Rettungsaktion ohne Faschisten Der„Krassin " sehr reparaturbedürftig. wie von Vort» des„fi t a ff l n" gemeldet wird, haben die schwedischen Flieger dem Leiter der sowjetrussischen Hilfsexpedition im Eismeer. Samoilowitfch. de» Vorschlag gemacht. mit der russischen hilssexpedltioa zusammen zu arbeiten. Tie sind bereit, zwei kleine Seeflugzeuge zu verladen, müssen ober zunächst noch die Genehmigung der schwedischen Regierung einholen. Man darf in diesem Schritt der schwedischen Flieger eine Folge ihres Konfliktes mit Nobile und den Faschisten von der „Citta di Milano" sehen. Wir oetöffentlichten vor einigen Tagen das Telegramm des Leiters der schwedischen Hilfsexpedition, Haupt- manns Thornberg, der sich, mild in der Form, ober scharf in der Sache, bei seiner Regierung über das unglaubliche Der» halten des Generals Nobile beschwerte. Das Angebot an Samoelowitsch bedeutet eine Absage an Nobile und Ro» magna und eine Hinaustomplimentierung der Faschisten aus der gemeinsamen Arbeit zur Rettung der Opfer eines leichtfertigen Un- ternehmens. * Der Leiter der sowjetrussischen Hilfsexpedition, S a m o i l o- witsch, meldet, daß die Reparatur des Eisbrechers„Krassin ', dessen Steuerruder beschädigt ist, sich in Kingsbay nicht durchführen lasse. Es sei deshalb notwendig, einen der nächsten norwegischen oder schwedischen Häsen anzulaufen. Der Flieger Tschuchnowski da- gegen wird in Kingsbay bleiben, um sein Seeflugzeu g�instand- zusetzen und die nötigen Probeflüge vorzunehmen. Die„Citta di Milano"' läuft am Sonnabend nach Norwegen aus. Sie wird nach ihrer Rückkehr mit dem„Krassin " zusammenarbeiten. In einem Ministerrat beschäftigte sich die schwedische R e- g i e r u n g mit der Eröterung der Möglichkeit, die ganze .Ltalia". Tragödie aufzuklären, insbesondere wa» die nähe- ren Umstände des Todes Malmgreens angeht. Nähere Mit- teilungen über die Verhandlungen im Ministerrat wurden in der Oeffentlichkeit nicht gemacht. Ltm die Leiche Löwensteins. Das ungelöste Rätsel. '" Die Oesfnung der Leiche Löwensteins durch den ver- «idiglen Gerichtsarzt Dr. Paul von Paris ist heute vortlltag 8.30 Uhr vorgenommen worden, so daß die Erlaubnis zur Ueberführung nach Brüssel noch im Laufe des Tage» zu er- warten ist. Di« Leichenöffnung wird nicht nur auf Wunsch der f r a n z ö- fischen Gerichtsbehörden, sondern auch der beiden Schwäger Löwensteins, vorgenommen und soll sich insbesondere auch auf die Untersuchung der Eingeweide erstrecken, um die Frage einer etwaigen Vergiftung des Brüsseler Bankier» vor seinem Abflug aus London zu klären. Die Hinterbliebenen Löwen- stein; sind allerdings der Ansicht, daß es sich bei dem Tod« Löwen- fteins nur um einen Unglücksfall handeln kann. Di« Mannschaft des Bootes, das die Leiche Löwenstein» auf- nahm, war sich übrigens der Bedeutung ihres schrecklichen Fundes nicht bewußt. Der Schiffseigner wußte überhaupt anchts von dem Verschwinden eines Bankier» Löwenstein, da er als A n a l- p h a b« t keine Zeitungen liest. Ein Mann der Besatzung des Schiffe», der zufällig lesen konnte, entdeckte allerdings die Ein- g r a v i e r u n g auf der Armbanduhr Löwensteins, wußte aber auch nicht» von dem tragischen Verschwinden des belgischen Bankier». Schwere Lungen. 300 Ouhend seidene Strümpfe erbeutet. Zwei große Einbrüche wurden in der vergangenen Rocht in der gleichen Art in der K l o st e r st r a ß e und in der Man- teuffelstraß« verübt. An beiden Stellen hatten sich die Ver» breche? einschließen lassen. In der Klosterstraße hatten sie schwere Mühe, aus einem Sei- denwarengefchäft, in dem sie 3 0l> Dutzend seidene Strümpfe u. a. m., im ganzen für 1 0 00 0 M« zusammen- packten, wieder herauszukommen. Wie die Spuren zeigen, versuch- ten si� alle gut gesicherten Türen von innen aufzuknabbern. Endlich gelang es ihnen, eine mit Gewalt aufzubrechen. Bei allen diesen Versuchen hatten sie sich so verspätet, daß sie morgen» von einer Angestellten überrascht wurden. Sie rannten diese kurzerhand über den Haufen und waren, bevor die Ueberrannte wieder zur Bc- sinnung gekommen toar und um Hilfe rufen tonnte, mit der Beut« verschwunden. In der Manteuffelstraße verschafften sich die Einbrecher »inen Ausweg aus einem Stoffgeschäft, indem sie von einer Tür da» Schloß abschraubten. Hier stahlen sie für 6000 bis 0000 Mark Anzug- und Mantelstoffe. Nach Beobachtungen von mehreren Sei- ten waren die Verbrecher hier mit einem Einspänner erschienen, um das gestohlene Gut wegzuschaffen.
Für Sozialdemokraten sind die Grenzen Rußlands hermetisch geschlossen. Die sozialdemokratische Presse darf aus eigener Anschauung nichts über die dortigen Zustände be- richten. Die Gewalthaber wissen warum. Dagegen sind— um der guten Beziehungen zum deutschen Industriekapitäns- mus willen— Berichterstatter bürgerlicher Blätter zu- gelassen. Die„Rote Fahne " hat das damit motiviert, daß diese Herren viel objektiver berichteten, als ein Sozial- demokrat berichten würde. Man darf diesen Berichterstattern auch zugestehen, daß sie nach Möglichkeit es an Verbeugungen und Artigkeiten gegen die Moskauer Gewalthaber nicht fehlen lassen. Um so auffälliger wirkt daher die alarmierende bürgerliche Berichterstattung aus Rußland über die Tatsachen, die zur Einschlagung desneuenBauernkurses geführt haben. Deutlich kommt das Bestehen einer andieKriegs- zustände gemahnenden Getreideknappheit zum Ausdruck, die zwar noch nicht offene Hungersnot, doch von einer solchen nur um Grade unterschieden ist. So schreibt des Moskauer Berichterstatter des„B. T.": Trotz einer angeblich mittleren Ernte 1927/28 besteht ganz offenbar im Lande G e t r e i d e k n a p p h e i t, die sich an einigen Stellen zu Mangel st eigert. Natürlich sind die großen Zentren des Landes. Leningrad , Moskau , Charkow , für alle� Fälle versorgt, auch wenn selbst dort das Weißbrot jene gräuliche'Farbe Hot , die man uns im Krieg als Beweis besonderen Nährwertes bezeichnete. Ueberall wird das Getreide zu hohen Zahlen allsgemahlen. deren weitere Steigerung bevorsteht. Schon seit mehr als zwei Monaten kommen aus verschiedenen Gegenden, nicht nur aus den Städten und Städtchen dort, sondern auch vom platten Land, Nach- richten von nächtlich beginnendem Reihestehea vor de« Bäckerläden. zu denen neuerdings vielerorts die Rationierung des Broies im Einzelverkauf getreten ist. Im Kubangebiet erhalten beispielsweise die organisierten Landarbeiter der Sowjetgüter usw. zwei Pfund Brot, die unorganisierten gar nur ein halbes Pfund(200 Gramm)! Es werden Verfügungen vorbereitet, daß nur gebackenes Brot transportiert werden darf, aber vorläufig sieht man in den von Moskau ausgehenden Zügen Reifende die Menge, die das Mehl sackweife in die Provinz schleppen. Sonder- barer Zustand
Das find Bilder, die den deutschen Erscheinungen während der letzten K r i e g s j o h r e gleichen wie ein Ei dem anderen. Daß sie nicht übertrieben sind, zeigt die eigene Kundgebung der Sowjetrcgierung, die den neuen Bauern- erlassen als eine Begründung beigegeben ist. Diese Erlasse sehen folgende Maßnahmen vor: Erhöhung der Ankaufspreise um durchschnittlich 20 Kopeken pro Pud Getreide, ferner Einstellung der bisher ange- wendeten Repressalien und der Zwangsfort» nähme von Getreide, die Einstellung gerichtlicher Verfolgungen wegen Zurückhaltung von Getreide, die Aufhebung von Verboten für den freien Handel usw. Nach- dem das System der gewaltsamen Erfassung also wieder ein- mal bankerott gemacht hat, versucht man durch Rückkehr zu kapitalistischen Methoden des Getreides habhaft zu werden. Und wie begründet man dies? Die Kundgebung der Regierung betont, daß die Stimmung unter den Bauern und nicht nur unter den„Kulaki " gelitten habe infolge der rigorosen Sondermaßnahmen, doch hättcn sich diese nicht vermeiden lassen angesichts der großen Schwierig- keilen, die bestanden, um die Ernährung des Landes sicherzustellen, zumal der u n g ü n st i g e Winter erhebliche Ausfälle an Winter- saat gebracht habe. Durch die neuen Maßnahmen, die den Jnter- essen der Bauern etwas mehr entgegenkommen und eine weitere Verbitterung durch Zwangsmittel vermeiden, hofft man auf günstige Resultate bei der kommenden Getreidcaufbringungs- kampagne. In diesem Zusammenhang verdient das Referat Bucha » rins auf dem 6. Weltkongreß der Kommunistischen Jnter- nationale Beachtung. Bucharin erkennt eine„teilweise Stabi- lisierung" des Kapitalismus in der übrigen Welt an, sieht aber schon eine allgemeine Krise herannahen durch das Miß- Verhältnis„zwischen den gestiegenen Produktiv- k r ä f t e n des Kapitalismus und den beschränkten Märkten". In einem hat er sicher recht: eine Krise infolge gestiegener Produktivkräfte hat das jetzige russische System n i ch t zu be- fürchten. Ob es freilich eine Empfehlung im Sinne Bucharins darstellt, wenn im Gegensatz zur kapitalistischen Produktion die Sowjetunion ihre Produktivkräfte so wenig zu steigern vermag, daß den 26 Proz. der ländlichen Produktion, die v o r dem Kriege aus dem Dorf hinaus in die Städte und in den Export gelangten, jetzt nach den eigenen Angaben der Sowjet- union nur wenig mehr als die Hälfte dieser Ziffer, nämlich 13,3 Proz. gegenüberstehen?!
Lange werden die Teilnehmer des Dampferausflugs Brom- berg— Thorn(polnisch: Bydgoszcz — Tovun) vom letzten Sonntag daran denken: statt mittags in Thorn zu sein, saßen die Ausflügler nachmittags gegen 6 Uhr hoffnungslos s« st, so daß sie ausgeladen wurden und einen beschwerlichen Marsch nach Thorn über Floßholz, durch Meiden- sträucher and DIcklchk antreten mußten. Schuhe und Strümps«, auch so manches neue Sonntagskleid gingen bei diesem„Vergnügen" vorzeitig den Gong alle» Irdischen. Bei dem heißen Sommerwetter führt« die Weichsel so wenig Wasser, daß es«in Kunststück de» Kapitäns war, überhaupt so weit zu kommen. Man hatte Muß«, Betrachtungen über den Der- fall anzustellen, in dem sich alle Anlagen zur Sicherung des geregelten Stromlaufs jetzt befinden. Wenn schon die User der kleineren Flüsse, wie z. B. die der Brahe, und die Pfähle in ihr ein erbärmliches Bild bieten, so sieht es an der an und für sich reißenden Weichsel geradezu katastrophal au». während früher dauernd an Ausbesserungen der allen und an Reuanlagen frischer Duhnen gearbeitet wurde, herrscht heute friedliche Stille an den Ufern des großen Stromes, der wieder völlig in den wilden Urzustand zurücksinkt. Gewiß ist die Regulierung dieses Stromes von 1076 Kilometer Länge eine kostspielig« Arbeit, die man auf zirka 800 Millionen Zloty veranschlagt hat. Um so mehr hätte man das schon Bestehend« erhalten müssen, um die so viel teureren Kosten für spätere Neu- anlagen zu sparen.
Ein luffger Mufikante...
Da man aber gegenwärtig nur 7 bis 8 Millionen jährlich für die Regulierung der Weichsel ausgibt und keines- wegs nach einem einheitlichen Plan baut, dürfte die Gesamtregulierung erst in 100 Jahren vollendet sein. Ja, noch später, denn in diesem Jahr enffollen von genannter Summ« ollein 3 Millionen auf Hafenbauten in Warschau . So läßt man also im Unterlauf der Weichsel ihren Willen. Di« Folg« ist, daß heute bereits durch das Hochwasser im Frühjabr und Herbst wieder große Stücke des durch alle möglichen Anlagen gewonnenen Landes fortgerissen sind und daß bei heißen, Wetter ungeheure Sandbänke die ganze Schiffahrt lähm- legen. Hier wäre ein geeignetes Tätigkeitsfeld für die„Fluß- und M c e r e s l i g a", ihr« Mitglieder in den Dienst einer guten Sache zu stellen und nachdrücklichst die Erhaltung der Schisfborkeit der polnischen Flüsse zu fordern. Wäre diesen Patrioten mehr an der Wohlsohrt des Landes gelegen, dann müßten sie ihre Stimme erheben und gegen die Ver- nachläffigung der Flüsse protestieren. An Stelle der gänzlich un- nötigen Kriegsflotte ließe sich viel produktivere und rentablere Arbeid durch die Regulierung der Weichsel tun! Opfer des Militärbetriebs. Die Opfer des Militarismus im Frieden nehmen in Polen kein Ende. So hatten in Skjerniewice am 12. d. M. zwei Unteroffiziere und drei Soldaten vom 18. Infanterieregiment Befehl erhalten, mehrere Kisten mit etwa 600 Handgranaten auf einem Wagen nach dem Truppenübungsplatz zu bringen. Der Unterossi- zier Slupkowski, der auf dem Wagen saß, steckte sich eine Zigarette aus dem mit Handgranaten beladenen Wagen an. Nachher warf er den qualmenden Stummel fort: dieser fiel jedoch infolge eines Windstoßes nicht zu Boden, sondern in den Wagen. Gleich darauf erfolgt« eine fürchterliche Explosion, durch di« die beiden Unteroffiziere und der eine Soldat, die auf dem Wagen saßen, in die Luft geschleudert und schwer verstümmelt wurden. Sie quälten sich unter den fürchterlichsten Schmerzen noch kurze Zeit, bis sie den Verletzungen erlagen. Die Pferde und der Wagen wurden buchstäblich i n S t ü ck e z e r r i s s e n. Die beiden anderen Soldaten, die ein Stück hinter dem Wagen zu Fuß gingen, kamen mit dem Schrecken davon. In Nowy Targ fanden Jugendliche auf dem Artillerieschieß- platz nicht explodierte Geschosse. Als sie hiermit hantierten, e x p l o- d i e r t e n die Blindgänger, zerrissen einen Jungen und verletzten einen zweiten so am Kopf und Arm, daß der Arm amputiert werden mußte. An demselben Tage fand ein Schmied der dortigen 6. Batterie einen Zünder und brachte ihn zur Explosion, wodurch fünf Soldaten verletzt wurden.
Trübes Sovnia�sweiier... Dos trübe und kühle Wetter hält weiter an. Es besteht vor- läufig auch keine Aussicht, daß der augenblickliche Witterungs» charakter eine wesentliche Aenderung erfahren wird. Stärkere W e st w i n d e bringen feuchte und für die Jahreszeit zu kühle Luft heran; infolgedessen wird die starte Bewölkung fort- bestehen. Da sich ober im Westen ein leichter Druckanstieg bemerkbar macht, soll es zu Niederschlägen nicht kommen. Die Tagestemperaturen werden zwischen 17 und 2 0 Grad schwanken.