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Schmuggelverſuch mit Schwarzweißrot Verkehrsunglück in Charlottenburg  

beseitigter

Anläßlich des Zuftroms von 180 000 deutschbürgerlichen Sängern aus allen deutschsprechenden Ländern nach Wien   hatten auch die Bahnhöfe der Zufahrtsstreden Flaggenschmuck angelegt. Eine An­zahl reaktionärer Bahnhofsvorsteher benutzten die Gelegenheit, um die Hohenzollernfahne Schwarzweißrot zu hissen. Das ließen sich die Eisenbahner natürlich nicht gefallen und auf den Einspruch des Berfonals erteilte die Bundesbahndirektion die strenge Weisung, daß als reichsdeutsche Farben nur Schwarzrotgold gehißt werden dürfen. Die Bahnhöfe folgten, nur einige ganz fanatische Rückwärtser zogen in ihrer Wut gleich auch das heimatliche Rotweißrot mit ein. Das geht ihnen aber auch nicht durch.

Die Arbeiterpresse hat zur Vermeidung ärgerlicher Mißverständnisse eindringlich betont, daß die Gäste die offizielle Hymne der Deutschen Republik Deutschland, Deutschland  über alles" und nicht etwa das Gott erhalte unsern Kaiser" fingen. Die reaktionäre Bürgerblockregierung.

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Wie Schober und seine Hofräte seit dem 15. Juli v. J. die Wiener   Bundespolizei sozialistenfrei zu machen mit allen Mitteln versuchen, so arbeiten Behrminister Baugoin, Innenminister Hartleb und ihre Leute in der Wehrmacht und Gen darmerie; da hat man mehrere Offiziere, die führende Aemter in dem freigewertschaftlichen Militärverband ausübten, als nicht mehr dienstfähig aus der Wehrmacht entfernt. Dann hat man die Kriminalabteilungen( Ausforschungsgruppen) der überwiegend frei gewerkschaftlich organisierten Gendarmerie abgebaut, obwohl sie un gleich erfolgreicher arbeiten als die mit Versammlungsspigelei und Ausbildung für den Straßenkampf überlasteten Bundespolizisten. So ist z. B. der Gendarmerie die Verhaftung eines lange und von der Wiener   Polizei vergeblich gesuchten Autoräubers gelungen. Auch bei dem neuesten Kriminalfall, der Auffindung einer bis jetzt nicht erkannten erschossenen Frau im Lainzer Tiergarten   inmitten eines verbrannten Waldstücks, das nach der Tötung angezündet worden, aber vom Gewitterregen gelöscht worden war, scheint nur die Gen­damerie sachgemäße Untersuchung zu leisten, während die Polizei­hofräte um die Tote herumgelaufen sind und dabei wahrscheinlich Fußspuren untenntlich gemacht haben. Die Regierung aber hat den Vertrauensmann der Gendarmeriegewerkschaft, Kritscher, nach zweijähriger Disziplinarverfolgung strafweise pensioniert.

Weichensteller Tod.

Straßenbahn fährt in einen Zigarrenladen.- 6 Verletzte.

In der vergangenen Nacht trug sich in der Wilmers. dorfer Straße in Charlottenburg   ein schweres Berkehrsunglüd zu. Ein Straßenbahnwagen der Linie 44 wurde von einem Auto feitlich ge­rammt und auf den Bürgersteig geschleudert. Die zwei 3n­faffen des Autos wurden schwer, vier Jahrgäste der Straßen­bahn leicht verletzt.

Das Unglüd, das noch verhältnismäßig glimpflich abgelaufen iſt, ereignete sich furz nach 12 Uhr nachts. Die Straßenbahn näherte sich in vorschriftsmäßigem Tempo der Straßenkreuzung Wilmersdorfer   und Wallstraße. Plötzlich näherte sich in einem außergewöhnlich schnellen Tempo aus der Wallstraße ein Privatauto. Der Führer verminderte die Geschwindigkeit faum, und als die Straßenbahn im Lichtkegel der Autoscheinwerfer auf­tauchte, war es bereits zu spät. Der Führer konnte nicht mehr ab­stoppen und fuhr mit seinem Wagen seitlich in den Triebwagen hinein. Der Straßenbahnwagen, wurde aus den Schienen geworfen, rollte über den Fahrdamm hinweg und geriet auf den Bürgersteig. Dem Straßenbahnführer war natürlich jede möglichkeit genommen, seinen Wagen zum Halten zu bringen, und so fuhr der Triebwagen unter großem Krach in das Schau fenster eines 3igarrengeschäftes im Hause Wilmers dorfer Straße 148 hinein. Sämtliche Scheiben des Wagens wurden dorfer Straße 148 hinein. Sämtliche Scheiben des Wagens wurden zertrümmert und die Fahrgäste des glücklicherweise schwach besetzten Bagens von ihren Sitzen geschleudert. Das Brivatauto war von dem Straßenbahnwagen noch etwa 20 meter mitgeschleift worden. Es wurde völlig zertrümmert und die Insassen, der 42jährige Bäder Nikoley aus der Pestalozzistr. 6, sowie der Hausverwalter Richard Rolfe aus der Ackerstraße 162, lebensgefährlich verlegt.

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Die Feuerwehr und das Städtische Rettungsamt maren auf der Menschenleben in Alarm Straßenbahnunglüc Gefahr" mit einem großen Aufgebot von Rettungswagen und Spezialfahrzeugen angerüdt. Zum Glück stellten sich, als die Auf­regung etwas nachgelassen hatte, die Folgen als nicht so schwer her aus, mie es zuerst den Anschein hatte. Außer den beiden schmers verletzten Autoinfassen, die im Bestend- Krankenhaus Aufnahme fan­den, hatten vier Fahrgäste der Straßenbahn nur leichte Berlegungen erlitten. Sie konnten nach Behandlung auf der nächsten Rettungswache wieder entlassen werden.

Die Aufräumungsarbeiten dauerten etwa 1% Stunden. Der gesamte Straßenbahnverkehr mußte während dieser Zeit umgelenkt

werden.

Brandkatastrophe in Amerika  .

Brennende Deltants.- Drei Städte in Gefahr. London  , 24. Juli, Wie aus Woo driver im Staate Illinois   gemeldet wird, ist in den städtischen Delraffinerien ein Großfeuer ausgebrochen, das insgesamt acht Deltants mit einem Fassungs vermögen von ½ millionen Barrels entzündete. Das Riesenfeuer, das durch einen starten wind unterstützt wird, bringt die Städte Hartford  , Woodriver und East Alton, wo sich die riesigen Raffinerien der Standard Oil Company und der Rogana Raffinerie Company befinden, in große Gefahr. Zahl= reiche Freiwillige leisten der Feuerwehr bei den Löscharbeiten Hilfe.

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meine Beute!"

Vollkommenes Schweigen."

Die Heimfahrt des Nobile.

Nach Meldungen aus Narvit soll die Cifta di Milano" am Dienstag abend oder in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch dort eintreffen. Gleichzeitig wird auch das schwedische Expeditionsfahrzeug Queft" mit Kapitän Thornberg und anderen schwedischen Expedi. tionsteilnehmern an Bord in Narvik   erwartet.

Die Weiterreise von Narvik   wird aller Wahrscheinlichkeit nach am Mittwoch früh, und zwar in einem Salonwagen erster Klasse, erfolgen. Der Salonwagen ist für vierzehn Ber jonen bestellt worden, so daß man annehmen kann, daß außer Nobile, der Viglieri- Gruppe, Zappi und Mariano auch noch ein groer Teil der Offiziere von der Citta di Milano" nach Italien  abreifen wird. Die Nachricht von der geplanten Plombierung des Eisenbahnwagens scheint sich nicht zu bewahrheiten, doch steht es fest, daß die Italiener   den. Befehl erhalten haben, vollkommenes Schweigen zu bewahren und mit der Ummelt in. feinerlei Berbindung zu trefen. Aus Stockholm   sind einige Bertreter der italieni schen Gesandtschaft nach Narvik   abgereist, um Nobile und seine Gefährten auf der Reife zu begleiten. Db der Salonwagen über Malmö  - Kopenhagen  - Warnemünde   oder über Trälleborg­Saßniz nach Deutschland   geleitet wird, steht noch nicht fest. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Italiener jedoch am Freitag

abend auf deutschem Boden eintreffen.

Wie aus Spizbergen gemeldet wird, hat der russische Flieger Ischuchnowfti erneut erklärt, daß er bei der Entdeckung der Malmgreen- Gruppe zweifellos drei Personen auf dem Eise gesehen

habe.

Wie aus Mostau gemeldet wird, teilte der Hilfeausschuß mit, daß sich rassin" auf der Fahrt nach Bergen befinde. Man " Famos. Je mehr die Reichsbahn spart, desto größer wird beschäftige sich zurzeit mit der Frage, in welchem skandinavischen Hafen der Eisbrecher am schnellsten wieder instandgesetzt wer den könne, um die Suche nach Amundsen und der Ballongruppe wieder aufzunehmen. Tschuchnowski bleibe zur Instandsetzung geteilt, daß sie nach Kingbay zurückzukehren beabsichtige, um mit Krassin  " gemeinsam vorzugehen. Die schwedischen Flieger hätten den Wunsch geäußert, bei der weiteren Suche nach Amundsen den Kraffin" als Basis zu benuhen. Diese Meldung ist ein neuer Beweis für den schweren Konflikt zwischen den schwedischen Helfern und den faschistischen Schiffbrüchigen. Getq"

Sonderprüfung für Regierungssekretäre des Flugzeuges in Kingsban. Die Citta di Milano" habe mit

Eine Aufstiegsmöglichkeit.

Der preußische Finanzminister hat, zugleich im Namen des Ministers des Innern, Grundsätze für die Abnahme der Sonder­prüfung der Regierungssekretäre der Allgemeinen Verwaltung aufgestellt. Danach fönnen zur Sonderprüfung die Regierungssekretäre zugelassen werden, die bis zum 24. April 1923 als Anwärter für die Sekretärlaufbahn angenommen waren.

Wie der Amtliche Preußische Bressedienst hierzu schreibt, haben die Regierungssekretäre in der Prüfung die Kenntnisse nachzu­weisen, die zur Erfüllung ihrer Aufgaben in Dienst post en der Gruppe 4d erforderlich sind. Es ist also nicht das volle Maß an Kenntnissen zu fordern, das für die Prüfung für den schwierigen Bureaudienft verlangt wird. Mit der Abnahme der Sonderprüfung wird der bei jeder Regierung für die Oberfekretärprüfung und Sekretär­prüfung zuständige Prüfungsausschuß betraut. Die Re gierungsobersekretäre sollen unter Festlegung einer Ausschluß frist von drei Monaten zur Ablegung der Sonderprüfung einberufen werden. Ungeeignete Regierungssekretäre sollen von vorn herein ausgeschlossen werden.

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Die Prüfung umfaßt einen schriftlichen und einen mündlichen Teil. Bei Beamten, die sich mindestens drei Jahre in leitender felbständiger Stellung befunden haben( Berwaltung eines Sefre­tariats oder Leitung einer sonstigen Dienststelle) fönnen größere schriftliche Arbeiten des laufenden Dienstes als einfache Prü fungsarbeiten behandelt werden. Die mündliche Prüfung soll bei sechs Prüflingen nicht weniger als zwei Stunden betragen. Nach bestandener Prüfung merden die Bezüge der Gruppe 4d gewährt, frühestens zum 1. Oftober 1928.

Die Verfuchsanstalt bleibt endgültig in Berlin  Amtlich wird speben mitgeteilt, daß die Reichsregierung angesichts der Vorteile einer Belaffung der deutschen   Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin   beschlossen hat, dem Angebot der Stabt Berlin  , die ein neues Gelände für eine Domizilierung der Anstalt zur Verfügung gestellt hat, zuzustimmen. Boraussetzung für einen Bertragsabschluß ist jedoch die Beseitigung gewisser Bedenken, die noch gegen Einzelheiten des Angebots bestehen. Mit diesem Be schluß der Reichsregierung wird ein jahrelanger Streit begraben.

Der Berichterstatter des ,, Corriere del la Sera" an Bord des, raffin" berichtet, daß gerade, als der Eisbrecher sich der Gruppe Viglieri näherte, ein gewaltiger Gisblod eine Schaufel der drei Schiffsschrauben zerbrach und damit die Leistung der Motoren auf 1000 PS perminderte. Fast gleichzeitig wurde das Steuer ernst beschädigt. Die Fahrt mußte mit äußer ster Vorsicht fortgesetzt werden. Es sei allen an Bord be wußt gewesen, daß eine weitere Beschädigung den Dampfer fahrt­unfähig machen und damit die 140 an Bord befindlichen Per fonen in höchst kritische Lage bringen würde.

Bon Kingsbay her tommen wieder phantastische Gerüchte, wo­nach der norwegische Flieger Riiser Larsen   die Leiche des schwe­dischen Meteorologen Malmgreen gefunden haben soll. diese Gerüchte werden jedoch von der norwegischen Admiralität, der von Larsen feine derartigen Meldungen zugegangen sind, de­mentiert.

Polen   und Danzig  .

Bersprechungen eines polnischen Generals.

Danzig  , 23. Juli.

Der Präsident der staatlichen polnischen Landeswirt shafts bant, General Goredi, der sich zurzeit zum Zwecke von Wirtschaftsbesprechungen in Danzig   aufhält, gewährte

einem Mitarbeiter der sozialdemokratif hen Danziger Bolts. stimme" eine Unterredung. Der General betonte in diesem Interview wiederholt, daß seine Erklärungen als amtliche Stellungnahme der polnischen Regierung anzusehen seien. 3u der Frage der Beachtung der Danziger politischen und tulturellen Selbständigkeit durch Bolen erklärte General Gorecki, daß die jetzige polnische Regierung niemals auch nur im deifesten daran gedacht babe, Danzigs   Souperänität, jei es im politischen, sei es im fulturellen oder sonst irgendwelchem Sinne, zu schmälern, schon aus dem Grunde nicht, weil eine Kolonisierung Danzigs   durch Jaun

fünstliche oder gar Gewaltmittel in feiner Weise im Intereffe Bolens liege. Im übrigen wäre es

geradezu idiofisch, wenn Polen  , das selbst 130 Jahre unterjo ht war und dabei fich von dem jämmerlichen Fiasto der Unterdrüdung poll über zeugen tonnte, jest Danzig   gegenüber dasselbe System und dieselben Methoden anwenden würde. Wenn sih die Danziger Bevölkerung noch nicht davon überzeugt habe, so werde sie sich im Laufe der allernächsten Zeit davon überzeugen müssen. Es sei voll ständig sicher, daß man angesichts der tatsächlichen Entwicklung de Dinge, wie sie gar nicht mehr ferne liege, den nationalistischen Aus­lassungen in beiden Ländern keine Beachtung mehr schenken werde. Die angeblich geplante Vereinigung der Danziger und polnischen währung liege der polnischen Regierung volltommen fern.

Zu den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Danzig   und Polen   bemerkte General Gorecki, daß die polnische Regierung immer darauf bedacht sei, sämtliche Maßnahmen zum Schuße der Wirts schaftsintereffen Bolens auch auf Danzig   im Einvernehmen mit der Danziger Regierung auszudehnen. Diese Maßnahmen gälten in erster Linie dem Schuß des Danziger Hafens gegen die Konkurrenz der deutschen   Häfen. Was die angeba liche Konkurrenz des Hafens van dingen betreffe, so entwidele sich die polnische Ausfuhr in einem Tempo, das beiden Häfen volle Beschäftigung gewährleiste. Polen   sei sich seiner Pflicht in Bezug auf die volle Ausnuzung des Danziger Hafens bewußt und werde dieser Pflicht auch immer Rechnung tragen. Des weiteren ver prach der General, dafür zu sorgen, daß die bisher in einigen polnischen Blättern gegen Danzig   betriebene Sege aufhört. Zum Schluß erklärte General Gorecki, er sei davon überzeugt, daß

das noch vorhandene

Mißtrauen verschwinden und der Erkenntnis Platz machen werde, daß die gegenwärtige Lage der beiden Staaten sie wirtschaftlich pon einander abhängig mache, und daß daher ein volles gegenseitiges Vertrauen un entbehrlich sei.

Zu Ehren des Generals Goredi gibt der Sen at am Dienstag ein Frühstüd.

14 Lehrer vor dem Sowjetgericht.

In der Atmosphäre einer Folterfammer". In Barnaul   in Sibirien   begann ein Prozeß gegen 14 fibia rische Shuldirektoren und Lehrer, sowie einige Leiter von Kinder­heimen, die der fchädigenden Tätigteit an der Schul. front" angeklagt werden. Die Schuldirektoren und Lehrer sollen Tintorgie veranstaltet und im betrunkenen Zustande die Schüler geschlagen haben. In den Kinderheimen herrschte nach Angabe der Anklageschrift die Atmosphäre einer Foltertammer". Die Kinder bourgeoiser" Eltern wurden von den Lehrern in ihrer antisowjetistischen Stimmung bestärft. Ein Schüler einer Schule versuchte eine Lehrerin zu vergewaltigen, ein anderer schoß bei einer Silvesterfeier aus einem Gewehr einen Schuß auf das Bild von Karl Marx   ab. Vier Schüler sizen ebenfalls auf Ser Anklagebant.

Dreifacher Mord und Gelbstmord.

Graz  . 23. Juli. Gestern nacht hat der 65 Jahre alte Hausbesizer und Tischler. meister Schindler in feiner Wohnung in Beggau feinen 11jährigen Sohn und feine 9jährige Tochter sowie einen dreijährigen Entel mit einem Draht erbroffelt und sich selbst durch einen Schuß in den Mund getötet.

Schindler, der wiederholt Selbstmordabfichten geäußert hatte, fchidie,

um die unfelige Tat ausführen zu können, seine Frau mit dent ältesten Sohne ins Kino und hinterließ einen Abfieds. brief, in dem er bittet, ihm die Tat zu verzeihen. Der Beweg­grund zur Tat ist noch unbekannt.

Der Held" von Löwen wieder frei! Der Belgier   Morren, der die Balustrade an der Bibliothek in Löwen zerstört hat und in Saft gehalten wurde, ist am Montag nach Beratung des Berufungs gerichts wieder freigelassen worden.