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Morgenausgabe

Nr. 347

A 177

45.Jahrgang

Böchentlich 85 Big., monatlich 3,60 m. im voraus zahlbar, Bostbezug 4,32 m. einschl. Bestellgeld, Auslandsabonne ment 6,-m pro Monat.

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Der Borwärts" erscheint wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend, Illustrierte Beilagen Bolt und Zeit" und Rinderfreund". Ferner Unterhaltung und Wissen", Frauen­ftimme, Technit, Blid in die Bücherwelt und Jugend- Borwärts".

Molineup( bodnio?

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Mittwoch

25. Juli 1928

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die ein patige Nonpareillezeile 80 Pfennig. Retlamezeile 5.- Rechs mart Kleine Anzeigen" bas lettge orudte Bort 25 Pfennig( zulässig zwei ettgedruckte Worte),: edes weitere Bort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Wort 15 Brennig, jedes weitere Wort 10 Pfennig. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Beile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen­annahme im Hauptgeschäft Linden fraße 3. wochentägl. von 8 bis 17 Uhr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

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Neue litauisch- polnische Spannung. 3mmer wieder das Rheinland !

Blutiger Grenzzwischenfall.- Gegenseitige Beschuldigungen.

Warschau , 24. Jufi.

Wie dem, pilfubftiblatt Glos prawdy" aus Wilna gemeldet wird, wurde gestern früh eine bei Neutrofi die polnisch- lilauische Litauischen Schüßen, fogenannten Schaulis. beschoffen. Ein

Grenze abschreitende Grenzwache aus dem Hinterhalt von

polnischer Soldat wurde getötet, ein zweiter schwer verletzt. Es fall dies innerhalb einer Woche schon der 3 weite Fall einer Be­schießung polnischer Grenzwachen durch Litauer sein.

In einer weiteren Meldung aus Wilna wird behauptet, daß die Litauer an der polnischen Grenze reguläre Truppen und Schüßen in Maffen tonzentrierten. Auch fame es im litauischen Grenzstreifen zu ständigen Raubüberfällen, so daß in der Grenz­bevölkerung, vor allem in der polnischen, Panit herrsche. Litauische Warnungsnote an den Bölkerbund. Die litauische Regierung hat dem Generalsekretär beim Bölterbund eine Note folgenden Inhalts übersandt: Bor einiger Zeit erschien in der Presse eine Meldung über polnische militärische Manöver im Wilna - Gebiet

Manöver anbetrifft, so waren überhaupt feine vorgesehen. Freilich finden in Barenai jeden Sammer Schießübungen der litauischen Artillerie statt. Die litauische Regierung benachrichtigte aber stets hiervon die polnische Regierung, um allen möglichen Meinungs­verschiedenheiten vorzubeugen. Die polnische Artillerie hält auch Schießübungen zwischen Schwenciany und Babradai an der Demar­fationslinie ab. Diese Schießübungen riefen aber niemals Zwischen fälle seitens der einen oder anderen Partei hervor. Anders ver­hält es sich mit der Frage von Armeemanövern in der Nähe der Demarkationslinie. Das Zusammenziehen polnischen Militärs in größerer Zahl würde für Litauen eine solche Gefahr hervor. rufen, daß die litauische Regierung sich gezwungen sehen würde, rufen, daß die litauische Regierung sich gezwungen sehen würde, ficherheitshalber die litauischen militärischen Punkte zu verstärken. Unter solchen Umständen fönnen 3 wischenfälle stattfinden, die den Frieden in Gefahr bringen würden.

Indem ich Sie von diesen Tatsachen in Kenntnis sebe, beehre ich mich, Euer Exzellenz zu bitten, diese Tatsachen nachprüfen zu wollen und im positiven Falle die in der Resolution des Völker­bundsrates vom 10. Dezember 1927 vorgesehenen Organe zur

dringende Aufgabe staatsmännischer Kunst.

Bon Rudolf Breitscheid .

Wir, die wir die Befreiung der besetzten Gebiete fordern, sind nicht unsere sozialistischen Freunde allein, die unseren haben einen neuen französischen Berbündeten erhalten. Es Standpunkt drüben vertreten, es hat sich ihnen jetzt der be­fannte Bublizist Gustave Hervé angeschlossen, der in seinem Blatte ,, La Victoire" eine lebhafte Kampagne für die bedin­gungslose, fofortige und vollständige Räumung des Rhein­Zone auf dem rechten Rheinufer auch nach der Räumung vor­lands führt. Er meist darauf hin, daß die entmilitarisierte handen sein werde, und daß damit das Rheinland im Falle eines Krieges Frankreich ausgeliefert sei. Keine deutsche Re­gierung werde sich unter diesen Umständen bereit finden, in absehbarer Zeit mit Frankreich oder seinem polnischen Alliier­ten in den Krieg einzutreten. Es sei also gar kein Risiko dabei, bis 1935 den Rest des besetzten Rheinlandes ohne Gegenleistung im voraus zu räumen und damit eine erste Geste der Entspannung zugunsten des neuen republi­tanisch- demokratischen Deutschlands auszuführen.

Nun ist an sich Gustav Hervé zweifellos fein Berbünde­ter, mit dem sich besonderer Staat machen läßt. Er war ein­mal ein Sozialist der äußersten Linken, der den berühmt ge­wordenen Ausspruch tat, daß die französische Fahne auf den

en der Demartationslinie im Auguft als Antwort auf vor kurzem Bermeidung drohender Grenzzwischenfälle in Tätigkeit treten zu Misthaufen gehöre. Er wandte sich dann plötzlich nach rechts, beendete litauische Manöver in Barenai. Was die litauischen lassen.

Heim ins Reich!

Gewaltige Anschlußfundgebung in Graz .

Graz , 24. Juli. ( Eigenbericht.)

In der steierischen Häuptstadt wurde heute unter Teilnahme des Reichstagspräsidenten Paul Löbe eine Ortsgruppe des öfter reichisch deutschen Boltsbundes gegründet, an deffen Spize Löbe steht. Am Nachmittag, nach Arbeitsschluß, versammelten fich auf bem Freiheitsplatz 30 000 Menschen, die mit Begeisterung die Reden des Bürgermeisters Genoffen Muschitsch und Lobes auf­nahmen. In der Entschließung dieser Riesenversammlung wird nachdrücklich die Forderung nach. Bereinigung Deutschösterreichs mit der deutschen Republit auf Grund des unverlierbaren Selbst­bestimmungsrechtes erhoben und den Staatsmännern Europas zugerufen: Respektiert den unerschütterlichen Willen des Boltes, dessen Erfüllung Frieden, Freiheit und Fort fchritt bedeutet.

Am morgigen Mittwoch ist Genosse Löbe im Burgenland , in deffen Hauptort Sauerbrunn eine große Anschlußtund­gebung veranstaltet wird.

Scharfer Vorstoß Macdonalds.

Die Regierung hat das Bolt über das Arbeitslosenproblem

getäuscht.

London , 24. Juli. ( Eigenbericht.)

Am Dienstag begründete Macdonald im Unterhaus eine Interpellation über das Arbeitslosenproblem und gleichzeitig den von seiner Frattion eingebrachten MiB trauensantrag gegen die Regierung. Macdonald warf mehre ren Ministern des Kabinetts Baldwin vor, das englische Bolt direkt belogen zu haben. Erst vor wenigen Tagen habe Churchill erklärt, daß die Arbeitslosigkeit zu feinen ernſten Bedenken Anlaß gebe. Die Ziffern der Arbeitslosenstatistik bewiesen aber, daß das Arbeitslosenproblem zu einer allgemeinen Beunruhigung im Bolte führen müsse. Es sei ganz allgemein festzustellen, daß sämt

mäffern, haben dem Staatsdepartement und dem Marineanit empfohlen, angesichts der jetzigen geflätten Lage in China die dorf llegenden amerikanischen Matinefoldaten bis auf 1500 Mann zurückzuziehen. Diese Borschläge werden zurzeit vom Staats. departement und dem Marineamt ermogen. Nach dem Plan des Generals Butler sollen nur noch einige Flieger, eine Abteilung Artillerie, ein Signalforps und ein paar Maschinengewehr Ab­teilungen in China verbleiben.

Die Krise in Jugoslawien . Neuer Lösungsversuch auf der alten Basis.

Belgrad , 24. Juli.

Der König hat den Führer der Slowenischen Volkspartei, Korosetsch, mit der Bildung der Regierung betraut. Wie ver­lautet, will Rorosetsch eine sich auf die alte Koalition stüßende Regierung bilden, in der die hervorragendsten Persönlichkeiten der Roalitionsparteien teilnehmen würden. Die demokratische Bauerntoalition dürfte sich zu dem Beschluß Korosetschs ab

lehnend verhalten.

Der Putsch in Portugal . Blutige Bilanz.

Madrid , 24. Juli. ( Eigenbericht.)

Die in den letzten Tagen zu verzei hnende Rebellion ver= hältnismäßig großer portugiesischer Truppen­teile beschränkte sich nicht auf die portugiesische Hauptstadt. Auch in der Provinz ist es zu größeren und fleineren Aufständen gekommen, die teilweise erst nach ich werem Blutvergießen niedergeschlagen werden konnten. In Lissabon allein beträgt die Bahl der Toten zehn. Außerdem werden mehr als 50 Verwundete gemeldet. Eine: der Hauptführer des Aufstandes entfam im Flug. zeug nach Spanien .

wurde einer der wildesten Nationalisten und gehörte im Krieg zu denen, die Tag für Tag die Vernichtung Deutschlands predigten. Mit einigem Erstaunen hören wir jetzt von seiner Belehrung zu einer Politik der Verständigung.

Man muß anerkennen, daß Hervé in jedem Augenblick den Mut seiner jeweiligen Ueberzeugung gehabt hat; einen Mut, der vor den äußersten Konsequenzen nicht zurückschreckt. Was ihm gegenüber bedenklich stimmt, ist der häufige und brüste Wechsel dieser Ueberzeugungen, der ihn von einem Extrem ins andere fallen ließ. Aber das ändert nichts daran, daß die Argumente, die er für die Rheinlandräumung ins Feld führt, richtig und unanfechtbar sind. Die mili= tärische Sicherheit Frantreichs ist nicht be droht, wenn die alliierten Truppen aus den preußischen, heffischen und bayerischen Gebieten zurückgezogen werden und wenn das Saargebiet wieder unter die deutsche Verwaltung fällt. Es bleibt nicht nur die fünfzig Kilometer breite ent­militarisierte Zone östlich des Rheins, es bleibt das Völker­bundstatut, es bleibt der Westpakt von Locarno , und zu ihnen tommt jetzt noch der Kellogg - Bertrag mit seiner Aechtung des Angriffstrieges. Geändert wird auch nichts an der Tatsache der Entwaffnung Deutschlands und vor allem nichts an dem ehrlichen Friedenswillen der großen Mehrheit des deutschen Volkes, der im Gegenteil durch die Aufrechterhaltung der Besetzung nur auf eine härtere Probe gestellt werden kann.

Aber Hervé ist nicht Frankreich , und die Sozialisten sind es leider auch nicht. Einstweilen sieht es so aus, als fonime man in der Behandlung der Frage, die in der letzten deutschen Regierungserklärung so nachdrücklich als dringlich bezeichnet worden ist, nicht weiter. Von Paris aus werden immer wieder die alten Gründe gegen eine Erfüllung des deutschen Begehrens ins Treffen geführt. Es sind nicht nur die militärischen Einwände, die die Victoire" so wirksam widerlegt hat, es freuzen sich mit ihnen andere, und darunter namentlich der Hinweis auf den Pfandcharakter der Rhein­lande, die man besetzt halten müsse, um die deutschen Zahlun­gen aus dem Dames- Plan sicherzustellen. Daß auch dieses Argument hinfällig ist, liegt auf der Hand. Deutschland zahlt nicht und wird nicht zahlen, weil fremde Truppen int feinen Grenzgebieten stehen, sondern weil es sich ver= tragsmäßig verpflichtet und weil es weiß, daß wenn

liche Arbeitsmärtte von Arbeitslojen überlaftet ſeien. Der Hinweis Seltsame Folge des Obregon- Mordes. bags, meth es sich wirklich diesen Berpflichtungen entziehen

auf die günstige Lage in der Kunstseiden-, Knopf- und der Automobil. industrie könne das vorhandene Elend nicht aus der Welt schaffen.

Englische Annäherung an Ranting?

Zschiantaischet soll die Bekämpfung des Bolschewismus zugesagt haben.

Paris , 24. Juli.

Die Agentur Indopacifique meldet aus Lofio. Wie ver lautet, soll es dem englischen Gesandten in Pefing gelungen sein, eine Verstandigung mit Ischiangtaischet dahin her beizuführen, daß bie fommunistische Propaganda im Jangife- Tal unterbunden und die englandfeindliche Bewegung ein­gestellt wird. Ms Gegenleiftung wird die Regierung von Ranting die finanzielle und diplomatische Unterstüßung Englands erhalten.

Front gegen die Arbeiterminister.

Merito, 24. Juli.

Die Bereinigung der revolutionären(?) Parteien beschloß, an Calles die Forderung zu schicken, daß alle Mitglieder der Arbetterpartei aus den Regierungsstellen entfernt werden.

wollte, die ganze Welt gegen sich hätte.

Auch das Bemühen, Rheinlandräumung, Reparations­zahlungen und interalliierte Schulden miteinander zu ver­kuppeln und diese drei Probleme sozusagen auf einem Papier zu lösen, ist abmegig. Man mag einen inneren Zusammen­hang zwischen Reparationen und interalliierten Schulden zu­geben, aber das Rheinland steht auf einem besonderen Blatt. Seine Angelegenheiten können und müssen gesondert geregelt nicht mehr unter

Schweres Explosionsunglück.heitspolitischen oder finanzpolitiſchen Geſichtswinkeln

Ein jugoslawisches Munitionslager in die Luft geflogen. Wien , 24. Juli.

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Wie die Stunde aus Belgrad meldet, hat sich in Gattaro eine schwere Explosionskatastrophe ereignet. Ein staatliches Munitionslager ist in die Luft geflogen, wodurch eine noch nicht feststellbare Amerifa zieht Truppen aus China zurüd. Anzahl von Soldaten getötet worden ist. Da die Explosionen noch andauern, konnten Zote und Ver. Washington , 24. Juli. Brigadegeneral Butler b miral Bristol, der Chef wundete noch nicht geborgen werden. Gerüchte wollen hes amerikanischen Kreuzergeschmaders in den asiatischen Gewissen, daß es sich um ein Attentat handelt.

betrachten. Sie sind rein politischer Natur, das heißt, es muß an fie herangegangen werden von der Basis des Friedenwillens aus und mit der Erkenntnis, daß die Fort­dauer der Besagung weder mit dem Geist der seit 1925 be­schlossenen Abkommen im Einklang steht, noch geeignet ist, die Welt der Berwirklichung der diesen Berträgen zugrunde liegenden Idee näherzuführen.

Was Frankreich schließlich nur noch für sich geltend machen fann, ist der Wortlaut des Vertrages von Versailles . Das formale Recht ist in der Tat quf seiner Seite, und tifel 431 fein wirksames juristisches Instrument sehen, mit wir geftehen offen, daß wir auch in dem vielberufenen Ar­dessen Hilfe eine frühere Räumung durchzusehen wäre. Jedoch