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BERLIN

Sreitag, 2009bin

20. Juli

1928

Ericheint täglich außer Sonntags. Bugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin   SW 68, Lindenstr. 3

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Nr. 340

B 168. 45. Jahrgang.

66 Anjeigenpreis: Die einfpaltige Nonpareillezeile

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Finanzkapital gegen Völkerbund  

Die Wirkung einer Milliardenanleihe.

Bukarest  , 20. Juli.

Ministerpräsident Bratianu   machte im Ministerrat Mitteilung über die Ergebnisse der Verhandlungen über die Auslandsanleihe und die Währungsstabilisation. Die Hauptemissionsbanken gewähren auf Grund ihrer Stu dien über die Lage der Nationalbant, des Budgets und der Wirtschaft Rumäniens   der Währungsstabilisation ihre Unterstütung. Andererseits hat man schriftlich die Bedingungen niedergelegt, unter welchen die Emission der Anleihe, die im Sommer nicht möglich ist, im Herbst erfolgen wird. Die Anleihe ist mit ersten Finanzgruppen Frankreichs  , Englands und Amerikas   und unter Beihilfe der Hauptbanken der übrigen wichtigen europäischen  Märkte abgeschlossen worden.

Der Ministerrat beschloß, die Regentschaft um Ein­berufung des Parlaments zum 26. Juli zu bitten und den Kammern die entsprechenden Gesetzentwürfe zu unterbreiten.

Die Anleihe beläuft sich auf 250 Millionen Dollar. Die erste Tranche wird sich auf 80 Millionen Dollar be laufen, und auf diese Tranche wird sofort ein Vorschus von 20 Millionen Dollar gewährt werden.

Die Gegenleistungen.

Diefe amtlich rumänische Meldung bringt fein Wort über die Bedingungen, die das internationale Finanzkapital der rumänischen Regierung für die Anleihe auferlegt. Weder ift angegeben, welche Steuern und Zölle Rumänien   für den Zinsendienst und die Rückzahlung der Anleihe bereitstellen und verpfänden muß, noch wird veröffentlicht, ob die An­leihe der Regierung frei zur Verfügung gestellt oder ob die Berwendungszwece genau vorgeschrieben find. Diese Schweigsamfeit ist verdächtig. Sie läßt darauf schließen, daß die Bedingungen hart sind, so hart, daß die Regierung sich scheut, sie befanntzugeben. In einigen Tagen wird aber im Barlament darüber Klarheit geschaffen werden.

Unter

Im übrigen ist es ganz charakteristisch, daß die Anleihe zustandegekommen ist wenige Wochen nach dem feigen Zurückzug des Bölferbundrates vor der rumä nischen Beigerung, den Streit um die Entschädigung un­garischer Grundbefizer schiedsgerichtlich entscheiden zu lassen. Während im März noch der Bölferbundsrat erflärt hatte, daß ein neues, erweitertes. Schiedsgericht diese Rechtsfrage zu entscheiden habe, fiel er im Juni plöglich um. Führung des Berichterstatters, des englischen Außenministers Chamberlain, erklärte der Rat nunmehr plöglich, Un garn und Rumänien   sollten sich direkt einigen, der Streit fei für ihn erledigt. Gegenüber der nationalistischen Opposition des rumänischen Außenministers wichen die Re­gierungen einfach zurüd. Statt im Bölferbund ein Schieds. gericht einzusehen, wie es ihre Pflicht gewesen wäre, gaben fie den internationalen Rechtsgedanken einfach preis.

Jetzt, mit Abschluß der Anleihe, wird flar, welche Kräfte die Regierungen dazu gebracht haben, ihre Haltung zu re­Didieren und Rumänien   nachzugeben. Es sind die Banfiers gewesen, die mit der rumänischen Anleihe ein glänzendes Finanzgefchaft machen wollten. Das fonnten sie aber nicht, folange es zweifelhaft war, ob Ungarn   in einem Bro­zeß nicht vielleicht doch umfangreiche Entschädigungsansprüche an Rumänien   durchsehen würde. So wurde namentlich der englischen, aber auch der französischen   und italienischen Re­gierung und wohl auch anderen vom einheimischen Kapital nahegelegt, dafür zu sorgen, daß Ungarn   feinen Prozeß mit Rumänien   führen darf: denn wenn Ungarn   diesen Pro­zeß führen dürfe, um ihn etwa zu gewinnen, dann werde Rumänien   mit neuen Schulden belastet. Mit einem Staate aber, bem fo etwas brohe, fönne man teine Anleihe ab­fchließen. Und da es den Regierungen fapitalistischer Staaten eben nicht auf Recht und Gerechtigkeit anfommt, war es ihnen auch gleichgültig ob sie ihrer eigenen Politif ins Ge ficht schlugen. Statt das Schiedsgericht einzusetzen, verhin berten sie den Prozeß Ungarns   gegen Rumänien  . Und dann

Das Gasenko- Boot.

Nach diesem Modeli soll der Ozeanoplan gebaut werden und in 40 Stunden den Atlantik überqueren. Man sieht beiderseitig über den Schwimmern und unter den Flügeln die Wasserflohbeine", die nach allen Seiten knick- und streckbar sind und dadurch das Boot dem Wellendruck entziehen.

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Die Fäden der Verschwörung.

Meutereien in Merifo?

Mexiko  , 20. Juli.  ( Eigenbericht.) Am Donnerstag sind in Mexifo- Stadt im Zusammen hang mit der Ermordung Obregons außer den Ange. hörigen des Täters noch eine ganze Reihe anderer Personen in saft genommen worden. werden beschuldigt, von dem Attentat gewußt bzw. an

ministeriums zu beantworten und gewisse Truppenverschiebungen entgegen den Anweisungen des Kriegsministers vornimmt. General Escobar war früher Befehlshaber der Regierungstruppen in Chihuahua   und Führer der Armee, die den Gomez- Aufstand unter­

drückte.

deffen Vorbereitungen beteiligt gewefen zu sein. Die Schweres Autounglück bei Heiligensee  .

Zahl der Verhafteten beträgt bisher 15. Es sollen sich darunter auch hohe Staatsbeamte befinden. Um welche Personen es sich im einzelnen handelt, wird mit Rücksicht auf die Untersuchung bisher noch geheim ge­halten.

Die am Mittwoch verfügte Zensur der Pressetele­gramme ist auf Anordnung des Präsidenten wieder auf­gehoben worden.

Was tun die Generale?

New Bort, 20. Jufi. Berichte aus Laredo in Teras besagen, daß drei Regi­menter in dem merikanischen Staate Daraca gegen die meri­tanische Regierung gemeutert haben. In megitanischen Re­gierungstreifen besteht ernste Sorge über die Haltung des Generals Escobar, der sich geweigert hat, ein Telegramm des Kriegs

Ein Zoter, zwei Schwerverletzte.

Auf der Ruppiner Chauffee zwischen Schulzen­ dorf   und Heiligensee   ereignete fich heute mittag ein schweres Aufounglüd, bei dem eine person getötet, zwei weitere fchwer verletzt wurden.

Das mit vier Bersonen bejezte Privalauto befand sich auf der Fahrt nach Belten. Kurz hinter Schulzendorf   geriet der Wagen aus bisher noch ungeklärter Ursache auf den Sommerweg und rafte gegen einen Chausseebaum. Die Folgen waren furchtbar. Das Auto überschlug sich mehrmals und begrub alle Infaffen unter sich. Vorüberfahrende Automobilisten und Aus­flügler fonnten die Verunglückten erst nach längerer Zeit aus den Trümmern befreien. Der Führer des Wagens, der 36jährige Karl bereits tot. Die Leiche wies fchmere Schädelverlegungen Brandenburg   aus der Wollantstraße 26 in Pankow  , mar auf. Bon den Infaffen hatten der Kaufmann Joseph Gaffer aus der Friedrichstraße 4 und deffen Begleiterin, deren Personalien noch unbekannt sind, schwere opfperlegungen erlitten.

find sechs Bochen ins Land gegangen da hai   Rumänien   Die Ursachen der Bahnkatastrophen be fanden im Birchow Krankenhaus Aufnahme. Der vierte

die Anleihe und das Finanzlapital macht an ihr ein großes Geschäft. Das Ganze ist wieder ein Beispiel dafür, wie die Regierungen fapitalistischer Staaten am Bängelband fapita­listischer Kreise internationale Politik treiben.

Acgyptens Mussolini. ( Berichte auf der 2. Seite.)

Insasse, der in hohem Bogen in den Chausseegraben geschleudert worden war, fam wie durch ein Wunder unverlegt davon. Die freiwillige Feuerwehr von Tegel   nahm die Aufräumungs­arbeiten an der Unfallstelle vor.