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6. Fortsetzung. "Kinö,£>a»„q-ut mit seht an dit, was du jetzl gesagt Host. Obwohl«z mein Btudet ist. dem du seinen eigenen Trotz vetglüft. Wirst halt doch was von ihm haben, seinen Dickschädel— wenn sonst gar nichts." „Bist du mir deshalb böse?" „Nein, Aind, da Hab' ich g'rad, bevor ich nach Wien gekommen bin,«in Gedicht gelesen— man wird halt alt und kindisch, und so les' ich wieder Gedichte wie ol? Backsisch. Aber es sind, Gott sei Dank, doch andere. Eines ist mein Lieblingsgedicht geworden, und ich Hab' es mir gemerkt. chorch. wie der knospige Wipfelsaum . Sich sträubt, sich beugt, von Baum zu Baum: Mein Sohn, in deinem Wiegentraum Zornlacht der Sturm— hör' zu, hör' zu! Er hat sich nie vor Furcht gebeugt, Horch, wie er durch die Kronen keucht: Sei du! Sei du I lind wenn dir einst von Sohnezpflicht, Mein Sohn, dein alter Bater spricht. Gehorch' ihm nicht, gehorch' ihm nicht... „Berftehst du, was der meint? Sei du, sei du!" „Ja. Tante." „Sein, was man ist, da? hört sich so einfach an und ist eine so schwere Kunst im Leben, und man mutz sich frühzeitig darauf dressieren oder trainieren, wie man jetzt sogt... Uns hat man's nicht gelernt, uns hat man's oerboten, und so bin ich die Wirt« schafterin von meinem Bruder geblieben." Tante Hedwig ging mit der Kleinen und sagte manchmal einig« Sätze, als ab sie ein Selbstgespräch hielte. Hilde lauschte mit mädchenhafter Neugiero« sie erfuhr doch man6)ez Neues— und unter- brach die Tante nicht. „Ich schimpf' nie auf die Jugend von heute... im Gegenteil... wenn wir so g'scheit gewesen wären... wenn eine schon aux- gebrochen ist, so hat man ste wieder eingefangen... wozu? Damit s den, Fernleitner die Strumpf stopft. Sei du, sei du, Hilde, du bist ein gescheites Mädel, laß dir nil d'sinreden. Willst du gleich Geld verdienen, gut. so geh'>n eine Bant oder in ein Geschäft. Willst du was anderes machen, so ist's auch nicht schlecht und bleib dann dabei... Bist nicht mehr zu jung, um zu wissen, was du willst... Möchtest holt was anderes werden, als ein Fräulein Rose, ha? No. ja, ich mächt sie auch nicht ins Knopfloch stecken. Diese Rose im Knopfloch, dos belustigte wieder Hilde so, daß ste vor Lachen stehen blieb, und die Tante lachte gern mir.„Du, Hilde, sag's aber der Mutti nicht, wie ich dich oufhetz! Ich Hab' schon ohnehin einen genug schlechten Ruf bei ihr, nicht wahr? Weißt, mir zwei bleiben Spczialsreundinnen— hast du überhaupt Freun- binnen? Ich sah dich ja immer nur mit der Mutti und dem Frau. lein Rose, zum Teufel, daß mir dieser Geruch nicht aus der Nase grht. Sag', Host du Freundinnen?" Hilde erzählte von der Lutz Gruber und von dem einen oder anderen Mädel, das sie gern hatte und hie und da besuchte. Tante Hedwig schnitt«in Geficht..Leine Freundinnen. Das sind Bekanntschaften. Oder wie man so be! uns vornehmen Leut' sagt: Eonnoissancen! Und einen Jugendfreund hast du auch nicht? So einen Buben, mit dem man von klein auf gespielt hat— ober deine Mutti hat dich ja immer zu gut behütet, als daß du je— hast nie Schneebällen geworfen, was? Na, ja, be! die besseren Leut'! W!« ihr Geld gehabt habt, bist du auf den Eislaufplotz gegangen, und fetz» habt ihr keins mehr, da bleibst z'Haus! Alfa, wenn du keine bessere Freundin findest, so nimm mich, ja? Und wir erzählen uns alle», alles?" �„Alles, Tante Hedwig. Und zuerst und zum Beweis deiner Spezialfreundschast— erzählst du mir die Geschichte... die Geschichte der Mutti." „Du bist ja sehr tüchtig, um zu deinem Ziel zu kommen. Sind dos auch so neue Moden?" „Es gibt da ein Geheimnis, Tante Hedwig. Ich weiß es... und ich darf es erfahren. Jetzt bin ich fünfzehn Jahre alt..." „Eigentlich sechzehn..." „Ja. eigentlich sechzehn." Hilde war auf die Ironie der Tante Hedwig«ingegongen, machte aber ein ganz ernstes Gesicht. Die Tante sah sie prüfund an und sagte:„Was ist da viel zu erzählen? Dein Fall ist der von Tausenden— Du bist ein uneheliches Kind!" Hilde war zusammengefahren und hatte unwillkürlich eine Hand. die frei war, vor's Gesicht gelegt. „Schreckt dich da»? Wirst dos deinen Stolz, den Fernleitner- fchen Stolz, zu Boden? Du bist ein uneheliches Kind, und deine Mutter ist ohne Schuld. Wir sind schuld, dein Großvater ich, wir alle. Sie hatte einen Menschen lieb, und wir hielten sie äb. ihn zu heiraten. Wir hatten recht mit unserer Warnung, denn er ver- ließ sie, al» du kommen solltest. Wir hatten unrecht, denn man vermeidet es besser, die Menschen zum Heroismus zu zwingen. Wär' alles so gegangen, wie es sonst geht, so wären die zwei ein glück- liches Paar geworden und hätten sich durch» Leben durchgeschlagen. Vielleicht... Wahrscheinlich... So aber hat dein« Mutter das Vaterhaus verlollen, ist nach Wien und hat allein, ganz ollein den schweren Weg beschritten, für eine Familie zu sorgen. Ihr Bater ist ein korrekter Mann— er hat deiner Mutter die Rente ausgefolgt, die ihr gebührt«— aber gesehen hat«r si« nie mehr." Hilde hatte sich auf einen Holzstoß niedergesetzt, der fetzt auf ihrem Wege lag, und Tante Hedwig setzte sich zu ihr. „Hilde!" „Was muß die Mutti gelitten haben!" „Ja. gelitten hat sie und es tapfer getragen, da» muß man ihr lassen." Lange Paus« Selbst Tont« Hedwig, dl« sonst wahrhaftig nicht mundtot war. wußte jetzt nichs zu sagen. „Warum war eigentlich der Großvater so böse?" „Ein uneheliches Kind, das ist Sünde, ist Schande, und bei seiner Stellung..." „Das versteh' ich nicht."
„Du kannst es heute noch nicht verstehen. So, wie du bist. kannst du es nicht verstehen. Du wirst viel um dich sehen müssen. um zu unterscheiden, ob... dein Großvater recht hatte oder nicht." „Er hat nicht recht gehobt, so gegen die Mutti zu sein!" schrie Hilde auf. „Das glaub' ich auch, Hilde." Das Mädel sah zu der Tante auf und küßt« si« stumm. „Was geschehen ist, das kann man nicht ander» machen, Kind. Und du bist nun einmal da. Die Welt, die früher gegen dich auf-
gestanden war«, d'ch verfolgt hätte, um in dir deine Mutter zu treffen, die ist auseinandergesprengt... zum Giück Der neuen West ist es Wurst, ob deine Mutter einen Trauschein hat oder nicht... Du hast noch die Dahl... ob du zu jenen oder zu deiner Mutter halten willst... Halt dich an die Dernunst, an die Menschlichkeit... wir waren unmenschlich!" „Warum sagst du immer: Wir? fragt« Hilde. ,Ha, weiht du, Kind, ein« Heldin bin ich ja nicht. Alle», wo» ich kann, ist nur. hinter den Leuten die Zunge herausstrecken, wenn sie nicht zugesehen hoben natürlich... unk�bildlich gesprochen, natür-
lich. Ich hab's bald sott bekommen, mich mit dem Fernleitner' herumzuschlagen... Mich hat das Schicksal in jene alte West hinein- gesteckt, und ich war ganz allein, so allein, wie deine Mutter in Wien . Nur anders war mein Kampf. Immer die Gescheitere sein. dos wird einem schließlich zu fad. Da Hab' ich mich so blöd gestellt, wie es die anderen wirklich waren. Weißt du, so vor dreißig Jahren die Provinz und dazu noch die gute Gesellschaft, das war, das war... mit heute oerglichen, so ein« altertümliche Ritterburg, wenn man sie mit einem modernen, gemütlichen Dillenbou vergleicht. Mer wir mußten oben auf der Ritterburg sitzen und herunterschauen. Allweil herunterschauen. Da bin ich eben mitgesessen und Hab' mit heruntergeschaut... auf die Leut', dies nicht bis zum Oberlandes- gerichtsrat bringen können. Weißt du, weil ich allein war. Man soll nicht allein sein. Wer ist so stark, daß er es könnte! Und wenn man so stark ist, hat man erst kein Recht dazu. Man soll nicht allein sein, Hilde. Merk' dir dos." Es war mittag geworden, und man mußte heim. .Lamm, Kind, die Mutti wird warten. Du sagst ihr nix. hörst du, du laßt ihr nix merken. Dir zwei wollen unser Geheimnis haben, dos brauchen wir, um Speziolsreundinnen zu sein. Aber dann kannst du dir andere Freundinnen aussuchen, nicht so alte Scharteken wie mich oder gar dieses Fräulein Rose." Di« beiden wanderten stadtwärts. „Weißt du, Tante, ich glaub', ich bin heut« viel g'schester geworden." „Das scheint dir nur so. Don einem Gespräch wird man nicht gescheiter. So was bringt nur das Leben zustand«. Wenn's dich an» Leben traust, net so wie wir. wie die blöd« Gans, die ich war, oder wie deine Mutti, die sich vom Leben hat beuteln lasien und ihm sonst ganz feindlich gegenübergestanden ist— kann es ihr übrigens nicht übelnehmen weißt du, im Leben selbst wird man g'scheit." „Tante— und du?" „Ich? Hab' ich dir schon gesagt, daß ich«ine Gans war? S«! du. sei du. sagt der in meinem Lieblinasgedicht, und ich war immer wer anderer, zuletzt bin ich seit— Gott, seit wieviel Jahren!— ein alter Oberlandesgerichtsrat. Wenigstens hat er kon Bart, der Fern- leilner. da» war' sonst zu grauslich!" „Tante— du host dir deinen Humor bewahrt." .„Schau, Kind, wann man Jahr um Jahr dasitzt und nur darauf wartet, daß man älter wird, oder daß«inen der Teufel mitnimmt, da wird's einem langweilig. So unterhält man sich mst seinen eigenen Spoßett'ln." Al» die zwei heimkamen, umarmt« die Hilde ihr« Mutti be- sonder» stürmisch. ..Wo» host du denn, Kind?" fragte die Mutter. Und Tante Hedwig erwiderte:„2>a, macht die frisch« Lust!" .Habt ihr zwei wieder konspiriert?"(Fortsetzung iolgU
WAS DER TAG BRINGT. iiniwmmiiiinwwniwiminriiiiiniiiiiiiiiimiiwniniiimimnmitiiiiimiiiiiiiiiiiiMimiiiiimntwitniniiniiniiflmHnwinninniiimiiiiimiiiiiiiiniiiiniiiiiiiiiiiniiiiiiiimiiiMiiinniinn
Die Zwangsgestellung in die Freiheit, durchgesetzt in mannhafter revolutionärer Aktion der begnadigten Gefanzencn von Sonnenburg. bringt unp ein Gegenstück in Er- innerung: Als der böhmisch« Gros Adalbert Sternberg , ein richtiger„Wilder", wider einmal in einem Dorfe bei Löniggratz redete und stch ein Oppositioneller Zwischenruf« erlaubt«, schmissen ihn die Sternbergianer einfach durch das Fenster de»«benerdigen Tanzsaales auf die Dorfstraße hinaus. Do lag er nun im Staub drinnen aber tadelte der Graf, der es nicht befohlen hatte, solche unwürdige Einschränkung der Meinungsfreiheit und fordert« im Namen der— ihm sonst gar nicht heiligen tschechischen Demokratie, daß man den Beleidigten wieder hereinhole: er, Sternberg, werde mst ihm schon fertig werden. Sa gingen denn vier Mann hinaus und forderten ihn auf, wieder hineinzugehen. ,Ha, daß Ihr mich noch ganz erschlagt— könnt' mir einfallen!" lehnt« der entschieden ob. Unerfüllten Auftrags kehrten die Gesandten zurück, ihren Miß- erfolg kündend. Doch Sternbcrg lieh nicht locker, er wolle nicht auf sich i?nd dem tschechischen Namen fitzen lassen, daß in seinen Der- sommlungen nicht Redefreiheit herrsche. Neuer Vorstoß der Bier in Richtung auf den Hinausgeschmissenen. Der aber erklärte auf seinem staubigen Lager, hier sei und hier bleibe er. Nach kurzer Be« rätung und energischem, doch vergeblichem Ultimatum entschloß sich die Deputation, zu handeln. Und packten an und hoben und schmissen ihn durch dasselbe Fenster wieder hinein in den Saal. Worauf ihn Sternberg begrüßte und fortfuhr, gegen die „Vorzimmergeneräle" Franz Josephs und sein« übrigen Lieblinge zu wettern, daß es eine Art hatte. r. bn. Das Helgoländer Brautbettragen. In Helgoland fand früher am Donnerstag vor der Hochzeit auf der rolen Klippe das„Brautbettragen" statt, eine eigenartige Sitte, die heute so gut w!« ausgestorben ist. Die Einladungen dazu ergingen von der Braut. In feierlichem Zug« wurd« außer der Broutkist« das Bett, das aus Ober- und Unterbett und sechs Rissen bestand und bei dessen Anfertigung es schon allerlei Scherz und Kurzweil gegeben hotte, in weiß« Laken«ingehüllt als Bündel auf dem Kopf oder in den Armen van acht jungen Mädchen vom Brauthause in die zukünftige Wohnung des jungen Ehepaare» ge- tragen. Voran ging die Trägerin des Unterbetts, meistens«ine Schwester des Bräutigams. Das nächste Mädchen, meist eine Schwelter der Braut, trug dos Oberbett, und dann folgten sechs jung« Mädchen, die je ein Kissen trugen. Hinter diesen endlich gingen zwei kleine Mädchen mit einem Korb, der die Dettwäsck?« enthielt. Den Schluß bildet die Braut mit allen zur Feier«in- geladenen Frauen. Bei dem Hintragen der Bettstücke wurde streng darauf geachtet, daß sich niemand umsah oder ausruht«. Das würde nach allgemeiner Ansicht großes Unglück zur Folge gehabt haben. Nach der Ankunft im Hause de, jungen Ehepaares, in dem mit Tee und Zwieback aufgewartet wurde, machte man da» Bett, wieder
unter allerlei Spähen, in dem Bettschrank aus, und zwar wurden die Kissen«ins neben dem anderen senkrecht ausgestellt. Dann pflegten sich Verwandte und Bekannt« einzustellen, um es in Augen- schein zu nehmen und gebührend zu bewundern. Dos Broutbett war eben—- neben der Lrauttiste— der Hauptbestandteil de» Drantschatz«», und deshalb wurd« es mit aller«rdenNiHer PraHt, wo möglich mit Brüsseler Spitzen, ausgestattet. Die verbrannte Tante. Hexenverbrennungen waren früher im Mittelalter durchaus üblich. In der Neuzeit ist man von diesem Brauch abgekommen, nur in Schlesien scheint an der feurigen Tradition noch festgehalten zu Verden . Jedenfalls tonnt« man im„Liegnitzer Tageblatt" folgendes lesen: „... Unter der Führung des Molers Hendrich bewegt sich ein Reigen von jungen Mädchen, die als Priesterinnen gekleidet sind, mit Fackeln um den Platz, und dann hören wir au» dem Mund« unseres lieben schlesischen Landsmannes Paul Keller Worte von Menschenfreundlichkeit und Liebe. Am Holzstoß, den feine Tant« krönte, züngeln die Flammen empor, zuckende rot« Hände, die in den schwarzen Himmel greifen wollen." Herr Keller scheint seiner Dermo ndtschast nicht gerade freundlich gesonnen zu sein! Bin eigenartiger Berufswechsel. Die Regierung der Republik Kuba befindet sich in einer äußerst schwierigen Situation: der«instig« Henker Kubas , Francisto Romeo. bot ein Entlassungsgesuch eingereicht: er beansprucht für sich die Stellung des Gesängnispforrers. Romeo hat während seiner Henker- tätigkeit etwa 20 Menschen ins Jenseits befördert. In den Abständen oerfügte er über genügend Muße, um über den Sinn seiner Tätig- kost nachzudenken: er kam zu dem Schluß, daß die Todesstrase«ine unzweckmäßig« Grausamkeit sei. Deshalb beschloß er. den Rest seines Lebens den Verbrechern zu widmen, die ihm entgongen sind. Während meiner Amerikareise hatte ich folgendes Erlebnis: Unser Dampfer wollt« in den Hafen von X. einlahren, als ihm «In« sämmerliche kleine Kohlenbark« in den Wq, fern. ..Geh' ou» dem Weg mü Deinem dreckigen Kasten!" rief ein Offizier. Gin wettergebräunte» Gesicht erschien in der Luke der Barke und sagt«:„Sind Di« der Kapitän des Schiffes?" „Rein, ich bin der erst« Offizier!" „Dann red' ich nicht mit Ihnen! Ich bin hier Kapitän!" («Der wahre Jacob ")