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BERLIN  Sonnabend, 21. Juli 1928

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Der Abend

Ericheint täglich außer Sonntags. Sugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Expedition: Berlin   SW 68, Lindenfir.3

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Spätausgabe des Vorwärts

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Nr. 342

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45. Jahrgang.

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66 Anzeigenprete: Die einfaltige Nonpareillezeile

80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Boftfcheckkonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin   Nr. 37536. Fernsprecher: Donhoff 292 bis 297

Offener Krach bei der Reaktion.

Vor dem Spruch des deutschnationalen Parteigerichts über Lambach.- Handlungsgehilfen gegen Hugenberg  .

Am Montag soll endlich die Ausschlußverhandlung gegen 2ambach in der Deutschnationalen   Partei be. ginnen. In Rechtsblättern sind schon Warnrufe er. schienen, die die Parteiinstanzen beschwören, die Dinge nicht auf die Spitze zu treiben. Inzwischen geht der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband zur öffent­lichen Offensive gegen den Hugenberg  - Flügel über.

Die Preffestelle des Deutschnationalen Handlungsgehilfen­verbandes versendet einen Aufsatz, der in der Verbandszeit­schrift ,, Deutsche Handelswacht" erscheint. Verfasser ist das Berwaltungsmitglied des DHB. Mar Habermann, Mit­glied des RWR. Der Aufsatz beschäftigt sich mit den ,, Quer­verbindungen" innerhalb des Parlaments von einer Partei zur anderen, die die bürgerlichen Gewerkschaften und die Berufsorganisationen darstellen. Es heißt darin:

,, An den Querverbindungen der Industrie, die doch auch von Rönne bis Klöckner und Siemens reichen oder an den schon ge­nannten agrarischen nehmen die starken Männer der Deutschen Zeitung" und des Hugenberg- Ladens feinen Anstoß. Selbst wenn Herr Silverberg den Reichsverband der Deutschen Industrie gleich mit der Sozialdemokratie foalieren will, bleibt der Tadel milde. Aber der Gewertschafter darf fein echtes politisches Wesen jein, der feinen politischen Ideen mit eigenen Kräften und Gedanken dient. Gewiß: Wahlarbeit dürfen sie leisten und, Wählerstimmen bringen, aber Menschen eigenen politischen Willens dürfen sie um alles in der Welt nicht sein. Das ist den starken Männern aus der alldeutschen Ede allein vorbehalten, die heute in der Deutschnatio nalen Bolfspartei ein taudinisches Joch des Mon­archismus aufrichten wollen, aber in ihrer sicher seht berechtigten ,, nationalen Opposition" vor dem Kriege das meiste getan haben, die ererbten Vertrauensbeziehungen zwischen dem fönigsfreuen Teil des deutschen   Volkes und dem letzten Träger der Krone su et­schüttern.

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Das Alte stürzt...

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Rechts: Die alte holländı­sche Mühle in Zehlendorf  dürfte bald den Siedlungs­bauten weichen, die bereits

sind.

Die Deutschnationale Boltspartei steht vor der Wahl, ob sie eine echte politische Gruppe bleiben will, die auf dem gegebenen politi in ihre dichte Nähe gerück schen Kraftfeld ein möglichst großes Maß von Macht erstrebt, oder ob sie das Sammelbeden aller Reffentiments der milhelminischen Hera werden will Im ersten Fall wird fie gut tun, ihre Querverbindungen als ein wichtiges politisches Attivum zu pflegen. Im anderen Fall wird sie den Weg der Monomanen durch Reinheit zur Kleinheit wandern. Jugend, die etwas will, tann ihr dann freilich nicht mehr zuwachsen. Die Wollenden werden dann eben in revolutionäre Bünde   abgedrängt, wo sie sich dann auch nicht mehr mit der Vertretung von so peinlichen Angelegenheiten wie Fürstenabfindung und ähnlichem aufzuhalten haben. Doch Revo­lution ist noch teine Politit, die beginnt erst wieder am Tage nachher und die Hugenberge und Bangs werden sicher nicht von der Partie sein."

Das ist ein verheißungsvoller Auftakt zu dem Partei­gericht über Lambach. Der Kampf derer, die monarchistische Grundsätze für praktischen politischen Einfluß preisgeben wollen, gegen die ,, Monomanen", gegen das Sammelbecken aller Refsentiments" und gegen ,, die starken Männer der all­deutschen Ecke" ist offen ausgebrochen.

Die Hintermänner des Attentäters.

Die Mitschuld des Klerus.

Megito, 21. Juli.  ( Eigenbericht.)

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Schwere Getreidenot in Rußland  ! Polnische Wirtschaft

( Berichte auf der 2. Seite.)

Personen ein regelrechtes Prozeßverfahren durch zuführen. Man will so der Welt beweisen, wo die wirt. lichen Schuldigen siken und was gegenwärtig unter der Firma des Katholizismus in Merito alles geleistet wird. An dem Entschluß der Regierung, die Hinrichtung des Mörders nicht sofort vornehmen zu lassen und erst den Verlauf der Verhandlungen vor Gericht abzuwarten, ist der amerikanische Botschafter Megifos nicht unbeteiligt. Die guten persönlichen Beziehungen zwischen ihm und Calles find hinlänglich bekannt.

inks: Das wenig schöne Bellevue- Hotel am Potsdamer Platz   wird abgerissen, um einem großen französischen  Kaufhaus Platz zu machen.

*

Der Inschrift Fanatiker.

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Drei Monate für die Zerstörung an der Universität Löwen. Brüssel, 21. Juli.  ( Eigenbericht.)

Der vor wenigen Tagen wegen der Zerstörung der Bibliotheks. balustrade an der Löwener Universität verhaftete Arbeiter wurde am Freitag zu drei Monaten Haft verurteilt. Der Verteidiger des An­geklagten hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.

Cook nicht wiedergewählt!

London  , 21. Juli.

Die Konferenz des Bergarbeiterverbandes in Llandudno hat den bisherigen Präsidenten Herbert Smith zum Prä­sidenten wiedergewählt, und Tom Richards zum Bizepräsi­denten. Der bisherige Sekretär des Berbandes, Cook, der den legten großen Bergarbeiterstreit geführt hat und wiederum als Ver­terter bei dem Generalrat des Gewerkschaftskongresses aufgestellt murde, ist nicht wiedergewählt worden. Jenkins und Jones

Die Boruntersuchung über die Ursachen des Mordes Schweres Zugunglück bei Düsseldorf  . wurden wiedergewählt.

an Obregon ist nach einer amtlichen Mitteilung der Polizeidirektion abgeschlossen. Die Regierung ist im Be fiz unumstößlicher Beweise, daß die Katholiken. bewegung aufs engste mit der Mordtat verquickt ist. Die Polizeidirektion ergänzt diese Feststellungen dahin, daß die Verantwortlichkeit des katholischen Klerus festgestellt ist und demnächst genaue Angaben über die Ursachen der Mordtat der Deffentlichkeit unterbreitet werden. Eine Beilegung des Religionskonflikts ist unter diesen Umständen unwahrscheinlicher denn je.

Die Regierung beabsichtigt gegen den Mörder und bie mitbeschuldigten zum Teil schon in haft befindlichen

Ein Zugführer getötet und verbrannt.

Düffeldorf, 21. Jufi. In der vergangenen Nacht gegen 3 Uhr ffießen auf der Strede neuß- Düsseldorf furz vor der Eisenbahn  - Rheinbrücke zwei Güterzüge zufammen. Etwa zwölf Wagen, die Lokomotive und Tender eines der beiden Züge wurden stark beschädigt. Ein 3ug­führer verbrannte und konnte nur noch als verkohlte Ceige geborgen werden. Ein Hilfsfchaffner, der vom Zuge ab­fprang, erlift schwere Arm- und Beinverlegungen. Die Aufräumungs­arbeiten find noch im Gange.

Zusammenstöße in Kairo  . Demonftrationen gegen die Diftatur. London  , 21. Juli.  ( Eigenbericht.)

Am Freitag tam es in Kairo   zu Zusammenstößen zwischen einer großen Boltsmasse und der Polizei. Die Beamten wurden minutenlang mit Steinen beworfen. 10 Personen wurden verhaftet. Dem abgetretenen Ministerpräsidenten Nahas Bascha bereitete die Bolfsmenge große und wiederholte Dvationen. Die Situation ist ernst.