des Gegners, auf die Vorgänge in den Reihen der Deutschnatio­nalen richten, um ihren Sinn nicht mißzuverstehen.

Als die Deutschnationale Volkspartei die Erbschaft der Konservativen antrat und sich als Volkspartei fonstituierte, lag darin nicht der Wille, eine Massenpartei auf wahrhaft demokratischer Grundlage zu bilden. Es war den alten Konservativen und den neu zu ihnen stoßenden Kräften mit der Demokratie ebensowenig ernst wie einst Bismard bei seinem Spiel mit dem allgemeinen gleichen Wahlrecht. In beiden Fällen war die Zielsetzung antidemokratisch, eine Stärkung der fonservativen Kräfte.

Die Taftif, die die Deutschnationale Bartei in die Höhe geführt hat, bis sie in den Wahlen von 1924 den Gipfel ihrer Macht erreichte, beruhte auf der geschickten Ausnutzung der Depression im Bolle durch die Niederlage im Weltkrieg. Den Leiden des deutschen Volkes in der Nachkriegszeit stellten sie die gute alte Zeit, die Zeit des Kaiserreichs entgegen. Es war ein geniales Taschenspielerkunststück, gespielt von denen, die die Schuld am Kriege und an der Niederlage, und damit an den Leiden der Nachkriegszeit trugen. Auf der einen Seite verschärften sie die Krise durch die Steuerflucht, durch die Sabotage aller finanziellen und wirtschaftlichen Wieder­aufbaubestrebungen, durch das Borwärtsstreben der In­flation flation auf der anderen Seite beschuldigten sie die Linke und die Regierung der Unfähigkeit und des nationalen Ber­rats. Sie schufen Not und Hunger, um sie demagogisch aus­zubeuten. Die offenbare Doppelzüngigkeit, die die deutsch­nationale Politik seit der Annahme des Dames- Planes aus­gezeichnet hat, bleibt weit zurück hinter jener über alles Maß gefteigerten Lüge, die das Wesen der deutschnationalen Bo­Titit bis zum Ruhrkrieg ausgemacht hat.

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Das Bolt hat den Mechanismus der Inflation, die Zu sammenhänge zwischen der sogenannten nationalen Oppo­fition, dem wirtschaftlichen Gebaren der Inflationsherzöge und dem Wachsen der Geldentwertung nicht durchschaut. Nur deshalb war es möglich, die Inflation bis an die Grenze des Berhungerns und darüber hinaus zu treiben. Ein großer Teil des Volkes hat den Zusammenhang zwischen der histo­rischen Schuld der Konservativen und seiner eigenen Not nicht durchschaut. nur so war es möglich, daß Millionen von Wählern der deutschnationalen Demagogie verfielen. Das Lebensinteresse des Boltes mies hin auf Leberwin­dung der äußersten Not, auf wirtschaftlichen Wiederaufbau. Die deutschnationale Demagogie hat weite Schichten statt deffen in die Vergangenheit gewiesen. Die Ideologie der monarchischen Restauration wurde den Leidenden und Hun­gernden eingepflanzt, fie murde verbunden mit der Hoffnung auf Wiederkehr der alten besseren Zeiten. Diese Dema­gogie mar mirfjam. Die Stimmenzahl, die die Deutschnatio­nalen erreichten, hat es bewiesen.

Der Höhepunkt der deutschnationalen Macht wurde er­reicht nach der Stabilisierung und dem Ende des Ruhrkriegs. Sie schickten sich an, die Früchte der Demagogie der,.natio­nalen Opposition" einzuheimsen. Sie traten in die Regie­rung ein, fie arbeiteten an der Wiedergewinnung der sozialen Herrschaft der damals herrschenden Klassen über das Bolt. Der Gedanke der monarchischen Restauration, der in der Zeit der allgemeinen Berwirrung als Sprungbrett für ihren Auf­stieg gedient hatte, trat hinter dem sozialen Biel zurück. Sie hatten einem Teil des leidenden und hungernden Bolles eine Su- 3deologie gegeben, die es von der Bertretung seiner mahren Intereffen ablenkte. Ihre praktische Politik mich nun davon

Mostau, 14. Juli. ( Dst- Expreß.) Generalstaatsanwalt Arylenko hielt im Kuchmiſterom- Klub in Mostau einen längeren Bortrag vor ostauer In genieuren und Technikern über den Donezprozeß. Die Ber­fammlung mar sehr start besucht. Nach dem Vortrag Krylentos faßte die Bersammlung eine Entschließung, in der das Urteil im Donez prozeß in vollem Umfang gebilligt mit.( Den hörer möchten wir sehen, der es bei diesem Regime jemals magen murde, die Haltung Krylenkos nicht zu billigen! Red. d.„ B.") murde, die Haltung Strylentos nicht zu billigen! Red. d.„ B.)

Das gerettete Mitglied der Malmgreen Gruppe, Kapitän 3appi, hat dem Berichterstatter der Telegraphenagentur der Sowjetunion über den Rückmarsch der Gruppe Malmgreen über das Padeis folgendes erzählt: 3mei Wochen nach dem Absturz war Malmgreen den Schwierigkeiten des Marsches nicht mehr gewachsen. Wir( 3appi und Mariano) mußten ihn auf dem Eise zurücklaffen und gerieten dann auf unpassierbare Eis schollen, auf denen mir zehn Tage ohne Hoffnung auf Rettung verbrachten, bis der Flieger Tschuchnamsti uns bemerkte. Die Meldung über die Bergung der Ballongruppe Alessandri durch den russischen Eisbrecher Krassin", die sich inzwischen bereits als verfrüht herausgestellt hat, ist nach einer neuen Moskauer Meldung durch einen Fehler entstanden, der der Empfangsstation in Mostau unterlief. Richtig ist, daß die Die bolichemistische Parteipreffe veröffentlicht aus Kreifen der Aleffandri- Gruppe gesichtet wurde und daß mit ihr Signale aus Leningrader Oppositionellen, die als besondere Hochburg der getauscht werden konnten. Die rasch aufeinanderfolgenden Mit- Trogfi- Oppofition gelten, zahlreiche Gesuche an die obersten Bar teilungen des Krassin" über die Rettung der übrigen Gruppen teiinstanzen um die Wiederaufnahme in die Bartei unter bewirkten, daß die Ballongruppe und die Sora- Gruppe vergleichzeitiger Preisgabe der Grundsäge und der Taktit Trogtis.

Das Abbröckeln der Trotzkiften.

ab. Sie vertraten nicht mehr den Gedanken der monarchi­schen Restauration auf revolutionärem Wege, sondern den monarchischen Gedanken innerhalb des durch die republika­nische Verfassung gegebenen Rechts, einen Monarchismus auf der Grundlage der Boltssouveränität! Sie gaben in der Bragis die ,, nationale Oppofition" und verhalfen dem Dames­Plan zur Annahme und Durchführung.

Die Ideologie, die sie geschaffen und gefördert hatten, hielt mit der Elastizität ihrer praktischen Politik nicht Schritt.