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Der unschuldig Verurteilte.rov

filmgerechte Idealgestalt erweist. Er wird das Gegenteil sogar oft Doraussetzen müssen. Darin eben hat das wirtliche Gefühl für Gerechtigkeit sich zu zeigen, daß es sich im Rampf um die Unschuld nicht von Gefühlsmomenten leiten läßt. Bei allen Kämpfen um das Recht handelt es sich nicht darum, ob der Verurteilte sympathisch unmoralische Handlungen geglänzt hat. Entscheidend ist einzig unb allein die Frage, ob ber Berurteilte gerade bas spezielle Verbrechen begangen hat, weswegen er schuldig gesprochen wurde. Nur schärfste Konzentration auf diese eine Frage tann dem Recht zum Siege verhelfen. E. K- r.

Unschuldige sind keine Engel.- Fehlschlüsse aus unsympathischer Erscheinung.- Esober unsympathisch ist, ob er im Leben durch moralische oder durch

ist ihm zuzutrauen!- Lehren der Fälle Slater und Jakubowski.

In schlechten Filmen und Romanen ist der unschuldig Verurteilte| lichen Zusammenhanges) roh und gemein wirkt. Der Fall Jaku­eine Idealgestalt, ein Muster an Tugend, dessen Leiden doppelt grau- bowsti lehrt, wie eine einzige solche Aeußerung unter Umständen jam anmuten, weil das erlittene Schicksal im trasfesten Gegensatz ihrem Urheber den Kopf kosten kann! zu dem verdienten Los steht.

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Das wirkliche Bild sieht meist ganz anders aus. Der größte Teil der unschuldig Berurteilten sind Leute, denen ihre Mitmenschen schlechthin das Prädikat, unsympathisch" anzuhängen pflegen. Ge­rade ihr Mangel an Fähigkeit, die Herzen anderer zu gewinnen, wird diesen Naturen zum Verhängnis. Denn ganz erklärlich läßt und auch der Richter ist ein Mensch viel sich jeder Mensch leichter von der Schuld eines von ihm unsympathischen als eines ihm sympathischen Menschen überzeugen. Jeder Gerichtspraktiker wird bezeugen, daß vor männlichen( ganz gleich ob Berufs- oder Laienrichtern) ein sanftes junges Mädchen mit Madonnenaugen ganz andere Chancen auf Freispruch hat als eine triefäugige, zahnlose Alte.

Selbstverständlich entscheidet nicht allein das Aeußere. Sehr meintliche Täter bei anderen Gelegenheiten ein wirklich un­viel Verurteilungen Unschuldiger entstehen daraus, daß der ver­moralisches oder verurteilenswertes Berhalten an den Tag gelegt hat. Die Zweifel des Richters über die Schuldfrage löst dann gewöhnlich ein unterbewußtes: ,, Na, dem Lumpenhund kann ja ein Denkzettel nicht schaden". So war die frühere Verurteilung des jetzt im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochenen Slater vornehmlich auf den moralischen Unwillen zurückzuführen, den die puritanischen englischen Geschworenen über das Zusammenleben Slaters mit zwei Frauen in der gleichen häuslichen Gemeinschaft empfanden.

Vielfach wird unschuldigen Menschen auch der Umstand zum Berhängnis, daß sie eben nur kleine, durchschnittliche Menschen, durchaus keine Helden sind und deshalb dumm und ängstlich lügen: Es wird beispielsweise ein Unschuldiger verhaftet unter der Beschul­digung, am Dienstag nachmittag um 5 Uhr im Hause Berliner Straße 113 einen Mord begangen zu haben. Durch einen ganz äußerlichen Zufall hat der Verhaftete wirklich um diese Zeit das Haus betreten. Nur ein ganz großer Charakter bekennt in solchem Fall ruhig die Wahrheit. Der typische ,, kleine Mann" sieht nur die furchtbare Gefahr, in die ihn das Spiel des Zufalls gestürzt hat, und leugnet aus Leibeskräften, um die bestimmte Zeit am Tatort gewesen zu sein. Wird nun durch Zeugen seine Anwesenheit be­wiesen, so ist für den nichtpsychologischen Richter alter Schule das hartnädige Leugnen des Angeklagten" der sichere Beweis des sehr eindringlichen Beleg. Die Urteilsbegründung wirft dem Hin­Schuldbewußtseins. Auch hierfür bringt der Fall Jakubowski einen gerichteten nämlich vor, daß er vor dem Bormundschaftsrichter über den Zeitpunkt des Verschwindens des fleinen Ewald Nogens eine falsche Angabe gemacht und hierdurch sein schlechtes Gewissen" ver­raten habe. Dabei handelte es sich um ein für die kriminalistische Untersuchung ganz gleichgültiges Protokoll, das nur die Alimen­tationsverpflichtungen des Jakubowski zum Inhalt hatte.

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Wirkliche oder vermeintliche Verstöße gegen den bürgerlichen Tugendkoder sind eine erhebliche Gefahr für den Angeklagten. Wer Noch größer wird die Gefahr eines Fehlspruchs, wenn die un- ein unstetes Zigeunerleben geführt hat, erscheint dem seẞhaften moralische Handlung gar eine gewisse Parallelität mit der ver- Spießer von vornherein verdächtig. Einem Schuldenmacher oder meintlichen Tat aufweist. So bereitet der große Dichter und Seelen- Spieler wird ein Raubmord leichter zugetraut werden als einem kenner Dostojewsky den Justizmord an Dimitri Karamafoff sehr Grundbesitzer mit gefestigtem Bankkonto. Wie der Fall Slater zeigt, geschickt dadurch vor, daß Dimitri am Tag vor der Ermordung seines schaden auch Verstöße gegen seruelle Moralregeln dem Angeklagten Baters sich dazu hinreißen läßt, den alten Mann förperlich schwer gewaltig. Auch in deutschen Urteilen findet man das Bestehen eines zu mißhandeln. Natürlich geht die ,, Vox populi", hier verkörpert ,, Konkubinats" und ähnliches oft als Beweis der Amoralität des durch die Bäuerleingeschworenen, dahin: Wer seinen Bater schlägt, Angeklagten. Sehr oft find nicht einmal bedeutsame- Ehe. dahin: ,, Wer der ist auch fähig, ihn zu ermorden". Da Dimitri außerdem einen zwi stigteiten Ursachen falscher Verdächtigungen. Auch bei guten liederlichen Lebenswandel führt, Schulden hat und sein Alibi nicht und harmonischen Ehen finden sich liebevolle Nachbarn, die durch beweisen kann, wird er des Vatermordes schuldig gesprochen. Seine Wände und Decken einen heftigen Streit gehört, durch die Gardinen­Beteuerung: Ich habe viel Lumpereien begangen, aber den Vater spalte ein Handgemenge der Ehegatten beobachtet haben! 3war gibt getötet, das habe ich nicht", findet keinen Glauben. es Streit in jeder Ehe, aber wie schnell und bequem ist der Schluß gezogen: Die Ehegatten lebten in Feindschaft, also war es dem Mann darum zu tun, seine Frau zu beseitigen." Unendlich gesteigert wird der Verdacht des Gattenmordes natürlich, wenn wirklich die Ehe im Zerfallen war.

Der psychologische Scharfblick des Dichters deckt sich vollkommen mit den Erfahrungen der Wirklichkeit. Oft genug fann man in Urteilen lesen: Da der Angeklagte sich in dieser und jener Be­ziehung unmoralisch, herzlos, lieblos usw. benommen hat, so war ihm die hier zur Aburteilung stehende Tat wohl zuzutrauen." Typisch hierfür ist das Urteil im Fall Jakubowski. Jakubowski war ein schlichter Landarbeiter, dem man seinem ganzen Verhalten nach die Ermordung seines vierjährigen Rindes von vornherein nicht zu­trauen durfte. Acht Zeugen bekundeten, daß Jakubowski zu seinen Kindern gut gewesen ist und an ihnen gehangen hat. Aber ein roher Scherz, den sich der Angeklagte fast vier Jahre vor der an­geblichen Tat einmal geleistet haben soll, wird vom Gericht forg­fältig der Vergessenheit entrissen und als Beweis für die Gemüts­roheit und Herzlosigkeit des Angeklagten zitiert. Natürlich gibt es feinen Menschen, dem man nicht aus seinem Leben irgend eine Aeußerung nachweisen kann, die( namentlich außerhalb des ursprüng­

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Mit diesen Ausführungen soll gesagt sein, daß es sich bei der Aufdeckung von Justizmorden durchaus nicht um romanhafte Be­freiung gequälter Idealmenschen handelt. Selbst die große fran­zöfifche Affäre des Hauptmanns Dreyfus entstand nicht zulegt da­durch, daß Dreyfus ein ziemlich unbeliebter Kamerad unter seinen Offizierskollegen war. Gesellt sich zu solcher Unbeliebtheit noch, wie bei Dreyfus, das Vorurteil gegen den Juden oder wie im Falle Jakubowski gegen den russischen Kriegsgefangenen, sowie das Bestreben der wirklich Schuldigen, den Verdacht auf andere abzulenten, so ist der Justizmord fertig.

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Goethe und die Deutschnationalen.

Es wird wohl faum einen Deutschnationalen oder einen Deutschvölkischen geben, der nicht in Goethe den großen Deutschen zu verehren behauptete. Und da dürfte es diesen Germanen wenig angenehm sein, wenn man ihnen folgende Ansichten Goethes, die er vor etwa hundert Jahren Eckermann darlegte, ins Stammbuch schriebe.

Goethe tam auf den Vorwurf zu sprechen, den man ihm machte, weil er nicht politisch- militärisch wirksam gewesen, und meinte dazu:

Wie hätte ich

,, Für mich, der ich feine friegerische Natur bin und feinen friege­die mir sehr schlecht zu Gesicht gestanden hätte. Lieder des Hasses schreiben tönnen ohne Haß? Und unter uns, rischen Sinn habe, würden Kriegslieder eine Maste gewesen sein, ih hasse die Franzosen nicht, wiewohl ich Gott dankte, als wir sie los waren. Wie auch hätte ich, dem nur Kultur und Barbarei Dinge von Bedeutung sind, eine Nation hassen können, die zu den kultiviertesten der ganzen Erde gehört und der ich einen so großen Teil meiner eigenen Bildung verdanke!"

Und dann fährt er fort:

,, Ueberhaupt ist es mit dem Nationalhaß ein eigen Ding. Auf den untersten Stufen der Kultur werden Sie ihn am heftigsten finden. Es gibt aber eine Stufe, wo er ganz verschwindet und wo man gewissermaßen über den Nationen geht und man ein Glück oder ein Wehe seines Nachbarvoltes empfindet, als wäre es dem eigenen begegnet. Diese Kulturstufe war meiner Natur gemäß, und ich hatte mich darin lange befestigt, ehe ich mein sechzigstes Jahr erreicht hatte."

Wenn man auch den Vertretern des Gewaltstandpunktes und der Fauft nicht zumuten kann, ihren Goethe gründlich zu studieren, so sollte man obige Worte doch in den Universitäten als Sinn­sprüche einbrennen, die dort si her besser hinpassen würden, als jene, die man auf das Ehrenmal der gefallenen Studenten setzte, und die in ihrem Sinn fraß jenen Goetheschen Worten entgegen­stehen, die der Ausdruck jeder echten Kultur und Geistesgröße find.

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