#
=
ein paar
den
verurtheilt. Auf die vom Genossen Huth eingelegte Revision thatsächliche Unvereinbarkeit dieser mit der Fortführung des hob das Reichsgericht das Urtheil auf und verwies die Prozesses erwiesen ist. Der erstere Fall ist bei uns seit langer Zur Köllerkrisis. Gerüchte über Gerüchte schwirren Naumburg . Sache zur anderweitigen Verhandlung an das Landgericht Beit nicht einmal behauptet worden; es handelt sich vielmehr darum, daß jetzt Jahr ein, Jahr aus in der Luft herum. Zu Dutzenden werden jetzt die Kandi- Von der Strafkammer in 3aberu im Elsaß wurde Gefeßen sich befinden, häufig durch Beleidigung von PrivatDuheud Abgeordnete in regelmäßigem Konflilt mit Daten namhaft gemacht, die Herrn v. Köller ersetzen sollen. der im Arbeitshause in Pfalzburg inhaftirte 28jährige personen, und daß sie das Abgeordnetenmandat zur Verschleppu g Dazwischen wird dann aber auch noch der Einwand auf Jakob Bolz aus Mouweiler wegen Majestätsbeleidigung der Prozesse benutzen. Früher ist es sogar wiederholt vor geworfen: Wer weiß denn, ob Köller wirklich geht? zu neun Monaten Gefängniß verurtheilt.- Ja, wer weiß das, wer weiß überhaupt mit Sicherheit zu gekommen, daß auf diese Weise die Verjährung herbeigeführt sagen, was der Kurs der nächsten Tage sein wird? Den Hammerstein'schen Reichstags- Wahlkreis rde und u. a. die von Abgeordneten beleidigten Privatpersonen un die ihnen gebührende Genugthuung gebracht wurde. Wenigstens Juteressanter als diese Zukunftsspekulationen sind ver- Herford Halle haben die Konservativen verloren. Aus diesem Skandal ist durch eine, anläßlich der Ahlwardt - Prozesse schiedene Mittheilungen, die über den Verlauf der Herford wird telegraphisch vom 5. Dezember gemeldet: beschlossene Ergänzung des Strafgesetzbuches ein Ende gemacht Köllerkrise nachträglich durchfickern. Zu der ZurückZu der Zurück Bei der Reichstags Stichwahl in Halle Herford fiegte worden. Der weiter fortdauernde Zustand der gewohnheitsziehung des Strafantrages gegen Professor Bürgermeister Quentin( natl.) mit 8955 Stimmen übermäßigen Unterbrechung und Verschleppung der Gerichtsverhand Delbrück wird der Saale- Zeitung" geschrieben, daß Amtsgerichtsrath Weihe( fous.), der 8636 Stimmen lungen ist aber ebenfalls nicht durch die Würde der Volksvertretung" der Kaiser den im letzten Hefte der„ Preußischen Jahrbücher" erhielt." geboten, wie behauptet wird, sondern er verletzt dieselbe, zumal die enthaltenen Artikel über Herrn von Köller im Wortlaute Das ist ein schwerer Schlag für die Konservativen. nämlichen Abgeordneten, welche angeblich durch den ungehinderten durchgelesen habe. Der Kaiser habe sich über die Einzel- Um so schwerer, da die Nationalliberalen sicher den Wahl- Lauf der Prozesse in ihrer parlamen arischen Thätigkeit tehindert würden, diese nur zu häufig vernachlässigen und zur Herbeiheiten Vortrag halten lassen und in Verfolg dessen freis nicht gewonnen haben, weil ihr Stern im Aufgehen führung der Beschlußunfähigkeit beitragen. Wie gefagt, wir er die Einstellung des Verfahrens gegen Delbrück begriffen ist, sondern weil der konservative Stern seit dem warten vor der Hand keine Besserung; aber dies überhebt nicht verfügt, sowie Herrn v. Köller aufgefordert, Hammerstein- Krach noch rascher ins Sinken gekommen ist, der Pflicht, auf einen der vielen Echäden unseres heutigen ParDelbrück hiervon persönlich Mittheilung zu machen. als der nationalliberale. Die tonservative Partei kann sich lamentarismus hinzuweisen." Von einer Aussprache" zwischen Köller und Delbrück , wie vielleicht wieder erholen, da sie immerhin noch auf breitere So zertrümmern diese Wortführer des liberalen fich die Berliner Korrespondenz" ausdrückte, könne dem- Interessentenschichten im Volke sich stüßen kann, als das Bürgerthums aus Haß gegen die Sozialdemokratie eines nach nicht die Rede sein. nationalliberale Großbürgerthum. Aber vorderhand ist der ihrer Ideale nach dem andern. Die Sicherheit der
"
M
-
Daß die Aftion gegen die Sozialdemokratie Herrn Verlust eines Wahlkreises in einer der konservativsten Reichstagsabgeordneten vor politischen Verfolgungen während v. Köller den Hauptstoß gegeben habe, wird allgemein an- Gegenden Deutschland , im Fürstenthum Minden, der der Session soll beseitigt werden. Es haben ja auch Sozialgenommen. Deshalb klingt es wenig glaubhaft, was die preußischen Vendée eine doppelt schmerzliche Niederlage für die demokraten Nutzen davon. Die Nationalliberalen würden Tägliche Rundschau" über die große Polizei Aktion konservative Partei. unter der von der National- Zeitung" empfohlenen Braris schreibt: Nein, Ihr seid's gewesen! schallt's jetzt in der verfahren gegen Mitglieder ihrer Fraktion in den lezten allerdings kaum jemals zu leiden haben, da das StrafDein Ministerrath hat diese Maßregel allerdings nicht nationalliberalen Bresse bei Besprechung der Reichstags: Jahren nicht wegen politischer, sondern nur wegen gemeiner vorgelegen, aber Herrn v. Köller auch nicht. Die Wahl in Herford - Halle. Jede der beiden Parteien wirft Berbrechen eingeleitet wurde. Und da ist es allerdings unVerantwortlichkeit für das Vorgehen gegen die sozialdemokratischen Vereine trägt vielmehr, wie uns aus sehr der anderen vor, sie habe entsetzlich! um die sozial- verbrüchliche Praxis der Parlamente, solchen Anträgen nachfozialdemokratischen Vereine trägt vielmehr, wie uns aus sehr sozialverbrüchliche zuverlässigen parlamentarischen Kreisen mitgetheilt wird, der demokratischen Stimmen gebuhlt. Beide erklären es für Polizeipräsident von Berlin v. 28indheim, der unwahr, soweit sie selbst in betracht kommen. Und beide zugeben.- sagen die unwahrheit. Die Stellung der Privatdozenten auf deutschen Ein Ordnungsmann mag keinen Sozialdemokrat leiden, Universitäten wird anläßlich des Hinschins Gutdoch ihre Stimmen hat er gern- würde sich's mitunter a ch tens von dem Privatdozenten Dr. Jastrow in der auch ein tüchtiges Stück Geld tosten lassen, wenn die köst" Sozialen Praxis" erörtert. Jastrow betont, die soziale liche Waare nur zu kaufen wäre.- Bedeutung des Privatdozententhums liege in erster Linie in der Thatsache, daß neben den staatlich angestellten Profefforen ein Stand freier akademischer Lehrer bestehe. An der Hand der Geschichte weist er nach, wie die deutschen Universitäten einen Doppelcharakter angenommen haben, indem sie gleichzeitig Korporationen und doch Bestandtheile des Staatsorganismus find:
allerdings bei seinen Maßregeln sich zuvor der allerhöchsten Billigung versichert hatte."
Völlig unmöglich ist allerdings auch das nicht. Herrn v. Köller's Vorstoß gegen die sozialdemokratische Organisation muß allerdings deshalb doppelt sonderbar er scheinen, weil er, wie die„ Köln . Volksztg." hervorhebt, früher als Abgeordneter selbst einem Nationalliberaler Liberalismus. Daß überhaupt Bentral Wahlkomitee angehört hat, welches vom Reichstage denjenigen Abgeordneten, gegen welche ein ebenso organisirt war wie das sozialdemokratische, näm- politisches Strafverfahren schwebt, anstandslos die Ein lich dem konservativen Zentral- Wahllomitee. Herr v. Köller ftellung des Verfahrens für die Dauer der hat sich also desselben Bergehens schuldig hat sich also desselben Bergehens schuldig Session gewährt wird, bekümmert die National- Beitung" gemacht, wegen dessen er jetzt gegen Dutzende von Sozial- tief. Das angeblich noch immer liberale", also für freiheit liche Grundfäße eintretende Blatt macht seinem Groll bei demokraten Anklage erheben läßt. Dafür ist er allerdings auch ein konservativer„ Staats- Besprechung der Reichstags- Verhandlungen in folgenden retter", der sich schon Dinge erlauben konnte, die au unserer Ausführungen Luft: Partei schwer geahndet werden sollen.-
=
Die Privatdozenten beziehen ihre Lehr- Erlaubniß von der Korporation; der Staat stelle ihnen gern Lehrmittel zur Verfügung, weil er so eine bequeme Auswahl für die Beſegung der staatlichen Lehrämter erlange, ohne durch ein lästiges Las Haus hatte dann schleunigft einige von den Geschäften Aspirantenthum mit Anciennetäts- Ansprüchen bedrängt zu zu erledigen, welche seit Jahren zu seinen häufigsten gehören: werden. Dieser Stand freier akademischer Lehrer hat sich Die Berliner Polizei und der dolus eventualis. Die Einstellung mehrerer Strafverfahren, gegen fozialdemo- oft genug als Träger neuer Richtungen bewährt, denen die staatGestern erwähnten wir, daß Genosse Morawski als Ver- fratische und antisemitische Abgeordnete, zu beschließen. Wir lichen Profeffuren versagt waren. Das Hinschius'sche Gutachten leger und Genosse Kalfowsti als verantwortlicher Redakteur zählen solcher Anträge augenblicklich schon etwa ein Dutzend ignorire die ganze historische Entwicklung; es ignorire ferner der„ Gazeta Robotnicza" wegen einer kurzen Glosse zum Prozeß befindlichen Majestätsbeleidigungsprozesses des Abgeordneten und Ministerial- Allgewalt aus und baue darauf seine Schlüffe. - darunter einer auf Einstellung des in der Revisionsinstanz jenen Doppel- Charakter. Hinschius gehe einfach von der Staats. Sobczyt auf dem Polizeipräsidium vernommen wurden. Gestern Liebknecht wurden auch noch Genosse Janiczewski als Mitbesitzer der der Session ein paar Dußend andere dazu kommen werden. Unterdrückung neuerer sozialer und politischer Richtungen an den und es ist nicht zweifelhaft, daß im Laufe Jastrow macht dann auf die Gefahr aufmerksam, die in einer Druckerei Janiczewski u. Quitt und Genosse Berfus, Das Haus hat gestern wieder nach der aus einer ganz anderen Universitäten läge, und schließt mit folgender bemerkenswerthen Seßer der Gazeta Robotnicza" in der gleichen Sache ver- Beit, als Strafprozeffe gegen Abgeordnete eine Seltenheit waren, Aufforderung an den Kultusminister: nommen. Demucch scheint die Polizei wegen einer vier- überkommenen Gewohnheit, unbesehen die Einstellung des Verzeiligen Notiz vier Personen verantwortlich machen zu fahrens zu beschließen, gehandelt; wir bezweifeln nicht, daß wollen. Der dolus eventualis foll wohl noch größere dies auch weiter geschehen wird, aber das kann uns nicht Triumphe feiern, als in den Fällen Bading und Liebknecht. Verfahrens von neuem seine Saltlosigkeit zu abhalten, beim Wiederbeginn eines derartigen Majestätsbeleidigungs- Chronik. Freigesprochen betonen. Andere Parlamente handeln feineswegs so; in der von der Auflage der Majestätsbeleidigung wurde Genoffe jüngsten Zeit ist wiederholt aus Wien berichtet worden, daß im Huth vom Landgericht Na um burg . Jukriminirt war dortigen Abgeordnetenhause eine aus Liberalen und Konservativen ein Artikel der Thüringer Tribüne" über das Verbot bestehende Mehrheit die Erlaubniß zur Fortführung von Strafdes Rauchens Unter den Linden für die Soldaten der Ber- prozessen gegen Abgeordnete ertheilt hat. Sie zu versagen, dazu liner Garnison. Die Erfurter Straftammer hatte Huth die Anklage den Abgeordneten an der Erfüllung seiner parlahat ein Parlament nur Grund, wenn der Verdacht vorliegt, daß seinerzeit wegen dieses Artikels zu zwei Monaten Gefängniß mentarischen Pflichten zu hindern bestimmt ist, oder wenn die
"
Anna stöhnte aus der ganzen Tiefe ihrer gemarterten Seele. Ihre Blicke begegneten den gläsernen Augen des Geistlichen, der mit den Händen zuckte, als wollte er etwas fagen. p
Gnad' und Barmherzigkeit!" schrie Anna und warf fich vor das Bett. Dort lag sie lange schluchzend und wimmernd.
Plöglich fuhr sie auf und starrte die Haushälterin an: ,, Wo is er, der Franz?" fragte sie. Was weiß i", war die troßige Antwort," den werd d' Gendarmerie morgen scho einfangen."
Seine Gemahlin weilte bereits in dem eleganten Salonwagen mit den Spiegelfenstern und hatte sich sehr kurz von ben tuigenden Damen verabschiedet. In früheren Jahren war dieser Abschied immer eine Ovation für den hohen Herrn gewesen. Unter dem Hurrahgeschrei der versammelten Menge pflegte er da von dannen zu fahren und vom offenen Fenster aus mit freundlichem Lächeln unzählige Male zu grüßen.
Heute hatte er noch niemand die Hand gegeben. Er stand etwas abseits mit dem Bezirksamts- Assessor und redete eindringlich mit ihm.
Der junge Beamte weilte wie zerknirscht vor ihm und hielt den Zylinder in der Rechten.
Das sind sehr unliebsame Borkommnisse, Herr Assessor, sie werfen ein schlimmes Licht auf gewisse Verhältnisse und auf die hiesige Gegend."
Dieses grausame Wort brachte die Kranke zur Be finnung. Nein", ächzte sie wie ein hilfloses Kind, net d' Gendarmerie, bei unserm Heiland net! Des derf net sein. Ich.... ich.... muß zum Franz geh'n, ich hab'n ja gehört... ganz genau g'hört, wie er in die Gaifschlu..." Der Assessor wand sich wie eine Schlange. Entsetzlich schrie sie auf. Der grelle Ruf des Lehrers" Mir scheint", fuhr der Minister fort, der Herr Bewar ihr eingefallen. Sie sah die Brücke vor sich und nefiziat Kleiser hat nicht mit der gehörigen Strenge sein glaubte neben ihm zu stehen, wie damals an dem düsteren Amt gehandhabt, wie wäre es sonst möglich, daß sich der Herbsttage, wo er sie fragte, ob sie mit ihm da hinunter- Lehrer so weit vergessen konnte?" springen wollte, wenn es auf der Welt nichts mehr zu hoffen Eine Pause folgte. gab Nein", schrie sie laut durch das Zimmer, ich spring net mit, es is a Sünd', a Todsünd', Franz, Franz, es tehr' um, kehr' um, Franz! Franz!" Sie lief in alle Ecken des Zimmers, als suche sie etwas, um sich darauf zu ftügen..
.
"
zu
Haben Sie etwas gehört", fragte der Minister, dem Herrn Benefiziaten geht?"
wie „ Der Herr Bezirksarzt sagte mir, daß eine Besserung konstatiren sei", flüsterte der Gefragte.
,, Nun, das ist wenigstens ein Trost. Er wird ErDer Haushälterin wurde es angst und bange in ihrer holungsurlaub bekommen und seine Ernennung zum Pfarrer Nähe. Sie lief auf den Flur hinaus. Als sie mit einigen an einem anderen Orte steht ohnehin bevor." Bauersleuten zurückkam, saß Anna auf dem Boden und lehnte Das zweite Signal zur Abfahrt ertönte. sich an die Bettstatt. In ihren Armen hielt sie ein großes Unbegreiflich sind mir nur die Dinge, die ich über den Kruzifix, das sie von der Wand heruntergerissen hatte. Sie Förster Balder und seine verstorbene Tochter hören mußte. herzte es wie eine Puppe und drückte es fest an ihre Brust. Man hielt die Familie für so anständig?" Dabei lachte sie eigenthümlich, kurz und abgerissen, und manchmal murmelten ihre Lippen:
,, Net nunterfallen, net fallen will i... o vergieb uns unsere Schulden."
Sie war wahnsinnig geworden.
sk
Der heimkehrende Balder fand am anderen Tage im Forsthause den zerschmetterten Leichnam des Lehrers und seine sterbende Tochter vor.
*
Da hat mir nun allerdings der Herr Benefiziat schon vor längerer Zeit das Gegentheil berichtet, Exzellenz," wagte der Assessor zu bemerken.
Wirklich?"
" Allerdings, Exzellenz. Diesen Verdacht hatte der Herr Benefiziat ganz bestimmt geäußert," fuhr der Beamte er muthigt fort. Er war nur dem Lehrer gegenüber viel zu vertrauensselig, und als ich ihn einmal darauf aufmerksam machte, daß der Lehrer mir verrückt erscheine, lachte er mich
aus."
Bum letztenmale rief man zum Einsteigen. Der Minister Das war ein harter Schlag für Mariakirchen. Der ging langsam zu seinem Wagen. Dort drehte er sich noch Herr Minister hatte über Nacht die Koffer packen lassen einmal zu dem nachschreitenden Assessor um und sagte etwas und die tiefbetrübte Zeitung des Marktes meldete den ent- freundlicher: setzten Bewohnern die Abreise Seiner Excellenz. Alles eilte So? Sie haben ihn gewarnt? Dann haben Sie also an den Bahnhof, wo der hohe Herr vor den bestürzten Hono- auch gemerkt, was ich mir von vornherein sagte: Daß dieser ratioren mit tiefernstem Gesichte stand und wenig Sinn für Hilfslehrer Gattl schließlich eben doch nichts anderes war, die dargebrachten, duftenden Scheidegrüße an den Tag legte, als ein Berrückter."
Wird das Gutachten von Hinschius fortan zur Grundlage der Verwaltungspraxis gemacht, so ergiebt sich zunächst der in Preußen meines Wissens noch nie dagewesene Zustand, daß ein Minister eine Disziplinargewalt beansprucht, welche ein großer Theil der Betroffenen nicht anerkennt und in jedem Einzelfalle zu bestreiten entschlossen ist. Es wäre doch eine Ungeheuerlichkeit, wenn der Privatdozent in seiner gesammten akademischen Stellung von Willen eines einzigen Menschen abhängen sollte, während jedem feiner Zuhörer gefeßlich garantirt ist, daß er von der Universität nicht anders entfernt werden tann, als durch Urtheil des Senate.
-
Wenn wirklich der Minister der Ansicht ist, daß diefer Zustand geltendes Recht sei, als wünschenswerth tann er diesen Zustand im Interesse der ihm anvertrauten Würde der akademischen Lehre doch gewiß nicht bezeichnen wollen. Es erwächst daher aus dem Hinschius'schen Gutachten dem gegenwärtigen Unterrichtsminister eine Pflicht, die bisher in der Deffentlichkeit noch nicht betont worden ist, nämlich: sich darüber auszusprechen, ob er denn nichts thun werde, diesen vermeintlichen Rechtszustand zu ändern?"
Daß in der gegenwärtigen Regierungsära irgend ein Minister daran denken würde, die Stellung der Privatdozenten freier zu gestalten, erwartet Herr Dr. Jastrow wohl selbst nicht. Das Gegentheil steht mit weit größerer Sicherheit in Aussicht. Und dazu wirkt noch etwas mit, was Herr Dr. Jastrow nicht berührt hat, nämlich die kaum verhüllte Eifersucht der zünftigen Professorenringe auf die Privatdozenten. Die Profefforenringe werden sicher nicht den Rest von Freiheit der Wissenschaft, den die Privatdozenten vertreten, gegen Eingriffe der Regierung vertheidigen. Der zünftig gesonnene Professor schaut mit bitterem Groll auf den Privatdozenten wie der privilegirte Apotheker auf den Drogisten, der die Medikamente und Mixturen billiger verkauft als er und ihm auf solche Weise den 99prozentigen Geschäftsgewinn schmälert. Diese Konkurrenz ist auf der Berliner Universität z. B. recht erheblich, da dort auf 179 ordentliche und außerordentliche Professoren nicht weniger als 171 Privatdozenten kommen. Und eine Professorentorporation, die sich durch den Machthaber einen Schwenninger als Professor aufdrängen ließ, wird sich gewiß nicht bis zu eigenen Unannehmlichkeiten ereifern, wenn ihr Widerstand gegen die Amtsenthebung eines sozialdemokratischen oder auch nur Sozial liberalen" Privatdozenten angerufen wird. Also, die Rechtsbrücke, die Herr Hinschius gebaut hat, wird mit schönem Erfolge von der Regierung betreten werden können.
In Parteiblättern und im Nachklange zu deren Ausführungen in Parteiversammlungen ist nun verwundernd gefragt worden, weshalb denn eigentlich andere Parteis blätter, zu denen auch der Vorwärts" gehört, diesen Vorgängen auf der Universität eine eingehendere Aufmertsamkeit widmen. Das geschieht nicht der Personen halber und auch nicht aus Intereffe für Universitätsverhältnisse an sich. Es geschieht vielmehr, weil diese Versuche, den dürftigen Resten der akademischen Lehr und Forschungsfreiheit ein Ende zu machen, wichtige Symptome sind für das neueste Stadium unseres gesellschaftlichen Bersehungsprozesses, in dem die Stügen von Staat und Gesellschaft eifrig dabei sind, aus Angst vor der Sozialdemokratie die Strebepfeiler ihres eigenen Baues zu zertrümmern. Diese Symptome aufmerksam zu verfolgen und ihre Bedeutung ins Klarste Licht zu stellen, ist aber eine wesentliche Aufgabe der sozialdemokratischen Presse. Im übrigen seien die Parteigenossen daran erinnert, daß Marg und Engels in